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Gibt es diese Wörter eigentlich überall?

Begonnen von Grey, 24. November 2007, 17:21:32

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Pestillenzia

Dräuen empfinde ich auch als sehr altmodisch und ungebräuchlich, aber ich denke, im entsprechenden Kontext kann man es verstehen.

Und was plärren angeht: Beim "Münchner im Himmel" von Ludwig Thoma sagt Gott zum wutschnaubend "frohlockenden" Engel Aloisius: "Ja Sagen Sie mal, warum plärren Sie denn da heroben so unanständig?"

Erdbeere

Von der Schweizer Front: Plärren kenne ich als Form von Weinen, vor allem in Zusammenhang mit (Klein-)Kindern. Und dräuen wird in gewissen Dialekten rege gebraucht, meist mit der Bedeutung von Drohung/drohen, aber auch als trauen (er traute seinen Augen kaum) - aber da wir keine geregelten Schreibformen im Dialekt haben, kann es sich bei letzterem auch um träuen handeln, keine Ahnung.

Lisande

"Plärren" kenne ich sowohl von Babys/Kleinkindern als auch von schlechten Lautsprechern.

"Dräuen" kenne ich auch als veraltetes Wort, ich finde es da wirklich sehr wichtig, dass der Kontext stimmt, damit es auch jüngere Leute verstehen können. ;) Wenn es ins Setting passt, würde ich es aber dann durchaus verwenden.

Brigadoona

Plärren = Schreien
Dräuen = ???

Ich komme übrigens aus Franken.

Naudiz

Zitat von: Lisande am 05. Januar 2013, 09:38:46
"Dräuen" kenne ich auch als veraltetes Wort, ich finde es da wirklich sehr wichtig, dass der Kontext stimmt, damit es auch jüngere Leute verstehen können. ;) Wenn es ins Setting passt, würde ich es aber dann durchaus verwenden.

Ich verwende das Wort ausschließlich im Kontext mit dem Unheil, in einem spätmittelalterlichen Setting. Da sollte das passen, glaube ich :)

Maja

Dräuen kenne ich auch. Natürlich. Das ist nicht regional, nur antiquiert. Das lernt man im Zweifelsfall aus dem Zusammenhang. Vor Grimms Märchen wusste ich auch nicht, was "mir deucht" heißt. Ich kenne zwar nicht die Grundform dazu (deuchen? Gibt es deuchen?), aber im Zusammenhang passt es dann.

Da sich das Plärren bei mir auf Kinder bezog und jeder es verstanden hat, habe ich das dringelassen. Aber das Erbsen döppen (siehe ein paar Seiten weiter zurück) habe ich jetzt mangels Verständnis in pulen umbenannt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

RubinaGela

"Plärren" ist für mich (= Hessen mit Wurzeln aus Hannover) "trotziges Heulen" - zumeist von Kindern, die sich oft noch in ihr Protestgeschrei hineinsteigern;

und

unter "dräuen" verstehe ich etwas "drohend Heraufziehendes".

Ratzefatz

"Plärren" gibt es bei uns in Österreich auch. Ich würde es eher negativ werten (ein plärrendes Kleinkind, eine plärrende Sirene).

LG
Ratzefatz
,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"

Nirahil

Ich glaube, plärren gibt es allgemein ziemlich oft. Zumindest empfinde ich das nicht groß als Kuriosität... "mir deucht" konnte ich auch direkt zuordnen, aber Dräuen habe ich noch nie gehört/gelesen.
Deuchen gibt es glaube ich nicht, das müsste dann Dünken sein. Man sagt ja gerne auch "mir dünkt" etc. pp.
Ich tanze wie ein Kind im Nebel,
zufrieden, weil ohne Ziel.
Callejon - Kind im Nebel

der Rabe

Zitat von: Maja am 06. Januar 2013, 01:37:37
Vor Grimms Märchen wusste ich auch nicht, was "mir deucht" heißt. Ich kenne zwar nicht die Grundform dazu (deuchen? Gibt es deuchen?), aber im Zusammenhang passt es dann.
Die Grundform dazu ist "dünken" (mit der Bedeutung, sich etwas einreden oder vormachen) und ist damit verwandt mit dem "Dünkel" und "dünkelhaft".
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Grey

Wirklich? Aber gibt es denn nicht auch "mich dünkt ..."? Ich habe da so eine Random-Audiofile im Kopf, von irgendeiner Kinderkassette, von der ich nicht weiß, welche. Aber ich höre es ganz deutlich: "Mich dünkt, dahinter steckt ein tieferes Geheimnis!"

der Rabe

Es gibt (bzw. gab, weils ja nicht mehr gebraucht wird) beide Formen, wobei die "deucht"-Form vermutlich die ältere war. Da das eine starke (also unregelmäßige) Beugung ist, nehme ich mal an, dass sich irgendwann die schwache (also regelmäßige) Form durchgesetzt hat. Das sieht man bei Verben heute ja auch, wie das geht.
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Maja

Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Maja

Gerade beim Überarbeiten drüber gestolpert: Direktemang. "Damals waren sie direktemang mit dem Teufel im Bunde". Versteht man das aus dem Zusammenhang?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Gwee

Zitat von: Maja am 08. Januar 2013, 16:58:21
Gerade beim Überarbeiten drüber gestolpert: Direktemang. "Damals waren sie direktemang mit dem Teufel im Bunde". Versteht man das aus dem Zusammenhang?

Ich persönlich verstehe es nicht und würde auch eher dazu tendieren, dass es nicht zum Grundsprachgebrauch gehört.
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel