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Alles zur Perspektive

Begonnen von Lastalda, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Feather

Ich schrieb auch bis vor kurzem in der Ich-Perspektive und habe meinen Prota "denken" lassen. Er erinnerte sich an verschiedene Dinge und lebte sie in Gedanken nocheinmal durch. Oder es werden Erinnerungen wachgerüttelt wenn dein Prota bestimmte Handlungen ausführt z.B. von früher oder bestimmte Gegenstände ansieht, wobei er zurückdenkt wie hat es angefangen...
Oder du lässt deinen Prota einen Tagebucheintrag machen und einige Seiten zurück blättern und das Geschriebene nocheinmal durchlesen.

Churke

Zitat von: Franziska am 14. Juni 2009, 16:37:28
meine Testleser meinten, es wäre nicht gut, dass in verschiedenem Stil zu schreiben, es wäre besser, alles in der Rückblende zu erzählen.

Was mir dazu einfällt: Anstelle von Rückblenden zwei Erzählebenen bzw. Handlungsstränge, eine im Präteritum, eine im Präsens. Vielleicht ein wenig literarisch, aber irgendwie stelle ich mir das cool vor...  :buch:

Franziska

hi

das mit dem Tagebuch oder Erinnerung zu machen geht leider nicht. Eine ellenlange Rückblende am Anfang finde ich auch nicht so toll. Ich denke, es wäre schon das Beste, wenn mein Prota alles für eine andere Person aufschreibt. Ich dachte, vielleicht kennt jemand ein gutes Beispiel dafür, das würde mir hoffentlich ein paar Ideen bringen.

Sprotte

Jepp, Stephen King, The Last Stand (Das letzte Gefecht): Der taubstumme Nick schreibt seine Lebensgeschichte für den Sheriff auf (kurz bevor die Pandemie startet).

Leon


Franziska

danke, das Buch werde ich mir besorgen.

Wollmütze

#111
Ich frag einfach mal hier:
Ich habe einen Ich-Erzähler in meiner Geschichte, der gesamte erste Teil im ersten Buch wird aus seiner Sicht erzählt, kann ich jetzt den zweiten Teil im ersten Buch aus der Sicht eines anderen Protagonisten in der 3.Person schreiben? Ich bin mir nicht ganz sicher, gibt es Bücher mit so einem Perspektivwechsel? Über Beispiele und Meinungen würde ich mich freuen  :)

Grüße,
Wolli

Kati

ZitatWas mir dazu einfällt: Anstelle von Rückblenden zwei Erzählebenen bzw. Handlungsstränge, eine im Präteritum, eine im Präsens. Vielleicht ein wenig literarisch, aber irgendwie stelle ich mir das cool vor...

"Das Licht des Nordens" von Jennifer Donnelly ist in der Art geschrieben. War cool... ;D

Wolli: Ich weiß nicht. Mich würde das unglaublich stören, wenn plötzlich der Erzähler weg ist und ich gar nicht erfahre, wie es mit ihm weiter geht. Baut die Handlung so sehr auf einander auf, dass du nicht kapitelweise wechseln kannst oder so etwas?
Ich weiß nicht ob es Romane in der Art gibt. An irgendwas denke ich da gerade, aber es will mir nicht einfallen...

LG,

Kati

Kuddel

Hi,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob der letzte Band von der Biss-Reihe nicht solche Perspektiv-Wechsel hatte. Ich weiß nur, dass der Mittelteil von Jakob erzählt wird, aber ob aus der 3. oder 1. Person weiß ich nicht mehr.

Prinzipiell ist es kein Problem, wenn du es sauber durch Kapitel trennst. Der Lesefluss sollte allerdings beibehalten werden. Oder du machst das wie z.B. James Clemens. Der hat zwei Bücher in einem gemacht. Zwar aus derselben Erzählperspektive, aber das kann man anders machen. Wenn der zweite Bereich für sich alleine steht und die Geschichte weitererzählt, warum nicht?

Du musst dich nur fragen, ob du es nicht auch anders gestalten kannst.

Liebe Grüße,
Kuddel
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Wollmütze

#114
Zitat von: Kuddel am 02. März 2010, 21:13:11
ich bin mir nicht ganz sicher, ob der letzte Band von der Biss-Reihe nicht solche Perspektiv-Wechsel hatte. Ich weiß nur, dass der Mittelteil von Jakob erzählt wird, aber ob aus der 3. oder 1. Person weiß ich nicht mehr.

Hi,
ich hab grad bei Wiki nachgeguckt und ja: Die letzte Story von Bellward ist in drei Teile unterteilt:
1.Bella(1.Person)
2.Jakob(ich glaube auch 1.Person)
3.Wieder Bella(1.Person)

Genauso meinte ich das auch, nur, dass ich den zweiten Teil aus der 3.Person schreibe. Ich werde das wohl auch so machen, weil ich am Anfang nicht ständig hin und her springen will und meine Geschichte nur so von der Zeit her stimmig ist  :)

Grüßle,
Wolli

Silvia

Vor Jahr und Tag begann ich eine Geschichte, die Hauptpersonen waren zwei Geschwister. Da sie längere Zeit getrennt voneinander unterwegs waren, bekam jeder immer abwechselnd ein Kapitel aus seiner Sicht zugeteilt. In der Zeit, wo sie zusammen unterwegs waren, schrieb ich innerhalb der Szenen abwechselnd aus der Sicht der beiden, so dass jeder immer mal das Geschehen kommentierte, beider Gedanken und Gefühle beschrieben wurden.
Jetzt, fast 10 Jahre später, überarbeite ich diese Geschichte und wollte eigentlich, der Norm folgend, die Perspektiven strikter trennen. Und plötzlich stelle ich fest, dass mir der Wechsel innerhalb der Szenen fehlt. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in den letzten Jahren viele Forenrollenspiele hinter mir habe und es immer sehr spannend fand, die Gedankengänge der anderen Charaktere relativ zeitgleich im Geschehen mitverfolgen zu können.

Ist es eine absolut blöde Idee, dieses Schema noch einmal aufzugreifen, oder würde mir im Fall einer Veröffentlichung (falls es jemals so weit kommt) der Lektor mit dem Rotstift drübergehen und mich wieder auf 1 Perspektive pro Kapitel oder Szene zurechtstutzen? Dementsprechend sollte ich es vielleicht lieber gleich lassen und mir die doppelte Arbeit sparen?
Wie seht ihr das als Leser - ist der Wechsel der Erzählperspektive innerhalb einer Szene überhaupt akzeptiert oder fühlt man sich als Nicht-Foren-Rollenspielschreiber davoh eher irritiert?

Kerimaya

In Amerika wird das im Liebesroman ständig gemacht, in Deutschland befürchte ich, wird da ein bisschen strenger drauf geguckt. Ich würd es dennoch einfach mals ausprobieren und dann schauen, welcher Gedankengang besser funktioniert. Überarbeiten kann man später noch alles :)

KaPunkt

hmmm, schwierig.

Ich hatte das gleiche Problem.

Über Perspektiveträger hatte ich mir nie Gedanken gemacht und immer fröhlich dessen Gedanken beschrieben, die gerade am coolsten waren.
Dann ist ein Lektor drüber gegangen.
Ich habe meinen Rüffel bekommen und mich mit mir selbst und allen Stimmen in meinem Kopf auf ein paar Perspektivträger geeinigt und überarbeitet.

Nachdem ich 'Die Drei Musketiere' gelesen habe, kann ich den Grund dahinter auch komplett nachvollziehen. Da springt die Perspektive ständig innerhalb der Szenen hin und her, und ich fand das als Leser anstrengend bis nervig.

Allerdings erlaube ich mir gelegentlich, eine Szene aus verschiedenen Blickwinkeln zu beschreibe. Diese Sprünge sind dann aber immer durch Leerzeilen abgesetzt.
Beispiel:
Wir haben die Konfrontation: Der Dialog wird beschrieben aus einer Perspektive. Dann kommt ein Schnitt. Eine andere Figur beobachtet den Dialog aus der Entfernung, verfolgt dabei eigene Pläne und versucht sich auf das Geschehen einen Reim zu machen.

Eine Szene, zwei Perspektiven.
Ich hoffe, das hilft dir weiter.

Liebe Grüße,
Kirsten
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Artemis

Ein gutes (deutsches) Beispiel ist für mich die Wanderhure - besonders in den ersten Kapiteln wird mehrmals in einer Szene gesprungen, und das teilweise so unglücklich, dass man als Leser oft mit den Personen durcheinander kommt.

Ich finde solche Wechsel ehrlich gesagt unangenehm, lese sie nicht gerne und vermeide sie auch in meinen Geschichten. Vor allem ist es bei mir der Fall, dass ich meine Szenen im Schreibstil ändere, je nachdem, welche Figur gerade Perspektiventräger ist. Ein rascher Wechsel ohne strengen Cut würde bei mir zu einem heillosen Chaos mutieren.

Wenn die Wechsel allerdings passend sind und nicht mehr als 3 Personen mitmischen, ist es durchaus sinnvoll. Alles eben mit Maß und Ziel - und gekonnt  ;)

Farean

"Du mußt wissen, wann du die Regel brechen darfst." Grundsätzlich ist es immer eine gute Idee, den Grundsatz "eine Szene = eine Perspektive" einzuhalten. Manchmal aber ist es einfach eine Gefühlssache, wann der Sprung mitten in der Szene besser zur Stimmung beiträgt, ja, geradezu notwendig ist.

Isaac Asimov zum Beispiel hält sich in seinen Romanen normalerweise sehr strikt daran, in jeder Szene bei einer Perspektive zu bleiben. Normalerweise. In "Auf der Suche nach der Erde" jedoch, während einer sehr entscheidenden Konferenz, wechselt er mitten während des verbalen Schlagabtausches kurz aus dem Kopf des Protagonisten in den seiner Hauptgegnerin. An dieser Stelle, ich kann es nicht anders sagen, fühlt es sich einfach richtig an, es verlangt geradezu danach.

Aber solche Textstellen sind selten. In 99% aller Fälle gilt: halte die Regel besser ein. Für das verbleibende Prozent gilt: It's magic, not science. :shrug: