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Namen zum An-/Abgewöhnen: wie wichtig sind euch Charakternamen?

Begonnen von Lila, 25. März 2010, 15:57:03

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Kati

ZitatKennt jemand die "Digedags"? In meiner Altersklasse irgendwie niemand... ok, sie stammen aus der Kindheit meines Vaters, da sollte ich das auch nicht erwarten

Doch, ich ein bisschen. Mein Vater hatte sowas auch.  :) Ich kenne das aber nur so vom Namen her, nie gelesen oder angesehen. Obwohl ich Totalo Flauti gerade unheimlich cool finde.  :rofl:

Naudiz

Wenn ich im Buchladen unterwegs bin und Klappentexte lese, schrecken mich stets Namen mit unheimlich vielen Apostrophen ab. Oder solche, die ich gar nicht erst aussprechen kann. Ich meine, hallo, wie soll ich das Buch in Ruhe lesen, wenn ich in jedem zweiten Satz am Namen des Protagonisten hängenbleibe?

Drizzt Do'Urden ist so ein Fall. Zwar habe ich die Bücher nie gelesen, aber er ist ein Bonus-Spielercharakter in Baldur's Gate II: Dark Alliance für die Xbox. Im ersten Moment habe ich mit seinem Vornamen das Geräusch assoziiert, das eine Selterflasche beim Öffnen macht. Schlimm, sowas.

Oder, was noch sehr nett ist: Die irischen Namen in Hohlbein's "Drachenfeuer". Da hätte man wenigstens eine Aussprachehilfe in den Anhang packen können. Nicht jeder kennt sich mit dieser Sprache aus.

@Lemonie: Totalo Flauti?  :rofl: Oh je, da war ja jemand ganz besonders kreativ  ;D


Sorella

Gutes Beispiel, Naudiz.
Drizzt Do'Urden würde ich beim Lesen eines Buches automatisch im Kopf immer als "Driss" lesen und den hinteren Teil ignorieren. Sonst stört es mich massiv im Lesefluss. Habe ich irgendeine Namens-Legastenie oder geht es anderen auch so? Würd mich mal interessieren.  :hmmm:

Zit

#243
 ;D Ach, also ich finde das nur verständlich. Vom Apostrophen-Wahn bin ich auch abgekommen, und von langen Namen. Da sich meine Sprachkenntnisse auch nur auf Muttersprachler-Deutsch, gutes Schul-Englisch und rudimänteres Schul-Französisch beschränken, gibt's bei meinen ausgedachten Namen nicht viel Rätselraten, wie sie auszusprechen sind. Ich bin da genauso deutsch-lautmalerisch wie der Großteil potentieller Leser.

Ich vertausche auch gern mal Buchstaben beim Lesen: Deila wird dann bei mir Delia während des Lesens, auch wenn ich irgendwann meinen Fehler bemerke, bleibt es dann bei der ersten Lesevariante. Ich weiß auch noch, wie ich regelmäßig an Trelawney gescheitert bin bis ich den HP-Film gesehen habe. Aber ich lass mich davon aber auch nicht abhalten ein Buch zu kaufen (wenn es nicht gerade am Apostrophen-Wahn krankt). Da les ich die Namen eben so, wie sie mir passen und wenn ich sie dafür kürzen muss.

Als Autor nehm ich das keinem Leser übel, wenn er dann doch irgendwann mal meine Figuren falsch liest. Solange er sie vom Charakter her eindeutig zuordnen kann, ist doch alles in Butter.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Rosentinte

Hallo,
also bei HP war mein Problem eher, dass ich daher noch kein Englisch konnte. Habe deshalb immer von "Treeelafney" und "Mäkgonagal" geredet. Aber das ist das Risiko bei Übersetzungen. Mir passiert es auch oft wie Zitkalasa, dass ich mich verlese, meinen Irrtum bemerke und ab dann immer (um bei dem Beispiel zu bleiben) "Delia - nein Deila!" lese.
Ich bin eigentlich bei so verrückten Namen sehr dankbar, wenn die Aussprache vorgegeben ist. Und Apostrophe werden galant überlesen, das ist in meinem Kopf ein Wort.
LG, Rosentinte
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Pestillenzia

Zitat von: Zitkalasa am 25. Juni 2011, 16:48:03
Ich vertausche auch gern mal Buchstaben beim Lesen: Deila wird dann bei mir Delia während des Lesens, auch wenn ich irgendwann meinen Fehler bemerke, bleibt es dann bei der ersten Lesevariante.

