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Prophezeiungen - Wie und warum?

Begonnen von Nirathina, 10. November 2011, 09:38:52

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Nirathina

Hallöchen   :winke:

Nachdem ich mir alles so durchgelesen habe, muss ich doch sagen, dass sich mir einige neue Sichtweisen hinsichtlich Prophezeiungen aufgetan haben - Dinge, die ich vorher unbewusst beachtet habe, aber auch solche, die mir bisher nicht in den Sinn gekommen sind  ::)

Gestern (beim Zocken eines Spiels, das eigentlich heute erst hätte eintreffen sollen) ist mir beispielsweise schon wieder eine Prophezeiung untergekommen. Die war in Versform verfasst, hat sich nicht gereimt, dafür aber einige Zeichen und ein daraus resultierendes Ereignis genannt. Das fand ich sehr interessant, zumal sie lediglich in einer Zeile von dem rettenden Heroen gesprochen hat und sonst nur äußere Umstände und Begebenheiten nannte.

Zitat"Finde das magische Schwert, denn nur damit kannst du den bösen Evil Overlord Schweinebacke junior besiegen!"

:rofl: Das fand ich echt witzig - allerdings ist mir dann aufgefallen, dass es in meiner Prophezeiung so ähnlich klingt  :versteck: Na gut, wobei das 'magische Schwert' nicht dafür benutzt werden muss, den Bossgegner zu schlagen, sondern deren Diener zu erlösen. In gewisser Weise wäre das ein Unterschied, den ich vielleicht noch besser in meine Prophezeiung mit einbauen sollte.
Wobei ich ja zugeben muss, dass meine Prophezeiung auch mehr als Schmuckwerk am Rande fungiert und meinem Prota lediglich die Richtung weisen soll. Sie beherrscht das Buch nicht, das wäre Schwachsinn, weil ich mich nicht über 250 Seiten lang mit der Interpretation oder Nicht-Interpretation eines Gedichtes herumärgern will.

Ach ja, es ist doch gut, wenn man mal anderer Leut's Meinung lesen kann  ;D Ich habe jedenfalls für mich beschlossen, die Prophezeiung zu behalten, sie allerdings noch einmal ein wenig umzuändern, damit sie besser zur Geschichte passt.

FeeamPC

Ich habe auch eine Prophezeiung in meinem Wälzer- aber für eine Nebenfigur. Ausgesprochen von einem offiziellen Seher in einem düsteren Tempel, und keineswegs eindeutig. Bei mir gibt der Orakelspruch zwei mögliche Zukunftswege an, je nachdem, wie sich die Figur entscheidet, und diese möglichen Entscheidungen haben sich bereits vorher in der Handlung angedeutet. Das Orakel verstärkt also nur die düstere Vorahnung der Figur. So bleibt die Handlung logisch nachvollziehbar.

Simara

Ich mache um Prophezeiungen eigentlich grundsätzlich einen Bogen. Bei mir heißt es eher "Finde XY " oder "mach dies und jenes" dann werde ich dich/hier Person die dir etwas bedeutet einsetzen nicht töten.  Oder "Ich mach das, weils mir Spaß macht, und nicht weil irgendein alter Zauberer oder meine Autorin es mir befohlen hat."  ::) Das einzige mal, dass ich eine Prophezeiung eingebaut habe war in meiner Märchenparodie, aber dort auch nur weil es zum Klischee gehört und man das ganze so herrlich durch den Kakao ziehen kann.  :vibes: Die Einziege Art von solchen Vorhersagen, die mir wirklich gefallen sind die in den alten Artussagen, aber die laufen ja eher unter "Aufforderung zur Quest."

Naudiz

Zitat von: Simara am 11. November 2011, 17:52:09
Bei mir heißt es eher "Finde XY " oder "mach dies und jenes" dann werde ich dich/hier Person die dir etwas bedeutet einsetzen nicht töten.  Oder "Ich mach das, weils mir Spaß macht, und nicht weil irgendein alter Zauberer oder meine Autorin es mir befohlen hat."

Auch wenn es ein wenig OT geht... sowas finde ich genauso ätzend wie Prophezeiungen. Im Computerspiel... ein bisschen abgedroschen, aber na gut. Im Buch... uärghs  :hatschi:

Zitat von: Nirathina am 11. November 2011, 08:44:12
Gestern (beim Zocken eines Spiels, das eigentlich heute erst hätte eintreffen sollen)

Das lang ersehnte Skyrim! :) Du kannst den Namen auch gleich hinschreiben, das wird nicht als Schleichwerbung oder so angesehen.


