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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Judith

Viele literarische Texte haben durchaus was zu sagen, sind keineswegs langweilig und auch nicht zwangsläufig in überkandidelter Sprache geschrieben. Vor allem sehe ich absolut keine Übereinstimmung zwischen "hochtrabend" und "literarisch". Es gibt natürlich unter literarischen Texten auch hochtrabende, aber die gibt es auch in der "Unterhaltungsliteratur" (ebenso wie man auch dort platte und langweilige Texte finden kann).
Tut mir Leid, wenn ich jetzt etwas patzig klinge, aber ich finde es schade, wenn ausgerechnet Schreiber andere Schreiber bzw. Genres über einen Kamm scheren. 

Derexor

Ja, "hochtrabend" und "literarisch" ist etwas unterschiedliches.
Was ist den nun "literarisch"?
Ist Kafka literarisch oder Goethe (wobei das auch unter "Klassiker" fallen könnte) oder Hesse? Weil das ist, was ich am ehesten damit verbinde.


Waffelkuchen

Zitat von: Derexor am 13. April 2011, 15:24:23Ist Kafka literarisch oder Goethe (wobei das auch unter "Klassiker" fallen könnte) oder Hesse? Weil das ist, was ich am ehesten damit verbinde.
Bei unserem Deutsch-Abi wird bei Texterschließungen meistens die Aufgabe integriert sein, das vorliegende Werk in dem und dem Aspekt mit einem anderen literarischen Werk zu vergleichen. Darunter fallen natürlich die ganzen Klassiker von Goethe bis Shakespeare, aber auch Moderneres, z.B. Remarque, Kästner, Christa Wolf usw. Dem gegenüber steht dann (laut meinem Deutschlehrer) Trivialliteratur - wobei er die Frage nach der Grenze auch nicht abschließend beantworten konnte. Ich sollte ihn auch mal fragen, ob er jetzt C.S. Lewis' "Chroniken von Narnia" als literarischen Text einordnen würde - Trivialliteratur kann man das doch beim besten Willen nicht nennen. :-\
Krampfhaft einen literarischen Text zu schreiben, halte ich für unsinnig. Im Normalfall hat man eine Geschichte, die man erzählen will - wie man damit dann umgeht, bestimmt doch die eigene Stimme als Autor und die Stimme der Geschichte und ihrer Protagonisten. Entscheidend ist die Botschaft und dass man sie rüberbringt - finde ich zumindest. ;)
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Du bist ungerecht und deshalb voller Hoffnung / Ich setze alles, warte auf den Wind
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Dealein

Ha!  Ich glaube ich habe eine Lösung für meine Blockade. Ich werde einfach die Stellen meines Romans schreiben auf die ich so heiß bin. Am Ende plage ich mich mit den Zwischenschritten rum. Die nerven mich ungemein.

Thaliope

Ich denke, es schreibt halt jededer so, wie er kann. Den einen liegen Unterhaltungsromane, die anderen versuchen mit Sprache etwas anderes anzustellen. Ich plädiere dafür, dass beide Arten ihre Berechtigungen haben und bei beiden Arbeitsweisen bereichernde wie überflüssige, wundervolle wie peinliche Ergebnisse herauskommen können.

Kann man sich denn nicht für die Seite entscheiden, die einem persönlich liegt, ohne die andere gleich so niederreden zu müssen? *seufz*

Grey

Zitat von: Thaliope am 13. April 2011, 18:39:56
Ich denke, es schreibt halt jededer so, wie er kann. Den einen liegen Unterhaltungsromane, die anderen versuchen mit Sprache etwas anderes anzustellen. Ich plädiere dafür, dass beide Arten ihre Berechtigungen haben und bei beiden Arbeitsweisen bereichernde wie überflüssige, wundervolle wie peinliche Ergebnisse herauskommen können.

Kann man sich denn nicht für die Seite entscheiden, die einem persönlich liegt, ohne die andere gleich so niederreden zu müssen? *seufz*

Da setze ich meine Unterschrift gleich dreimal drunter.