Gut, dass es noch anderen so geht.  Ich mag deshalb auch keine ewig langen komplizierten Namen mit einem ganzen Geschwader an Bindestrichen und Apostrophen. Namen wie der erwähnte Drizz-Dings wären für mich ein Grund, das Buch nicht zu kaufen. Über derartige Namen würde ich ständig stolpern und das Lesevergnügen würde gen Südpol wandern.

Auch Namen, die cool klingen sollen, aber nur unfreiwillig komisch sind, würden mich abschrecken, weil ich von diesem Namen automatisch auf die Qualität des Textes schließe. So etwas wie Kitty Cool oder Jack Ironfist zum Beispiel, wenn sie nicht gerade in einer Parodie vorkommen oder das die Spitznamen der Romanfiguren sind.

Ich finde dann immer sehr leicht Namen für meine Figuren, wenn ich - bewusst oder unbewusst - eine ziemlich genaue Vorstellung von ihnen habe. Dann macht es automatisch "klick", wenn ich gedanklich über den richtigen Namen stolpere. "Annegret Sarowski" aus meinem Zitat kam innerhalb weniger Minuten zu ihrem Namen, weil ich sie ganz genau vor mir auf ihrem Stuhl sitzen sah.

Die weise Frau aus meinem Fantasyroman hingegen hat immer noch keinen passenden Namen bekommen, weil sie noch immer etwas schwammig ist.
Toni - die Heldin aus meinem Krimi - bekam ihren Namen ebenfalls fast in dem Moment, als ich die Figur zu skizzieren begann, weil er einfach zu ihr passte.

Mohnrote

Die Abneigung für inflationären Apostrophengebrauch scheinen hier ja viele zu teilen. Anstatt den Namen interessant zu machen, wirkt das bei mir immer mehr in die Richtung "da wollte jemand aber ganz besonders kreativ erscheinen". Was mich auch stört, ist die Verwendung von zuviel "y". Noch so eine Methode, um Namen aufzumotzen. Ein schlimmes Beispiel: Alayaya bei George Martin. Wie bitte? Jaja? :rofl:

Wo ich früher noch mit englischen Namen gekämpft habe (M-C- Gonagaal?? ;D), finde ich heute vor allem irische Namen problematisch. Ein Beispiel hierfür wäre Sorcha aus "Die Tochter der Wälder" von Juliet Marillier. Obwohl dort sogar hinten im Buch die korrekte Aussprache angegeben war, hab ich mir das nicht beibringen können.

Es fällt schon auf, dass es vor allem bei den Namen männlicher Charaktere deutliche Trends gibt. Umso mehr, wenn es sich um düstere Helden oder Vampire handeln soll. Da wird dann gerne auf mysteriös klingende französische oder eben auch irische Namen zurückgegriffen: Kieran, Aidan, Damian und Co. werden oft in Begleitung von Danielle, Isabelle und Emily gesichtet. Wobei das nicht heißen soll, dass ich diese Namen unattraktiv finde. Ich habe immer noch das Problem, einen meiner Charaktere in völliger Unwissenheit nach Damien Rice benannt zu haben, und ihn nun gegen heftige Vorurteile verteidigen muss.  :snicker:

Sprechende Namen finde ich eine gute Idee, wenn es nicht übertrieben wird. (Bella Swan..) Bei mir kommt immer zuerst der Name, und dann der Charakter, der sich dahinter versteckt. Von daher versuche ich meist noch nachträglich durch einen Zweitnamen ein Merkmal oder eine Vorliebe hervorzuheben.

Naudiz

Zitat von: Mohnrote am 24. Juli 2011, 14:25:24Bei mir kommt immer zuerst der Name, und dann der Charakter, der sich dahinter versteckt.

Das ist bei mir genauso. Einen Zweitnamen bekommen sie deswegen aber trotzdem nicht.

Dämmerungshexe

Über Drizzt Do'Urdon stolpere ich auch regelmäßig (ob in Baldurs Gate oder beim Lesen des Klappentextes). Aber an sich find ich den Namen nicht schlecht, einfach um die Unterschiedlichkeit, bzw. die Andersartigkeitd er Dunkelelfen zu betonen. Wenn in einer Geschichte ein Volk auftaucht, das den übrigen Protagonisten fremd ist, dann finde ich solche "schwierigen" Namen gar nicht schlecht. Wie würde man zum Beispiel die Namen von Buschleuten, mit den ganzen Klick-Lauten drin in lateinischer Schrift schreiben?

Das mit dem Buchstabenvertauschen kenne ich auch :D
Das mach ich immer dann wenn mir Namen wirklich etwas zu schwierig sind und sonst den Lesefluss stören würden.

