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Welche Szenen haben eine Daseinsberechtigung?

Begonnen von Guddy, 06. März 2014, 23:27:57

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Guddy

Kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass es solch einen Thread noch gar nicht gibt, aber es ist auch so schwierig danach zu suchen! Hab's auf jeden Fall versucht :)


Es ist gerade das erste Mal, dass ich wirklich recherchiere (sprich: Ich lese tausende Bücher quer, um die Antwort auf folgende Frage zu finden), da es derzeit ein echtes Problem für mich darstellt. Wie finde ich heraus, welche Szene es wert ist, in der Story zu bleiben oder überhaupt erst geschrieben zu werden? Nach welchen Kriterien sollte man entscheiden?

  • Storyrelevanz?
  • Vertiefung der Charaktere?
  • Fluff, des Fluffs wegen?
  • ...?
Im Grunde liebe ich es am meisten, einfach über meine Charaktere zu schreiben. Tavernengespräche, Hobbyausübung, Flirtereien... Hurra! Allerdings hat das in einem Roman wohl wenig zu suchen. Wie viel Fluff darf es sein, oder "muss" jede einzelne Szene die Handlung vorantreiben, muss in jeder Szene etwas enthalten sein, das Fragen aufwirft oder beantwortet, Spannung erzeugt?

Ich bin da wirklich unsicher und habe gedanklich schon 50% (Ach! 95%!)unserer "Schreibskizzen" gelöscht, merke selber, dass ich bei jeder neuen Szenenidee diese 1.000Mal umdrehe und kritischst betrachte, anstatt einfach lustig draufloszuschreiben - und das, obwohl die Szene sogar storyrelevant ist. Strange.
Wie handhabt ihr das denn?

Kati

Erstmal: Mach dir bloß nicht so einen Kopf. Wenn dir doch mal eine Szene dazwischenrutscht, die später unwichtig erscheint, kannst du sie immer noch streichen.  :)

Ich für mich handhabe es so, dass eine Szene die Handlung vorantreiben muss. Ob das Charakterentwicklung ist, oder die Auflösung von Handlungssträngen, neue Fragen aufwirft oder die Helden einfach näher ans Ziel bringt... die Szene muss am Ende etwas bewirkt haben. Vielleicht ist es so am einfachsten gesagt: Wenn du die Szene im Kontext liest und man sie streichen könnte, ohne, dass man es den Szenen drum herum anmerkt, war sie überflüssig. Als Beispiel vielleicht: Peter und Lisa unterhalten sich über den Garten von Herrn Müller. Die Szene ist genau dann wichtig, wenn: Im Garten von Herrn Müller etwas Wichtiges passiert ist oder passieren wird. Wenn der Garten von Herrn Müller aus welchen Gründen auch immer dazu beiträgt, dass Lisa oder Peter sich charakterlich weiterentwickeln. Wenn Peter im Gespräch über Herrn Müllers Garten bemerkt, dass er in Lisa verliebt ist. Oder, wenn die blutroten Petunien in Herrn Müllers Garten eine Anspielung auf irgendetwas sind, das später im Zusammenhang nochmal wichtig wird. Sowas. Wenn sie sich aber einfach so darüber unterhalten, wie schön dem Herrn Müller seine Stiefmütterchen blühen, kannst du die Szene streichen, weil sie dich kein Stück weiterbringt. (Was ich mir auch vorstellen kann ist, falls du darstellen willst, dass Lisa und Peter sich nicht mögen und dann angespannt und total passiv-aggressiv über die Stiefmütterchen reden, damit würdest du ja dem Leser die wertvolle Information geben, dass die beiden Helden sich nicht ausstehen können.)

Mein Beispiel ist wie eh und je strunzblöd, aber ich denke, man versteht es.  :) Jeder Autor schreibt unheimlich gern über die kleinen Dinge, die den Alltag des Helden ausmachen, aber kaum jemand liest das gern. Die Leute lesen dein Buch, weil sie die Geschichte interessiert und deshalb solltest du sie auch nicht länger als nötig von der Geschichte ablenken. Fluff des Fluffs wegen... schwierig. Ich denke, wenn du mit Fluff die Liebesgeschichte ausbaust, dann ist das okay. Oder, wenn der Fluff irgendwie in einer Szene steckt, die die Handlung weiter treibt. Oder du damit die Beziehung deiner Figuren zeigst. Aber einfach so, weil einem gerade danach ist... das kommt bestimmt auch auf das Genre an. In Liebesromanen, wo die Leser erwarten, dass es viele romantische Szenen gibt, ist das sicherlich nicht fehl am Platz. In Urban Fantasy, wo Vampire Los Angeles angreifen, wäre Fluff des Fluffs wegen nicht angebracht, denke ich.

Aber ja, am Ende wird wohl ein kleines Gespräch über Stiefmütterchen niemanden stören, wenn es nicht gerade fünf Seiten lang ist. Selbst, wenn mal eine völlig unnötige Szene durchrutscht, wird niemand deshalb das Buch weniger mögen. Man sollte nur aufpassen, dass man so wenig unnötige Szenen wie möglich einbaut, weil irgendwann ist da dieses eine kleine Gespräch, dass das Fass zum Überlaufen bringt und der Leser bekommt zu Recht das Gefühl, der Plot wurde mit unnötigen Szenen gestreckt, bis es mehr Gespräche über Gärten und Stiefmütterchen gibt, als Szenen, die die eigentliche Handlung voranbringen.

traumfängerin

Bei mir kommt das natürlich überhaupt nicht vor, dass ich Szenen schreibe, die nicht plotrelevant sind.  ;D  Nun gut, Scherz beiseite, ja auch ich habe Szenen, die im endgültigen Manuskript nichts verloren haben. Wie ich sie rausfinde? Schwierige Frage. Ich habe einen eigenen Überarbeitungsschritt eingebaut, bei dem mein Ziel es ist zu kürzen, einzelne Wörter, Abschnitte oder auch ganze Szenen. Da freue ich mich dann über jede Szene, die rausfliegt, weil das ja schließlich das Ziel dieses Überarbeitungsschrittes ist. So gehe ich zumindest schon einmal mit einer positiven Einstellung an das Szenen-Rausschmeißen heran.

Plotrelevante Szenen bleiben natürlich drinnen. Bei Szenen, die meine Figuren charakterisieren, frage ich mich, ob ich die Charakterisierung nicht auch in einer plotrelevanten Szene unterbringen kann. Wenn ja, baue ich um und die Szene fliegt raus. Für alle anderen Szenen ist der Gesamtaufbau entscheidend. Anders gesagt: nach einer Action-Szene sind manchmal kleine Plätscher-Szenen ganz angenehm, um Figuren und Leser kurz zur Ruhe kommen zu lassen, bevor es weitergeht. Und dann achte ich auch noch darauf, ob eine Szene insgesamt das Tempo verlangsamt, das Manuskript an dieser Stelle langweilig macht, oder ob sie schlichtweg nicht hineinpasst, dann fliegt sie auch raus.

Natürlich gibt es bei jeder Regel eine Ausnahme und irgendwo entscheidet dann doch das Gefühl, welche Szenen drinnenbleiben und welche rausfliegen. Und ja, es kann vorkommen, dass gerade die Szenen raus müssen, die man besonders gerne mag. Aber was tut man nicht alles für ein gutes Manuskript.  :P

Nycra

Ich glaube auch, dass es keine Szene gibt, die man im Vorfeld ausschließen sollte. Besser hinterher streichen, wenn man merkt, dass es nur blabla ist. Manchmal benötigt der Autor nämlich auch solche Szenen, um ein besseres Gefühl für Charakter, Setting etc. zu bekommen. Gut, wenn man schon während des Schreibens merkt, dass die Szene vielleicht als solche nichts taugt, kann man gegensteuern und umschreiben, aber ich persönlich würde erstmal alles runterschreiben, es ein zwei Tage sacken lassen und dann drüberlesen. Ist die Szene dann immer noch vom Gefühl her unnötig, packe ich sie in eine Datei, wo sie irgendwann entweder vergammelt oder doch noch hervorgekramt wird.

