• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Alles zur Perspektive

Begonnen von Lastalda, 01. Januar 1970, 01:00:00

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Lastalda

Hat irgendwer von Euch schon mal eine längere Geschichte in Ich-Perspektive (Erzähler ist 1. Person Singular und an der handlung beteiligt) geschrieben?
Ich habe nämlich beim schreiben des 4. Kapitels zu "Schwerttänzer's Lied" (das ab dort großteils in ebendieser perspektive erzählt wird) festgestellt, dass ich das irgendwie überhaupt nicht kann. In der 3. Person kriege ich Dichte rein, aber wenn ich das selbe in der 1. Person versuche, kommt es mir nur lächerlich vor.

Hilfe!

Hat nicht jemand ein paar gute Tipps auf Lager oder kann mir vielleicht sogar an konkreten Stellen helfen (ich weiß, das wäre sehr sehr zeitaufwendig)...?

Lastalda

Arielen

Ich habe im Prinzip auch nichts längeres in der Ich-Form geschrieben, aber meine Erzähungen aus der 3. Perrson sind auch sehr personenbezogen, ich verrate im Prinzip auch nicht mehr als die Person selber wahrnehmen kann.

Im Prinzip gehe ich immer davon aus, ich versuche mir genau vorzustellen und z. B. abends im Bett auszuspielen, was er oder sie wahrnimmt und das dann später aufzuschreiben. Auch als Meister im Rollenspuiel habe ich meinen Charakteren die Umgebung und die Ereignisse aus ihrer Sicht geschildert, also nicht, "ihr steht in einem 3 x 4 m  großen Raum mit zwei Türen an den schmalen Seiten", sondern "Ihr geht in einem raum, der etwa so lang wie breit ist, und euch gegenüber ist eine weitere Tür." Versuche also in deinen Charakter zu schlüpfen und alles andere auszuschalten...
Alles liegt im Auge des Betrachters

Lastalda

Ja, theorethisch ist mir das auch klar. Das Problem ist, dass meine hauptfigur, Kiara, ihre eigene Vergangenheit erzählt, und wenn man in diesem Kontext genauso detailliert vorgeht wie wenn das Geschehen "jetzt" wäre, klingt das oft gestelzt und falsch... Und ich habe keine Ahnung, wie man dieses Problem löst...

Lastalda

Moni

Also, ich hab mal was in der 1.Person verbrochen, eine Vampirgeschichte, die ich mittlerweile überabeite und in die 3.Person gesetzt habe. Ich finde 1.Person keine schöne Erzählperspektive, außer vielleicht für einige Szeneneinschübe. Aber das ist natürlich sehr subjektiv...

Moni
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Shaevairc

Also ich habe bisher erst zwei Kapitel einer Story in der Ich-Perspektive geschrieben und dabei kam ich eigentlich relativ gut klar. Die Geschichte ist allerdings nicht besonders ernsthaft, was das ganze etwas erleichtert hat. (is online unter: http://futurefire.de/fireproject/fireproject-index.html )
Im Prinzip wollte ich gar nicht aus der Ich-Perspektive heraus schreiben, es hat sich nur so ergeben. Bei einer anderen Geschichte, die ich aus der 1. Person schreiben wollte, hab ich nach einer Zeit auch umgewechselt auf die 3.
Woran das lag, keine Ahnung.

.Alice

Also geschrieben hab ich selbst noch nicht in der Ich-Perspektive, aber mir gefallen die Romane von Jennifer Roberson sehr gut (und die sind alle im Ich geschrieben). Die Schwerttänzer-Serie. Vielleicht kannst Du da mal gucken und Anregungen holen?

Lg, Alice

Moni

Die Schwerttänzerromane sind tatsächlich eine löbliche Ausnahme.. stimmt.. sind in 1.Person geschrieben... hatte ich glatt vergessen. Mir fielen gerade nur einige historische Romane ein, die in der 1.Person sind und die sehr zäh zu lesen waren.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Lastalda

Die Schwerttänzer-Romane sind in ich-Form? Hm, das ist noch ein grund mehr, sie endlich zu lesen...
Aber nicht alle Bücher von Jennifer Roberson sind das - die Herrin der Wälder zum Beispiel nicht, soweit ich mich erinnere...

Lastalda

.Alice

Ups  ;) sorry, wusste nicht, dass J.Roberson auch andere Romane geschrieben hat *g*

Lg, Alice

Lastalda

doch, und soweit ich weiß eine ganze menge. Ich hab da was im Regal stehen, das Cheysuli-Zyklus heißt, auch von ihr, aber noch nicht gelesen.
Tja, so kann man sich irren! ;D

Lastalda

OgerBoy

Hab mal was ind er Ich perspektive geschrieben, war allerdings nicht so doll.
Man kann viel weniger aus dem Bauch heraus schreiben, da man immer überlegen muss, wie konnte der Erzähler das wissen. Und damit es nicht unglaubwürdig wurde, habe ich dann immer schnell eine Erklärung beigefügt. Vom erzählerischen her, schlecht geschrieben, es wollte einfach keine Stimmung aufkommen. Deswegen habe ich danach  davon die Finger gelassen. Vielleicht später mal, wenn ich meine Lebensgeschichte aufschreibe, hehe, dauert noch ein bischen.
ich habe aber auch sachen gelesen, die klasse Atmosphäre gebildet haben, gerade dadurch das es aus der EGO Perspektive kommt. Ich schau mal nach was das war.

Bis später

Linda

Hallo,

ich habe bislang auch erst einen sehr kurzen Text in der Ich-Perspektive geschrieben (liegt Maja vor). Ich mag sie nicht unbedingt gerne lesen, bei den Schwerttänzern hätte sie mich beinahe komplett rausgehauen (dieses Geschmachte am Anfang, wie toll und schön und stark Del nun ist... Buch im Laden angelesen, zugeklappt und die Reihe erst einige Jahre später für wenig Geld erworben)
1. Person erscheint mir als Leser immer etwas aufdringlich  :). Da "zwingt" mir jemand seine Sichtweise auf und der Autor möchte damit vermutlich die Identifikation mit dem Helden erleichtern. Und bei diesen Gedanken habe ich schon keine Lust mehr.  
Vermutlich schreibe ich deswegen auch nicht darin. Es gibt aber auch Mischformen: 1. Person-Erzähler in der Gegenwart und trotzdem noch mehr darin. "Aber damals konnte ich noch nicht wissen, dass dieser Tag mein Leben verändern würde"
Da greift der Erzähler gewissermaßen dem Verlauf der Geschichte vor... Nun ja, auch das soll Spannung erzeugen, aber zu häufig verwendet wirkt es auch nicht mehr gut.

ZitatMan kann viel weniger aus dem Bauch heraus schreiben, da man immer überlegen muss, wie konnte der Erzähler das wissen.

Das würde ich differenzierter sehen. Bei einer eng personalen Perspektive wird auch nur erwähnt, was die Figur wissen und fühlen kann, das dürfte also keinen Unterschied machen. Nur bei der Mischung von personal/auktorial kann man kurzzeitig die Figur verlassen und objektive Dinge einfügen.
Richtig angewandt kann die Ich-Perspektive allerdings auch sehr mitreißend sein.

Gruß,
Linda

Moni

Zitatdoch, und soweit ich weiß eine ganze menge. Ich hab da was im Regal stehen, das Cheysuli-Zyklus heißt, auch von ihr, aber noch nicht gelesen.
Tja, so kann man sich irren! ;D

Lastalda

Den Cheysuli-Zyklus hab ich bis Band 6 im Regal stehen , gelesen glaub ich bis Band 4... Sind eigentlich nicht schlecht, wenn es einem nichts aus macht, das jeder Band in einer anderen Zeit spielt und andere Hauptpersonen hat. Es geht in den Bänden 2- 9 (?) um die Nachfahren der Personen aus Band 1. Diese Bücher sind übrigens in auktorialer Erzählsicht geschrieben.

LG

Moni
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Lastalda

@Linda:

In meinem Fall wird es auch eine Mischform. Die macht auch Sinn, wenn man weiß, dass der ich-Erzähler es zu einem betimmten, späteren Zeitpunkt rückblickend erzählt, und das ist in meiner Geschichte ja der Fall.
Auch die Athmosphäre scheint mir mittlerweile einigermaßen zu gelingen. Womit ich immer noch Probleme habe, ist der Wechsel zwischen Szenen und Zeitpunkten. In einer 3.-Person-Geschichte macht man einfach einen Absatz und leitet die neue Szene ein, doch wenn es in der Rahmenhandlung eine durchgängige Erzählung darstellen soll, muss man bei der Ego-Perspektive Überleitungen schaffen, die nicht szenisch sondern eher übergreifend sind, und die werden dann wiederum schnell langweilig... *seufz*

Lastalda

Linda

@Lastalda

da hilft nur eines: am besten ein oder zwei Romane der Ich-Perspektive lesen, querlesen oder zumindest durchblättern (irgendeinen hat jeder im Haushalt, und wenn es ein Karl May ist) und schauen, wie die anderen Autoren das Problem gelöst haben. Sich dadurch etwas abzugucken ist ja nicht verwerflich :-))