• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Dialoge - echt und lebensnah

Begonnen von Maja, 01. Januar 1970, 01:00:00

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Julia

#45
Öhem ... warum denn nicht:

"Ich war gestern im Dorf bei Oma" oder nur "Ich war bei Oma"?

Reicht doch, oder?  :hmmm:

... okay, analog für die Württemberger: "Ich bin bei Oma gewesen"  ;D

Sprotte

Ich habe echt das Gefühl, daß es am Nord-Süden liegt.
Ich sage auch: "Ich war bei Oma."
Genauso sprechen meine Figuren.

Leon

Hier bei uns in der Wetterau, das liegt im schönen Hessenland, würde man sagen:
"Isch bin bei de Omma gewese!"  ;D

Schreiberling

Wah, jetzt habe ich so viele Varianten von dem Satz gehört, dass ich gar nicht mehr sagen kann, was ich sagen würde, bzw. was für Marburg typisch wäre.  ??? Schlimm, schlimm,...  ;D

Joscha

Als Mixtur aus hessisch, schwäbisch und badisch (beide Elternteile und Heimat ;)) würde ich den Satz "Ich bin bei meiner Oma gewesen" oder "Ich war bei meiner Oma" verwenden, welchen genau hängt davon ab, wie es mir gerade rausrutscht...

Ich lasse meine Figuren in Dialogen normalerweise im Perfekt sprechen, ich orientiere mich da sehr an eher süddeutschen Sprechweisen, aber das ganze bleibt Hochdeutsch, ein Dialekt kommt mir nicht unter. Ich schreibe normalerweise einen Dialog einfach drauflos und spiele währenddessen innerlich die Stimme ab, mit der ich meine Figur das sagen lassen würde. Dann, wenn ich weiß, was sie eigentlich sagen will, mische ich charakter- und situationsbedingte Veränderungen ein (z.B. wie ausschweifend jemand spricht, ober er sich eher kurz fasst, ob er in Eile ist oder nicht, ob die Verwendung eines bestimmten Wortes zu ihm passt). Dann spiele ich den Satz nochmal im Kopf ab und überlege, ob das passend klingt (wobei ich den letzten Schritt normalerweise erst beim Überarbeiten durchführe). Das mag aufwendig klingen, ist es aber nicht, das mache ich ganz instinktiv.

Worin ich allerdings nicht so bewandert bin, sind die "kleinen" Brückenhandlungen der Charaktere zwischendurch, die dem Dialog eine besondere Note geben. Ich konzentriere mich da ziemlich auf die Stimme, warum, weiß ich auch nicht, und vergesse Dinge wie Gesten etc., die zur Untermauerung der Stimmung dienen, sofern sie nicht ein wichtiger Hinweis auf den Charakter der Person sind.

Weizn

Nachdem ich den gesamten Thread durch habe, möchte ich mich zunächst auf die Seite der Dialogfreunde schlagen! Mir wird beim Schreiben schnell selbst langweilig, wenn ich zu lange erzähle (obwohl ich das ebenfalls gerne tue) bzw habe ich das Gefühl, dass es langatmig zu lesen ist.
Da sich meine Dialoge selten zwischen mehr als 2 oder 3 Personen abspielen, formuliere ich meistens so, dass aus dem Zusammenhang ersichtlich ist, wer gerade spricht. Das Wie kommt dann über die Gestik der Charaktere dazu oder ergibt sich ebenfalls aus dem Zusammenhang. "Gesagt" wird also auch bei mir sehr wenig, wenn dann werden entsprechende Synonyme verwendet.

