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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Michaela

ZitatFür Dialoge brauche ich glaube ich ziemlich detaillierte Vorplanungen, wer was wann sagt und wie die Themen des Gesprächs aneinandergereiht werden sollen, sonst wird das nichts.

Verdammt, warum bin ich noch nie auf die Idee gekommen Dialoge zu plotten? Danke für die Anregung Arcor.  "Blümchen rüberschieb"  :D

gbwolf

Zitat von: HauntingWitch am 27. März 2012, 11:36:48Kann man das selbst überhaupt jemals richtig beurteilen? Ich weiss nicht, ich schreibe zum Teil Sachen, die andere ganz gut finden, von denen ich aber denke: "Ja, geht so." Und umgekehrt finden manche Sachen von mir nicht so gut, an denen ich ganz viel Freude habe. Ich glaube, man hat selbst immer eine leicht verzerrte Wahrnehmung, einfach auch, weil man Gefühle für seine Schätzeleins entwickelt
Ist meiner Ansicht nach eine Übungssache. Natürlich fällt es einem mit zunehmendem Abstand immer leichter, die eigene Schreiberei zu beurteilen, aber mittlerweile denke ich, dass ich schon ein ganz gutes Gefühl dafür habe, wann ich wirklich Mist fabriziere und wann ein Dialog gut ist. Nicht sofort und auch nicht immer, aber man kann mit der Zeit trennen, zwischen der Leidenschaft des Schreibaugenblicks und der Außensicht. Mit guten Testlesern geht es allerdings deutlich schneller :)

Wenn ich Dialoge schreibe, muss ich einfach richtig dick im Roman drin sein. Ich finde es wichtig, die Figuren unterschiedlich sprechen zu lassen, ihre Bewegungen zwischen den Sätzen zu beobachten, etc. Aber dafür kenne ich die Leute in Kapitel 3 noch nicht gut genug, fürchte ich. Und bei einigen habe ich mich noch nicht so richtig entschieden, was ihre typischen Wörter und Gesten sind, während mir das bei anderen leicht fällt. Besonders liebe ich Figuren mit Zermürbungstaktik, die während des Sprechens ihre Augen einsetzen oder Lässigkeit, um ihr Gegenüber weich zu kopfen.

Debbie

ZitatBesonders liebe ich Figuren mit Zermürbungstaktik, die während des Sprechens ihre Augen einsetzen oder Lässigkeit, um ihr Gegenüber weich zu kopfen.

Du meinst die Wortkargen ;)

ZitatUnd bei einigen habe ich mich noch nicht so richtig entschieden, was ihre typischen Wörter und Gesten sind, während mir das bei anderen leicht fällt.

Hast du schon einmal versucht dir die Arbeit, per Charakterbogen vorab, zu erleichtern? Könnte in diesem konkreten Fall wirklich hilfreich sein...

Calysta

Zitat von: Die Wölfin am 26. März 2012, 23:28:53
Calysta und ein explodierender Showdown ... ich weiß nicht, aber bei mir hinterlässt das ein seltsames Gefühl. Irgendwie sehe ich dich mit Chemikerbrille, Röhrchen in der Hand und einem seltsamen Gesichtsausdruck.
Aber bitte, Wölfin... ich bin doch keine Chemikerin. Ich bestehe auf eine riesige Teslaspule, ein fettes Erdungskabel, Kettenhemd und - handschuhe und blaue, surrende Überschläge.
Achso, und dabei lache ich natürlich ganz schrill und bösartig.  ;)

Zitat von: Die Wölfin am 27. März 2012, 12:11:37
Ist meiner Ansicht nach eine Übungssache. Natürlich fällt es einem mit zunehmendem Abstand immer leichter, die eigene Schreiberei zu beurteilen, aber mittlerweile denke ich, dass ich schon ein ganz gutes Gefühl dafür habe, wann ich wirklich Mist fabriziere und wann ein Dialog gut ist.
Du, das unterschreibe ich dir, wenn du irgendwann einmal in Skepsis verfallen solltest!

Aber mit den Dialogen tue ich mir am Anfang auch immer unglaublich schwer, weil ich die Stimme der Figuren erst ab ~50 Seiten so wirklich einfangen kann. Aus diesem Grund schreibe ich immer den Anfang, wenn ich das Ende des Romans erreicht habe, nochmals um. Das geht aber einigen Autoren so, zumindest einige von denen, die ich bisher kennenlernen dürfte. Bei Dialogen und typischen Gesten hilft ordentliches Planen leider nicht wirklich, weil sich die Figuren trotzdem immer ein bisschen von selbst entwickeln und vielleicht in eine Richtung abgleiten, die man bisher nicht einmal angedacht hatte.

@Kati: So ein Showdown muss nicht unglaublich lang sein, er muss nur gut sein, dass dem Leser die Spucke weg bleibt. Fühle dich also zu nichts getriezt oder gezwungen.

gbwolf

Zitat von: Debbie am 27. März 2012, 12:21:29Du meinst die Wortkargen ;)
Nicht zwingend. Aber man kann so schön unterstreichen oder negieren, was jemand sagt, wenn man die Körpersprache mit einbezieht.

Zitat von: Debbie am 27. März 2012, 12:21:29Hast du schon einmal versucht dir die Arbeit, per Charakterbogen vorab, zu erleichtern? Könnte in diesem konkreten Fall wirklich hilfreich sein...
Ja, ich arbeite viel vor, male mir die Szenen vorher auch bildhaft aus. Aber diese kleinen, hübschen Nuancen, da bin ich Bauchschreiber, da muss ich mich im Roman annähern.

HauntingWitch

Ein gewisses Gespür habe ich auch, nur ist es noch nicht so zuverlässig, wie ich es gerne hätte. Ich werde in dem Fall weiter üben.  :)

Zitat von: Die Wölfin am 27. März 2012, 12:11:37
Wenn ich Dialoge schreibe, muss ich einfach richtig dick im Roman drin sein. Ich finde es wichtig, die Figuren unterschiedlich sprechen zu lassen, ihre Bewegungen zwischen den Sätzen zu beobachten, etc. Aber dafür kenne ich die Leute in Kapitel 3 noch nicht gut genug, fürchte ich. Und bei einigen habe ich mich noch nicht so richtig entschieden, was ihre typischen Wörter und Gesten sind, während mir das bei anderen leicht fällt.

Geht mir auch so. Ich habe mittlerweile gemerkt, dass es für mich durchaus Sinn macht, vorher a) Charakterbögen so detailliert wie möglich auszufüllen und b) einfach einige Szenen für den Charakter zu sammeln, egal, ob die dann später im Skript landen oder nicht. So bekomme ich dieses Gespür für die typischen Eigenheiten eines Charakters, bevor ich mit dem eigentlichen Text anfange. Wenn ich das konsequent mache, habe ich festgestellt, führen mich die Charaktere auch, ich brauche mich oft "nur" richtig in sie hineinzudenken. So habe ich eigentlich keine Probleme beim Schreiben der Dialoge, nur ist das halt noch kein absoluter Qualitätsgarant. Bei manchen Sachen spüre ich schon während dem Tippen, dass ich da bei der Überarbeitung noch einiges ändern kann/(sollte). Der grösste Haken an der Taktik ist allerdings: Wenn es einmal nicht klappt mit Hineindenken, geht es auch nicht vorwärts.

Judith

Ich kenne die Figuren am Anfang meistens auch noch nicht so gut, das kommt dann im Laufe des Romans. Mit Charakterbögen kann ich nicht gut arbeiten, damit hab ich mir schon Figuren zu Tode geplant und ihnen jedes Leben genommen.
Daher finde ich kleine Schreibspielereien anfangs sehr hilfreich - Interviews mit den Charakteren, kleine Szenenfetzen und solcherlei Dinge. Auf diese Weise kann ich noch vor Beginn des Romans in die Figuren reinkommen und muss sie dennoch nicht auf dem Reißbrett entwerfen. Vermutlich kommt diese Weise der Vorbereitung Bauchschreibern eher entgegen.

Assantora

@ Thaliope

ZitatTsstsss ... Da findet man manchmal Textfragmente auf seinem Computer und guckt und staunt und denkt: Das ist so gut, das muss ich irgendwo abgeschrieben haben. Aber ich glaube fast, das Ding ist wirklich von mir  ::) Kennt ihr das auch?
Jepp, ist mir schon passiert, ich erinnere mich auch noch an die Szene. Als ich das zweite Mal drüber geschaut habe, war ich total am zweifeln: Es muss von mir stammen, aber wann habe ich so geschrieben? Ich fand es besser, als das was ich die meiste Zeit fabriziere  ::)

@ mika

ZitatDialoge fallen mir unglaublich leicht, ob sie allerdings tatsächlich gut sind, kann ich nicht wirklich sagen. Sie schreiben sich einfach unglaublich gut, dafür mangelt es mir allerdings sehr, sehr häufig an wirklich guten Beschreibungen, oder ich lasse sie sogar gänzlich unter den Tisch fallen.
Genau so geht es mir auch. Ich kann meine Figuren über etwas vollkommen belangsloses reden lassen, oder die Ansprache für eine Schlacht raus rufen, es kommt immer was. Aber wenn ich Räume, Orte, oder Personen beschreiben soll, komme ich ins stocken, weil es aus meiner Sicht, weit weniger wichtig ist, als das, was gesagt wird.

Es ist ja schön, wenn man einen richtigen Schreibfluss hat, aber bei mir wird das langsam chronisch. Ich schreibe jeden Tag gleich lang, doch die Anzahl der Wörter, die ich schaffe steigt, soll heißen, ich schreibe immer schneller, darüber hinaus, beginnt die Geschichte mich zu verfolgen.
"Schreib, schreib", hallt es aus einer Ecke meines Gehirns und ich kann es mittlerweile kaum ertragen, endlich mit dem Schreiben anzufangen (Der PC braucht ja sooo lange, um hoch zu fahren)
Ich nehme keine Drogen, rauche nicht und trinke so gut wie nie Alkohol, aber langsam weiß ich, wie es sich anfühlt, süchtig zu sein. Ich mache das beste daraus und denke gerade in diesem Moment darüber nach, ob ich in mein Monster-Projekt dann noch einen Süchtigen einbaue, der auf dem Trockenen ist und dadurch seine Sucht bekämpfen muss.  ::)

Emilia

Zitat von: Assantora am 27. März 2012, 19:54:05
Es ist ja schön, wenn man einen richtigen Schreibfluss hat, aber bei mir wird das langsam chronisch. Ich schreibe jeden Tag gleich lang, doch die Anzahl der Wörter, die ich schaffe steigt, soll heißen, ich schreibe immer schneller, darüber hinaus, beginnt die Geschichte mich zu verfolgen.
"Schreib, schreib", hallt es aus einer Ecke meines Gehirns und ich kann es mittlerweile kaum ertragen, endlich mit dem Schreiben anzufangen (Der PC braucht ja sooo lange, um hoch zu fahren)
Ich nehme keine Drogen, rauche nicht und trinke so gut wie nie Alkohol, aber langsam weiß ich, wie es sich anfühlt, süchtig zu sein. Ich mache das beste daraus und denke gerade in diesem Moment darüber nach, ob ich in mein Monster-Projekt dann noch einen Süchtigen einbaue, der auf dem Trockenen ist und dadurch seine Sucht bekämpfen muss.  ::)

Ich finde das beneidenswert. Nicht, dass mir das Schreiben nicht auch Spaß machen würde, aber ich muss mir sehr oft dazu zwingen, mich an den PC zu setzen und weiterzuschreiben. Selbst dann, wenn ich sogar in meiner schreibfreien Zeit an die Geschichte denke, habe ich selten Lust wirklich zu schreiben. Viel lieber spinne ich sie einfach im Kopf weiter oder spiele in Gedanken einzelne Szenen durch.

Wie gesagt, das Schreiben macht mir Spaß, sonst würde ich mich ja nicht damit beschäftigen. Aber manchmal wünschte ich, ich müsste nur an die Geschichte denken und schon schreiben sich die Worte von selbst.

Debbie

ZitatDaher finde ich kleine Schreibspielereien anfangs sehr hilfreich - Interviews mit den Charakteren, kleine Szenenfetzen und solcherlei Dinge

Die finde ich auch sehr hilfreich. Der Charakterbogen allein, auf dem man Daten und Fakten festhalten kann, reicht mir nicht um die Stimmen der Charas zu finden - dafür schreiben sie mir dann einen handgeschriebenen Lebenslauf, der viel subjektiver - und daher emotionaler - ist, als das trockene Charakterprofil einer Figur. Eine meine Figuren "weigert" sich auch, diesen Lebenslauf zu schreiben; aber auch oder gerade das, sagt mir sehr viel über ihn.

Alana

@Assantora: So ging es mir letzten Monat. Da hab ich über 70K geschafft, meine persönliche Monats-Bestleistung. Sucht ist dafür wirklich der passende Ausdruck. Ich konnte den ganzen Tag an nichts Anderes mehr denken, wollte nur noch schreiben. Ich will das wieder. Auch wenn mir das Editieren Spaß macht, ich hungere so sehr nach diesem Writers High.

@Charakterbogen: Ich hab das auch versucht, aber das bringt mir nicht so viel. Ich mache Interviews, schreibe einfach mal drauf los, denke einfach viel nach. Jetzt war es ja so, dass sich die Charaktere mir erst im Laufe des Buches wirklich anvertraut haben. Nächstes Mal möchte ich das aber schon vorher machen, damit ich nicht wieder alles neu schreiben muss. Ob mir das gelingen wird, weiß ich allerdings nicht.

@Dialoge: Mir fallen sie auch leicht, ich liebe es, sie zu schreiben, allerdings ufern sie oft aus. Ich merke jetzt, dass ich ein Drittel bis die Hälfte meiner Dialoge streichen muss.
Alhambrana

HauntingWitch

@Judith: Das hilft mir auch, ich mache beides. Den Charakterbogen mehr zur Übersicht über Wohnorte, familiäre Umstände, Anzahl Ex-Freunde usw., die ich sonst immer wieder vergesse. Es kommt aber auch vor, dass der eine oder andere mir mitten im Skript erzählt, er hätte dann übrigens nicht drei Schwestern, sondern nur zwei. Dann ändere ich das natürlich.

@Assantora: Ist das nicht ein geniales Gefühl? Wenn man einfach nicht aufhören kann, wenn es einfach kommt und einfach voran geht und die Geschichte einem praktisch davonrennt? Natürlich ist es insofern anstrengend, dass man kaum mehr nachkommt mit Tippen, weil man zu wenige Hände hat. Aber im Grunde bedeutet es, dass du deine Charaktere und ihre Geschichte so verinnerlicht hast, dass du nicht mehr grossartig darüber zu sinnieren brauchst. Und das ist für mein Empfinden etwas vom Schönsten. Bei jemandem in diesem Forum (weiss nicht mehr, wer das war) steht in der Signatur: "Ein gutes Buch schreibt sich von selbst, man darf es nur nicht dabei stören." Manchmal habe ich den Eindruck, dass das voll und ganz stimmt.  :)

Assantora

@ witch

ZitatIst das nicht ein geniales Gefühl? Wenn man einfach nicht aufhören kann, wenn es einfach kommt und einfach voran geht und die Geschichte einem praktisch davonrennt?
Das schon, aber die negative Seite ist, dass ich auch noch mal was anderes machen will, außer zu schreiben. Ich versuche jetzt seit Tagen endlich mal wieder zu lesen (nach langer Zeit) aber ich habe keine Zeit, bzw. verbringe die dann zu 90% mit schreiben.
Hier liegen noch einige ungelesene Bücher herum, die ich mal anfangen müsste, eines habe ich vor etwa einem Jahr begonnen und habe noch nicht mal das erste Drittel geschafft *seufz*
Man sagt, dass man viel Lesen sollte, um auch das Handwerkszeug erfolgreicher Autoren zu verstehen. Aber wie soll ich das lernen, wenn ich ständig nur an meiner Geschichte rum hänge? Wenn dieses Buch zu Ende ist, werde ich wohl eine Kreativ-Pause machen, mit meinem Monster-Projekt anfangen, oder mich doch an den Krimi wagen, der mittlerweile das einfachste zu sein scheint  ::)
Ich hab heute es im Prinzip nur hin bekommen, einen Mann zu hängen (Mit der Schlinge um den Hals stand er da schon seit gestern) und habe die Szene echt ausgewalzt. Ich sage nur: "Bekomme ich noch einen letzten Wunsch?"
Das nächste mal werde ich wohl Nein schreien und den Hebel selber ziehen, anstatt es den Henker zu überlassen  ;D

Zit

ZitatDas nächste mal werde ich wohl Nein schreien und den Hebel selber ziehen, anstatt es den Henker zu überlassen  ;D

Ach, nun, auf einem leeren Blatt kann man nicht kürzen. ;) Nutze die Massen an Output solange es geht.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Alana

Zitat von: Zitkalasa am 29. März 2012, 17:05:44
Ach, nun, auf einem leeren Blatt kann man nicht kürzen. ;) Nutze die Massen an Output solange es geht.

Sehr schön gesagt ;D
Alhambrana