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Triggerwarnungen - wichtig oder überflüssig?

Begonnen von FeeamPC, 15. September 2019, 21:40:08

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AlpakaAlex

Ich bin mittlerweile mehr im Camp "Content Note", weil es mit weniger Implikationen besetzt ist, als "Triggerwarnung".

Denn ich habe Trigger, aber ich habe auch Themen, die ich einfach ungerne lese und vor denen ich gerne gewarnt wäre, weil sie mich zwar nicht im psychologischen Sinne Triggern, aber mir ein Buch halt doch ziemlich verderben können. Und dann möchte ich die informierte Entscheidung treffen, ob mich der Rest eines Buches genug anspricht, um mich dem auszusetzen.

Ironischerweise ist es für mich auch so, dass die Themen, die für mich eher unter "CN" fallen würden, auch eher Ausschlusskriterien für ein Buch sind, als meine eigentlichen Trigger.

Denn mein Haupttrigger sind halt wirklich Krankheiten. Explizit Krebs. Ich erzähle die Geschichte immer wieder, weil sie ganz gut zeigt, wofür eben TWs auch mit wichtig sein können: Die beiden "Guardians of the Galaxy" Filme sind mit welche meiner allerliebsten Filme. Gerade im MCU. Dennoch ging es mir selten im Kino s omies, wie beim ersten der beiden Filme. Warum? Weil die Eröffnungsszene halt existiert und die mich eiskalt erwischt hat. Das war einer der heftigsten Zusammenbrüche, die ich in dem Zusammenhang hatte. Und es war nur, weil ich unvorbereitet war. Mittlerweile kann ich den Film schauen, ohne darauf heftig zu reagieren, einfach weil ich mich darauf vorbereiten kann. Und das gilt bei dem Trigger (der halt wirklich ein psychologischer Trigger für mich ist) allgemein. Ich komme damit klar, aber ich muss vorher wissen, dass es kommt. Sonst ist es für mich richtig schlimm. Dann wird mir übel, teilweise schwarz vor Augen und ich habe richtige Weinkrämpfe.

Der andere Trigger für mich dagegen ist halt einer, wo ich die Sachen eher meide: Mobbing. Je nachdem, wie Dargestellt und geframet kann ich damit wirklich nicht. Da kann es tatsächlich depressive Phasen auslösen.

Dagegen gibt es aber ein paar Themen, die ich einfach nicht lesen mag: Vergewaltigung und Folter zum Beispiel. Das mag ich nicht lesen. Was gerade damit zusammenhängt - zugegebenermaßen - dass es oft einfach zum "Schockieren" eingesetzt wird. Dennoch ist es einfach etwas, wovor ich gerne gewarnt wäre. Es triggert mich vielleicht nicht, aber ich hasse den Gedanken daran, mich dazu zwingen lassen zu müssen, es zu lesen, weil ein Buch per se erst mal Interessant klang.
 

Trippelschritt

Ich habe glücklicherweise nichts, was mich triggert, aber eine Menge Themen, denen ich gern aus dem Weg gehe. Deshalb kaufe und lese ich gern Bücher, die von meinen Lieblingsautoen stammen, weil ich da in sicheren Händen bin, Bücher von mir neuen Autoren nach persönlicher Empfehlung meiner Freunde oder ausführlichen Rezensionen und ganz selten von guten Covertexten. Und sollte mich dann doch ein Buch negativ überraschen, dann klappe ich es zu. Es gibt mehr Bücher auf dem Markt, die meinen Befindlichkeiten entsprechen, als ich Zeit habe, sie zu lesen. Und damit komme ich ganz gut durch.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Lothen

Zitat von: NelaNequin am 17. September 2019, 20:56:10
Ich bin mittlerweile mehr im Camp "Content Note", weil es mit weniger Implikationen besetzt ist, als "Triggerwarnung".
So handhabe ich es mittlerweile auch, hab das auch auf meiner Website entsprechend geändert.

Meinen Blog-Artikel zu dem Thema hat @Shedzyala weiter oben schon mal verlinkt, ich mache es nochmal, weil so Links ja leicht untergehen. Ich hab mir Mühe gegeben, möglichst viele Vorurteile oder Sorgen gegenüber Triggerwarnungen aufzuführen und darzustellen, wie ich dazu stehe und wie die aktuelle Forschung das sieht (auch wenn sie sich noch uneinig ist): https://eleabrandt.de/2019/04/12/mythbusting-triggerwarnungen-in-buechern

@Grummel hat meine Einstellung zu dem Thema ganz gut zusammengefasst: TWs oder CNs tun niemandem weh und sie helfen einigen. Also warum sollte man das Angebot dann nicht machen?

@Mondfräulein und @NelaNequin haben das weiter oben schon mal angedeutet, aber vielleicht noch mal zur Klarstellung: Es gibt einen massiven Unterschied zwischen "Dinge, die unangenehm sind" und "Dinge, die triggern". Letztere können bei Betroffenen zu massiven Panikzuständen, Angstattacken, Flashbacks bis hin zu Suizidgedanken führen. Das ist ein himmelweiter Unterschied zu (angenehmem) Gruseln, Entsetzen, Trauer oder Wut in dem Rahmen, den mal als Autor*in in der Regel erzeugen möchte. Letztlich ist es so, als würde man eine harmlose Sportverletzung mit einem offenen Bruch vergleichen. Deswegen finde ich es auch sehr ungünstig, dass der Begriff "Trigger" so inflationär für alles verwendet wird, was irgendwie nervt oder stört. Das verwässert das, was wirklich dahinter liegt.

Grundsätzlich finde ich CNs auch bei solchen Genres gut, bei denen man ein bestimmtes Ausmaß an Gewalt durchaus erwarten kann, z.B. bei Psychothrillern oder Fantasy. Aber es sollte dann vll. wirklich spezifischer sein als nur "Gewalt", weil das in der Tat wenig Aussagekraft hat. Aber wie detailliert CNs/TWs beschaffen sein sollten, das ist noch eine ganz offene Frage, die noch nicht umfassend eruiert ist.

Was aber definitiv nichts bringt, ist ein unspezifischer Hinweis im Sinne von "hier kommen schlimme Dinge vor". Das schürt nur negative Erwartungen und hilft Betroffenen nicht, sich auf bestimmte  Themen vorzubereiten oder abzuschätzen, was da auf sie zukommt. Und bei vielen Genres ist das ja auch sinnlos, z.B. bei Horror, das nimmt man ja in der Regel in die Hand, WEIL schlimme Dinge vorkommen.

Ananke

#33
Zitat von: Lothen am 19. September 2019, 14:46:46
@Grummel hat meine Einstellung zu dem Thema ganz gut zusammengefasst: TWs oder CNs tun niemandem weh und sie helfen einigen. Also warum sollte man das Angebot dann nicht machen?

Diese Frage beantwortest du ja selbst im letzten Satz: Weil Trigger blödstenfalls auch das Gegenteil bewirken können, indem sie bei potenziell Betroffenen ein unsicheres Gefühl und eine vage Angst hervorrufen.

Ich bin persönlich extrem zwiegespalten, was die Thematik angeht. Zum einen gibt es halt auch wissenschaftliiche Studien, die darauf hindeuten, dass die gängigen Trigger-Warnungen oft eher schaden als nützen, weil sie gewisse Ängste schon im Vorhinein stärken. Außerdem sagen viele Trigger-Betroffene, dass eine so allgemeine Warnung wie "da kommt eine Vergewaltigungsszene drin vor" ihnen absolut nicht weiterhilft. Siehe auch die Reaktionen auf die Serie "Tote Mädchen lügen nicht", bei der die ausufernden Trigger-Warnungen wohl eher das Gegenteil bewirkt haben.

Zum anderen finde ich es wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass wir uns hier im Bereich von Themen wie Zensur und künstlerische Freiheit bewegen. In Büchern ist das wohl noch am unproblematischsten – man kann die Warnung ans Ende drucken, so dass niemand gegen seinen Willen gespoilert wird. Aber wir leben halt in Zeiten, wo z. B. in Amerika manche Bücher in Vorlesungen nicht verwendet werden (dürfen?), weil sie potenzielle Trigger enthalten. Und ehrlich gesagt finde ich es nicht gut, wenn eine Gesellschaft versucht, die Verantwortung über anstrengende und damit auch bedeutsame Inhalte generell vom Konsumenten auf den Kunstschaffenden abzuwälzen.

Just my 2 Cents ...

Klecks

#34
Ich teile die Meinung derer hier, die sagen, dass die entsprechende Warnung halbwegs konkret sein muss. Es gibt leider eine Menge Triggermaterial für mich, und ja, manchmal triggert mich auch schon die Triggerwarnung selber, aber das ist mir persönlich lieber, als hundert Seiten eines Buches gelesen zu haben, das mir total gefällt, und dann plötzlich mit dem Trigger konfrontiert zu werden und das Buch deshalb mittendrin weglegen zu müssen - dann ist das Buch für mich nicht "abgeschlossen" und der Trigger kann umso intensiver für mich sein und vor allem auch länger nachwirken. Und je frischer das Thema, das triggert, desto schlimmer. Ich wäre unglaublich dankbar, wenn es mehr Bücher und auch Filme gäbe, die konkrete (!) Triggerwarnungen an den Anfang oder auf die Buchrückseite setzen.

Deshalb hier beim Beispiel jetzt Achtung, Trigger: Suizid und Krankenhaus:

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Elona

Bin ich ganz bei Klecks (und den anderen bezüglich Warnungen). Gerade für die, die in irgendeiner Form von Themen betroffen sind, finde ich das echt wichtig. Ich habe auch Themen, die will ich weder in Filmen sehen, noch in Büchern lesen und mache einen riesigen Bogen darum. Mir ist tausend Mal lieber eine Warnung vorher erhalten zu haben, als dann auf den Boden der Tatsachen zu knallen. Dann ist es nämlich zu spät und ich habe den Salat, weil mich das tagelang fertig macht.

Das ist übrigens einer der Gründe warum ich Filme zum Teil vorher Google. Die Zusammenfassungen sind meistens nämlich schön nüchtern formuliert und für mich verträglicher als es direkt zu erleben.

Lothen

@Ananke :

Die wissenschaftlichen Befunde sind im Moment noch sehr uneinheitlich. Es gibt einige Studien, die einen positiven Effekt belegen, andere finden gar keinen, andere einen negativen.

Auf den Buchmarkt und die Situation, die wir gerade haben, lassen sich die meisten davon aber ohnehin nur unzureichend übertragen, denn die meisten Studien nutzen unspezifische Triggerwarnungen, im Sinne von "Vorsicht, da kommt was Schlimmes". Das hat tatsächlich keinerlei positiven Effekt. Ist ja auch naheliegend, weil damit negative Erwartungen geschürt werden.

Die Studien, die positive Effekte zeigen, hatten überwiegend konkrete TWs, die Themen benennen, die in dem Text/Video vorkommen (z.B. sexuelle Gewalt, Mobbing o.ä.). Darüber hinaus haben viele der Studien auch nur gesunde Studierenden-SPs getestet und keine von Trauma Betroffenen (wobei auch bei Letzteren die Ergebnisse uneinheitlich waren).

Von daher: Die Aussage, dass TWs schädlich sein können, stimmt so für unspezifische Warnungen - die kann man sich also gut sparen. Für Conent Notes oder spezifische TWs gibt es bislang noch keine klaren Indizien dafür, dass sie schädlich sind.

Sollten CNs oder TWs irgendwann normalisiert werden, dürfte sich das Problem mit den negativen Erwartungen auch von selbst lösen. Im Moment ist es so, dass Leute, die TWs in Büchern finden, automatisch davon ausgehen, dass da "besonders schlimmes Zeug" drinsteht, obwohl das nicht stimmen muss. Wenn irgendwann überall CNs oder TWs drin stehen, dann würde auch diese Erwartungshaltung reduziert, Betroffene könnten davon profitieren und alle anderen ignorieren.

Ansonsten sehe ich aber auch den Unterschied zwischen Unterhaltungsliteratur und Bildungsliteratur. Ersteres konsumiert man in der Freizeit und da finde ich es fair, Leuten die Chance zu geben, Bücher auszuwählen, die sie gut unterhalten, beschäftigen und nachdenklich machen und sie nicht in unkontrollierte Panikattacken stürzen.

FeeamPC

Wenn irgendwann auf den meisten Büchern eine Triggerwarnung steht, hat das vermutlich den gleichen Effekt wie diese Cookie-Banner im Internet, die man meist auch nur noch schnell wegklickt und ansonsten ignoriert.

Golden

Bleibt halt noch das Problem mit den Spoilern.

Aber ich überlege gerade: Nehmen wir mal einen Onlinehändler. Der könnte für jedes Buch/Film etc. standardisiert ein Fenster auf der Verkaufsseite einrichten, das mögliche TW enthält. Quasi als Popupfenster oder als "Menü", das sich ausklappt, wenn man den Schriftzug anklickt. Wer nicht gespoilert werden möchte, ignoriert das Feld, und für wen es relevant ist, der könnte es anklicken und schauen, welche Warnungen beinhaltet sind.
Auf dem Buchrücken oder am Anfang vor dem Text wäre so eine Warnung schon nervig. Aber um das so umzusetzen bräuchte es natürlich die Mitarbeit der Anbieter und in dem Fall wohl vorher eine breite Akzeptanz bzw. Forderung der Leserschaft/Käufer. :hmmm:

Alana

#39
Ich bin da so hin und hergerissen. Ich finde Triggerwarnungen eigentlich wichtig und sinnvoll, aber schon das bloße Vorhandensein einer Triggerwarnung kann ein Buch vollkommen spoilern und für die Leute, die von den Triggern nicht betroffen sind, die gesamte Wirkung zerstören, so dass man es sich dann auch sparen könnte, das Buch zu schreiben. Und das wäre ziemlich schade.

Spoiler zum Film "Remember me", wer ihn noch nicht gesehen hat, bitte erst den Film anschauen, falls er euch interessiert, und diesen Spoiler NICHT lesen.

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Dazu kommt nun eben, dass Triggerwarnungen auch negativ sein oder ganz falsche Erwartungen bzw. Ängste wecken können.

Vielleicht wäre eine Möglichkeit eine internationale Kartei, in die man Bücher, Filme etc. eintragen kann, und wer von sich weiß, dass er auf bestimmte Trigger reagiert, kann nachsehen, ob das Buch, für das er sich interessiert, dort aufgeführt ist. Wer nicht auf Trigger reagiert, sieht eben nicht nach und bleibt ungespoilert.
Alhambrana

Lothen

@FeeamPC : Das ist ja auch gar kein Problem. Wer die nicht braucht, der kann und darf sie ja ignorieren. Und alle anderen werden sie sehen und lesen, da bin ich sicher.

@Golden : Ingrid und ich haben das so gelöst, dass wir die CNs ans Ende des Buches gepackt haben, sodass keiner zufällig drüber stolpert. Vorne war ein Hinweis drauf, dass die hinten auf Seite XX stehen und dass sie potenziell spoilern können. Darüber hinaus gibt es die CNs auf der Verlagsseite und auf meiner HP als verborgener Kasten. Also leicht zu finden, wenn man sie sucht, aber nicht so, dass sie einem ins Gesicht springen.

Abgesehen davon halte ich das Spoiler-Potenzial nicht für riesig groß. Sagen wir, da steht als CN "sexuelle Gewalt (explizit)" oder "Suizid", dann wissen Leser*innen ja noch immer nicht, in welchem Kontext das vorkommt. In Einzelfällen kann es sicher auch ein Spoiler sein, aber dann haben Betroffene ja immer noch die Wahl, es zu lesen oder nicht. Es gibt ja auch Leser*innen, die ganz gezielt und bewusst die letzte Seite lesen, bevor sie anfangen. ;D

Evanesca Feuerblut

#41
ZitatVielleicht wäre eine Möglichkeit eine internationale Kartei, in die man Bücher, Filme etc. eintragen kann, und wer von sich weiß, dass er auf bestimmte Trigger reagiert, kann nachsehen, ob das Buch, für das er sich interessiert, dort aufgeführt ist. Wer nicht auf Trigger reagiert, sieht eben nicht nach und bleibt ungespoilert.
Sowas wird tatsächlich im englischsprachigen Raum aufgebaut: https://www.doesthedogdie.com/
Die Seite nennt es bewusst nicht "trigger warnings", sondern "emotional spoiler", womit es mehr in Richtung der Content Notes geht - und auf lange Sicht ein angenehmer Service. Es gibt Dinge, die mich zwar nicht triggern, die mir aber ein Medium trotzdem ziemlich versauen oder mir den Tag / die Woche ruinieren können, weil ich auf einige Dinge heftig reagiere oder sie sich mir ins Hirn brennen, ohne dass ich so weit gehen würde, es als Panikattacke zu bezeichnen.
Allerdings ist deren Bücherdatenbank im Moment sehr klein (281 Einträge) und wie gesagt - ausschließlich auf den englischsprachigen Raum beschränkt, bringt also den Leuten im TiZi eher nichts.

Ein sehr intelligenter Artikel zum Thema ist dieser hier: https://blog.frau-schreibseele.de/index.php/2019/01/20/triggerwarnung/
Der erklärt, dass Triggerwarnungen (wie auch immer man sie nennt und in der Form von Content Notes eher als in der Form reiner Warnungen) nicht zuletzt auch eine doppelte Funktion haben - nämlich als Empfehlung. Die, die bestimmte Geschichten nicht lesen wollen, können genauso danach filtern wie die, die explizit nach genau diesem Content suchen. Win - Win.

Sascha

@Alana: Hab mit grad die Handlung von "Remember me" auf Wiki durchgelesen. Jetzt weiß ich zwar, welchen Twist Du meinst, aber irgendwie verwirrt mich die Handlungsbeschreibung nur. Interessant klingt das für mich erst mal gar nicht.
Das dort eingebaute Ereignis sollte man m.E. noch für eine ganze Weile gar nicht in Filmen nutzen, das empfinde ich als ausgesprochen respektlos den Beteiligten gegenüber. Es gab ja auch schon Spielfilme, die sich nur darum drehen. Meide ich komplett, nicht, weil es mich triggern könnte, sondern eben, weil ich diese kommerzielle Verwurstung nicht mag. Bei Geschehnissen, die 100 Jahre oder so zurückliegen, ist das für mich wieder was anderes, da lebt niemand mehr.

Mondfräulein

Bestimmte Themen wie z.B. Suizid sollten meiner Meinung nach kein Spoiler sein. Das Thema ist zu relevant, betrifft zu viele Leute und hat vor allem eine zu starke Wirkung auf die Schicksale echter Menschen, als dass ich es als Plot Twist in irgendeiner Weise verwenden sollte. Wenn ich ein Buch schreibe, das Suizid enthält, dann habe ich durch die Wirkung, die Medien nachgewiesenermaßen auf suizidgefährdete menschen haben, verantwortungsvoll damit umgehen. Das ist ein Thema, das ich einfach nicht als spannenden Plot Twist verwenden darf und dann kann ich es auch offen auf das Buch schreiben. Bei anderen Themen sieht das natürlich anders aus und da haben wir hier auch schon viele sinnvolle Möglichkeiten vorgeschlagen, wie man spezifische TWs und CNs sinnvoll anbieten kann, ohne die zu spoilern, die sie nicht brauchen, aber Suizid ist eben nochmal eine ganz eigene Sache.

Mir fällt wirklich keine einzige Möglichkeit ein, wie ich Suizid verantwortungsvoll thematisieren kann, wenn der Suizid einer Person ein überraschender Plot Twist sein soll.

Ananke

@Mondfräulein Und jetzt sind wir schon wieder in dem Bereich, wo das Ganze die künstlerische Freiheit stark beeinträchtigt – sobald ein ,,so was sollte man einfach nicht" in die Unterhaltung eingebracht wird. Ich sage dabei ja gar nicht, dass ich grundsätzlich anderer Meinung bin als du, aber am Ende überlasse ich es jedem Künstler selbst, wie er mit so einem Thema umgehen will – und ob er sein Werk im Vorhinein spoilern möchte.

Übrigens ist ,,Tote Mädchen lügen nicht" gerade hierfür wieder ein gutes Beispiel. Der Selbstmord der Hauptfigur war sicher nie ein Twist, aber dennoch hätte es der erzählerischen Struktur der Serie für eine nicht-Trigger-betroffene Person besser getan, wenn man nicht immer schon am Anfang der Folge erfahren hätte, was nun genau passiert.
Aber wie schon gesagt, im Buchbereich gibt es dafür zumindest eine elegantere Lösung – Triggerwarnung hinten im Buch, am Anfang ein kurzer Hinweis.