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Historische Fantasy

Begonnen von Lennard, 30. Dezember 2007, 20:57:27

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RaphaelE

#90
@Joel: Er soll nichts an der Botschaft der Bibel verändern. Es sollte "lediglich" Jesus magische Fähigkeiten zugestehen und so Situationen beschreiben, die so verschnörkelt undurchsichtig wirkten.
Angefangen hätte mein Prolog mit der Reise der drei Könige und das Ende hätte es mit der Himmelfahrt gefunden. Die ganze Geschichte dazwischen hätte ich so geschrieben, dass Jesus z.B. Heilungen durch die Kraft seiner Magie gewirkt hätte.

@Melenis: Ich hatte am Anfang darüber nachgedacht, ob ich Jesus als Perspektivträger nehmen sollte, oder ob ich Erlebnisse von Anderen Personen aneinanderreihen sollte, die Begegnungen mit ihm hatten. Mir ist jetzt in der Tat Jesus als Protagonist vorgeschwebt. EDIT: Aber ich verstehe deinen Punkt durchaus. Ich könnte mir auch vorstellen, die erste Variante zu nehmen.

Fianna

Wenn Du ihn nicht als Perseptkivträger nimmst, macht das für mich keinen Sinn.
Magie ist so speziell und persönlich, dass man immer nur aus der Sicht des Magiers erzählen kann; alles andere ist eine bloße Aneinanderreihung von Dingen, die er bewirkt, und das haben wir schon mit dem NT.

Außerdem halte ich die Idee für nicht praktikabel, aus oben genannten Gründen.
Du könntest aber die Idee in ein phantastisches Setting tragen. Was ist Deine Prämisse?

Joel

ZitatAngefangen hätte mein Prolog mit der Reise der drei Könige und das Ende hätte es mit der Himmelfahrt gefunden. Die ganze Geschichte dazwischen hätte ich so geschrieben, dass Jesus z.B. Heilungen durch die Kraft seiner Magie gewirkt hätte.
Achso. Also bleibt die Geschichte gleich, aber es wird eine "Erklärung" für die Taten von Jesus gegeben? Dann frage ich mich aber nach wie vor, was die Aussage des Textes sein soll bzw. die Intention, warum die Geschichte jetzt so erzählt werden sollte.

RaphaelE

@Fianna: Die Erste Variante hätte ich nicht einmal in Erwägung gezogen, aber die Bedenken seitens Melenis sind durchaus begründet. Ich traue mich auch irgendwie nicht, aus der Sicht Jesu zu schreiben.
Das Problem an einem solchen Transfer ist, dass ich mich darauf festgesetzt habe, dass es die Bibelgeschichte sein muss :zombie: . Ich bin ja nicht stur, aber mich davon trennen möchte ich nicht. Es läuft halt darauf hinaus, dass ich die Idee werde fallen lassen müssen.

@Joel: Das ist eine gute Frage. Es wäre eher eine Präsentation eines phantastischen Laufes der Bibelgeschichte geworden. Eine Art Klärung auf die doch relativ mystischen Beschreibungen in der Bibel. Es hätte offene Hintergründe mit phantastischen Elementen stopfen sollen und ein postmodernes Bild der Geschichte zeichnen sollen. Ich mochte es damals nicht, dass die halbe Klasse sich nicht die Mühe gemacht hat, den Sinn des Geschriebenen zu verstehen und stattdessen über dessen Formulierungen gelächelt haben. Ich will kein Sachbuch schreiben, aber ich will auf phantastische Weise klären, warum Formulierungen wie "Jesus berührte ihn und der Mann konnte wieder gehen" durchaus Sinn ergaben. Das hört sich evtl. ein wenig schräg an... :schuldig:

Fianna

Ehms... "Lamm Gottes", "unser Heiland" usw sind doch eine existierende Erklärung, die den meisten ausreicht und den anderen schon genug Phantastik enthält...  ??? Falls es gemein klingt, ist das ein Missverständnis, ich bin nur verwirrt.

