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Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!

Begonnen von Alaun, 24. Juni 2010, 16:11:07

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Calysta

Veröffentlichen, das will jeder!
Aber NUR veröffentlichen? Nein, es soll ein guter Verlag werden, ein würdiger Verlag. Ein Verlag, den sich der eigene Prota gewünscht hätte. Davon träumt jeder Schriftsteller und deswegen gibt es jährlich abertausende Veröffentlichungen. Die einen wollen in den Markt rein, die anderen wollen sich dort halten. Wir wollen rein, aber bitte auf den richtigen Weg.
Ich, für meinen Teil, habe schon schändlicherweise eine Veröffentlichung aufzuweisen, in einem Verlag, den ich gerne an die Wand stellen und erschießen möchte. Man sagt, man soll aufpassen was man sich wünscht und seine Wünsche richtig formulieren... ich habe das wohl etwas missachtet.

Ich kann mich trotzdem nur anschließen, dass ich auch will. Ich will in einen gescheiten Verlag mit Lektoren und Menschen, die mir zeigen wie es "richtig" geht. Am besten gleich heute, jetzt, hier. Ich will auch in den Schaufenstern ausliegen, neben Heitz und Canavan. Auch ein bisschen von der Luft einer Lesung schnuppern und sagen können "das hab ich geschrieben".
Das alles kann allerdings Utopie sein und man sollte auch sein Leben nicht auf solch einen Wunsch aufbauen. Man sollte den Dingen nachgehen, die einen interessieren. Wenn es die deutsche Sprache ist, dann Linguistik, oder etwas anderes. Es gibt viele Orte, an denen man lernen und sich weiterentwickeln kann. Ich bin ehrlich, ich liebe mein Studium. Ich mag Zahlen und rechne mit Vorliebe die krassesten Gleichungen aus, nur um zu wissen wie viel Spannung am Ende der Leitung liegt. Und doch träume ich auch in der Vorlesung von meinen Figuren und schreibe. Es lässt sich vereinbaren, der Traum und meine Realität.
Das richte ich jetzt speziell an Telas. Man darf träumen. Was wäre ein Mensch denn ohne Träume, ohne Wünsche? Manche Menschen sparen für eine Weltreise, die sie sich vielleicht niemals leisten können und wir schreiben auch für unseren Traum vom Schriftstellerdasein. Träumen ist eine wundervolle Art die Welt zu sehen. Außerdem ist es nicht so, dass wir nichts erreichen. Wir machen unsere Mitmenschen glücklich. Das ist doch auch Lohn, wenn ein Probeleser voller Freude schreibt, wie super die Geschichte war.
Ich, für meinen Teil, würde gerne Schiftsteller sein, aber würde auch gegen nichts in der Welt das eintauschen, was ich bisher erreicht habe.

Dieser Text kam geradewegs vom Herzen, ohne durch die Logikkontrolle des Hirns zu laufen.

Aidan

Hm, ich bin an sich nicht neidisch, wenn jemand veröffentlicht wird oder schon wurde zu Zeiten, wo ich noch gar nicht geschrieben habe. Und wenn ich den Autoren/die Autorin persönlich kenne, dann freue ich mich sehr mit ihm/ihr.

Ich hätte Sorge, dass zumindest im Moment das professionelle Schreiben mir sehr viele Vorgaben geben würde, so dass ich nicht mehr das schreiben könnte, was ich gerne möchte. Ab gesehen davon, dass ich unter zuviel Druck eh nicht mehr vernünftig schreiben kann, sondern nur noch kompliziert und holpernd formuliere.

Ich würde gerne meine Trilogie fertig bekommen. Als allererstes. Und einige andere Projekte. Und ich würde auch gerne einen guten Verlag dafür finden und über Zuverdienst freue ich mich logischerweise auch. Erfolg ist einfach etwas sehr schönes und angenehmes. :)

Ich glaube nicht, dass ich zur Zeit davon leben (müssen) möchte. Ich mag meinen Beruf und freue mich wieder darin zu arbeiten, wenn es soweit ist. Schreiben als zweites Standbein - gerne. Sehr gerne sogar. Aber ich muss für meine Familie sorgen und ich habe zuviele Schwierigkeiten mit Zeiten gehabt, wo ich kein Wort zu Papier oder in den Rechner gebracht habe - weder Mails, Briefe, Romantext oder egal was - um mich davon abhängig machen zu wollen und zu können. Ich möchte erstmal noch eine ganze Zeit einfach Spraß daran haben zu schreiben. Und gut werden. Noch bin ich es nicht, aber das kann ja noch werden und in Sternstunden meiner Kreativität sind schon sehr schöne Absätze entstanden. Nur bin ich noch nicht konsequent dazu in der Lage.

Ich mag mich nicht davon irritieren lassen, wer wann in welchem Alter was veröffentlicht hat. Ich schiebe auch keine Panik, weil ich mit 36 immer noch nichts fertiges geschrieben habe. Höchstens, weil ich noch so viele Ideen habe, die ich schreiben möchte und mit denen ich zwei Leben bräuchte, um sie alle umzusetzen.

Es gibt tolle Schriftsteller, die erst spät überhaupt angefangen haben zu schreiben, dann richtig durchgestartet sind, vieles in kurzer Zeit veröffentlicht haben in einer Qualität, die mir viel mehr am Herzen liegt, als mein Alter als Autorin oder sonstige Dinge. Ich möchte mich für mein Buch nicht eines Tages schämen. Dass man sich immer weiter entwickelt ist normal. Dass damit früher veröffentlichte Werke vielleicht weniger gut sind als spätere, ist sicher auch normal und einfach ein Reifeprozess - des Schreibens, des Lebens und der Geschichten, die man sich so ausdenkt.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Runaway

Jetzt bin ich heute zum dritten Mal in diesem Thread unterwegs und obwohl es eigentlich um Frust geht, macht er mich irgendwie glücklich.
Wieso? Weil ihr das alle versteht. Ihr kennt das auch. Ich bin jetzt wieder total happy, hier zu sein, denn genau diesen Austausch habe ich gesucht. In meinem näheren Umfeld ist niemand, der versteht, daß ich so fühle und wie verbissen ich davon träume (irgendwie ist die Formulierung blöd... hab aber grad keine bessere).
Hier schon. Irgendwie find ich das grad toll.

@ Calysta: Paß auf, ich erschieß deinen Verleger und du meinen ;) Der Idiot hatte es gar nicht verdient, meinen schönen Text zu drucken, vor allem ohne anständiges Lektorat... brrr!!!!  :pfanne:
Ich war so froh, überhaupt irgendwas zu haben, daß ich ganz vieles nicht bemängelt habe. Manches habe ich auch bemängelt und das hat dann gar nix gebracht.
Aber ich finde, nicht wir sollten uns schämen, sondern die Verlage...

Für mich ist eine große Veröffentlichung ein Lebenstraum. Irgendwie habe ich ein bißchen Angst davor, was passieren wird, sollte dieser Traum wahr werden. 
Aber ich träume davon, daß eines Tages das Telefon klingelt und irgendein wichtiger Lektor dran ist und mir sagt: Ja, wir wollen Ihren Text...
Ich würde einen Herzinfarkt kriegen!
Ich würde auch verdammt viel dafür tun. Das versteht leider niemand, der das nicht selbst kennt. Irgendwie bewundere ich ja Benedict Wells dafür, daß er nach dem Abi bloß gejobbt und geschrieben hat... dafür fehlt mir die nötige Portion Irrsinn! Aber tendenziell... naja ;)

Jetzt muß ich noch ganz dringend Stephen King motivierenderweise zitieren ("Das Leben und das Schreiben", gaaanz tolles Buch):
ZitatSo wie sich fast jeder daran erinnern kann, wie er seine Jungfräulichkeit verlor, können sich die meisten Schriftsteller an das erste Buch erinnern, das sie mit dem Gefühl zur Seite legten: Das könnte ich besser. Nein, das kann ich schon längst besser! Was könnte ermutigender sein für einen von Selbstzweifeln geplagten Autor, als festzustellen, daß seine Arbeit fraglos besser ist als das Werk eines anderen, der sogar Geld dafür bekommen hat? Am deutlichsten sieht man, wie man es nicht machen soll, wenn man schlechte Bücher liest.

Wuo Long

#18
Seit einem Jahr schreibe ich meine Texte mit dem konkreten Ziel, bei einem Verlag zu landen. Vorher war es bei mir nur ein diffuser Traum. Diesen unbedingte Drang, Schriftsteller zu werden habe ich natürlich in unterschiedlicher Intensität durchlebt. Erinnere mich noch, wie ich mir als 17-Jähriger die Eragon-Bücher durchlas und mir dachte: So ein junger Autor kann mit so einer Geschichte veröffentlichen, das kriege ich ja wohl auch hin...

Gut, dass ich mittlerweile ein bisschen besser Bescheid weiß, wie es in der Verlagswelt abläuft und wie unglaublich selten Fälle wie Paolini sind. Nach einem Jahr Autorencommunity und diversen Schreibratgebern habe ich (für mich) interessanterweise festgestellt, dass Schriftstellerdasein offensichtlich mit viel Fleiß und Hartnäckigkeit verbunden ist und zu meiner Überraschung oft professionalisiert wird.
Das mit dem Fleiß und Hartnäckigkeit habe ich erwartet. Um einen mehrere hundert Seiten langen Roman fertig zu schreiben und dann zu überarbeiten braucht es halt einen langen Atem. Aber diese Professionalisierung ist etwas, bei der ich mich nicht so recht entscheiden kann, ob ich sie gutheißen oder mich lieber davon distanzieren soll. So wie sich mein Denken gerade entwickelt wahrscheinlich eher Letzteres.

Anfang dieses Jahres hatte ich meine erste Lesung mit einer Kurzgeschichte von mir. An ein paar KG-Wettbewerben habe ich auch teilgenommen, aber die erste Anthologie-Veröffentlichung steht noch aus. Dennoch, durch den Internet-Austausch wurden mir die Augen für die Strukturen der Verlagsgesellschaft geöffnet. Plötzlich war das Schicken eines Manuskripts an einen Verlag nur noch eine Bewerbung. Eine verdammt schwierige Bewerbung, aber immerhin kein diffuser Traum mehr. Es gibt konkrete Wege. Sie mochten lang und steinig sein, aber sie konnten funktionieren.
Und wieder erwachte dieser Drang in mir, ein "echter" Schriftsteller zu werden, so bald wie möglich meine Sachen fertig zu stellen, Anthologie-Veröffentlichungen einzuheimsen, sich zum Profischreiber zu entwickeln, der mehrere zehntausend Zeichen Pro Tag rauszuhauen vermag...
Aber in mir steckt wohl tief verwurzelt die Gemächlichkeit. Die Zeichenbeschränkungen der Kurzgeschichten engten mich ein. Auf eine Deadline etwas abzuliefern kam mir wie das Verfassen einer Klassenarbeit, eines Protokolls oder eines Zeitungsartikels vor. Es schmeckte mir vorne und hinten nicht.
Und die Zweifel erwachten, ob ich überhaupt zum Profischreiber tauge. Zum Glück blieben die Zweifel nicht lange. Die Antwort ist ganz klar nein. Und dadurch erübrigte sich bei mir auch die Frage, ob Schriftstellerei das einzige finanzielle Standbein sein könnte. Ganz klar nein. Vor etwa vier Monaten habe ich in einem Roman, dessen Titel ich vergessen habe, den ersten Satz gelesen. Nur den ersten Satz. Aber er blieb mir gut im Gedächtnis:

"Ein Schriftsteller vergisst nie das erste Mal, an dem er ein lobendes Wort oder Geld für seine geschriebenen Werke erhalten hat. Denn in diesem Augenblick wird ihm klar, dass seine Seele einen Preis hat."

Und zum ersten Mal hinterfragte ich, ob es wirklich so erstrebenswert ist, Schriftsteller zu werden. Oder vielleicht sollte ich besser sagen: Gesellschaftlich anerkannter Schriftsteller.

Denn Schriftsteller sind wir doch eigentlich alle in dem Moment, wenn wir unsere eigenen kreativen Ergüsse festhalten. Sei es auf Papier oder der Festplatte. Spielt da Alter eine Rolle? Die Liste der Publikationen und Veröffentlichungen? Der Erfolg? Oder die Qualität unserer Geschichten? Was ist wichtiger, als die Tatsache, dass es unsere Geschichten sind. Dass sie aus uns selbst herauskommen und nur uns gehören?

Ich frage mich ob dieser Wunsch nach Veröffentlichungen in Verlagen nicht eine Form der Selbstbestätigung für unser Ego ist. Und ich ringe zur Zeit ernsthaft mit mir, ob ich diese Form der Selbstbestätigung eigentlich nötig habe. Aber gut. Bevor ich jetzt allzu sehr ausufere, bin ich immerhin bei meiner bisherigen Entwicklung zu einer Erkenntnis gekommen:

Ich will Geschichtenerzähler sein. Kein Profischreiber. 


Luciel

#19
Mir geht es da ähnlich wie Winterkind ... das muss irgendwie daran liegen, dass man anders darüber denkt, wenn man älter wird.

Bei mir wurde genau dieses Thema neulich sehr aktuell. Ich bin seit einiger Zeit in einer Schreibgruppe, die von einer Autorin geleitet wird, die genau das geschafft hat: sie schreibt Bücher und lebt davon. Bisher habe ich in der Gruppe immer an  meinem historischen Roman gearbeitet, der ja noch so weit in den Anfängen liegt, dass veröffentlichen kein Thema ist. Neulich hatte ich aber keinen Text fertig und habe dann einfach was von meinem Fantasy-Roman mitgebracht (den ich ja für den Heyne-Wettbewerb fast fertig gestellt hatte).
Ganz blöde Idee.
Alle lauschten verzückt, unsere Mentorin meinte, so stelle man sich eine Autorenlesung vor und fing an mich auszuquetschen, warum ich den Roman nicht einreiche ....
Dafür gibts etliche Gründe, wie Winterkind ja auch schon angeführt hat, aber die ließen sich so schnell irgendwie nicht erklären (ich bin ein Schreiber, kein Reder). Also nuschelte ich etwas davon, dass mein erstes Kapitel furchtbar sei und ich es noch überarbeiten müsse, damit überhaupt irgendjemand bis zum zweiten Kapitel weiterliest (stimmt sogar, obwohl ich den Anfang schon gefühlte 100 Mal umgeschrieben habe).
Wieso kann ich die Folgen meiner Äußerungen eigentlich nie vorhersehen, obwohl sie doch so vorhersehbar sind - im Nachhinein? "Dann bring doch das erste Kapitel nächstes Mal mit und wir arbeiten dran"
Ich weiß jetzt wirklich nicht, ob ich mich darüber freuen soll. Ich freue mich ja, dass meine Texte so gut ankommen, aber ich fürchte, der Druck "mal was aus mir oder meinen Romanen zu machen" wird damit nur wachsen. Vielleicht kriege ich wirklich meinen Hintern nicht hoch, vielleicht bin ich aber zur Zeit einfach damit zufrieden, dass meine Texte mir gefallen und das Schreiben mich glücklich macht. Ein Verlag kommt in dieser Beziehung zwischen mir und meinen Büchern derzeit nicht vor.
Ich bin Schriftstellerin - auch wenn ich nichts veröffentlicht habe!

Runaway

Ich kann euch beiden nur zustimmen. Ich charakterisiere mich auch eher als Geschichtenerzähler, wenn auch aus anderen Gründen. Von einem Buch bleibt bei mir die Handlung hängen, die Geschichte ... nicht der brillante Stil. Klar ist Stil wichtig, aber mir ist eine gut durchdachte Geschichte wichtiger. Ich weiß nicht, ob das Geschmackssache ist, aber ein Literat bin ich nicht. Will ich auch nicht sein.

Nichtsdestotrotz merke ich, daß Übung den Meister macht. Ich hatte eine große Schaffenskrise während der Arbeit an "Himmelsfeuer", weil ich dachte, ich schreibe wie der letzte Idiot ... und was war? Es fiel mir nur einfach leichter. Ich dachte, es müsse immer gleich anstrengend sein, aber in den mittlerweile gut 15 Jahren, die ich nun fast nonstop immer irgendwas schreibe, findet man sich.

Was den Druck von außen angeht - wenn du dich nicht soweit fühlst, Luciel, oder das aus sonstigen Gründen nicht willst, mach es nicht. Als ich vor fünf Jahren meinen "Kristall der Könige" bei BoD rausgebracht habe, war ich z.B. auch noch nicht soweit, daß ich Verlagsabsagen gut verkraftet hätte. Jetzt schon. Erst jetzt fühle ich mich soweit, aus meiner Schreiberstube rauszukommen und mich dem Sperrfeuer von außen zu stellen.
Von daher: Laß dir doch einfach Zeit.

