• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Haben die Unterhaltungsmedien nachgelassen?

Begonnen von Siara, 27. November 2020, 11:53:57

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Frostschimmer

#60
Mich stört Diversität überhaupt nicht. Was mich stört, ist dieser ewige moralische Zeigefinger, der dazu erhoben wird. Und mich stört es, wenn fast schon zwanghaft jede Gruppe eingebaut werden muss, einfach nur, damit das auch noch mit drin ist. Ich mag Diversität in Serien grundsätzlich.
Ich dachte eigentlich, das wäre deutlich geworden.  :'(
Ich fand Martha zum Beispiel absolut super, ich mochte sie viel lieber als Amy oder Clara.
Mir ist es absolut egal, welche Farbe oder Orientierung jemand hat. In der "She-Ra" Serie zum Beispiel ist es auch so dargestellt, die Protagonistin ist selbst zumindest Bi, es gibt homosexuelle Paare, einer der Hauptcharaktere hat zwei Väter und ein Charakter ist non-binary, der einzige Unterschied ist, dass nicht andauernd darüber referiert werden muss, warum das okay oder gut ist, dass es so ist, es ist einfach so. Niemand stellt das infrage, niemand wird angegriffen, niemandem werden moralische Vorwürfe gemacht.
Captain Marvel könnte von mir auch auch gerne Bi sein, nur will ich dann nicht, dass der halbe Film davon handelt, wie absolut okay und toll das ist, dass es so ist, und wie schlimm es ist, dass manche das nicht akzeptieren etc. Durch diese moralische Note werden viele Serien und Filme mehr oder weniger zu Pamphleten, statt einfach zu zeigen, dass Diversität einfach dazugehört.
Tut mir leid, wenn ich mich irgendwie missverständlich ausgedrückt habe. Für mich ist Diversität eben einfach Normalität, nichts weiter. Wenn der Hauptcharakter zum Beispiel schwul sein soll, dann ist das so. Finde ich okay. Blöd finde ich nur, wenn dadurch die ganze Handlung zur Politdiskussion verkommt.

Mondfräulein

Doctor Who hat als lehrreiche Unterhaltungssendung für Kinder angefangen. Es haben viel mehr Folgen eine Botschaft oder einen moralischen Zeigefinger, zum Beispiel auch was Umweltschutz angeht. Warum stört dich das denn bei diesen Themen nicht, bei Diversität und allem, was dazugehört, was ja auch viele Kinder betrifft, allerdings schon?

Frostschimmer

#62
Ich kenne nur die neuen Folgen ab Eccelston als Doktor. Und generelle Meinungen zu Diversität stören mich überhaupt nicht, nur dann, wenn das total Überhand nimmt. Die Staffel mit dem weiblichen Doktor macht keinen Spaß, es wird die ganze Zeit nur gepredigt. Das ist es, was mich stört. Die Diversität stört nicht (warum sollte sie auch?!), aber die anhaltende Problematisierung davon. Maßhalten wäre eine Idee.
Ich fände es mal schön, wenn man Diversität auch mal als etwas zeigt, das eben dazugehört, als etwas, das eigentlich nicht problematisiert werden sollte. Diversität ist überall in der Gesellschaft und das ist auch gut so. Mir macht es nur keinen Spaß, wenn jede Sendung zum politischen Statment wird, das immerzu predigt. Das kann - und sollte - ja auch mal angesprochen werden, alleine schon, um denen, die aus der Diversität ein Problem machen, mal zu zeigen, dass sie falsch liegen, aber bitte nicht andauernd und in jeder Folge.

AlpakaAlex

Nein, Unterhaltungsmedien haben nicht nachgelassen. Im Gegenteil. Wir leben in einem goldenen Zeitalter der Unterhaltungsmedien und vor allem der Cartoons.

Cartoons sind so viel besser geworden, seit ATLA herausgekommen ist und gezeigt hat, dass Kinder sich auch für Geschichten, die tatsächlich GESCHICHTEN sind begeistern können. Darauf haben dann so viele Shows aufgebaut. Dasselbe Franchise hat dann natürlich noch einmal den nächsten großen Schritt damit gemacht, Korrasami zu kanonisieren und damit queere Repräsentation zu etwas zu machen, was in Kinderserien gezeigt werden kann. Aber auch abseits von der Repräsentation, die super wichtig ist: Neue Cartoonserien sind einfach was ihre Geschichten angeht einfach besser, als Cartoons aus den 80ern und 90ern. Der große Unterschied ist halt einfach, dass in den 80ern und 90ern Cartoons vorrangig existierten, um Merchandise zu verkaufen und Kinder vor dem Bildschirm zu parken. Mittlerweile ist es aber so, dass sehr viele begeisterte Menschen hinter den neuen Serien stehen, die wirklich ein Interesse daran haben, eine gute Geschichte zu erzählen, während es halt kaum noch Merchandising dahintersteht. Das hat dem ganzen einfach

Aber auch in Realserien und Filmen gibt es einfach so viel besseres, als früher. Ich meine, ich habe eine Menge Sachen, über die ich auch nostalgisch bin, aber vieles davon ist halt einfach nicht gut. ^^" Das Pacing ist oft nicht gut, wirkliche Charakterentwicklung gibt es nicht und uff, die männlichen und weiblichen Charakteren sind jeweils so furchtbar.

Und natürlich ist da eben die Sache mit Repräsentation. Das ist wichtig und macht die Geschichten auch einfach interessanter. Ich meine, die alten Filme und Serien sind meistens über Paper Cutout heterosexuelle, weiße Typen. Wie langweilig.
 

Soly

@Frostschimmer
Ich verstehe deinen Punkt, dass eine überzeichnete repräsentative Darstellung, egal wovon, in Kombination mit einem mahnend erhobenen Zeigefinger, nervt und die Qualität des Buches/Films/etc. drückt. Das hat aber meiner Ansicht nach nichts mit "politischer Korrektheit" zu tun, sondern eher mit der Diskrepanz zwischen Anspruch und Umsetzung.
Tatsächlich ist es, wie du selbst sagst, eine super Sache, die Diversität der echten Welt auch in den Unterhaltungsmedien abzubilden und Geschichten für und über Personen zu erzählen, die nicht cis-männlich, weiß und hetero sind. Der Anspruch ist auf jeden Fall und ohne Ausnahme bewunderns- und unterstützenswert.
Eine ganz andere Sache ist es, wie das ganze dann umgesetzt wird. Ich habe auch schon Bücher gelesen, die den Anspruch, trans* Personen zu repräsentieren, unglaublich schlecht umgesetzt haben; die so oft geschrien haben "Diese Figur ist nonbinär und das ist vollkommen NORMAL!", das man am Ende nur noch dieses eine Merkmal Geschlechtsidentität kannte und man als Leser*in entweder vergessen hat, oder gar nicht erst erwähnt wurde, dass die Figur außerdem noch die einfühlsamste ist, oder virtuos Klavier spielen kann, oder den Traum von einer glücklichen Familie mit zwei Kindern und Hund hat, oder ein super sozialer Problemlöser ist, oder oder oder... Bücher, die so auf die Repräsentation und Inklusion einer trans* Geschlechtsidentität waren, dass sie völlig vergessen haben, dass da auch ein dreidimensionaler Mensch dahintersteht, und dadurch für mich wie ungewolltes Othering gewirkt haben. Bücher, bei denen ich dachte, wären sie cis-normativ geschrieben, hätten sie weniger Schaden angerichtet.
Das bedeutet aber nicht, dass der Anspruch, trans* Personen zu repräsentieren, nicht verfolgenswert ist.
Das heißt nur, dass die Umsetzung in diesem Fall Mist war und die Autor*in es beim nächsten Mal besser machen sollte.
Ich würde dir fairerweise mal unterstellen, dass genau das auch war, was du ausdrücken wolltest. ;)

Das Problem an der Aussage "Ich mag es nicht, wenn Diversität überbetont wird" ist zum großen Teil, dass es leider schon oft von Trollen und Idioten als Scheinargument verwendet wurde, um Medien schlechtzureden, die die Existenz von Diversität auch nur erwähnen.
Egal wie angebracht diese Kritik im Einzelfall scheint (kann ich zum Beispiel bei Doctor Who überhaupt nicht beurteilen), es schwingt immer der bittere Beigeschmack mit, dass sie schon viel zu oft als Totschlagargument benutzt wurde, um konstruktive Repräsentationen abzuwürgen, und deswegen wird sie auch immer Gegenwind erzeugen, einfach weil schon viel zu viele Leute dadurch verletzt wurden.


