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Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!

Begonnen von Alaun, 24. Juni 2010, 16:11:07

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Kuddel

Zitat von: zDatze am 25. Juni 2010, 15:04:49
Außerdem kann ich am Ende des Tages sagen: "Ich hab was geschafft!". Damit durchbreche ich diesen zähen Alltagstrott, durch den ich immer unzufriedener (und unerträglicher) werde.
Genau das. Wenn ich hier jeden Monat dasselbe mache, ist es eintönig. Und ich mache jeden Monat dasselbe, mit wenigen Ausnahmen. Wenn ich jedoch auf meinen Wordcount am Ende des Tages sehe, sieht er jedes Mal anders aus. Ich schaffe etwas, was mich geistig beschäftigt hat und wofür ich eine Lösung gefunden habe. Das ist etwas, was ich von meinem Hauptberuf selten schaffe. Dennoch möchte ich ihn im Moment nicht missen, da er der Hauptgrund ist, warum ich zum Schreiben komme (Pendeln).  ;)
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Hanna

@Derexor: So wie ich das sehe, zeigst du ein für dein Alter sehr typisches Verhalten. Du beschäftigst dich mit den Dingen, die du magst und lässt alles andere links liegen. Darin unterscheidest du dich nicht wirklich von deinen Altersgenossen. Teenager sind schwer für etwas zu begeistern, weil sie immer erst einmal gegenangehen müssen. Das hat mit Faulheit viel weniger zu tun als mehr mit mangelndem Überblick.

Ich hatte mir mit zwölf Jahren vorgenommen, die jüngste Bestsellerautorin aller zeiten zu werden. Ich habe darüber alles vernachlässigt. Beim Schreiben selbst war ich nicht faul. Ich habe jedes Jahr ein bis zwei Romane geschrieben und auch sehr fleißig überarbeitet. Ich war total engagiert, aber mir fehlte komplett der Überblick. Ich habe im Unterricht geschrieben, keine Hausaufgaben gemacht, bin zweimal sitengeblieben und musste vom Gymnasium auf die Real.

Hätte ich den Überblick gehabt, wäre mir klar gewesen, dass ein gutes Abitur und eine gute Allgemeinbildung die Grundsteine für meine Karriere sind. Ich hätte etwas studieren können, dass mich voranbringt, mich mit den richtigen Leuten in Kontakt bringt, mir hilft, immer besser zu werden.

Aber ich verlor mich in Tagträumen und meinen Geschichten.

Heute träume ich immer noch. Ich könnte zielstrebiger sein, um meine Träume zu verwirklichen, aber in dieser Hinsicht bin ich sehr schwach. Mal bin ich motiviert, mal nicht. Meine Ausrede ist eine Krankheit, nämlich eine Depression, die mich ziemlich annervt, weil sie trotz Therapie recht hartnäckig ist und mich daran hindert, voranzuschreiten.

@Aquamarin: Ich kenne das Gefühl nur zu gut. Und ich freue mich total auf die neue Popstarsstaffel, denn Popstars hilft mir komischerweise immer, mich zu motivieren. Ein Haufen junger Leute, die sich den Hintern aufreißen, um ihren Traum zu leben. Das wirkt irgendwie ansteckend auf mich und dann ist es mir auch völlig egal, dass ich keine 16 mehr bin, sondern auf die 30 zugehe. Im Herzen bin und bleibe ich siebzehn.
#notdeadyet

Nachtblick

#32
Ganz ehrlich? Ich bin froh, dass es mal jemand anspricht. ;D

Ich schreibe an meinem Roman jetzt seit fast sechs Jahren, und wenn ich allein höre, dass es genug Leute gibt, die in meinem Alter ihre ersten drei Bücher fertig haben, dann denke ich, hey, warum schaffst du das nicht? Mein Brieffreund hat zeitgleich mit mir ein Buch angefangen und hatte nach einem Jahr ein langes, sehr rundes, in sich schlüssiges Manuskript fertig. Wo war ich da? Irgendwo im Nirvana.

Ich habe, was das Veröffentlichen angeht, nur ein Ziel, sozusagen die erste Hürde, und zwar, bis nächstes Jahr, also zum Abitur, eine Agentur zu finden. Ich habe jede Menge Krimskrams veröffentlicht, Kurzgeschichten, Artikel und Gedichte, teils in bekannten Zeitungen und Verlagen, ich weiß, dass ich damit wirklich glücklich sein kann. Ich arbeite viel, schreibe pro Monat sicherlich drei, vier Kurzgeschichten und nebenbei meinen Roman zu Ende. Ich weiß, was ich studieren will, habe einen überraschend guten Schnitt, seit ich kein Physik und kein Chemie mehr habe, und ich würde am liebsten gleich morgen mit meinem Buch fertig sein und übermorgen eine Agentur finden und praktisch von heute auf morgen veröffentlichen.

Manchmal überfällt es mich in Buchhandlungen. Verdammt, hier würdest du doch gut passen! Manchmal lese ich Bücher und denke, das hätte ich besser gekonnt. Dann ärgere ich mich, dass ich so langsam bin und genau weiß, dass ich noch überarbeiten muss, bevor überhaupt irgendetwas aus meinem Roman werden kann.
Ich schreibe gern. Es ist mein bestes, beständigstes, ehrlichstes Hobby, ich versuche, es jeden Tag auszuüben und vor Matheklausuren Pausen einzulegen, alles zu schreiben und nebenbei weiterhin Kleinkram zu veröffentlichen. Das ist schon schön, aber manchmal wäre mir nach Durststrecken lieber, ich hätte eine Agentur als fünf veröffentliche Kurzgeschichten. >:(

Kopf hoch. Das Veröffentlichen rennt nicht weg! Die Geschichte wird jeden Tag besser!

gbwolf

@Derexor: Das ist eine Ableitung, die man so machen kann, aber nicht muss. Und was im Leben dumm ist und was nicht, dass kann man jemandem nicht erzählen, das kann man nur selbst erleben, ich habe meinen Eltern auch nie geglaubt, weil ich es früher nicht nachfühlen konnte.
Man kann sein Herz auch bei Sachen entdecken, die einen vorher nicht interessiert haben und genauso kann man bei Dingen gut sein, die einem nicht 100% am Herzen liegen.
Es tut mir auch leid, dass ich mich gerade jetzt so aufrege und das ich in diesem Punkt so heftig bist. Die Begründung "bin faul" in letzter Zeit bei einigen Leuten gehört, die jetzt auf Kosten der Allgemeinheit leben und ach so keine Lust haben, sich weiterzubilden oder sich wenigstens Sonntag morgens beim Bäcker etwas dazu zu verdienen, weil das ist ja alles nicht ihr Ding, da sitzen sie lieber zu Hause, spielen am Computer und warten, bis der Traumjob vorbeikommt. Ich hab' mehrere Studiengänge geschmissen, weil ich nicht das Gefühl hatte, mit dem Herzen dabei zu sein und weil ich mich nach dem Abi nicht entscheiden konnte. Und irgendwann musste ich mich dann durchbeißen, musste mal ein Studium zu Ende bringen und alles, was ich auf dem Weg dorthin gelernt habe, hat mich weitergebracht, auch meine Schreiberei.
Ich bewundere Menschen, die so an ihre Fähigkeiten glauben, dass sie scih nur auf das Schreiben verlassen. Bei vielen mit dieser Einstellung klappt es auch, aber es gibt auch eine große Anzahl von Leuten, die es nicht schaffen und die dann gar nichts haben; keine Veröffentlichung, kein Selbstbewusstsein und keinen Job.

Ansonsten: Gothanna hat es besser und psychologisch geschickter ausgedrückt als ich ;)
(Übrigens, Hanna: Ich wollte das mit 12 auch, als ich den Roman einer 16jährigen in der Bib sah.  :psssst:)

Calysta

Hier wurde wirklich der Nerv unserer kleinen Gemeinschaft getroffen. Aber mich muntert es etwas auf, dass nicht nur ich mich mit Selbstzweifel, Wut und Trauer herumschlagen muss. Für viele Nicht-Autoren hört es sich merkwürdig an, wenn man rummeckert, dass man endlich "richtig" veröffentlichen will und deswegen manchmal in depressive Stimmungslagen verfällt. Der Austausch hier tut immer besonders gut. Obwohl viele sich nicht kennen, hat man einen  Nenner, der alle zusammen schweißt. Das Schreiben. Ich weiß, ohne diese Leidenschaft wären wir kaum in diesem Forum, aber trotzdem finde ich es schön anzusehen, wie wir uns gegenseitig helfen, verbessern und aufmuntern. Was kann es schöneres geben? -Außer die erhoffte Veröffentlichung in einem Publikumsverlag  ;)- Im Grunde sind wir glückliche Menschen, weil wir ein Hobby haben, das viele teilen und das uns ausfüllt. Wir haben ein Ziel, wissen was wir wollen und was nicht und haben eben uns. 