Und eine Prämisse war das übrigens nicht ;)

Churke

Zitat von: RaphaelE am 26. Januar 2014, 17:38:47
Ich möchte mit diesem Projekt die Werte der Bibel nicht verleugnen sondern herauskristallisieren.

Nach der Trinitätslehre sind Gott, Jesus Christus und der heilige Geist identisch. http://de.wikipedia.org/wiki/Wesensgleichheit
Wie kann dann Jesus Christus "Zauberkräfte" haben?

Überhaupt kommst du damit buchstäblich in Teufels Küche, weil, zumindest für die frühen Christen Zauberei immer von dämonischen Mächten (= heidnisch!!!) ausgeht und mit dem Logos unvereinbar ist. Ich erlaube mir, an dieser Stelle auf meinen Aufsatz in der ich glaube vorletzten "Neues aus Anderwelt" über Götter im frühen Christentum hinzuweisen.  ;D

Was dagegen funktionieren könnte, ist, die Bibelgeschichte aus der Perspektive eines heidnischen Chronisten als Abfolge von faulem Zauber zu beschreiben. Da kann dir keiner was vorwerfen, weil der Erzähler (= nicht du  ;D ) eine antichristliche Gegenposition vertritt. Ich denke aber, dass das brutal schwer ist und einen immensen Rechercheaufwand bedingt, damit du ein stimmiges, authentisches Bild abliefern kannst. Ich fürchte allerdings, dass das unterm Strich nicht das ist, was du wolltest...  ::) 

Coppelia

Was hat denn dein Projekt mit historischer Fantasy zu tun? :hmmm: Willst du es als historischen Roman gestalten?

Ich sehe die Sache nicht so kritisch. Wenn du Lust hast, das zu schreiben, warum solltest du es nicht versuchen. Aber ich fürchte auch, dass es schwierig wird, Leser für eine solche Geschichte zu finden. Religiöse Menschen mögen es möglicherweise nicht, wenn biblische Geschichten verändert werden (vielleicht aber auch doch). Nicht religiöse Menschen interessieren sich für das Thema möglicherweise nicht oder hätten lieber eine Parodie oder so etwas.

RaphaelE

Zitat von: Fianna am 26. Januar 2014, 18:53:49Und eine Prämisse war das übrigens nicht ;)
Sorry, kannst du mir kurz sagen, was du genau damit meinst? Kann damit nicht so viel anfangen, wie ich möchte... :zombie:

@Churke: Ich bin ein wenig verwirrt: Im Wikipedia-Artikel steht nirgends, dass Jesus, Gott und der heilige Geist identisch seien. So weit ich das verstanden habe, seien sie lediglich vom Wesen her gleich.

Zitat von: Churke am 26. Januar 2014, 18:58:07Wie kann dann Jesus Christus "Zauberkräfte" haben?
Überhaupt kommst du damit buchstäblich in Teufels Küche, weil, zumindest für die frühen Christen Zauberei immer von dämonischen Mächten (= heidnisch!!!) ausgeht und mit dem Logos unvereinbar ist.
Ups. Da hätten wir gleich mal meinen grössten und wahrscheinlich unüberwindbaren Plotfehler gefunden. ::)

@Coppelia: Oh. Passt diese Idee nicht mal hier rein? :-\

Coppelia

Das habe ich nicht gesagt, die Frage war ernst gemeint. :)

caity

Hallo RaphaelE,

mich erinnert deine Idee ein wenig an eine Reihe, die es leider nur im Englischen gibt: The Wives of King David. Da wird die Lebensgeschichte Davids jeweils aus der Sicht seiner Frauen beschrieben. Diese Form von Romanen, die biblische Geschichten modern wiedererzählt, ist nicht so selten und wird gerade im Englischsprachigen Raum von Christen eigentlich gut angenommen, allerdings hast du natürlich schon noch einmal ein anderes Problem: Wenn du Jesus wirklich als Zauberkünstler darstellst, kannst du dieses Publikum wahrscheinlich eher nicht erreichen. Interessanter und besser annehmbar fände ich es, seine Lebensgeschichte eben aus der Sicht anderer Menschen zu erzählen, die ihn begleitet haben und dadurch Facetten seiner Persönlichkeit darzustellen, gleichzeitig aber auch die Persönlichkeiten der Menschen mit ihm aufzuarbeiten. Dazu gehört aber verdammt viel Bibelwissen und Recherche, da hätte ich zumindest den Anspruch, dass es authentisch wirkt. Ich fände prinzipiell ein solches Projekt eigentlich ganz spannend, aber wie gesagt: Vorsicht! Seine Heilungen z.B. wirklich durch Zauberei zu erklären, fände ich sehr schwierig.

@ Churke:
ZitatÜberhaupt kommst du damit buchstäblich in Teufels Küche, weil, zumindest für die frühen Christen Zauberei immer von dämonischen Mächten (= heidnisch!!!) ausgeht und mit dem Logos unvereinbar ist.

Sorry, dass ich da einhake, aber das ist so nicht ganz korrekt. Ich besuche aktuell ein Seminar zum Thema Magie und forsche darüber intensiver beim Kirchenvater Augustin und zumindest der geht auch von guten Wirkmächten aus, er unterscheidet zwischen dem Guten und dem Bösen und beide haben ihre Kräfte, es ist richtig, dass die Bezeichnung "Zauberei" durch das Dämonische besetzt war, aber insbesondere Jesu Heilungen werden natürlich in den Bereich des Guten gestellt, unsere heutige Vorstellung von Magie und Zauberei (den ich jetzt einfach auch mal RaphaelE unterstellen würde) kann nicht so einfach mit den damaligen Vorstellungen vom Dämonismus gleichgesetzt werden.

Zum Thema: Wesenseinheit der Trinität, wenn ihr das Thema wirklich besprechen wollt, macht ihr ein riesiges Fass auf, das seit der Antike mega kontrovers diskutiert wurde - wollt ihr euch das wirklich antun? ;)
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Fianna

#100
Zitat von: RaphaelE am 26. Januar 2014, 19:11:55
Sorry, kannst du mir kurz sagen, was du genau damit meinst? Kann damit nicht so viel anfangen, wie ich möchte... :zombie:
Also, eine Prämisse ist "das, worum es in der Geschichte geht". Du kannst ein und dieselbe Geschichte erzählen (faktisch gesehen) und es ist immer etwas Anderes. Deswegen habe ich nach deiner Prämisse gefragt, denn möglicherweise findet sich ja die Möglichkeit, das für Dich Interessante an der Idee in ein anderes Setting zu verpflanzen. Phantastisch geht immer, möglicherweise auch historisch.

Unterschiedliche Prämissen, die man da setzen könnte:

  • Niemand kann unparteiisch bleiben; wichtige Taten (Personen) werden immer instrumentalisiert. → das greift den Gedanken heraus, dass Jesus die Auslegung von Messias als dem, der die Römer vertreiben wird, ablehnte und bewusst auf der spirituellen Ebene blieb, also es ablehnte, seinen Einfluss zu nutzen (sei es nun für dieses Ziel oder für seine persönliche Macht). Diese bewusste Ablehnung der Macht- und Missbrauchsmöglichkeiten und das ganze selbstlose Opfer wurden ab absurdum geführt, da viele Gruppen konkurrierten und die Person Jesus und seine Taten für ihre eigene Zwecke einspannten. Das ist nicht nur auf die Aramäer unter der Römerherrschaft beschränkt, sondern es zieht sich bis in die moderne Kirche, denn einige apokryphe Evangelien, die von manchen als die Jesus-nächsten gesehen werden, widersprechen massiv der Institution Kirche in ihrem räumlichen und organisatorischen Sinn.
  • Man liebt erst, wenn der Verlust wirklich schmerzt. → Das würde die veränderte Darstellung des rächenden und strafenden Gottes des AT im Gegensatz zu dem vergebenden Gott des NT ins Zentrum stellen. Auch im AT heisst es, es sei das ,,auserwählte Volk" und Gott liebe es, was Gott aber nicht davon abhält, strengst zu urteilen und im Falle schwerer Vergehen auch unter Unschuldigen ordentlich zu metzeln. Kollateralschaden, egal, bisschen Schwund ist immer. Erst nach der Opferung Jesu setzt die Wende zum vergebenden Gott ein. Diese Prämisse wurde (neben anderen) von Christopher Moore in ,,Die Bibel nach Biff" genutzt; dort läuft es darauf hinaus, dass Jesu Opfer Gott dazu erpresst, nie wieder Blut fließen zu lassen unter seinen Gläubigen.
  • Wir können unserer Bestimmung nicht davon laufen. → Dies setzt voraus, dass Gott Jesu Zeugung nur bewerkstelligt hat, um das Lamm Gottes zu opfern. Eine Flucht vor seiner Bestimmung bietet eine Erklärung für die Jahre, die in der Bibel nicht erwähnt werden (im Alter von 13-29 Jahren). Letzendlich würden in dem Plot diese nicht überlieferten Jahre behandelt werden, in deren Verlauf sich der Protagonist entscheidet, seine Bestimmung anzunehmen. Und wie und aus welchen Gründen er dies tut.

Alle diese Plots beinhalten dieselben Fakten, die auch in der Bibel stehen: der Gott des AT ist rächend und straft unter hohen Verlusten. Jesu Zeugung ist ein bewusster göttlicher Akt. Jesus wächst unter der Römerherrschaft auf und verschwindet aus dem Fokus seiner Mitmenschen. Jesus taucht wieder auf und predigt. Er lehnt jegliche Art von politischer Einmischung ab, interessiert sich  nicht für das diesseitige, sondern für ein jenseitiges Himmelsreich. Verschiedene Gruppen versuchen, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Es kommt zu Verrat des Judas, Anklage, Verurteilung und Tod. Dieser Tod wird als spirituelle Opferung verstanden. Jesu fährt in den Himmel auf, seine Jünger verbreiten das Wort und gewinnen an Einfluss. Petrus vertritt am erfolgreichsten eine Auslegung, die diametral im Widerspruch zu anderen Evangelien steht. Diese Evangelien setzen sich nicht durch, geraten in Vergessenheit, es entwickelt sich die Institution Kirche.

Aber erst die Prämisse macht die Fakten zu einer Geschichte. Man kann über eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung schreiben, über politische Macht und Machtmissbrauch, über Freundschaft und Verrat, über scheinbare und tatsächliche Liebe – alles mit denselben Zutaten.
Die Prämisse ist gewissermaßen der erste, wichtige Schritt zu einem Rezept für das Ergebnis.


~~~~~~~~~~~~~~~


Daher habe ich nach Deiner Prämisse gefragt, denn je nachdem, auf welchen Aspekt Du Dich fokussieren wolltest, hätte es eine historische oder phantastische Möglichkeit gegeben, diese Geschichte doch zu erzählen (nur eben ohne Jesus, sondern mit einem anderen Protagonisten und einem anderen Schauplatz).

traumfängerin

Zitat von: Churke am 26. Januar 2014, 18:58:07
Nach der Trinitätslehre sind Gott, Jesus Christus und der heilige Geist identisch. http://de.wikipedia.org/wiki/Wesensgleichheit
Wie kann dann Jesus Christus "Zauberkräfte" haben?

Überhaupt kommst du damit buchstäblich in Teufels Küche, weil, zumindest für die frühen Christen Zauberei immer von dämonischen Mächten (= heidnisch!!!) ausgeht und mit dem Logos unvereinbar ist. Ich erlaube mir, an dieser Stelle auf meinen Aufsatz in der ich glaube vorletzten "Neues aus Anderwelt" über Götter im frühen Christentum hinzuweisen.  ;D

Ich würde das nicht so eng wie Churke sehen. Das Interessante ist nämlich, dass die historisch-kritische Jesusforschung Passagen in der Bibel als dann originär von Jesus stammend ansieht, wenn zwei Kriterien für sie zutreffen: 1. Sie stehen im Widerspruch zum Judentum. 2. Sie stehen im Widerspruch zum frühen Christentum. Die Tatsache, dass für die frühen Christen Zauberei immer mit dämonischen Mächten verbunden ist, würde also nicht unbedingt dagegen sprechen, dass es auch anders gesehen werden kann. Und mal ehrlich, die Erschaffung der Welt, die Überziehung der Welt mit Sintflut oder den ägyptischen Plagen, oder die Verwandlung in eine Taube usw. wirken magisch genug, dass man abseits von jeglicher Glaubensdogmen Gott, Jesus und dem Heiligen Geist Magie zusprechen kann. Man muss auch bedenken, dass die Bibel in einer antiken Welt entstanden ist und viele Geschichten entsprechend der Mythen der sie umgebenden Völker gestaltet wurden. Ganz deutlich ist dies bei der Schöpfung, die parallel zu dem babylonischen Gilgamesch-Epos gestaltet wurde - was jetzt übrigens nicht bedeutet, dass Gott nicht der Schöpfer der Welt ist. Es heißt nur, dass das Volk Israel tradiert hat, Gott ist Schöpfer, als unumstößliche Wahrheit, und die Einzelheiten dieser Wahrheit ähnlich dem Gilgamesch-Epos gestaltet hat - die Einzelheiten, die für die Größe und Allmacht Gottes ehrlich gesagt auch irrelevant sind.
Ähnlich ist es dann auch bei den Wundergeschichten. Die Aussage (sozusagen die Prämisse  ;)), die man mit diesen Wundergeschichten transportieren wollte, war: Jesus ist Gottes Sohn. Und in der die frühen Christen umgebenden Welt gab es nun einmal viele Geschichten von Halbgöttern, die irgendwelche Wundertaten vollbracht haben. Wundergeschichten waren also perfekt dafür geeignet, um deutlich zu machen, dass Jesus Gottes Sohn ist. Das Interessante dabei ist, dass Jesus Heilungsgeschichten nicht immer mit der Heilung endeten. Bei der Heilung des Gelähmten ist es z.B. so, dass Jesus zunächst sagt, deine Sünden sind dir vergeben, womit er sich ganz deutlich von den Heilungsgeschichten der heidnischen Umwelt abhebt - und wodurch das Verhalten von ihm auch über reine Magie hinausgeht.

Zu deinem Ansatz RaphaelE: Ich finde es eine sehr interessante Idee anzunehmen, dass Jesus Magie gehabt hat. Es klingt - für mich als Fantasy-Begeisterte - auch irgendwo logisch. Und ja, es könnte problematisch werden, wenn du diese Geschichte schreibst, allerdings kommt es auch darauf an, wie du das machst. Wenn du ganz klar machst, dass Jesus nicht nur ein magischer Scharlatan war, sondern trotz allem Gottes Sohn, wirst du nur die Hälfte der christlichen Welt gegen dich aufbringen  ;D.
Scherz beiseite, es gibt einige Autoren, die mit einer solchen Thematik recht gut umgegangen sind. Das Buch "Jesus liebt mich" von David Safier ist z.B. auch in frommen Kreisen recht beliebt. Und im Buch "Die Hüterin von Jericho" reist Suzanne Franks Zeitreiseprotagonistin in König Davids Israel, und auch sie schafft es, alles so zu erzählen, dass es mit der Geschichte der Bibel nicht konträr läuft. Natürlich ist dies noch ein wenig schwieriger, wenn man Jesus Magie gebrauchen lässt, aber, wenn du ihn dennoch Gottes Sohn sein lässt und ihn die Magie eben nur im Rahmen der biblischen Geschichten einsetzen lässt, könnte es nur kleine, und keine riesigen Wellen schlagen. Und vielleicht wäre es wirklich einfacher, wenn du nicht aus seiner Perspektive, sondern z.B. aus der Perspektive eines seiner Jünger erzählen würdest. Denn dadurch erlebt man als Leser eben alles nur aus den Augen dieses Jüngers, der alles eben auch falsch interpretiert haben kann, weil er mit seinen antiken Erklärungsmustern an das für ihn unbegreifliche Handeln Jesu herangeht.

Ilargi

Kaixo,

also ich habe einige der Post zu deiner Idee gelesen RalphIE und kann diese Kommentare nur unterschreiben, zudem frage ich mich ob man das wirklich als Historischen Roman betrachten kann. Ein Historischer Roman ist in meinen Augen eine Geschichte die tatsächliche Umstände der Historie nehmen und sie in einen anderen Kontext einbinden oder um ein fantastisches Element erweitern, das Problem bei der Bibel wäre, das darin bereits einige fantastische Elemente eingebaut wurden (sprich "Wunder") zum beispiel der Blinde der wieder sehen kann, der wiederauferstandende Tote, der unheilbare Kranke der wieder gesundet, die jungfräuliche Empfängnis, Jonahs Reise im Wal, die Sinflut, etc.

In meinen Augen ist die Bibel bereits hart an der Grenze zum Fantasy-Schmöcker, ist nun mal meine Meinung.

Außerdem ist die Bibel ein ziemlicher Brocken, wenn du das alles neu schreiben willst wärest du Jahrzehnte damit beschäftigt und sich nur Jesus als prominentes Beispiel rauszusuchen wäre schlecht, da die Handlungen aus dem alten Testament auswirkungen auf die im Neuen Testament haben. Wenn du also eine Neuschreibung der Bibel machen würdest, die davon ausgeht das Jesus magische Kräfte hat, dann kannst du nicht einfach im Neuen Testament anfangen, denn du musst auf Johannes den Täufer eingehen, den Sündenfall und die Erbsünde (der Grund warum Jesus am Kreuz gestorben ist, sehr wichtig und ganz am Anfang dieses Buches  ;D ) die Sinflut, Moses und den Auszug der Israeliten aus Ägypten, die Davids Geschichte, etc. Es gibt eine ganze Menge was du da einbinden musst, was du da planst wäre kein Roman, das wäre eine Roman-Reihe und eine überaus komplizierte noch dazu. Lies das Buch und hinterfrag es mal, dann weißt du was ich meine.

Des weiteren: Einen Roman mit einem Halbgott mit magischen Kräften zu schreiben ist grundsätzlich keine schlechte Idee, nur würde ich dir raten die Bibel vielleicht in ein oder zwei erkennbaren Zügen zu verwenden und dich nicht auf sie zu beziehen, weil ich glaube das es keine gute Idee wäre das gesamte Buch in seiner Komplexität zu verwenden. Die "Autoren" hatten mehr als hundert Jahre Zeit das Zeug niederzuschreiben, du willst dir dafür vermutlich nicht soviel Zeit nehmen. ;)


Kati

