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Dialekte

Begonnen von Maja, 23. Februar 2006, 15:16:25

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Escandril

ZitatWenn Lords und Ladies herumstiefeln, dann bitte im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland, aber nicht in Fantasmagórien. Erst recht allergisch bin ich gegen redende Namen wie z.B. Red Herring in deutschen Texten.

Ich verstehe das auch nicht, warum die Adligen praktisch immer mit Lords und Ladies angeredet werden.
Weil ich das auf Dauer so langweilig fand, habe ich einfach eine andere Sprache genommen. Nun reden sich
die Adligen mit "Duinn" an (Herr) und mit "Rioghan" (Dame). Gut, ich weiss, Gälisch ist auch schon
in diversen Fantasyromanen mehr oder weniger abgewandelt aufgetaucht, aber es ist dennoch mal eine Abwechslung.

Ich tue mich mit Dialekten schwer in der Fantasy. Dann muss ich immer an die deutsche Synchronisation
von Monty Python denken, in der John Cleese einen norddeutschen Dialekt bekommen hat ("Der Vogel hier is mausetood!")
Für komische Effekte ist das sicher fein, aber wenn der Held in einer Fantasywelt anfängt zu sächseln oder ähnlich,
dann hätte ich Probleme ihn ernst zu nehmen.
Hat jemand von euch schon mal einen Charakter entworfen mit einem Sprachfehler? Oder einen Stotterer?

Moni

Ich finde Sprachfehler furchtbar schwer zu schreiben, darum vermeide ich sie. Stottern wirkt m.E. zu schnell nervtötend, ich denke bei sowas immer "Komm endlich in die Pötte..."
Bisher hatte ich auch keinen Charakter, zu dem so etwas passen würde...
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Manja_Bindig

@moni: Du hättest an Mendrik und Mavrud deine helle Freude.
Wenn man Elfen-Sprache mal ins deutsche überträgt, klingt denen ihr Dialekt ungefähr so:
"Joa, wundascheen...Greene Wiesn soweed des Oche reecht..."
(ich bin ehrlich, teilweise htte ich selbst PRobleme, sie zu verstehen :P )

Moni

Zitat von: Manja_Bindig am 24. März 2006, 20:19:22
@moni: Du hättest an Mendrik und Mavrud deine helle Freude.
Wenn man Elfen-Sprache mal ins deutsche überträgt, klingt denen ihr Dialekt ungefähr so:
"Joa, wundascheen...Greene Wiesn soweed des Oche reecht..."
(ich bin ehrlich, teilweise htte ich selbst PRobleme, sie zu verstehen :P )
Ja, aber das ist sächseln, ich dachte eher an Escandril und ihre Frage zum Sprachfehler... obwohl, sächseln kann man auch als solchen auffassen...  ;D

Dialekte in der Fantasy sind extrem schwierig, denn letztendlich greifen wir doch alle auf die uns bekannten zurück und das kann zu schnell ins ungewollt komische abdriften. Also lasse ich auch davon lieber die Finger.  :-X
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

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Steffi

Ich halte es wie Tolkien (weil ich diese Art wirklich gut finde) - erwähne, dass ein Dialekt gesprochen wird, beschreibe auch notfalls den Klang - aber mach aus den Dialogen keine lautschriftliche Übersetzung ;)
Sic parvis magna

Moni

Zitat von: Steffi am 24. März 2006, 21:52:33
Ich halte es wie Tolkien (weil ich diese Art wirklich gut finde) - erwähne, dass ein Dialekt gesprochen wird, beschreibe auch notfalls den Klang - aber mach aus den Dialogen keine lautschriftliche Übersetzung ;)

Ja, das ist sicher die beste Lösung. Tolkien wußte eben, was er machte...  :D
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

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Escandril

Zitat von: Schelmin am 24. März 2006, 10:43:13
Hi!
In einem meiner Kinderbücher kommt ein zahnloser Vampir vor. Der redet etwa so:
,,Ich beiffe gleich furück!"
Das klingt lustig! Der arme Vampir. An die Möglichkeit habe ich noch gar nicht gedacht, dass jemand durch eine Verletzung
nicht mehr richtig sprechen kann. Kann man doch recht gut lesen, wenn man sich darauf
einstellt. Ich denke, das gilt auch für jüngere Leser.

Mir ist noch eingefallen, bei mir taucht in einer Szene ein Betrunkenener auf - nur als Randfigur -  und
der redet dann ungefähr so: "S-soll'n wir sswei mal  d-die T-taverne wechsseln, was meinsst de?"
Ist auch schon fast stottern.

lg,
Andrea

Ary

:) Wenn Betrunkene in meinen Geschichten mit schwerer Zunge sprechen, dann versuche ich, das auch schreibend umzusetzen. Aber Dialekte... hm. Wenn Fantasy-Protagonisten bayerisch oder sächsisch reden, finde ich das irgendwie... unpassend, ich lasse von sowas auch lieber die Finger und in Büchern mag ich erst gar nicht.
Hmpf - ich gehöre irgendwie auch zu der Lord-und-Lady-Fraktion. Für die Traverra-Chronik gewöhne ich mir das gerade ab, nachdem Bines Mann uns darauf hingewiesen hat, daß wir, wenn wir ein Buch auf Deutsch schreiben, venaro schlecht "Lord Venaro" nennen können. Seitdem ist er schlicht und ergreifend das, was er ist - Fürst. Und so reden seine Unterass-äh, Untertanen ihn auch an.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Steffi

Ich vermeide in meiner Geschichte so gut es geht Wörter und Namen, die man automatisch mit einer bestimmten Sprache verbindet - deswegen gibt's auch keine Lords und Ladies. Die Königin im nördlichen Königreich wird mit "Fru" angeredet... das ist - na, hat's wer erraten? die norwegische Version unseres "Frau XY" :)
Sic parvis magna

Manja_Bindig

Betrunkene lallen bei mir. Je nach Grad der Besoffenheit lallen sie mehr oder minder stark... wenns nur leicht ist, schreib ich das nciht mal in die Reden rein. Nur wenns wirklich heftig ist - oder wenn man - wie Mendrik - dann anfängt, WIRKLICH im Dialekt zu sprechen(sie können eigentlich hochelfisch ohne Akzent - der akzent ist Tarnung)

Escandril

Mir ist noch was eingefallen dazu,
das ist aber eigentlich keine Frage von Dialekt.
Wenn nun ein Charakter die Landessprache nur rudimentär beherrscht,
wie setzt ihr das um?

Ich versuche in dem Fall, Grammatikfehler einzubauen, das hört sich dann etwa
so an:

"Mich haben hier verlaufen in diese Wald, kannst Ihr sagen, wohin es geht?"

Man könnte ja auch ein Mischmasch mit einer selbst erfundenen Sprache machen,
dann wird es richtig chaotisch...

Manja_Bindig

Das ist immer eine sehr gute Idee... aber man muss aufassen, dass es nciht lächerlich wird.

Ary

Hi!

Hin und wieder setze ich mich hin und versuche, eine Sprache zu erfinden, zumindest Brocken, und wenn die Charaktere, die diese Sprache sprechen, dann in Fremde Länder kommen oder (es ist ein nicht menschliches Volk) auf Menschen treffen, dann streue ich gerne mal das eine oder andere fremde Wort ein.
Das Blöde ist - man muß, wenn man sowas macht, natürlich Übersetzungen bereitstellen, also ans Ende der Geschichte ein Glossar anhängen oder mit Fußnoten arbeiten.

@Manja: Betrunkene lallen bei mir auch, das zu schreiben macht immer sehr viel Spaß. Ich mache meine Charas gern mal betrunken. Man darf's nur nicht übertreiben.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Arielen

Dialekte zu erfinden oder auch nur zu benutzen fällt mir sehr schwer, das kommt wohl daher, daß ich in einer relativ dialektfreien Gegend lebe und auch in meiner Familie keiner je richtig einen sprechen konnte. Meine Oma hatte zwar noch einen "schlesischen Klang", aber da fehlt mir das Umsetzen in die Schriftsprache.

Daher versuche ich mich auf wenige Ausdrücke etc. zu beschränken.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Manja_Bindig

Da noch nichts dazu erwähnt wurde - wie haltet ihr es mit Dialekten und Akzenten?

Ich selber lass in meiner Stadt Yberilur die meisten Nebencharas in einem schönen Dialektmischmasch reden, je nach Schicht - der Adel faselt natürlich hochdeutsch und ab und an auch mal in ellenlangen Schachtelsätzen.
Meine Hauptcharas unterhalten sich meistens in einer Sprache, die für beide mehr oder minder Muttersprache ist, also wird ebenfalls hochdeutsch geschrieben - die Landessprache sprechen sie nahezu akzentfrei, allerdings nehm ich hier ein Umgangshochdeutsch - keine langen Sätze, ab und an fällt eine Silbe unter den Tisch, das was man kennt.

So.
Und dann ist da noch die Wirtin, bei der die Beiden wohnen. Eine an und für sich urgemütliche Frau, allerdings mit dem Temperament eines schlecht gelaunten Drachens(so würde mein Vyren sie beschreiben) aus der unteren Mittelschicht.
Kernwort der Sache ist: "urgemütlich" - und entsprechend bayert sie, was das Zeug hält, was mir beim Schreiben sowohl Spaß macht, als auch Kopfzerbrechen bereitet - der Dialekt soll ja nicht aufgesetzt klingen, entsprechend werden Maikas Zeilen immer durchgesprochen, bis ich eine Formulierung hab, die natürlich klingt.

Andererseits habe ich später ein Zwillingspaar, das sich auf der Flucht befindet. Und zur Tarnung einen ziemlich schweren, antrainierten Akzent haben, den ich mit meiner eigenen Muttersprache(sächsisch) wunderbar nachstellen kann... ab und an mit gekünsteltem Sächsisch.

Ich charakterisiere meine Figuren sehr gern über die Art wie sie sprechen, sowohl den Dialekt, als auch die Wortwahl, entsprechend sind Dialekte für mich ziemlich wichtig. Zumindest zwei wichtige Nebencharas pro Buch sprechen im Dialekt(im ersten sind es die Wirtin und ihre Tochter. Im zweiten meine erwähnten Zwillinge), meist, ohne, dass sie mir das vorher mitzuteilen gedenken.

Wie macht ihr das? Haben eure Charas bestimmte Angewohnheiten, zu sprechen? Benutzt ihr Dialekte? Plant ihr das im Vorraus und legt mehr oder weniger fest, wer wie spricht oder ergibt sich das von selbst?
Oder schreibt ihr - storymilieu-bedingt - nur in Hohem Hochdeutsch?

Lieber Gruß,
Manja