Luciel

Es geht mir überhaupt nicht um die Absagen ... Es wäre ein Zusage, die mir Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und eine Menge mehr verursachen würde. Mit Absagen aller Art kann ich gut leben, ich verliere schließlich nichts dabei, wenn ich vorher schon nichts hatte.
Bei einer Zusage allerdings ....

Zit

#22
Zitat von: Wuo LongDennoch, durch den Internet-Austausch wurden mir die Augen für die Strukturen der Verlagsgesellschaft geöffnet. Plötzlich war das Schicken eines Manuskripts an einen Verlag nur noch eine Bewerbung. Eine verdammt schwierige Bewerbung, aber immerhin kein diffuser Traum mehr. Es gibt konkrete Wege. Sie mochten lang und steinig sein, aber sie konnten funktionieren.

Ich bezweifel, dass ich mich gleich aus dem Fenster lehne: Jeder, der schreibt, wähnt sich doch irgendwann als der Schriftsteller der Nation, der alles an Preisen abräumt, und nur geliebt wird. *g* Aaaber: In uns tief drin wissen wir, dass das nicht möglich ist. Das Schlaraffenland ist ja auch nur ein Traum.

Manchmal frage ich mich aber auch, wie laut dieses innere Stimmchen bei manch anderen ist. Das Leben ist kein Ponyhof und sobald man etwas zum Beruf macht, kommt man in die Mühlen des Staates, der Gesellschaft und des Arbeitsrhythmus'. Das ist beim Schreiben nicht anders. Warum auch immer, haftet diesem, bzw. der Kunst allgemein, das romantische Bild des Schriftstellers an. Unseren Brötchenbäckern schreibt man ein solches gemächliches Leben nicht zu. Komisch, ne.

Wer sich mit dem Schreiben näher beschäftigt, wird irgendwann auf den Beruf Schriftsteller treffen - und muss diese Form akzeptieren lernen. Entweder man mag dann Schreiben als Arbeit betreiben oder nicht. Punkt. Schlecht ist aber die Berufsschiene noch lange nicht. Sie ist nur nicht für jeden etwas.

Zitat"Ein Schriftsteller vergisst nie das erste Mal, an dem er ein lobendes Wort oder Geld für seine geschriebenen Werke erhalten hat. Denn in diesem Augenblick wird ihm klar, dass seine Seele einen Preis hat."

Und ein Steinmetz hat nicht Schweiß&Blut in seine Auftragsarbeiten gesteckt und verkauft somit nicht seine Seele?
Ist doch Blödsinn. Wenn ich etwas tue, dann habe ich ein Recht darauf dafür entlohnt zu werden - ich muss nur aufpassen, dass das auch zu einem rechten Preis passiert. (Natürlich braucht es auch Leute, die bereit sind diesen Preis zu zahlen, die Arbeit also in diesem Wert schätzen oder meinen sie zu schätzen ... *an die ganzen Leute denkt, die Kunstwerke nach Bekanntheitsgrad der Künstler kaufen*)
Den einen ist es Lohn genug, es geschrieben und für sich zu haben, sind sich selbst genug, die anderen wollen auch den Lohn von außen.

@Wuo

Ich will dich weder angreifen, mies machen oder dich von deinen Gedanken abbringen. Du hast ja für dich beschlossen, dass es nicht dein Weg ist und gehörst nicht zu denen, die über die pöse, pöse Realität heulen. ;) Deine Aussage war nur ein Einstieg für mich, um etwas los zu werden, dass ich mir schon lange denke zum Thema.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Alaun

Wow,
da scheine ich ja ganz schön was angestupst zu haben, oder? Aber es ist gut, sich darüber austauschen zu können. Allein die Tatsache, dass es anderen auch so geht, hilft ganz oft schon weiter. Und stellt euch vor, ich habe gestern tatsächlich hochmotiviert 5 Kapitel überarbeitet- und bin eigentlich ganz zufrieden, für meine perfektionistischen Verhältnisse.

