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Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven

Begonnen von Maja, 21. Juni 2014, 04:18:02

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HauntingWitch

Ich sehe jeden Tag, wie die deutsche Sprache den Bach hinunter geht. Es ist so traurig, dass es kaum mehr jemand richtig zu lernen scheint. Das aktuellste Beispiel, das ich nicht mehr sehen kann, ist Türe. Es heisst Tür! Ohne "e" am Schluss. Ich weiss, Türe steht ebenfalls im Duden, aber es heisst Tür. Und jeder, wirklich jeder bei mir im Büro macht das falsch. Da kriege ich Augenschmerzen.

Zit

Ich mag mich irren, aber in deiner Verwendung lässt sich aktuell auch nicht steigern. :engel: So von wegen Bach ...
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Kati

Franziska hat es ja schon schön gesagt, Sprache wandelt sich und hat das auch immer schon gemacht. Ich finde alles, was einfach einen Wandel der Sprache bedeutet, überhaupt nicht schlimm, also Anglizismen und sich wandelnde Verben oder dergleichen. Dasselbe gilt für Mundarten, Dialekte und dergleichen. Schon allein, weil ich auch nicht alles richtig mache und es auch nicht mag, wegen Kleinigkeiten ständig verbessert zu werden. Wenn Sachen richtig falsch sind, dann finde ich das aber auch nicht mehr schön. Ein "Das macht Sinn" ist völlig okay für mich, was ich nicht mag, sind diese Sachen, die mit Sprachwandel nichts zu tun haben, aber ganz viel mit Unwissen. Deppenapostroph zum Beispiel, oder ganz wilde Kommasetzung oder abstruse Vereinfachungen oder Verniedlichungen (Schoki! :brr:). Aber das gilt für mich eigentlich auch nur für Geschriebenes, also in Büchern und der Zeitung möchte ich das nicht so gern haben. Wie die Leute sprechen ist mir eigentlich egal. Ich gebe mir in Chats zum Beispiel auch überhaupt keine Mühe. Ich glaube, Chatverläufe mit mir sind für Gegner von Sprachwandel und schlechter Grammatik ein Albtraum.  :rofl:

Witch: "Türe" ist aber eigentlich recht altmodisch, jedenfalls lese ich das immer wieder in alten Texten. Das ist keine neue Entwicklung. Und dazu fällt mir ein, dass Deutsch schon immer von anderen Sprachen und Mundarten beeinflusst wurde und, dass es schon immer Gegner dieser Entwicklungen gab. Zum Beispiel Philipp von Zesen und seine Verdeutschungen. An von Zesen sieht man auch schön, wie viele Wörer es noch gar nicht so lange gibt und wie neue Wörter immer wieder Eingang in die Sprache finden. Ich finde sowas überhaupt nicht schlimm, sondern viel eher total interessant.  :)

Mondfräulein

Ich finde, es kommt da ganz darauf an, ob es eine Erweiterung der Sprache ist oder einfach etwas, was komplett falsch ist oder gar die Sprache eines Aspektes beraubt. "Das macht Sinn" finde ich auch nicht schlimm und "Laptop" oder "Computer" sind Anglizismen, die die Sprache eindeutig erweitern. Wenn der Genitiv ausstirbt oder "als" durch "wie" ersetzt wird, ist das grammatikalisch falsch und keine Erweiterung der Sprache.

HauntingWitch

Zitat von: Zitkalasa am 22. Juni 2014, 13:28:30
Ich mag mich irren, aber in deiner Verwendung lässt sich aktuell auch nicht steigern. :engel: So von wegen Bach ...

Wieso, was ist falsch an diesem Bach? Sag bitte nicht, dass ich jetzt selbst schon völlig schiefes Deutsch schreibe.  :d'oh:

KaPunkt

Zitat
ZitatWenn der Genitiv ausstirbt oder "als" durch "wie" ersetzt wird, ist das grammatikalisch falsch und keine Erweiterung der Sprache.
Nein, es ist eine Änderung der Sprache.
Ich habe meinen Genitiv auch furchtbar lieb, aber Sprache verändert sich nun mal, und zwar meiner Erfahrung nach durch 'ästhetischen Mehrheitsbeschluss':
Was sich in den Ohren der meisten Sprechenden richtig anhört, ist auch richtig. Egal, was Tante Duden dazu sagt. (Die schließt sich dann irgendwann der vorherrschenden Meinung an.)

Ich kann daran nicht Schlechtes finden und wenn sich mir bei vielen Dingen, die in diese Spalte fallen, mal wieder die Nackenhaare sträuben, bete ich mir in bester Star Trek Manier vor, dass ein Sternenflotten-Offizier keine Angst vor dem Unbekannten und der Veränderung haben darf.
(Und schreibe weiter so, wie ich es für richtig halte und hoffe, dadurch den 'ästhetischen Mehrheitsbeschluss' zu beeinflussen.  :darth: )

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Zit

@Witch

Es geht um aktuell. Das lässt sich nicht steigern. Mit dem Bach ist alles in Ordnung. ;) Es war nur ein Seitenhieb, weil du den Verfall der Sprache anprangerst, aber selbst drei Worte weiter nicht fehlerfrei bist.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Sascha

Zitklasa, jetzt bringst Du mich aber ins Grübeln.
Warum sollte man "aktuell" nicht steigern können?
Eine Nachricht kann aktuell sein, wenn sie einen Tag alt ist. Die Nachricht von heute früh ist noch aktueller, und gerade im Moment kommt die aktuellste rein.
Also, nur mal so vom Wortsinn her kann man das doch durchaus steigern.

Zwar hab ich im Duden beim Wort "aktuell" keine Info dazu gefunden, aber dafür diesen Satz von der Duden-Redaktion selbst:
ZitatDabei ist der Duden auch das aktuellste Wörterbuch auf dem Markt
http://www.duden.de/suchen/sprachwissen/aktuellste

HauntingWitch

Zitat von: Zitkalasa am 22. Juni 2014, 15:34:42
@Witch
Es geht um aktuell. Das lässt sich nicht steigern. Mit dem Bach ist alles in Ordnung. ;) Es war nur ein Seitenhieb, weil du den Verfall der Sprache anprangerst, aber selbst drei Worte weiter nicht fehlerfrei bist.

Ach, so. In dem Fall sieht es so aus, dass ich das auch irgendwo falsch gelernt habe. Danke für den Hinweis.  ;) Aber Sascha bringt mich jetzt auch gerade ins Grübeln...

Judith

Ich habe es auch so gelernt, dass "aktuell" nicht gesteigert wird. Die Nachricht ist eben nicht aktuell, wenn sie schon gestern reinkam und es heute eine neuere gibt. Aktuell ist dann eben nur die neueste.

Mich macht auch "Sinn machen" ganz fuchsig. Mittlerweile muss man ja selbst bei veröffentlichten Romanen (und auch hier im Forum) schon jubelnd in die Luft springen, wenn man "es hat einen Sinn" liest.  ;)

Kadeius

Ich bin mir sicher, es gibt da umgangssprachliche Konventionen, weil man diese Komparativ-Paragraphen und -Regeln dadurch aushebeln kann, dass man alles in Relation zueinander betrachten kann.

Folglich lässt der Duden auch die Steigerung von aktuell und fundamental zu, auch wenn sie erstmal nicht sinnig erscheinen. Es klingt zwar schwammig, aber es gibt auch die Faustregel "Entweder ist etwas [bel. Adjektiv] oder es ist es nicht." Und um da keine semantische Grundsatzdiskussion anzuhängen, muss man wohl hinnehmen, dass der Duden beide Seiten berücksichtigt, die gängige umgangssprachliche und die vorher existierende, scheinbar korrektere. (Korrekter kann natürlich auch nicht gesteigert werden!  :ätsch:)

Mondscheinhagel

Mir graut es vor der Zukunft, wenn ich ehrlich sein soll.
Weil wir von den Verben her eher dazu neigen, schwache Verben zu bevorzugen, weil sie sich leichter ins Präteritum setzen lassen.
Mittlerweile geht ja schon "backte" statt "buk", aber "liegen" und "lag" gibt es noch. Laut meiner Tutorin an der Uni ist es aber nur noch eine Frage der Zeit, bis man auch "liegte", "gehte", "sehte" und weiß der Geier was noch sagen kann.

Ansonsten...gruselt es mich auch vor der falschen Verwendung von Dativ und Akkusativ "Er ging mit seinen Hund Gassi". Sowas hab ich allerdings fast täglich um die Ohren, weil ich Nachhilfe gebe. Da möchte ich meine Schüler am liebsten schütteln...

Kadeius

Absolut verständlich, Mondscheinhagel.

Ich würde es zwar nicht so drastisch formulieren, dass man bald "sehte" oder "liegte" sagt, aber ich bin auch mal davon ausgegangen, dass man im Aufsatz stets "Sinn machen" anstreichen darf. Darf man wohl nicht mehr, habe ich mir sagen lassen.

Coppelia

#43
Zum "Sinn machen" gibt es hier einen interessanten Blogbeitrag.
Mich persönlich hat das noch nie gestört, und ich wundere mich ziemlich über die Aufregung deswegen.
Auch an das Aussterben der starken Verben glaube ich nicht. Was ich im Studium gelernt habe, ist, dass selten gebrauchte Verben ihre Formen häufig gebrauchten angleichen. Die starken Verben gehören fast alle zu den häufig gebrauchten. Das Verb backen wird heute wahrscheinlich sehr viel weniger gebraucht als zu der Zeit, als im Haus noch selbst gebacken wurde. Bei meinem "schleifen" kommt meiner Meinung nach die falsche Formbildung daher, weil das Verb in der Bedeutung "über den Boden schleifen" selten vorkommt, man aber häufig von "geschliffenen Reden" oder dergleichen hört.
Und hier haben wir Schillers Räuber:
ZitatSo bald ich einmal die Färthe hatte, hängt' ich mich meinem Kandidaten an wie eine Klette, saufte Brüderschaft [83] mit ihm, und Notabene!
Die regelmäßige Form wäre heute undenkbar.

Edit: Noch etwas, was mich nervt: Fehler bei deutschen Zeitverhältnissen, vor allem in der Schriftsprache. Sehe ich bei den Studenten sehr häufig. Offenbar liegt es an einer Abneigung gegen das deutsche Plusquamperfekt, und es kommen Sätze heraus wie: "Nachdem ich die Tür öffnete, trat ich ein." "Meine Mutter wurde nass, obwohl sie vorher einen Regenschirm einsteckte." "Als mir der Tiger über den Weg lief, war ich sehr erstaunt, denn ich sah noch nie zuvor einen in freier Wildbahn."

Judith

Zitat von: Coppelia am 22. Juni 2014, 17:50:34
Zum "Sinn machen" gibt es hier einen interessanten Blogbeitrag.
Mich persönlich hat das noch nie gestört, und ich wundere mich ziemlich über die Aufregung deswegen.
Mir wurde das in der Schule dermaßen eingetrichtert, dass es eben nicht "Sinn machen" heißt, dass das ganz tief in meinem Kopf drinnensteckt. Mich stört das tatsächlich mehr als die Verwendung von falschen Verbformen.