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Sterbende Figuren

Begonnen von Manja_Bindig, 01. Januar 1970, 01:00:00

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caity

Hallo,

mmh ... hab gerade meine erste "Serbeszene" fertig und ich muss sagen ... es geht mir noch vergleichsweise gut. Jetzt frage ich mich natürlich, ob ich da überhaupt aus Azzuras Sicht habe schreiben können oder ob das alles viel zu objektiv und weit weg ist. Gut, es war noch nicht der richtig schlimme Tod, aber trotzdem ... ein Charakter, der ihr verdammt wichtig war. Sie hat sich übergeben müssen, aber letzten Endes wohl eher, weil er zugerichtet war ... ach, Müll ... ich glaub, ich brauch mal einen Betaleser, der da drüber geht... Mmh ^^"

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Maja

Ich habe auch gerade jemanden getötet, der mir ans Herz gewachsen war, und ich habe ein schlechtes Gewissen, weil diese Figur von einem Team erarbeitet wurde - und ich ihn jetzt umgebracht habe.

Und es wäre noch etwas dramatischer, wenn ich nicht geschrieben hätte:
Schreit vor Scherz unter Todesquallen...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Ary

@Maja: Ohje. Diese Vertippser gehören auf jeden Fall in die Stilblütensammlung! *schubs*
Wen hast du umgebracht?
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Maja

Darf ich nicht sagen. Caity weiß es.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

caity

Meine Güte, Maja, wie konntest du daraus nur einen "Scherz" machen  :'(
;)

Aber ich bin wirklich sehr, sehr gespannt *gg*
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Ary

*Den Thread aus aktuellem Anlass wieder ausgrab*
Ich habe heute meine erste richtige Sterbeszene geschrieben. Und es war irgendwie seltsam. ich habe gar nichts gefühlt dabei, das hat mich fast ein bisschen erschreckt. Das Planen der Szene und das Warten darauf, sie endlich schreiben zu müssen, war viel schlimmer als das Schreiben selbst. Meine Beta (zu Lisande  :winke: ) schrieb, dass sie beim lesen des Rohentwurfs schon Tränen in den Augen hatte. So schlecht kann die Szene wohl nicht sein. Auch wenn ich sie wirklich grottig finde. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich damit so schwergetan habe. *seufz* Und nun ist Silbersang endgültig weg vom Fenster. Der Charakter, von dem ich schon bei seiner Erschaffung wusste, er würde am Ende des Buches sterben. Ich bin so böse.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Grey

Ohje, Ary. Da sprichst du was an. Ich schreibe seit Wochen nur kleckerweise (und werde mein TiNo-Pensum diesem Monat niemals schaffen  :-\ ), weil ich mich schleichend einer furchtbar traurigen Szene nähere - und Angst habe, sie zu vermurksen ...

Moni

#142
Ich habe vor ein paar Jahren in einer Hintergrundgeschichte zu einer AD&D Runde einen Charakter getötet und mich dabei richtig gut gefühlt. Obwohl die Szene eigentlich traurig sein sollte, habe ich manisch kichernd an meiner Tastatur gesessen und mich diebisch dabei gefreut. Im Nachhinein macht mir das doch irgendwie Sorgen, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt ein guten Grund für mich persönlich gab, diese Person um ihr Leben zu bringen. (Die Szene steht auf der Webseite unter den Kriegsszenen, der arme AEmric... eigentlich hat er es nicht verdient... )
Seither habe ich nie wieder einen Charakter getötet, der mehr als eine Statistenfunktion hat. Vielleicht habe ich jetzt Hemmungen und plotte nun so, daß niemand wichtiges "von meiner Hand" sterben muß?

@Ary: sei froh, daß du traurig darüber sein kannst, denn dann hast du nicht so eine unpersönliche Distanz zu deinen Figuren, wie sie sich bei mir scheinbar aufgebaut hast. Das macht die Charaktere sicherlich lebendiger und wirklichkeitsnäher und bringt sie auch näher an den Leser. Also, auch wenn es momentan traurist ist, ist es letztendlich eher ein Grund sich zu freuen, auch wenn das jetzt makaber klingt...
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

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ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
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Ary

Zitat von: Moni am 15. März 2008, 10:33:28
@Ary: sei froh, daß du traurig darüber sein kannst, denn dann hast du nicht so eine unpersönliche Distanz zu deinen Figuren, wie sie sich bei mir scheinbar aufgebaut hast. Das macht die Charaktere sicherlich lebendiger und wirklichkeitsnäher und bringt sie auch näher an den Leser. Also, auch wenn es momentan traurist ist, ist es letztendlich eher ein Grund sich zu freuen, auch wenn das jetzt makaber klingt...

Klingt es, aber es stimmt, ich bin stolz auf die Szene. Zumnidest werde ich es sein, wenn ich sie noch mal überarbeitet habe.  :gähn: Aber ich brauchte erst mal Abstand. Armes Silberchen.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Lisande

Zitat von: Aryana am 15. März 2008, 11:36:57
Klingt es, aber es stimmt, ich bin stolz auf die Szene. Zumnidest werde ich es sein, wenn ich sie noch mal überarbeitet habe.  :gähn: Aber ich brauchte erst mal Abstand. Armes Silberchen.

Kannst Du auch sein! Ich *wusste*, dass es passieren würde, und trotzdem...  :'(
Jetzt bügeln wir noch ein paar Falten glatt, und dann ist das eine richtig geile, richtig böse Szene.

Ehrlich, wie konntest Du nur?  ;D

Wargomar

Oh Gott.

Sterbende Figuren sind immer einen Seelenschmerz wert. Aber wir alle wissen ja, wie es so ist im Leben. Alle werden irgendwann mal gehen müssen.
Richtig weh tut es immer dann, wenn eine Hauptfigur bei einem Versuch stirbt, jemand anders, vor dessen Tod zu bewahren. Da ist es mir auch schon passiert, daß ich echte Schwierigkeiten hatte, ein zu schlafen. Da hatte ich am nächsten Tag auch so meine Schwierigkeiten, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Zu Mittag bin ich dann wieder nach Hause und hab meinem Kunden erklärt, daß ein sehr guter Freund am Tag zuvor gestorben ist. Er hatte "Gott sei dank" Verständnis für meine Lage.
Zu Hause angekommen, habe ich ihn dann erst einmal eine ein ehrenvolles Begräbnis geschenkt.

Ich bin immer so Emotional. Da kann man nichts machen.

Romy

Hm, komischerweise passiert es bei mir am Ende eines Romans fast immer, dass eine meiner Hauptfiguren stirbt. Da ich außerdem meist mehrere Hauptpersonen habe, ist das ja auch quasi 'problemlos' möglich  ;D Keine Ahnung, warum ich mir diese Taktik nicht abgewöhnen kann, ich habe während meiner Schreibanfänge damit angefangen, weil ich dachte, dass es aus Gründen der Dramatik notwendig wäre, dabei soll man doch Hauptfiguren eigentlich gar nicht sterben lassen ...  ::) Fragt mich nicht  :-\
Nichtsdestotrotz fällt es auch mir sehr sehr schwer, einen sympathischen Prota zu töten  :seufz:
Am Schlimmsten war es wohl bei einem alten Romanprojekt, wo ich als Hauptfiguren Zwillinge habe, und von Anfang an genau wusste, dass einer von ihnen sterben MUSS. Ich war mir nur noch nicht sicher, wer von beiden. Bis zu meiner Entscheidung musste ich lange rum überlegen und hab es zwischenzeitlich auch mit Würfeln probiert  ;D Letztlich fiel es mir wirklich schwer, die entscheidende Szene zu schreiben, aber ich finde trotzdem noch immer, dass dieser Tod notwendig war, weil die Sterbende sonst in der Fortsetzung ohnehin überflüssig gewesen wäre und ihr Tod die Lebenseinstellung ihres Zwillings natürlich entscheidend mitformt ...  :seufz:

THDuana

Zitat von: Romilly am 04. Mai 2008, 19:02:14und hab es zwischenzeitlich auch mit Würfeln probiert  ;D
Das finde ich ja auch interessant, wenn man so bestimmt, welche seiner Figuren sterben soll, ich versuche es da ja immer noch mit einem driftigen Grund. ;)
Ich finde es aber auch schwierig, schon vor dem Schreiben fest zu legen, welche Figuren daran glauben müssen. Im Konzept fällt es einem vielleicht noch nicht auf, aber mir geht es gerade so, dass ich jede Szene mit der Figur genieße und eigentlich doch gar nicht schreiben will. :-[

Romy

Zitat von: Duana am 04. Mai 2008, 19:48:17
Das finde ich ja auch interessant, wenn man so bestimmt, welche seiner Figuren sterben soll, ich versuche es da ja immer noch mit einem driftigen Grund. ;)
Ja nee, dass das Los auf die Ärmste fiel, war letztlich auch nicht der entscheidende Grund für ihren Tod  ;D Wie gesagt, einer von beiden MUSSTE sterben und bei ihr hat es dann doch mehr Sinn gemacht  :engel:

Drachenfeder

Aus gegebenen Anlass lasse ich dieses Thema wieder mal aufleben.

Mein Manuskript ist auf den letzten paar Meter geradewegs auf die Ziellinie. Und das ist total aufregend und spannend. Nun habe ich in der letzten Woche oder sagen wir mal lieber, in den letzten 8 - 10 Tagen 3 Personen sterben lassen. Bei der Ersten fand ich es jetzt nicht so dramatisch... die hats nicht anders verdient. Zumindest sagen das meine Lieblingscharas. Bei der Zweiten, verdammt ich gebs zu, kamen wir selbst ein paar Tränchen. *hust*, ähm ja und beim Dritten (heute) war ich fast schon geschockt und mich gefragt ob es richtig war. Ist ganz schön heftig jemanden sterben zu lassen. Kannte ich vorher noch nicht wirklich. Ob ich heute Nacht davon träume? Momentan verfolgt mich das Manuskript überall hin  :o