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Historische Fantasy

Begonnen von Lennard, 30. Dezember 2007, 20:57:27

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Kati

Zitat von: PygmalionIch finde, insgesamt passen die Begriffe nicht zusammen. Auch wenn das offiziell so benutzt wird.

Ich habe jetzt nicht ganz verstanden, was genau du meinst. Meinst du, weil man sich auch bei real existierenden Personen theoretisch ausdenken muss, was sie tun und sagen und weil das von der Realität abweicht, ist jeder historische Roman ein Stück weit phantastisch? Das sehe ich nämlich anders. In dem Moment, in dem ich mir Barbarossa nehme, wird er eine fiktive Figur, wie die ausgedachten Protagonisten auch. Der kommt ja nicht "fertig" zu mir. Natürlich recherchiert man im besten Fall und versucht seine Persönlichkeit zu rekonstruieren, das kann man aber natürlich nie komplett. Und ein wenig selbst interpretieren ist ja auch nie falsch. Und als Leser sollte man auch immer davon ausgehen, dass man es mit fiktiven Personen zu tun hat, auch, wenn sie Barbarossa oder Admiral Nelson oder Johanna von Orleans heißen. Ich denke, das Wort ist hier nicht "phantastisch", sondern viel eher "fiktiv". :) Ausgedacht, eben. Alles andere wäre ein Sachbuch. Die Fantasy kommt meiner Meinung nach erst ins Spiel, wenn Barbarossa sich als Vampir rausstellt oder sowas. Deshalb verstehe ich nicht, wieso die beiden Begriffe nicht zusammenpassen sollten.

Es gibt ja auch noch alternative Geschichte als Genre. Das ist dann ein historischer Roman, in dem die eigentlichen Handlungsverläufe verdreht werden. Zum Beispiel: Johanna von Orleans wird nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dann kann man sich als Autor austoben, welche Auswirkungen das auf den weiteren historischen Verlauf haben könnte. Das muss auch nicht immer phantastisch sein, obwohl es natürlich komplett ausgedacht ist. Wenn keine Fantasy-Elemente vorkommen, sondern alles im Bereich des möglichen liegt, ist es keine Fantasy.

Zitat von:  DrachenfederJetzt aber mal zu einer allgemeinen Frage zum Thema historische Fantasy. Ich bin neugierig, wieviel Historik muss für Euch in diesem Genre enthalten sein?

Ich finde, auch bei historischer Fantasy sollte man so viel Historik einbringen, als wäre es nur ein historischer Roman. Wenn das Setting bloß Beiwerk ist, damit die Geschichte bunter aussieht oder nicht wieder typische Urban Fantasy ist, reicht das meiner Meinung nach nicht. Das Setting sollte schon für den Plot wichtig sein, und wenn es nur im Verhalten der Figuren zu merken ist, oder an den Details zum Leben bei Hof oder in einem kleinen Dorf. Wenn sich Plot und Figuren genauso gut in der Gegenwart unterbringen lassen, ist das... nicht so gut, denke ich. Ich denke nicht, dass man unbedingt historische Ereignisse und Persönlichkeiten einbringen muss (obwohl man sie natürlich mal erwähnen kann, wenn sie zum Handlungszeitpunkt in aller Munde waren), ich finde eher wichtig, dass das Setting rund wirkt. Also keine Anachronismen auftauchen und man das Gefühl hat, in die Zeit abtauchen zu können. Natürlich kann man nicht alles richtig machen, aber man kann versuchen es so gut zu machen, wie es eben möglich ist.

Ich hatte letztens erst wieder ein Buch, bei dem sich die Autorin auf "Ist ja nur Fantasy" ausgeruht hat und da wirkte gar nichts rund, weil das Setting nicht zu der Geschichte gepasst hat. Das sollte man finde ich vermeiden.

Drachenfeder

Zitat von: Pygmalion am 14. Oktober 2013, 15:10:58
Ich finde, insgesamt passen die Begriffe nicht zusammen.

Ich finde, diese zwei "Begriffe" bzw. Genre passen wunderbar zusammen. Genau dieses Zusammenspiel macht es für mich so interessant.

@Kati, danke für deine ausführliche Antwort.
Im Prinzip sehe ich das genauso, ob ich das so hinbekomme, ist eine andere Sache. Es ist mein erstes Mal in diesem Gebiet und ich werde mein bestes geben.

Mainz und das Rheinland drumherum soll im Mittelpunkt stehen. Mein war eine mittelalterlische Bischofsstadt und ein wichtiger Wirtschaftsstandort. Ich habe bereits eine sehr alte Stadtkarte gefunden. Auch habe ich eingeplant einen Erzbischof und den damaligen König in die Geschichte mit aufzunehmen. Zwar nur als Nebenhandlung, die aber wiederrum Auswirkungen auf meine Charaktere haben.



caity

Für mich liegt bei der historischen Fantasy das Gewicht auch mehr auf dem "historisch", denn auf der Fantasy. Das geht soweit, dass es für mich ein absolutes "Muss" ist, dass am Ende alles sozusagen "richtig" gebogen wird, also erklärt wird, warum dieses phantastische Element in unserer heutigen Zeit unbekannt ist, ergo muss die Phantastik so dezent sein, dass sie auch als Spinnerei abgetan werden kann, bzw. auf den damaligen "Aberglauben" geschoben werden kann, oder aber sie muss so mächtig sein, dass sie den Menschen das vorspielen kann, was wir heutzutage noch wissen.

Uffa, ich hoffe, das war jetzt einigermaßen verständlich!  :engel:
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Drachenfeder

Ich fand es verständlich. Bringt mich allerdings ins Zweifeln. Wenn ich deine Meinung so lese, wird es vielleicht eher Urban Fantasy mit einer vielen historischen Elementen.  :hmmm:



Fianna

Da ich ja bisher der "strengste" Historik-Phantastik-Fan war, wollte ich caity da widersprechen.
Wenn die Magie offensichtlich ist, finde ich das vollkommen in Ordnung. Das ist dann eben eine "historische Parallelwelt".

Meist sind mir die historischen Parallelwelten jedoch zu wenig historisch, weswegen ich eigentlich die andere Art des Genres bevorzuge.

Aber wenn Du wirklich soviel Wert auf historische Details legst, würde ich auch gerne spätermal Betaleser sein. Allerdings ist das nicht "meine" Zeit, das heisst, beim Finden historischer Schnitzer kann ich nicht dienlich sein.
Es klingt aber mit den ganzen Details sehr spannend, und vielleicht ist es für Dich ja auch hilfreich, einen Betaleser zu haben, der nicht ganz 100 % Deiner Zielgruppe entspricht (die ja so gesehen sehr eng gefasst ist, wenn man die Historik-Phantastik-Fans in diese beiden Lager aufsplittet).
Ich würde mich freuen.

caity

#80
Sorry, Fianna, aber eine historische Parallelwelt ist für mich keine historische Fantasy mehr, das ist dann eben ein Fantasy-Roman, der sich ein historisches Setting zum Vorbild genommen hat, alla "Herr der Ringe".

@ Drachenfeder: Aber ist es bei Urban Fantasy nicht auch in der Regel so, dass die meisten Leute eben nicht Bescheid wissen? Siehe Harry Potter und Twighlight? EDIT: Men in Black :)
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Fianna

#81
Meinen wir dasselbe?  ???

Ich meinte mit diesem Begriff sowas wie "Wie hätte sich die Geschichte verändert, wenn Louis VII. mit magischer Unterstützung gegen Henry Plantagenet ins Feld gezogen wäre?"

Also historische Personen, historisches Setting, aber es gibt Magie und das hat den Lauf der Geschichte beeinflusst - entweder so, wie die Geschichte tatsächlich stattfand (Magie wäre dann z.B. eine Erklärung, warum Schlachten ganz anders ausgingen, als man gedacht hätte) oder eben andersherum....
... vielleicht nicht unbedingt in so großen Dimensionen wie in dem Beispiel.

caity

Ah, okay, nein, dann meinten wir nicht dasselbe  ;D
Danke für die Erklärung!
Ich hatte "historische Parallelwelt" tatsächlich als andere Welt verstanden, die halt historisch angehaucht ist.
Mit deiner Erklärung würde ich aber soweit mit der Definition mitgehen, wobei ich dann wie du das "andere" bevorzugen würde ;)
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Churke

Ich denke, die Frage "wie historisch oder phantastisch?" lässt sich nur in Abhängigkeit von den Zielen des Autors beantworten. Weshalb wählt er ein historisches Setting? Was will der Dichter damit sagen?

Ich finde es auch faszinierend, Fakten und Phantastik so zusammen zu bringen, dass der Leser nicht mehr weiß, was erfunden und was historisch ist. Wenn der Leser Wahres für erfunden hält, dann ist der Autor gut.  ;D Ich gehe manchmal sogar so weit, selbst das Übernatürliche aus historischen Quellen zu ziehen. Dazu genügt es, die Quellen neu zu lesen, wie man so schön sagt.  :engel:


Drachenfeder

Wohl wahr liebe caity. Ich werde die Idee einfach ausarbeiten und meinen Roman schreiben. Zum Schluss werden wir sehen, welches Genre es nun genau geworden ist. Vom Gefühl her bleibt es zur Zeit historical fantasy!  ;D

@Fianna, auf dein Angebot komme ich gerne zurück.

Zitat von: Churke am 14. Oktober 2013, 19:30:29
Dazu genügt es, die Quellen neu zu lesen, wie man so schön sagt.  :engel:

Das gefällt mir! Ganz mein Ding!



RaphaelE

*Thread-ausgrab*

Bevor ich mich an mein Herzprojekt(High Fantasy) heranwage, möchte ich möglichst viel Erfahrung sammeln. Ich will nicht an meinem Lieblingsprojekt schreiben und nach ein/zwei Jahren feststellen, dass ich es versaut habe.
Und jetzt geistert mir da eine Geschichte im Geiste rum, die mich ins Grübeln bringt, denn: Mein Plan war, die Bibelgeschichte neu zu schreiben. Als Prota würde Jesus mit magischen Fähigkeiten die Menschheit zum Bessern zu bekehren versuchen. Jetzt ist aber so was doch relativ heikel. Ich möchte mit diesem Projekt die Werte der Bibel nicht verleugnen sondern herauskristallisieren. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass diese Idee nicht unbedingt auf offenen Ohren treffen wird und wollte euch fragen, wie ihr so etwas sehen würdet. Fällt diese Idee in eine Art Tabubereich oder wäre das vielleicht gar nicht so schlimm? Ich meine: Es gibt ja auch viele Filme, die die Bibelgeschichte ablichten und teilweise auch anders darstellen. Siehe The Man from Earth(Einer meiner Lieblinge, obwohl er gar nicht zum Rest passt :vibes: )

Christopher

#86
Hm, ich sehs so:

Von religiösen Themen sollte man sich eher fernhalten. Damit meine ich nicht, dass Religion nicht vorkommen darf/sollte oder dass man eine eigene Religion für seine Welt erfindet die etwas nachempfunden ist o.ä. sondern damit meine ich, eine bestehende Religion, einen der Grundfesten dieser Religion als Kern des Themas zu nehmen.

Da gibt es einfach unzählige Leute, die etwas dagegen haben werden, weil sie diese Religion nicht leiden können. Unzählige Leute, die etwas dagegen haben werden, weil sie diese Religion leiden können. Unzählige Leute, die einem Ideenlosigkeit vorwerfen würden. Und unzählige Leute, die weder das eine noch das andere tun, sich aber mit der Idee als solches nicht anfreunden können, weil sie es seltsam und befremdlich finden.

Und du musst bedenken: All diesen Leute wird der Inhalt deines Buches egal sein. Sie werden es nicht lesen, sie werden es pauschal verurteilen und du wirst keine Chance haben, sie davon zu überzeugen, dass es doch besser ist als sie denken. Und selbst wenn du das bei einer Gruppe schaffst, werden die anderen dich dafür umso inniger verurteilen.

Ich würde es lassen. Mach meinetwegen etwas analoges, dem man die Ähnlichkeit ansieht und die man nicht abstreiten kann, aber geh nicht an die Sache ran, indem du sie neu schreiben willst.

Außer natürlich, du legst es darauf an, dass es verrissen wird. Frei nach dem Motto: "Jede Publicity ist gute Publicity"
Be brave, dont tryhard.

RaphaelE

Ja, genau diese Gedankengänge hielten mich bisher davon ab, mich hinzusetzen und das Ganze hinzukritzeln. Es ist halt leider ein Bereich, in dem man extrem vorsichtig sein muss. Und auch, wenn man vorsichtig genug wäre, würde jemand die Geschichte aus Prinzip hassen. Selbst wenn ich die Bibel Wort für Wort abtippeln würde... :(

Joel

Ich stimme Christopher zu.
Ich bin nicht religiös, trotzdem finde ich, dass man sich als Autor nicht unbedingt an die Bibel "wagen" sollte und die "Geschichte" irgendwie anders erzählt oder neue Elemente hinzufügt. Damit würden mit Sicherheit viele Menschen vor den Kopf gestoßen werden.
Was wäre denn deine Intention, die Bibel neu schreiben zu wollen oder neue Elemente einzubauen? Also welche Aussage soll der neue Text enthalten?

Melenis

Wäre dann Jesus Protagonist? Das allein würde mir glaube ich schon sauer aufstoßen... es wirkt vielleicht auch ein wenig anmaßend,  zu glauben, man könnte sich in Gottes Sohn hinein versetzen. So oder so, sehr schwieriges Thema.