Lomax

Zitat von: Waffelkuchen am 13. April 2011, 15:58:15... - wobei er die Frage nach der Grenze auch nicht abschließend beantworten konnte.
Tja, das erinnert mich an meine Hauptseminar Neue Deutsche Literatur während des Studiums, in dem der Prof zuerst einmal festgehalten hat, dass sich "Trivialität" nicht am Genre (sic!) oder am Thema festmachen lässt, sondern auf ganz handfeste formale und analysierbare Kategorien herunterbrechen lässt. Und Trivialliteratur wäre dann ganz einfach Literatur, bei denen diese Merkmale einen dominanten Einfluss auf das Werk entwickeln.
  Danach haben wir zwei Sitzungen lang die "Merkmale der Trivialität" durchgesprochen, und das war wirklich alles schön wissenschaftlich und analysierbar, und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass die Einteilung Sinn ergibt und keineswegs abwertend, sondern schön neutral und formal ist.
  Und am Abschluss der zweiten Sitzung hat der Professor dann Vorschläge für eine Literaturliste für den Rest des Seminars gesammelt, und den Vorschlag eines Kommilitonen hat er dann abgelehnt mit den Worten: "Aber das ist doch SF! Das ist trivial!" (Naserümpfen dazudenken)

Also, Fazit meines Studiums zu dem Thema: Die Grenze lässt sich tatsächlich schön nüchtern und objektiv definieren. Aber in der Praxis kümmert sich niemand um die Definition, und entscheidet aus dem Bauch heraus, was "trivial" ist - selbst diejenigen, die etwas anderes unterrichten. Und sie sehen darin noch nicht einmal einen Widerspruch ... auf meinen dezenten Hinweis an den Prof, ob das nicht im Widerspruch zur These der Vorwoche und dem Stoff steht, den wir seither durchgenommen haben, bekam ich nur ein knappes "Das ist doch was anderes" zu hören, und dann ging es schnell mit den nächsten Titeln weiter  ???

Sven

Zitat von: Lomax am 13. April 2011, 19:01:10
Also, Fazit meines Studiums zu dem Thema: Die Grenze lässt sich tatsächlich schön nüchtern und objektiv definieren. Aber in der Praxis kümmert sich niemand um die Definition, und entscheidet aus dem Bauch heraus, was "trivial" ist - selbst diejenigen, die etwas anderes unterrichten. Und sie sehen darin noch nicht einmal einen Widerspruch ... auf meinen dezenten Hinweis an den Prof, ob das nicht im Widerspruch zur These der Vorwoche und dem Stoff steht, den wir seither durchgenommen haben, bekam ich nur ein knappes "Das ist doch was anderes" zu hören, und dann ging es schnell mit den nächsten Titeln weiter  ???

;D Aber es wäre doch auch schrecklich, wenn durch "triviale" Definitionen und trockene Kategorisierungen jeglichen Diskussionen der Nährboden genommen würde. Am Ende hat jeder seine Sichtweise, die sich aber im Laufe des Lebens durchaus ändern kann. Man muss es sich nur eingestehen.
Beste Grüße,
Sven

moonjunkie

Ach Mensch, was bin ich manchmal ein Schussel.

Habe jetzt vier Bewerbungen an Agenturen raugeschickt. Bei dreien vorher angefragt, ob Interesse besteht, bei einer bestand leider keins. Eine Agentur hat jetzt also ganz korrekt in Papierform meine Leseprobe, nebst Exposé und Kurzvita vorliegen. Da ging alles glatt.

Meine allererste Anlaufstelle hat auch gesagt: ja, bitte schicken - per Email oder Post und dann eine Emailadresse angegeben. Und? Was mach ich? Ich antworte einfach auf die Email und schicke es also direkt an meine Ansprechpartnerin dort, statt an die allgemeine Lektorats-Adresse. Ist das wohl schlimm? Ich hoffe sie lesen es trotzdem...

Und bei AVA hab ich angefragt, ob Interesse besteht und bekam eine Standardempfangsbestätigung (Unterlagen wären eingegangen und sie würden sich melden innerhalb von 10 Tagen). Ich hatte nur halt gar keine Unterlagen geschickt. Jetzt überlege ich ob ich die noch schicken soll, obwohl sie sich innerhalb von 10 Tagen nicht auf meine Email-Anfrage gemeldet haben. Vielleicht besteht einfach kein Interesse an dem Thema?

Vermutlich müßig sich darüber Gedanken zu machen...

Sven

ZitatUnd bei AVA hab ich angefragt, ob Interesse besteht und bekam eine Standardempfangsbestätigung (Unterlagen wären eingegangen und sie würden sich melden innerhalb von 10 Tagen). Ich hatte nur halt gar keine Unterlagen geschickt. Jetzt überlege ich ob ich die noch schicken soll, obwohl sie sich innerhalb von 10 Tagen nicht auf meine Email-Anfrage gemeldet haben. Vielleicht besteht einfach kein Interesse an dem Thema?

AVA hat ihre Vorgehensweise geändert, weil sie mit Manuskripten überhäuft werden. Wahrscheinlich ist die Empfangsbestätigung automatisiert worden (ich hatte noch echten, menschlichen Kontakt^^). Wenn Du keine Unterlagen hingeschickt hast, würde ich das einfach nachholen.
Beste Grüße,
Sven

Hanna

Zitat von: Zitkalasa am 13. April 2011, 14:19:12
Ach, "literarisch" ist bei mir eher negativ belastet. Das sind alles die Schreiber, die was Besseres sein wollen, sich in ihrer Sprache überschlagen, aber doch nichts zu sagen haben. In meiner Vorstellung tragen die alle Brille und sind dürre. ;D Außerdem kommen die alle in sexuelle Ekstase, wenn sie sich mit Gleichgesinnten treffen und gegenseitig ihre inhaltsleeren, verschroben geschriebenen Texte vorlesen. Ich weiß, das ist sehr böse. Aber dieser extreme Selbstdarstellungsfaktor, den "Hochliteratur" hat, der ist mir zuwider. Da bleibt ich lieber bei meinem belächelten U, werde verstanden, ahbe was zu sagen, aber vorallem auch Spaß.
Diese Vorstellung deckt sich auch mit den ganzen Poetry Slam-Fuzzies, wo sich dann studierende Professoren-Kinder seltsame Texte um die Ohren werfen.

ABER: Nur weil das mein Vorurteil gegenüber diesen Gruppen ist, ist nicht jeder Slammer so oder jeder Hochliterat. Da gibt es sicher auch vernünftige Ausgaben. :)

Tja, das Traurige ist, dass es diese Leute tatsächlich gibt. Diese Leute, die sich für etwas besseres halten als Menschen, die Unterhaltungsliteratur schreiben. Die tragen Anzüge und rauchen Pfeife auf Autorentreffen. Aber alle Literaten über einen Kamm scheren, kann man so auch nicht und wenn man um die sogenannte Hochliteratur einen Bogen macht, verpasst man auch eine ganze Menge. Ich lese sehr breit gefächert und habe unter den hochgepriesenen, literarischen Büchern echte Perlen entdeckt, die so wunderbar, so brilliant geschrieben sind, dass mir die Tränen kamen.

Zur Definition sage ich immer gerne "Literarisch gewinnt Preise, Trivialliteratur verdient Geld"
#notdeadyet

zDatze

Ich stöbere gerade ein paar Songtexte (von denen ich vllt ein paar Zeilen in meinen NaNo-Roman als Zitat einbaue) und irgendwie finde ich immer mindestens 3 verschiedene Versionen, bei denen einzelne Wörter anders lauten. Tja, und jetzt frag ich mich ... bin ich zu blöd da eine brauchbare Seite zu finden? Ist mein Englisch so eingerostet, dass ich selber die richtige Version nicht erkenne? Ach ... die Suche hab ich mir irgendwie entspannender vorgestellt. :P

Kati

Das kenne ich.  :( Wenigstens kann man es meistens raushören. Vielleicht spielst du es mal jemandem vor, der die Texte nicht gelesen hat und fragst, was er als erstes tippen würde.  ;)

zDatze

Nja, wenn der Text dann nur vielleicht richtig ist, hab ich ganz ein komisches Gefühl. (Okay, es ist nur der Createspace-Druck aber ... es ist ein Buch! Ein richtiges Buch! Und da will ich keine vermeidbaren Patzer drin haben.  :-\ )
Wo hab ich nur diesen Perfektionismus ausgegraben? Das kenn ich gar nicht von mir ...

der Rabe

Den gibt's zur Nano-Nachbearbeitung gratis dazu. ;D
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe: