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Main Quest, unbedingt nötig?

Begonnen von Zealot, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Silvia

ZitatDas ist doch mal schön gesagt!! Das bringts auf den Punkt.


Dem muß ich mich mal definitiv anschließen!  :)

Lastalda


Ravenwild

Hi ihr,
meine letzten freien Minuten heute Abend möchte ich nun doch damit verbringen hier mit zu diskutieren. Vorweg weise ich noch einmal darauf hin, dass ich soviel Ahnung von Fantasy habe, wie meine Freundin von Einparken (Achtung: Versteckte Ironie!).

Im Deutsch-GK habe ich gelernt, dass in jeder Geschichte, in jedem Roman und sogar in jedem Theaterstück ein zentraler Konflikt die Hauptholle spielt. Da es heute anscheint überlebenswichtig ist nach dem ersten Lesen einer Kurzgeschichte eine komplette Analyse im Kopf zu haben, kann ich bestätigen, dass an der Behauptung was dran ist. Wer will auch schon seine Zeit damit verschwenden eine perfekte Welt zu betrachten?
Die Idee mit dem ,,inneren Konflikt" ist gar nicht so abwegig. Ich meine, schaut mal über Fantasy hinaus, Goethe hat das schon gut vorgemacht. Dabei lässt sich nun drüber streiten ob Werther ein unterhaltsames Buch ist oder nicht... *würg*
Aber reicht das wirklich für Fantasy? Hätte hier wirklich jemand Interesse zu erfahren, wie der alte König XY auf seinem Thron darüber nachdenkt, ob es nun richtig oder falsch ist seine Tochter mit dunklen Herrscher des Nachbarlandes zu verheiraten – wenn er auch auf seinem Schlachtross, an der Spitze seiner Männer, in das finale Gefecht zwischen Gut und Böse galoppieren könnte? Was ist interessanter, dem armen Schmiedesohn YZ beim Grübeln über den Sinn des Lebens zuzuhören oder ihn auf einer Reise zu begleiten, in deren Verlauf er gegen den letzten Drachen antreten muss?
Aus meiner Sicht gehört Gut und Böse in einen Fantasyroman wie das Salz in die Suppe! Und das sollte sich nicht nur in einem Protagonisten widerspiegeln sondern ruhig ein äußerer Konflikt sein. Hätten Tolkiens Orks gefehlt, die Story wäre verdammt öde geworden...
Ich war 2-Jahre lang DAS Meister und da habe ich etwas gelernt: ,,Desto übermächtiger der Gegner, desto schwieriger das ,,Hauptquest" um so begeisterter die Spieler."

Das war jetzt die Meinung eines Menschen mit sehr, sehr wenig Schreiberfahrung. Ich will hier natürlich keinem zu nahe treten, oder die Behauptung aufstellen, dass ich 100% Recht habe, ist halt nur meine Meinung.
Oh Gott, ich komme zu spät zum Bowlen, das ist eure Schuld...urghs!  ;)

Zealot

ich will aber gerade keinen uebermaechtigen Gegner im eigentlichem Sinne...
wenn man will koennte man sagen das der "uebermaechtige Gegner" in meiner Storz das herrschende Establishment ist, die Gesellschaftliche Struktur oder die Furcht im allgemeinen....  ;D

Steffi

Ich schreibe gerade einen Fantasyroman ganz ohne bösen Herrscher, Elfen, Zwerge, Orks oder Halblinge. Eigentlich kommen nur Menschen darin vor, eigentlich im Wesentlichen auch nur zwei Protagonisten, die sich zwar auf einem Weg von A nach B befinden, aber auch das nicht wirklich aus freien Stücken, sondern als Resultat einer Vertreibung. Und trotzdem gibt es in der Geschichte jede Menge Konflikte, innere Konflikte, Konflikte der Charaktere untereinander, Konflikte mit der Gesellschaft. Ich muss mich schon richtig zwingen, auch mal erholsame "unbekonfliktierte" (ja, das Wort hab ich mir ausgedacht ;)  ) Szenen zu schreiben weil das Ding sonst zu viel zu überfrachtet ist. Das Schöne ist aber, dass die Konflikte von mir nicht aufgezwungen werden sondern quasi ganz natürlich aus den Charakteren entstehen.

Diese Klisches sind auch der Grund, warum ich kaum Fantasy lese. Eine schöne Abwechslung war da die His Dark Materials Triologie, wo man sich bis zum Schluss gefragt hat, wer jetzt der Gute und wer der Böse ist...oder ob man das überhaupt so klar sagen kann.
Sic parvis magna

Lastalda

Die wenigsten Fantasy-Romane sind so klischeehaft. Klar gibt es viele Herr-der-Ringe-Abklatschgeschichten und epische Fantasy kommt selten ohne solche großen Monumentalschlachten aus.
Aber die wirklich guten Fantasygeschichten haben sowas meiner Meinung nach nicht nötig!

Ja, ich finde es interesanter, die Gedanken eines "Evil Overlords" nachzuvollziehen als von irgendeiner Schlacht zu lesen - um vielleicht darauf zu stoßen, dass er gar nicht so böse ist, wie es nach außen hin scheint, und dass er genauso gute und nachvollziehbare Gründe zum Handeln hat, wie die "guten" - oder vielleicht sogar noch bessere!

Wer Fantasy auf solche epischen Riesenquesten/schlachten beschränkt, hat noch nicht viel gute Fantasy gelesen, vermute ich mal. Denn Fantasy ist und kann sehr viel mehr als das!

Ravenwild

ZitatWer Fantasy auf solche epischen Riesenquesten/schlachten beschränkt, hat noch nicht viel gute Fantasy gelesen, vermute ich mal. Denn Fantasy ist und kann sehr viel mehr als das!

Vielleicht ist das der Unterschied zwischen dem erfahrenem Leser und dem unerfahrenem Leser. Mir hängt das Gut-Böse Motiv wohl noch nicht zum Hals raus, aber ich scheine da nicht der Einzige zu sein. Ich habe gestern noch einen kleinen Ausflug in eine Buchhandlung gemacht und was ich da so als ,,Top-Fantasy" geboten bekam unterschied sich nicht viel von HdR. Mein Blick schweifte über so vielsagende Titel wie: Die Elfen, die Zwerge, das magische Siegel (oder so)... und der Klapptext legte die Fronten bereits fest.
Ich glaube, dass die Zeit immer einen wichtigen Einfluss auf die Werke hat. Wenn man heute den Fernseher anschaltet kann man nicht mehr beurteilen, wer gut und wer böse ist. Ist es dann nicht natürlich, dass der Leser, wenn er liest um abzuschalten, sich nicht mit diesen Fragen auseinander setzen möchte?  ;)
Das kann man argumentativ noch viel weiter ausbreiten, allerdings glaube ich, jeder versteht was ich ausrücken möchte.
Ich will Dich auf keinen Fall angreifen, aber von diesem Standpunkt aus betrachtet bin ich sehr vorsichtig zu beurteilen was ,,gute Fantasy" ist und was einen Roman dazu macht?  ??? Sicher, einfach abschreiben ist die bekloppteste Idee!
Vielleicht haben wir hier aber auch so ne Art Generationskonflikt gefunden, habe schon öfters gelesen/gehört, dass sich unsere Jugend nach alten Werten und Tugenden zurück sehnt. Damit bleibt das Ansichtssache!

Steffi

Damit hast du vermutlich nichtmal so unrecht. Es ist immerhin statistisch bewiesen, dass grade der Herr der Ringe sich zu Krisenzeiten besser verkauft, bzw. einen neuen Boom auslöst. Und zwar schon seit mehreren Jahrzehnten
Sic parvis magna

Moni

#38
Nur zur Begriffklärung des Wortes Quest:
deutsch: Suche, aus dem altfranzösischen queste, Ursprung Latein: quaestio dt.: "Forschung, Frage" bzw. quaerere und quaero, dt.: "fragen" und "suchen"
In der mittelalterlichen Artusdichtung beispielsweise ist die Suche nach dem Gral, "la Queste del Saint Graal", zugleich die Reise der Artusritter durch die Lande, ihr Kampf gegen Ungeheuer und weltliche Verlockungen, sowie ihre "innere Reise", also ihre Weiterentwicklung. (Leseempfehlung: Chrétien de Troyes: ,,Perceval",  und Wolfram von Eschenbach: ,,Parzifal". Gibt es beides in recht guten Übersetzungen, denn altfranzösisch und mittelhochdeutsch können vermutlich nicht alle...  ;) )
Die Queste ist nie als rein geographischer Begriff aufzufassen, sondern immer als umfassende Suche.
In der Sword & Sorcery Fantasy wurde die Queste zu einer simplen "wie erringe ich den Thron, werfe ich den bösen Oberschurken nieder und kriege die Prinzessin" Handlung degradiert.
Wenn man aber die Queste in ihrem ursprünglichen Sinn betrachtet, wird sehr schnell deutlich, daß eigentlich jedes belletristische Werk eine Queste beinhaltet und das sie absolut nicht der Fantasy vorbehalten ist.

Das war mein Wort zum 4.Advent
Moni

Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Steffi

Also ist Quest mit der Aventure gleichzusetzen?
Sic parvis magna

Moni

Die Âventiure kommt aus dem lateinischen "adventura", dt. das, was geschehen soll.
Darunter werden die Abenteuer und Bewährungsproben verstanden, denen der Held ausgesetzt wird. Es bezieht sich aber mehr auf die "äußeren" Kämpfe, die vom Helden selber gesucht werden und die durch ein höheres Geschick tatsächlich für ihn allein bestimmt sind.

Die Âventiure hat sich außerdem zu einer eigenen Gattung entwickelt, eben dem Abenteuerroman, bei dem die Queste ein Bestandteil sein kann.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

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ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
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Manja_Bindig

*kicher*

Bei elfenblut war es so, dass der angebliche Evil Overlord arg... psycho war. Lange geschichte...

Bei meiner Zwillingsgeschichte... die beiden waren blöd genug den guten "Evil Overlord... äh, ne, doch nciht, nur ein Psycho" zu befreien und dann mussten sie einen Ort erreichen, wo einige fragen beantwortet werden - da an der Stelle aber auch "Der Rat von Urasemi" einsetzt, stoppen wir einfach dort, wo sie auf Eriat landen... und der Leser muss miene anderen Bücher lesen(und bitte auch kaufen) um weiterzukommen *hähä*.

Und bei der Fantasy-Parodie(heute angefangen *juchz*)... tja... es ist ne Parodie. Sie laufen.

Steffi

#42
ZitatEs bezieht sich aber mehr auf die "äußeren" Kämpfe, die vom Helden selber gesucht werden und die durch ein höheres Geschick tatsächlich für ihn allein bestimmt sind.


Nur äußerlich? Wenn ich da so an unseren "Erec" denke von Hartmann von Aue, das ist sowohl eine Aventure als auch ein Artusroman, und ich denke schon das die Kämpfe da auch etwas Inneres beschreiben sollen.  ::)  Oder kann ein Roman sowohl Queste als auch Aventure sein? Bei uns in Mittelhochdeutsch lief das alles immer bloß unter Aventure...
Sic parvis magna

Moni

ZitatNur äußerlich? Wenn ich da so an unseren "Erec" denke von Hartmann von Aue, das ist sowohl eine Aventure als auch ein Artusroman, und ich denke schon das die Kämpfe da auch etwas Inneres beschreiben sollen.  ::)  Oder kann ein Roman sowohl Queste als auch Aventure sein? Bei uns in Mittelhochdeutsch lief das alles immer bloß unter Aventure...
Ich sagte ja auch nur "mehr" auf die äußeren, nicht gänzlich.
Die Grenzen zwischen beiden sind halt fließend.

Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Johann Wol

Zealot

ich habe das Wort Quest halt aus den Computer-RPGs entnommen, wo man ja einem Hauptquest folgt, bei dem man am Ende unweigerlich dem grossem Boesen gegenueber steht und zwischendurch mehrere kleiner Aufgaben loesen muss, die meistens nur dazu dienen, den Helden neue Faehigkeiten erlernen zu lassen, seine Attribute zu verbessern oder ihn Waffen und Ausruestungen finden zu lassen die ihm beim Finalem Kampf von nutzen sein werden.