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Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!

Begonnen von Alaun, 24. Juni 2010, 16:11:07

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Thaliope

@Aquamarin:
Du sprichst mir aus der Seele! In diesem Thread ist wohl alles Relevante dazu inzwischen schon gesagt worden, aber dass ich dieses Gefühl sooooo gut kenne - und es jetzt gerade durch diesen Thread wieder ausgelöst wurde, dass ich richtig zittrig und fiebrig bin, meine Inspirationen aus Hamburg jetzt wieder in Geschichten umzusetzen, - das musste ich doch kurz mal loswerden. Lass dich  :knuddel: n, wir schaffen das schon!

@Keri: Du hast vor ein paar Seiten etwas ganz Tolles geschrieben: Dass man die Energie aus diesem Gefühl nehmen und in seine Geschichten stecken soll ...

Außerdem, wer sagt denn, dass man unbedingt veröffentlicht werden muss, um Schriftsteller zu sein? Macht es uns nicht eigentlich zu Schriftstellern, dass wir morgens aufstehen, und an den Schreibtisch setzen und mit den Wörtern ringen? Durch den Tintenzirkel habe ich gelernt, mich in dieser Hinsicht als Schriftsteller zu fühlen. Und nach allem, was ich von dir weiß, Aquamarin, bist du Schriftstellerin. Das einzige, was noch fehlt, ist der Erfolg. "Ich will erfolgreich sein, und zwar jetzt!" - wäre doch dann der eigentliche Wunsch, oder?

Liebe Grüße
Thali


Runaway

Okay... jetzt habt ihr mich ehrlich geschockt. Ich wußte nicht, WIE weit Dummheit und Ignoranz anderer Leute reichen können. In so einem speziellen Fall. Da muß ich ja fast sagen: Zum Glück bin ich "nur" mit Ahnungslosigkeit, Verständnislosigkeit und dummen Kommentaren gestraft. Vollgeschmiert hat meine Sachen nie einer. Das hätten die auch bereut  ;) Nee, aber im Ernst, allein davon zu lesen, erzeugt bei mir ein Gefühl - wahrscheinlich das Gefühl, das du/ihr dabei auch hattet.
Na toll, jetzt bin ich sauer  ;D

Aber du hast Recht, Maja, du bringst es schön auf den Punkt: Es gibt einen Punkt zwischen Verbiegen und Kompromissen. Ich wußte das nur nicht so auszudrücken ;)

Und was ich mit "lernen können" meinte, bezog sich jetzt auf sowas wie den Schriftsteller-Studiengang in Leipzig, wo sich jemand dieses Handwerks annimmt, daran feilt und dir auch sonst nötige Infos mit auf den Weg gibt. Etwas Institutionelles eben.
Klar lernt man hier eine ganze Menge, deshalb mag ich dieses Forum ja auch :) Aber ich muß sagen, ich habe es zu spät entdeckt bzw. für mich entdeckt.
Meine ersten Veröffentlichungsunternehmen vor 10 Jahren sahen ungefähr so aus wie bei Maja. Von nix ne Ahnung, aber fröhlich drauflos  ;)
Umso schöner, daß viele hier schon Erfolge vorzuweisen haben! Das macht Mut.

Termi

Was den Tintenzirkel angeht, da kann ich nur bestätigen, dass ich für meine Schreibe, hier einen ganz großen Schritt nach vorn gemacht habe. Und in gewisser Weise hat der Tintenzirkel einen nicht geringen Anteil daran, dass ich heute 5 Wuddelteile und bald meinen ersten Roman draußen habe. Hier fing für mich und dem Erlernen des Handwerks alles an. Dieses Forum hier war meine erste Internetadresse, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Zum Veröffentlichen sagt Maja so schön:
ZitatStolz kann ich von mir behaupten, keine Hure des Marktes sein zu wollen.

Das ist bewundernswert Maja.