Die Entwicklung der generellen Qualität der Unterhaltungsmedien kann ich mit meinen reichlich zwanzig Lebensjahren schlecht beurteilen, ich empfinde sie aber in keiner Weise als schlecht, sondern als lebendig, bunt und vor allem unterhaltsam.
Mich stört allerdings, dass um diese im Kern unterhaltsamen Medien herum zu viel hyperpolitisiert wird.
Vor dem Erscheinen von Episode VII (The Force Awakens) konnte ich zum Beispiel sagen, dass ich die Figur der Padme Amidala handwerklich nicht gut umgesetzt finde, und war damit ein Star-Wars-Fan, der sich wegen Erfahrung als Autorin halbwegs fundiert zu den handwerklichen Aspekten der Filme äußern konnte.
Dann hat Disney, allen voran Kathleen Kennedy, angekündigt, mit der Sequel-Trilogie zum ersten Mal eine starke Frau als Protagonistin einzuführen. (*sad Ellen Ripley noises*) Auch ein Anspruch, dem die Umsetzung eher mäßig gerecht wurde, aber geschenkt.
Seitdem hat es aber plötzlich einen ganz anderen Stellenwert, wenn ich sage, die Figur der Rey ist handwerklich nicht gut umgesetzt. Damit bin ich ein toxischer Fan, der wegen seines rückwärtsgewandten sexistischen Denkens jegliche weibliche Hauptfigur zutiefst verachtet. Dass Ashoka Tano mein absoluter Lieblingscharakter ist, sei dabei großzügig übersehen. Kritik an Rey als Figur ist automatisch Ablehnung der Disney-Devise, starke Frauen im Film zu zeigen.
Irgendwie ist es ganz schön schwer geworden, sich zu einem Unterhaltungsmedium zu äußern, ohne dass jede Aussage im Licht einer gesellschaftspolitischen Diskussion gefiltert und interpretiert wird. Und das schmälert meiner Meinung nach das Erlebnis mit eigentlich guten und qualitativ großartigen Unterhaltungsmedien.
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Frostschimmer

#65
@Solmorn der Punkt ist, dass mir derlei Kategorisierungen einfach vollkommen egal sind. Für die Persönlichkeit eines Charakters ist es nämlich nicht von Belang, ob der jetzt hetero oder homo ist. Das spielt doch keine Rolle, wenn das gerade nicht Thema ist, daher mache ich mir nur sehr selten Gedanken darüber. Ich bewerte die Persönlichkeit, nicht die Farbe, die Sexualität oder sonst was. Diversität gehört dazu und das ist auch gut so.
Aber ich möchte das auch gar nicht vertiefen, das scheint ein sehr emotionales Thema zu sein und ich will hier niemanden aufwühlen.
Das Fazit dessen, was ich aussagen wollte: Die Darstellung der Diversität an sich ist gar kein Problem, die anhaltende Problematisierung während der Darstellung von Diversität allerdings schon.
Oder plastischer: Mir wäre es lieber, wenn der zum Beispiel schwule Hauptcharakter einfach einen Mann küsst, ohne das zum Problem zu machen, statt ständig und moralinsauer darüber zu referieren, dass er schwul ist und warum das okay ist und so weiter und so fort. (Show, don't tell.)
Aber wie gesagt, ich will das nicht vertiefen und werde mich lieber nicht weiter dazu äußern, es scheint eben ein hochemotionales Thema zu sein, das hatte ich nicht bedacht.

Zum Star Wars Thema: Ich hasse Rey, weil sie eine Mary Sue ist, die absolut alle Kriterien erfüllt.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Mehr Mary Sue geht nicht, Rey stellt in der Hinsicht sogar Sailor Moon in den Schatten.
LG
Frostschimmer

Soly

Zitat von: Frostschimmer am 10. August 2021, 22:11:02
@Solmorn der Punkt ist, dass mir derlei Kategorisierungen einfach vollkommen egal sind. Für die Persönlichkeit eines Charakters ist es nämlich nicht von Belang, ob der jetzt hetero oder homo ist. Das spielt doch keine Rolle, wenn das gerade nicht Thema ist, daher mache ich mir nur sehr selten Gedanken darüber. Ich bewerte die Persönlichkeit, nicht die Farbe, die Sexualität oder sonst was. Diversität gehört dazu und das ist auch gut so.
Ich weiß, das hatte ich schon verstanden ;) Ich wollte dir auch nicht widersprechen, sondern dir sagen, dass ich deine Ansicht bis zu einem gewissen Grad teile.
Es ist auch schön, dass du Sexualität, kulturellen Hintergrund, etc. nicht zur Bewertung einer Persönlichkeit heranziehst. Das meine ich ganz unironisch. Ich halte das für die genau richtige Herangehensweise im echten Leben.

Ich gebe dir auch Recht darin, dass sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität oder Hautfarbe keinen direkten Einfluss auf die Persönlichkeit eines Menschen bzw. einer fiktiven Figur haben. Allerdings möchte ich zu bedenken geben, dass diese Dinge durchaus eine große Rolle im Alltag und Leben echter Menschen spielen - sie sollten es zwar eigentlich nicht, aber sie tun es.
Entsprechend gehört es auch zur Repräsentation dazu, nicht nur einmal zu erwähnen, dass es so ist, sondern auch die Auswirkungen auf die Lebensrealität der entsprechenden Figur zu zeigen. Und auch das ist ein Anspruch, dessen Umsetzung mal mehr und mal weniger gut gelingt, der deshalb aber trotzdem verfolgt werden sollte.

Wenn du sagst, du denkst nur selten über solche diversen Merkmale nach, glaube ich dir das auch sofort, und ich wiederhole nochmal, ich finde das eine gute und richtige Haltung im Umgang mit anderen Menschen.
Gleichzeitig geht es den Betroffenen aber eben anders. Ich würde auch gern nicht andauernd darüber nachdenken, dass ich trans* bin, aber ich stolpere halt jeden Tag aufs Neue darüber, wenn ich mir überlegen muss, was ich für Klamotten anziehe oder wie ich mir die Haare mache, damit ich mich einerseits wohlfühle und andererseits nicht allzu schief von meinem Umfeld angeguckt werde.
Insofern hast du völlig recht, Diversität und Repräsentation egal wovon ist ein ziemlich emotionales Thema, weil bei vielen schlechte Erfahrungen im Hintergrund stehen.
Daraus musst du aber nicht die Konsequenz ziehen, dich nicht mehr zum Thema zu äußern (wenn du es tust, ist das natürlich auch valide), das ist das Gegenteil von dem, was ich mit meinem Post erreichen wollte. :)
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Frostschimmer

#67
Zitatich stolpere halt jeden Tag aufs Neue darüber, wenn ich mir überlegen muss, was ich für Klamotten anziehe oder wie ich mir die Haare mache, damit ich mich einerseits wohlfühle und andererseits nicht allzu schief von meinem Umfeld angeguckt werde.

Das kann ich auch verstehen, aber der Punkt ist, dass ich mir auch nie wirklich Gedanken darüber gemacht habe, was die Gesellschaft von mir denkt. Das kann natürlich auch daran liegen, dass ich sehr eng mit der Gothic-Community verstrickt bin, da ist Diversität eigentlich wirklich kein Thema, weil es da (zumindest weitestgehend) absolut normal ist.
Ich weiß, dass meine ganze Sichtweise auf dieses Thema wahrscheinlich zu optimistisch ist, weil es mir im Umgang mit Menschen eben egal ist.
Ehrlichgesagt weiß ich nicht einmal, wie genau cis definiert wird, oder wie ich mich selbst kategorisieren würde, wenn ich sollte. (Mich würde wirklich einmal interessieren, wie das exakt definiert ist.)
Ich denke mir, wenn zumindest manche Unterhaltungsmedien Diversität als normal zeigen würden, würden auch die Schwachköpfe, die damit ein Problem haben, merken, dass eigentlich sie das Problem sind.
Nein, dass ich mich dazu nicht mehr so gerne äußern will, hat mit deinem Post rein gar nichts zu tun. Ich habe nur festgestellt, dass bei dem Thema schnell die Emotionen hochkochen, und das möchte ich nicht.

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


LG
Frostschimmer


Mondfräulein

Viele Unterhaltungsmedien zeigen Diversität als normal. Aber was du hier forderst ist im Prinzip, dass Menschen ihre eigenen Geschichten nicht erzählen können. Denn Rassismus/Sexismus/Homophobie/Transphobie/Diskriminierung zählen nunmal zur Lebensrealität vieler Menschen. Natürlich ist es legitim, Geschichten zu erzählen, in denen es nicht darum geht. Die wenigsten meiner queeren Figuren setzen sich mit diesen Themen auseinander, weil ich diese Geschichten nicht so gerne schreibe. Aber die Menschen erzählen eben immer auch Geschichten über das, was sie betrifft. Wenn Menschen Diskriminierungserfahrungen machen, schreiben sie darüber, für sich selbst und für andere. Man muss diese Geschichten nicht mögen, denn niemand mag wirklich jede Art von Geschichten. Ich mag zum Beispiel keine Krimis. Aber du stellst dich hin und sagst, dass diese Geschichten nicht erzählt werden sollten und das finde ich ziemlich daneben.

Herbstblatt

Zitat von: Mondfräulein am 11. August 2021, 16:22:16
Aber du stellst dich hin und sagst, dass diese Geschichten nicht erzählt werden sollten und das finde ich ziemlich daneben.

Huh?
Wo tut sie das? Welche konkreten Passagen von Frostschimmer lassen dich das denken? Ernstgemeinte Frage.

ZitatDas Problem an der Aussage "Ich mag es nicht, wenn Diversität überbetont wird" ist zum großen Teil, dass es leider schon oft von Trollen und Idioten als Scheinargument verwendet wurde, um Medien schlechtzureden, die die Existenz von Diversität auch nur erwähnen.
Ich hätte einen Vorschlag: Wir lassen diese Pauschalbedeutungen hinter solchen Aussagen links liegen und gucken ganz konkret, was eine bestimmte Person eigentlich sagen möchte.

Zweiter Vorschlag: Wir stellen hier niemanden wegen einzelnen Aussagen als Feind hin.
Zwecks des Forenklimas wäre es. Dann können wir immerhin ein Klima verändern.


Maja

Zitat von: Frostschimmer am 11. August 2021, 13:52:20
Ehrlichgesagt weiß ich nicht einmal, wie genau cis definiert wird, oder wie ich mich selbst kategorisieren würde, wenn ich sollte. (Mich würde wirklich einmal interessieren, wie das exakt definiert ist.)
Cis-sein bedeutet, dass ein Mensch sich uneingeschränkt mit dem bei seiner Geburt festgestellten Geschlecht identifiziert. Die meisten Cissexuellen verbringen wenig Zeit damit, sich mit ihrer sexuellen Identität auseinanderzusetzen, weil für sie ja alles passt - so wie rechtshändige Menschen ihre Händigkeit eher nicht als Teil ihrer Identität betrachten, Linkshänder hingegen, die dauernd mit Dingen, die nicht für sie geschaffen sind, kollidieren, sehen ihre Händigkeit daher deutlich stärker als Teil ihrer Identität. Genauso verhält es sich mit der Transsexualität: Das Gefühl, dass da etwas nicht passt, nicht stimmt, nimmt einen deutlichen Anteil an der Lebenswelt ein.

Trans-sein bedeutet nicht, dass man eine Geschlechtsumwandlung machen oder gemacht haben muss, weder OPs noch Hormontherapien sind Pflicht, um trans sein zu "dürfen" - das ist eine Frage der Identität, also wie man sich selbst wahrnimmt. Die Außenwahrnehmung spielt eine Rolle, aber je nach Mensch unterschiedlich groß. Viele Transsexuelle sehen sich selbst auch mehr zwischen den Geschlechtern bzw. deren Geschlechterrollen - das ist ein so weites Feld wie die Händigkeit, wo es eben auch Beidhändige gibt und Rechtshänder, die mit Links ziemlich viel können und umgekehrt.