Was mir auch gerade auffällt: Manchmal schweife ich in die Gedankenwelt des Protagonisten ab, wenn er sichtlich abgelenkt ist. Der Fokus liegt dann auf seinem Empfinden und seinen Gefühlen, und der Leser erfährt nicht, was der andere gerade sagt (der Prota hört ja auch nicht zu).  mir gefällt das ganz gut, ist ja in echten Gesprächen auch manchmal so ;)
hängt aber ws stark vom Lesergeschmack ab!

lg
weizn

Lexa

In meinen Dialogen lasse ich, wenn es die Orientierung des Lesers nicht beeinträchtigt, Inquitformeln (heißen die so?) gerne weg, vorallem wenn es ein rasanter Schlagabtausch sein soll.
Wenn es passt seufzen oder murren meine Charaktere auch, aber im Zweifelsfall bleibe ich dann doch beim ordinären "sagte".
Ich würde gerne jeden meiner Charakter auf seine eigene Art sprechen lassen. Zum Beispiel weicht ein unsicherer Charakter seine Aussagen mit relativierenden Wörtern auf, während ein anderer direkt sagt, was er denkt. Doch da hapert es bei mir noch ein wenig mit der Überführung der Theorie in die Praxis. ::)

Kati

Ich mag ja eher das Beschreiben, Dialoge sind nicht so meins. Natürlich gibt es sie trotzdem, aber ich halte sie kurz und lasse meine Charaktere nicht schwafeln.  ;)
Meine Charaktere sprechen meist nicht ganz so, wie man spricht.  ;) Alles, wozu ich mich überreden lassen kann, ist, dass aus "Ich sage" im Dialog mal "Ich sag" wird.

LG,

Kati

Murphy

Ohhhh - ich liebe Dialoge!
Anders lässt es sich nicht sagen. Wenn sie vor Leben sprühen und man die beiden Personen förmlich vor sich sehen und ihre Stimmen hören kann - ja so liebe ich es wirklich!

Ich selbst spiele Dialoge in meinen Geschichten durch. Bei Geschichten, die ich alleine schreibe - spreche ich sie laut mit (Anmerkung: Ja ich wurde wegen diesem Verhalten oft schon etwas seltsam beäugt aber was solls!) bei meinen Projekten, die in Zusammenarbeit mit einer guten Freudin entstehen, speile ich die Dialoge mit ihr durch. Vor allem bei diesem letzteren kommen oft Dinge Zustande - die mich selbst überraschen.

Was Dialekte anbelangt - meistens sprechen meine Charaktere Hochdeutsch. Dialekte liegen mir einfach noch nicht so und in meiner momentanen Geschichte gibt es auf dem kleinen Lebensraum, keine verschiedenen Dialekte. Wobei das sogar passen würde.. (Eine Idee? Mal sehen)

Abakus

Dialoge. Interessantes Thema.

Damit mache ich mir auch oft das Leben schwer. Dennoch: Ich versuche stets mit meinen Dialoge die Handlung voranzutreiben und dem Leser Informationen zu liefern. Stückchenweise anfüttern. Deshalb versuche ich immer kurze Dialoge zu schreiben, da ich bislang mit der Technik stets ein positives Feedback meiner Testleser erhalten habe. Das Erzähltempo wird durch kurze Dialoge enorm erhöht, denn ich hasse nichts mehr als mich durch langatmige Beschreibungen von was auch immer zu wühlen. Nicht mein Stil.
Die Figuren, die in der Handlung auftreten, müssen dann auch zu den Dialogen passen. Ganz klar, denn das brauche ich wohl keinem hier näher zu erläutern.  :) Das sprachliche Niveau meiner Figuren liegt mir daher natürlich sehr am Herzen. Deshalb versuche ich immer darauf zu achten, dass die Dialoge wirklichkeitsnah sind, also so natürlich und so unkompliziert wie nur möglich. Der einfache Schreibstil, für den ich mich entschieden habe, wirkt da oft Wunder.

Wenn ich jetzt noch etwas mehr Zeit hätte, würde ich das Thema weiter ausschmücken, aber ich versuche in den nächsten Tagen hier nochmal anzusetzen. :)

HitzKooler

#55
Laut Suchfunktion wurde dies hier tatsächlich noch nie diskutiert, daher mal der neue Thread.

Man hört es immer wieder in Kritiken: die Charaktere sind flach, der Handlungsstrang dünn, die Dialoge schlecht.
Das Letztere bereitet mir manchmal Kopfzerbrechen.

Was macht gute Dialoge aus?