Der Haken dabei ist nur, dass wenn ich erfolgreich mitmischen möchte und eines Tages mein eigenes Ding durchzuziehen, ich eben gerade diesen Markt bedienen muss. Was ich damit sagen will ist, der Markt da draußen, also die Leser, und ich meine die Mehrzahl der Leser, die wollen unterhalten werden. Die Verlage kalkulieren da sicher knall hart. Da geht es in erster Linie ums Geschäft und um Verkaufszahlen. Die gehen kein Risiko ein, wenn sie nicht genau wissen, dass es sich verkauft. Viele werden jetzt denken, was will die Termi denn, die hat es doch geschafft. Ja ich habe für mich einen Teilerfolg geschafft (was auch sehr lange gebraucht hat)  und mit meinem Verlag einen tollen und serösen Partner gefunden . Darüber bin ich glücklich und auch dankbar. Aber dem Traum nur noch mit dem Schreiben Geld zu verdienen, diesem Traum bin ich noch Meilenweit entfernt. 

LG
Termi

Astrid

#63
Ich bin eine Hure des Büchermarktes geworden.

Ich habe zwanzig Jahre lang für mich allein und voller Begeisterung geschrieben. Ich habe geträumt - nicht nur davon, einen Bestseller zu schreiben, sondern davon, MEINEN Bestseller zu schreiben. An dieser Geschichte habe ich schreiben gelernt, ich habe meine peinlichsten Fehler gemacht und gelernt, sie zu erkennen (wenn auch nicht immer zu beseitigen), ich habe wunderbare Sätze geschrieben, die mich noch heute mitreißen, und ich habe in dieser Geschichte gelebt. Ganz für mich allein, ohne Internet, ohne Kontakte nach draußen, mit einem einzigen Menschen, der den Text kannte und mich ermutigte, weiterzumachen.

Vor sechs Jahren bot sich dann die Chance, an einer bekannten Jugendbuchserie mizuschreiben. Ich wollte es eigentlich nicht, weil mich die Serie absolut nicht interessierte, habe es aber doch getan, um die nächste Miete und die Versicherung für mein Auto bezahlen zu können. Es machte auch irgendwie Spaß, obwohl mir von Anfang an klar war, dass ich zu dieser Art Schreibe nicht tauge. Nur die Fähigkeiten, die ich mir über die Jahre hinweg erarbeitet habe, haben mich einigermaßen gerettet, aber die Bücher, die ich für diese Serie geschrieben habe, sind nicht sonderlich gut. Sie sind ganz ok, aber nicht meins. Ich habe sie alle aus dem Gedächtnis gestrichen, könnte nicht einmal genau sagen, um was es geht, und auch die Amazon-Rezis interessieren mich nicht mehr.

Der einzige Vorteil dieser Lohnschreiberei war genau das: Lohn. Ich konnte mir eine größere Wohnung leisten, kann Miete, Kranken- und Autoversicherung zahlen und muss nicht mehr nächtelang Panik schieben, weil ich nicht weiß, woher ich am nächsten Tag auch nur das Geld fürs Essen nehmen soll. Dieser Zustand hat mich fünfundzwanzig Jahre lang begleitet, und ich will ihn nie wieder erleben. Er war der Preis fürs Schreiben, ich hab ihn gezahlt, aber jetzt kann und will ich es nicht mehr.

Muss ich auch nicht. Mein Preis ist jetzt ein anderer: ich kann und mag nicht mehr schreiben. Es macht mir keinen Spaß mehr. Zwar hatte ich das Glück, eine Fantasyreihe aus meiner eigenen Welt zu schreiben und im Anschluss gleich den Vertrag für eine weitere Trilogie zu bekommen, aber ich habe durch die Zwänge des Jugendserienschreibens meine eigene Sprache massiv reduzieren müssen, ich habe die ganze Zeit die Bedürfnisse einer "Zielgruppe" im Kopf, für die ich eigentlich nicht schreiben will, und obwohl ich jetzt nach Herzenslust in meiner Welt herumschnorcheln und damit Geld verdienen könnte - war das nicht mein Traum? -, hänge ich lieber nutzlos im Netz rum und zocke Spiele, bei denen ich nur der Fantasie anderer Leute hinterherlaufe.

Jammern auf hohem Niveau, ich weiß. Immerhin kann ich zur Zeit tatsächlich vom Schreiben leben. Aber ich vermisse die Zeit, in der ich von einem Schreibgasmus zum nächsten geflogen bin. Im Moment halte ich nur durch, weil ich hoffe, in zwei Jahren das finanzielle Polster zu haben, um nur noch MEINE Geschichte zu schreiben.

Falls ich das dann überhaupt noch will.  :(

Lavendel

Astrid, das klingt wirklich sehr traurig. Ich kann mir das Gefühl irgendwie richtig gut vorstellen, und das macht keinen Spaß. Ich müsste zwar mittlerweile (eigentlich schon seit ein paar Jahren) erwachsen sein, aber es gibt ein paar Dinge, an die ich immer noch glaube, und eins davon ist, dass man das Schreiben nie ganz verliert. Ich hoffe, du musst nicht mehr allzu lange darauf warten, dass der alte Enthusiasmus wiederkommt - und wenn es 'nur' für dich selbst ist und nicht für deinen Lebensunterhalt.

Abakus

Schriftsteller werden und davon leben zu können! Das ist ein ehrgeiziges Ziel. Dieses Ziel verfolge ich zurzeit nicht mehr. Der Grund: ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mir mit dem Schreiben von Romanen den gleichen Lebensstandard sichern kann wie ich ihn mir mit meinem Beruf aufgebaut habe. Möglicherweise wird es jetzt Stimmen geben, die sagen: "Ja, wenn du es nicht ausprobierst, kannst du es nicht wissen". Außer ich mache es wie Markus Heitz und schreibe in den nächsten ca. sieben Jahren zwanzig Romane, wovon fünfzehn Bestseller werden.

Als ich mich damals bei meinem jetzigen Arbeitgeber bewarb, hielten viele meiner Freunde mich für verzweifelt, weil sie meinten, dass sie mit einem abgeschlossenen Bachelor niemals einen Job, bei dem man fast ausschließlich auf Provision bezahlt wird, annehmen würden. Ich hatte damals schon einige Erfahrung in diesem Segment gesammelt und traute mir diese Tätigkeit zu. Heute, fast drei Jahre später, kann ich mir nicht mehr vorstellen ohne Provision zu arbeiten. Die Regeln sind einfach: machst du mehr, verdienst du mehr, machst du weniger, verdienst du weniger. Ähnlich wird es in der Verlagsbranche sein. Je mehr Bücher ich raushaue, desto größer wird das finanzielle Polster.

Natürlich ist Provision ein Knochenjob. Ein Fluch und ein Segen zugleich. Zwei meiner Kollegen sind seit einem halben Jahr krankgeschrieben. Burnout-Syndrom. Wenn man falsch an die Sache herangeht, kann der Schuss schnell nach hinten losgehen. Deshalb lege ich viel Wert auf meine tägliche Mittagspause. Da setze ich mich in der Firma hin, packe den Laptop aus und fange an zu schreiben, während ich mir meine Mahlzeit zuführe. Alle meine Kollegen schütteln den Kopf und fragen mich ständig, wie ich nur so schnell abschalten kann. Na ja, ich mache es einfach, lautet die gängige Antwort. Und außerdem brauche ich es als Ausgleich. Mich dann nach der Pause wieder voll auf meine berufliche Tätigkeit zu konzentrieren, fällt mir ebenfalls nicht schwer. Ich glaube, sich einfach Zeit für sich selbst zu nehmen, ist der Schlüssel, um nicht mit einem Burnout-Syndrom zu enden.

Es ist natürlich leichter gesagt als getan. Der Druck ist enorm hoch. Am Ende eines jeweiligen Monats müssen stets die Zahlen stimmen. Damit habe ich keine Probleme, da ich jeweils mit meinem Zahlen weit über meinem monatlichen Soll liege. Aber erst einmal jeden Monat dahin zu kommen, verlangt viel Disziplin, Kraft und Ehrgeiz. Allerdings gibt es auch Kollegen, die daran zerbrechen. Burnout, Nervenheilanstalt etc., das ist leider die gängige Praxis. Bei zehn bis zwölf Arbeitsstunden pro Tag, auch häufig  am Samstag und Sonntag (allerdings dann nicht ganz so lange), ist bei meinen Kollegen und mir keine Seltenheit mehr. Das hat bei mir dafür gesorgt, dass sich meine damalige Lebensgefährtin verabschiedet und sich einem anderen an den Hals geworfen hat. Aber jemand, der kein Verständnis dafür hat, was ich beruflich tue bzw. wie lange ich arbeite, passt einfach nicht zu mir.

Der positive Effekt des Ganzen ist natürlich die Bezahlung. Und da wären wir wieder beim Einstieg. Ich kann mir nicht vorstellen, mit einer hauptberuflichen Tätigkeit als Schriftsteller das Geld zu verdienen, was zurzeit am Monatsende auf mein Konto überwiesen wird. So gut bin ich als Schreiberling nicht und auch selbstkritisch genug, um es offen zu sagen. Eine nebenberufliche Tätigkeit als Schriftsteller traue ich mir dagegen schon zu. In dem Wissen natürlich, die monatlichen Kosten ohne Mühen und Sorgen durch meinen Beruf abgedeckt zu haben.

Mein damaliger Mentor meinte zu mir, dass, wenn man verkaufen kann, das jeweilige Produkt vollkommen egal sei. Die jeweiligen Kenntnisse darüber kann man sich aneignen und da vergleiche ich mich immer gerne mit einem trockenen Schwamm, der in eine Wanne voller Wasser geworfen wird und sich langsam vollsaugt. Das Wasser stellt dabei symbolisch das Wissen dar. Aufgrund dessen kann ich es mir vorstellen auch mal meinen Roman einem Verlag ,,verkaufen" zu können.

Apropos Verlag: Druck gibt es auch in der Verlagsbranche, denke ich. Wie stark der ist, kann ich nicht beurteilen, aber einen Roman zu einem bestimmten Datum fertigzustellen, wird mit Sicherheit für sehr viel Eigendruck sorgen.

Ich kann voll und ganz verstehen, dass bei vielen der Ehrgeiz vorhanden ist, eine hauptberufliche Tätigkeit als Schriftsteller zu starten. Das finde ich auch gut so, denn im Leben sollte jeder Ziele haben. Für mich kommt eine solche Karriere zurzeit nicht in Frage, da die Karriereleiter im Unternehmen erst weiter hinaufgestiegen werden muss. Das ist mein Ziel.

Ich drücke jedem die Daumen. Glaubt an eure Träume, denn Träumer verändern die Welt. Und der Tintenzirkel hilft dabei. Bislang habe ich hier vom Wissen der anderen nur profitieren können. Zwar schreibe ich nicht sehr viele Posts, da ich den TZ eher nach Themen durchwühle, als auf Themen zu antworten. Dennoch bin ich froh auf dieses Forum gestoßen und Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Meine Geschichten werde ich weiterhin im Hintergrund schreiben und vielleicht ergibt sich irgendwann einmal die Chance zu veröffentlichen. Unbedingt brauchen tue ich es zurzeit nicht mehr. :)

Termi

#66
Liebe Astrid,

das klingt echt sehr traurig, was du da schreibst. Aber einen Wermutstropfen hat das Ganze dennoch. Mit der Jugendreihe und der Fantasyreihe hast du ganz sicher den Grundstein dafür gelegt, dass du, falls du nicht ganz die Lust am Schreiben verlierst, doch noch dein eigenes Ding durchziehen kannst.

Aber eine Sache beschäftigt mich schon arg, seit ich dein Posting eben gelesen habe. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie es funktionieren soll, dass jemand etwas schreibt, was er gar nicht mag. Und das diese Bücher auch noch erfolgreich sind. Ich mein, ich will dir nicht zu nahe treten, aber ich nehm dir nicht ab, dass in den Büchern der Judendreihe und auch in der Fantasyreihe nicht dein Herzblut steckt. Nein ich wage sogar zu behaupten, dass in jedem Text immer auch ein bisschen etwas vom Autor mitschwingt.

Zitatich habe die ganze Zeit die Bedürfnisse einer "Zielgruppe" im Kopf, für die ich eigentlich nicht schreiben will

Bei allem Respekt, Astrid, finde ich diese Aussage deinen Fans gegenüber sehr unfair. Du hast mit deinen Büchern so viele Kids glücklich gemacht (ich allein kenne mindestens 10 Fans von dir, die dich auf Händen tragen würden) und das allein ist doch Beweis genug.  ;)

LG
Termi

Elena

Tja, das ganze ist eine Sache, die ich auch lange mit mir herumgetragen habe, in der vielfältigsten Art und Weise.

Lange Zeit habe ich fest gesagt: Ich will mich nicht für den Markt verbiegen (auch wenn ich nie ein Problem damit gehabt habe, für Leser zu schreiben - ich bin niemand, der an jedem Wort hängt oder an jedem Plotelement). Das war auch einfach, so lange ich dazu nicht die Möglichkeit hatte. Dann aber hatte ich die Chance auf einen Agenturvertrag, und die Ungeduld, das "I just can't wait to be king" wurde sehr viel stärker als irgendwelche Ideale. Also habe ich eine Geschichte geschrieben, die ich zwar irgendwie schon schreiben wollte, die mir auch schon eine Weile nachhing, die aber doch nicht das war, was ich schreiben wollte. Ich hab mir gedacht: Na gut, vielleicht ist das eine Möglichkeit, einen Fuß in die Tür zu bekommen, und nach ein, zwei für mich langweiligen Büchern kann ich dann auch endlich das schreiben, wozu ich Lust habe.
Ich glaube, wenn die Geschichte tatsächlich veröffentlicht worden wäre, wäre es nie dazu gekommen.

Astrid, was du schreibst, kann ich voll und ganz nachempfinden. Die Geschichte, die ich damals geschrieben habe (die mir aber so peinlich war, dass ich mich nicht getraut habe, hier viel darüber zu sprechen, und aus der ich auch auf keinen Fall bei einem Tintenzirkeltreffen vorlesen wollte - weil's mir peinlich war), hat mich sehr viel gekostet. Ich habe noch nie so lange und so ungern an etwas geschrieben, und als ich es endlich hinter mir hatte und mich durch die Überarbeitung gequält hatte, wollte ich mit dem Schreiben aufhören. Ich hatte schlicht keine Lust mehr, weil ich zu dem Zeitpunkt anderthalb Jahre lang an etwas gearbeitet hatte, was nur mit negativen Gefühlen verunden war. Und als die Absagen dafür reinkamen, war das zwar schade um die Arbeit, aber irgendwie war ich auch erleichtert. Bis zum Schluss war ich mir nicht sicher, ob ich das mit meinem Namen drauf in der Buchhandlung sehen wollte.

Ich habe damals tatsächlich mit dem Schreiben aufgehört, und als ich dann wieder - dank Maja - damit angefangen habe, habe ich etwas gemacht, wozu ich Lust hatte, was ich schreiben wollte, obwohl ich mir vorher totsicher war, dass ich überhaupt nie wieder schreiben würde. Die Arbeit daran hat einfach nur Spaß gemacht.
(Vielleicht, Astrid, ist das eine kleine Beruhigung - es ist dann doch wieder etwas anderes, an einem Herzkind zu schreiben als einer "Auftragsarbeit", selbst wenn man sich vorher nicht mehr vorstellen kann, jemals wieder beim Schreiben Spaß zu haben.)
Im Endeffekt glaube ich, dass diese neue Geschichte viel besser ist als die alte, und ich würde es mir wünschen, damit Erfolg zu haben - nicht nur, weil es eine meiner Lieblingsgeschichten ist und ich die Figuren mag, sondern weil es mir eine echte Genugtuung wäre, mit dem veröffentlicht zu werden, was ich für mich selbst und nicht für einen Markt geschrieben habe. Mal sehen.

Was ich damit sagen will: Ein Erfolg wäre für mich kein Gewinn gewesen und hätte mich dem Traum, eine veröffentlichte Schriftstellerin zu sein, nicht näher gebracht, weil es dazu geführt hätte, dass ich gar keine Schriftstellerin mehr wäre. Jetzt weiß ich mehr als vorher, dass es keinen Sinn hat, sich für den Markt zu verbiegen, und ich weiß vor allem mehr als vorher, warum. Für mich klappt das einfach nicht (und auch wenn generell eine Tendenz da ist, auf Leute herunterzublicken, die "für den Markt" schreiben, so finde ich das überhaupt nicht gerechtfertigt. Seine eigenen Herzenskinder zu schreiben ist tausend Mal einfacher).

Aber es ist gut, das mal gemacht zu haben, denn nun brauche ich das nicht mehr für mich als Möglichkeit in Betracht zu ziehen und mir zu denken "Hätte ich bloß"... Ich habe. Und es war scheiße.

Das zweite, was meine Einstellung zu dem Thema deutlich verändert hat, war und ist die Tatsache, dass ich aufgrund einer Erkrankung vielleicht mein Studium nicht schaffe. Spätestens, wenn man kurz davor ist, einen Freund auf die gut gemeinte Tröstung hin "du kannst ja noch Schriftstellerin werden" zu schlagen, weiß man, was man wirklich will, und ich würde eine Veröffentlichung bei Randomhouse jederzeit für eine Veröffentlichung in Nature ablehnen.
Und auch wenn mich früher sehr oft der Gedanke "Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!" gequält hat, ist das seitdem nicht mehr so. Auch wenn ich den Preis nicht mag, den ich dafür zahlen musste oder muss.

Liebe Grüße,
Elena

Leon

#68
Wenn mich ein Verlag fragen würde, "schreiben sie doch mal was über das Leben einer Toilettenfrau". Kein Thema würd ich sagen. "Wie viele Seiten soll´s denn haben und was bezahlt ihr mir dafür?"

Nicht dass mir das Leben dieser Frau besonderen Spaß machen würde, aber ich denke ich könnte Schreiben um Geld zu verdienen und Schreiben aus Spaß und Leidenschaft gut voneinander trennen. Wenn sich natürlich Letzteres mit dem Ersten verbindet, wär´s natürlich umso besser.

Aber mich fragt ja keiner.  :(

Lomax

Zitat von: Elena am 29. Juni 2010, 13:36:36Ich hab mir gedacht: Na gut, vielleicht ist das eine Möglichkeit, einen Fuß in die Tür zu bekommen, und nach ein, zwei für mich langweiligen Büchern kann ich dann auch endlich das schreiben, wozu ich Lust habe.
Ich glaube, wenn die Geschichte tatsächlich veröffentlicht worden wäre, wäre es nie dazu gekommen.
Nun ja, eh da jetzt eine Regel draus wird: Die Rechnung kann tatsächlich aufgehen. Ich persönlich musste zwar noch nie etwas schreiben, was nicht dem eigenen Konzept & den eigenen Figuren folgte - und ich weiß auch nicht, inwiefern ich da zu begeistern wäre. Aber ich habe im Verlauf meiner letzten 10 Jahre in der Verlagsbranche zumindest einige Autoren kennen gelernt, bei denen es genau so gelaufen ist und auch funktioniert hat: Sie wollten etwas schreiben. Der Verlag wollte etwas (komplett) anderes von ihnen. Sie haben geschrieben, was der Verlag wollte. Dann konnten sie ihre eigenen Sachen schreiben. Und jetzt schreiben sie immer noch ihre eigenen Sachen und sind glücklich dabei.

Also, ich will auch daraus keine Regel machen und weiß immer noch nicht so recht, was ich davon halten soll. Ich will, nachdem Maja, Astrid und Elena nun die eine Seite vertreten haben, nur darauf hinweisen, dass es keinesfalls immer schief geht und schiefgehen muss und mit traumatisierten Autoren oder schlechten Werken endet, wenn ein Autor sich verbiegt. Und damit meine ich wirklich verbiegen, dass von den Autoren auch so aufgefasst wurde - nicht nur "Kompromisse", die halt wirklich alltäglich und nicht weiter erwähnenswert sind.
  Es kann zu Problemen führen. Es kann auch klappen. Da gibt es keine immer richtige Entscheidung, und es muss halt jeder selbst sehen, wie er da rangeht.

Runaway

Ich finde, man sieht an Lomax' Post sehr schön - so, wie er auf die anderen folgt - daß es echt keine Regel gibt. Das ist doch frustig ;) Mir täte es gut, wenn es da einen bestimmten Pfad geben würde, der zum Erfolg führt, aber nein ...
Die einen veröffentlichen und sind glücklich, die anderen nicht, einige wollen gar nicht veröffentlichen, andere haben schon und sind auch nicht glücklicher ...

Ich finde, wichtig ist eins: Man muß das machen, was man für richtig hält!

Cherubim

Dieser Theard zeigt mir wieder, wie froh ich sein kann, den Tintenzirkel gefunden zu haben. Hier gibt es Menschen, denen es genau so geht wie mir. Nicht nur Leute, die sagen, ja ich kann dich schon verstehen. Sondern Menschen, die genau das Gleiche empfinden und bewegt wie mich.

Ich kenne diesen inneren Druck auch, endlich etwas zu veröffentlichen. Schon alleine um es allen zu beweisen.

Aber der Therad hat mir auch wieder Kraft gegeben, zu sagen. Ja ich will veröffentlichen, aber NICHT zu jeden Preis.

Ein  :knuddel: an euch alle.

Malinche

*Thread rauskram*

Ich hatte heute ein winziges Erlebnis auf Arbeit, bei dem ich sofort an diesen Thread denken musste. Ich habe mich mit einer Kollegin über Weihnachtsgeschenke unterhalten und meinte dann, dass ich meiner Mutter normalerweise selbstgeschriebene Geschichten schenke.

Darauf sie: "Oh, du schreibst Geschichten? So nur für die Familie oder um eine erfolgreiche Autorin zu werden?"

Was ich schön fand, war, dass sie das in einem Tonfall von absolut ehrlichem Interesse gesagt hat. Ich habe Luft geholt, vielsagend gelächelt und zum Reden angesetzt, da hat sie mich angegrinst: "Letzteres, ganz klar - das sieht man dir an!"

Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hat mir das gut getan. Einerseits, dass sie so mit dem Thema umgegangen ist und weder gespöttelt noch gestichelt hat, was das für Luftschlösser sind. Andererseits aber auch, dass man mir offenbar ansieht, wie sehr ich mir das wünsche, was sich bis jetzt alle in diesem Thread hier wünschen.  :vibes:

Bei mir ist es ein Kindheitstraum, den ich irgendwann aufgegeben hatte, weil - ja, weil. Weil ich geglaubt habe, es wäre gut, zumindest einen Schritt auf die Realität zuzugehen. Ich habe mir zwar den Luxus gegönnt, etwas zu studieren, woran mein ganzes Herzblut hängt (und nicht etwas, was mir eine tolle Karriere garantiert), aber ich bin immer davon ausgegangen, dass es mit dem Schreiben nichts werden wird.

Mittlerweile glaube ich, dass ich deswegen auch das Schreiben so lange vernachlässigt und ihm keinen Platz in meinem Leben eingeräumt habe, obwohl ich immer gemerkt habe, es ist da, es macht mich glücklich und es ist etwas, das ich gut kann, woran es sich lohnt zu arbeiten. Aus verschiedenen Gründen bin ich zum Schreiben zurückgekommen - der Tintenzirkel ist einer davon  :) - und gebe mich jetzt wieder diesem Gefühl hin. Ja, ich will auch Schrifstellerin sein - bereit, dafür zu arbeiten, aber nicht bereit, meine Seele zu verkaufen. Es hat etwas Verwegenes und gleichzeitig Angenehmes, jetzt wieder darüber nachzudenken, denn bald bin ich mit dem Studium fertig und dann ist diese Zukunft plötzlich da, die man immer ganz weit weg wähnte ...

Und was mir vor allem in den letzten Tagen zu denken gibt: Ich habe diese Tutorenstelle bei uns am Institut in Aussicht, es wäre die Betreuung meines Traumstudiengangs und insgesamt ein Job, den ich schon lange unbedingt haben will. Gleichzeitig werde ich mir wahrscheinlich ab nächstem Jahr ein paar Euro als Guide im Ethnologischen Museum dazuverdienen können. Ich stehe also plötzlich vor dem Panorama, dass ich möglicherweise mein Leben wirklich mit Tätigkeiten werde bestreiten können, bei denen ich mit ganzem Herzen dabei bin. Die Möglichkeit, dann auch eine Stelle an der Uni zu bekommen (oder eine richtige Stelle im Museum, whatever) ist plötzlich nicht mehr ganz utopisch.

Und das setzt etwas bei mir in Gang, das hoffnungsvoll sagt: Und wenn das alles möglich ist und in greifbare Nähe rückt, warum sollte es das Schrifstellersein nicht auch sein? Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen - aber insgesamt?

Ich merke gerade auf einer ganz anderen Ebene, dass es sich lohnt, seinen Interessen, Träumen und Leidenschaften zu folgen und etwas dafür zu tun. Das gibt mir Zuversicht, dass es beim Schreiben genauso sein kann. Vielleicht ist das jetzt sehr jugendlich verklärt - aber mir gibt dieses Gefühl gerade sehr viel Antrieb.

Und wenn es mir dann noch aus den Augen leuchtet, dass ich Schrifstellerin sein will ... das ist doch schön.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Rhiannon

Man könnte mir ja jetzt erzählen: Meine Güte, du bist erst 19 Jahre alt, du hast wirklich noch genug Zeit, eines Tages ein Buch zu veröffentlichen!
Und um ehrlich zu sein, gebrauche ich diese Peitsche mir selbst gegenüber doch des Öfteren, wenn ich einmal wieder neidisch auf irgendwelche Veröffentlichungen schiele.

Aber manchmal ist da auch dieses trotzige Aufstampfen des inneren Kleinkinds da, dieses "Ich will das haben und zwar jetzt sofort!" Es wäre einfach schön, "endlich" mal einen Erfolg vorweisen zu können. Seit ich denken kann, musste ich mich für meine künstlerischen Hobbies rechtfertigen und Schreiben, vor allem Fantasy zu schreiben, war glaube ich die größte Todsünde, die ich in der Hobbywahl hätte treffen können.
Ich kann die Streitereien deswegen und den ganzen Ärger und die Tränen schon gar nicht mehr zählen, die mich das gekostet hat. Aber das Schreiben  hat mir immer mehr zurückgegeben, als ich hineinstecken musste.
Ich habe noch nie veröffentlicht und deshalb ist das jetzt eine rein subjektive Meinung und, nein, ich wünsche nicht meiner möglichen Illusionen beraubt zu werden, ich bin ohnehin noch nicht weit genug für eine Veröffentlichung.
Aber ich denke, würde mir jemand sagen: "Schreib über Karl-Friedrich Mustermann aus Hintertupfingen!", dann würde ich das vielleicht tun, wenn ich Ideen hätte, würde mir jetzt aber jemand sagen: Aus Âlime muss ein hübscher Junge werden, oder irgend etwas, das meine "Babys" völlig verfälscht, würde ich Nein sagen, so weit würde ich mich nicht verbiegen.
Das heißt, ich WILL veröffentlichen, ja und da ist auch dieser Wunsch, es "aller Welt" zu zeigen, dass ich das auch kann, aber definitv nicht um jeden Preis.
Ich wünsche mir wirklich, eines Tages ein Buch mit meinem Namen drauf in der Hand halten zu können, aber ich würde dafür nicht meine Seele verkaufen!
Aber ich glaube, solche Krämpfe hat jeder einmal, der hofft, eines Tages veröffentlichen zu können. Und sind wir ehrlich, wer, außer einigen bewusst gegen das gewandten Sonderlingen, träumt nicht davon?
Und jetzt hoffe ich, dass mein wirres GEschreibsel verständlich war.

Grey

Ach du ... lass dich mal ganz fest drücken. :knuddel:
Du wirst deinen Weg gehen, auch in der Schreiberei, da bin ich mir sicher, auch ohne dich zu verbiegen. Denk immer dran, was Murakami gesagt hat:

Hard work will always be rewarded. The rest is to believe in yourself.

:knuddel: :knuddel: