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Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!

Begonnen von Alaun, 24. Juni 2010, 16:11:07

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Grummel

So, nun hab ich mich durch den ganzen Thread gekämpft und will auch mal meinen Senf dazu geben.

Wenn ich das so lese, dann erfülle ich ale Voraussetzungen um ein absoluter Spitzenautor zu werden.

Ich bin 41. Ein Punkt für Grummel.

Ich werde definitiv vor meinem Abitur mein erstes Werk veröffentlichen. (Ich habe nämlich gar kein Abitur, aber das kann ja noch kommen.) Zwei Punkte für Grummel.

Ich bin im Berufsleben erfolgreich und bin finanziell einigermaßen unabhängig. (Studieren kann man glücklicherweise auch ohne Abitur.) Drei Punkte für Grummel.

Ich habe eine Menge Lebenserfahrung. Siehe Punkt eins. Vier Punkte für Grummel.

Ich schreibe, habe aufgrund meines mit vielen Reisezeiten gesegneten Jobs auch genug Zeit zum schreiben und das schreiben macht mir Spaß. Fünf Punkte für Grummel.

Ich bin ein Träumer!!!! Sechs Punkte für Grummel.

Ich bin Mitglied im Tintenzirkel. Sieben Punkte + ein Bonuspunkt für Grummel.

Was fehlt noch? Achja, ich muss nur noch zu Ende schreiben, Betaleser finden, einen Agenten suchen und anschließend einen Verlag und veröffentlichen. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich habe in meinem Leben genug Rückschläge eingesteckt und negative Erfahrungen gemacht. Ich werde auch weiter schreiben, wenn man mein Manuskript ablehnt. Das einzige was ich mir nicht mache, ist Stress. Ja ich habe den Willen, den Wunsch und den Traum, ein Schriftsteller zu sein, zu veröffentlichen und irgend wann einmal vom schreiben zu leben. Aber es ist kein Muss für mich. Ich bin aber auch in der glücklichen Lage, das ganze entspannt zu sehen. Ich habe noch eine ganze zweite Lebenshälfte vor mir, in der ich mir diesen Wunsch erfüllen kann. Ich weiß, das nicht jeder von uns in dieser Situation ist und ich bin der festen Überzeugung, dass je jünger man ist, desto schwerer ist es lange Zeit an einem solchen Wunsch fest zu halten. Um den Ausführungen der Threaderstellerin zu folgen... ich freu mich über jede Mitteilung in diesem Forum, dass jemand etwas veröffentlicht hat und seinem Wunsch ein Stück näher gekommen ist. Das ist für mich ein Ansporn. Und ich fühle mit jedem hier, der negative Erfahrungen gemacht hat. Aber auch das ist ein Ansporn für mich.

Und wenn alle Stricke reißen, dann fahre ich nach Zweibrücken in den Irish-Pub von Markus Heitz und hoffe, dass ein wenig von seinem Schaffensdrang auf mich abfärbt. (Das war ein Scherz!!) :vibes:
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Hanna

@Derexor: Eigentlich wollte ich dich nur in Schutz nehmen, als ich sagte, dass ich nicht daran glaube, dass du faul bist.  :-*

Ich bin ganz sicher niemand, der einem jungen Schreiber den Wind aus den Segeln nehmen will. Ganz im Gegenteil. Ich habe schon vor der GRundschule gewusst, dass ich Schriftstellerin werden will und finde es toll, wenn junge Leute schreiben. Umso besser, wenn sie an sich glauben und unterstützt werden. Unterstützt worden bin ich nie. Ich höre jetzt noch von meinen Eltern, wann ich denn endlich das Schreiben an den Nagel hänge und was Vernünftiges mache. Es wäre besser für mich gewesen, wenn damals jemand gesagt hätte: "Schreibe UND mach was Vernünftiges"

Wenn man Paolini als Beispiel heranzieht, vergisst man immer gerne, dass diese schöne Geschichte nicht in Deutschland spielt. In Deutschland ist es extrem schwierig, vom Schreiben zu leben. Eine weniger schöne deutsche Jungautorengeschichte bekommt der, der sich mit Frau Hegemann auseinandersetzt.

