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Bestimmte wiederkehrende Muster in euren Geschichten?

Begonnen von Nashi, 06. Oktober 2010, 18:52:01

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Lucien

Zitat von: Anjana am 25. Januar 2014, 19:42:38
Mich würde mal interessieren, ob das bei euren Prämissen und/oder Plots genauso ist?
In meinen Geschichten gibt es für gewöhnlich etwas altes (einen Glauben oder gar ein Volk) das für gewisse Werte steht, aber als längst ausgelöscht/verschwunden gilt, irgendwo im verborgenen der Welt aber noch existiert und angesichts welterschütternder Ereignisse wieder ans Licht tritt.

canis lupus niger

#121
Bestimmte wiederkehrende Muster?

Seitdem ich mit dem Begriff der Mary-Sue, bzw. des Gary-Stu konfrontiert worden bin, haben ich ein beinahe zwanghaftes Bedürfnis, meine Protagonisten beweisen zu lassen, dass sie KEINES von beiden sind. Ich stelle sie auf die Probe, lasse sie an ihre persönlichen Grenzen gehen, und auf die Unterstützung anderer angewiesen sein.  :pfanne:

Inzwischen mache ich mir ein bisschen Sorgen, ob ich nicht zu grausam bin und eine bisher verborgene SM-Neigung besitze.   :snicker:

Ach ja, bei mir kommt es immer wieder einmal vor, dass sich jemand seufzend oder nachdenklich "mit den Fingern durch die Haare fährt." Grausig! Ich versuche es inzwischen bewusst zu vermeiden.

HauntingWitch

Zitat von: canis lupus niger am 26. Januar 2014, 19:24:04
Ach ja, bei mir kommt es immer wieder einmal vor, dass sich jemand seufzend oder nachdenklich "mit den Fingern durch die Haare fährt." Grausig! Ich versuche es inzwischen bewusst zu vermeiden.

Wieso das denn? Ich kenne ein paar Leute, die das machen... Und ich habe auch einen Prota, der das dauernd macht. Finde ich nicht schlimm.

canis lupus niger

Zitat von: HauntingWitch am 27. Januar 2014, 08:14:55
Wieso das denn? Ich kenne ein paar Leute, die das machen... Und ich habe auch einen Prota, der das dauernd macht. Finde ich nicht schlimm.

Na ja, kommt vermutlich darauf an, wie oft man das schreibt.

Anj

ZitatNa ja, kommt vermutlich darauf an, wie oft man das schreibt.
Das tut es doch irgendwie immer, oder? ;)

Ich habe übrigens inzwischen festgestellt, dass ich zwar nicht unbedingt immer dieselben Bausteine verwende, im Gegenzug aber bestimmte Wendungen oder Handlungen instinktiv vermeide. Oder es zumindest versuche. Intrigen beispielsweise kommen bei mir höchstens ganz am Rande vor, oder als Ursache für Konflikte, mit denen sich meine Helden dann herumschlagen müssen. Aber eine Figur aktiv verschlagen und intrigant sein lassen, das habe ich bisher noch nicht geschafft. Wohl kleinere Verrate, aber die geschehen wenn, dann immer aus guten, oder zumindest nachvollziehbaren Gründen. Zumindest aus Sicht der Figur. Das klassische Biest, dass einfach nur fies sein will, gibts bei mir einfach nicht.

Ein wiederkehrendes Muster habe ich allerdings doch noch gefunden. Bei mir gilt immer: eine Geschichte = eine Perspektive. Selbst bei meinem Episodenprojekt ist immer eine Episode aus exakt einer Perspektive geschrieben. Da es chronologisch ist, gibt es natürlich mal Bezüge zu den anderen Episoden, aber die Handlung läuft dennoch immer nur weiter und nicht nebeneinander her.
Das liegt aber einfach daran, dass ich mehrere Handlungsstränge nicht mag und das oft ein Grund ist, warum ich ein Buch weglege ...
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Fianna

Nachdem ich im Heldenreise-Thread das Buch "20 Masterplots" entdeckt und gekauft habe, stelle ich fest, warum mir die Heldenreise nicht zusagt. Ich bin ein Riddle-Typ.
Bei mir stellt sich in fast allen Projekten am Ende heraus, dass die Realität ganz anders aussieht, als zu Beginn gedacht. Teilweise ist es ein überraschender Twist, teilweise arbeiten die Protagonisten darauf hin und manchmal besteht der Plot aus den Bemühungen herausfinden, ob ihre Befürchtungen stimmen oder ob sie sich in eine wirre Idee verrennen.
In einem Projekt gibt die Protagonistin nur zögerlich ihre Geheimnisse an den Leser preis - dem Protagonisten ist von Beginn an alles bekannt, aber sie spielt ein doppeltes Spiel mit allen anderen auftretenden Personen, und somit auch mit dem Leser. Das ist sehr schwierig darzustellen, ohne dass ein Leser am Ende enttäuscht oder verärgert ist. (Zum Glück habe ich das nach dem Beginn damals abgebrochen, denn seit ich mich mit Krimischreiben beschäftige und mir vor Augen halte, welche Mechanismen meine seit 22 Jahren konsumuerten Krimis benutzen, habe ich viele gute Ideen zur Verschleierung von Hinweisen bekommen.)

Außerdem kommen bei mir Liebesgeschichten eher selten vor. Die Protagonisten sind von einer Sache besessen, haben eine Bestimmung oder eine selbstauferlegte Mission, und irgendwie geht da Frauen- bzw. Männertechnisch nichts.

Von 9 zu schreibenden Fantasyprojekten beinhalten nur 3 eine Liebesgeschichte - bzw. eigentlich 1. Bei den anderen beiden ist es im sich entwickelnden Plot noch nicht enthalten, man könnte es aber einbauen.

Coppelia

Rätselplots und Heldenreise schließen sich meiner Meinung nach nicht aus. Die Heldenreise fasst ja, mal ganz banal gesagt, eine Art Entwicklung der Hauptfigur in z. T. symbolische Bilder und verwendet bestimmte Motive. Dabei kann der "sonstige" Plot auch ein Rätselplot sein. Oft wird bei der Heldenreise zwar etwas gesucht. Aber eigentlich sucht eine Hauptfigur immer irgendetwas, auch, wenn es die Lösung eines bestimmten Rätsels oder Problems ist.
Oder warum meinst du, dass sich das ausschließt? Hast du keine Hauptfiguren, die entsprechende Entwicklungen durchmachen? Das wäre ja durchaus möglich.

Ich hoffe, ich lenke jetzt nicht zu sehr vom Thema ab.

Fianna

#127
Also ich hab die Heldenreise, insbesondere wegen des Treads im TiZi, als ganz feste Abfolge verstanden:

  • Hero-to-be lebt so sein Leben
  • Es ergibt sich eine Gefahr/eine Quest
  • Der Held-to-be hat keinen Bock
  • Es gibt einen spezifischen Auslöser
  • irgendwann stirbt der Mentor (das krieg ich grad nicht mehr genau zusammen)
Und das ist bei mir niemals der Fall.

Oft sind es auch keine Reisen, sondern das Land/die Heimat des Protagonisten bleibt immer Schauplatz.

Der Held ist oft in einer Position, die von außen betrachtet eher antagonistische Züge aufweist (aber er tut eben mit dieser Position und mit seinen Möglichkeiten alles dazu, die politische/soziale Situation stabil zu halten und das Land zu retten).

Oder sofern eine Reise statt findet, gibt es keine echte Quest.
Bedroht wird nicht die Welt oder das Land, sondern der Protagonist ist auf einer Rachemission (bzw. versucht erst mal die Verantwortlichen, die er zum Ziel einer solchen machen will, herauszufinden).

Oder es gibt zwar eine Reise, dafür aber weder Quest noch Rachemission.


~~~~~

Entwicklungen machen meine Protagonisten immer durch. Aber das gehört zu einer guten Geschichte dazu und ist kein Merkmal einer Heldenreise.
Beim Riddle ist es wirklich eher optional, aber nur weil meine Protagonisten dennoch eine Entwicklung durchmachen, macht es das nicht zu einer Heldenreise. Entwicklungen gibt es auch in vielen anderen Masterplots, von denen der eine oder andere zu diesem oder jenem Projekt besser passt als die Heldenreise.

Außerdem scheint es so zu sein, dass der Held in einer unschuldigen Position/Geistesverfassung ist und durch die Reise ernüchtert wird (was Teil seines Lern- und Entwicklungsprozesses ist). Da hab ich vielleicht eine (der keine Reise unternimmt etc), in der Regel sind meine Protagonisten nicht so.


EDIT:
Außerdem stellt die Heldenreise doch die Entwicklung des Helden in den Mittelpunkt. Bei mir ist das immer optionaler Zugewinn. Personen, die etwas bestimmtes erleben oder bestimmte Dinge tun, machen nunmal eine Entwicklung durch.

Aber meine Protagonisten machen nicht unbedingt eine Entwicklung, weil sie an einer Aufgabe, die sie meistern, wachsen, sondern vielleicht, weil sie erkennen, dass sie einen Fehler gemacht haben.

Oder sie meistern eine Aufgabe und retten das Land, nutzen jedoch Mittel, die entgegen ihrer gelernten Werte gehen, und sind somit trotz des äußerlichen Erfolges eigentlich nicht gewachsen, sondern - nicht wirklich gebrochen, aber eher in diese Richtung.

Oder sie retten zwar was-auch-immer (in der Regel den Status quo eines Landes/einer Gesellschaft), erkennen jedoch, dass sie - um diese stabile oder scheinbar stabile Situation aufrecht zu erhalten - dieselben verwerflichen Mechanismen des Vorgängers nutzen müssen. Natürlich minus die verwerflichen Taten, die Anlaß zum Handeln gaben, aber auch sie lügen z.B. über einen bestimmten Sachverhalt ihr Volk an etc.

Eine positive Entwicklung "Jetzt habe ich viel gelernt und erlebt und bin trotz der Verluste ein besserer Mensch" gibt es bei mir eigentlich nie.

Coppelia

#128
Ich will dir nicht widersprechen, dass deine Plots keine Heldenreisen sind (ich kenne sie ja auch überhaupt nicht, und selbstverständlich gibt es noch viele andere Plots), aber die Punkte, die du genannt hast, gelten nur für den Anfang des Heldenreise-Plots, und auch dann sind viele optional. Eine weite Reise ist auch nicht zwingend erforderlich, die Reise kann auch mehr im Inneren stattfinden. Auch die Bedrohung muss sich nicht auf die Welt oder das Land erstrecken.

Ich würde jedenfalls zustimmen, dass die Heldenreise auf ein tendenziell positives Ende hinführt, was in deinen Beispielen eher nicht der Fall zu sein scheint.

Aber ich bin jetzt lieber mal still, sonst lenke ich vom eigentlichen Thema ab. :versteck:

Mir fällt gerade auf: Benutzt du zufällig das Buch "20 Masterplots"? :hmhm?:

Fianna

Zitat von: Coppelia am 27. Januar 2014, 15:11:25Mir fällt gerade auf: Benutzt du zufällig das Buch "20 Masterplots"? :hmhm?:
"Benutzen" ist zuviel gesagt. Ich habe es einmal rasant durchgelesen (vielleicht hab ich das letzte Drittel oder die Hälfte der Einführung übersprungen) und festgestellt, dass ich praktisch ein Riddle-Typ bin.

Seitdem habe ich es nicht mehr angefasst, aber alleine diese Erkenntnis hat mir schon viel geholfen. Ich hab mich auch anlässlich meines ersten Krimis (ein Fantasy-Krimi, also wieder ein Projekt, was keine Chancen hat, ich muss doch meinem Schema treu bleiben  :engel: ) mein handwerkliches Verständnis vom Krimischreiben inklusive aller jemals konsumierten Verschleierungsmöglichkeiten etc niedergeschrieben.

Das ist genial. Einige fielen mir beim Lesen der Bücher und auch nach dem Zurückdenken nach der Auflösung nie so auf. Und sie sind nicht auf Krimis beschränkt.
Als Riddle-Typ werde ich da auch sicher in Nicht-Krimi-Plots einiges verwenden, um den Leser abzulenken. Es ist mir zwar wohl nicht schlecht bisher gelungen, denn die Betaleser der ersten Version hielten einen der Antagonisten zu Beginn für den Sidekick bzw. für den zweiten Helden  ;D die haben sich da komplett in eine positive Entwicklung hinein hypnotisiert, dabei ist es einer der Antagonisten und die Protagonistin tötet ihn am Ende. Sie hat sich nur in seiner Nähe aufgehalten, um herauszufinden, ob er es wirklich ist und um daraufhin sicher zu stellen, dass ihn niemand anderes tötet.

Nunja, ich glaube ich komme auch etwas ab.
Entschuldigung.

Issun

Ich habe letztens ein paar absurde Dinge entdeckt, die bei mir sehr gehäuft vorkommen, nämlich:

- Kettenraucher (Warum auch immer, die Hauptakteure hängen oft an der Kippe.)
- Theater und Schauspieler
- Bibliotheken
- Alkoholiker
- Besonders schmucke Pistolen
- Ruinenstädte
- Es regnet ständig (ziemlich unrealistisch ::)).
- Die Figuren tragen komische und irgendwie verniedlichende Spitznamen.

Ich glaube, ich sollte mal überdenken, ob ich nicht doch etwas fixiert bin...  ;)

Klecks

Klingt sehr interessant, Issun!  ;D

Ich hab mal bei mir reingeschaut und bei mir häuft sich vor allem kaltes Wetter im Sommer, weil ich ja so hitzescheu bin. Außerdem sind meine Figuren zu 99,99 % Nichtraucher.   :hmmm:

Liliane

#132
Oh, das ist ja witzig  ;D Darüber habe ich noch nie nachgedacht, aber das ist interessant.
Was sich, wie mir eben klar geworden ist, bei mir  wohl häuft ist:

- Leute, die zu Boden sehen
- Schmerzen in den Füßen bei irgendwem bzw. oft auch blutende Füße
- stiller Regen (gibt es das überhaupt??)
- Vögel, die vorbeifliegen
- dass Leute im Dunkeln zusammensitzen, sich unterhalten, dann z. B. nicken und dann gefragt werden, ob sie schon geantwortet haben
- Leute, die die Hände des Anderen betrachten

Da gibt es bestimmt noch mehr, was in mindestens jeder Geschichte, wenn nicht sogar sehr oft in einer einzigen vorkommt.

Aber meint ihr, das ist schlimm, wenn in jeder Geschichte etwas auftaucht wie z. B. bei Issun die Ruinenstädte?
Ist das unkreativ, so etwas immer wieder auftauchen zu lassen, weil man es mag und es einem gefällt, das einzubauen?
Ich finde das eigentlich in Ordnung, wenn es in unabhängig voneinander stehenden Texten ist, aber sollte man das vielleicht lassen?

Issun

Zitat von: Klecks am 15. April 2014, 15:26:36
Ich hab mal bei mir reingeschaut und bei mir häuft sich vor allem kaltes Wetter im Sommer, weil ich ja so hitzescheu bin.

Das könnte die Erklärung für das Regenwetter in meinen Geschichten sein... Ich komme mit Hitze zwar ganz gut zurecht, aber wenn ich es mir aussuchen kann...  :hmmm:

Zitat von: Liliane am 15. April 2014, 15:44:52
- stiller Regen (gibt es das überhaupt??)

Vielleicht Nieselregen? Der macht wirklich so gut wie kein Geräusch, ein Wolkenbruch kann dagegen ordentlich laut sein. :)

Zitat von: Liliane am 15. April 2014, 15:44:52
Aber meint ihr, das ist schlimm, wenn in jeder Geschichte etwas auftaucht wie z. B. bei Issun die Ruinenstädte?

Ich habe sie nicht in jeder Geschichte. Weil das Reich, in dem die Story spielt, ziemlich alt ist, gibt es Ruinenstädte, die dann hie und da (am Rande, eher selten als wirkliches Plotelement) auftauchen. :) Ich weiß nicht, wie das die anderen sehen. Ich persönlich finde solche "Muster" eher harmlos, kritisch wird es für mich dann, wenn Geschichten von der Handlung her eigentlich nur ein Aufguss älterer Geschichten sind, sodass der Leser sich denkt "Na toll, diese Figur ist ja nur eine neue Version von xy." Schmückendes Beiwerk, das öfters auftaucht, finde ich okay. Ich glaube auch nicht, dass es beim Lesen wirklich auffällt, wenn es keine tragende Rolle spielt. An deiner Stelle würde ich daher getrost alles einbauen, was dich begeistert. Falls man es wirklich übertreibt, wird es einem selbst oder den Lesern schon auffallen.  ;)

Liliane

Zitat von: Issun am 16. April 2014, 20:50:48
Ich habe sie nicht in jeder Geschichte. Weil das Reich, in dem die Story spielt, ziemlich alt ist, gibt es Ruinenstädte, die dann hie und da (am Rande, eher selten als wirkliches Plotelement) auftauchen. :) Ich weiß nicht, wie das die anderen sehen. Ich persönlich finde solche "Muster" eher harmlos, kritisch wird es für mich dann, wenn Geschichten von der Handlung her eigentlich nur ein Aufguss älterer Geschichten sind, sodass der Leser sich denkt "Na toll, diese Figur ist ja nur eine neue Version von xy." Schmückendes Beiwerk, das öfters auftaucht, finde ich okay. Ich glaube auch nicht, dass es beim Lesen wirklich auffällt, wenn es keine tragende Rolle spielt. An deiner Stelle würde ich daher getrost alles einbauen, was dich begeistert. Falls man es wirklich übertreibt, wird es einem selbst oder den Lesern schon auffallen.  ;)

Stimmt, hast du wahrscheinlich Recht. Danke :).

Zitat
Vielleicht Nieselregen? Der macht wirklich so gut wie kein Geräusch, ein Wolkenbruch kann dagegen ordentlich laut sein. :)

Das meinte ich, habe aber nie das Wort damit in Zusammenhang gebracht. Danke ebenfalls :)