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Sammelthread für gelungene Textstellen

Begonnen von Warlock, 29. Juni 2007, 15:08:38

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Nirathina

Wow, hier hat sich ja einiges angesammelt, was Oscar-Reif ist  :jau:
Ich will mich mal dazu gesellen, auch wenn ich keine goldene Statuette erwarte. Die folgende Textstelle ist meinem Prolog für den zweiten Teil von SHATTERED entnommen - und ich würde sie heiraten, wenn ich könnte  ;D

ZitatMerenlur, der Jammergesang, so nennen die Hochelfen dieses Lied, das von Hoffnung und Angst, von Liebe und Trauer erzählt. Doch allein diese Soldatin vermochte es, selbst die Geister der Gefallenen, fernab meiner und ihrer Welt, die nun gespalten war, zu erreichen. Und deshalb sang Königin Senscha, bis die Nacht hereinbrach und am klaren Himmel Mond und Sterne sich versammelten und den Toten mit ihrem silbernen Licht die letzte Ehre erwiesen.
Nur eine Stelle blieb dunkel. Und dies war jene, an der mein König stand. Er hatte die Geißel dieses Krieges besiegt und die Erde unter meinen Füßen erzittern lassen. Jetzt stand er allein auf dem Schlachtfeld und betrachtete das verfluchte Schwert in seiner Hand. Und nicht einmal die Stimme von Königin Senscha konnte ihn erreichen.
Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass es keineswegs vorbei war.

Serena Hirano

@Nirathina: Das ist schön. Bezaubernd und wundervoll, aber so bedrückend zugleich. Ich mag ja sowas  ;)

Eine Sache hat mich nun auch mal zufriedengestellt. Sonniger wirds auch bei mir nich, also Achtung:

ZitatEr war noch immer so schön wie ein Schmetterling, aber es schien, als hätte man ihn in eine modrige, dunkle Kiste gesperrt, in der von den Ausbruchsversuchen langsam die Flügel in Fetzen gerissen worden. Ein altes Schmuckstück, dessen Glanz über die Zeit der Nichtachtung verloren ging. Was blieb war eine hübsche Hülle ohne jeden Zauber.

Zenna

@ Nirathina & Serena
Wundervolle Textstellen, die mir richtig ans Herz gehen.  :pompom:

Ich traue mich auch mal was reinzustellen - nur eine winziger Ausschnitt, an dem ich mich erfreue.
ZitatWie unruhige Finger, die vor Ungeduld platzen und beharrlich Zutritt verlangen, klopfen die Regentropfen an die Scheiben der Dachfenster und hinterlassen ihre gläsernen Klänge.

Serena Hirano

Danke.

Zitatgläsernen Klänge.

Hach ich liebe solche Umschreibungen!!!  :wolke:

Nirathina

#649
@ Zenna: Ebenfalls danke ^^

Ich habe beim Schreiben etwas zustande gebracht, das mich darin bestätigt, wie wunderbar dieser eine Charakter doch ist:

ZitatDie Bestie näherte sich. Vincent fühlte den gefrorenen Boden unter seinen Füßen vibrieren und hörte das Grollen aus der Kehle des Untiers. Sein Atem ging stoßweise und Schweiß perlte auf seiner Stirn, die fiebrig war. Die Sterne blitzten aufgeregt in der nächtlichen Schwärze des Himmels und der Wind heulte, als wollte er das Wesen begrüßen, das sich auf die Jagd begeben hatte. Unter dem blutroten Licht des Mondes konnte man die Umrisse des gewaltigen Tiers erkennen: Wylvan kam und niemand konnte ihn aufhalten.

Grey

Oh ... eine Bestie! Bestien sind immer gut! :pompom:

Leo

Eine Stelle aus einer Kurzgeschichte, die ich letztens geschrieben habe, hat es mir irgendwie angetan.
ZitatEs war, als hätte man sie in flüssiges Feuer getaucht. Der eine Moment dehnte sich aus, wurde lang wie ein Menschenleben und länger. Der Sog zerrte an ihr, aber sie widersetzte sich. Ihr Körper tat seinen letzten Atemzug, aber sie starb nicht. Sie blieb.

Serisamara

ohhh...ihr seid alle so toll, da weiß ich gar nicht ob mein "Talent" ausreicht  :hmmm:

Ich probier es einfach mal. Die Idee kam mir ganz spontan und hat nichts mit meiner aktuellen Geschichte zu tun.

Mayumi biss sich auf die Unterlippe, wärend sie auf den improvisierten Alter vor sich Blickte. Bald war die Zeit gekommen Rache zu nehemen. Rache an den Dämon, der ihren überalles geliebten Bruder verschlungen hatte. Sie tat einen Schritt vor und schnitt sich mit einem Dolch in den Finger. Das Blut tropfte auf die glatte Steinoberfläche des Altars und Mayumi verwischte dieses zu einem Pentagram. Ein letztes Mal schluckte sie schwer und atmete tief durch und gerade, als sie die Beschwörungsformal aussprechen wollte knallte es hinter ihr und sie wirblete erschrocken herum...

Michaela

Ich hab auch eine Textstelle von einer meiner Kurzgeschichten die ich besonders mag.

ZitatEr flüstert meinen Namen, kostet ihn wie ein süßes Karamellbonbon, nimmt mich so fest in seine Arme, das ich die Verzweiflung darin spüren kann. Mein Körper reagiert ganz von selbst. Ich schlinge meine Arme um ihn und ziehe mit den Fingerspitzen Kreise in seinem Nacken.


Rigalad

Im Bookend-Blues... *seufz*

ZitatDiamants Schultern wurden noch immer von einer unsichtbaren Kraft nach unten gezogen. Oder war es das Erwachen einer seltenen Selbsterkenntnis, das an ihnen zerrte? Sie hingen so tief, dass Elin sich fragte, ob es einen wohl von den Füßen reißen mochte, wenn man begriff, wie sehr man die Welt zum Schlechten gewandelt hatte und dass es nichts gab, mit dem man diese Geschehnisse wieder gut machen konnte.

Jara

@Rigalad: Gefällt mir sehr gut dein Ende :pompom:
Da ich die Königin der Happy Ends bin, weiß ich nicht, ob ich dein Buch verkraften würde ;)
Aber diese Stelle find ich toll.

Sorella

Ich muss das jetzt posten, weil mir zuhause keiner zuhört. Ich liebe das hier so sehr :wolke: :

Zitat
Einer Eingebung folgend, riss ich ihm die Sonnenbrille von der Nase und schleuderte sie ziellos davon. Ein leises Klirren in der Ferne kündete vom Tod des Accessoires.

Jaaa. Die modernen Sonnenbrillen klirren nicht mehr und sie sind auch sicher unzerstörbar - aber ich lass das mal so stehen, bis es mir der Lektor eines großen Verlags eines Tages rausstreicht  ;D

Snöblumma

 :rofl: Sehr schön. Dazu habe ich gelegentlich auch Lust... dein Satz trifft meine Gefühle beim Anblick dieser Sonnenbrillen auf den Punkt.

Sanjani

Ich hüpf mal schnell rein und wieder raus :)

Sorella, ich musste gerade auch lachen. Herrlich! :D

Heut hab ich auch mal was verzapft. Es ist bissi länger, aber ich mag es wirklich gern.

"Er war wie der letzte Tropfen eines heftigen Regenschauers, wie der letzte Ton eines vollendeten Stückes, wie der flüchtige Gedanke an ein längst erloschenes Leben. Und doch war er noch da. Ganz sicher war er noch da, irgendwo in den Tiefen des allumfassenden Unbewussten. Er spürte es, weil er sie spürte. Nicht oft und dennoch oft genug um immer wieder aufs Neue auf sie zu warten. Eine vertraute Präsenz, ein Echo von Wärme und Zärtlichkeit, eine Flamme der Hoffnung, die flackerte, aber nicht erstarb. Eine Seele, mit der er mehr geteilt hatte als nur einen Augenblick, die in ihm eine zerbrechliche Vorstellung von etwas weckte, das er einst Liebe genannt hatte."

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Calysta

@Riga: Ein schöner Book-End-Blues. Und Diamant wirkt plötzlich nicht mehr so kalt, wie ein paar Seiten davor. Es ist ... ja. Ein märchenhaftes Ende :)

@Sorella: Sonnenbrillen dürfen klirrend am Boden zerschellen! ... und in meiner Vorstellung kann ich auch ohne Probleme mit dem Ellenbogen eine Autoschreibe einschlagen (was unfassbar schmerzhaft ist - und ich auf dem Schrottplatz dachte, dass mein Arm gebrochen ist). Egal, hauptsache es liest sich cool!


Alles in dieser Welt war grau geworden.
Sie reckte eine Hand gen Himmel und fühlte sich plötzlich so klein und unbedeutend, wie selten in ihrem Leben zuvor. Sie konnte nichts in dieser Welt bewegen. Nichts verändern oder einen anderen Anstrich verpassen.
Selbst die Bäuche der riesigen Luftschiffe, die majestätisch durch die Wolken glitten, waren metallisch Grau oder so schwarz wie der Ruß, der aus den Schornsteinen der Industrieanlagen quoll.
Nirgends war ein Tupfen Farbe. Kein Sonnenstrahl. Kein Funken Hoffnung, der durch den grauen Schleier hindurch schimmern konnte.
.

Gut, dass der Roman bald fertig ist, sonst bekomm ich Abigail gegenüber noch ein schlechtes Gewissen... Armes Mädel. Aber keine Angst, Abbi, bald hast du deine Autorin überlebt.