Wir haben hier im Forum verschiedene Mitglieder, die trans sind, und wir geben dir gerne Auskunft, wenn du Fragen dazu hast. In meinem Fall heißt trans-Sein, dass ich mich tendenziell eher als männlich den weiblich wahrnehme, aber mit weiblichen Bezeichnungen keine Probleme habe und auch nicht gedenke, an meinem Körper irgendwas zu ändern (außer abnehmen, aber das steht auf einem anderen Blatt). Mir persönlich ist es wichtig, aus den Schubladen "Frau ist so, Mann ist so" rauszukommen und nur als ich selbst beurteilt zu werden, unabhängig davon, ob das Gegenstück zu meinem mütterlichen X-Chromosom verkrüppelt ist oder nicht.
Wenn dich die Frage ernsthaft interessiert, habe ich hierzu auch gebloggt: https://www.ilisch.de/blog/2021/01/links-rechts-cis-trans-mann-frau-mensch.php

Ansonsten kann ich mich Mondfräulein nur anschließen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Waffelkuchen

#71
Zitat von: FrostschimmerWas mich stört, ist dieser ewige moralische Zeigefinger, der dazu erhoben wird.
Was genau bedeutet denn "erhobener Zeigefinger"? Bei welcher Art der Darstellung beginnt und endet der? Ok, ich verstehe, dass du es nicht gut findest, wenn Diversität quasi pauschal gemeinsam mit den Problemen der jeweiligen Gruppen in unserer Gesellschaft gezeigt wird (Ich kenne jetzt keine Serien, wo das so ist, könnte mir aber vorstellen, dass das vielleicht auf die Dauer vorhersehbar wird? Ist jetzt das einzige, was mir dazu einfällt.).

Aber wie @Mondfräulein und @Solmorn auch schon geschrieben haben, ist das halt leider ein Stück Realismus und ich finde es gut, dass diese Geschichten in "Mainstreammedien" verstärkt einen Platz finden. Das spricht dann nicht jeden an, aber ich weiß nicht, ob das wirklich ein Problem ist bzw. für nachlassende Qualität spricht.
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Frostschimmer

Und genau deswegen wollte ich mich dazu nicht mehr äußern... offensichtlich gelingt es mir nicht, mich verständlich auszudrücken.
Ich versuche es noch mal, aber das ist das letzte Mal.
Erstens: Ich mag Diversität.
Zweitens: Mich stört auch die ausgiebige Darstellung von Diversität nicht.
Drittens: Mich stört es überhaupt nicht, wenn die Problematik des Diversseins im Alltag auch mal dargestellt wird. Was mich stört, ist, wenn das überall und immer stattfindet.
Viertens: Um es noch einmal ganz deutlich zu machen: Ich finde es wichtig, dass Diversität und diverse Menschen in den Mainstreammedien Platz haben! Ich will nur nicht, dass das in allen Mainstreammedien immer kritisch reflektiert werden muss, mit Betrachtung aller dümmlicher Vorurteile, unter Berücksichtigung aller Sinnkrisen und so weiter. Dass das auch mal stattfinden muss, ist klar, aber das muss doch nicht überall sein, manche Mainstreammedien sollen auch einfach Spaß machen und dann kann der diverse Charakter doch einfach divers sein, ohne dauernd darüber politische Reden zu schwingen.
Und mir ging es hier auch nicht um die Unterhaltungsmedien generell, es ist mir schlicht aufgefallen.

Und an dieser Stelle breche ich das ab. Ich werde mich nicht weiter dazu äußern.

Ich hätte einige Fragen zu dem Thema, da ich mich in letzter Zeit mal ausgiebiger damit auseinandergesetzt habe, aber ich will diese Fragen niemandem aufdrängen...

Es tut mir leid, dass ich hier Leute aufgebracht habe, das wollte ich nicht. Ich finde es nur schade, wenn Diversität immer nur als problematisch dargestellt wird, das finde ich traurig.
LG
Frostschimmer

Maja

#73
Zitat von: Frostschimmer am 11. August 2021, 18:04:12
Ich hätte einige Fragen zu dem Thema, da ich mich in letzter Zeit mal ausgiebiger damit auseinandergesetzt habe, aber ich will diese Fragen niemandem aufdrängen...
Im Zweifelsfall frag mich, mich kann man immer fragen, auch wenn ich manchmal ein bisschen zum Antworten brauche.

EDIT
Auch per PN
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

pyon

#74
Oh, ich hab Doctor Who gelesen und würde da meinen Senf doch gerne auch dazugeben.

Ich denke nicht, dass es die "political correctness" ist, die Doctor Who vor allem in der letzten Staffel das Bein gebrochen hat, denn all deine Punkte waren meiner Meinung nach auch in den vorherigen Staffeln durchaus präsent und allgegenwärtig und ich hätte auch nicht mitbekommen, dass sich die Fans daran gestört haben. Meiner Meinung nach sind es die flachen und unausgereiften Charaktere eben genau ohne Charakter, die recht eintönigen und langweiligen Plots, die die neue Staffel so schlecht machen und so auch den Doctor selbst. Das liegt nicht daran, dass sie eine Frau ist - meiner Meinung nach.

Aber wenn du über Doctor Who sprechen magst, gerne auch per PN, @Frostschimmer  ;D

Zitat von: Frostschimmer am 10. August 2021, 22:11:02
@Solmorn der Punkt ist, dass mir derlei Kategorisierungen einfach vollkommen egal sind. Für die Persönlichkeit eines Charakters ist es nämlich nicht von Belang, ob der jetzt hetero oder homo ist. Das spielt doch keine Rolle, wenn das gerade nicht Thema ist, daher mache ich mir nur sehr selten Gedanken darüber.

Da bin ich ganz bei @Mondfräulein
Mich stört das auch nicht und ich sehe auch kein großes Problem damit, wenn Charaktere divers sind, aber ich will ihnen dennoch nicht verbieten oder abschreiben ihre Geschichte zu erzählen und ich will ihnen dennoch nicht verwehren, Probleme damit zu haben. Auch wenn es normal sein sollte, kann ich doch auch mit mir als Person ausmachen. Ich meine, ich komme nicht auf diese Welt und weiß, wer ich bin. Ich verändere mich und manchmal komme ich mit meinen eigenen Veränderungen besser klar und mit manchen eben nicht. :hmmm: Gibt doch auch genug Bücher, die die Liebesbeziehungen zwischen Hetero-Pärchen zum Thema haben, wo nicht immer alles glatt läuft.


Ich hoffe, das ist verständlich. Ich bin echt nicht so die Person, die viel diskutiert oder zu allem ihren Senf dazugeben muss aber bei Doctor Who hatte ich dann doch das Bedürfnis.


@Thema bzw. zur Fragestellung aus dem ersten Post
Klassische Unterhaltungsmedien wie Fernsehen oder Radio konsumiere ich eigentlich nicht mehr, sondern eher Netflix, Youtube und ggf. Twitch. Der große Vorteil darin ist einfach, dass ich mir aussuchen kann, was ich konsumiere und das auf meine eigenen Wünsche zuschneide. Ob das daraufhin zurückzuführen ist, dass die Unterhaltungsmedien nachgelassen haben, glaube ich nicht, sondern eher, dass sich die Art und Weise, wie wir Konsumieren geändert hat. Ich bin flexibler geworden.
Was Bücher angeht - da das im Eingangspost erwähnt wurde - glaube ich auch, dass einfach eine Verschiebung stattgefunden hat, was im Moment einfach beliebt ist und wenn man damit nicht viel anfangen kann, findet man im Moment halt nicht so viel Auswahl.  :hmmm:

Vielleicht liegt es auch daran, dass wir schon so viel konsumiert haben. So geht es mir bei Büchern. Ich erwische mich immer dabei, dass mich jene Storys nicht abholen, die ich von anderen Büchern/Serien etc. besser gewohnt bin. Und ich muss auch gestehen, dass etliche Bücher, die ich als Jugendliche toll fand, heute nicht mehr lesen würde, weil ich sie schrecklich finde, flache Charaktere, keine tiefe in der Story, vorhersehbar und teilweise langweilig.  ::)


#Edit: Viel zu lange am Post gegrübelt und viel zu tolle Antworten wurden zwischendrin verfasst, auf die ich gerade nicht eingehe, weil mein Post dann nie fertig wird und löschen möchte ich ihn jetzt auch nicht mehr, weil ich eben doch eine Weile daran geschrieben habe  :versteck: