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Fantasy-Literatur = Realitätsflucht?

Begonnen von Ary, 16. September 2008, 11:51:03

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Dorte

Früher hieß es, die Jugend der Welt wird durch Romane verdorben. Dann schränkte sich das ein, erbauliche Romane waren plötzlich sogar ganz wichtig... Jetzt heißt es gerne, Fantasy/Computerspiele/DAS Fernsehen (TM)/was-weiß-ich wäre ganz schädlich für die Kleinen - bin gespannt, wie man darüber denkt, wenn ich 90 bin.

Wer hat eigentlich mit dem Blödsinn angefangen, dass Eskapismus etwas schlechtes ist? Wo kommt dieser abstruse Gedanke her? Was verfolgen dessen Verfechter denn? Soll die ganze Welt so sauertöpfisch und griesgrämig werden und an den Problemen der Welt verzweifeln so wie sie? Darf es keine netten Farbkleckse mehr geben? Muss schon den Kindern die Fantasie ausgetrieben werden, die Erwachsene ohnehin meist verlieren?
Ist "Der Hobbit", da Fantasy, eher dazu geeignet, Kindern die Realität auszutreiben als "Hanni und Nanni"? Und "Die Brüder Löwenherz" literarisch schlechter als "Die drei Fragezeichen"? Hat die Qualität eines Buches nicht auch ein klitzekleines bisschen mit, naja, eben der Qualität zu tun und nicht mit dem Genre?

Coppelia

Von Michael Ende gibt es auch ein interessantes Gedicht: "Der Kindermord". Passt zu diesem Thema, denke ich. In "Michael Endes Zettelkasten", S. 256, falls das zufällig jemand hat. Posten kann ich es ja nicht wegen des Urheberrechts.

Manja_Bindig

Ich frage mich, was der gute Klaus Kordon sagen würde, wenn man seinen Romanen ebenfalls ,,vorwerfen" würde, Realitätsflucht zu sein(wer liest, befasst sich ja zumindest akut nicht mit dem, was um ihn herum geschieht.)
Oder was wäre, wenn man dieses Argument nutzt, um Shakespeares ,,Midsummernightdream" zu verteufeln(mehr Fantasy als dort geht ja schon fast nicht mehr). Oder Goethes ,,Faust". (Um mal von Kinder- und Jugendliteratur wegzugehen). Komischerweise ist das keine Realitätsflucht sondern hohe Kunst(was ich bei ,,Faust" teilweise nicht so ganz nachvollziehen kann – aber ich bin ja auch Fantasyautor, ich stell mich ja erst recht nicht der Realität)

Was mich allerdings bei seiner aussage irritiert – er selbst ist Romanautor. Problem dabei ist, dass jeder roman eine Art der Fiktion und damit eine Form der Wirklichkeitsflucht ist. Dazu muss man keine fremden Welten erschaffen. Es braucht keine Hexen und Drachen, damit ein Roman non-real ist. Wie kann er da anderen autoren vorwerfen, absolute Realitätsflucht zu betreiben?
Es ist in den letzten Jahren eher so geworden, dass die Fantasy immer mehr ein spiegel der aktuellen Verhältnisse geworden ist. Man findet heut seltener als früher klare Schwarz-weiß-Schemen, dafür immer mehr Grautöne(in Form von nachvollziehbaren Antagonisten).
Und mal ganz ehrlich – egal ob in Deutschland, Amerika, Mittelerde oder Weiß der Fuchs wo – Menschen und eigentlich alles, was an Menschen angelehnt ist(Elfen und Zwerge – ne neue Psychologie für ein anderes Volk zu erfinden, die von der menschlichen komplett losgelöst ist – wer das schafft, bekommt von mir nen Orden) – sie agieren im Grunde immer ähnlich. Soll nicht heißen schablonenhaft oder dererlei – aber man erkennt vieles wieder, was einem täglich begegnet. Feigheit, Trotz, Frechheit, Stuköpfigkeit. Oder um mal fremdzuzitieren: ,,Es gibt keinen Unterschied. Menschen lachen, weinen, leben und sterben." Ein Autor, der einen Charakter nicht einigermaßen glaubhaft und rund darstellen kann, hat es nicht drauf, ob nun Fantasy oder nicht. Der Realismusgehalt der Fantasy kommt für mich sehr stark darüber hinein, wie die Charaktere gestaltet sind. Sind sie ausgearbeitet, haben sie Macken, etc. – Grundlagenhandwerkszeug JEDEN Autors. Und Charakter, die trotz all ihrer Liebenswürdigkeit einige Charakterschwächen haben, geben besonders gute Vorbilder ab – ich bring mal hier wieder Michael Ende an. Wie ist denn Bastian Balthasar Buchs so? Klein, dicklich, ängstlich und im Grunde war er auch relativ leicht zu korrumpieren. Und?

Ich schreibe Fantasy. Ich lese Fantasy.
Hätt ich zu meiner Schulzeit etwa nur über Mobbing und zwischenschülerische Dramen lesen und schreiben sollen, damit ich ja nicht meinem Alltag entfliehe und mich auch ja immer der Realität stelle? Psychologisch ist das Schwachsinn. Je schwieriger der alltag ist, desto wichtiger sind ja die kleinen Fluchten, die man sich schafft. Wer nicht ab und zu die Chance wahrnimmt, ganz woanders zu sein, geht irgendwann kaputt.
Das vielzitierte Hartz-IV-Kind kann gerne viel über Hartz-IV-Kinder lesen. Es erfährt wohl nix, was es nicht schon kennt(anders als bei Michael Ende. Da tun sich neue Welten auf.). Stattdessen wird es darin bestätigt, dass es in ner ziemlich vertrackten Lage ist. Und da Kinder sich da nur schlecht selbst raushelfen können – nun ja, Hoffnungslosigkeit und resignation sind nicht gerade das, was einer Kinderseele gut tut.

Ich würd den Herren mal gern selbst treffen... vielleicht sollte ich mal nach Berlin fahren. Mit harry Potter, Michael Ende und der ,,Erdsee" im Gepäck.

Oder ich schone meine Nerven, spare Geld und Zeit – und lass es. Denn ausnahmsweise flüchte ich nicht in meine Fantasywelten und stelle mich der Realität – er würde nicht zuhören.

Tenryu

Vielleicht könnte man sich ja darauf einigen, daß es nicht gut ist, wenn die Kinder zuviel und zu schlechte Fantasy lesen.

Ich denke, das ist wie mit dem Fernsehen: Wer sich zwei Stunden am Tag gute Unterhaltung und auch ein paar Kulturprogramme und Dokumentationen anschaut, profitiert eher vom Fernsehen, als wenn er sechs Stunden lang sich Unterschichten-Talkshows, oder billige Actionfilme und stupide Seifenorpern reinzieht.

Ein Glas Wein am Tag ist auch gesund; aber wer sich gleich mehrere Flaschen billigen Fusels reinschüttet, tut sich nichts gutes.

Maja

Ich glaube nicht mal, das wir das so pauschalisieren können. Ich habe beileibe viel und schlecht gelesen in meiner Jugend - aber diejenigen Bücher, die mir langfristig geschadet haben, waren dagegen preisgekrönt: "Die letzten Kinder von Schewenborn" und "Das Haus der Treppen" - Alpträume für Wochen.

Ob ein Buch einem Kind gut oder schlecht tut, hängt vom Kind ebenso ab wie vom Buch. Ab dem vierten Harry Potter-Band habe ich als Buchhändlerin Eltern, die es für ihr Kind kauften, geraten, es vor dem Kind zu lesen und dann selbst zu entscheiden, ob sie es ihnen zumuten - empfindliche Kinder können auf vieles in diesen zweifellos hochwertigen Büchern sehr, sehr empfindlich reagieren.
Ein schludriges, schlechtes Buch hinterläßt dagegen ebensowenig Schaden wie Eindruck, und anders als der billige Wein zerstört es auch keine Hirnzellen. Man liest es nach dem Motto "Da Rein - Da Raus" und ärgert sich höchstens über Zeitverschwendung (oder, seltener, Geld - die wenigsten Kinder kaufen alle ihre Bücher selbst, da sollte doch immer noch die Stadtbücherei die erste Anlaufstelle sein.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Julia

#35
Ich weiß nicht, wie Herrn Kordons Verhältnis zur "Realität" ist - aber im Gegensatz zur Fantasy möchte ich über Mobbing, Fremdenhaß, etc. nichts schreiben oder lesen - ich tue etwas dagegen. Zivilcourage lernt man nämlich nicht aus Büchern - und aus Betroffenheitsliteratur schon gar nicht.
Punkt.

Aidan

Tenryu, das ist aber auch wieder kein spezielles Problem der Fantasy, sondern insgesamt. Schlechte Bücher sind nie gut, egal welches Genre. Und manchmal entscheidet die aktuelle Situation des Lesers, ob für ihn ein Buch gut oder schlecht ist.

Ich denke, es ist wichtig, zumindest geistig ab und zu aus dem Alltag ausbrechen zu können. Und das heißt nicht, dass man nicht auf beiden Beinen im Leben steht. Klar muss man ein wenig bei einem Kind drauf achten, ob es irgendwann nur noch in einer Fantasiewelt lebt, aber das ist unabhängig von Fantasy-Literatur. Nur - dann muss man nicht das Lesen ändern, sondern die Umstände drum herum.

Die meisten von uns haben viel zuviel Realität im Alltag. Ich denke, es ist Überlebensstrategie, Träume zu haben und sich damit auch Ziele zu setzen. Einen psychischen Motor im Gang zu halten, nicht einfach hinzunehmen und zu versacken, sondern darum zu kämpfen, dass es besser wird.

@ Maja (kamst mir ein wenig zuvor :) ): So ganz stimme ich nicht mit dir überein, dass ein schlechtes Buch keinen Schaden anrichtet. Je nach Empfindlichkeit können auch schlechte Bücher gerade bei Kindern viel ausmachen. Ich weiß, dass ich irgendwann mal ein Buch gelesen habe, was mich sehr lange extrem verstört hat. Ich weiß nicht welches, aber es war ein Kinderbuch.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Ary

@Maja: Willkommen im Club dere, denen die "Letzten Kinder von Schewenborn" schlaflose Nächte bereitet haben. Mir ging es genauso - und unsere Klasse hatte sogar abgestimmt, ob das Buch gelesen werden sollte oder nicht. Mir war schon nach dem Klappentext schlecht, aber ich habe als einzige mit nein gestimmt.
Auch zum Thema Harry Potter schließe ich mich Dir an - schon ab Band 3 halte ich HP nicht mehr für eine Serie für jüngere Kinder (und ich eine mit jüngeren Kindern hier Leute zwischen sechs und, sagen wir mal, 10 oder 11, je nach Entwicklungsstand).

@Winterkind: zu viel realität im Alltag, das trifft es.
Wenn ich lese, möchte aich nicht mit Problemen konfronziert werden, die ich im Alltag sowieso habe.

@Julia: Amen! :)
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Möchtegernautorin


Es ist zwar vollkommen unsinnig, aber... es regt mich auf, wenn jemand etwas kritisiert, von dem er nicht wirklich Ahnung zu haben scheint...

Zitat von: Solatar am 16. September 2008, 23:43:24
es kommt darauf an... ja und nein. Fantasy kann Realitätsflucht sein, muss es aber nicht und ist es bei vielen Menschen gewiss nicht. Außerdem trifft das auf viele Dinge zu. Jede Art von Unterhaltung (Kinofilme, TV - Sendungen, andere Bücher anderer Genres, Computer- und Videospiele etc.) wäre dann im Grunde genauso Realitätsflucht wie ein Fantasybuch. Und das ist sicher blanker Nonsense.
Dem kann ich mich nur anschließen :)
Wenn ein Kind (ob ,,Harz IV" oder nicht, ist dabei doch völlig egal) schon einmal ein Buch in die Finger nimmt, kein Handy, keine Spielekonsole, keinen WoW-Charakter, sondern ein Buch... ehm... <hüstel> ok, ganz so schlimm sieht es mit der heutigen Jugend wohl hoffentlich nicht aus ;) trotzdem: Womit man seine Realitätsfluch durchführt ist doch gleich, denn es ist eine.

Ich habe mich allerdings das umgekehrte schon immer gefragt: wie man den Alltag eigentlich meistern soll, ohne hin und wieder einfach woanders einzutauchen... Da gebe ich Manja völlig recht: Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der nicht ab und zu eine Realitätsflucht begeht, nicht daran kaputt geht.
Ich würde mir sogar eher Sorgen um meinen kleinen Goldelfen machen, wenn ich feststellte, dass er völlig phantasielos wäre und sich am Ende nur mit realistischen Sachen beschäftigt ::)
Und ich habe mir übrigens fest vorgenommen zu protestieren, wen mein Kleiner in der Schule mal so was wie ,,Die letzten Kinder von Schewenborn" oder ,,Die Wolke" oder so lesen muss <schauder> ich bin froh, dass ich das nicht musste und würde es wirklich nur dann tun, wenn mein Goldelf so was mal aufgedrückt bekommt...
Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Manja_Bindig

Hm... leider gibts aber viele Lehrer, die Herrn Kordons Auffassung teilen. Leselust gehört meiner Meinung nach auch durch die Schule gefördert. Sprich - gebt den Kindern und Jugendlichen neben dem Lesekanon auch was zu lesen, was sie interesiert(sprich, behandelt im Abwechslungsprogramm zu Goethe auch mal Terry Pratchett ) und hört bitte, bitte auf, alles zu zerinterpretieren. Die Art, wie viele Lehrer im Unterricht mit wirklich scönen WErken(wie Dürrenmatts "Physikern") umgegangen wird, versaut einem jede Lust aufs Lesen. Und wenn dann zusätzlich zu dieser Misshandlung von Texten nur Sachen drangenommen werden, die fast niemanden interessieren, der unter 20 ist - tja.
Ich sag nix gegen das Bhandeln von Klassikern wie Goethe. Es ist gut und wichtig und richtig, ein Grundlagenwissen über die deutsche Literaturgeschichte zu haben, egal, welchen Schulabschluss und welchen Beruf man anstrebt. Aber neben diesem Grundlagenwissen hat der Literaturunterricht doch eigentlich auch den Job, Spaß am Lesen zu wecken, oder? Tja, wie macht man das denn? Einen 16jährigen kann man eventuell langsam mit Shakespeare locken(wenn man ihn nicht vorher kaputtgeredet hat), aber jüngere Generationen ködert man am leichtesten mit beliebter Gegenwartsliteratur für Jugendliche - und das ist meistens Phantastik.

Dazu müssten die Lehrer aber erstmal raffen, dass Fantasy tatsächlich richtige Literatur ist.

Grey

Bücher sind ja auchnicht gerade billig. Wenn ein Kind aus einer Hartz IV-Familie dann aber so clever ist, in die Bib zu gehen und sich Bücher zu leihen, dann ist das ja wohl wirklich eher Anlass zur Freude als zur Besorgnis.

Ein Freund von mir, mit dem wir gestern auch kurz über das Thema gesprochen hatten, meinte ganz treffend: Wenn ein Kind liest, heißt das doch immerhin, dass es lesen kann - und das ist doch wünschenswert, oder? ::)

Tenryu

Ob man diese Art der Realitätsflucht wirklich braucht, will ich mal anzweifeln. Früher haben die Leute auch nicht massenhaft Romane gelesen.
Bei einem normalen gesunden Menschen schaden diese Bücher wohl auch nicht. Genau so wenig wie man ein Massenmörder wird, wenn man gewalttätige Videospiele spielt oder vom Anschauen von Pornos zum Vergewaltiger wird.

Abgesehen von diesen Betrachtungen finde ich es aber doch bemerkenswert, daß Fantasy-Bücher zur Zeit so eine große Mode geworden sind; und ich frage mich, woran das liegen mag. Irgend eine Korrelation mit unserer gegenwärtigen sozioökonomischen Verfassung muß da vorliegen. Denn Realitätsflucht kann man auch mit Heimat-, Abenteuer-, Liebes-, Western- oder Science-fiction-Romanen betreiben.

Lord Zahnstocher

Zitat von: Tenryu am 17. September 2008, 20:52:16
Genau so wenig wie man ein Massenmörder wird, wenn man gewalttätige Videospiele spielt oder vom Anschauen von Pornos zum Vergewaltiger wird.
Fakt ist und bleibt jedoch, dass Politiker und Menschen von Welt (wie viele sicher wissen) alles kritisieren dürfen, ohne sich selber vorher damit auseinandergesetzt zu haben. Daher dürfen sie das Kritisierte auch schamlos so zurechtbiegen, dass alle politisch korrekten Inhalten dessen entfallen, und sie die Anhänger besagter Dinge zu Zielscheiben für Schuldzuweisungen machen können.

caity

ZitatIst das Lesen phantastischer Literatur Realitätsflucht? Führt das Lesen von Fantasy zu Realitätsverlust? Was haltet ihr von diesem "Hartz IV-Kind"-Beispiel? Wären nicht, wenn es denn tatsächlich so ist, alle Menschen von diesem Realitätsverlust durch Fantasy betroffen?
Sollten nicht gerade die Kinder, denen es sowieso aufgrund finanzieller Miseren schlecht geht, wenigstens ein Buch zum Träumen haben?

Ja. Die Antwort auf all deine Frage ist: Ja.
Literatur ist *immer* eine Flucht vor der Realität, egal, wie realistisch die Literatur dargestellt ist, sie ist nicht die Realität. Und das Lesen von Fantasy kann tatsächlich zu einem Realitätsverlust führen. Ebenso, wie jeder Mensch davon betroffen ist, egal, ob jetzt HartzIV-Kind oder nicht. Jeder sollte die Möglichkeit haben zu träumen.
Das Problem ist meiner Meinung nach nicht ein eventueller Realitätsverlust – das Problem ist, das manche Menschen nach diesem ,,Verlust", den sie durch das Lesen des Buches erreicht haben, nicht mehr in die Realität zurückfinden. Das kann gefährlich werden. Man darf seine Träume nie mit der Wirklichkeit vermischen. Aber das kann jemandem der Fantasy liest genauso passiere, wie jemandem, der jeden Tag seine historischen Schinken verschlingt.

Ansonsten finde ich Klaus Kordon aber einen sehr guten Schriftsteller – für Geschichte 4-stündig ist er nicht schlecht ;)
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Feuertraum

Zitat von: caity am 17. September 2008, 21:37:43

Literatur ist *immer* eine Flucht vor der Realität, egal, wie realistisch die Literatur dargestellt ist, sie ist nicht die Realität.

Sorry, Caity, aber dieser Aussage widerspreche ich.
Fragen wir uns doch ersteinmal, was Realitätsflucht ist. Ich behaupte einfach mal, die Realität so zu ignorieren (zum Beispiel durch Träumen oder Schönreden), dass man die Wirklichkeit nicht mehr sehen kann.
Vielleicht ist mein Leseverhalten nun ein vollkommen anderes als das der anderen Menschen, aber ich lese ein Buch, weil ich eine Geschichte erzählt bekommen möchte, vielleicht ein wenig träumen und entspannen. Dabei entfliehe ich aber mit Sicherheit nicht der Realität. Ich ignoriere sie auch nicht. Ich will einräumen, dass ich vielleicht ein wenig von der Realität abgelenkt bin, wenn ich lese. Aber Flucht? Nada!

Zudem gibt es auch Literatur, mit der man sich auseinandersetzt, um zu verstehen (zum Beispiel Nachkriegsliteratur, die ich persönlich schon als real bezeichnen mag, weil sich die Geschichte auf Fakten stützt, die tatsächlich passiert sind, auch wenn die Geschichte himself nur ausgedacht ist).

Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?