Da stimme ich Ilargi voll und ganz zu. Das ist alles viel zu sehr ineinander verschachtelt, um es aufzudröseln und zu einer Geschichte mit normaler Romanlänge zu machen. Was man machen kann ist, wie bei "Jesus liebt mich" einige Motive aus der Bibel zu nehmen und in eine neue Geschichte einzubauen. Es gibt ja auch etliche Romane über Engel, in denen die Erzengel oder gefallene Engel auftauchen, biblische Motive finden sich in vielen Romanen. Wenn man das mit genügend Respekt behandelt, sehe ich kein Problem Motive aus der Bibel im Roman zu verwenden. Das Problem bei der Idee sehe ich auch eher darin, wie du das im Endeffekt umsetzen willst. Wie entscheidet man, was ausgelassen wird und was wichtig ist für die Handlung? Wie geht man sicher, dass man am Ende nichts falsch deutet?

Ich denke, wenn du das wirklich machen willst, ist das kein Projekt für nebenbei. Du müsstest dich mit der Bibel ganz stark auseinandersetzen. Sie nicht nur lesen, wie Ilargi schon sagte, sondern auch unbedingt zwischen den Zeilen lesen, deuten, schauen, wo verschiedene Leute verschiedene Ansichten zu haben. Und dann gibt es da die ganzen mittlerweile als falsch anerkannten Deutungen, massenweise Übersetzungsfehler, Unterschiede zwischen verschiedenen Ausgaben, das Wissen, dass einige hohe Leute damals, als nur Menschen mit Lateinkenntnissen in der Bibel lesen konnten, durchaus das ein oder andere umgeschrieben haben. Du müsstest also sehr viel entscheiden und selbst deuten.

"Den Inhalt und die Werte der Bibel unverändert beibehalten" gibt es da nicht, weil die Bibel so an sich nicht bloß eindeutige Werte und Inhalte hat. Du wirst immer selbst interpretieren müssen, entscheiden müssen, welcher Deutung du glaubst und schauen müssen, ob du eine alte Übersetzung beibehältst oder den Fehler sozusagen aufdeckst und schaust, die richtigere Übersetzung zu benutzen (hat meistens einen großen Bedeutungsunterschied). Und wenn man so viel selbst deuten muss, wird es immer Leser geben, die einem das als "falsch" oder engstirnig oder sogar blasphemisch auslegen. Wenn du es nur für dich zwischendurch schreiben willst, kannst du natürlich eh alles machen, aber, wenn du es für Leser schreiben willst, wird das massenhaft Arbeit. 

Churke

Zitat von: caity am 26. Januar 2014, 19:18:00
@ Churke:
Sorry, dass ich da einhake, aber das ist so nicht ganz korrekt. Ich besuche aktuell ein Seminar zum Thema Magie und forsche darüber intensiver beim Kirchenvater Augustin und zumindest der geht auch von guten Wirkmächten aus, er unterscheidet zwischen dem Guten und dem Bösen und beide haben ihre Kräfte,
In  einem meiner Historischen widme ich daher eine halbe Seite dem Unterschied zwischen dem christlichen Wunder der Totenerweckung und dem dämonischen Zauberwerk der Totenbelebung;D Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sich über den Unterschied bewusst ist.
Da bestand auf jeden Fall eine scharfe Trennlinie. Zauberer sind solche Scharlatane wie Simon Magus, der sich auf dem Forum durch Zauberei in die Luft erhebt, bis Petrus ein Gebet spricht.

Zitat
Zum Thema: Wesenseinheit der Trinität, wenn ihr das Thema wirklich besprechen wollt, macht ihr ein riesiges Fass auf, das seit der Antike mega kontrovers diskutiert wurde - wollt ihr euch das wirklich antun? ;)
Nein, lieber nicht. Daran sind schon Konzile gescheitert.  ::)

Zitat von: Kati am 27. Januar 2014, 11:59:06
Das ist alles viel zu sehr ineinander verschachtelt, um es aufzudröseln und zu einer Geschichte mit normaler Romanlänge zu machen.
Der Inhalt aller 4 Evangelien passt wahrscheinlich in eine Kurzgeschichte. Aber was man daraus macht, das ist die Frage....  :hmmm: