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Verben des Sprechens nach wörtlicher Rede

Begonnen von Philian, 16. September 2018, 09:39:44

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Sturmbluth

#30
Zitat von: Churke am 17. September 2018, 10:23:46Wenn ich alte Bücher lese, fällt mir immer wieder auf, in welchem Ausmaß heutige Lektoren die Romane verhunzt haben.  ::)
Regelhörigkeit ist ein deutsches Phänomen. Alles muss ganz exakt sein und darf nicht abweichen von dem, was das geheime Gremium (das niemals benannt wird) beschlossen hat. Oft frage ich mich, ob das ein Grund dafür ist, dass deutsche Romane so selten übersetzt werden. Ich meine, wenn ich z.B. Grisham oder Ludlum lese, da wird jede Figur erstmal mit einer halben Seite Biografie eingeführt, alles wird viel lockerer erzählt - würde jeder deutsche Lektor zerreißen.

Unabhängig davon, finde ich aber Sätze wie diesen hier furchtbar:
Zitat"Das schmeckt gut", aß er weiter

Stilfrage. Was ich aber noch viel schlimmner finde, ist der eingangs erwähnte Erklärbär:
Zitat"Ich freue mich so", freute er sich.

Das eine ist eine Stilfrage und sei jedem selbst überlassen. Das andere ist einfach nur ... blöd :-)

Und es sollte ein Ansporn für jeden Autoren sein, die Dialoge derart zu gestalten, dass Aussage und Stimmung dabei rüberkommen, ohne dass der Erzähler bemüht werden muss, das Gesagte noch einmal zu erklären. Hier ist es gut, hauptsächlich "sagte" zu verwenden, denn dann sieht man, ob die wörtliche Rede vermittelt, was sie soll.

Araluen

Aus diesem Grund schreibe ich wörtliche Rede erst komplett ohne Inquits mitlerweile und füge selbige bei Bedarf in der Überarbeitung ein zum Zwevk der Übersicht oder eben kurze Handlungseinschübe zum Auflockern.

Philian

Zitat von: Araluen am 17. September 2018, 20:12:15
Aus diesem Grund schreibe ich wörtliche Rede erst komplett ohne Inquits mitlerweile und füge selbige bei Bedarf in der Überarbeitung ein zum Zwevk der Übersicht oder eben kurze Handlungseinschübe zum Auflockern.
Eine interessante Methode. Und du schreibst wirklich nicht hin, was die Leute tun, oder denken? Das fügst du erst hinterher ein?
Wenn ich eine Szene schreibe, habe ich das Geschehen immer vor Augen. Ich müsste mich verbiegen, wenn ich es nicht auch gleich mit aufschreiben würde.

Araluen

Wenn die Figuren dabei etwas für die Handlung essenzielles tun, schreibe ich es mit hin. Ansonsten bleibe ich ganz auf den Dialog fokussiert. Wenn ich den Dialog später überarbeite und er gut geworden ist, baut sich die Szene von selbst auf und ich kann die "Regielücken" einsetzen. Da hilft es, dass ich eine Zeit lang in Drehbuchform geschrieben hab.
Beschreibungen jeglicher Art finde ich beim Schreiben von Dialogen mehr als müßig und rauben mir die Dynamik.

Philian

Zitat von: Araluen am 17. September 2018, 23:10:26
Wenn die Figuren dabei etwas für die Handlung essenzielles tun, schreibe ich es mit hin. Ansonsten bleibe ich ganz auf den Dialog fokussiert. Wenn ich den Dialog später überarbeite und er gut geworden ist, baut sich die Szene von selbst auf und ich kann die "Regielücken" einsetzen. Da hilft es, dass ich eine Zeit lang in Drehbuchform geschrieben hab.
Beschreibungen jeglicher Art finde ich beim Schreiben von Dialogen mehr als müßig und rauben mir die Dynamik.
So klingt das schon ganz anders und ich kann verstehen, was du meinst.
Tatsächlich füge auch ich manchmal noch im Nachhinein dazu, wohin sich die Figuren bewegen, um den Dialog, wenn er denn lang geworden ist, abwechslungsreicher zu gestalten.
Problem dabei:
Wenn man später erneut an den Dialog geht um irgendetwas zu verändern, steht die Person plötzlich zwei Mal auf, obwohl sie doch bereits im Raum umherwandert. Dem versuche ich manchmal zu begegnen, indem ich die 'Regieanweisungen' in Gelb hervorhebe. Dann kann ich die Stimmigkeit der Handlungen überprüfen, ohne den Dialog zu lesen. Allerdings ist dies recht mühsam. Hat jemand von euch eine bessere Methode?

Gilwen

Ich mache es meistens so, dass ich den Dialog als Ganzes runterschreibe, also mit den "Regieanweisungen" zusammen. Wenn mir ein Dialog ganz besonders schwer fällt, skizziere ich ihn vorher grob im Notizbuch, und ich schreibe mir auch oft auf, wo ich in diesem Gespräch hin möchte. Das klappt oft, manchmal machen mir meine Figuren allerdings einen Strich durch die Rechnung ;D
Mir persönlich fällt es immer schwer, hinterher noch etwas in ein Gespräch einzufügen. Ich mache viel auch nonverbal über Gestik und Mimik, und wenn ich das hinterher erst mache, wirkt das Gespräch schnell hölzern.
,,Ist schon gut", sagte das Feuer. ,,Du musst das sicher erstmal alles sacken lassen."

Gizmo

#36
Bei mir kommt es auf die Art des Dialogs an. Schreibe ich ein sehr emotionales Gespräch oder hitziges Wortgefecht, lasse ich oft zunächst alles außer der eigentlichen wörtlichen Rede weg. Auf diese Art fällt es mir leichter, den Wortwechsel natürlicher zu halten und zu überprüfen, ob die Antworten zu den vorangegangenen Aussagen passen. Körpersprache usw. füge ich dann anschließend ein. Handelt es sich stattdessen um ein 'normales' Gespräch, schreibe ich in der Regel alles auf einmal runter.

Im ersten Entwurf mache ich mir keine Gedanken darum, ob ich Wortwiederholungen im Text habe, jemand z.B. doppelt aufsteht oder plötzlich auf einem anderen Stuhl sitzt als zuvor. Solche Fehler entdecke ich bei der Überarbeitung, wenn ich mir bereits recht sicher bin, dass die gesprochenen Teile der Szene zum Großteil so sind, wie ich sie haben will. Was ich dann immer noch übersehe, erwischen in der Regel meine Testleser. :)
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

chaosqueen

OT: Liebe @Philian, Nachrichten an Sprotte sind toll, aber wenn Du möchtest, dass ein Mod einen überflüssigen Beitrag löscht, dann schick lieber einem von uns eine PN mit Link zum Beitrag, dann verschwinden die auch ganz fix und wie von Zauberhand! ;)

Und wie Sprotte schon erwähnt hat, haben wir ganz bewusst die Möglichkeit abgeschaltet, den eigenen Beitrag zu löschen, weil wir zwar Käse mögen, aber nicht käselöchrige Threads. ;)

Fledermaus

Spannend, hier die unterschiedlichen Meinungen zu lesen. Ich persönlich denke, im Endeffekt ist die Mischung wichtig. Es wird (finde ich) mühsam zu lesen, wenn jeder Dialog gleich aufgebaut ist.

Derzeit übersetze ich viel (von Englisch auf Deutsch) und mir kommt irgendwie vor, derzeit ist es bei englischsprachigen Autoren üblich, kaum noch Sprechverben zu verwenden, sondern dazwischen irgendeine Handlung desjenigen, der spricht, einzustreuen. Interessanterweise finde ich das auf Englisch nicht so störend wie auf Deutsch :hmmm: Bin mir auch nicht sicher warum, aber es liest sich auf Deutsch einfach so "abgehackt", finde ich.

Solche Einstreuungen können dann ca. so klingen: 
"Blabla." Hans ging zum Schreibtisch. "Blablabla." Er nahm seinen Locher. "Bla." Er heftete ein paar Dokumente zusammen. "Blablabla."
Peter kratze sich am Kinn. "Bla." Er stand auf. "Blabla." Er ging im Zimmer herum.
Und da finde ich irgendwie, dass zu wenig Abwechslung drin ist, es wird monoton. Irgendwann beginnt man, das zwischen der wörtlichen Rede zu überlesen, und ist verwirrt, wenn doch mal irgendetwas wichtiges drin war. Ein bisschen Abwechslung zwischendrin lockert das dann auf.

Grundsätzlich versuche ich immer, wirklich nur Verben des Sprechens zu verwenden (also kein "nickte er", "grinste sie" etc.) Aber ich muss zugeben, dass ich z.B. ein Fan von "fauchen", zischen", knurren", etc. bin, solange es nicht zu viel wird ;D Auch sowas wie "wiederholte ich" usw. finde ich nicht schlimm, wenn es nicht ständig gebraucht wird. Holprig soll es eben nicht klingen.

Alia

Ich bin ein Fan vom kleinen Inquit. Meist beschränke ich mich bei den Verben auf "sagte er/sie". Da Text in Anführungszeichen ja immer gesprochen wird, ist das oft auch überflüssig. Solange erkennbar ist, wer redet, muss der Zusatz nicht sein und dann fliegt er.

Geflüstert, gehaucht, gestöhnt, gewispert, etc. wird nur sehr wenig und nur dann, wenn dieser Zusatz wichtig ist und sich der Effekt nicht anders erreichen lässt.
Aktuell habe ich ein Projekt, bei dem beide Protas eine gemeinsame Sprache sprechen, aber die Heldin noch eine zweite, die er nicht versteht. Wenn ich bei ihm im Kopf stecke, bin ich oft bei "Sie zischte ein Wort auf [Sprache]" Da hier ja nicht klar ist, was gesagt wurde, ist die Information, wie es gesagt wurde wichtiger und kommt in den Text.

Am Schlimmsten finde ich, wenn bei einem normalen Gespräch alle möglichen Verben aus dem Hut gezaubert werden. Man sitzt am Esstisch und spricht darüber wer die Knder von der Schule holt. Sie stöhnt, er grinst, sie flüstert, er haucht, sie erwidert, er tadelt. Nein - so lieber nicht.

Ähnlich grausam finde ich, wenn man die kuriosesten Bezeichnungen für eine Person oder Sache findet, nur um Wortwiederholungen zu vermeiden. Er/sie/es sind zB Wörter die man m.E. ruhig häufig benutzen kann, ohne dass es komisch wird.

Die "Einstreuungen" finde ich extrem wichtig.  Einfach nur Füllmaterial ist das eben nicht. Ich finde es verschwendete Worte, wenn man "irgendwas" zwischen den Dialog packt, nur um da etwas stehen zu haben, das zeigt, wer redet.
Dieser Füllstoff hat so viele Möglichkeiten: Körpersprache kann das Innenleben der Personen zeigen, die mit der/dem Prota reden. Die Innenansichten der Protas während dem Gespräch zeigen innere Konflikte oder Entwicklungen. Man kann mit der Beschreibung von Handlungen Stimmungen erzeugen, Alltag der Protas zeigen, den versteckten Konflikt auf einer anderen Ebene darstellen. Oder auch andersherum: Die Protas zoffen sich, die Handlung/die Innenansicht zeigt aber, dass sie sich sehr zueinander hingezogen fühlen.

Anj

Das ist wirklich interessant, wie die Meinungen dazu sind. Ich glaube, ich habe noch nie "sagte" als Inquit benutzt und wenn ich das in einem Buch lese, dann ist bei mir die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es zugeklappt wird, weil ich dann das Gefühl habe, den Aufsatz eines Viertklässers zu lesen, der einfach nicht genug Wortschatz hat, um ein präzises Verb zu finden. Insbesondere, wenn es zweimal direkt nacheinander passiert :versteck:
Bei mir wird manchmal ein Inquit verwendet, dass das gesprochene zusätzlich charakterisiert und ich finde, dass fauchen, knurren, zischen usw einfach präzisere Synonyme zu sagen sind. Auch wenn das durch den umliegenden Text ohnehin deutlich werden soll, braucht die Sprachmelodie für mich manchmal einfach diese Formulierungen. Und da ich denke, dass einfache Leser stärker auf die Gesamtmelodie achten als auf die Regeln über die wir Autoren uns die Köpfe zerbrechen, ist die für mich im Zweifelsfall immer wichtiger. In der Regel benutze ich allerdings gar keine Inquits, sondern Handlungen oder Beschreibungen um klar zu machen wer spricht. Lediglich geantwortet wird bei mir häufiger, wenn sich der Dialog nicht durch besondere Emotionen auszeichnet. Das ist bei mir auch das einzige Inquit über das ich hinweglese. Am besten finde ich Dialoge aber inzwischen wirklich, wenn kaum Inquits nötig sind, weil sich die Szene im Kopf so entfaltet, dass die Rede gleichwertig neben der Handlung stehen kann und der Fokus eben immer irgendwie automatisch auf der sprechenden Person liegt.

Etwas zu grinsen ist allerdings so eine Sache. Für mich ist das sehr stimmig, wenn es etwas schelmisches ausdrücken soll, auch wenn es nicht eigentlich nicht optimal formuliert ist. Aber necken funktioniert da für mich nicht, weil ich das widerum als krasses tell empfinde und auch mehr ist, als in den entsprechenden Situationen wirklich passiert. Wenn es aber nicht diese ganz bestimmte Stimmung trifft, empfinde ich es auch als unpassend, eben weil grinsen ja eigentlich nicht die Stimme näher präzisiert, sondern einfach ein mimisches Signal ist.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Alia

Ich glaube, dass es dir nicht auffallen wird. Habe gerade mal den erstbesten Viertklässlerroman aus dem Regal gezogen (Vorsicht, Ironie! Buch und Autorin mag ich sehr!):
Zitat von: J.K. Rowling, Harry Potter"Ich nehme an", sagte Mrs Dursley steif.
"Wie war noch mal sein Name? Howard, nicht wahr?"
"Harry. Ein hässlicher, gewöhnlicher Name, wenn du mich fragst."
"O ja", sagte Mr. Dursley und das Herz rutschte ihm in die Hose.

Ist nicht die einzige Stelle. z.B. die ersten Verben des Sprechens in dem Kapitel "Der Hüter der Schlüssel" im selben Buch:
sagte er dumpf
rief er
sagte der Fremde
sagte der Riese
sagte der Riese
sagte er
sagte der Riese
sagte der Riese
;)

Felsenkatze

Wobei es im Englischen üblicher ist, nur "sagte" zu nehmen, weil der Leser über "says" oder "said" wohl einfach hinwegliest, und es den Lesefluss nicht stört. Hat sogar Stephen King mal in seinem Schreibratgeber propagiert.
Deswegen kommt es in deutschen Übersetzungen von englischsprachigen Büchern so viel vor. Im Deutschen selbst wirkt es mMn nicht ganz so rund, also besser mal ein ursprünglich deutsches Beispiel raussuchen, wenn man selbst deutsch schreibt.

Alia

#43
Okay, dann:
Heinrich Böll, Ansichten eines Clowns, die Verben des Sprechens im ersten Kapitel:
sagte er, sagte ich, sagte ich, und sagte, er sagte, ich sagte, murmelte er, sagte ich, und sagte, sagte ich, sagte er milde, sagte ich, und sagte, rief ich, rief er, sagte ich, sagte er, brüllte ich

Franz Kafka, Die Verwandlung:
rief es, zu sagen, rief er, antwortete Gregor, flüsterte die Schwester, sagte er sich, sagte er sich, sagte er sich, sagte sich, sagte der Prokurist, flüsterte die Schwester, sagte Gregor, sagte nun der Vater, rief der Prokurist, sagte die Mutter, sagte Gregor, sagte der Prokurist, fragte der Vater, sagte Gregor

Auch hier: Es wird hauptsächlich gesagt, gefragt und geantwortet.
Die anderen Verben verfolgen jeweils einen klaren Zweck:
Gerufen wird durch geschlossene Türen. (Und zwar von denen, die draußen stehen. Gregor und der Ich-Erzähler sagen die Antwort)
Das Flüstern der Schwester zeigt ihre Schüchternheit.
Gebrüllt wird, als die Situation eskaliert.
Das Murmeln unterbricht ein längeres Schweigen und zeigt, dass der Sprecher unwillig und leise spricht.
Das kommt alles nur dadurch zur Geltung, dass es aus dem normalen "sagte er" heraussticht.

Anj

#44
Zitat von: AliaIch glaube, dass es dir nicht auffallen wird. Habe gerade mal den erstbesten Viertklässlerroman aus dem Regal gezogen (Vorsicht, Ironie! Buch und Autorin mag ich sehr!):
Zitat von: J.K. Rowling, Harry Potter"Ich nehme an", sagte Mrs Dursley steif.
"Wie war noch mal sein Name? Howard, nicht wahr?"
"Harry. Ein hässlicher, gewöhnlicher Name, wenn du mich fragst."
"O ja", sagte Mr. Dursley und das Herz rutschte ihm in die Hose.
Naja, hier ist es erstens ja nicht direkt hintereinander und zweitens stört mich das beim Lesen der Bücher inzwischen durchaus. Wobei ich darauf tatsächlich erst bewusst achte, seit ich selbst schreibe. Vorher wäre es mir vermutlich tatsächlich nicht aufgefallen. Wenn es alle paar Seiten mal einmal in einem Dialog auftaucht habe ich da auch kein Problem mit, wenn ich einen Text lese. Was ich aber inzwischen bei recht vielen deutschen Autoren in den Leseproben feststelle, ist das Inquit nach nahezu jeder Dialogzeile. Also in dem Beispiel mindesten noch ein sagte mehr, wenn nicht sogar jedesmal. Und das mag ich eben absolut nicht. Und sicherlich gibt es Ausnahmen, in denen mich etwas anderes so fesselt, dass ich nicht mehr jede Formulierung lese und dann über so etwas auch komplett hinweglese. Aber die sind inzwischen schon eher rar gesäht. Und wenn mich etwas anderes im Buch fesselt, dann kann ich mich sogar durch einen Fitzek quälen, bei dem es mir zum Beispiel bei mindestens jedem 2. Satz aufgrund des Stils die Fussnägel aufrollt. (okay, ich habe nur ein Buch komplett geschafft, aber immerhin). Dass es also Bücher gibt, die trotz einer Sache, die man nicht mag, funktionieren, heißt nicht, dass diese Sachen einem nicht auffallen. Und mir ist heute beim überprüfen eben aufgefallen, dass ich in der Schnellsuche durch die Dialoge bei mir selbst kein einziges sagte gefunden hab. Mir wurde das aber auch noch nie angemerkt und ich habe schon verdammt viele Testleser gehabt. Von daher geht es scheinbar eben doch auch mit den Synonymen und ohne sagte.
Und wie gesagt, ich denke, diesen krassen Fokus haben ausschließlich andere Autoren oder vielleicht Leser, die wegen bestimmter Formulierungen lesen. Aber die lesen auch komplett andere Sachen als ich. ;)
Zitat von: Alia
Heinrich Böll, Ansichten eines Clowns, die Verben des Sprechens im ersten Kapitel:
sagte er, sagte ich, sagte ich, und sagte, er sagte, ich sagte, murmelte er, sagte ich, und sagte, sagte ich, sagte er milde, sagte ich, und sagte, rief ich, rief er, sagte ich, sagte er, brüllte ich

Franz Kafka, Die Verwandlung:
rief es, zu sagen, rief er, antwortete Gregor, flüsterte die Schwester, sagte er sich, sagte er sich, sagte er sich, sagte sich, sagte der Prokurist, flüsterte die Schwester, sagte Gregor, sagte nun der Vater, rief der Prokurist, sagte die Mutter, sagte Gregor, sagte der Prokurist, fragte der Vater, sagte Gregor
Ja, die fand ich auch schon immer unlesbar^^ Nur weil eine große Masse etwas als Klassiker oder guten Stil deklariert, ist das für mich aber auch noch lange kein objektives Kritierium oder eine gültige Wahrheit, bzw. Regel der ich folgen muss. Ich weiß, ich stehe mit dieser Meinung recht alleine da, aber ich wollte ja auch nur mal einwerfen, dass es durchaus auch ganz andere Empfindungen geben kann. Ich gebe aber auch gern zu, dass ich bei allem, was als Regel bezeichnet wird oder bei Geschmacks-, bzw. Gewohnheitsfragen das eine als besser als das andere betrachtet wird, einen extremen Widerwillen verspüre und ohnehin bei extrem vielen Sachen anders ticke als die Mehrheit der Menschen in meinem Umfeld.

Und ganz grundsätzlich finde ich es auch sehr schade, dass ich bei so vielen Autoren das Gefühl habe, ich könnte die Texte einfach austauschen, weil sie eben keine Ecken und Kanten mehr haben, sondern irgendwie alle nach demselben Rezept geschrieben wirken. Und leider trifft das aktuelle Rezept vieler deutscher Autoren einfach nicht meinen Geschmack. :/ (Auch wenn ich inzwischen doch einige wenige Perlen gefunden habe, bei denen das anders ist und die den Mut haben, einen klaren eigenen Stil zu verfolgen.)

Zitat von: AliaSolange erkennbar ist, wer redet, muss der Zusatz nicht sein und dann fliegt er.
Darauf kann ich mich mit dir allerdings sehr gut einigen. Das handhabe ich genauso ;)
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.