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Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven

Begonnen von Maja, 21. Juni 2014, 04:18:02

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Maja

Es gibt grammatikalische Sachen - Kleinigkeiten, überwiegend - die macht gefühlt jeder Mensch da draußen falsch, nicht nur im Internet. Und manches bringt mich einfach auf die Palme. Gerade habe ich auf süddeutschte.de ein Rechtschreibquiz gemacht und bin auf folgtende Frage gestoßen:

ZitatNur eine Variante ist richtig. Welche?


    Dieses Buch gibt es auch in deutsch.

    Dieses Buch gibt es auch in Deutsch.

    Dieses buch gibt es auch in deutsch.

    Dieses buch gibt es auch in Deutsch.

Ich habe das Quiz abgebrochen und verzweifelt nach einer Möglichkeit gesucht, der Süddeutschen mitzuteilen, dass ich mich weigere, Fangfragen zu beantworten. *Alle* Antworten sind falsch. Nicht in Sachen Rechtschreibung, aber grammatisch. Das heißt nicht "in Deutsch". Das heißt "auf Deutsch". Und egal, was man sich für Anglizismen in die Sprache holen kann, in der Grammatik haben sie nichts verloren. Man sagt auf Englisch "in English", aber Deutsch "auf Englisch" oder vielleicht noch "in englischer Sprache". Und jeder, aber wirklich jeder macht es inzwischen falsch. Das macht mich jeck!

Und wie sieht es bei euch aus? Welche Grammatikauswüchse stellen bei euch die Zehennägel auf?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Naudiz

Dabei überkommt mich auch immer das kalte Grauen, Maja! Auch wenn mir der Fehler manchmal selbst passiert, aber nur, wenn ich zuvor viel auf Englisch gelesen habe. Mein Hirn mag da immer nicht so schnell umschalten *g*

Ich bekomme bei "das Einzigste" immer einen Anfall. Verdammt, das ist doch nicht so schwer zu begreifen, dass es das Einzige ist. Wo sind denn die Deutschlehrer in der Schule, die darauf hinweisen? Selbiges gilt für "anfässt" - unsere Lehrerin sagte immer, wenn jemand das benutzte, "Fest ist das Fass, das man anfasst."

Ich melde mich nochmal nach dem Heimaturlaub hier zu Wort, da laufen mir sicher auch noch so einige grammatikalische Grausamkeiten über den Weg ...

Coppelia

#2
Wenn ich mich groß über Grammatikfehler anderer Leute aufregen würde, käme ich zu wenig anderem, berufsbedingt. ::) Es gibt aber ein paar Dinge, die ich nicht gut hören kann. Am übelsten finde ich das falsche Perfekt des einen Verbs "schleifen", das regelmäßige Formen bildet. So viele Menschen sagen: "Die Leiche wurde über den Boden geschliffen." Argh! Und wenn ich in einem Let's Play sowas höre wie "die Fähigkeit wird freigeschalten", sträuben sich mir alle Haare.

Schlimmer als Fehler finde ich aber offensichtliche Zeugnisse, dass jemand Grammatik nicht im Geringsten beherrscht, z. B. weil er Haupt- und Nebensatz nicht voneinander unterscheiden kann, keine deutsche indirekte Rede bilden kann und deutsche Tempora und Kasus nicht voneinander unterscheiden kann. Letzten Endes mögen es Fähigkeiten sein, die man als Muttersprachler normalerweise so wenig braucht wie mache Arten von Mathe, die man in der Schule lernt, aber in dem Fach, das ich unterrichte, braucht man sie dann eben doch.

Snöblumma

Reden wir von gesprochener Sprache oder von Schriftsprache?

Bei gesprochener Sprache sehe ich es eher locker - auch weil mir selber sehr oft süddeutsche Besonderheiten dazwischenrutschen, die ich nicht mehr abstellen will. Ich mag meine Herkunft nämlich, werde sowieso nie ein reines Hochdeutsch sprechen und will es auch einfach nicht. :D Das sind dann eben Dinge wie Naudiz' "einzigste" - im Heimatdialekt absolut normal und anerkannt, in der Steigerung dann als allereinzigster vorhanden, oder der Hang zur Vergangenheitsbildung bei starken Verben in der starken Form auch bei Worten, bei denen es im Hochdeutschen schon lange verschwunden ist (okay, das geschliffen von Coppelia ist ein anderer Fall, das hat einfach eine andere Wortbedeutung, ob stark oder schwach gebildet). Nicht alle meine Grammatikfehler lassen sich so erklären, das ist klar, aber recht viele dann doch. Und etliche dieser Besonderheiten werden vom Duden ja auch als "in Süddeutschland auch:..." anerkannt, insofern sehe ich da keinen Handlungsbedarf.


In der Alltagsschriftsprache gibt es zwei Dinge, die mich absolut stören:

Dieses blöde "in 2014". Nein. Nein! Entweder "im Jahr 2014" oder einfach nur 2014. Inzwischen verwende ich es leider selber oft genug, auch wenn es mir immer noch die Zehennägel aufrollt dabei.

"Rechtssprechung". Steht zwar inzwischen leider auch im Duden, aber ich bin immer noch der Meinung, dass "Rechtssprechung" das Gegenteil zur Linkssprechung ist, während die Gerichte Recht sprechen. Aber gut, offenbar ist es nicht mehr falsch, insofern muss man sich damit abfinden und nur noch heimlich meckern :D.

Christopher

Rechtssprechung ist so bestimmt richtig Snö, es heißt ja auch: "Bratswurst" oder etwa nicht? ;D
Be brave, dont tryhard.

Sprotte

#5
Dinge, die mir wehtun (mit Minibeispielen):

Der falsche Genitiv:
Thomas seine Freundin ihr Auto sein Gaspedal

Der Deppenapostroph:
Feine's und Schöne's, Gustav's Haus, CD's

Wegen-Scheußlichkeit:
Wegen dem Gewitter

Falsche Anglizismen:
realisieren

Vergleiche:
Er ist größer alswie sie.

Miezekatzemaus

Oh ja, der Deppenapostroph! Schrecklich.  :wums:

Was ich persönlich hasse, hasse, hasse, ist der falsche Imperativ.
ZitatJetzt ess das mal.
:nöö:
Gerade bei unregelmäßigen Verben. Wir leben in Deutschland! Ich meine, es ist ja noch okay, dass ein ausländisches Kind, welches ganz am Anfang der Sprache steht so etwas falsch macht, aber wenn ich das von Erwachsenen höre, überkommt mich das kalte Grauen.

Und in den meisten Fällen werde ich dann als Besserwisserin hingestellt, á la "Du bist noch ein Kind, Kinder wissen nichts." Ähem. Jep, klar.  :gähn:

Viele Grüße
Mieze

Eleanor

ZitatVergleiche:
Er ist größer alswie sie.

Da kommt mir auch immer das kalte Grausen.

Ein paar weitere alltime Klassiker

ZitatWegen dem Buch

wegst/wega dem Buch

Zitat
Das einzige Buch

Das einzigste Buch (hallo?! Einzigst?!  :happs: Wie steigern die das denn bitte? einzig, einzigster am einzigsten.  :no: )

Ach, und die ganzen Anglizismen können einem manchmal auch auf den Keks gehen. Ich meine, theoretisch müsste ein Engländer doch annehmen, dass er in einem "Tank-Shop" schweres Kriegsgerät erwerben kann.

Christian Svensson

Ist das schön - mein Morgenlacher:
ZitatIch meine, theoretisch müsste ein Engländer doch annehmen, dass er in einem "Tank-Shop" schweres Kriegsgerät erwerben kann.
:rofl:

Erdbeere

Die meisten, bei denen sich mir auch alles kringelt, wurden bereits genannt.

Aber bei mir als Schweizerin kommen noch die Helvetismen zum Einsatz. Da haben wir dann so schöne Sätze wie:
ZitatDas tönt doch toll.
Tönt/tönen ist klingen. Macht eigentlich Sinn, weil das Verb von Ton abgeleitet ist. Nur, wenn ich den Ausdruck dann in Zeitungen lesen muss, die eigentlich die deutsche Schriftsprache verwenden, ist bei mir fertig.

Seit einiger Zeit höre ich oft das Wort "veganisch". Vegetarisch, ja, veganisch, nein. Das heisst vegan. Punkt, aus.

Ach, und dann ist da das schöne ß, das gibt es bei uns nicht. ;)

Tinnue

Puh, da gibts sicher einige, aber die meisten nehme ich mittlerweile wohlwollend hin und verbessere im Koöf. *g* Ich muss dazu sagen, so viel ich im Alltag auch schreibe: Sobald die "Freizeit" anfängt, werde ich faul. Daher kann es ganz leicht passieren, dass ich auf Facebook oder sonstwo selbst ein paar Fehlerchen reinschleuse. :D Noch ärgerlicher bei mir sind dann nur die Buchstabendreher "udn" statt "und" usw.

Richtig ärgern können mich eigentlich nur "als wie" und "wie" anstelle eines korrekten "als".
Und "das Einzigste". Ja, ich liebe es. Sogar an der Uni war es präsent. Waruuum?  :d'oh:


@Erdbeere: Ja, das böse "ß". Ich habe mal für einen Kunden aus der Schweiz Texte geschrieben und am Anfang war es echt gewöhnungsbedürftig, "ss" statt "ß" zu schreiben. Habe nach jedem Text durchlaufen lassen und jedes Mal noch ein "ß" gefunden.  :versteck:

Pestillenzia

Zitat von: Snöblumma am 21. Juni 2014, 08:45:07
Bei gesprochener Sprache sehe ich es eher locker - auch weil mir selber sehr oft süddeutsche Besonderheiten dazwischenrutschen, die ich nicht mehr abstellen will. Ich mag meine Herkunft nämlich, werde sowieso nie ein reines Hochdeutsch sprechen und will es auch einfach nicht.

Das unterschreibe ich zu 100%.  ;D

Was mich sowohl in der geschriebenen als auch gesprochenen Sprache stört, sind falsche Steigerungsformen wie "am optimalsten" oder "am idealsten". Idealer als ideal bzw. optimaler als optimal geht einfach nicht.

Fürchterlich finde ich unvollständige Sätze wie "Ich hab Rücken." oder "Kann ich ein Eis?". 

Ach ja, da wären auch noch die falsch verwendete Begriffe wie "physikalisches Laufwerk" oder die beliebten tun-Kombinationen (ich tue gehen).

Zitat von: Eleanor am 21. Juni 2014, 09:39:41
Ich meine, theoretisch müsste ein Engländer doch annehmen, dass er in einem "Tank-Shop" schweres Kriegsgerät erwerben kann.

... und was glaubt der Engländer wohl, könne er in einem Backshop erwerben? Einen neuen Rücken? ;D

Siara

Zitat von: Tinnue am 21. Juni 2014, 10:22:20
Sobald die "Freizeit" anfängt, werde ich faul. Daher kann es ganz leicht passieren, dass ich auf Facebook oder sonstwo selbst ein paar Fehlerchen reinschleuse.
Ich tippe mal, würde man sich bei Facebook über falsche Rechtschreibung/Grammatik aufregen, wäre das wirklich deprimierend - was erklärt, warum ich, während ich bei Facebook bin, ständig das Bedürfnis habe, meinen Bildschirm anzuschreien. ::) Ganz ehrlich, ist es so schrecklich anstrengend, den Finger mal zur Shift-Taste zu bewegen? Oder zu einem Punkt? (Das sind diese Dinger, die man am Ende eines Satzes platzieren könnte, wenn man denn wollte).

Ich bin der Meinung, jeder macht Fehler, auch grammatikalische. Sicherlich einige sehr viele mehr als andere, aber alles weiß vermutlich niemand und selbst wenn, rutscht doch mal etwas durch. Eine Zeit lang habe ich nach Bitte meines Vaters sein gesprochenes Deutsch verbessert, wenn mir etwas aufgefallen ist. (Vor allem falsche weil-Sätze und der wegen-Dativ). Nach drei Tagen wäre er fast ausgerastet und hat seine Bitte zurückgenommen. :rofl:

Zitat von: Sprotte am 21. Juni 2014, 09:27:33
Dinge, die mir wehtun (mit Minibeispielen):

Falsche Anglizismen:
realisieren
Öhm ... darf ich mal ganz blöd fragen, was daran falsch ist? Vielleicht habe ich auch einfach gerade ein Brett vor dem Kopf.


Eine nette Geschichte aus dem Deutschunterricht:

Lehrer: "Was haltet ihr von diesem Vortrag?"
Schüler: "Ich fandte ihn nicht so gut."
Lehrer: "Autsch. Nicht fandte! Es heißt fand!"
Schüler: "Jaja. Also, ich fand ihn nicht so gut."
Lehrer: "Besser. Und was genau hat dir denn nicht so gefallen? Das hätte ich gern noch mal genauer gewusst gehabt."

Ahhhhhhhhh! :brüll:
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Sprotte

#13
"realisieren" bedeutet verwirklichen, schaffen, Realität werden lassen - nicht vom englischen "to realize" abgeleitetes "verstehen".
Ich realisierte, daß die Sonne schien.  :brüll:

Warum habe ich meinen Oberaufreger eigentlich noch nicht hier vermerkt?
dass (daß für die Alt-Rechtschreiber wie mich) und das

Miezekatzemaus

Also, ich finde, dass an einem dass nichts auszusetzen ist. ;D

Schließlich ist es rein grammatikalisch vollkommen korrekt, nicht wahr? :darth: Bei mir ist es andersherum: Ich hasse daß.

Viele Grüße
Mieze