Manche meiner Szenen entpuppen sich beispielsweise als Infodump. Die Informationen sind zwar notwendig, aber nicht in so geballter Form, so dass ich dann die Szenen nach etwas Abstand auseinanderpflücke und die Details gezielt streue, aber darum mache ich mir auch während des Schreibens an sich, wenig Gedanken - oder naja, zumindest versuche ich es.  ::)

Was definitiv wegfallen kann sind meiner Meinung nach redundante Szenen. Ich hasse nichts mehr, als wenn eine Situation von x Seiten beleuchtet wird. Wobei es auch hier Ausnahmen gibt. Wenn eine neue Szenen beispielsweise mit dem Ende der alten beginnt, stört es mich nicht so sehr. Aber sofern dieselbe Situation von Protagonist, Antagonist und meinetwegen einem Dritten beleuchtet wird, heißt das für mich immer, dem Autor fiel nichts besseres ein.

Ein guter Indikator für mich ist immer: Was würde ich selbst gerne lesen? Überspringe ich die Szenen? Dann sind sie vermutlich nicht wichtig, also weg damit. Aber auch hier gilt für mich immer: Erst nachdem ich etwas Abstand hatte. Bei zweiten Bänden geht mir das nämlich mitunter ständig so und die Romane würden nie fertig werden, wenn ich das jedes Mal gleich löschen würde.  :psssst:

Sternsaphir

Ich denke, es kommt darauf an, um welche Szenen es sich handelt und wie sie sich in die Geschichte eingliedern. Natürlich muss der Plot vorangetrieben und der Teppich der Geschichte ohne große Lücken zu Ende geknüpft werden.

Ich persönlich bezeichne meinen Plot gerne als "Flickenteppich". Ich liiieeeebe Fluff, aber ich versuche, ihn miteinzubinden, sodass auch der Fluff am Ende seinen Teil dazu beiträgt, dass die Geschichte weitergeht.
Aber Fluff ist auch gut, um den gewebten Teppich bunter und fülliger zu machen. Eine geradlinig geschriebene Geschichte liest sich zwar schnell und einfach, wirkt aber für mich immer etwas geschmacksneutral. Man muss auch mal über Nebensächlichkeiten reden, da sie das Bild erst abrunden und den Prota menschlicher erscheinen lassen.
Nur darf man sich in diesen Szenen nicht verlieren, wenn sie keinen größeren Sinn haben außer der Bespaßung des Lesers.

Versuch also vorher abzuschätzen, wie wichtig diese Szenen für die Geschichte sind oder wie wichtig sie sind, um den Prota näher zu beschreiben und den Leser mehr in seine Welt eintauchen zu lassen. Eine direkte Prozentangabe kann ich Dir da leider nicht geben, denn jede Geschichte lebt von anderen Szenen und jeder Plotstrang braucht eine andere Ausschmückung.

Cailyn

Ja, redundante Szenen mag ich auch nicht, genau wie Nycra. Das wirkt auf mich dann immer so, als würde mir der Autor nicht zutrauen, dass ich den Inhalt auch nach einmaligem Lesen verstehe.

Grundsätzlich müssen Szenen bei mir auch immer plotrelevant sein. Aber ich finde, das ist schwierig zu definieren. Es klingt zwar schön von "plotrelevant" zu reden, aber man kann sich auch fragen, was überhaupt plotrelevant ist. Sogar Actionszenen können total plotirrrelevant sein, finde ich. Und es gibt auch Bücher (z.B. jene von Abercrombie), da ist die ganze Story irgendwie plotirrelevant.

