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Tierische Sidekicks - was geht, was geht gar nicht?

Begonnen von Erdbeere, 01. März 2013, 09:58:17

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Erdbeere

Hier braucht sich keiner bei mir zu entschuldigen, ich habe lediglich eine Diskussion gestartet. ;)

Da ich noch in einer sehr frühen Planungs- und Plotphase bin, kann sich noch alles ändern, vor allem, da ich noch keine Ahnung habe, was für eine Rolle die Mumie genau spielen soll bzw. wer sie war. Ich möchte jetzt auch nicht, dass sich der ganze Thread auf mein "Problem" bezieht, ich habe das lediglich als Beispiel genommen, um eine Diskussion zu starten (wir sind hier schliesslich im Workshop-Bereich und nicht im Autoren-helfen-Autoren).

Einen Sidekick, sei er nun menschlich oder tierisch, nur wegen der Witzigkeit zu missbrauchen, wie Lovagh so schön sagt, geht für mich gar nicht. Da muss Substanz dahinter sein und ein nicht unrelevanter Beitrag zum Plot.

Malinche

Ich muss noch was zu Debbies Anmerkung in Richtung "Kinderbuch-Anstrich" sagen. Das kann durchaus öfter vorkommen. Rufus ist von einer Agentur u.a. wegen der tierischen Sidekicks abgelehnt worden, muss ich der Ehrlichkeit halber sagen, weil durch ihre Anwesenheit der Eindruck entstand, dass sich das Buch an ein jüngeres Publikum richtet - obwohl es von der Story her nicht direkt so angelegt ist.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sprotte

An tierischen Sidekicks hatte ich bislang Rokou - angeblich ein Babygreif, in Wahrheit eine fliegende Katze. Er ist unglaublich süß, spricht grammtikbefreit und ist ein vollwertiges Mitglied der Gefährtengruppe. Bislang liebte jeder Testleser ihn.
Weiter: Ruhk, ein Kuggel. Das ist ein Fellball mit Zähnen, der menschliche Sprache versteht, deutlich intelligenter ist, als alle vermuten und sich selbst nur mit Gurrlauten verständigt. Definitiv plotrelevant.
Und zuletzt Civo: Kriegskatze, verständig und kriegerisch, spricht nicht. Findet aber mitunter sein Herrchen unermeßlich dämlich und bringt das auch zum Ausdruck.

Naudiz

Ich habe gar keine tierischen Sidekicks... jedenfalls keine, an die ich mich erinnere. Meine Chira hat zwar einen Hengst, Dunkelkönig, an dem sie sehr hängt, aber plotrelevant ist der Gute absolut nicht.

Ich kann aber auch recht wenig mit sprechenden Tieren und dergleichen anfangen. Wenn die Tiere wie bei Sprotte oder Malinche eine Funktion für den Plot haben, sind sie okay, aber selbst da habe ich ab und an noch Zahnschmerzen. Das muss schon richtig gut umgesetzt werden, um mich zu überzeugen.

Was mich auch stört, ist die allzu starke Vermenschlichung ohne triftigen Grund. Wenn die Seele eines Toten in ein Tier gefahren ist, kann es sich gern ein wenig menschlich benehmen, aber Sprechen ist ein absolutes No-Go, es sei denn, man handelt sich gerade zufällig um einen Papageien oder sonst ein Tier, das anatomisch dazu in der Lage ist, menschliche Laute zu formen.

Kisara


Ich stimme Naudiz zu:

ZitatSprechen ist ein absolutes No-Go, es sei denn, man handelt sich gerade zufällig um einen Papageien oder sonst ein Tier, das anatomisch dazu in der Lage ist, menschliche Laute zu formen.

Das sehe ich genau wie sie - es macht anatomisch keinen Sinn, und Sinn ist für mich in einem Roman für Erwachsene sehr, sehr wichtig, wenn nicht das Wichtigste. Bei Disney und Ko ist das alles eine andere Geschichte...
Tierische Sidekicks können süß sein, und schöne Szenen liefern. Ich persönlich mag sie nicht, aber das ist was anderes. Den Reiz würde ich darin suchen, dass sie entweder nicht sprechen können, oder aber der Protagonist einen Weg findet von sich aus die Tiersprache zu verstehen bzw. logisch kommunizieren zu können.
Viele Worte, am Ende: Wenn es stimmig ist und in das Roman-Setting passt, kein Problem.

Janika

Sprechen können die Tiere bei mir auch nur sehr selten "wirklich" - ich nutze meist die Gedankenkommunikation. Dass das eigentlich anatomisch unmöglich ist, stört mich nämlich auch, auch wenn ich es nicht ganz so eng sehe. ::)
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Verwirrter Geist

Ich persönlich habe gar kein Problem mit tierischen Sidekicks. Ich kann mich zwar gerade wirklich eher nur an Bücher für Jüngere erinnern, wo sie vorkommen,(Märchenmond von Hohlbein und Konsorten) hätte aber auch in erwachseneren Büchern keine Probleme damit.

Wichtigstes Kriterium sollte aber wirklich sein, dass es unbedingt ein Tier sein muss. Wenn die tierischen Begleiter wie schlecht verkleidete Menschen wirken, macht es mir absolut keinen Spaß. Wichtig wäre mir auch noch, dass es eher ungewöhnliche Tiere sind. Gerade Hunde und Katzen empfinde ich als eher langweilig in Büchern, weil jeder eine zumindest grobe Vorstellung davon hat, wann sie sich wie verhalten. Vögel, Echsen und anderes Getier hätten viel mehr Potential mich zu überraschen, was ich von so einem Sidekick irgendwo auch erwarte.

Zu der Sache mit der Begründung: Ich finde die Variante mit dem Mumienfluch total in Ordnung und bei einer Katze auch noch gut nachvollziehbar. Wobei ich ehrlich bin: Ich sehe zwischen einer etwaigen Telekinesekommunikation und der Variante, wo Tiere plötzlich gegen die anatomischen Gesetze "einfach so" sprechen können, kaum einen Unterschied. Oder eher: Ich würde nur einen sehen, wenn die Telekinese wirklich stringent und logisch erklärt würde. Was ich so auch noch nirgends gelesen habe, was natürlich nicht heissen muss, dass es das nicht gibt.  ;)

Sanjani

Ich persönlich bin kein großer Fan von sprechenden Tieren. Wenn ich schon Sailor Moon oder Sabrina lese, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass Malinches Alpaka mich gestört hätte. Wahrscheinlich war es gut gemacht :) Ich glaube, es macht für mich auch einen Unterschied, wenn das mal vorkommt, weil ein Tier an einem Punkt wichtig wird, oder wenn da ständig ein Tier mit rumscharwenzelt und doofe Kommentare abgibt.

Tierbegleiter finde ich wiederum schön, wenn sie plot- oder charakterrelevant sind. Ich hab z. B. in einem Projekt einen Prota, der die Natur beeinflussen und mit Tieren kommunizieren kann. Er hat einen einsamen Wolfswelpen aufgezogen und die Wölfin ist sein Gefährte und hilft bei der Jagd. Er selbst lebt im Wald und fühlt sich Tieren und der Natur mehr zugetan als Menschen. Außerdem funktioniert die Kommunikation nur recht basal. Die unterhalten sich also nicht miteinander um Gesellschaft zu haben, sondern es sind eher kurze Stichwörter, die sie austauschen. Meine Kommunikation funktioniert auch eher telepathisch bzw. emotional und ich versuche auch stets zu vermitteln, dass die Wölfin eben eine Wölfin ist, die ihren Instinkten gehorcht, die teilweise aber auch domestiziert ist und ihren menschlichen Gefährten als Rudelführer betrachtet.

Das ganze ist in dieser Geschichte ein sehr tragendes Element und ist auch das einzige, wo ich so etwas eingebracht habe. Darüber hinaus gibt es in meinen Geschichten natürlich Tiere, aber die können nicht kommunizieren und sind austauschbar, spielen also auch keine wichtige Rolle. Ich hatte außer dem oben genannten Projekt noch kein anderes, wo ein tierischer Begleiter sinnvoll und nötig gewesen wäre. So etwas wie mit dem Mumienfluch ist für mich als Erklärung zwar stimmig, aber ich glaube, es würde mir nicht gefallen. Aber das ist wohl, wie vieles, auch einfach Geschmacksache.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Sanjani

Edit: Sorry, irgendwie schluckt der meine Leerzeilen mit Google Chrome nicht :)

Ich persönlich bin kein großer Fan von sprechenden Tieren. Wenn ich schon Sailor Moon oder Sabrina lese, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass Malinches Alpaka mich gestört hätte. Wahrscheinlich war es gut gemacht :) Ich glaube, es macht für mich auch einen Unterschied, wenn das mal vorkommt, weil ein Tier an einem Punkt wichtig wird, oder wenn da ständig ein Tier mit rumscharwenzelt und doofe Kommentare abgibt.

Tierbegleiter finde ich wiederum schön, wenn sie plot- oder charakterrelevant sind. Ich hab z. B. in einem Projekt einen Prota, der die Natur beeinflussen und mit Tieren kommunizieren kann. Er hat einen einsamen Wolfswelpen aufgezogen und die Wölfin ist sein Gefährte und hilft bei der Jagd. Er selbst lebt im Wald und fühlt sich Tieren und der Natur mehr zugetan als Menschen. Außerdem funktioniert die Kommunikation nur recht basal. Die unterhalten sich also nicht miteinander um Gesellschaft zu haben, sondern es sind eher kurze Stichwörter, die sie austauschen. Meine Kommunikation funktioniert auch eher telepathisch bzw. emotional und ich versuche auch stets zu vermitteln, dass die Wölfin eben eine Wölfin ist, die ihren Instinkten gehorcht, die teilweise aber auch domestiziert ist und ihren menschlichen Gefährten als Rudelführer betrachtet.

Das ganze ist in dieser Geschichte ein sehr tragendes Element und ist auch das einzige, wo ich so etwas eingebracht habe. Darüber hinaus gibt es in meinen Geschichten natürlich Tiere, aber die können nicht kommunizieren und sind austauschbar, spielen also auch keine wichtige Rolle. Ich hatte außer dem oben genannten Projekt noch kein anderes, wo ein tierischer Begleiter sinnvoll und nötig gewesen wäre. So etwas wie mit dem Mumienfluch ist für mich als Erklärung zwar stimmig, aber ich glaube, es würde mir nicht gefallen. Aber das ist wohl, wie vieles, auch einfach Geschmacksache.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

AlpakaAlex

Ich LIEBE es einfach, meinen Figuren tierische Sidekicks zu geben, weshalb ich das auch ständig mache, wenn es sich nur irgendwie einrichten lässt. Wenn nicht den Hauptcharakteren, dann irgendwelchen Nebenfiguren. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, dann nutze ich sie auf jeden Fall. Ich liebe es nämlich einfach Tiere und ihre Reaktionen zu beschreiben. Das macht einfach so viel Spaß.

Das ist auch eine der Sachen, die ich so schade daran finde, dass ich Der Schleier der Welt nicht mehr weiterschreiben werde. Denn die Reihe hatte Watson, den besten Hund immer. Einen leicht übergewichtigen (später dann nicht mehr) Berner Sennenhund, der treudoof der Protagonistin hinterherdackelte und so wirklich gar nicht angetan davon war, wie oft sie sich eigentlich in unnötige Gefahr begab. Könnte der Hund sprechen, er hätte ihr schon am Anfang des ersten Bandes erzählt, dass sie sich da mit Werwölfen anlegt. Aber er konnte ja nicht und auf seine Warnungen hört niemand.

Dann habe ich in Sturmjägerinnen eine Krähe als tierischen Begleiter von Mutya. Zugegebeermaßen hat Gani, die Krähe, nicht ganz so viel Charakter wie Watson, was allerdings auch ein wenig daran liegt, dass wir hier drei Perspektivenfiguren haben, von denen nur eine einen Bezug zu Gani hat.

In Jadeblut wird es dann eine Ratte als tierische Begleitung für einn Charakter geben. Als Rattenhalter wollte ich das schon lange machen und nutze hiermit dann meine Chance. :D
 

Lucien

Ich habe kein Problem mit tierischen Sidekicks, die sprechen können, sofern sie gut umgesetzt sind und sich trotzdem noch wie Tiere verhalten. Trotzdem bevorzuge ich die Variante, dass die tierischen Begleiter der Protas nicht sprechen, sich dafür aber durch ihren Charakter auszeichnen.

In meinen Projekten spielen Tiere allgemein eine große Rolle, schon allein aufgrund der Tatsache, dass es häufig um Werwölfe und Gestaltwandler. Es gibt außerdem eine Reihe von Arbeitstieren zum Ziehen von Fuhrwerken aller Art (auch in der Luft), als Reittiere und sie werden als Spione eingesetzt.
Da versteht es sich von Selbst, dass meine Figuren auch Haustiere haben.

Für mich bieten Tiere als Sidekicks auch eine schöne Möglichkeit, sozusagen durch die Hintertür neben Unterhaltung auch Wissen über die jeweiligen Tiere zu vermitteln. In meinem Fall sind es für gewöhnlich Hunde. Der Prota kann an einem Tisch sitzend aus dem Fenster starren, während er über ein Problem nachdenkt oder er kann dabei seinen Hund bürsten, die Krallen schneiden und die Ohren kontrollieren.
Dass die Tiere dabei sprechen, halte ich persönlich nicht für notwendig. In der Realität können wir unsere Tiere ja auch "lesen" und erkennen, was sie uns gerade mitteilen wollen. Sie können meinen Figuren dann halt nicht haargenau erklären, dass hinter dem Busch drei Meter vor ihnen fünf Räuber lauern, aber knurren reicht ja auch völlig aus.

Am Ende kommt es für mich darauf an, wie die Geschichte allgemein aufgebaut ist. Wenn Tiere allgemein so eingeführt werden, dass sie sprechen können, ist es etwas anderes als wenn sie es eigentlich nicht können und der Sidekick plötzlich doch spricht. 

Sparks

#26
Hallo Erdbeere.

Zitat von: Erdbeere am 01. März 2013, 09:58:17Ich plotte gerade mein neues Projekt und jetzt meldet sich da eine schwarze Katze, die unbedingt an die Seite meiner Prota gestellt werden will. Zudem will sie sprechen können, nachdem sie eine Begegnung mit einem Mumienfluch hatte.


Oh, sowas kenne ich von mir selber. Einige von meinen Träumen werden von meiner seit über 35 Jahren toten aber in meinen Träumen immer noch sehr lebendigen Katze im Duktus einer süffisant-bissigen Klatschreporterin kommentiert.  ;D


Zitat von: Erdbeere am 01. März 2013, 09:58:17Gehen tierische Sidekicks heute überhaupt noch? Und wie sehr vermenschlichen darf man oder sollte man (nicht)?

Das ist vermutlich Geschmackssache und hängt an Deiner Zielgruppe. Und es muss natürlich in die Story passen.
Die Katze bei Dir müsste ja z.B. noch nicht einmals "real" sein....der Protagonist könnte sie sich lebhaft einbilden, wenn er unter Stress gerät, übermüdet ist, in sonstigen Ausnahmesituationen ist...oder einfach nur vor sich hinträumt. Der Protagonist muss dafür noch nicht einmals "wahnsinnig" sein. Wenn er noch ausreichend zwischen der Vorstellung und der Realität unterscheiden kann und auch keinen Leidensdruck hat, ist das auch nicht "krankhaft". Tatsächlich ist soetwas durchaus auch irgendwie realistisch.

Die Katze kann frech wie eine Bauchrednerpuppe Sachen aussprechen, die der Protagonist selber nicht sagen würde. Sie kann eine deutlich sinnlichere und direktere Wahrnehmung für die Situation haben als der Protagonist.

Also das hat Potential, durchaus.  ;)



Grüße: Bernd



Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Depression

KaPunkt

Bernd, ich glaube, Erdbeere hat ihr Sidekick Problem inzwischen gelöst.
Ich würde es ihr zumindest wünschen.

*duck und weg*

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Maja

Zitat von: KaPunkt am 10. März 2023, 19:06:29Bernd, ich glaube, Erdbeere hat ihr Sidekick Problem inzwischen gelöst.
Ich würde es ihr zumindest wünschen.
Da das Thema nicht unter ,,Autoren helfen Autoren", sondern im Workshop geöffnet worden ist, darf die Eingangsfrage natürlich auch nach zehn Jahren nochmal neu beantwortet werden. Threadnekromantie ist im Tizi immer eine gute Sache, hilft, neues Licht auf alte Fragen zu werfen. Allerdings ist Erdbeere schon lang nicht mehr aktiv und wird deswegen nicht mehr persönlich reagieren.

@Sparks
Du darfst gern in alten Threads antworten. Es ist aber besser, nicht nur den ersten Beitrag zu beantworten, sondern zu sehen, wie sich der Thread in der Zwischenzeit entwickelt hat. Also besser auf den letzten Beitrag eingehen als auf den ersten!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

KaPunkt

Danke Maja.
Eigentlich sollte mein zugegeben polemischer Post, dafür möchte ich mich entschuldigen, @Sparks , nur auf genau das hinweisen, was du selbst schreibst: Erdbeere konkrete Frage ist nicht mehr aktuell.
Die allgemeine natürlich durchaus. In zehn Jahren ändern sich Trends ja auch.

Liebe Grüße,
KaPunkt
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(Diane di Prima)