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Du schreibst Fantasy? Du spinnst!

Begonnen von Vali, 28. März 2010, 17:28:53

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Arrisull

Als ich meiner besten Freundin meine Passion offenbarte, hat sie mich angeschaut wie ein Auto. "Das ist jetzt dein Ernst?" war ihre Antwort. Bereitwillig hat sie sich dann als Betaleserin angeboten, doch liegen die Kapitel auf ihrem Schreibtisch und werden nicht mehr beachtet. Wobei ich das auch verstehen kann, wenn man eine Magisterarbeit schreiben muss, ein Zweitstudium nebenher macht, einen Job und einen Freund hat. Zuviel auf einmal geht einfach nicht. Dennoch kam es letztens wieder auf, wie sehr sie Fantasy verachtet. Wir waren im Hugendubel und standen in der besagten Abteilung. Ihr Kommentar: "Ich fühle mich hier unwohl." Ich denke das sagt alles. Ein anderer Kumpel meinte als ich ihm von meinen Ambitionen erzählt habe:"Oh schreibst du etwas mit einem Zauberlehrling?" - "Nein, es wird definitiv nicht Harry Potter!" - "Und was ist mit Vampire?" Danach hab ich das Thema gewechselt. Sonst wissen es noch zwei andere Freunde von mir, die es auch wirklich unterstützen. Also genau vier Leuten. Nicht mal meine Familie weiß es, doch mein Vater weiß es oder könnte es wissen. Wobei es ihn nur am Rande interessiert und dann auch als Spinnerei abgestempelt wird. 

Kati

Nachtblick: Das alles habe ich auch schon durch. Besonders das "Jeder kann Fantasy schreiben" ist mir schon öfter untergekommen. Als wäre es einfacher, bloß, weil es nicht in der Realität angesiedelt ist. Sowas regt mich wirklich auf. Sollen die es doch erst einmal versuchen bevor sie so etwas sagen. Und dann lesen sie alle Twilight und wissen gar nicht, dass auch das zur Fantasy gehört, ist ja schließlich eine Paranormal Romance, oder wie die das nennen.  ;)
Ich glaube, viele Menschen schränken Fantasy nach wie vor auf die Anfänge der High Fantasy ein, mit Mittelalter, Schwertern und Gemetzel. Jemand, der sich nicht auskennt, denkt bei dem Begriff sicherlich zuerst an so etwas.

Das irgendjemand sagte, er hätte selbst nicht genug Phantasie und würde das bewundern, ist mir noch nicht passiert. Allerdings staunt meine Mutter immer nicht schlecht, wenn ich etwas für einen Betaleser ausdrucke. "Das hast alles du geschrieben!?"  ;D Sie mag keine Fantasy, sieht aber doch ein, dass meine Geschichten nicht schlecht sein müssen, bloß, weil sie damit nichts anfangen kann.

Und dann habe ich noch eine Beta, die meine Texte bloß schleppend liest und mir immer wieder versichert, dass sie sie gut findet, obwohl ich ihr das langsam nicht mehr glaube. Sie liest eigentlich kein Fantasy, wollte meine Sachen aber trotzdem lesen und das hat sie nun davon. Ich glaube, ihr werde ich die Texte nicht mehr geben, es ist einfach nicht ihr Genre.

LG,

Kati

Joscha

Wirklich als "Spinner" wurde ich bisher nicht bezeichnet, weil ich Fantasy schreibe, auch wenn ich mir einige vorstellen könnte, die das insgeheim so sehen - aber nicht in meinem direkten Freundeskreis. In meinem Jahrgang beispielsweise weiß fast die Hälfte, dass ich Fantasy schreibe und die halten mich eher für durchgeknallt (oder betrachten es mit Ehrfurcht, auch das kommt manchmal vor), dass ich mir überhaupt die Mühe mache, so viel zu schreiben. ;D

Sogar mein Deutschlehrer hat nichts abwertendes gegenüber Fantasy gesagt (er hat von ein paar Klassenkameraden eines meiner frühen Bücher aufgedrängt bekommen) und liegt mir seitdem häufiger mal an den Ohren, ich solle damit doch zu irgend so einem Literaturabend oder so ähnlich kommen.

In meinem Freundeskreis lesen zwar die meisten weniger Fantasy, aber sie haben auch nichts direkt dagegen. Eine Freundin von mir hat zwar ein wenig skeptisch reagiert, als ich ihr davon erzählt habe, aber ihr Freund schreibt selbst auch Fantasy. Von daher ist in meinem persönlichen Umfeld Fantasy akzeptiert, aber in einem Bewerbungsgespräch würde ich nicht unbedingt erwähnen, was ich schreibe.

Drachenfeder

Mittlerweile (seit dem Boom) lesen viele in meinem Umfeld Fantasy. Sogar Leute von denen man es nie erwartet hätte. Einige davon fragen mich auch regelmäßig wie es läuft und wie ich voran komme. Das freut mich immer sehr. Es gibts auch positive Seiten wie man sieht. Aber dann gibts natürlich auch die, die Fantasy selbst lesen, es trotzdem nicht verstehen wie man mit dem Schreiben seine Zeit "verschwenden" kann.



Judith

Bei mir ist das im näheren Freundeskreis insofern einfach, weil die großteils schon mit meiner Weltenbastelei konfrontiert worden sind. Und im Vergleich dazu kommt ihnen anscheinend Fantasyschreiben sehr normal vor.  ;D

Ich erzähl es jetzt auch nicht unbedingt groß herum, aber auf alle Fälle wissen mehr Leute von mir, dass ich Fantasy schreibe als dass ich auch einfach zum Spaß (und nicht nur als reinen Romanhintergrund) Fantasywelten bastle.

Drachenfeder

Eine "beste" Freundin möchte beim Weltenbasteln immer mitmachen. Doch das mag ich gar nicht  :happs: Meine Welt, meine Dörfer, meine Charaktere. Meins Meins Meins



Feather

Als "Spinner" oder so bin ich zum Glück noch nicht abgestempelt worden. Ich hab eher das Gefühl mein Umfeld nimmt das ganze nicht wirklich Ernst. Wenn es mal jemand mitbekommt, dann ist die erste Frage immer: "Schreibst du Tagebuch?" Wobei ich dann immer schon genervt den Kopf schüttel. Meistens eröffne ich ihnen dann nur: "Ich schreibe Geschichten." Das reicht ihnen dann und ich ernte ein desinteressiertes Nicken. Dabei würde ich viel lieber davon erzählen.

Roland

Die Reaktionen, die ihr beschreibt sind irgendwie jedem glaub ich schon mal in einer krassen oder abgeschwächten Form vorgekommen. In der Allgemeinheit im Alltag ist das einfach etwas, das Schreiben, was die Leute nicht richtig fassen können. Solang man noch keinen Roman veröffentlicht hat, da aber hart dran arbeitet, ist das genauso viel Wert, als behaupte man, man könne gut Spiegeleier braten. Sobald man etwas veröffentlicht hat, und sei es nur eine Kurzgeschichte in einer Literaturzeitschrift und ein Weg nach oben auf der Leiter zu erkennen ist, ist das wieder was anderes. Man hat schon etwas erreicht, auch wenn es wenig ist, aber es wird einem einen schreiberischen Intellekt zugeschrieben, an dem man arbeiten solle. Aus einem können etwas Großes werden.
Das sind aber auch meist die Leute, die, wenn man sie nach einer Kritik eines Textes fragt, nie Kritikpunkte haben und einfach nur von der IDEE zu schreiben schon fasziniert sind.
Ein wenig liegt es auch daran, dass Schreiben keine Profession als solches ist. Kein Ausbildungsberuf, kein Studiengang usw. Es ist einfach eine brotlose Kunst, genau wie Musikinstrumente (das ist zwar öffentlich eher angesehen, aber solang man keine Auftritte hat oder behauptet, man würde es studieren wollen, ist das auch eher so der Bereich "Aha, ok, nächstes Thema"), Malen, Zeichnen usw.

Man muss der Allgemeinheit immer etwas bieten, damit sie an einen glauben. Aber da sind wir beim Thema - wir müssen gar nichts. Entweder wir können damit umgehen und können erzählen, dass wir schreiben oder wir können es nicht und verheimlichen es. Ich denke, beides ist okay, kommt ja auch auf den Schreiberling an und das persönliche Empfinden.
Wenn man etwas veröffentlicht, haben sie schon immer an einen und sein Können geglaubt und wenn nicht, wussten es eh alle schon vorher.

Wie dem auch sei, wir können da ein ganz großes Ei drauf backen, ist ja unsere Sache. Genau wie unsere Berufswahl, Hobbywahl, Partnerwahl usw. Da mischen schließlich auch wenig Leute ein.

Ganz liebe Grüße, Wulli!

Drachenfeder

#38
Ha! Da haben wir hier gerade fdas Thema und zack habe ich eine ziemlich dumme Situation  :-\

Freitag, Geburtstag von meinem Schwager. Seit einiger Zeit lies er Romane. Und zwar Fantasy. Daher hat er auch einige Bücher geschenkt bekommen. So war das auch ein großes Thema an diesem Tag. Endlich mal ein Thema über das ich mit ihm richtig reden konnte. Dann fragt sein Vater meinen Freund: "Liest du auch so was oder bist du schon erwachsen geworden?" Ich war stink sauer auf den Kerl! Ok, kann ihn eh nicht leiden, aber das hat mich echt wütend gemacht.
Als er dann später noch erfuhr das ich das auch noch schreibe hat er nur noch den Kopf geschüttelt.  >:(



Kati

Drachenfeder:  :-\ Das ist echt...unschön. Aber das Vorurteil, das Fantasy nur etwas für Kinder und Kindsköpfe ist, ist ja leider sehr verbreitet. Hat wahrscheinlich auch etwas mit der Assoziation "Ritter rettet Prinzessin" zu tun, ich weiß es nicht. Aber mir ist das auch schon indirekt passiert, als eine Mitschülerin sich brüstete, sie würde ja keinen Kinderkram lesen sondern nur Bücher über reale Probleme und Begebenheiten.
Deutschlehrer machen das ja auch gern: "So, jetzt lest doch zur Abwechslung mal hochwertige Literatur, da könnt ihr auch was bei lernen...etc...etc..."

LG,

Kati

Mrs.Finster

@ Drachenfeder: Eine ähnliche Situation hatte ich auch an diesem Wochenende. Ich weiß nicht was schlimmer ist, vor der Familie bloß gestellt zu werden oder vor den eigenen Freunden.  :-\

Wir sitzen alle bei Kaffee und Kuchen, tauschen uns über Neuigkeiten aus- da wir uns nur wenige Male im Jahr sehen- und plötzlich fängt meine Mutter munter drauf los zu plaudern, ich würde ja ganze Romane schreiben, insbesondere Fantasy und das ich das ja sooooo richtig toll machen würde. Meine Güte schlimmer gings wirklich nicht.
Meine Oma, die gerade in ihr Stück Kuchen beißen wollte, hielt inne fixiert mich und sagt: "Ahhh ja interessant!"  :hmhm?:
Das wird wieder ein Mäulerzerreißen ohne Ende geben  :( ich kenne meine Familie. Später kam übringens noch die Frage, ob ich den überhaupt Freunde hätte...auch nett  ::)

Meine Mutter habe ich zum Teufel geschickt, und ich habe sie noch darum gebeten, es für sich zu behalten  :hand:

Mütter!
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Wuo Long

Zitat von: Wulli am 04. April 2010, 20:01:59
Sobald man etwas veröffentlicht hat, und sei es nur eine Kurzgeschichte in einer Literaturzeitschrift und ein Weg nach oben auf der Leiter zu erkennen ist, ist das wieder was anderes. Man hat schon etwas erreicht, auch wenn es wenig ist, aber es wird einem einen schreiberischen Intellekt zugeschrieben, an dem man arbeiten solle.

Das kann ich nur unterschreiben. Ich habe es dieses Jahr erlebt, da hatte ich meine erste Lesung; es fand in einem kleinen Kreis statt, wurde in diversen Lokalzeitungen berichtet und es war nichts weiter als eine meiner Kurzgeschichten...
Aber der plötzliche Attitüdenumschwung: Die Mitglieder aus meiner Redaktion, die meine (Fantasy)-Romanschreiberei vorher eher schräg beäugt haben, tun plötzlich ganz respektvoll und meine Mitstudenten sind auf einmal auch ganz interessiert (vorher weckte das Thema Schreiben meist nur ein müdes Gähnen), fragen mich schon nach meinem nächsten Lesungstermin...blabla.
Irgendwo ist diese Heuchlerei doch ziemlich pathetisch, aber es gibt eben wenige Menschen, die mit Roman-Schreiben wirklich was anfangen können, noch weniger mit Fantasy. Schriftstellerei ist in erster Linie eine einsame Angelegenheit; da kann ich es gut nachvollziehen, wenn viele hier ihre Leidenschaft nur einem sehr erlesenen Kreis verraten.
Ich persönlich erzähle den meisten Menschen, die ich etwas näher kenne von meinem "Hobby", weil es mittlerweile doch eine gute Portion meiner wachen Zeit in Anspruch nimmt und nun mal ein Aspekt meiner Persönlichkeit ist. Wenn mein Gegenüber dies nicht wenigstens respektieren kann, ist es für mich ein Indikator, dass ich mit dieser Person auch nicht viel anzufangen brauche.
Und meine Eltern... die schimpfen halt rum, dass ich mich endlich auf mein Studium konzentrieren soll, aber die sind es schon seit Jahren gewöhnt, dass ich mein eigenes Ding durchziehe. ;D

Merrit

@Mrs.Finster:
Die Frage kenne ich auch; nach den "echten" Freunden eben. ... Ist Familie nicht was wunderbares?  :seufz:
Leider wollen meine lieben Verwandten lesen, was ich so verbreche, von wegen gute Tipps geben und so. Es nervt wirklich.
Meiner Mutter habe ich nach langer Bettelei mein MS gegeben und was soll ich sagen ... Mütter versuchen halt immer, einen anhand dessen zu analysieren.
Warum können andere (Familie) nicht einfach akzeptieren, daß man auch einfach als Hobby schreiben kann.
Sonnst begegnen mir die Leute in meinem Umfeld eher gleichgültig bis freudig. Allerdings habe ich einige hier bei uns im Stall erstaunt. Sie konnten sich mit mir überraschenderweise nicht nur über Pferde unterhalten, da guck, sondern auch über Literatur. Seit dem haben wir hier manchmal bis spät in den Abend angeregte Unterhaltungen.

Lg Merrit

Mrs.Finster

@ Merrit: Die Frage, warum sie nicht einfach akzeptieren können, dass es einfach nur ein Hobby ist, habe ich mir auch tausende Male gestellt.  :-\

Vielleicht ist es wirklich nur, weil die Leute schlicht weg nicht genau wissen, worum es eigentlich geht.  :-\ Oder es geht einfach nur darum, Fantasy bedeutet Realitätsverlust= erster Schritt in die Gosse- mal krass ausgedrückt. Ich weiß es wirklich nicht. Es sei denn, wie hier ja schon vielfach erwähnt wurde, man hat Erfolge nachzuweisen...jaja...dann kann man ja wieder stolz sein  :no:

Ich habe meinen ersten Betaleser übrigens auch am Stall kennen gelernt  :rofl:
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)