Ich persönlich gehe daher nicht nach dem Plot, sondern nach den Prämissen bzw. dem Endziel der Geschichte oder der Erzählstränge. Ich mache für den ganzen Plot eine Prämisse, aber auch für jeden Perspektivträger. Wenn dann Szenen auftauchen, bei denen ich ihre Daseinsberechtigung anzweifle, schaue ich immer, ob sich die Szene mit der Prämisse der Figur oder der Prämisse für den Gesamtplot vereinbaren lässt. Wenn ja, bleibt die Szene drin, wenn nein, wird sie gelöscht.

Feuertraum

Im Gegensatz zu Kati neige ich nicht dazu, jede Szene, die sich als nichtrelevant für den Plot erweist, gnadenlos zu streichen. So habe ich in meiner Krimikomödie eine Bibliothek, die ein wenig wie ein "Schneckenhaus" aufgebaut ist. Lange Gänge, die immer wieder nach links abzweigen und immer ein Stückchen kürzer werden. Bis sie schließlich in einen Raum führen, in dem eine Wand aus Feuer sich dem Besucher zeigt.
Diese Szene bringt den Plot nicht wirklich weiter. Sie ist nur dazu gedacht, den Leser zu unterhalten, ihm ein wenig Ruhepause zu gönnen, ihn vielleicht auch zum Staunen zu bringen.
Wenn es wirklich nach der Methode geht: nicht plotrelevant, also kill your darling, dann müsste ich sie rausschmeissen.
Aber ich lasse sie aus erwähnten Gründen drin.
Von daher machen Sie sich keinen Kopf, was nun richtig oder falsch ist. Wenn Sie beim Überarbeiten merken sollten: och, irgendwie gefällt es mir doch nicht so, dann schmeissen Sie sie raus. Wenn von 10 Betalesern 9 sagen: "Diese Szene stört": schmeissen Sie sie raus.
Wenn Sie aber sagen: Heh, ich mag die Szene, dann lassen Sie sie drin.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Dahlia

Ich versuche immer darauf zu achten, dass meine Szenen immer mehr als nur einem Zweck dienen. Unter Zweck versteh ich dabei Sachen, wie

  • plot-relevant
  • dient zur Charakterisierung
  • entwickelt die Beziehung zwischen den Charakteren
  • beschreibt das Setting oder vermittelt notwendige Backstory
  • zeigt die Ziele von Protagonist oder Antagonist

Eine plotrelevante Szene sollte als möglichst noch irgendetwas anderes dabei haben, als nur den Plot voranzutreibe. Andererseits erhält eine Szene auch dann ihre Daseinsberechtigung, wenn sie zwar nicht direkt plot-relevant ist, aber zwei oder mehr anderen Zwecken dient.
Dabei stellt sich natürlich auch die Frage, was genau plotrelevant ist. Ich hab meist einen äußeren Plot und eine innere Charakterreise - so kann man eigentlich fast immer irgendwie eine Relevanz für den Plot herstellen :rofl:

Aber das ist mehr schöne Theorie, als dass ich es wirklich in der Praxis konsequent durchziehen würde. Aber wozu gibt es Überarbeitungen :rofl:

Lacerta

Als ich die ganzen vorherigen Einträge gelesen habe, musste ich erst einmal kräftig schlucken.
Wenn ich nämlich alle plotunrelevanten Szenen aus meinem Buch löschen würde, dann würde ich von über hundert Seiten wahrscheinlich wieder auf knapp die Hälfte plumpsen.
Natürlich sollte man den Leser mit seitenlangen Beschreibungen vom Mittagessen des Protagonisten nerven, aber ich bin der Meinung, dass auch Szenen, die die Handlung nicht direkt vorantreiben eine Daseinsberechtigung haben.
Es kommt allerdings auch darauf an, was genau man schreibt.
In Büchern, die eher "alltägliche" Themen haben, meinetwegen Romanzen oder Komödien, fällt es meist überhaupt nicht auf wenn eine Szene nicht grundsätzlich relevant ist.
Wenn man allerdings (so wie ich) sehr actiongeladen schreibt, dann braucht man einfach solche Szenen, einfach damit der Leser auch einmal Luft holen kann und zur Ruhe kommt. Es können ja nicht immer Kugeln und Körperteile durch die Luft fliegen.  ;D
Außerdem erweisen sich viele Szenen im Nachhinein oft als sinnvoll, denn auch eine "Fluff um des Fluff willens"-Szene kann einem einen besseren Einblick in und einen genaueren Blick auf einen Charakter oder eine Situation ermöglichen.
Wenn sich eine Szene gut anfühlt, nicht direkt stört und die Testleser sie durchwinken, hat sie auch eine Daseinsberechtigung meiner Meinung nach, auch wenn nun nicht gerade ein riesengroßer Plot-Twist mit ihr seinen Anfang nimmt.

Fianna

Zitat von: Lacerta am 07. März 2014, 15:53:22
en, meinetwegen Romanzen oder Komödien, fällt es meist überhaupt nicht auf wenn eine Szene nicht grundsätzlich relevant ist.
Wenn man allerdings (so wie ich) sehr actiongeladen schreibt, dann braucht man einfach solche Szenen, einfach damit der Leser auch einmal Luft holen kann und zur Ruhe kommt. Es können ja nicht immer Kugeln und Körperteile durch die Luft fliegen.  ;D
"Plotrelevant" heisst ja nicht, dass es immer nur Action gibt und man von A nach B hetzt.

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Ich habe verschiedene Funktionen für meine Szenen, wobei i.d.R. mehrere zutreffen. Als großer Weltenbauer habe ich z.B. viele Informationen zu vermitteln, die wichtig für das Verständnis sind, also sind eigentlich in jeder Szene welche enthalten. Manchmal ganz nebensächlich, manchmal nur eine Information oder ein Umstand, der durch "show" vermitteltt wird - aber im Prinzip erfährt der Leser in jeder Szene etwa Neues über Handlung, Figuren oder Welt.


  • "Handlung" findet statt - Szenen, die die Handlung beinhalten, die ich im Grob- oder Feinplot notiert habe
  • Figuren werden eingeführt und charakterisiert (i.d.R. durch "show", also nicht mit Beschreibung, sondern durch Szenen, zumindest bei den wichtigen Figuren)
  • Konflikte zwischen Figuren oder Gruppen werden dargestellt (meist show)
  • Elemente der Welt, die für die Handlung wichtig sind, werden erklärt (tell) oder vorgestellt (show)
  • Eine bestimmte Atmosphäre wird aufgebaut, entweder im Zusammenhang mit einer Figur (Zusammenspiel mit innerer Konflikt) oder zwischen Figuren (show der Konflikte) oder mit Elementen der Welt (Figur hat Probleme mit Instition/Gruppe) oder es wird eine grundsätzliche Atmosphäre (der Bedrohung, der Leichtigkeit...) aufgebaut

Neben meinem Blatt mit dem Feinplot (teilweise als Zeitstrahl oder parallele Zeitstrahle verschiedener Figuren) habe ich auch noch ein Blatt, auf dem Hauptkonflikte der Handlung, sowie separate innere und äußere Konflikte der Figuren stehen.


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Eine geschriebene Szene muss sich in einem oder mehreren Punkten obiger Checkliste wiederfinden (i.d.R. sind es mehrere), in dem Feinplot (dort notiertes Ereignis findet statt oder wird vorbereitet) oder in der Übersicht der Konflikte.

Falls das bei keinem der Fall ist, wäre es ein Streichkandidat, aber ich streiche erst nach Überarbeitung.


