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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Judith

Zitat von: Norrive am 15. Juli 2014, 20:37:18
Wir mussten da immer ruminterpretieren und kamen zu den abstrusesten Metaphern... Eine Freundin hat sogar mal einen Autor angeschrieben, um nachzufragen, was er denn wirklich gemeint hat, weil ihr das genauso auf den Keks ging.
Es gibt ja eine ganze Reihe von unterschiedlichen Interpretationsansätzen und das kann auch mal bedeuten, dass man sich ganz auf die Beziehung Text-Leser konzentriert. Was der Autor wirklich gemeint hat, ist in diesem Fall unerheblich, weil es darum geht, was man selbst aus dem Text mitnimmt. Die Frage lautet dann natürlich nicht "Was will mir der Autor mit diesem Text sagen?", sondern "Was sagt mir der Text?". Das Problem ist wohl, dass manche eigentlich die zweite Frage meinen, aber die erste formulieren.  ;)

Sternsaphir

Uahh! Gedichtsinterpretationen waren für mich immer der Horror.
Ich habe mich auch immer gefragt, ob der Autor das wirklich genauso gemeint hat, was uns der Lehrer beizubringen versuchte.
Zumindest habe ich früher bei meinen Gedichten nie so recht auf bestimmte Satzformen oder Ausdrücke geachtet, sondern einfach gedichtet, wie es sich gut angefühlt hat.
Daher unterschreibe ich das mit dem unbewusst dichten und schreiben. Es hört sich gut an, es klingt richt, also wird es gemacht.
Ob einer der früheren Dichter und Denker sein Reimschema streng ausgezählt hat? Oder haben sie auch einfach drauflos geschrieben?

Einmal hab ich eine Gedichtsinterpretation übertrieben und das Gedicht so dermaßen zerpflückt, dass ich in jedes Wort und jedes Satzzeichen irgendeinen Blödsinn hineininterpretiert habe. Das war dann zuviel des Guten.  ;D

Sunflower

Witzigerweise fand ich diese Interpretationen nie so schwer. Ob der Dichter bzw. Autor das alles so gemeint hat, wie ich in meinen Aufsätzen geschrieben habe? Keine Ahnung. Aber ich bin ziemlich streng, Satz für Satz (bei Szenenanalysen) bzw. eben Vers für Vers vorgegangen. Habe auf alle Stilmittel geachtet, was die so aussagen könnten - wobei unser Abithema für Gedichte auch barocke Liebesgedichte waren. Bzw. Weltuntergangsstimmungs-Gedichte. Die waren normalerweise recht einfach. Gryphius und so. Szenenanalysen fand ich auch nie schwer, weil ich eben Satz für Satz vorgegangen bin, was zwar ätzend war, aber mir eine gute Abinote beschert hat. Ich glaube, wenn man das "System" einmal drin hat und mit dem Werk einigermaßen was anfangen kann, dann ist es gar nicht so schwer. Ob der Autor das wirklich so gemeint hat, ist natürlich die andere Frage. Aber ... *schulterzuck* jetzt habe ich das Abitur ja, zum Glück.
"Why make anything if you don't believe it could be great?"
- Gabrielle Zevin: Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow

Lothen

Zitat von: Sternsaphir am 15. Juli 2014, 23:53:07
Ob einer der früheren Dichter und Denker sein Reimschema streng ausgezählt hat? Oder haben sie auch einfach drauflos geschrieben?

Zum Teil bestimmt - manche Gedichtformen, zum Beispiel das Sonett, waren ja absolut in der Mode damals. Die großen Dichter und Denker hatten aber, denke ich, auch einen anderen Anspruch an ihre Gedichte, als wenn wir heute einfach mal etwas dichten, weil wir Lust darauf haben und weil es schön klingt. Da war Zeitgeist dahinter, politische Querelen, literarische Dispute und so weiter - davon kann man sich als Hobbydichter mit Sicherheit erfolgreich distanzieren ;)

Coppelia

#16939
Ich glaube inzwischen, dass es ganz viel vom Dichter abhängt. Manche überlassen nichts dem Zufall, und man kann das auch ihren Aufzeichnungen entnehmen, andere schreiben fröhlich drauflos und schauen, was dabei herauskommt.

Ich muss mich grad mal freuen: Ich habe 540 Wörter geschrieben! An der Vhaskalia! :vibes: Und es fängt relativ klassisch mit dem einem finstere Wald an. Und Krähen. Ich mag Krähen.

Norrive

Guten Morgen :) Ich bin so froh wenn Wochenende ist. ich habe ganz viele Ideen gehabt und muss mir die Zeit zum Aufschreiben nehmen. Laborarbeit verhindert das immer erfolgreich :(

Zum Thema Gedichtsinterpretation: Also was mich eigentlich am meisten gestört hat, war eine gewisse Deutungshoheit seitens der Lehrer.  Komischerweise war das in Latein nie ein Problem :D Ich nehme an, dass das dann mehr am Lehrer lag als an der Interpretation. Sinnsuche in Schriftstücken macht ja Spaß:)

Klecks

Ich habe schon mal irgendwo geschrieben, dass wir in meiner ehemaligen Klasse ewig an einem Text heruminterpretiert hatten, was ein Detail betrifft, und wir haben den Autor in der Lesung gefragt, was das denn zu bedeuten hat, weil wir auch die abstrusesten Erklärungen gefunden hatten. Antwort des Autors: Es hatte nichts zu bedeuten.  :rofl:  Deshalb - obwohl ich das in der Schule sehr mochte - finde ich Interpretationen nur insofern sinnvoll, dass sie zum Nachdenken anregen und dazu bringen, dass man sich mit einem Text auseinander setzt. Das ist klasse, während aber die Ergebnisse der Interpretation alle richtig und alle falsch sein könnten. Jeder liest einen Text anders und letzten Endes weiß nur der Autor, was stimmt, wenn überhaupt.  ;)

HauntingWitch

@Klecks: Das ist wirklich witzig, es ist nämlich ganz oft so, dass der Empfänger (sprich Leser/Hörer/Zuschauer) mehr interpretiert, als der Autor sich gedacht hat...  Viele Sachen entstehen einfach zufällig oder aus ganz banalen Gründen und man neigt immer dazu, einen wahnsinnig genialen Gedankengang dahinter zu vermuten.  ;D

Klecks

@Witch: Absolut.  ;D  Ich habe mich damals geweigert, mich an dieser Diskussion um das Detail zu beteiligen, und habe immer gesagt: "Leute, als Autorin kann ich euch versichern, dass er sich höchstwahrscheinlich nichts Tiefgehendes dabei gedacht hat, nichts!" Die waren alle ganz kleinlaut, als der Autor das dann bestätigte, und ich nur so: "Ha!!!"  :rofl:

Leann

Ich finde es aber auch ganz cool, dass der Autor es einfach so zugegeben und sich nicht noch schnell was Tiefgründiges aus den Fingern gesogen hat.  ;D

Klecks

Da hast du Recht, Leann. Er hat gesagt, er bekommt diese Frage extrem oft gestellt. Der arme Kerl!  ;D

Issun

Zitat von: Coppelia am 17. Juli 2014, 06:39:56
Ich muss mich grad mal freuen: Ich habe 540 Wörter geschrieben! An der Vhaskalia! :vibes:

Gratulation!  :) Wald und Krähen - das klingt gut, stimmungsvoll.

Gedichte machen mir besonderen Spaß, obwohl ich kaum welche schreibe. Ich glaube, dass man aus ihnen eine Menge lernen kann. Die besten Gedichte wecken z.B. mit wenigen wohlgesetzten Worten starke Emotionen. Eine Zeitlang habe ich welche auswendig gelernt und dann zu den unmöglichsten Gelegenheiten zitiert. Wenn ich spät im Jahr eine Rose sehe, kann ich mir noch immer nicht verkneifen, Hebbels "Sommerbild" zu zitieren: "Ich sah des Sommers letzte Rose stehn..."  ;D

Zurück zum Schreiben: Ich habe in den letzten Tagen einen alten Charakterbogen fertig überarbeitet (naja, ein bisschen geschummelt habe ich schon, er ist noch immer ziemlich dürftig  ;)), außerdem einen groben Leitfaden für eine Szenenfolge und eine Kurzgeschichte geschrieben. Ich bin zufrieden.

Kati

Mich bringt nichts so gut dazu endlich wieder zu schreiben, als der Umstand, dass ich im Moment überhaupt keine Zeit habe. Ich muss für die Klausur lernen und Hausarbeiten schreiben, aber was tue ich? Ich mache mir mein Manuskript auf und tippe fröhlich drauf los. Hält mich bitte wer auf, ich renne in mein Unglück...  ;D

Issun

Das kenne ich von mir selbst, Kati. Ich könnte dich pfannen, falls es dir hilft, aber jemandem fürs Schreiben eine Pfanne zu verpassen fände ich irgendwie widersinnig.  :D


Kati

 ;D Im Moment lerne ich tatsächlich. Ich habe hier acht Folien mit je so 80 Seiten und jetzt sogar schon fast zwei geschafft. Ich habe ja noch bis Montag. Aber vorhin habe ich einen Anfang für meinen Jugendkrimi geschrieben und obwohl ich nicht ganz zufrieden bin, habe ich wenigstens etwas ernst gemeintes geschrieben. Ich glaube, bei sowas muss man auch einfach mal nachgeben. Mir fällt das Lernen jetzt auf jeden Fall leichter, weil ich nicht mehr vom Schreibdrang abgelenkt werde. Ich denke, wenn ich von den Römern weg bin und es endlich Richtung Frühmittelalter geht, werde ich eh recht zackig lernen, weil mir die Zeit einfach besser gefällt. Ich lerne leider nur Sachen, die mich interessieren, schnell. Jedenfalls kann ich dann auch mehr schreiben.