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Wie kleistert ihr eure Gedankenschnipsel zusammen?

Begonnen von Spinnenkind, 27. März 2011, 15:59:40

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Spinnenkind

Hallo allerseits :winke:

So, nachdem ich im Forum bislang nichts dazu gefunden habe, stelle ich hier mal mein Problem vor.

Ich sitze hier vor einem Riesenhaufen...Gedankenschnipsel. Einzelne Figuren, Ereignisse, ein Grundgefühl - aber leider nichts, aber wirklich gar nichts, was sie alle verbinden könnte, sprich: keinerlei Plot. Und keinerlei Plotideen, mein Kopf ist komplett leer. Die Schnipsel sitzen da und starren mich an, bewegungslos.

In meiner Verzweiflung wende ich mich an euch. Ihr habt doch sicherlich auch solche Schnipsel, die euch im Kopf herumfliegen. Wie macht ihr, dass sie sich zu einem sinnvollen Geflecht zusammenfinden? Habt ihr bestimmte gedankliche Techniken, mit denen ihr das macht? Lasst ihr einen Film ablaufen, oder...?

Lasst mich an eurer Weisheit teilhaben!

Malinche

Hm, schwierig. Ein Allheilmittel habe ich nicht. Oft hilft es mir, sie aufzuschreiben, sodass ich sie sichtbar vor mir habe; egal, ob per Hand (wie eine Mind Map) oder einfach in ein leeres Word-Dokument. Oft fallen einem beim Aufschreiben dann Zusammenhänge auf, die zwischen den einzelnen Schnipseln bestehen könnten. Oh, da ist der alte Buchhändler und hier das verzauberte Grammophon ... könnte er es nicht auf seinem Dachboden finden? So in der Art.

Oft ist es aber auch so, dass ich bei bewusstem Brainstorming mit mir selbst nichts erreiche. Dann müssen die Ideen sich einfach setzen. In dem Fall ist es dann so, dass ich die Sachen irgendwo notiert habe, weggehe und etwas anderes mache, und dann beginnt mein Hirn zu arbeiten ... und plötzlich passen die Puzzleteile zusammen. Das kann dauern. Manchmal, glaube ich, brauchen diese Schnipsel einfach Zeit, und oft verändern sie sich sehr stark von der ursprünglichen Idee bis zum fertigen Plot.

Wenn du schon Figuren hast, kann es helfen, die in die Mangel zu nehmen und zu interviewen. Sie in das Setting zu setzen, das dir vorschwebt. Manchmal lockst du sie aus der Reserve, und sie liefern dir den roten Faden, den du gesucht hast.

Eine andere Möglichkeit wäre natürlich die Plotschmiede hier im TZ. Das ist besonders faszinierend, weil du im Austausch ganz neue Blickwinkel auf deine Schnipsel bekommst und auf Zusammenhänge stößt, die du sonst nicht vermutet hättest.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Feuertraum

Auch wenn es total banal klingt, aber im Grunde genommen schreibe ich solche Gedankenschnitzel auf und lese sie mir immer mal wieder durch. Vielleicht kommt irgendwann ein zündender Gedanke, vielleicht kann ich eine Idee aber auch gebrauchen für das jeweilige Projekt.
Wenn alle Stricke reißen, kann man die Gedanken auch anderen "vererben".

Ich persönlich fände es nicht prall, Ideen mit Brachialgewalt zusammenzubringen und sie aneinanderzuketten, hauptsache, man verbraucht sie. Das könnte meiner Meinung nach eine Geschichte vollkommen ruinieren.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Spinnenkind

@Malinche: Ja, die Plotschmiede...ich dachte immer, dafür sollte man zumindest eine vage Idee haben, und die habe ich nicht ;D Aber vielleicht wäre das eine Lösung.

@Feuertraum: Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich will nicht unter Biegen und Brechen alle Ideen unter einen Hut bringen, auf keinen Fall. Aber wenigstens aus ein paar wenigen könnte sich ja eine Geschichte entspinnen, nur weiß ich nicht, wie.

Runaway

#4
Auf die Plotschmiede wollte ich auch schon raus! Sehr einfach wäre es jetzt tatsächlich, an deinem konkreten Fall zu arbeiten und aufzuzeigen, was für Möglichkeiten es gibt. Dafür ist die Plotschmiede super, denn die anderen Leute bringen Ideen in deine Geschichte, auf die du selbst nie gekommen wärst. Dieser frische Wind ist genial!

Aber sonst ... ja, wie mache ich sowas? Denn bei mir startet es meistens auch mit irgendwelchen, oft recht zusammenhanglosen Grundideen, die gern zu einer großen Idee kombiniert werden möchten.
Vielleicht mache ich das mal konkret. Bedingt durch meine ganzen anderen Fantasyromane, in denen Wächter immer wieder eine wichtige Nebenrolle gespielt haben, wollte ich mal eine Geschichte ganz über einen Wächter machen. Die Idee stand so im Raum.
Dann kam plötzlich eine andere Idee dazu, inspiriert (nicht lachen jetzt) durch ein Addon für World of Warcraft. Die ersten Bilder, die ich von der winterlichen Welt von Northrend gesehen hab, fand ich unfaßbar inspirierend - das Nordlicht, das Fremde/Unbekannte, die rauhe Natur... was auch immer.
Damit konnte ich erst mal nicht viel anfangen. Anschließend kam noch eine wunderbare Traum-Idee ins Spiel - ich hab zwei Mädchen gesehen, die sich vor einem Sturm in Sicherheit bringen wollten und in einer Höhle versteckt haben. Außerdem waren sie auf der Flucht.

Prima. Also hatte ich ein Potpourri verschiedenster Dinge, die kaum zusammenhängen: eine Welt im hohen Norden, zwei Mädels - wer sind die? Und sie sind auf der Flucht. Vor wem?
Und wie krieg ich den Wächter da noch rein? Denn das sollte er irgendwie.

Ich hab die Fragen der Reihe nach abgearbeitet. Zwei Mädchen gemeinsam auf der Flucht in einer Fantasywelt - das Band der Freundschaft war mir nicht stark genug, also habe ich Schwestern draus gemacht. Die eine ist eine ausgebildete Kriegerin, die ihre kleine unbedarfte Schwester beschützen will.
Ja. Und vor wem? Vor dem bösen König, der ihr nachstellt. Das führte dann dazu, daß ich dieses Szenario weiter entworfen habe, mir dachte, die rennen eben durch meine Welt im hohen Norden und flüchten - wohin? Genau. Und dann kam der Wächter ins Spiel.
Auf der Flucht werden die Schwestern nämlich gefangengenommen und nur der Wächter stellt fest, daß bei dieser "Festnahme" was schiefgelaufen ist. Man freundet sich an usw.
Und fertig war das Grundgerüst von "Himmelsfeuer". Die Höhle kam übrigens gar nicht mehr vor ;)

Diese Ideen mußten aber reifen. Insgesamt zwei oder drei Monate hat es gedauert, bis die fertig waren, und es hat mir geholfen, daß ich derweil an anderen Sachen weitergearbeitet habe. Irgendwas erzwingen zu wollen, ist da nämlich total sinnlos. Ich hab das wirklich festgestellt - sobald ich anfing, krampfhaft drüber nachzudenken und alles unter einen Hut bringen zu wollen, war es vorbei mit der Inspiration.
Aber die Ideen kamen nach und nach.
Ich gebe zu: Das klappt wirklich nicht immer. Grad im Moment knabbere ich an einer Geschichte rum, wo sich seit Wochen keine einzige neue Idee einstellt. Ich hab so manche Ideen-Leiche im Schrank, aus der nie eine Geschichte wurde.
Aber dann ist das eben so. Ich hab die Erfahrung gemacht, daß die Ideen von selbst kommen, wenn die Geschichte wirklich geboren werden möchte.

Das Grundgefühl ist eine sehr wichtige Sache. Mein Grundgefühl war: Ich möchte über eine mutige junge Frau schreiben, die wirklich alles für ihre kleine Schwester tun würde. Eine mutige Idee für mich, wo ich ja so viele Geschwister habe...  :hmhm?:
Und man muß dieses Grundgefühl artikulieren. Eine echte Plotidee hatte ich am Anfang auch nicht. Nur dieses Gefühl: Die könnten auf der Flucht sein. Da war so eine Spannung. Und dem bin ich nachgegangen.
Ich hab immer versucht, die Grundgefühle festzuhalten und danach auszubauen. Und dann - wie Malinche schon vorgeschlagen hat - das Ganze mit einer Mindmap verbildlichen, Verbindungen ziehen, Möglichkeiten finden. Wenn es an einer Stelle nicht weitergeht - egal. Man muß auch nicht alles einbauen. Kann man oft gar nicht.
Das braucht aber Zeit. Solche Ideen müssen wirklich reifen und oft finden sich die Antworten von allein. Sieh dir bewußt Filme an, denk an bestimmte Aspekte, die dir in Büchern gefallen haben. Oder was auch schön ist: negatives Brainstorming. Überleg dir, was du NICHT willst. Vielleicht findest du dadurch die Antwort.
Ansonsten wirklich nochmal der Tip mit der Plotschmiede. Vielleicht hat jemand anders die zündende Idee für dich, auf der du aufbauen kannst oder die sogar alles verbindet!

Smaragd

Was sind das denn für Ideen? Charaktere, Plotsschnipsel, Settings? Ich habe mal gehört, dass es grundsätzlich zwei Arten gibt, eine Geschichte zu entwickeln: entweder ausgehend von einem Charakter oder ausgehend von einem Plot. Bei mir ist es allerdings eher ein Mischmasch: zuerst eine grundlegende Plotidee - quasi ein Thema - z.B.: Ausbruch eines Bürgerkrieges. Dann überlege ich mir, welche Art Charakter da etwas nettes zu erzählen hätte: ein Baron, der seine Ländereien unglücklicherweise an seinen habgierigen Bruder verliert, weil der Baron beim Ausbruch des Bürgerkrieges gerade nicht zu Hause ist. Eine entfernte Verwandte des ermordeten Königshauses, die auf einmal eigentlich die Thronfolgerin wäre. Und und und. Dazu ein Setting, z.B. in Richtung Steampunk oder eine Kultur mit einigen Eigenarten.
Eine andere Geschichte hat sich ursprünglich aus einem Bild entwickelt, das ich auf einmal im Kopf hatte.
Versuch einfach mal, wild draufloszufabulieren und jede Idee ein bisschen mehr auszuformulieren. Irgendwann werden die kleinen grauen Zellen dann aktiv ;)

Kati

Wenn ich so viele Gedankenschnipsel habe, puzzle ich auch mal. Ich schreibe die Schnipsel auf Papierstücke und breite sie auf dem Boden aus. Und, wenn man das dann so liegen hat, sieht man oft recht schnell, was zusammenpassen könnte. Dann mache ich Word auf und schreibe die zusammenpassenden Schnipsel auf, dabei fällt mir auch oft eine Verbindung ein, die diese beiden Ideen verknüpft. Irgendwann sind dann alle Schnipsel verbunden und es entsteht der Plot.
Das funktioniert nicht immer, aber es macht Spaß und ein bisschen was kommt immer dabei rüber. Allerdings klappt das meist besser, wenn man es mit Personen, Gegenständen oder Landschaften macht. Mit richtigen Plotideeschnipseln kann ich das nicht.  :-\

Zeichnen hilft mir auch. Ich zeichne den Charakter oder die Szene, die ich schon im Kopf habe und dabei kommt meist ein Großteil des Restes, weil ich intensiv darüber nachdenke.

Spinnenkind

Ja, ich habe letztens in irgendeinem Buch gelesen, man soll wirklich alles aufschreiben, was einem einfällt - auch wenn es total dämlich ist. Und das Verwertbare dann weiterentwickeln. Das Problem daran ist nur, dass man dafür seinen inneren Editor ausschalten muss, und mein innerer Editor ist eher ein innerer Inquisitor. ::) Außerdem taugt diese Methode doch eher zum Finden von weiteren Schnipseln als dazu, sie zu ordnen.

Die Idee mit dem "Sich-Fragen-Stellen" zu den Schnipseln finde ich prinzipiell vielversprechend. In einer inspirierten Stunde sollte ich mir diese Technik mal zu Gemüte führen.

@Smaragd: Es sind eigentlich ausschließlich Wesen und Charaktere, das ist das Problem. Ich habe keine Grundidee, was prinzipiell passieren könnte in diesem Buch. Ich weiß nur, dass es wahrscheinlich Urban Fantasy sein wird, mit einer Parallelwelt (Ui, Weltneuheit, fällt mir gerade so auf).

sirwen

Hi,
Bei meinen "Windgeschichten" war es so, dass ich am Anfang auch nur Ideen, Figuren und so ein Grundgefühl hatte. Das hat dann auch mehr als drei Jahre geschlummert, bis ich beim letzten Nano entschieden habe, das umzusetzen. Ich hatte keinen Plot zu Beginn. Aber ich habe beim Schreiben erst herausgefunden, wohin die Figuren wollen und was ihnen passiert, das hätte ich niemals schon im Voraus planen können. Leider funktioniert das nicht für alle Geschichten, aber ich denke, bei den Gedankenschnipseln, die du hast, könnte das durchaus gehen. Einfach einmal schreiben (haha, das klingt so einfach). Dann erst wirst du deine Welt und deine Prots kennen lernen. Weil sich Prots sperrig verhalten und unter Umständen anders handeln, als du es gedacht hättest. Bei einer offenen Geschichte ist aber gerade dies eine tolle Möglichkeit. Und löschen kann man später immer noch.
Manchmal weiss man nicht, was man wirklich schreiben möchte, sondern entdeckt es erst, wenn man es geschrieben hat.
Ich glaube, das hatte ich dir ja auch schon erzählt ...

Siliel

Das kommt gerade sehr passend, immerhin habe ich gerade genau so eine Idee, aus der sich noch nichts machen lässt.  :)

Wenn mich eine Idee oder eine Figur besuchen kommt, dann lasse ich die Idee erst einem ein oder zwei Wochen reifen, manchmal auch noch länger. Ist sie dann noch da und finde ich sie dann auch noch gut, finde ich sie aufschreibenswert.
Ich mache immer als erstes Steckbriefe von allen Charakteren, die irgendwie im Zusammenhang mit der Idee stehen. Meistens kommen da schon die ersten Szenen der Geschichte, und wenn ein Grundgedanke am Anfang noch nicht da war, dann kommt der während der Phase auch irgendwann (Zumindest war das bis jetzt immer so).

Wenn ich dann genug Szenenschnipsel oder anderes, für die Geschichte wichtiges Zeug zusammenhabe, dann schnappe ich mir Buntstifte und Papier, schreibe alles auf und ordne das dann so zusammen, dass etwas vernünftigen rauskommt. Das funktioniert meistens sehr gut, ich bin jedes Mal sehr überrascht wie viel Geschichte schon steht, ohne dass ich es wusste.

Und dann überlege ich mir, wie ich die fehlenden Puzzleteile noch sinnvoll zusammensetzen kann, das heißt ich suche nach logischen Zusammenhängen, überlege mir, wie die Charaktere handeln könnten oder ich habe Pech und mir fällt nichts ein. Dann muss ich warten, bis ich wieder Ideen habe...

Im Grunde genommen ist die Hälfte meiner plotarbeit pures Warten auf Ideen, die mich weiterbringen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, dass sie nie kommen, wenn ich Zeit habe, mich damit zu beschäftigen.  ::)

Berjosa

Ich gehöre zu der Sorte, die am liebsten mit den Charakteren anfängt. Wenn ich einen Grundbegriff von der Figur habe, mir aber absolut weiter nichts einfallen will, schreibe ich so lange über diese Figur, bis ich etwas genauer weiß, welches Problem sie hat, wo sie sich ungefähr aufhält, wen sie noch so kennt, und andere nützliche Dinge mehr.
Wenn dabei immer nur "mir ist so laaangweilig" herauskommt, werfe ich der Figur selbst etwas vor die Füße, worum sie sich jetzt kümmern muss. Der Klassiker ist die Leiche im Rosenbeet. Oder - bei Urban Fantasy mit Parallelwelt - ein phantastisches Wesen aus derselben bzw. umgekehrt der Menschling, der komischerweise etwas dagegen hat, als Hauptgang beim romantischen Dinner für zwei herzuhalten.
Ja, dabei entstehen wieder neue Gedankenschnipsel. Aber andererseits habe ich ja auch die schon vorhandenen Schnipsel im Kopf bzw. Notizbuch und kann den einen oder anderen davon mit meiner Figur/Situation ansteuern.

zDatze

Solche Gedankenschnipsel überfallen mich auch hin und wieder. Beim ersten Auftauchen gucke ich mir das Schnipsel erstmal an. Setting, Protas, Stimmung. Meistens ist es bei mir eine Szene, ein Ausgangs- oder Endpunkt. Lässt mich diese Szene nach ein/zwei Wochen immer noch nicht los, dann erkunde ich weiter.
Das heißt soviel wie: Ich sehe mir die Welt an. Was so alles "rumliegt", wo ich mich befinde. Die Protas werden einer ähnlichen Prozedur unterzogen. Wenn sie nicht gesprächig sind, dann hilft es mir manchmal, wenn ich nach einer Situation suche, in die sie hineinpassen. z.B. ihr Lieblingsplätzchen herausfinden, oder ihnen ein wenig durch den Alltag folgen.

Bewusst ordnen funktioniert bei mir eher nicht. Ich probiere herum und die Schnipsel finden von alleine zueinander. Wie genau das passiert, kann ich nicht sagen, mein Hirn macht sich da oft einfach selbstständig. Egal, ob ich es will oder nicht. ::)
Es hilft mir aber, wenn ich einfach versuche eine Brücke von einem Schnipsel zu einem anderen zu schlagen. Gedankenspielchen eben. ;D

KaPunkt

Zitat von: Spinnenkind am 27. März 2011, 17:12:21
Es sind eigentlich ausschließlich Wesen und Charaktere, das ist das Problem. Ich habe keine Grundidee, was prinzipiell passieren könnte in diesem Buch. Ich weiß nur, dass es wahrscheinlich Urban Fantasy sein wird, mit einer Parallelwelt (Ui, Weltneuheit, fällt mir gerade so auf).

Wir stehen an der gleichen Stelle, Spinne, und deshalb sag ich dir jetzt mal, was mir gerade hilft:
Es sind Fragen.
Die wichtigsten:
Was will Figur XY?
Warum bekommt sie es nicht? (Wenn sie es bekommt, haben wir keinen Konflikt und keine Geschichte mehr.)
Wie stehen die Figuren zu einander?

Ich hab auch mal gehört, dass Rowan Atkinson für einen neuen Mr Bean Sketch so vorgeht: Er hat eine Situation (Zähneputzen, Auto kaufen - irgendwas) und überlegt sich fünf Dinge, die Mr Bean in dieser Situation passieren könnten.
Du hast also deine Figuren und eine grobe Vorstellung der Welt. Fünf Dinge, die du wahnsinnig in einem Buch über diese Figuren in dieser Welt lesen würdest?
Was würde dir schier den Atem rauben, wenn es passieren würde? Was wäre so furchtbar, dass du kaum dran denken magst? Und was so schön, dass du nur noch da dran denken kannst?

Es wäre natürlich gut, wenn du schon eine grobe Plot Idee hättest. Zumindest, ob die Welt gerettet werden soll, nur die eigene Haut oder ob die Liebe, die Beziehung zu einander im Vordergrund stehen sollte.

Die ersten zwei Fragen sind für mich die Wichtigsten.
Wenn ich weiß, wo die Figuren stehen, was sie wollen und was dagegen spricht, kann ich schon mal anfangen, sie miteinander reagieren zu lassen. Wobei es natürlich noch schöner ist, wenn Figur 1 etwas will, Figur 2 aber das genau verhindern möchte.

Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Leo

Ich habe auch eine Menge loser Ideen bei mir herumfliegen - so handhabe ich es damit immer:

Es ist wirklich, wirklich wichtig, die Ideen aufzuschreiben! Auch, weil du sie dann fürs Erste los bist und dich mit anderen Ideen beschäftigen kannst. Wenn du übrigens etwas änderst, nicht das alte löschen/ wegwerfen, sondern schön einklammern und die neue Version darunter setzen, oder eine Kopie der alten Version behalten. Es kann sein, dass du das, was du dir ursprünglich gedacht hast, später wieder brauchst.

Wenn du dann einen Haufen Schnipsel hast, suche dir einen (möglichst alten) heraus und lese ihn dir durch. Ergänze alles, was dir dazu noch einfällt einfällt, dann nehme dir den nächsten vor. Ein paar Ideen werden so wachsen und bieten schließlich die Grundlage für eine mögliche Geschichte. Wahrscheinlich werden sich andere Schnipsel ganz von alleine dazugesellen.

Wenn du dich entschieden hast, woraus dein Plot entstehen soll, dann mach dir eine Übersicht über das, was du bereits weißt, vor allem über den Verlauf der Handlung (am besten ganz altmodisch auf dem Papier, mit einem Wirrwar aus Pfeilen und Querverweisen). Wenn es irgendetwas gibt, was du noch nicht erklären kannst, so banal es auch sei, mache ein Brainstorming dazu; Details zu den Charakteren (Ziele, Biografie), dem Setting (Geschichte, Geographie), dem Plot (Löcher), ...
Die Lücken werden sich so füllen. Andere Ideen werden dazukommen, alte und neue; selbst wenn du schon angefangen hast zu schreiben.

Das sind zumindest meine bisherigen Erfahrungen. Krampfhaft zu versuchen, einen Plot zusammenzuschustern, führt meiner Ansicht nach zu nichts (gutem).

LG, Leo

Aidan

Klingt jetzt vermutlich doof, aber es funktioniert eigentlich immer: ich gehe duschen.

Nun, ganz stimmt es nicht, meistens wache ich mit einer Idee, einem Satz, einem Bild, einer Figur, oder sonst etwas auf. Ich dusche eigentlich morgens immer und komme dann mit einem relativ klaren Plot - um den Ideenschnipsel herum - wieder aus dem Bad. Manchmal gehe ich auch gezielt duschen, wenn ich meine Gedanken sortieren muss. Hilft immer. (Und sorgt oft dafür, dass ich in manchen Phasen täglich einen neuen Plot im Kopf habe.)

Ich muss allerdings dann auch sofort danach Notizen machen, sonst fehlt später die Hälfte.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."