Erdbeere

Mir geht es ähnlich, meist mache ich um Prophezeiungen einen grossen Boden, und wenn ich dann doch an eine gerate, schaudert es mich erst einmal. Aber wenn diese Prophezeiung dann logisch nachvollziehbar und auch sonst in den Kontext der Geschichte passt (sprich nicht 0815 ist), dann kann ich sehr gut damit leben.

Ich hatte mal eine Geschichte, in der auch eine Prophezeiung vorkam, allerdings habe ich sie gut versteckt in Legenden verpackt, die zur Religion und Kultur der Bevölkerung gehörten. Sie bezog sich nicht auf einen einzelnen Helden, sondern war vage und allgemein gehalten und sagte, banalerweise, den Weltuntergang voraus. Nur mit Hilfe der "spezielen Gegenstände", die die Götter zur Erschaffung der Welt benutzt haben, die jedoch verloren gegangen waren, konnte sich die Apokalypse verhindern lassen. Meine Protagonisten stolperten dann eben "per Zufall" über einen der Gegenstände und sahen sich mächtigen Feinden gegenüber, die das Ding haben wollten.

Versform finde ich absolut schrecklich. Das verführt mich zum Überspringen und dann verpasse ich natürlich die Prophezeiung und kapiere nichts mehr. Ich mag keine Lyrik. Ich überspringe ja bereits jeden ausgeschriebenen Song in einem Buch, weil ich so etwas einfach überflüssig und zuweilen unpassend finde, wie soll ich dann eine Prophezeiung in Versform bis zum Ende durchlesen?

Nirathina

ZitatVersform finde ich absolut schrecklich. Das verführt mich zum Überspringen und dann verpasse ich natürlich die Prophezeiung und kapiere nichts mehr. Ich mag keine Lyrik. Ich überspringe ja bereits jeden ausgeschriebenen Song in einem Buch, weil ich so etwas einfach überflüssig und zuweilen unpassend finde, wie soll ich dann eine Prophezeiung in Versform bis zum Ende durchlesen?

Na gut, das hängt sicherlich auch vom eigenen Geschmack ab. Ich konnte Lyrik anfangs auch nicht ausstehen, inzwischen mag ich sie aber. Wobei ich sagen muss, dass ich bei meinem Erstling die Prophezeiung jetzt in Versform belasse, nachdem sie etliche Qualitätsprüfungen seitens verschiedener Leser durchlaufen hat und ich persöhnlich keine Lust habe, 3/4 des Buches wegen dieser Prophezeiung umzukrempeln  ::)

little.fairy.tale

ZitatDeshalb wollte ich euch fragen: Wie handhabt ihr das, wenn ihr Prophezeiungen benutzt, bzw. wenn ihr euch dazu entscheiden würdet? Und vor allem: Warum ausgerechnet Prophezeiungen? Geht es nicht auch ohne?
Zu der ersten Frage kann ich leider nichts dazu beitragen, aber ich würde gerne meine Meinung bei den anderen loswerden. Und zwar lese ich Prophezeiungen nicht gerne, außer sie haben einen für mich akzeptablen Grund.
Ich bin zwar eine Fantasy-Liebhaberin (so wie wir alle wahrscheinlich  ;D), aber ich finde es trotz Fantasy sehr, sehr, sehr unglaubwürdig, wenn der Bauerjunge xyz, der noch nie mit dem bösen Lord etwas zu tun hatte, dazu bestimmt ist diesen umzubringen. Da denke ich:  Klar. Und zu was bin dann ich bestimmt? :d'oh:

ZitatIch habe mir diese Frage schon gestellt und sie mir auch beantwortet: Prophezeiungen tragen zur Atmosphäre bei, weil sie die Verantwortung des/der Protagonisten gegenüber der zu rettenden Welt (und seien wir mal ehrlich: darum geht es ja meistens) ausdrücken und ihm obendrein den Weg zu weisen gedenken.
Stimmt, darum geht es eigentlich so ziemlich immer. Aber ich mag es gar nicht, wenn eine Prophezeiung als Begründung für diese Verantwortung gilt. Daher stimme ich Arcor vollkommen zu: Die Prophezeiung in Harry Potter ist wirklich fehl am Platz. Nicht nur, weil sie einfach nicht sinnvoll ist (seien wir doch ehrlich - was hat der Geburtsmonat damit zu tun, ob man der Retter der Welt wird? Und was ist mit den anderen Kindern, die am selbem Tag wie Harry Geburtstag haben?) und noch dazu wurde sie von jemandem gemacht, der (verzeiht mir!) ziemlich verrückt ist. Und wegen ein paar Worte, die so eine Nichts-Könnerin gesagt hat, wird gleich eine ganze Familie umgebracht!  :hand: Nee, nichts für mich. Versteht mich nicht falsch, die Reihe gesamt finde ich gar nicht schlecht!