@ Runaway : Gleiches Schicksal, gleiche Gefühle. Ich denke immer, dass meine Prota mich deswegen hasst. Sie lässt sich seit knapp 3 Wochen nicht mehr bei mir blicken  :schuldig: Gerne schlag ich da zu  ;D Ich schaue genug Krimiserien, um es wie einen schrecklichen Unfall aussehen zu lassen...

Und ich muss Wölfin recht geben. Mich machen solche Aussagen auch furchbar wütend, aus dem selben Grund. Vielleicht reagiere ich auch momentan zu sensibel auf das Thema, weil ich 2 Jobs habe, nebenbei studiere und kein Barfög bekomme von Vater Staat, aber andere sich auf ihrer faulen Haut ausruhen und dann noch erwarten, dass ich an meinen Wochenenden Nachhilfemutti spiel. Um faul sein zu dürfen muss man entweder ziemlich schlau sein, oder man ruht sich auf der Tasche der Allgemeinheit aus.  Das geht, meiner Meinung nach, überhaupt nicht.
Derexor, du bist zwar noch 16, reichlich unerfahren und wohnst noch bei Mutti, die sich um alles kümmert, aber lass so Äußerungen lieber. Begeisterung kann man wecken, die muss nicht einfach "da" sein. Du wirst staunen, wie wundervoll und spannend manche Fächer/Dinge sein können, die du jetzt nur mit einem Schulterzucken abstrafst. Z.B. : Ich war immer schlecht in Mathe in der Schule, hatte dafür Spaß an Physik, weil es mich interessiert. Mathe war immer das Looserfach, das einfach nur schrecklich langweilig war und wegen dem ich fast ein Mal eine Zusatzrunde gedreht hätte. Das hat sich mit der Zeit jedoch gewandelt. In meinem Studium bin ich die Beste aus meinem Jahrgang in den mathematischen Fächern. Warum dieser Wandel? Ich habe metaphorisch Mathe meine Hand gereicht und ihm die Mögleichkeit gegeben sich mit mir anzufreunden. Resultat: Beste Freunde seit 2 Jahren.
Dein Problem ist die Begeisterung, die du für andere Dinge nicht aufbringen kannst, oder willst, weil du dich in eine Sache verbissen hast. Was auch nicht schlimm ist, aber schrecklich trist. Das Leben hat mehr zu bieten, als Schwarz und Weiß.

Nachtblick

#35
Ich finde es in Ordnung, wenn man, jetzt mal auf Derexor und mich bezogen, in unserem Alter etwas gern macht und sich momentan darauf einrichtet. Warum denn nicht? Ich "strafe" nichts mit einem Schulterzucken ab, ich versuche die Dinge, und wenn sie mir nicht liegen, dann liegen sie mir nicht. Mathe liegt mir beispielsweise nicht. Ich habe auch keinen Spaß an Physik und Chemie. Ich weiß, dass ich das später nicht machen möchte. Ich möchte neben dem Schreiben Kunst, Theater und Design machen. Das liegt mir, das macht mir Spaß.
Nein, von Spaß kann man nicht leben, aber soll ich dann lieber das machen, woran ich keinen Spaß habe, was aber meine Existenz sichert? Was ist denn heutzutage noch sicher? Die Bundeswehr, haha, danke. Der Kultursektor ist am Wachsen. Ich möchte dahin studieren, sehen, was sich eröffnet.
Wenn ich jetzt, mit siebzehn Jahren, weiß, was mir Spaß macht und wofür ich Auge und ein bisschen Talent und Handwerk habe, warum sollte ich das nicht neben einem halbwegs erfolgreichen Schulabschluss und gutem Abi zu dem machen, was ich eben hauptsächlich mache?
Meine schulischen Leistungen haben zu keinem Zeitpunkt unter meinem Schreiben gelitten. Ich habe eine Vorstellung, was ich machen möchte. Ich lasse nicht alles links liegen, was ich nicht machen möchte. Ich versuche, in Mathe eine bestimmte Leistung zu erzielen, mit 08 Punkten wäre ich in meinem Verständnis schon fast Jesus. Mehr möchte ich nicht. Mag sein, dass das bei einigen sauer aufstößt, dass man sich selbst sagt, so, das reicht, aber mal ganz ehrlich. Ich habe genug Arbeit mit der Schule. 12-Jahre-Abi ist ein ziemlicher Horror, ich hätte sehr gern noch ein Jahr, um mir darüber klar zu werden, wie es weiter gehen soll, aber das Jahr habe ich nicht. Ich komme auch ohne mir die Wochenenden mit Mathe vollzuknallen auf einen vorzeigbaren Durchschnitt von 11 Punkten. Wie gesagt, ich habe genug Stress und Arbeit, als dass ich mir auch noch das Schreiben beiseite schieben würde. Ich mache das gern, schon länger und solide und mit zunehmenden kleineren Erfolgen und Veröffentlichungen. Ich spiele Theater, mache Kunst und arbeite mit ins Entwerfen von Plakaten und Covern und Flyern ein. Ich fühle mich wohl dabei. Ich weiß, das Überleben da draußen ist hart, das muss keiner mir sagen, ich bin kein verwöhntes Kind reicher Eltern, aber ich lasse mir auch nicht unterstellen, dass ich unrealistisch, realitätsfern und naiv bin.
Ich sehe nicht, wo Derexor ein Problem hat. Natürlich hat jeder Jugendliche eine Zeit, in der er sich stärker auf das Schöne fokussiert als auf das Hässliche am Leben. Man sollte sich nicht übernehmen, sondern sich bitte realistisch einschätzen. Ich weiß, dass es falsch ist, wenn man etwas sofort abschminkt. Ich bin nicht gut in Mathe, ich bin zu langsam, zu dumm vielleicht, aber ich bemühe mich, habe einen guten Lehrer und weiß, dass es so schlimm an sich nicht ist. Ich sage mir, du gibst dir Mühe, tust, was du kannst, aber es ist nicht ein Punkt mehr wert, dass du dich in noch mehr Arbeit und Depressionen stürzt, wenn du ohnehin im annehmbaren Bereich liegst und das Fach nicht deinen Stärken und Interessen entsprichst.
Außerdem, Derexor ist sechzehn, der macht wahrscheinlich in zwei Jahren Abi, das ist eine ganze Weile, wenn man bedenkt, dass einige aus dem jetzige zwölften Jahrgang nicht die Spur eines Schimmers haben, was sie später machen wollen. Regt euch nicht so auf, dass man in diesem Alter noch nicht alle beruflichen Facetten und Perspektiven kennt und vielleicht noch nicht mal weiß, ob man studieren will.
Sich hier und jetzt erstmal zu orientieren und Prioritäten zu setzen, was ist falsch daran?

Calysta

#36
Wir sind komplett off-Topic geraten und eigentlich vom Hauptthema abgekommen.
Nichtsdestotrotz soll sich kein jüngerer Schreiberling gegen den Kopf gestoßen fühlen. Mit 16 hatte ich auch noch keine Ahnung, was ich werden wollte. Und das mit Mathe sollte nur ein Beispiel sein (vielleicht etwas zu speziell), dass man es zumindest versuchen sollte. Nachtblick, wenn du dein Bestes gibst, dann musst du dir nichts vorwerfen, du hast es immerhin probiert. Und wenn du das gefunden hast, was dich ausfüllt, dann umso besser! Ich denke nicht, dass wir uns gegenseitig angreifen wollten. Missverständnisse gibt es immer, besonders im Schriftverkehr. Wenn du es als persönlichen Angriff empfunden hast, dann entschuldige ich mich. Sollte wirklich nicht so sein.
Und Derexor, fühl dich nicht auf den Schlipps getreten. Du bist noch sehr, sehr jung. Viele nehmen mittlerweile die Aussage "Ich bin halt faul" jeden krum, auch wenn es anders gemeint war. Ich schiebe es einfach auf dein Alter und belasse es dabei, dass du  erst noch das "Fach deines Herzens" finden musst, was dich genaus so begeistert, wie die Schreiberei.
Wir sollten uns wieder lieb haben   :jau:

Kerimaya

Stimmt, mit dieser Aussage "Ich bin halt faul" sollte man vorsichtig sein. Ich persönlich kriege bei sowas Krätze (egal, wie alt der Urheber der Aussage ist), weil es die Arbeit hinter dem Schreiben abwertet (@Derexor Ich bin mir sicher, dass du es nicht so gemeint hast, ich versuche nur gerade zu erklären, warum viele Schreiber bei so einem Satz auf einmal mit gesträubtem Fell dastehen).
Mein All-Time-Favorit: "Ach, du schreibst? Wenn ich mal Zeit habe, schreibe ich auch mal einen Roman!" Da könnte ich mit dem Kopf gegen die Wand rennen. Ich habe keine Zeit, da ich studiere, arbeite und auch noch unter Zeitdruck schreibe (zum Glück ist meine Verlegerin so geduldig); ich verzichte häufig auf Partys, ausschlafen oder Treffen mit Freunden, eben um meinem Traum nachzujagen.

Ähm, also, um wieder IT zu gehen: Dieses Drängen in einem sollte man sich wirklich gut bewahren und einfach als Ansporn nehmen. Der Gedanke: "Andere haben es geschafft - dann werde ich es auch schaffen!" kann enorm hilfreich sein und auch sehr tröstlich.

Churke

Schriftsteller sein zu wollen ist eigentlich ein Luxus und für den Durchschnittsdeutschen wahrscheinlich genauso aussichtsreich wie "ich will Kanzler werden" oder "ich will modeln" oder "ich will Moderator werden".
Natürlich kann man es versuchen. Es gibt schließlich Bundeskanzler, Models und Moderatoren. Manche Leute richten sogar ihre ganze Lebensplanung auf die Dichtkunst aus - nicht immer erfolglos.
Und wenn nicht, ist Schreiben nicht die schlechteste Beschäftigung für einen Arbeitslosen.

Rigalad

Es gibt Dinge im Leben, die macht man gerne. Das nennt man erst einmal Hobby.
Dann gibt es Dinge, die gehören zum Leben dazu. Zwingend. Das nennt sich Beruf.
Manchmal hängt das eine mit dem anderen zusammen, oft nicht. Deswegen muss man immer Grundlagen für beides schaffen. Natürlich kann ich mich jetzt in eine Ecke setzen, warten bis die nächste GNTM Staffel anläuft und sagen. "Oh, modeln macht mir solchen Spaß, das möchte ich beruflich machen und deswegen konzentriere ich mich auf nichts anderes mehr." Ganz ehrlich? Das passt in die Bequemlichkeit unserer Gesellschaft und bei sowas krieg ich regelmäßig Ausschlag. Ich wollte auch "schon immer" Schriftstellerin werden, trotzdem hab ich Fachabi gemacht, eine Ausbildung, arbeite seit einem Jahr jetzt in dem Beruf und studiere jetzt auch noch nebenbei. Drei Dinge parallel.
Klar, man kann auf Veröffentlichungen hinarbeiten. Das sollte aber nicht das Standbein sein, dafür ist der Markt für jeden, der nicht nur von Wunschdenken geleitet wird, schlichtweg zu voll. Das Leben ist nun mal nicht so wie man's gerne hätte. Da muss man in den sauren Apfel beißen und Alternativen suchen. So ist das Leben.

... und wenn irgendwann dann doch der große Durchbruch kommt, dann vielleicht auch wegen den anderen Erfahrungen, die man gesammelt hat.

FeeamPC

Falls es jemanden tröstet: ich habe fast 50 Jahre meines Lebens gebraucht bevor ich mein erstes Buch veröffentlicht (ein Sachbuch) und meinen ersten Roman geschrieben habe (nein, er ist noch nirgends veröffentlicht). Vom Schreiben habe ich immer geträumt, dauernd auch kleinere Sachen geschrieben, und natürlich träume ich ich davon, irgendwann einmal bei einem richtig großen Verlag veröffentlicht zu werden.
Nicht jeder Traum wird wahr, aber träumen ist doch soooo schön!
Und in der Zwischenzeit wird fleißig weiter geschrieben.