Der Betreff hier ist gewollt ein wenig überzogen formuliert. An sich glaube ich auch, dass wir alle Schriftsteller SIND. Sobald jemand schreibt, ernsthaft schreibt und das mit Liebe tut, ist er Schriftsteller. Veröffentlichung hin oder her. Aber in mir schlummert eben tatsächlich noch immer dieser Traum, es schaffen zu können. Richtig gut werden zu können. Und dann noch besser  ;) Ohne, dass der Spaß an der Sache verloren geht.

@Mrs. Finster: Das war definitiv keine Anspielung!  :knuddel:

Kuddel

Das Gefühl kenn ich nur zu gut. Wie oft sitze ich auf der Arbeit, überlege mir, wie das Leben wäre, wenn ich tatsächlich einen Bestseller schreibe? Aber das sind Tagträume. In meiner Anfangszeit habe ich solche Träume öfter gehabt, habe mir das Leben als Schriftsteller utopiert. Inzwischen ist mir klar, dass viel mehr dahintersteckt, als einfach nur eine gute Geschichte abzuliefern.

Jetzt habe ich schon ein paar Kurzgeschichten veröffentlicht und auch einen Roman bei einem Verlag untergebracht, aber großartig bekannter geworden bin ich dadurch nicht. Aber der Traum bleibt weiterhin. Ich sage mir jedes Mal: Mit dem nächsten Werk hast du mehr Erfolg. Mit dem nächsten Werk wirst du auf noch mehr Lesungen gehen, durch Deutschland reisen und irgendwann wird dein Bestseller verfilmt.  ;)
Na ja, der Tagtraum platzt meistens dann, wenn ich mit meinem Kollegen den Plot weiterentwickle und ich sehe, wie viele Löcher noch in dem Werk stecken.

Ich habe auch eine befreundete Autorin, die es schon zu einem großen Verlag geschafft hat. Sie hat auch erst vor 6 Jahren angefangen zu schreiben, genauso wie ich. Allerdings hat sie schon mehr geschrieben. Ich gönne ihr ihren Erfolg, aber manchmal wäre ich gerne an ihrer Stelle.

Dennoch werde ich mit dem Träumen nicht aufhören. Ich werde weiterhin an mir und dem Schreiben arbeiten und hoffen, dass mit dem nächsten Roman der Durchbruch kommt.  :jau:
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Runaway

Derexor: Gibt es denn sonst nichts, was dir Spaß macht und worin du gut bist? Faul sein ist eine Sache ... faul bin ich auch ;) Aber ich studiere trotzdem was, womit ich ganz unabhängig vom Schreiben meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Aufgrund blöder Dinge wie NCs hab ich lange gebraucht, da hinzukommen, aber jetzt hab ich was, was ich mir auch als Beruf gut vorstellen kann ... ist halt eben die Nummer 2 auf der Lieblingsliste. Das ist doch schonmal was!

Aquamarin: Wie schön, daß du so produktiv warst  :pompom: Genau so sollte das ja sein!  :)

Telas

@ Derexor, ich weiß worauf du hinaus willst, mit den begründeten Absagen, damit der Autor die Chance hat, es beim nächsten Mal ein wenig besser zu machen. Bei all den Absagen, die ich von namhaften Verlagen erhalten habe, war nie eine detaillierte Begründung dabei. Als Rechtfertigung kam von Verlagsseite immer nur: "wir haben zu viele Manuskripte, die wir noch abarbeiten müssen." Das kann schon sein, aber wenn man bedenkt, dass ein Lektor bei vielen Werken meist nur die erste Seite liest, um es dann auf dem Abgelehnt-Stapel zu platzieren könnte man eigentlich meinen, es wäre mit dieser Methode auch eine größere Anzahl Manuskripte gut machbar. Ich denke, die meisten Verlage setzen bei neuen Büchern auf ihre Stammautoren, einfach um weniger Risiko einzugehen. Wenn ein Verlag im Internet schreibt, er sucht händeringend neue Autoren, dann weiß ich, dass ich die Finger davon lassen muss.
Ich für meinen Teil möchte in Zukunft auch an einigen kleineren Literaturwettbewerben mitmachen, denn hier erkennt man zumindest an den Preisvergaben, ob das Manuskript ein Renner war oder nicht. Vielleicht kann ich meinen Schreibstil dadurch ein wenig weiterentwickeln, Übung macht den Meister, aber ein Bestsellerautor werde ich sicher nicht mehr, dafür fehlt mir vor allem die Geduld.

gbwolf

Zitat von: Derexor am 25. Juni 2010, 14:15:59
@Runaway, ich bin noch extrem unentschlossen. Aber ich lege mich mal nicht fest, aufs Schreiben richte ich mich aber im Moment ein, denn das Macht mir wirklich Spaß und ich habe einige Idee für das erfolgreich werden.
Ich habe auch Ideen, um erfolgreich zu werden und bin es nicht. Den meisten hier wir es so gehen. Schreiben braucht neben der Übung viel Lebenserfahrung und ein gutes analytisches Denken, dazu die Bereitschaft, nicht nur von Romanen leben zu wollen, sondern auch von Lesungen, Artikeln, Übersetzungen, etc. . Von zwei Romanen bei einem mittelgroßen Verlag kann kein Mensch leben, auch kein bescheidener.

Faulheit ist - entschuldige - die blödeste Ausrede, die ich je gehört habe. Wenn du wirklich faul bist, dann studierst du etwas, mit dem du später genug Geld verdienst, um nur halbtags arbeiten zu müssen, damit dir genug Zeit zum Schreiben bleibt. Die wirklich faulen Menschen können zum Beispiel extrem gut programmieren, weil nur wer faul ist, den Code so geschickt baut, dass er in einer halben Stunde und mit 10 Zeilen Code fertig ist und nicht in 3 Tagen mit 400 Zeilen.
Andernfalls bleibt dir nur, eine reiche Frau zu heiraten, die dich aushält oder in einer winzigen, dunklen, muffigen Wohnung zu leben und dich nur von Haferbrei zu ernähren (wobei dich das Arbeitsamt alle paar Tage reinzitieren wird, um dir in den Hintern zu treten).

Und ja, natürlich möchte ich auch Schriftsteller sein, jetzt und sofort. Vor allem, weil ich langsam herausbekomme, wie ich meine Romane plotten und strukturieren muss, damit sie gut genug sind, um meinen Ansprüchen zu genügen. Dafür aber benötige ich Zeit und ohne diese Zeit werde ich es nicht schaffen, ein Produkt abzuliefern, das veröffentlichungsreif ist. Das ist momentan der Zwiespalt, der mich auffrisst.
Wenn ich demnächst nur noch halbtags arbeite und auf der Arbeit nicht mehr diesen Stress habe, werde ich das neben dem Zweitstudium hoffentlich hinbekommen. Jetzt versuche ich erstmal, noch eine Geschichte an die c't zu verkaufen, damit ich weiterhin ein wenig träumen kann.

zDatze

#28
Zitat von: Kuddel am 25. Juni 2010, 09:36:01
Wie oft sitze ich auf der Arbeit, überlege mir, wie das Leben wäre, wenn ich tatsächlich einen Bestseller schreibe?
Dieser Gedanke kommt mir immer, wenn ich mit meiner Arbeit nicht ausgelastet bin. Wenn meine Gedanken zu wandern anfangen und ich dann immer wieder beim Schreiben und bei meinen Geschichten hängen bleibe. Das verschluckt effektiv jede Freude an meinem Job, weil mir das Schreiben viel einfacher und vor allem sinnvoller erscheint. Es füllt mich aus und nimmt den kreativen Druck von mir, den ich in der Arbeit nicht abbauen kann.

Außerdem kann ich am Ende des Tages sagen: "Ich hab was geschafft!". Damit durchbreche ich diesen zähen Alltagstrott, durch den ich immer unzufriedener (und unerträglicher) werde.

Das Veröffentlichen stelle ich hinten an, ich denke nicht, dass ich soweit bin, dass ich veröffentlichen möchte. Da möchte ich vorher noch mehr an meinen Ideen und vor allem an mir selbst arbeiten.
Im Moment reicht mir das.

[EDIT] @Derexor:
ZitatNur wer mit dem Herzen dabei ist, der ist auch gut.
Das gefällt mir. :)

Termi

ZitatDas Schlaraffenland ist ja auch nur ein Traum.

@Zitkalasa

Nun, ganz so schwarz würde ich das nicht sehen. Andreas Eschbach hat mal vor langer Zeit zu mir gesagt:

"Wer ins Schlaraffenland will, muss sich erst durch einen riesigen Reisberg fressen."

Und ich sag: Man soll niemals "NIE" sagen.

LG
Termi ;)