Außerdem finde ich, dass eine Prophezeiung ziemlich viel vom Ende verrät. Wenn man genug Fantasy-Bücher gelesen hat und dann auf so eine stößt, weiß man sofort, dass diese einfach nicht falsch liegen kann.

Was ich mal richtig toll finden würde, wäre, wenn eine Prophezeiung fehlschlägt! Oder, wenn das Erstere nicht funktioniert, dann, dass es zumindest den Anschein hat und sich dann als doch wahr herausstellt. Das fände ich mal richtig erfrischend  :vibes:
Keine Ahnung, vielleicht gibt es so etwas schon, nur stöße ich nicht auf solche Bücher ...

Liebe Grüße
Alice

Tigermöhre

Ich hole diesen Thread mal wieder hoch.

"Du bist der Auserwählte"-Prophezeiungen finde ich auch ziemlich doof. Oder wenn die Prophezeiung die einzige Motivation ist, warum der Held loszieht. Klar, wenn eine alte Frau vor meiner Tür steht und mir sagt: "Du bist der Auserwählte, der den bösen König besiegt und das Königreich vereinigt", lasse ich natürlich alles stehen und liegen um mein Schicksal zu erfüllen. ;D
Ich finde es gut, wenn Prophezeiungen zweideutig oder einfach falsch sind. In dem Geheimnis der großen Schwerter von Tad Williams gibt es auch eine falsche Prophezeiung. Die Bücher selber fand ich jetzt nicht so wahnsinnig gut, aber das Ende hatte mir gefallen.

In meinem Erstling habe ich auch so eine Prophezeiung.
Sie finden ein altes Buch. Leider ist es so alt, dass die Sprache sich seit dem stark verändert hat. Ich denke, es wird ein ähnliches Verhältnis sein wie Mittelhochdeutsch zu unserem modernen Deutsch. Und der Gelehrte, den sie dabei haben, fällt wegen eines Fluches aus. Also muss das wer anderes lesen.
Sie finden also diese Prophezeiung und übersetzen sie, so gut sie können.
Tja, und das ist leider nicht gut genug. Sie mißverstehen sie gehörig und anstatt den Anta zu besiegen, befreien sie damit noch den absoluten Oberbösen.

Bislang liegt mir die Prophezeiung in Gedichtform vor, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich sie nicht noch ändere. Vielleicht versuche ich sie auch noch ins Mittelhochdeutsche zu übersetzen um sie dann fehlerhaft wieder zurück zu übersetzen. Wobei mein Mittelhochdeutsch jetzt auch nicht das Beste ist.

Tinnue

Eine schöne Abweichung davon habe ich in Dawn Cooks "Tochter der Königin" gefunden. Dort gab es auch eine Prophezeiung, allerdings ist diese ein "Fake", wie sich herausstellt. Mehr sage ich jetzt nicht, sonst ist es ein Spoiler. Die Prophezeiung wird vom Königshaus selbst ausgerufen, da es oftmals Mörder gab, die versuchten, den königlichen Nachwuchs zu töten. Mit der Prophezeiung lenken sie davon ab, klären sie aber zum rechten Zeitpunkt selbst auf und entlarven sie als falsches Gerücht. Dadurch verkommt es nicht zum Klischee und die Heldin wird nicht überstilisiert. Überhaupt hat Cook hier versucht, die andere Seite der Medaille zu beschreiben. Anders als das oft gelesene "Was passiert, wenn X herausfindet, dass er/sie der/die legendäre Held/in ist" geht es hier eher um "Was wenn X herausfindet, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Lüge ist" im Sinne von "ist eben nicht Held/in". Was macht der Charakter dann?

Cailyn

Ich kann Arcor und Naudiz schon auch verstehen. Mit einer Prophezeihung läuft man schon die Gefahr, klischiert oder abgenutzt daher zu kommen.

Aber man kann diese auch in einer Form bringen, die überrascht. Zum Beispiel könnte man den Glauben daran ins Wanken bringen. Was wäre zum Beispiel, wenn der Held die Prophezeihung von Anfang an für Mumpiz hält? Oder was, wenn er felsenfest davon überzeugt ist, die Prophezeihung verändern zu können? Da muss man schon ein wenig Fantasie anwenden, damit es eben nicht klischiert wirkt. Und so finde ich eine Prophezeihung wieder gut.

Ich weiss nicht, ob man das wirklich in den gleichen Topf werfen kann, aber in meinem letzten Buch gab es ein Orakel. Das ist ja auch sowas Klischeehaftes. Aber mein Orakel war ein ziemlich bärbeissiger Zwerg (und keine tiefdröhnende Stimme aus dem Nichts), der nörglig und bissig ein Gespräch mit dem Prota führte. In dieser Form fand ich das Orakel dann nicht mehr klischeehaft.

Dämmerungshexe

Prophezeiungen sind immer irgendwie zwiespältig ...

Ich hatte mal eine Idee für einen Roman mit dem Titel: "Die dritte Prophezeiung", bei dem es darum ging, dass es zwei davon bereits gibt - je nachdem, ob die Prota die gute oder die böse Seite Wählt (Engel oder Dämonen) - am Ende aber kommt es erstens ganz anders, und zweitens als man denkt ^^

Bei einer anderen Idee kann man vielleicht nicht direkt von einer "Prophezeiung" sprechen: es gibt den Alten, Weißen ZaubererTM, der das Schicksal des jungen Helden schon ziemlich fest vor Augen hat (bösen Ursupator besiegen, Prinzessin heiraten ... etc.), der Held sich aber mit Händen und Füßen dagegen wehrt (weil der ZaubererTM nicht fair spielt und die Bösen gar nicht mal sooo Böse sind ...)

An einer anderen Stelle habe ich die Niederschriften eines Sehers, der aber etwas beschreibt, was eigentlich in ferner Vergangenheit passiert ist (Aufstand der Götter) - ein Prophezeiung ist das auch nicht direkt, obwohl es darauf verweist, wie das Ende der Welt kommen wird.

Also an sich finde ich sie schon spannende Werkzeuge. Wobei ich sagen muss, dass es inzwischen eher dem Klischee entspricht, wenn die Prophezeiung eben nicht so in Erfüllung geht, wie man sich das vorgestellt hat. Meistens sind sie ja sowieso zweideutig und es gibt eh immer ein Schlupfloch.

Hier auch noch meine Top-3-Liste der "Fehlgeschlagenen Unsterblichkeits-Prophezeiungen" (Vorsicht! Spoiler!):

"Roter Mond und schwarzer Berg" (Joy Chant): Anta kann "von keiner Waffe der Welt" getöttet werden
--> Held wird aus anderer Welt rübergeholt und hat ein Taschenmesser dabei.

"McBeth" (William Shakespear): McBest kann von keinem "der von einer Frau geboren wurde" getötet werden
--> McDuff kam per Kaiserschnitt zur Welt.

"Der Herr der Ringe" (J.R.R. Tolkien): Der Hexenkönig von Angmar aka Herr der Nazgul kann von "keinem Mann" getötet werden
--> Eowyn "ist kein Mann".

,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Czara Niyaha

Ich grabe diesen alten Titel mal wieder aus, weil er zu meinem aktuellen Problem passt.
In den letzten Wochen genieße ich den Flow beim Schreiben.  :vibes: Allerdings bin ich zwiegespalten, was Prophezeiungen betrifft. Einerseits bin ich geneigt das in meiner Geschichte mit einzubauen, aber andererseits habe ich Sorge, dass ich dadurch ins Klischee abrutsche und meine Story kaputt mache.
Meinem Hauptcharakter ist es vorherbestimmt in der Welt dunkelster Stunde entweder alles zum Guten oder zum Bösen zu wenden. Gibt es andere Möglichkeiten der Weissagung, ohne diese als solche zu betiteln oder anzukündigen?! Ist es eine Möglichkeit das Schicksal meines Protas in einer Sage oder einem Mythos zu verpacken, der sich später als wahr herausstellt?  :hmmm:
Wie handhabt ihr das bei euren aktuellen Projekten? Oder macht ihr sofort einen großen Bogen um Prophezeiungen?
Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

Berjosa

Sage oder Mythos würde doch gut passen. Wo kommt die Prophezeiung denn her? Sie muss in irgendeiner Form überliefert werden und bei den richtigen Leuten bekannt sein, wenn deine Figur aktiv ist. Sonst wirkt sie nicht. Je nachdem, wie lang bzw. kompliziert der Übertragungsweg ist, können sich allerlei (Fehl-)Interpretationen einschleichen, Traditionen entwickeln, etc.
Ich glaube, mit dem Klischee kann man noch allerhand Spaß haben.