Telas

#41
Derexor, Faulheit und Bequemlichkeit können eine nicht zu unterschätzende Gefahr für deine Träume sein, ich spreche aus Erfahrung. Ich hatte eine Phase, in der alles in meinem Leben schief gelaufen ist und ich in Folge dessen nur noch zu Hause saß und gar nichts gemacht habe, weil ich keine Lust mehr hatte etwas zu unternehmen. Ich habe damals viel verloren. Viel Selbstvertrauen, einige gute Freunde doch, was eigentlich am Schlimmsten ist viel Zeit. Zeit ist nicht nur beim Schreiben eine kostbare Ressource, die es effizient zu nutzen gilt, sondern sie ist in allen Bereichen des Lebens ein entscheidender Faktor. Das musste ich wieder lernen, doch seit ich in Lohn und Brot stehe geht es wieder mit mir bergauf, ich treffe mich wieder mit Kumpels und tue auch etwas Sinnvolles, zum Beispiel Romane schreiben, um zum Thema zurückzukommen.
Ich fühle mich besser, wenn ich mich intensiv mit meinen Büchern auseinandersetze und nicht alle drei Wochen einen Satz schreibe. Es geht mir um das Gefühl, ein Ziel zu erreichen, nämlich das Wort Ende unter das Manuskript zu setzen. Es gibt auch für mich Tage, an denen muss ich mich zum Schreiben zwingen und an anderen Tagen schreibe ich absichtlich nicht, weil ich auch einmal abschalten will. Aber wenn die Zeitspanne des Nichtstuns zu groß wird und ich dringend wieder in Tritt kommen muss, mache ich einfach ein Battle oder lasse mir die Pfanne geben. Ich finde diese beiden Instrumente, mit deren Hilfe sich ein Autor eher mit dem Werk beschäftigt hervorragend. Man kann in relativ kurzer Zeit viel schaffen, wenn man bei der Sache bleibt.

Was ich aber noch lernen muss ist, Durchhaltevermögen zu entwickeln. Ich lasse mich von Misserfolgen oft entmutigen und fange lieber ein neues Projekt an, anstatt die Schreibblockade anzupacken. Dementsprechend sind auch meine Statistiken, von sieben Projekten bisher nur zwei beendet. Die anderen waren ohne nennenswerten Plot geschrieben, deshalb glaube ich, wer Schriftsteller werden will, der muss bereits im Voraus wissen, was am Ende auf den Seiten stehen soll. Man sollte konstant am Werk schreiben und nicht immer nur denken "wann ist das Buch endlich vorbei" 

Kati

Genau wir wir alle möchte ich natürlich auch irgendwann mein Buch gedruckt und gebunden im Laden stehen sehen. Das ist auch mein großer Traum und ich hoffe sehr, dass ich das irgendwann schaffen werde.
Ich bin zwar erst achtzehn, aber ich möchte trotzdem so bald wie möglich wieder damit anfangen, Exposés rausszuschicken und auf Agentursuche zu gehen, um diesen Traum zu verwirklichen. Als ich es das erste Mal versucht habe, war ich fünfzehn und, wie ich heute weiß, lange nicht so weit. Vielleicht denke ich dasselbe in drei Jahren wieder, doch ich glaube es eigentlich nicht. Ich habe in letzter Zeit wirklich das Gefühl eine Hürde überwunden zu haben (Ich weiß aber nicht, welche das sein sollte ;D) und ich glaube auch daran, dass ich schreiben kann, auch, wenn viele das für arrogant halten.
Das Schreiben ist für mich besonders in den letzten Monaten zu mehr geworden, als einem Hobby. Ich liebe es, ich kann nicht ohne das Schreiben und meine Geschichten. Und da ich meine Geschichten nicht nur für mich auf dem Computer lesen möchte, sondern auch Leute damit erreichen möchte, träume ich davon, veröffentlicht zu werden.

ZitatMein All-Time-Favorit: "Ach, du schreibst? Wenn ich mal Zeit habe, schreibe ich auch mal einen Roman!"

Über den Spruch musste ich mich auch schon ärgern. Das Schreiben ist sehr zeitaufwendig, das glauben viele Menschen einfach nicht. Eine meiner Freundinnen möchte auch mit dem Schreiben anfangen und schiebt es immer mit dem Satz : "Ich mach das, wenn ich mal Zeit habe..." auf. Ich habe ihr vor einigen Tagen etwas ärgerlich an den Kopf geworfen, dass sie sich diese Zeit schon nehmen muss, sonst wird das nichts.  ;D

LG,

Kati

Zit

Zitat von: Termi am 25. Juni 2010, 15:07:24
@Zitkalasa

Nun, ganz so schwarz würde ich das nicht sehen. Andreas Eschbach hat mal vor langer Zeit zu mir gesagt:

"Wer ins Schlaraffenland will, muss sich erst durch einen riesigen Reisberg fressen."

Und ich sag: Man soll niemals "NIE" sagen.

LG
Termi ;)

*gg*

Stimmt schon. :) Wenn ich mich recht entsinne, war ich in diesem Posting aber auch darauf aus herauszustellen, dass der Beruf Schriftsteller mit Arbeit, Schweiß, Tränen und Blut verbunden ist - und es einem nicht zufliegt wie gebratene Tauben. Weder die Veröffentlichung, noch der feste Platz im Literaturbetrieb. Wer etwas aus sich machen will, muss klotzen ... oder eben durch den Berg fressen. *g* Dazustehen, den Grießbreiberg angucken und sagen: "Hm, da ist mir aber arg hoch und überhaupt, das schaffe ich doch eh nie!", nur um sich letztlich vor den Berg zu hocken und zu warten, dass 'ne Fee vorbei kommt, ihren Zauberstab schwingt und da ist der Durchgang - bei allem Willen nicht schwarz zu malen: Das funktioniert nicht.

Und von dieser Einstellung kann mich auch keiner abbringen. Ich musste mir bisher alles selber erarbeiten, mir flog nichts zu. Auch nicht die Einwilligung meiner Eltern, dass ich studiere. Da musste ich hart bleiben und mich durchsetzen. Hat viel Nerven und Tränen gekostet, aber jetzt bin ich hier und das nächste, was ich sehe, sind Wochen voller Lernerei und Prüfung - und dabei wird das nächste Semester nicht mal besser, sondern schlimmer. Ich werd froh sein, wenn ich überhaupt in der Woche mal Zeit für meine künstlerischen Interessen finden werde. Aber ich schweife schon wieder ab.

Um zum Thema halbwegs zurück zu kommen: Veröffentlichen, ja, aber es bedeutet Arbeit - Arbeit, die man lieber als zweites Standbein betreiben sollte, denn als Brötchenerwerb. Wer dennoch davon leben will, sollte flexibel sein und alles mögliche schreiben, dem er habhaft werden kann ... Ich will mich selbst nicht wiederholen. :omn: Andere haben unter dem Faul-Aspekt auch schon vieles angesprochen. :jau:

:-[
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Aidan

Ich habe mit 18 vor der Situation gestanden, dass ich nicht wusste, was ich mal beruflich machen kann, soll und auch will. Alles, was ich gerne gemacht hätte, war aus irgendwelchen Gründen nicht möglich oder wurde mir von vorneherein abgeblockt.

Ich freue mich, wenn ein Jugendlicher, junger Erwachsener oder wie auch immer den Zugang zu seinen kreativen Quellen findet. Mit 18/19 habe ich aufgehört zu malen, schreiben war schon vorher jeglicher Anfang gescheitert und bis auf ein paar Gedichte und Texte für die Schule habe ich nichts zustande gebracht, weil ich nie das ausdrücken konnte, was in mir war und ich nie Unterstützung erfuhr.

Schreibt, behaltet den Traum im Blick! Ich kann jedem, der seine Kreativität leben will und davon leben will nur empfehlen, einen Brotjob zu lernen, mit dem schwierige Zeiten zu überbrücken sind und auch um bestimmte Erfahrungen zu sammeln.

Ich hatte nicht erwartet, dass ich meinen Beruf einmal vermissen werde, weil ich eine längere Auszeit habe. Die Ausbildung war  :-X , aber insgesamt bereichert er mein Leben und ich habe mit sehr interessanten Menschen zu tun. (Nicht nur, aber die wenigen machen alle anderen Erfahrungen wett.) Und ich kann davon leben. Man wird nicht reich dabei, aber satt.

Und - der Gedanke, vielleicht aufgrund der Umstände keine Zeit mehr zum Schreiben zu finden, nicht mehr an Texten arbeiten zu können, gerade jetzt, wo ich für mich langsam in ein Arbeitssystem zu finden scheine, löst bei mir depressive Stimmungen aus. Ich will nicht mehr ohne Schreiben. Vielleicht ist deshalb mein Druck veröffentlichen zu wollen geringer geworden, weil das Schreiben an sich den Wert darstellt. Profession (Schreiben als Beruf) versus Passion (Schreiben um des Schreibens willen.) Das muss sich nicht ausschließen, aber es gibt Autoren, die schreiben nur, um zu veröffentlichen, und solche, die nur Schreiben, weil sie schreiben wollen. Die meisten sind sicher dazwischen.

Gedankengänge. Noch nicht ganz ausgegoren, aber sie kamen mir so.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."