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Wo sind die Ideen?

Begonnen von Söfchen, 02. Februar 2012, 14:27:50

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Rynn

Noch etwas eher Praktisches:
Story Prompts. Manchmal braucht man nur einen Satz und er führt einen irgendwohin. Auch als Schreibübung ganz toll. (Link ist aber leider englisch, dafür gibt es jeden Samstag fünf mehr oder weniger knappe Anfänge, aus denen man dann etwas ganz Eigenes entwickeln kann.) Für alle, die vielleicht ab und zu einen Schubser brauchen. :)
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Kraehe

Pragmatisch: das Leben als Vorlage nehmen 8)

Entweder aus der eigenen Situation, in der man sich gerade befindet, etwas zusammenspinnen (ich finde es im Moment immer sehr inspirierend, wenn ich nachts durch die absolut leere Stadt heimlaufe, es ist verdammt kalt, ich laufe auf der Straße, Einbahnstraße, gegen den Strich. Als Beispiel.) Versuch dich von außen zu sehen und dann spinn eine Geschichte um einen Charakter der durch was auch immer irgendwie gerade jetzt auf diese Position gekommen ist. Bei mir funktioniert das - ist gleich alles drumrum da.

Oder, was mir sehr gut gefallen hat: Uns wurde letztes Jahr ein Schreibspiel vorgeschlagen (während einem Seminar). Das da hieß 'Personenbeschattung'. Such dir jemand (vorteilsweise in der Stadt, wo das nicht so auffällt *pfeif*) und folge ihm. Studier den jemand ganz genau. Seine Gesten. Seine Art zug ehen. Sein Gesicht. Seine Mimik. Seine Schuhe. Alles. Folg ihm - unauffällig - und setz die Observation fort, bis du ein gute Profil erstellt hast.
Dann hast du einen Charakter und kannst um den rum was aufbauen, wenn du magst - wenn du von der Beobachtung aus weiter spinnst. Warum tut er das? Wie oft tut er das? etc. etc. ...
Finde ich simpel und sehr spannend gleichzeitig.

Bianca Jones

#32
Ja, Söfchen, dass kann ich echt gut verstehen...ich finde die Vielschreiber-Autoren auch immer ein bissl gruselig, die ständig neue Geschichten raushauen...

Mein Tipp geht ein bissl in Richtung von dem was schon Malinche und Rynn geschrieben haben, in einem Schreibratgeber habe ich mal die Übung gelesen: Schreiben nach... Überschriften (aus Zeitschriften, bspw.), oder nach Bilder... dazu heißt es bei Kellermann (Fiktionales Schreiben):
"Suchen Sie sich aus Zeitschriften und Zeitungen fünf bis zehn Bilder aus, die Ihr Interesse wecken [...] Die Aufgabe besteht nun darin, zu diesem Bild eine Geschichte zu erfinden. An welcher Stelle einer Geschichte könnte dieses Bild erzählt werden? Am Anfang? Am Ende? Ist es der Höhepunkt? Oder das Ereignis, das die Geschichte in Gang setzt? Wie kam es zu dem Bild?..."
Ich hab das schon ein paar Mal gemacht und es kommen da wirklich immer ein paar Ideen, ich glaube, man sollte "Fantasie haben" auch als etwas sehen, was man trainieren kann... was einem nicht immer nur zufliegt, dass hat soviel von diesem Geniegedanken, der mich persönlich immer sehr stresst. Mir hat auch sehr geholfen, sich mal Gedanken über seine Inspiration zu machen... was genau fasziniert einen wirklich und warum? Welche Verbindungen gibt es da zum eigenen Leben? Ich glaube, da kommt man auch vielem auf die Spur.

Drück dir auf jeden Fall die Daumen, dass du da deinen Weg findest,
Grüssle, Bianca

p.s. Duschen hilft mir auch oft  :D

Ingroscha

#33
Gerade unter Stress fehlen auch mir die Ideen. Das merke ich aber eigentlich immer erst dann, wenn ich mal völlig entspannt bin. Denn dann fallen mir immer wieder Kleinigkeiten ein, meist bei der Beobachtung meiner Umgebung. söfchen, ich kann dein Problem also gut nachvollziehen. Ich drücke dir die Daumen, dass die Ideen bald wieder zu dir finden - auch im Falle von Ausschreibungen.


Ich habe auch noch eine Frage zu Ideen an euch. Falls ich dafür aber besser einen neuen Thread öffnen soll, sagt mir bitte Bescheid. Gestern abend kam ich von der Buchmesse zurück, diese vier Tage dort haben mich sehr gut aus dem Berufsstress geholt und so konnte ich auch mal wieder erleben, dass an vielen Orten kleine Ideen auf mich lauerten. Ich bin aber oft unsicher, ob diese Schnippsel denn überhaupt schon zu was taugen. Wie "groß" sind eure Ideen, wenn ihr von Ideen sprecht? Sind es einzelne Szenen, Personen, Settings oder gar ganze Plots? Bei mir sind es meist Szenen, Begebenheiten, die sich, wenn ich weiter über die Zusammenhänge nachdenke, in verschiedene Richtungen weiterentwickeln. Geht es euch auch so oder ganz anders?

LG Ingroscha

Kisara


:hmmm: "Idee" ist an sich ein Wort, das sowohl sehr groß, als auch winzig sein kann. Aber das, was sie auszeichnet, ist das es wachsen kann.

Teilweise sind meine Ideen nicht mehr als ein Name. Es ist so simpel, dass ich nur einen Namen lese und sofort weiß, dass diese Person in meinem Roman vorkommen wird. Ich weiß nicht wieso, in welcher Art oder an welcher Position. Aber den Namen werde ich nicht mehr los.
Dasselbe gilt für winzige Szenenabschnitte, manchmal so lang wie ein Song meiner Lieblingsband, manchmal nur ein einzelner Satz, ein Vers oder auch nur eine Formulierung.

Natürlich machen solche Schnipsel noch keine Szene und schon gar keinen Roman, aber jede Kleinigkeit für mich ist voller Potential und wenn sie es schafft länger als zwei Stunden in meinem Kopf zu überleben, dann ist sie es auch wert irgendwann irgendwie verwertet zu werden.

Von daher, lass dich nicht von der Größe deiner Idee abschrecken - wenn du sie pflegst und manchmal vllt. auch einfach einen Moment rumstehen lässt, dann wird es sich (vielleicht) irgendwann auszahlen!  :jau:

Zanoni

Die meisten meiner Ideen entstehen nebenbei - oft aus Belanglosigkeiten heraus. Wenn etwas Interessantes daran ist, wird sie notiert und abgelegt, damit ich später vielleicht noch Gebrauch davon machen kann. Vielfach entwickeln sich dann aus diesen Ideen wieder neue Ideen, wenn sie später wieder hervorgeholt werden.

Aber wenn unter Zeitdruck eine Idee entstehen soll, dann nehme ich gerne Bilder zu Hilfe. Am besten Bildersammlungen, wie bspw. Google-Bildersuche oder Deviantart.com ... irgendwann stolpert man über etwas, das eine Idee auslöst.


Ingroscha

Dann können Ideen also in jeglicher Gestalt auftreten - gerade sehe ich sogar die Ideen vor mir, wie sie sich als kleine Personen zeigen, die überall rumsitzen - manche groß wie Riesen, andere klein wie Blumenelfen. :)  Danke für eure Antworten.

@Zanoni: Schöner Tipp sich von Bildern inspirieren zu lassen. Ich bin sehr visuell veranlagt, wohl auch ein Grund dafür weshalb ich Illustrationen in Büchern und Comics so mag. Da können mich Bilder sicher zu Ideen verleiten.

Alessa

Ich habe bei mir bemerkt, dass die Ideen kommen, wenn ich gar nicht darüber nachdenke. Mir ging es jetzt wieder mit einer Ausschreibung so. Lange habe ich mich hingesetzt und darüber gegrübelt, aber von Idee keine Spur. Dann kam sie mir einfach so ins Hirn, als wir letzten Freitag von der Buchmesse nach Hause gefahren sind. Ob dabei die Landschaft, an der wir vorbei gefahren sind, eine Rolle spielte, kann ich im nachhinein nicht sagen.

Die Ideen unfassen dabei nur kleine Schnipsel, die ich irgendwie miteinander verbinde. Seien es spezifische Gerüche, eine Textpassage, oder ein merkwürdig verkrüppelter Baum am Wegesrand. Ich glaube, es muss irgendwie zur gleichen Zeit, am gleichen Ort sein, um eine Idee in mir auszulösen. Mh, wenn ich genau darüber nachdenke, ist das irgendwie gruslig.  :hmmm:

Deshalb funktioniert das bei mir unter Zeitdruck nicht wirklich. Manchmal sind es dann noch Träume, die als Ideenfindung herhalten, aber das ist eher die Ausnahme. 

caity

Was mir auch immer mal wieder hilft - neben den bereits genannten Inspirationsquellen:
wenn ich ein Problem lange mit mir herumwälze, und überhaupt nicht mehr voran komme, weil ich einfach keine Idee habe. Dann hilft es mir oft, an die frische Luft zu gehen / den Standort zu wechseln. Mir kommen echt häufig Ideen, wenn ich einfach von A nach B unterwegs bin, oder beim Misten im Stall. Ich denke echt, das Blockaden teilweise einfach etwas mit dem Ort zu tun haben, an dem man sich befindet. Also, mir geht es zumindest so. Vielleicht hilft das ja auch dem ein oder anderen hier  :)
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Drachenfeder

Zitat von: caity am 20. März 2012, 09:13:52
Was mir auch immer mal wieder hilft - neben den bereits genannten Inspirationsquellen:
wenn ich ein Problem lange mit mir herumwälze, und überhaupt nicht mehr voran komme, weil ich einfach keine Idee habe. Dann hilft es mir oft, an die frische Luft zu gehen / den Standort zu wechseln.

Und vorallem dabei raus in die Natur. Das ist Inspiration pur. Sparziergang durch den Wald, um einen See, an einen Fluss. Ja, vorallem Wasser. Mich zieht das Wasser magisch an und hilft mir zur Ruhe zu kommen. Da kommen Ideen ganz von alleine.



Zanoni

Vielleicht hilft auch eine etwas andere, weniger übliche Einstellung zu diesem Thema.

Also anstatt zu denken, man müsse diese Ideen selbst "produzieren", könnte man sich vorstellen, die Ideen "schweben" sozusagen im Überfluss durch die Luft. Und immer dann, wenn man sich sozusagen auf sie "einstimmt", gelingt es einem sie tatsächlich "aufzufangen".

Wie schon viele betont haben, entstehen die meisten Ideen dann, wenn man sich am wenigsten mit ihnen beschäftigt. Je krampfhafter man versucht, sie zu entwickeln, und je intensiver man darüber nachdenkt, desto schwieriger, mühevoller und ergebnisloser scheint es zu werden. Wenn man jedoch anfängt "loszulassen", tauchen nach und nach immer mehr Ideen auf.

Natürlich ist das nur ein Gedankenbild, aber vielleicht ein nützliches.

Denn es scheint beinahe so, als müsse man eher ein Träumer als ein Denker sein, um auf gute Ideen zu kommen ...

Ingroscha

Zitat von: Zanoni am 20. März 2012, 15:51:20
Denn es scheint beinahe so, als müsse man eher ein Träumer als ein Denker sein, um auf gute Ideen zu kommen ...

Ich bin überzeugt davon, dass es nicht nur so scheint  :)  Aber genau das ist so schwer. Loslassen heißt wohl das Rezept.

Moni

Ich kann sehr gut bei mir beobachten, dass neue Ideen sich gerne einstellen, wenn ich gerade mit einem ganz anderen Projekt beschäftigt bin, dass auch eigentlich Prio 1 haben sollte. Wenn so eine Idee sich also anschleichen muß, dann schnapp ich mir sie ganz schnell und schreibe ein paar Worte dazu auf, damit sie halt nicht wieder verloren geht.

Wenn ich hingegegen wirklich einmal Zeit und Muße finde, neue Ideen aufspüren möchte, dann verkriechen sich diese Biester gerne und zeigen sich überhaupt nicht mehr.
Je angestrengter man an die Sache geht, desto weniger klappt es, dass ist mein Fazit nach mittlerweile über zwanzig Jahren Ideenjagd.  ;D
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Telas

Neue Ideen bekomme ich immer dann, wenn ich am wenigsten damit rechne. Das klingt vielleicht blöd, aber es ist wirklich so. Es ist mir schonmal passiert, dass ich mich in der Schule gelangweilt habe und mir dann nebenher eine Welt in Gedanken zusammen gereimt habe. Dann habe ich noch einen groben Plot für die Handlung im Sinn gehabt und das ganze schnell in den Block geschmiert. Aber nicht nur, wenn mir langweilig ist, fallen mir Ideen ein.
Ich glaube es hilft, wenn man mit offenen Augen durch wie Welt läuft und einfach schaut, was um einen herum so alles passiert.
Lange Spaziergängen im Wald helfen mir auch besonders gut, vielleicht deshalb weil ich gerne an der frischen Luft bin und ich dann meinen Kopf freier habe als in der lärmenden Stadt.
Mir geht es aber auch so. Krampfhaft nach Ideen ringen, das funktioniert nicht. Dann mache ich lieber etwas ganz anderes und hoffe, dass die Inspiration auf gut Glück bei mir anklopft.
Was ich nur immer machen muss, die Einfälle sofort irgendwo aufschreiben, aber am besten mit Interpretationsspielraum. Dann kann man an die Grundidee anbauen, ohne sie zu verlieren.

Emilia

Was mir immer wieder bei einer Ideenflaute hilft, ist das Lesen. Am besten so richtige Schmöker, in die man sich hineinträumen kann.
Wenn ich merke, dass ich ideentechnisch ausgebrannt bin, dann mache ich für gewöhnlich mit dem Schreiben schluss und widme mich nur noch meinem (ohnehin viel zu großen) SuB, lese und - ganz wichtig - träume mich beim Lesen in die Geschichte hinein. Dabei denke ich dann fast automatisch daran, was passieren könnte, wenn ich oder eine Person, die ich gerne sein würde, ein zusätzlicher Teil der Geschichte wäre. Wie würden sich einzelne Szenen verändern und mit ihnen schließlich die ganze Handlung? Das geht übrigens auch mit mitreißenden Serien und Filmen ganz gut.
Es ist nur ein Gedankenspiel, das im besten Falle nicht krampfhaft erfolgt, sondern sich einfach beim Lesen (oder eben gucken) ergibt. Und daraus entstehen dann Szenen, die zu einer ganzen Idee reifen können.

@Ingroscha: Ich spreche eigentlich erst von einer "Idee", wenn ich wirklich ein Thema der Geschichte definieren, im besten Falle also soetwas wie "In der Geschichte soll es um dies und das gehen" sagen kann. Mit einer einzelnen Figur oder Szene fängt es zwar oftmals an, aber das ist für mich zu gleich zu detailiert, um eine bloße Idee zu sein. Wenn ich besagte Figur oder Szene aber in einen Kontext setzen kann, und sei dieser Kontext auch noch so klein und undeutlich, dann entwickelt sich daraus für mich eine wirkliche "Idee".