Eine einfache aber sehr nützliche Methode, die ich für die Namensfindung gerne benutze ist einen "normalen" Namen zu nehmen und durch ein bißchem Umstellen, Weglassen, Ranhängen einen neuen, fantasy-brauchbaren zu machen (zB: Eduart --> Douart). Wichtig ist mir am Ende, dass der Name zur Figur passt. Und wenns ein sehr seltsamer und eigenwilliger Charakter ist, dann darf man auch schonmal über den Namen stolpern.

Was mir auch schon passiert ist, dass ich mir einen Namen "ausgedacht" habe und später festgestellt habe, dass es den wirklich gibt. Vargas is (ich glaub in Portugal oder Spanien) ein anscheinend nicht ungebräuchlicher Nachname. Ich stolper a immer wieder drüber, vor allem da es wohl einen Autor gibt der so heißt und der Name somit auch auf Büchern zu finden ist. Ich denk dann immer: hoppla: da hat jemand meine Geschichte geschrieben! ;)
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Pestillenzia

Zitat von: Dämmerungshexe am 25. Juli 2011, 08:24:30
Eine einfache aber sehr nützliche Methode, die ich für die Namensfindung gerne benutze ist einen "normalen" Namen zu nehmen und durch ein bißchem Umstellen, Weglassen, Ranhängen einen neuen, fantasy-brauchbaren zu machen

Ja, das mache ich auch gerne. Oder ich bastle aus zwei Namen einen neuen.

Rosentinte

Zitat von: Dämmerungshexe am 25. Juli 2011, 08:24:30
Ich stolper a immer wieder drüber, vor allem da es wohl einen Autor gibt der so heißt und der Name somit auch auf Büchern zu finden ist. Ich denk dann immer: hoppla: da hat jemand meine Geschichte geschrieben! ;)
OT: Fred Vargas ist eine Frau  :psssst:

Für mich sind lange, komplizierte Namen, meinetwegen auch mit Apostrophen und dem ganzen Schnickschnack okay - solange schnell ein Spitzname eingeführt wird. Solche Namen benutze ich aber auch beim Schreiben nicht, mir sind Akzente und so weiter viel zu aufwendig zum Tippen  ;)
Eine schöne Variante ist auch, wenn man sich Abwandlungen von bekannten Namen sucht, die man vllt. noch nicht kannte. Einfach mal in einem Namenslexikon stöbern.
LG, Rosentinte
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Gwendelyn

Ich habe eigentlich kein Problem mit komplizierten Namen. Vor allem wenn sie zum Charakter (oder der Kultur) passen. Wenn der Name dann mal doch total unpassend oder zu kompliziert ist, würfelt mein Gehirn die Buchstaben so durcheinander bis es in meinem Kopf gut klingt. Das ist bei mir dann so ähnlich wie mit der Aussprache von Charakternamen: Es ist echt nett, wenn hinten im Buch die Aussprache angegeben ist, aber wenn mir meine besser gefällt, wird das einfach ignoriert  ::)

Meine eigenen Charas bekommen prinzipiell eher kurze Namen oder einen langen inklusive kurzem Spitznamen. Apostrophe haben bei mir noch nie ihren Weg in die Chara-Namen gefunden. Ich glaube, dafür bin ich einfach zu faul.
Eine gute Möglichkeit interessante und/oder ungewöhnliche Namen zu finden ist es, im Kino einfach den Abspann der Filme auszusitzen. Mindestens die Hälfte meiner Charas trägt einen Namen, den ich in einem Abspann gesehen habe bzw. eine Abwandlung davon.

Snöblumma

Zitat von: Rosentinte am 25. Juli 2011, 13:35:44Eine schöne Variante ist auch, wenn man sich Abwandlungen von bekannten Namen sucht, die man vllt. noch nicht kannte. Einfach mal in einem Namenslexikon stöbern.

Das ist auch eine meiner Lieblingsvarianten. Ich habe seit Jahren mehrere Namensbücher zuhause und auch mehrere Seiten  im Internet - immer mit so schönen Titeln wie "Babynamen" oder ähnlichem. Das sorgt zwar bisweilen für seltsame Blicke, wenn ich in der Bibliothek oder irgendwo sonst in der Öffentlichkeit gerade nach neuen Namen suche, aber bitte, sollen die Leute denken was sie wollen ;) .

Ansonsten stelle ich auch gerne Buchstaben ob, wie es oben schon ein paarmal hieß. Ich gehe meistens so vor, dass ich mir einen bestimmten Klang für eine Kultur raussuche, angelehnt an eine unserer Sprachen, und von da ausgehend hangele ich mich dann zu den Namen durch. Außerdem verwerte ich Namen meistens öfter innerhalb derselben Familie, dann mit Beinamen und anderem als Unterscheidungsmerkmal. Das reduziert den Namensverbrauch ganz erheblich - und ich finde es außerdem insoweit gut, als dass es bei uns in der realen Welt durchaus auch Namen gibt, die in manchen Familien Tradition haben.

Meistens achte ich sogar auf die Bedeutungen der Namen, aber nicht krampfhaft. Mir ist der kulturell passende Klang eigentlich wichtiger als die "reale" Bedeutung des Namens, der mir als Vorbild diente.

Ansonsten kann es mir leider nicht zu kompliziert sein. Ich hab mit Namen wenig Schwierigkeiten, mit Sprachen allgemein nicht, und notfalls bastele ich mir beim Lesen meine eigene Variante zusammen, die ich an die Stelle eines Namens setze, den ich mir nicht merken kann. Darum dürfen meine Betas auch immer gerne an Namen rummäkeln, und meistens haben sie Recht  :versteck: . Nur bei der Protagonistin meines Lieblingsprojekts, da lasse ich mich nicht breitschlagen. Sie behält ihren Namen, auch wenn ich ihn selber kaum sprechen kann. Der Name passt einfach zu ihr, basta ;).

Serena Hirano

Diese Weckstaben verbuchselt Sachen kenne ich auch, vorallem, wenn es sich um Namen handelt in denen Vokale scheinbar in Massen zwischen wenige Konsonanten geschüttet werden. Schlimm, wenn auch sicherlich sinnig, finde ich Dämonen oder Orks. Natürlich klingen deren Namen meist absonderlich, aber besser machts das nicht. Die heißen dann bei mir auch bisweilen im ganzen Buch anders, weil nie richtig gelesen.  :rofl:

Unentspannt finde ich auch z.B. in der House of Night Serie, den Kosenamen für Zoey: U-we-tsi a-ge-hu-tsa. Ja, es ist sicher autentisch Cherokee, aber ich gebe zu ihn genau im 3. und 6. Buch einmal näher auseinanderklamüsert zu haben...um ihn gleich wieder zu vergessen. Den Rest der Zeit nehm ich's einfach mal so hin und freu mich, dass es nur alle paar Seiten vorkommt, weil es meinen Lesefluss doch holprig macht.

Ich versuche meine Namen schon an die Charaktere anzupassen. Eigenschaften, Orte, Geschichtliches...irgendeine Verbindung. Ich bin dann aber durchaus schon darüber gestolpert, dass Erfundenes schon existierte und daher google ich nach Findung meist hemmungslos rum. Wenn es dann umgänglich zu sprechen ist, bleibts dabei. Allzu schwierig zu lesen hab ich's hoffentlich noch nie gemacht, aber ein bissi kreativer als Max Mustermann sollten sie ja schon sein. Gerade Elben verleiten ja gerne zu melodischen Höchstleistungen  ;)

Zit

#254
Zitat von: Gwendelyn am 07. August 2011, 16:50:14
Eine gute Möglichkeit interessante und/oder ungewöhnliche Namen zu finden ist es, im Kino einfach den Abspann der Filme auszusitzen. Mindestens die Hälfte meiner Charas trägt einen Namen, den ich in einem Abspann gesehen habe bzw. eine Abwandlung davon.

Das stimmt, da sind oft gute Sachen darunter (und bei manchen frage ich mich auch, was sie verbrochen haben, dass sie so heißen). Außerdem ist es auch gut, sich Orte zu suchen, wo man auf viele Menschen unterschiedlichster Couleur trifft. Ich arbeite zwar erst seit zwei Wochen in einem Hostel, aber was mir da schon für Namen und Namenskombinationen über den Weg gelaufen sind -- so viele Charas habe ich gar nicht, die Namen bräuchten! ;D

~ edit: Weil ichs gerade nochmals lese:

Zitat von: DämmerungshexeWie würde man zum Beispiel die Namen von Buschleuten, mit den ganzen Klick-Lauten drin in lateinischer Schrift schreiben?

Also so einen gibt es bei Tad Williams Otherland, der hat am Namenanfang einen Klicklaut. Die schreiben den da !Xabu. Gibt bestimmt irgendwo eine Transkriptionsliste mit Vorschriften wie man Khoisan-Sprachen in lateinische Schrift übersetzt.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt