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Tierische Sidekicks - was geht, was geht gar nicht?

Begonnen von Erdbeere, 01. März 2013, 09:58:17

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Erdbeere

Liebe Zirkler! ;D

Ich plotte gerade mein neues Projekt und jetzt meldet sich da eine schwarze Katze, die unbedingt an die Seite meiner Prota gestellt werden will. Zudem will sie sprechen können, nachdem sie eine Begegnung mit einem Mumienfluch hatte.

In einem meiner anderen Projekte habe ich bereits so etwas wie tierische Sidekicks - Manifestationen der menschlichen Aura in Tiergestalt. Diese können aber weder sprechen noch tragen sie gross zum Plot bei, sie helfen nur, Seelen zu finden.

Ich frage mich nun: Was ist angebracht? Wir kennen tierische Sidekicks vor allem aus Disney- und Pixarfilmen, ich denke da besonders an Tangled (Rapunzel) sowie Brave (Merida) mit ihren jeweiligen Pferden. Die sprechende Katze kenne ich aus Sailor Moon und Kiki's Delivery Service, beides Anime.

Gehen tierische Sidekicks heute überhaupt noch? Und wie sehr vermenschlichen darf man oder sollte man (nicht)?

Kuddel

Also meine Meinung ist da ganz einfach. Auf jeden Fall gehen sie heute noch. Sie bieten einfach zu viele Möglichkeiten, als dass man sie links liegen lassen sollte. Allein die Möglichkeit ihrer Wahrnehmung ist eine ganz andere. Und dann noch den Witz, den sie einbringen können.

Ich wüsste nicht, warum nicht. Man muss nur eine deutliche Erklärung haben, warum sie halt mit dem Prota kommunizieren können. Und dann seh ich da gar keine Probleme. Schließlich haben einige Tiere ja noch den Niedlichkeitsfaktor.  ;)
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Moni

#2
Also, da kann ich ja eigentlich nur auf unsere Tierbegegnungenrubrik in der Bibliothek verweisen: http://www.tintenzirkel.de/tiere/
(außerdem habe ich zu dieser Rubrik die Einleitung geschrieben und mag sie immer noch.  ;D)

Tierbegleiter gibt es in der Fantasy schon sehr lange, in den verschiedensten Ausprägungen. Ich wüsste auch nicht, warum es "heute" nicht mehr gehen sollte. Fantasy hat doch den wunderbaren Aspekt, im besten Sinne zeitlos zu sein. Ich denke, es "geht" eine ganze Menge, man muß sich als Autor einfach nur trauen.  8)
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und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
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Luna

#3
Kuddels und Monis Post kann ich so unterschrieben: Auf jedenfall gehen sie heute noch. Eine sprechende Katze fände ich total niedlich :wolke:. So eine will ich auch haben :brüll: und einen Schattenwolf und das blöckende kleine Einhorn aus der Zeichentrickserie "Im Land der phantastischen Drachen" und dieses kleine Vieh aus Captain Future und ....


Maran

Ob es "heute" noch geht oder nicht, ist für mich nebensächlich. Ich persönlich mag es nicht, wenn "echte" Tiere mit Menschen in der menschlichen Sprache kommunizieren. Ich möchte es einmal den umgekehrten Fall erleben, denke aber nicht, daß ich daran Gefallen finden würde. Etwas anderes ist es, wenn diese Kommunikation auf mentaler, und nicht auf verbaler Ebene stattfindet. Keine Ahnung, woran das liegt. "Unechte" Tiere, also z.B. Manifestationen als Ausdruck von Aspekten menschlichen Charakters oder Fähigkeiten ist etwas ganz anderes. Pullmans Daemonen z.B. finde ich sehr gelungen.

Janika

Im Allgemeinen: Es ist Fantasy, es ist (fast) alles erlaubt! ;D (Oder geht es doch um ein anderes Genre?)

Okay, aber ernsthaft. Ich persönlich habe da nichts gegen, nicht grundsätzlich. Es kommt mir aber immer auf die umgebende Story an, ob ich das passend finde oder nicht.
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

DEckel

Ich denke das ist wieder eine Frage für den jeweiligen Leser.

Mir geht es da ähnlich wie Maran, sprechende Tiere mag ich nicht und werde sie auch nicht verwenden.
Ein Mensch der durch den Fluch in Tiergestalt verwandelt wurde, der (menschliche) Geist der Mumie der in die Katze gefahren ist, das wären (ausreichend) befriedigende Erklärungen für mich - Wobei dann immernoch die Frage bleibt ob eine Katze mit ihrer Anatomie überhaupt in der Lage wäre menschlich zu sprechen.
Aber um das zu beantworten habe ich einfach durch zu viele Biologiestunden geschlafen ;)

Ryadne

Ich wüsste auch nichts, was dagegen spräche, solche Tiere einzubauen.
Ich messe jeden Katzenbegleiter aber an dem Kater aus Coraline von Neil Gaiman. Das finde ich nämlich toll gelöst, wie der Kater in der Spiegelwelt sprechen kann und in der "normalen" Welt eben wie eine ganz normale Katze erscheint.

Seltsam gemacht finde ich es dagegen in Sylvie und die verlorenen Stimmen, wo irgendwie so eine eigene Tiersprache eingeführt wurde. Interessante Idee, die Ausführung wirkt aber leider stellenweise albern.

Erdbeere

Ich hätte nicht gedacht, dass gleich so viele von euch nicht abgeneigt seid gegen solche Sidekicks. Ich persönlich bin auch mehr Befürworter, allerdings finde ich auch, dass tierische Begleiter sehr gut geformt bzw. eingefügt sein müssen. Was nun die biologischen Aspekte angeht, ob eine Katze überhaupt fähig ist, in der menschlichen Sprache zu kommunizieren, sei dahingestellt und wird wohl individuell ausfallen. Eine gute Erklärung muss aber gegeben sein.

Ich handhabe das nun so, dass mein Kater eigentlich ein völlig normaler Kater ist, bis er mit der Mumie in Kontakt kommt (Katzen sind ja bekanntlich sehr neugierig ;) ). Der Geist der Mumie, oder was auch immer, fährt in die Katze und kommuniziert durch sie mit meinen Protas. Ich höre schon ihre sarkastisch-zynischen Kommentare à la Grumpy Cat. :rofl:

Joel

Ich stehe dem ganzen doch etwas kritischer gegenüber  :) Wenn ein Sidekick gut in die Geschichte eingeflochten ist - überhaupt kein Problem. Aber ich stelle mir das ziemlich schwer zum Schreiben vor, weil Sidekicks meiner Meinung sehr schnell Gefahr laufen, lächerlich oder nervig zu werden, wenn man es mit ihnen übertreibt.
Dann kommt es natürlich, wie bereits erwähnt, auf den Text an, in dem ein Sidekick auftaucht, und auf die Geschichte, die erzählt werden soll. Ich kenne den Grundton deines Textes nicht, Erdbeere, aber wenn der Inhalt eher düster-ernst ist, könnte ein Sidekick vielleicht die Spannung aus der Geschichte herausnehmen, wenn er in jeder Gefahrensituation einen Oneliner von sich gibt.
Und dann zwei Fragen, die ich mir selbst gerade gestellt habe: Welchen konkreten Wert hat ein Sidekick denn für eine Geschichte? Braucht es ihn wirklich?

Malinche

#10
Rufus, mein selbstverliebter Kojotengott, hat mit dem verrückten Huhn Pip einen sehr schrägen Sidekick. Da er ja selbst ein göttlicher Gestaltwandler ist und ihm Pip von einem anderen Gott verliehen wurde, konnte ich recht gut erklären, dass Pip sprechen kann. Das Huhn ist jedenfalls bei den Lesern außergewöhnlich gut angekommen. Allerdings habe ich auch drauf geachtet, dass es nicht nur schmückendes Beiwerk ist. Als Rufus' wandelndes Gewissen hat es auch eine Funktion für die Geschichte und hilft ihm öfter mal auf die Sprünge bzw. aus der Patsche. Ohne Pip funktioniert die Geschichte nicht. Das ist für mich meist der Indikator, ob eine Figur nötig ist oder nicht.

Und dann gibt es in meinen Kondorkindern noch ein sprechendes Alpaka. Da hatte ich große Sorge, dass es zu albern sein könnte - aber es taucht in der Tat genau nach einem sehr kritischen Punkt in der Handlung auf, als es wirklich Auflockerung braucht. Aber auch für Chaski gilt: Er ist nicht nur um seiner sarkastischen Kommentare willen in der Story, sondern erfüllt letztlich auch eine Funktion für den Plot.

Ansonsten denke ich auch, es muss sich in die Geschichte einfügen. Unter Umständen kann ein sprechender tierischer Sidekick viel Atmosphäre kaputtmachen - und umgekehrt kann ein tierischer Begleiter auch ohne Sprache sehr viel dazu beitragen.

[EDIT] Zum Thema Kommunikation muss ich auch mal wieder an "Ratatouille" denken - okay, ein Film, kein Buch, und ob Rémy als eigentliche Hauptfigur wirklich als Sidekick durchgeht, ist ja auch die Frage. Aber das Problem der Kommunikation zwischen Mensch und Tier wurde in dem Film wirklich auf originelle und stimmige Weise gelöst, was mir sehr gefallen hat und zeigt, dass man sich doch auf sehr vielen verschiedenen Ebenen verständigen kann. Man muss nicht immer die menschliche Sprache dazu nutzen.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Kati

ZitatWobei dann immernoch die Frage bleibt ob eine Katze mit ihrer Anatomie überhaupt in der Lage wäre menschlich zu sprechen.

Ich glaube, hier liegt das Problem. Das geht soweit ich weiß nämlich nicht und, auch wenn es Fantasy ist, finde ich Tiere, die mit Menschen sprechen immer etwas seltsam. Außerdem sollte man Tiere meiner Meinung nach nicht vermenschlichen. Auch eine sprechende Katze sollte sich noch wie eine Katze verhalten und nicht wie ein kleiner Mensch mit Fell. Erdbeeres Idee mit dem Mumienfluch hingegen finde ich sehr gut. Da kann man ja immer annehmen, dass der Fluch die Katze so weit verändert hat, dass sie sprechen kann. Gegen so einen Tiersidekick hätte ich nichts einzuwenden.  :) Was ich persönlich aber nicht mag, ist, wenn das Tier genauso gut ein Mensch sein könnte und man keinen Unterschied merken würde. Die tierischen Merkmale sollten erhalten bleiben. Aber so eine Grumpy-Cat-Mumienkatze fände ich beim Lesen sicherlich toll.  ;D

Ich selbst nutze als tierische Sidekicks eigentlich nur Vögel. Ich finde es einfach faszinierend, dass zum Beispiel Dohlen menschliche Stimmen nachahmen können und arbeite damit sehr gern. Ansonsten mag ich sehr gern Menschen, die in Tiere verwandelt wurden oder sich verwandeln können. Der Frosch in "Enchanted" von Alethea Kontis ist zum Beispiel eigentlich ein Prinz und er spricht auch wie einer, aber er bewegt und benimmt sich wie ein Frosch. Das fand ich klasse.  :)

Ludovica

Ich gehe mit Kati darin konform, dass ein tierischer Charakter sich auch wie ein Tier benehmen sollte.

Meine Meinung über sprechende Tiere ist leicht zwiegespalten - einerseits liebe ich Salem aus Sabrina - Total Verhext, und werde ihn auch immer lieben, andererseits gehen mir die meisten anderen 'vorlauten'/'witzigen' tierischen Sidekicks sehr schnell auf den Keks. Die Tiere in den Disneyfilmen gehen allerdings, nachdem die ja nicht sprechen und sich immer noch sehr tierisch verhalten. Und Luna und Artemis aus Sailor Moon sind auch Ausnahmen, die werden aber auch pointiert nicht witzig oder niedlich dargestellt (außer hin und wieder unabsichtlich), sondern als kompetente Charaktere, deren Aufgabe eben mehr ist, als nur niedlich zu sein und witzige Kommentare von der Seitenlinie aus abzugeben.

Ich glaube, das ist wirklich das, was mich an tierischen Sidekicks stört - wenn sie wirklich die ganze Zeit nur sarkastische/ironische Kommentare ablassen, und nicht wirklich ein integraler Teil des Plots sind. Aber so gehts mir eigentlich auch bei menschlichen Charakteren...

Ich denke, es ist immer eine Gradwanderung. Wenn der Charakter wirklich in die Geschichte muss, damit die Geschichte am Ende so Sinn macht, wie sie ist, dann immer her damit - aber wenn man so einen Charakter nur des Witzes/der Niedlichkeit halber einführt, sollte man es lieber gleich lassen...

Und um nochmal auf Salem zurückzukommen: 'Mensch wird zur Strafe für etwas in ein Tier verwandelt und muss lernen, damit zu leben' ist immer noch eines meiner Lieblingstropes, wenn es um Tiere in Geschichten geht  ;D Und Gestaltwandler können in kleinen Dosen auch sehr erfrischend sein.

Lovagh

Ich finde, Tiere richtig sprechen zu lassen, eher seltener passend, außer es sind wirkliche Ausnahmen oder eben Gestaltenwandler. Aber wenn die Kommunikation auf anderer Weise erfolgt und, wie Kati schon geschrieben hat, die tierischen Merkmale erhalten bleiben, dann finde ich so etwas nicht schlecht.
Dadurch, dass deine Katze durch eine Mumie verflucht wurde, könnte ich mir besser vorstellen, dass sie deinen Prota ihre Gedanken zuspielt und er aber normal zu ihr spricht. Würde sie richtig sprechen, hätten ihr Stimmbänder wachsen müssen. Hierfür aber würden auch andere körperliche Veränderung der Glaubwürdigkeit zuträglich sein.
Ich finde auch, wie Ludovica, dass Tiere nicht (nur) für Witzigkeit "missbraucht" werden sollten.

Debbie

Ich gehöre leider auch zu der Fraktion, die sprechenden Tieren überhaupt nichts abgewinnen kann (Sorry, Erdbeere!). Wenn sich Tiere der gleichen Gattung miteinander unterhalten ist das natürlich was anderes - auch "telepathische" Kommunikation finde ich angemessen; wobei ich hier auch einen "einfacheren" Wortlaut der Gedanken, bzw. nur Stichwörter (wie z.B. in Elfquest) bevorzuge ...

Alles andere hat, für mein subjektives Empfinden, irgendwie einen "Kinderbuch-Anstrich"  :-[