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Schwülstig? Bitte was?

Begonnen von Simara, 11. Januar 2011, 17:31:32

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Ary

#15
Simara, genau diesen Kritikpunkt durfte ich mir auch schon anhören. Was bei mir nach kritischem Blick auf den Kram den "Schwulsteindruck" verursacht haben mag, waren blumige Beschreibungen vor allem der Gefühle der Charaktere und ein Hang dazu, möglichst "poetisch" zu schreiben, das ganze gekrönt mit einem geradezu inflationären gebrauch von Adjektiven. Da habe ich es wirklich ein bisschen übertrieben. :) Ein bisschen Unkrautjäten kann in solchen Fällen Wunder wirken.
Vielleicht solltest Du den Text wirklich mal verschiedenen Leuten vorlesen/vorlegen, nicht nur Familie und Freunden, auch vollkommen "Unabhängigen". Es ist spannend, wie da die Meinungen auseinandergehen können. Allen kann man es eh nicht rechtmachen. Und Stil muss sich entwickeln, das tut er auch - manchmal sogar ohne eigenes Zutun, weil die Schreibe mit dem Autoren wächst.


Edit: Hat sich mit deinem Textstück überschnitten. Bitte bedenkt, dass wir hier KEINE Textkritik machen, das Beispiel, das Simara gepostet hat, dient nur der Verdeutlichung.

Ich finde es nicht schwülstig in diesem negativen Sinne. Das einzige, was mir sauer aufstößt, ist das Wort "welcher", aber dagegen habe ich eine persönliche Abneigung. Ein schlichtes "der" würde es auch tun und nicht "übertrieben antiquiert" wirken.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Simara

Zitat von: Aryana am 11. Januar 2011, 19:43:26
Das einzige, was mir sauer aufstößt, ist das Wort "welcher", aber dagegen habe ich eine persönliche Abneigung. Ein schlichtes "der" würde es auch tun und nicht "übertrieben antiquiert" wirken.

"welcher" ist momentan mein personifizierter Erzfeind. Ich muss mich immer wider zwingen "der/die" zu schreiben um nicht andauernd mit "welche/r" zu verlinken.  :d'oh:

Runaway

Blumig. Beschreibend. Ja...
Fantasytypisch. Aber nicht schwülstig. Ich tippe ganz schwer drauf, daß das nix für deinen Vater ist und rate dir, dich nicht bekloppt zu machen ;) Dazu besteht meines Erachtens kein Anlaß!

Dämmerungshexe

Der text an sich ist gut. Aber ich kann ein wenig nachvollziehen was daran schwülstig kleingen soll, wenn man, wie bereits erwähnt, "schülstig" mit langen Sätzen und vielen Adjektiven definiert. Dein Stil ist tatsächlich etwas gewöhnungsbedürftig, muss ich sagen. Die Sätze recht verschachtelt. Ich denke dass etwas mehr Direktheit nicht schaden kann. WENN du vermeiden möchtest dass man deinen Text als schwülstig oder dergleichen bezeichnet. Wenn du sich daran nicht störst, sehe ich kein Problem damit auch mal etwas blumiger und poetischer zu schreiben. Ich finde den Stil für Fantasy eigentlich ganz gut. Es gibt ja viele Romane, die versuchen mit moderner Sprache zu punkten. Da kommt es auf Autor uns Leser an, womit man sich wohler fühlt.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Rakso

Ich persönlich habe nichts gegen eine poetische Ausdrucksweise. Etwas poetisch und klanglich angenehm ausformulieren kann Emotionen und Eindrücke, die ja auch übermittelt werden sollen, starker, oder anders ausdrücken. Ein eine Grundregel ist ja: Die Figur sieht nicht nur, sondern hört, fühlt, schmeckt und riecht. Aber wem erzähl ich das?

Aber wie hier schon öfters gesagt, sollte es man auch nicht übertreiben. Es soll ja kein Lyriksammelband werden. Auch sollte man eben aufpassen, dass man nicht zwischen Stilen hin- und herschwenkt. Das passiert mir öfters und wirkt dann einfach albern bis kitschig, wenn man die Handlungen der Charaktere im morseartigen Erzählton wiedergibt, während man, z. B. landschaftliche Beschreibungen, in übermäßigen Ausmaß versucht poetisch zu werden.

Und noch zur Textstelle (ich weiß, keine Textkritik), die gefällt mir im großen und ganzen gut.

Gruß

Sorella

Aus meiner Sicht ist dein Text definitiv nicht schwülstig. Ich kenne dich überhaupt nicht, daher kannst du dir sicher sein, dass ich dir ehrlich die Meinung sage.
Ich mag schwülstige, abgehobene Texte überhaupt nicht. Ewige Landschaftsbeschreibungen langweilen mich zu Tode.
Klar könnte man das eine oder andere Wort streichen und es würde nicht schaden den Text etwas zu kürzen. Die Kriterien für das Kürzen von Texten hat übrigens der Autor Andreas Eschbach auf seiner Homepage glänzend und einfach beschrieben. Grundsätzlich finde ich es aber gut geschrieben.

ABER:
Ich bin mir nicht sicher, ob du deinem Vater den Text in dieser Formatierung zu lesen gegeben hast, wie du sie uns gepostet hast. Was mir stark auffällt ist, dass dem Text Zeilenschaltungen fehlen. Das behindert die Lesbarkeit ungemein. Ich würde z. B. jedes mal wenn eine neue Person spricht, mit einer neuen Zeile beginnen, dadurch kommt mehr Struktur in das Ganze.

Du könntest, um die Kritik für dich anzunehmen, den Textauszug überarbeiten und die beiden Versionen (alter Text und neuer Text) miteinander vergleichen. Wenn das Ergebnis deiner Meinung nach besser ist, kannst du so mit der ganzen Geschichte verfahren. Eigentlich hast du dann an deinem Schreibstil nichts Grundlegendes verändert, sondern nur "Tuning" durchgeführt.

Moni

Ich neige ja selber zu langen Schachtelsätzen und bin gerne mal... verschwurbelt in der Ausdrucksweise. Daher kann ich an dem Text so direkt keine Schwülstigkeit erkennen. Lediglich das "welcher", aber das hat Ary ja schon angemerkt, würde ich gegen "der" tauschen.

Nach einer einzigen Stimme, auch (oder gerade) wenn es die des Vaters ist, würde ich mir noch nicht das Prädikat "Schwulst" auf den Text pflastern lassen. Suche dir einfach mal ein paar Betaleser, die Fantasyerfahren sind, dann kommt vermutlich gleich andere Kritik.  ;D
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

sirwen

#22
Auf einer Waage schwülstig/nicht schwülstig würde der Textabschnitt für mein Empfinden leicht ins "schwülstig" kippen, sorry. Ist jetzt aber, wie du siehst, eine Geschmackssache. Ich persönlich mag adjektivüberladene Texte nicht besonders, gewollt antiquiert Schreiben empfinde ich beispielsweise nicht zeitgemäss (bei alten Texten stört es mich aber nicht).
Du kannst ja mal den Text ausdrucken und die Adjektive mit einer Farbe markieren. Meiner Meinung nach hast du viele Wörter, die mit einem Adjektiv beschmückt daherkommen. Bei Landschaftsbeschreibungen finde ich sowas nicht tragisch, aber wenn gerade etwas Spannendes passiert, behindern zu viele Beschreibungen den Lesefluss.
(Und ja, ich habe schon viel Fantasy gelesen, und so manches mit einem Augenverdrehen zur Seite gelegt, weil es mir zu schwülstig war.)

Simara

So, danke für eure Meinungen, Aufmunterungen und Kritiken!

Zitat von: sirwen am 12. Januar 2011, 11:59:56
Du kannst ja mal den Text ausdrucken und die Adjektive mit einer Farbe markieren. Meiner Meinung nach hast du viele Wörter, die mit einem Adjektiv beschmückt daherkommen.

Werd ich machen, es sei denn mein Marker ist nach dem ersten Absatz leer. :hmmm:

Zitat von: Sorella am 11. Januar 2011, 21:41:23
Ich bin mir nicht sicher, ob du deinem Vater den Text in dieser Formatierung zu lesen gegeben hast, wie du sie uns gepostet hast. Was mir stark auffällt ist, dass dem Text Zeilenschaltungen fehlen. Das behindert die Lesbarkeit ungemein. Ich würde z. B. jedes mal wenn eine neue Person spricht, mit einer neuen Zeile beginnen, dadurch kommt mehr Struktur in das Ganze.

Du könntest, um die Kritik für dich anzunehmen, den Textauszug überarbeiten und die beiden Versionen (alter Text und neuer Text) miteinander vergleichen. Wenn das Ergebnis deiner Meinung nach besser ist, kannst du so mit der ganzen Geschichte verfahren. Eigentlich hast du dann an deinem Schreibstil nichts Grundlegendes verändert, sondern nur "Tuning" durchgeführt.

Die Formatierung, tja... doch. Ich hab mir bis gerade nicht einmal Gedanken darüber gemacht ( :pfanne: ) aber allein heute wurde ich von drei verschiedenen Personen darauf hingewiesen... werde ich mir also für die Zukunft merken.  :jau:
"Tuning" hört sich auch gut an, kommt gleich mit auf meine to-do Liste fürs Wochenende.

Dämmerungshexe

Zitat von: Sorella am 11. Januar 2011, 21:41:23
Ich mag schwülstige, abgehobene Texte überhaupt nicht. Ewige Landschaftsbeschreibungen langweilen mich zu Tode.


Also ich weiß nicht ob ich "ewige Landschaftsbeschreibungen" (die ich sleber sehr gerne mache) unter "schwülstig" einsortieren würde. Oder wie hattest du das gemeint?
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Sorella

Zitat von: Dämmerungshexe am 13. Januar 2011, 15:11:57
Also ich weiß nicht ob ich "ewige Landschaftsbeschreibungen" (die ich sleber sehr gerne mache) unter "schwülstig" einsortieren würde. Oder wie hattest du das gemeint?

Ich meinte damit, dass ich mich schnell langweile wenn sich eine Geschichte meiner Ansicht nach nicht rasch genug vorwärtsbewegt. Mich interessiert in erster Linie, was mit den Charakteren geschieht und nicht so sehr die einzelnen Details der Landschaft. Zur Erzeugung einer Stimmung und zur Orientierung des Lesers ist eine Beschreibung der Umgebung sicher notwendig, aber ich persönlich brauche nur ein paar Bilder (Wort-Bilder) dann bastelt sich mein Hirn eine eigene Landschaft zusammen.
Das ist aber mein ganz eigener Geschmack und soll in keinster Weise eine Bewertung von Schreibstilen sein.

Was wir aus der gegenwärtigen Diskussion erkennen können ist, dass Verallgemeinerungen wie "schwülstig" oder "ewige Beschreibung" wenig Aussagekraft haben, da dies jeder Autor anders empfindet und zum Glück auch jeder Leser. Man kann die Kritik aber nützen um sich selbst zu hinterfragen.

Zit

#26
Ist das Thema schon durch, nein? Ich hätte noch persönlichen Senf. :D

Also, Stefan fragte, was denn schwülstig sei und sofort sah ich die Personifizierung vor meinem geistigen Auge: Männlich, kugelrund, Glatze, bebrillt (so eine total Hässliche mit dickem Rand und großen Gläsern) - und vor allem schwitzend. (Für die Manga-Leute: Im Grunde überschneidet sich diese Vorstellung mit den Loosern, für die jedes weibliche Wesen moe ist, die selbst aber einfach nur ... eklig sind.) Wenn wir schwulst unbedingt mit Essen vergleichen wollen, dann wäre es schweres, vor Fett triefendes Essen, das einem schon beim Anblick den Magen umdreht. Frisch zubereitete Schweinshaxen sind für mich da synonym, die glänzen dann immer noch so ... Whä.

Schwulst ist also am Ende eins: der Text trieft förmlich vor etwas. In deinem Fall, Simara, so Leid es mir tut, da kann ich deinen Vater verstehen. Ich denke, für ihn sind die Bilder, die du ob der Atmosphäre wohl beschwörst, einfach too much, das ist zu viel Lyrik auf einmal. (Btw.: Ist dein Vater Wissenschaftler oder Techniker/Handwerker?) Ich denke, du müsstest deine Bilderflut nur etwas eindämmen. Was dann zurück bleibt, wird umso stärker als Bild wirken. Wie ein ausgewogenes Essen, bei dem man jedes Gewürz genießt und es auch Zeit hat sich zu setzen, was wiederum ebenfalls wohl tut. ;) Aber das ist auch nur mein persönlicher Geschmack.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

maggi

#27
ZitatIch meinte damit, dass ich mich schnell langweile wenn sich eine Geschichte meiner Ansicht nach nicht rasch genug vorwärtsbewegt. Mich interessiert in erster Linie, was mit den Charakteren geschieht und nicht so sehr die einzelnen Details der Landschaft. Zur Erzeugung einer Stimmung und zur Orientierung des Lesers ist eine Beschreibung der Umgebung sicher notwendig, aber ich persönlich brauche nur ein paar Bilder (Wort-Bilder) dann bastelt sich mein Hirn eine eigene Landschaft zusammen.
Sehe ich genau so. Normalerweise ist weniger meistens mehr.
Hast du schon mal von dem Audruck "kill your darlings" gehört? Wenn du eine Stelle die du geschrieben hast besonders toll findest, dann überprüfe lieber noch mal, ob das da wirklich stehen muss. Oft genug dienen sorgfältig ausgestaltete Wortwunder nur der eigenen Befriedigung (so nach dem Motto: Ich bin ein toller Schriftsteller, deshalb kann ich all diese määäächtigen Worte benutzen)  und nicht dem Leser.

Die Flammen züngelten genüsslich am bereits morsch werdenden Holz empor, begannen es schließlich ganz zu verschlingen. Für den jungen Mann, welcher in sicherem Abstand zu dem Feuer stand, strahlte dieses Schauspiel eine Faszination aus, eine Macht, welche selbst durch die noch immer gellenden Schreie nicht gebrochen werden konnte. Auch der Wind, so hartnäckig er auch am Mantel des Mannes zu zerren versuchte, konnte ihn nicht dazu bringen den Blick abzuwenden- erst als eine Hand sich auf seine Schulter legte, drehte er den Kopf zur Seite. ,,Überlebende?" fragte er sachlich, jedoch ohne das leichte Zittern in seiner Stimme unterdrücken zu können. ,,Keine von denen wir wissen. Zwölf Kinder versuchten zu fliehen, doch Eure Truppen konnten sie aufhalten." Der zweite Mann war älter, doch wie alt war kaum zu sagen, sein Gesicht war von Narben entstellt. Schwarze Haare hingen ihm in langen Strähnen um ein markant geschnittenes Gesicht. Im Gegensatz zu seinem Gegenüber wirkte er geradezu ungepflegt. Der andere war glatt rasiert, die braunen Locken so exakt gestutzt dass sie die Schultern gerade noch berührten.
Als der junge Mann die einschätzenden Blicke seines Begleiters bemerkte, brach er die Stille. ,,Es sind nicht meine Truppen, Domagoj." Ein bitteres Lächeln huschte über die Züge des vernarbten Mannes. ,,Natürlich nicht, Sire." ,,Mich trifft keine Schuld an dem Tod dieser Menschen." Wiederholte er eindringlich. ,,Wenn ihr das sagt Sire. Sollen wir die Leichen verbrennen?" Der braunhaarige begann erneut in die Flammen zu blicken, welche inzwischen beinahe das gesamte Gebäude bedeckten. Es schauderte ihn bei dem Gedanken wie sich ebenjene glühenden Feuerzungen auch über die Leichnahme legen würden. ,,Sire?" Der Angesprochene erwachte wie aus Trance. ,, Ja." Antwortete er mit trockener Kehle. ,,Verbrennt sie.

Hier habe ich einfach mal die Stellen makiert, die man raustreichen (bzw. stark kürzen) könnte ohne das das, was du sagen möchtest an Bedeutung verliert.

ZitatIch denke, du müsstest deine Bilderflut nur etwas eindämmen. Was dann zurück bleibt, wird umso stärker als Bild wirken. Wie ein ausgewogenes Essen, bei dem man jedes Gewürz genießt und es auch Zeit hat sich zu setzen, was wiederum ebenfalls wohl tut.  Aber das ist auch nur mein persönlicher Geschmack.
Das ist der Trick an der Sache. Ein richtig gesetztes Wort vermittel unter Umständen mehr als 3 oder 4 schicke Beschreibungen mit tollen Adjektiven.

Ach und ürbigens: Deine Zeichensetzung bei wörtlicher Rede ist falsch (Hilfe: http://www.udoklinger.de/Deutsch/Grammatik/W.Rede.htm). Außerdem würde ich immer dazu raten, nach jeder wörtlichen Rede einen Absatz zu machen. Liest sich besser.

Runaway

Bezüglich der wörtlichen Rede... was ich immer wieder sehe, ist sowas:
Zitat,, Ja." Antwortete
Also daß es direkt groß weitergeht. Ich hab mich irgendwann gefragt, ob Word da vielleicht seine Finger mit im Spiel hat?

maggi

Zitat von: Runaway am 15. Januar 2011, 22:26:03
Bezüglich der wörtlichen Rede... was ich immer wieder sehe, ist sowas: Also daß es direkt groß weitergeht. Ich hab mich irgendwann gefragt, ob Word da vielleicht seine Finger mit im Spiel hat?

Vermutlich. Liegt wohl an dem (falschen) Punkt. Wäre der Punkt da richtig, dann wäre auch das große A richtig.