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Metaphern - Fluch oder Segen?

Begonnen von Artemis, 02. Juli 2007, 21:31:56

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Manja_Bindig

Naja... aber Wasser kommt bei einem eher weniger oben raus. Unten schon... das Kotzen ist auch nicht schlecht, aber ich bring das "Kotzen" nicht wirklich mit Regen in Verbindung, von daher hätt ich bei der Verwendung arge Probleme.

...
(naja, und wenns hagelt sch***en die Wolken, um konsequent zu sein...)

Lavendel

Oh dear... this is too much... :rofl:
Please stop to elaborate on this immediately!

Grey

Also ICH finde die kotzenden Wolken immer noch großartig und würde sie gern verwenden, wenn ich darf... Quidam? *rüberschiel* Darf ich? Darf ich?

Maja

Ich sag euch jetzt eine Sache zu den kotzenden Wolken: Wenn dieses Bild mehr als einmal, oder von mehr als einem Autor, verwendet wird, verliert es alles. Damit tötet ihr die Worte. Laßt es bleiben.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Hr. Kürbis

*guckt nach draußen, wo die Wolken gerade kotzen*

Also ich muss sagen, ich bin auch nicht unbedingt ein Freund von Metaphern, wohl dosiert ist in Ordnung, aber wenn ich zu jedem Bild quasi noch ein vergleichendes Bild mitgeliefert bekommen, dann frage ich mich ernsthaft, ob das ursprüngliche Bild nicht einfach zu "schwach" ist...
Wobei es natürlich auch ein paar wirklich gute Metaphern gibt, aber auf die Dosis kommt es eben an.

Grey

hmm? Nein Maja, ich bin da unbedingt deiner Ansicht, aber ich dachte, Quidam wollte das Bild sowieso nicht haben...?

Maja

Hallo? Schreiben wir für Quidam, oder für uns, oder für das Publikum?

Ich persönlich finde das Bild mit den kotzenden Wolken nicht toll, weil es
a) onomatopoetisch nicht paßt (falsches Geräusch) und
b) auch die Konsistenz von Regen nicht dem Bild entspricht und
c) Kotzen ein intensiver, aber kurzer Vorgang ist und dazu paßt, daß dir jemand von oben einen Eimer Wasser über den Kopf gießt, aber nicht zu dem ausdauernden Sturzregnen, zu dem Wolken fähig sind.
Da sag ich dann auch lieber es gießt, oder es pisst.
Ohnehin kenne ich in keiner anderen Sprache so viele Worte für Regnen wie in Deutschland - das sind bestimmt bald soviele wie die Inuit für den Schnee haben. Da muß ich mir nicht zusätzlich Metaphern suchen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Franziska

Mit Metaphern habe ich auch oft Probleme. Die meisten, die ich gelesen habe, haben für mich einfach nicht gepasst. Wenn da irgendwas mit einem Tier oder mit irgendetwas verglichen wird, dann sehe ich die Dinge immer so vor mir, liegt vielleicht an meiner Vorstellungskraft, aber dann habe ich plötzlich Bilder im Kopf, die gar nichts mit der Geschichte zu tun haben. Ich finde es einfach ziemlich schwer, gute Metaphern zu finden. Deshalb benutze ich auch kaum welche. Seltsamerweise fallen mir haufenweise Metaphern ein, wenn ich Gedichte schreibe, aber die passen dann nicht in einen Roman.

Lavendel

Wenn die Metaphern falsche Bilder in deinem Kopf erzeugen, dann passen die Metaphern vielleicht nicht zur Situation...
Wenn man zum Beispiel ein Bild finden will, das dazu passt, dass jemand nicht richtig Atmen kann, weil er/sie in einer erschreckenden Situation ist, sollte man nicht schreiben, dass die Luft sich so zäh und kebrig anfühlt wie Honig. Der Honig passt einfach überhaupt nicht zu der furchtbaren Situation, in der sich der Chara befindet, der ist nämlich süß, hat auch gewisse ästhetische Assoziationen (siehe Wellnesswerbung).
Aber letztens habe ich irgendwo gelesen (hat nichts mit der oben genannten Person zu tun, aber was solls^^'), dass der Nebel wie Spinnweben zwischen den Bäumen hängt. Das ist wiederum (meiner Meinung nach) ein super Bild.
Also, halten wir fest: gute Metaphern finden ist schwer! Verdammt schwer. Darum macht man das ja üblicherweise auch erst in der Überarbeitung, wenn man sich um die meisten anderen Dinge nicht mehr so viele Gedanken machen muss (es sei denn, man hat mal einen Geistesblitz zwischendurch...).

Quidam

Hallo Leute,

ihr hängt euch an den kotzenden Wolken auf - dabei kam das in keiner einzigen Version vor!  ;D Das hab ich nur so geschrieben, um auf die Haupt-Metapher hinweisen zu können, die ich hier als Beispiel zeigen wollte.

Grey, meinetwegen verwendest du das Bild.  :)

Und hey.. ich verwende ab und an natürlich auch Metaphern. Aber nicht so dick und doch seltener. Lieber beschreibe ich das tatsächliche Bild und überlagere es eben nicht mit einer Metapher.

Grüße
Quidam

Hr. Kürbis

Um nochmal auf die kotzenden Wolken zurück zu kommen, wenn das ein Protag in der Ego-Perspektive selber so sieht, weil überhaupt alles Mist ist, er mit dem falschen Bein aufgestanden ist, seine Frau mit dem Chef schläft, seine Kinder Idioten sind, der Hund nur drei Beine hat etc. und er dann morgens aus dem Haus geht und sich sagt:

Zu allem Übel kotzten sich die Wolken noch über mir aus...

dann finde ich das durchaus gelungen und die Metapher auch durchaus gelungen. ;D

Maja

Ich erinnere mich an eine Metapher, die ich mir mal verkniffen habe - da habe ich die Lebenszeit mit einer aufgeblasenen Schweineblase verglichen. Ich glaube, es ist ganz gut, daß der Welt dieses Bild erspart blieb...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Manja_Bindig

Ja... aber zu spät, jetzt hab ichs im #kopf... igitt... *schauder*

caity

Hallo,

also ich finde Metaphern mitunter schön ... sie können etwas veranschaulichen oder viel wichtiger entsprechend Atmosphäre erzeugen, aber zu viele Metaphern sind störend und tun dem Text auch nicht gut, also ... es kommt imho auf das richtige Mittelmaß an ;)

@ Maja: *igittigitt* Aber wie kommt man denn auf so etwas? Willst du mir den Zusammenhang nicht erklären?

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Maja

Zusammenhang, in wenigen Worten:
"Eine Flöte aus Eis": Felder rechtfertigt seinen Lebenswandel mit der Erklärung, die Zeit wäre wie eine Schweinsblase - man kann sie aufblasen, daß sie größer wird, oder es sein lassen - in jedem Fall hat jeder die gleiche Menge Leben, die Frage ist nur, was man draus macht.
Soweit der Versuch, das nach zehn Jahren zu rekonstruieren... Dauerhafter war da die Erklärung, daß die Wirklichkeit ist wie ein Gummiband, man kann sie dehnen und dehnen, aber irgendwann fletscht sie zurück, oder sie reißt (aus "Die Spinnwebstadt").

Gerade habe ich aber wieder eines gefunden, das mir wirklich gefällt: "Seine Stimme war wie junges Eis: Kalt, aber dünn und brüchig"
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt