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Metaphern - Fluch oder Segen?

Begonnen von Artemis, 02. Juli 2007, 21:31:56

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Steffi

@Maja: Oh ja, dieses "Er fühlte sich als ob..." versuche ich mir auch gerade abzugewöhnen. Ein Satz wirkt doch viel stärker, wenn er ohne diese Einleitung auskommt.

Genauso verhält es sich mit "XY wusste, dass sein Bruder jetzt gleich etwas sagen würde..." 

:)

Ich versuche Metaphern zu benutzen, allerdings fällt mir das etwas schwerer weil ich ein relativ nüchterner Schreiber bin.
Sic parvis magna

Warlock

Ich finde, dass man auf alle Fälle welche miteinbringen sollte. Natürlich nicht so viel,
dass es auf Dauer nervtötend wird. Aber Metaphen machen die Handlung
lebendiger, stoppen und beeinträchtigen sie aber auch, wenn man zu viele einbaut.

Ich bin der Meinung, dass man ein Mittelfeld finden sollte. Den Ausgleich, wenn ihr so wollt.
Ich bin eher sparsamer mit ihnen und verwende sie nur an den Stellen, wo ich die
Spannung etwas steigern möchte.

THDuana

@ Warlock
Die Spannung mit Metaphern steigern?
Ich mag Metaphern an spannenden Stellen oder sehr entscheidenden nicht so, aber wenn jemand zum ersten Mal in einen Raum kommt, eine Landschaft bewundert oder etwas anderes intensiv betrachtet, finde ich sie wirklich sehr angebracht.

Ansonsten stimme ich Manja zu:
In Szenen, in denen instintiv gehandelt wird, lese (und schreibe) ist nicht so gerne Metaphern.

Warlock


THDuana

Zitat von: Warlock am 03. Juli 2007, 14:51:48Ganz meine Meinung!  ;D
Na gut, wer lesen kann ist im Vorteil, wa? ;)

Grey

@Maran

Da sollte man doch aber schon zwischen Metapher und Bild unterscheiden...... also ich bin mir nicht sicher ob ich das jetzt korrekt benannt habe - die Sprachwissenschaftler unter uns mögen mir verzeihen! ;D
Aber es ist schon was anderes, ob man einen Begriff wie dein altes Herrenhaus nennt und jeder hat es sofort vor Augen, oder ob man eine Metapher benutzt. Weil, durch eine Metapher wie z.B.

das Gummiband namens Zeit

verleiht man der Zeit die Eigenschaften eines Gummibands obwohl sie ja eigentlich keins ist (zumindest nicht im herkömmlichen Sinne), während ein Herrenhaus ein Herrenhaus und nichts anderes ist, obwohl natürlich jeder sofort ein Bild im Kopf hat...

Coppelia

#21
Methaphern sind gefährlich - eine falsche, und der Leser prustet los, anstatt mitgerissen zu sein. 

Die Vergleiche mit wie bevorzuge ich normalerweise, weil ich denke, dass man Metaphern gut dosiert einsetzen soll.

Und was ich vor allem denke: Die Metaphernverwendung ist von der Figurenperspektive abhängig. Wenn etwas als etwas anderes erscheint, dann muss der Perspektiventräger zumindest das andere kennen und diese Assoziation selbst haben. Könnte eine Person ohne jede klassische Bildung denken, eine andere Person sei eine Statue der Göttin Venus? Wohl nicht. Zudem sind realistische Figuren weniger "metaphorisch" veranlagt, sodass ich in ihrer Perspektive weniger Metaphern verwende. Sie nehmen halt alles wahr, so wie es ist.  Und manche Figuren haben auch einfach keinen Blick fürs Poetische.
Mein "Naturvolk" in einem meiner Romane sieht die Dinge gern aus mythologisch-kosmologischer Sicht. Wenn ich aus deren Perspektive schreibe, verwende ich viele Metaphern:

ZitatDa stand es, das Ding, und warf seinen Schatten auf Dayama an der Küste. Es war aufgebläht wie ein Blutegel und vollgepumpt mit heiligem Wasser. Da glänzte es in der Sonne, seine stählernen Wände überzogen mit den Rückständen von Erdblut. Ein Riese, dachte Yambwi, ein Dämon, der sich am Land der Mikuskinder mästete und halb verdaute Überreste wieder auswürgte. Sie prägte sich das Bild gut ein, um es sich jederzeit wieder vor Augen rufen zu können.

Ist jetzt vielleicht nicht die klassische Metapher und etwas zu viel des Guten (vor allem das mit den halb verdauten Überresten *g*), aber das ist etwa das, was dann aus der Perspektive einer solchen Figur passiert. Yambwi sieht das Kraftwerk als Riesen, weil sie gewohnt ist, in solchen Kategorien zu denken. Andere Figuren würden ganz sicher nur ein Kraftwerk auf einem Berg sehen. Sie würden auch kein "Erdblut" sehen, und für sie wären Yambwis Volk auch nicht die "Mikuskinder". 

Artemis

Wau, das ist ja mal genial, Coppelia!  :jau:

Wenn Metaphern so geschrieben sind, klingt es für den nüchternen Leser zwar etwas übertrieben, aber wer so was mag, gerät beim Durchlesen regelrecht in Extase *g*  :rofl:
Da lässt man die Augen über die Zeilen jagen und kommt sich vor wie in einer Achterbahn, die Gedanken werden beflügelt, und wenn man wieder in den "realen" Text purzelt, muss man erst mal tief durchatmen.

Sehr schön gemacht!  ;D

Lavendel

Hey Coppelia!
Ein Vergelich ist prinzipiell auch eine Metapher, nur dass ein 'wie' dabei steht.^^' Also ein 'schiefer' Vergleich bringt mich auch zum prusten (aber deins find ich schon nett).
Wie auch Satzbau oder Wortwahl müssen Metaphern natürlich zum Sprachschatz der Figur passen, deren Blickwinkel wir erleben. Also: Recht hast du.

Quidam

Bei mir im Roman steht eine Nebenfigur auf einer wackeligen Brücke, unter sich den tobenden Fluß, über sich dunkle, tiefhängnde Wolken, Momente, bevor sich die Wolken mit Regenmassen erbrechen.  :-X

Jedenfalls stand da in einer früheren Version:

Die Wolken hingen tief. So tief, als versuche das Gewitter noch den letzten Tropfen Mondlicht aus der Finsternis zu pressen.  :d'oh:

Ich mag sowas nicht mehr.

Grüße
Quidam

Termoniaelfe

Ich liebe Metaphern sehr, vorausgesetzt sie wirken nicht zu kitschig.

Zitatals versuche das Gewitter noch den letzten Tropfen Mondlicht aus der Finsternis zu pressen.

Ich find das klasse.

Ich wünschte mir würde sowas mal einfallen.

Grey

#26
Zitat von: Quidam am 06. Juli 2007, 07:34:30
Momente, bevor sich die Wolken mit Regenmassen erbrechen.  :-X

Das finde ich aber auch ganz neckisch... ;D Kotzende Wolken find ich großartig!  :jau:

Lavendel

Also, da finde ich die kotzenden Wolken auch besser... obwohl du Recht hast. Es passt nicht so ganz zu Wolken, sowas zu tun^^.
Was die zweite Metapher betrifft: Wenn da Gewitterwolken sind, dann kommt meist sowieso kein Mondlicht durch, also ist es sinnlos, es irgendwo rauszuquetschen... Ich finde es auch unheimlich schwer, Metaphern nicht irgendwie zu abwegig zu machen. Andererseits ist unsere Sprache voll von Metapher, die uns gar nicht mehr auffallen, weil sie so sehr in unseren Wortschatz übergegangen sind. Wenn der Himmel seine Schleusen öffnet... der Fuß des Berges... Naja, ihr wisst schon.
Ich finde sie wichtig. Und so lange sie das, was sie beschreiben sollen, adäquat ausdrücken, finde ich sie wichtig. Solche u.a. Stilmittel gehören einfach zum 'Handwerkszeug' eines/r Autor/in. In welchem Umfang man sie benutzt bleib ja jedem/r selbst überlassen^^.

Manja_Bindig

Meine Charas sind relativ vulgär, entsprechend "pisst" es, wenn es stark regnet. Die Wolken pissen, punkt aus ende. :)

Grey

Aber ein vulgärer Charakter könnte doch wohl auch gut sagen: "Boah, die Wolken kotzen heute wieder...!" ;D