Ich plotte nicht alle Szenen, bevor ich anfange zu schreibe.
Aber bevor ich eine Szene schreibe, überlege ich mir, was der Sinn ist oder wozu ich sie benutzen kann. Ich gehe mal davon aus, dass ich nach dem Schreiben keine überflüssigen Szenen habe (sie erfüllen mindestens den Punkt "Atmosphäre" oder verdeutlichen etwas zu den Figuren, ob das schon ausreichend stattgefunden hat, kann ich ja noch immer entscheiden.)

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Mit dem Drauflos-schreiben habe ich mehr als ein Projekt unrettbar an die Wand gefahren, daher benutze ich nun verschiedene Plotting/Planungsmethoden. Ich kann daher noch keine Erfahrungswerte geben, wieviele Szenen ich am Ende als überflüssig streichen musste, aber ich gehe davon aus, dass "überflüssig" nur bedeuten wird, ein bestimmte Funktion wurde andernorts schon ausreichend ausgeführt.
Mindestens eine Funktion hat jede meiner Szenen beim Schreiben.

Kati

Feuertraum: Wenn Ihre Figuren aus dieser Szene etwas lernen, dann ist sie automatisch schon plotrelevant. Wenn die Szene zum Weltenbau beiträgt, auch. Ich glaube nicht, dass bei Ihrer Szene irgendwer denken wird, sie sei nicht sinnvoll oder überflüssig.  :)

Es wurde jetzt von Fianna schon gesagt, Dahlia hat es aufgeschlüsselt und ich hatte es oben auch schon angesprochen: Plotrelevant heißt ja nicht, dass immer überall Action und große Entwicklungen passieren müssen. Deshalb hatte ich ja mein blödes Gartenbeispiel gebracht, weil auch sowas Nebensächliches wie ein Gespräch über Blumen die Handlung vorantreiben kann. Ich habe da, als ich angefangen habe, viel Unsinn gemacht: Ich hatte ganze Kapitel, die überhaupt nicht wichtig waren, Gespräche zwischen besten Freunden, über Verwandte, Spaziergänge durch die Stadt, die keiner brauchte, weil alle Informationen auch an anderer Stelle eingewoben werden konnten. Ich denke, das ist ein Fehler, den viele Anfänger machen? Aber man lernt halt auch und irgendwann merkt man, dass man den Prota am Anfang nicht durch die ganze Stadt jagen muss, damit der Leser weiß, wie es da aussieht, weil man das in wichtigeren Szenen auch nebenbei machen kann. Also ja, irgendeine Funktion hat vielleicht auch die unnötigste Szene, aber kann man das, was man auf 10 Seiten Stadtspaziergang beschrieben hat, nicht auch eleganter an den Leser bringen?

Sanjani

Ich sitze gerade an einem ähnlichen Problem und schaue, welche Szenen ich wirklich brauche und welche nicht. Hierfür habe ich mir auch immer die Frage gestellt: Was passiert hier und wozu dient es? Damit fahre ich insgesamt ganz gut. Manchmal kann ich auf diese Frage auch eine gute Antwort geben. Dann stelle ich mir die Frage, ob es genau diesen Aspekt überhaupt für die Reststory braucht. Meistens lautet die Antwort ja, aber manchmal auch nicht. Wenn ich bei einer Szene, die nicht durch meine Checkliste gefallen ist, trotzdem noch ein schlechtes Gefühl habe, dann schaue ich sie mir inhaltlich an und prüfe, ob ich das, was ich bezwecken will, inhaltlich gut umgesetzt habe. Diesen Aspekt finde ich deshalb wichtig, weil ich bei einigen Szenen zuerst gedacht habe, nee, das muss komplett weg, aber dann habe ich mir überlegt, dass die Szene vielleicht an sich nicht weg muss, sondern einer Überarbeitung oder Neuumsetzung bedarf. Dadurch habe ich, hoffe ich :) verhindert, dass ich eigentlich Wichtiges voreilig entsorgt habe, weil ich meinem Gefühl vllt mehr Vertrauen geschenkt habe als meiner Checkliste.
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Klecks

Schau mal hier, Guddy: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,13966.0.html

In diesem Thread findest du vielleicht auch noch etwas zum Thema. Von der Frage zur Daseinsberechtigung von Szenen bis zum Ausdünnen von Büchern ist es ja nicht weit, das kann durchaus zusammenhängen - zum Beispiel, wenn man sein Buch ausdünnt, indem man gewisse Szenen streicht, die die Handlung nicht voranbringen. :)

Guddy

Oh, peinlich, der andere Thread ist sogar frisch *g* Aber auch nicht deckungsgleich, zum Glück!

Eure Antworten bringen mich auf jeden Fall weiter, vielen Dank dafür. Muss das erstmal in meinem "Workflow" verinnerlichen und für mich sehen, was sich bei mir bewähren wird, in ein paar Monaten kann ich dann auch selber was zu sagen ;)

Vibulanius

Ich denke, es gibt noch eine weitere Perspektive neben der reinen Betrachtung, im Sinne von "Brauch ich das jetzt für den Plot?" Das ist nämlich die eine Seite der Medaille, die wir Schreiberlinge einnehmen, die andere wäre die der Leser. Letztlich muss der Leser irgendwas von der Szene haben. Natürlich lesen viele Leute Bücher um der Geschichte oder der Figuren willens. Aber das ist nicht das einzige was sie begeistert. Ich fand das Beispiel von Feuertraum ganz gut:

Zitat von: Feuertraum am 07. März 2014, 11:20:06
Im Gegensatz zu Kati neige ich nicht dazu, jede Szene, die sich als nichtrelevant für den Plot erweist, gnadenlos zu streichen. So habe ich in meiner Krimikomödie eine Bibliothek, die ein wenig wie ein "Schneckenhaus" aufgebaut ist. Lange Gänge, die immer wieder nach links abzweigen und immer ein Stückchen kürzer werden. Bis sie schließlich in einen Raum führen, in dem eine Wand aus Feuer sich dem Besucher zeigt.
Diese Szene bringt den Plot nicht wirklich weiter. Sie ist nur dazu gedacht, den Leser zu unterhalten, ihm ein wenig Ruhepause zu gönnen, ihn vielleicht auch zum Staunen zu bringen.

Wenn diese Szene Spaß macht, wenn sie etwas beim Leser auslöst, wird er sie nicht über sie aufregen, selbst wenn sie zum eigentlich Plot oder zur Charakterisierung null beiträgt. Das kann verschiedentlich erreicht werden. Entweder man zeigt etwas wirklich Wunderbares, wie Feuertraum das macht, oder einfach durch gute Prosa (gibt sicher noch weitere Methoden). Das ist ja auch etwas, was prima Unterhaltung abgibt. Frage ist natürlich, wie das Verhältnis solcher Szenen zum Rest aussehen soll. Mir persönlich ist sie bei "a song of ice and fire" viel zu hoch - ich habe all zu oft das Problem, das bestimmte Dinge Nichts beitragen und sie sind auch nicht in einer Art geschrieben, dass ich sie irgendwie anders genießen würde. Doch das ist mein persönlicher Geschmack. Außerdem sieht man, das es funktioniert. Die Serie wäre ansonsten nicht so ein Erfolg. Aber vielleicht erscheinen anderen von euch Szenen dort ja gar nicht als Fluff und euch geht es ganz anders als mir dort? Letztlich ergibt sich aber eine Alternative zu "Szene streichen" in dem du dem Leser darin etwas gibst, was ihn unterhält und wodurch er sie nicht als Zeitverschwendung wahrnimmt. Das ist hat nicht notwendigerweise etwas mit dem Plot zu tun.

(Eine andere Möglichkeit wäre natürlich sie in den Plot einzubinden - aber da muss man, denke ich aufpassen, dass es nicht schnell zu gezwungen wirkt)