Es ist niemals falsch zu träumen, aber noch besser ist es, Träume in die Tat umzusetzen. Und wer das wirklich will, der schafft das auch. Ganz gleich in welchem Alter.

@Grummel: Super Beitrag! So gesehen gelingt es mir auch, noch vor dem Abitur zu veröffentlichen.  :rofl:
#notdeadyet

Runaway

Zitat von: Gothanna am 26. Juni 2010, 13:03:16
Unterstützt worden bin ich nie. Ich höre jetzt noch von meinen Eltern, wann ich denn endlich das Schreiben an den Nagel hänge und was Vernünftiges mache. Es wäre besser für mich gewesen, wenn damals jemand gesagt hätte: "Schreibe UND mach was Vernünftiges"
:wums: Kenn ich. Und bin ich total satt. Allein wenn ich schon die Frage höre: Langweilst du dich nicht in den Semesterferien?
Nein! Da hab ich genug Zeit zum Schreiben! ;)

Und die gute Helene Hegemann... ob die so zu beneiden ist? In der ersten Ausgabe der Zeit Campus dieses Jahr, noch kurz bevor der Skandal dann ins Rollen kam, war eine Rezension abgedruckt und auch der erste Satz des Buches. Würde ich jetzt sagen müssen, was ich über das Handwerk von Fräulein Hegemann denke, wär das nicht nett ;) Für mich ist das nicht gut, das ist schlichtweg nicht lesbar. Merkwürdige Attitüde, sowas als große Literatur zu verkaufen. Oder versteh ich da was nicht?  ;D

Aber egal...  :jau: Grummel, das ist echt süß. Du hast ja so recht!

Leon

#48
Zitat von: Runaway am 26. Juni 2010, 13:11:42
... Würde ich jetzt sagen müssen, was ich über das Handwerk von Fräulein Hegemann denke, wär das nicht nett ;) Für mich ist das nicht gut, das ist schlichtweg nicht lesbar. Merkwürdige Attitüde, sowas als große Literatur zu verkaufen. Oder versteh ich da was nicht?  ;D

Über Frau Hegemanns schriftstellerische Fähigkeiten sollte ich besser auch Schweigen. Und was das Verkaufen angeht ... man kann alles verkaufen. Mann muss es nur verkaufen können.  ;D

gbwolf

#49
@Derexor: Jetzt habe ich eine ganze Weile gegrübelt, an welcher Stelle wir aneinander vorbeigeredet haben und mir ist aufgefallen, dass man die Sache mit dewr Faulheit und dem z.B. Programmieren durchaus leicht falsch verstehen kann.
Also: Ich wollte dir auf keinen Fall unterstellen, dumm zu sein. Was ich aussagen wollte war, dass man seine Faulheit nutzen kann und sollte, dass Faulheit ein Antrieb ist, sich ein tolles Leben bequem einzurichten. Wer faul ist, aber dennoch etwas erreichen möchte, der versucht, sein Leben effizient zu gestalten. Deshalb das Programmiererbeispiel: Man steckt ganz am Anfang etwas mehr Energie in Sachen hinein, schafft sich eine effektive Ordnung, erarbeitet sich Methoden und dann spart man später ganz viel Zeit und Kraft. Das bedeutet dann mehr Zeit zum Schreiben oder auch zum in der Sonne liegen. Momentan bereue ich, dass ich erst Ende 20 damit angefangen habe, statt 10 oder 15 Jahre früher.

Das schreiben an den Nagel hängen soll niemand, sich aber überlegen, ob er sich nur auf ein Bein stellen möchte. Wie bereits gesagt lebt so gut wie niemand nur vom Romanschreiben. Es ist sinnvoll, zum Beispiel früh anzustreben, mit Artikeln oder Kurzgeschichten etwas zuzuverdienen. Wenn dir Computerspiele liegen, kannst du dich damit beschäftigen, das journalistische Schreiben zu lernen und bei einer PC-Zeitschrift anfragen, ob sie Interesse haben, eine Kolumne einzuführen, in der Jugendliche für Jugendliche über Spiele schreiben. Als Referenz hast du dann vielleicht schon mehrere Artikel im örtlichen Käseblatt und in der Schülerzeitung vorzuweisen.
Man kann sich mit Spaß dorthin arbeiten, wo man sein möchte. Was du studierst oder welche Ausbildung du machst, ist dabei ziemlich egal. Sascha Mamcuak, Lektor bei Heyne, hat beispielsweise "Politikwissenschaft, Volkswirtschaft und Öffentliches Recht" studiert.

Und ganz viele Interessen kommen, wenn man sich damit beschäftigt. Ich fand Politik und Sozialwissenschaften immer blöd, bis ich angefangen habe, SF zu schreiben und merkte, welche genialen Instrumente mir diese Wissenschaften an die Hand geben.


Edit: Die Schreiber, die sehr jung veröffentlicht haben scheinen sich in zwei Gruppen zu gliedern: Glückspilze/Marktingleute (Eltern hatten bspw. Kontakte) wie Hegemann oder Paolini und in Jugendliche, die bereits früh eine hohe Fähigkeit zur Analyse und strukturellem Aufbau hatten wie beispielsweise Mai-Nuyen oder Bargmann.

Mrs.Finster

Jetzt mal ehrlich Leute: Waren wir nicht alle mal faul?  :innocent: Und ich gebe zu: Ich bin es immer noch  ;D

Trotzdem ist aus uns allen etwas geworden  ;) Jeder hatte doch mal eine Null-Bock-Phase oder nur das eine im Kopf. Die einen haben nur Mädchen/ Jungs im Kopf, ich hatte nur Pferde im Kopf und Derexor eben das Schreiben.

Klar, kann das ganze auch unangenehme Folgen haben. Ich habe auch eine Ehrenrunde gedreht und musste die Schule wechseln. Trotzdem habe ich jetzt Abi und einen guten Beruf. Das gehört eben zum Erwachsen- werden dazu.

Um Himmelswillen....was höre ich mich alt an  :d'oh:

Im Gegenteil: Ich finde es wichtig in der Jugend einen Traum zu haben. Wie viele Jugendliche stürzen regelmäßig ab und saufen sich jedes Wochenende die Gehirnzellen weg, nur weil sie Langeweile haben?

Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Maja

Ich habe diesen Thread mehr am Rand mitverfolgt und möchte jetzt eine Sache loswerden: Ja, auch ich will Schriftstellerin sein - nicht werden, sein, wie wir alle hier - aber nicht um jeden Preis.

Ich bin bereit zu arbeiten, daran liegt es nicht. Auch hart arbeiten. An mir selbst, an meinen Büchern, am Stil. Aber ich habe keine Lust, mich zu verbiegen, um besser am Markt anzukommen. Das war eine bewußte Entscheidung - ich giere nach einer Veröffentlichung und kann nicht sagen, daß es mir egal ist, in welchem Verlag das geschieht, ich will etwas großes, erfolgreiches - aber ich will diesen Erfolg als ich selbst haben, mit dem, was ich schreibe und schreiben will, so wie ich will. Ich möchte mein Ding durchziehen, nicht nur, weil ich überzeugt bin, daß es so gut ist, sondern auch, weil ich soviel Prügel eingesteckt habe im Laufe meines Lebens. Ich bin seit dem dritten Schuljahr wegen des Schreibens angefeindet und gemobbt worden. Ich habe das durchgezogen, habe mich allen Konventionen widersetzt und immer Stärke daraus gezogen, mein Fähnchen nicht nach dem Wind zu hängen - dann will ich nicht ausgerechnet jetzt beim Schreiben, bei der Sache, die ich mehr liebe als alles andere auf der Welt, mich verbiegen, um irgend jemandem zu gefallen.

Ich will meine Bücher verkaufen, nicht mich selbst. Der Preis ist, daß eine große Veröffentlichung damit unwahrscheinlicher wird. Nicht unmöglich, aber eben unwahrscheinlicher. Stolz kann ich von mir behaupten, keine Hure des Marktes sein zu wollen. Aber der Traum, vom Schreiben leben zu können, wird damit in weitere Ferne gerückt. Es ist okay so. Ich habe einen Beruf, von dem ich leben kann, auch als halbe Stelle. Ich liebe meine Arbeit weniger als das Schreiben, aber ich mag sie. Ich kann es mir erlauben, zu schreiben was und wie ich will. Dafür bin ich bereit zu warten, auch länger, wenn es sein muß. Ich bin jetzt fünfunddreißig, meine Chance, als Wunderkind groß rauszukommen, tendieren wohl gegen Null, und so habe ich jetzt den Luxus, mich nicht mehr hetzen zu müssen. Nach meiner Berechnung habe ich noch ordentlich was an Leben vor mir, und ebenso sehe ich vor, daß die Leute auch in zehn Jahren noch lesen. Warum hetzen? Das ist keine Frage von Faulheit, das ist eine Frage von Geduld.

Als ich mit fünfzehn meine ersten abgeschlossenen Geschichten hatte - damals noch kein Fantasy, sondern Krimiparodien - wollte ich die natürlich auch an einen Verlag schicken, habe es jedoch nicht getan, meine Eltern waren dagegen, so wie sie gegen alles waren, was meine Kindheit vorzeitig beendet hätte. Der erste Roman war dann 1997 fertig, da war ich 22. Der mußte natürlich veröffentlich werden, die Uhr tickte, Wunderkind wird man nur bis 25, danach zählt nur noch Können. Überarbeiten, nochmal überarbeiten, Verlage anschreiben: 1999. Dann hat Klett-Cotta tatsächlich das Manuskript angefordert. Davon, trotzdem dann doch eine Absage kam, habe ich lange gezehrt. Aber im Nachhinein, mehrere tausend Seiten und über zehn Jahre später, bin ich froh, daß dieses Buch nicht auf den Markt gekommen ist - es war gut für eine Zweiundzwanzigjähtige. Aber es war nicht gut.

Jetzt also, jenseits der Jugendblüte, kann mir egal sein, wie alt ich zum Zeitpunkt meiner ersten Veröffentlichung bin. Ich kann mich darauf konzentrieren, Qualität abzuliefern, absolute Qualität und nicht in Relation zu einem biographischen Eckdatum. Das tut gut und ist sehr erfrischend. Ich denke, jeder Jugendliche, der von einer Veröffentlichung träumt, soll darauf hinarbeiten, gegen den Traum ist nichts einzuwenden. Aber man muß nichts überstürzen, schon allein, damit man auch mit 35 noch einen Traum übrig hat.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Wollmütze

ZitatAber ich habe keine Lust, mich zu verbiegen, um besser am Markt anzukommen.

Davor habe ich am meisten Angst. So viele Stunden, Wochen, Jahre verbringt man mit seinen Figuren, den Worten und Sätzen, die man überall wieder erkennen würde, weil es die eigenen sind. Wenn ich irgendwann ein Manuskript einreiche, und eine Zusage bekommen sollte, fürchte ich mich am meisten vor dem Aber. Dann muss jenes und dieses verändert werden, die Figuren jünger, zu intensive Szenen raus, ein Happy-End statt dem dramatischen Liebesdrama...
Und wofür das alles?
Damit man es am Ende als kitschigen Jugendroman verkaufen kann.
Davor habe ich Angst, denn das, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünsche als Schrifstellerin zu werden, will ich auf gar keinen Fall. Wenn ich schon aller Öffentlichkeit preisgebe, weshalb ich stundenlang vor dem PC sitze, egal ob es draußen 27 oder -10 Grad sind, dann auch so, wie ich es geschaffen habe. Nicht anders.

Wirklichen Druck habe ich wegen meines jungen Alters nicht. Ich glaube, Stil und Sprache werden mit dem Alter noch viel reifer werden, deshalb scheue ich mich auch ein wenig vor dem Veröffentlichen in jungen Jahren. Auch wenn ich momentan ziemlich von mir selbst überzeugt bin, nachdem ich lange Zeit im Moor des Zweifels schwamm...Ich lasse mir Zeit.
Und wenn ich denke, ich bin soweit, werde ich es abschicken.
Egal ob noch dieses Jahr mit 15, oder mit 30, 50 oder 60.

Rika

Zitat von: Wollmütze am 26. Juni 2010, 17:12:26
Und wenn ich denke, ich bin soweit, werde ich es abschicken.
Ich ziele momentan nicht auf eine Veröffentlichung, aber genau das ist meine Einstellung. Sollte bei meiner Schreiberei etwas herauskommen, das ich für gut genug halte, um es mit der Welt teilen zu wollen, und Freunde/Bekannte/Betaleser derselben Meinung sein... dann probiere ich es mal. Bis dahin schreibe ich einfach erstmal nur, und (hoffentlich ;D) überarbeite, wenn etwas fertig ist.

Waffelkuchen

Ich sehe das für mich so: Ich bin jetzt fast 18 und schreibe seit 5 Jahren. In jedem dieser Jahre bin ich besser geworden. Wenn ich auf Agentur / Verlagssuche gehe, dann will ich für mich das Gefühl haben, zumindest an einem vorläufigen Höhepunkt angekommen zu sein.
Ich will jetzt noch gar nicht veröffentlichen- wieso sollte ich das jetzt versuchen, wenn mir noch so viele Dinge einfallen, in denen ich so viel besser werden kann?

Schreiben ist für mich das schönste Hobby, das ich mir vorstellen kann- und solange ich so viele Dinge vor mir habe, die so wichtig für mein ganzes zukünftiges Leben sind (Abitur & Studium) werde ich nicht versuchen, krampfhaft mehr daraus zu machen.
Es würde mir den Spaß nehmen- ich hab jeden Tag genug Leistungsdruck und ich bin froh, wenn ich zumindest beim Schreiben nicht ständig darüber nachdenken muss, ob das denn jetzt gut genug ist oder nicht. Ich kann mir jetzt immer noch sagen: "Du schreibst das für dich, weil es dir gut tut, und für die paar Leute um dich rum, die es lesen wollen. Also hör auf, dich so zu stressen."
Eines Tages wird der Punkt kommen, an dem ich sagen kann: "Das ist es!" und dann werde ich alles dafür tun, um es in die Regale zu bekommen. Solange ist das Schreiben eben das, was mich ausgeglichen macht und verhindert, dass ich im Schulsumpf versinke. Und das reicht mir- für den Moment. :)
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Grey

Zitat von: Wollmütze am 26. Juni 2010, 17:12:26
Wenn ich irgendwann ein Manuskript einreiche, und eine Zusage bekommen sollte, fürchte ich mich am meisten vor dem Aber. Dann muss jenes und dieses verändert werden, die Figuren jünger, zu intensive Szenen raus, ein Happy-End statt dem dramatischen Liebesdrama...
Und wofür das alles?
Damit man es am Ende als kitschigen Jugendroman verkaufen kann.

Es ist zwar ein bisschen OT, aber ich hoffe, ein wenig von dieser Angst kann ich dir nehmen: Es ist und bleibt deine Geschichte. Eine potentielle Zusage eines Verlags zwingt dich zu nichts. Du erfährst, was der Verlag für eine verbindliche Zusage noch geändert haben will, und erst dann entscheidest du, ob du dazu bereit wärst oder nicht. Davon abgesehen gibt es eigentlich immer einen Verhandlungsspielraum - man muss sich nur trauen, hinter seinen Ideen zu stehen und gleichzeitig über Kompromisse nachzudenken. Oft sind Lektoratsideen vermutlich auch gar nicht so übel. ;)

Runaway

#56
@ Maja: Ja... ist schon schön, wenn der Traum noch nicht in Erfüllung gegangen ist. Dann kann man noch träumen.

Aber gemobbt wegen Schreiben? Ernsthaft jetzt??  :o
Ich kenne ja Unverständnis und dumme Kommentare, die mehr über den IQ ihrer Verkünder aussagen als übers Schreiben... aber Mobbing???

Da kriege ich ja Gelüste, das hier zu tun:  :pfanne:
Mindestens...


Was das Verbiegen angeht: Keine Ahnung, ob es da ein richtig oder falsch gibt. Als ich damals bei BoD veröffentlicht habe, wollte ich, daß alles so gedruckt wird, wie ich es wollte. Auch deshalb wollte ich keinen Verlag, denn da hätte ich vielleicht was ändern müssen.
Inzwischen muß ich aber sagen, daß mir das nicht mehr diese Probleme bereiten würde. Damals war ich zu keinen Kompromissen bereit, jetzt bin ich es. Irgendwann fiel mir das auf. Vielleicht muß es für eine große Veröffentlichung auch so sein.

Natürlich ist es wichtig, sich nicht zu verbiegen und nicht alles umschmeißen zu lassen. Aber mir fällt noch ein anderer Aspekt dazu ein: Vielleicht sind manche Änderungen sogar gut. Ich sage mir inzwischen: Vielleicht ist es sogar besser als das, was ich will.
Vielleicht. Aber vielleicht kommt auch der kitschige Jugendroman dabei raus.

Keine Ahnung. Hab ich schon erwähnt, wie frustrierend ich es finde, daß man das alles hier nicht wirklich lernen kann? Schreiben, Veröffentlichen... alles halt. Darf man sich alles selbst erarbeiten. Blöd  >:(

Maja

Ich denke, zwischen Verbiegen und Kompromissen klafft schon ein Unterschied. Es ist gut möglich, daß ich für meine Geschichten, so seltsam und krank sie auch sein mögen, einen Verlag finde. Wenn ich sie dann in Zusammenarbeit mit dem Lektoarat überarbeite, wird sicher eine Menge dran zu tun sein, aber der Grundtenor wird erhalten bleiben und auch das Kranke und Seltsame, das ist nämlich so fest mit den Geschichten verwurzelt, daß man es als »im Preis inbegriffen« bezeichnen muß. Aber wenn ich komplett auf diese Elemente verzichtet hätte, wäre es nicht mehr meins.

Interessanterweise hat sich bislang bei meinen Elomaran kein Verlag daran gestört, daß die Geschichte zu düster oder zu krank wäre, die Argumente, mit denen es abgelehnt wurde, kann ich allesamt nachvollziehen, und es ist okay - es würde mich mehr wurmen, wenn ich die Geschichte auf Deubel komm raus für den Markt geschrieben hätte und dann der Markt es nicht würde haben wollen. Auch Kritik kann ich so deutlich leichter wegstecken; wenn man nicht verkrampft versucht, es anderen Recht zu machen, kann man auch besser damit leben, wenn es den anderen doch nicht Recht ist.


Zitat von: Runaway am 27. Juni 2010, 00:21:08Aber gemobbt wegen Schreiben? Ernsthaft jetzt??  :o
Ich kenne ja Unverständnis und dumme Kommentare, die mehr über den IQ ihrer Verkünder aussagen als übers Schreiben... aber Mobbing???
Was das Mobbing angeht - ja, das ist leider der erste Preis, den ich bezahlen mußte. Ich schreibe, seit ich sieben oder acht Jahre alt bin. Erstmal hatte ich damit überhaupt kein Problem, ich war in meiner Klasse ganz ordentlich sozialisiert und hatte Freunde wie jedes andere Kind. Die Probleme haben angefangen, als wir aufs Land zogen und ich zum Dritten Schuljahr in einer neuen Klasse war, wo ich Probleme hatte, Anschluß zu finden. Meine Lehrerin versuchte es mit dem hochpädagogischen »Spielt doch auch mal mit der Maja! Sie ist so eine gute Schülerin, und dann schreibt sie auch noch diese schönen kleinen Geschichten!«... Dann war natürlich alles aus. Wobei das Schreiben natürlich nur ein Grund von vielen war, ich war komplett Anti gegen jede Form von Konvention und habe es sehr drauf angelegt, anzuecken; ich glaube, ich wollte einfach nicht dazugehören.

Ich habe das Mobbing realisiert, zwangsweise, wenn man an fast jedem Tag von seinen Mitschülern auf dem Nachhauseweg verprügelt wird, aber ich habe die richtigen Schlüsse nicht gezogen. Wenn ich meine Geschichten rumgezeigt oder vorgelesen habe, und die anderen Kinder haben gesagt »Ui, das hast du aber toll gemacht», dann kam bei mir an »Ui, das hast du aber toll gemacht.« Kapiert habe ich das erst, als meine kostbare Kladde mit den Gedichten von sechs Jahren in einer Jugendgruppe die Runde machte und ich sie hinterher mit Kugelschreiber vollgeschmiert wiederbekommen habe, danach habe ich mich nicht mehr getraut, irgendwam zu erzählen, daß ich schreibe, bis ich dann Moni kennengelernt habe.

ZitatKeine Ahnung. Hab ich schon erwähnt, wie frustrierend ich es finde, daß man das alles hier nicht wirklich lernen kann? Schreiben, Veröffentlichen... alles halt. Darf man sich alles selbst erarbeiten. Blöd  >:(
Oh, aber wir lernen hier doch die ganze Zeit! Das ist nicht nur Autodidaktik, auch wenn wir uns nicht mit dem »So werde ich Bestsellerautor« zu Bett legen, läuft vieles hier unterschwellig - wir lernen aus Kommentaren, aus Kritik, aus den Werken anderer Autoren. Wir lernen aus »Das will ich auch können« und aus »So will ich das nie machen«, wir helfen einander mit Exposees und Betalesen - es ist nicht so, daß man hier völlig auf sich allein gestellt ist. Als ich meine ersten Verlagsbewerbungen rausgeschickt hatte, gab es zumindest für mich kein Internet und auch entsprechend kein Forum. Die Verlagsanschrift hatte ich aus dem Banger, dem Verlagsverzeichnis für Buchhändler, auf das ich wegen meiner Ausbildung Zugriff hatte. Von Normseiten hatte ich noch nie gehört, den Aufbau eines Exposees mußte ich mir selbst ausdenken und war stolz genug, überhaupt das Wort zu kennen und um die Notwendigkeit zu wissen, und daß man nicht das ganze Manu schickt, sondern nur eine Leseprobe, hatte ich aus einem Autorenratgeber. Erstaunlich, daß ich damals so weit gekommen bin, denn das Exposee war Müll und das Buch eigentlich nicht viel besser.

Jetzt ist es viel, viel einfacher. Als Jungautor muß man nicht mehr vereinsamt bis nach dem Abi warten, um andere Autoren kennenzulernen, man geht einfach ins Internet und sucht sich eine passende Community. Für Verlagsbewerbungen gibt es eigene Unterboards, Exposees werden im Team erarbeitet... Daß wir nicht alle wahnsinnig erfolgreich sind bei diesem Maß an Professionalittät, das wir an den Tag legen, kann nur daran liegen, daß sich die Anforderungen der Verlage verschärft haben - schließlich sind die Infos dank Internet so verbreitet, daß man Normseiten und Exposees als selbstverständlich betrachten kann,  und an die Verlagsanschriften ist auch leichter dranzukommen - ich denke, es gehen einfach viel mehr Bewerbungen bei den Verlagen ein als noch vor zehn Jahren. Schon wegen der ganzen Jungautoren, die in Gesellschaft der Älteren übermütig werden und alle ins Verlagswesen drängen. ;)

Aber auch wenn man heute schneller lernt als vor zehn Jahren, wird man nicht schneller veröffentlicht als damals. Es braucht Geduld und Hartnäckigkeit. Auch ohne mit sechzehn Jahren ein Tagespensum von 2.000 Wörtern schreiben zu müssen, kann man auf seinen Traum hinarbeiten, solange man einfach nie aufhört zu schreiben, und nie aufhört, besser werden zu wollen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

gbwolf

Zitat von: Maja am 27. Juni 2010, 01:20:34
Daß wir nicht alle wahnsinnig erfolgreich sind bei diesem Maß an Professionalittät, das wir an den Tag legen, kann nur daran liegen, daß sich die Anforderungen der Verlage verschärft haben
Und auch ganz schlicht und einfach an den langen Laufzeiten in dieser Branche. Wenn ich sehe, was sich in den letzten drei Jahren alles im Tz bewegt hat und wie viele (Im Verhältnis zu allen Schreibenden) von uns es zu Agenturen und Verlagen geschafft haben, dann werden wir die nächsten Jahre sicherlich noch einige Karierebeginne miterleben.
Und auch ein Höchstmaß an Professionalisierung beim Anbieten garantiert keine Veröffentlichung. Glück, Hartnäckigkeit und vor allem Handwerk gehören dazu. Ich staune immer wieder, wenn ich merke, dass ich wieder etwas ganz Essenzielles beim Charakterbau verstanden habe oder beim Szenenaufbau (Siehe letztes Tz-Treffen, als ich nach dem Vorlesen ganz viel Feedback bekam). Es ist so wahnsinnig schwer, aus guten Ideen ein gutes Buch zu entwickeln. Vor allem, wenn einem analytische Talente nicht in die Wiege gelegt wurden.

Lassen wir uns mal von den nächsten Jahren überraschen!

Grummel

ZitatKeine Ahnung. Hab ich schon erwähnt, wie frustrierend ich es finde, daß man das alles hier nicht wirklich lernen kann? Schreiben, Veröffentlichen... alles halt. Darf man sich alles selbst erarbeiten. Blöd  :(" src="http://www.tintenzirkel.de/forum/Smileys/classic/angry.gif">

Das sehe ich ja mal ganz anders. Zum einen wird uns allen mit einer Einrichtung wie diesem Forum hier (Maja hat es schön beschrieben) geholfen und wir lernen voneinander.
Ausserdem stehe ich auf dem Standpunkt, dass man "Schreiben", Exposes erstellen, "Sich selber verkaufen" usw. natürlich lernen kann. Es ist ein Handwerk wie viele Andere. Was du bis zu einem gewissen Grad allerdings nicht lernen kannst, ist Kreativität und der eigene Stil. Aber ist das nicht in jedem Beruf oder sogar Hobby, egal ob nun Schreiben oder Fussball spielen so? Bis zu einem bestimmten Punkt ist man gut... ab einem bestimmten Punkt ist man sehr gut. Ich will damit nicht sagen, dass man nicht hervorragende Bücher schreiben kann, in dem man "sein" Handwerk herunter spult aber ich glaube (auch das hat Maja geschrieben) dein/das beste Buch schriebt man, wenn man im Bereich Stil und Idee seinen eigenen Weg geht.

ZitatIch kenne ja Unverständnis und dumme Kommentare, die mehr über den IQ ihrer Verkünder aussagen als übers Schreiben... aber Mobbing???

Ich weiß nicht, ob man es Mobbing nennen kann.. (damals gab es das Wort noch garnicht. ;D ) aber bei mir war und ist es ähnlich wie bei Maja. Nur waren es nicht die Mitschüler, sondern die eigene Familie. Zuerst mein Vater, der als Vollwaise, Arbeiter und ehemaliger Klosterschüler mal so garkein Verständnis dafür hatte (und leider Gottes immer noch nicht hat), dass man seine Zeit mit schrieben verplempert. Dann mein Bruder, von dem ich die Kullistriche auf handgeschriebenem Papier sehr gut kenne ( und den ich heute dafür noch mehr in den Axxx treten könnte als damals.) Meine Exfrau, die nie so ganz verstanden hat, dass ich meinem Sohn bei bringe, dass Fantasie lebensnotwendig ist, dass man halt einfach mal träumen und dem Alltag entkommen muss. Ich habe jahrelang für ein Fanzine geschrieben und es nie jemandem aus dem Familienkreis geschweige denn aus dem Mitarbeiter- oder Freundeskreis erzählt. Ich hatte immer Angst davor, enttäuscht zu werden. Seit ca. 2 Jahren ist das vorbei. Es ist mir egal was andere sagen. Neee, falsch ich will wissen was andere dazu sagen. Ich suche mir nur diejenigen genau aus. Sonst wäre ich nicht hier. :jau:

Ich weiß, dass ist alles fast schon am Thema vorbei, aber es tut auch gut mal ein wenig von der Seele zu schrieben und ausserdem habe ich immer noch mit einer kleinen Magen- und Gehirnrevolte vom gestrigen Kirmesbesuch zu kämpfen. :d'oh:

"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"