Im Grunde ist man sich hier einig: gute Dialoge treiben den Plot voran, zeichnen den Charakter der Figuren, ohne dies dabei dem Leser auf die Nase zu drücken. Gute Dialoge haben einen Zweck und bauen etwas auf.

Auf der anderen Seite wird ein Quentin Tarantino immer wieder als ,,Meister der Dialoge" bezeichnet, wobei nicht selten die ,,Royale mit Käse"-Szene aus Pulp Fiction erwähnt wird. Die Szene geht gut drei Minuten lang, Vincent Vega unterhält sich hier mit Julian über die kleinen Unterschiede zwischen Europa und Amerika, unter anderem über die verschiedenen Bezeichnungen für Burger (Quarter Pounder mit Käse -> Royale mit Käse). An sich ganz unterhaltsam. Aber Wert für den Plot? Null. Zeichnung der Charaktere? Wenig.
Naja, Ausnahmen bestätigen die Regel, heißt es. Ein Geheimrezept für gute Dialoge gibt es wohl zudem nicht.

Dennoch würde ich gerne hören, was ihr dazu denkt.

Maubel

Also für mich ist die Antwort ganz klar - gute Dialoge müssen natürlich klingen. Nicht aufgesagt, nicht poetisch, sondern menschlich. Dazu lese ich sie meistens laut vor, wenn ich schreibe.
Der zweite Punkt ist für mich, dass man auch in Dialogen Gefühle überträgt und zwar ganz ohne hinten dran zu schreiben "sagte er genervt und Beschreibung". Im Grunde sollte ein Dialog gänzlich ohne Texteinschübe funktionieren können (mal völlig davon abgesehen, dass man nicht mitbekommt, wer spricht). Alles andere ist nur schmückendes Beiwerk, aber das Gefühl, das muss im Dialog durch die Wortwahl und eben auch durch die Wortstellung transportiert werden.
Ich persönlich schreibe gerne Dialoge und würde sie auch als meine Spezialität bezeichnen ganz im Gegensatz zu Beschreibungen. In meinen Dialogen sind Füllwörter. Da sind Ellipsen, abgehakte Sätze, die anders wieder von vorne anfangen und sogar Sätze die mit "und" anfangen - einfach weil sie das lebendig macht. Wir reden ja auch nicht grammatikalisch durchstrukturiert, außer in einer öffentlichen Rede/geübten Vortrag.

Araluen

Für mich macht einen guten Dialog aus, dass er lebendig ist. Es muss ein flotter Schlagabtausch zwischen den Figuren sein und so nah an einem realen Gespräch wie möglich sein. Es gibt also keinen seitenlangen Monolog einer Figur bist die nächste wieder was sagt. Im realen Gespräch mischt sich der Gesprächspartner ein, wenn ihm die Ausführungen zu lange dauern, will selbst etwas beitragen oder hat eine Frage oder wechselt einfach das Thema. Und wie Maubel schon sagte: Dialoge bestechen nciht durch ausgefeilte Sprache, sondern durch spontanes Reden. (außer die Figur gibt anderes vor)
Ein Dialog soll interessant sein, muss aber nicht zwangsläufig die Handlung voran treiben. Zwei Figuren können sich auch übers Wetter unterhalten, wenn der Dialog interessant genug ist und dem Leser irgendetwas gibt (wird er bei dem Thema aber in den seltensten Fällen, außer das Wetter erschafft wieder einen Bezug zum Plot). Dieses Etwas kann Unterhaltung, Charakterzeichnung oder Plotrelevanz sein. Es muss nicht zwangsläufig alles auf einmal beinhalten. Den Charakter der Figur unterstreicht der Dialog durch die Sprache der Figur und die Art ihrer Antworten. Für mich ist das eine sehr subtile Art der Charakterzeichnung, die nicht immer sofort ins Auge fällt.
Wichtig ist für mich auch die Länge des Dialogs. Ein ewig langer Schlagabtausch bremst den Spannungsbogen aus und langweilt mit der Zeit, da die Figuren sich dann an Details festfressen, die eigentlich niemanden interessieren. Das Gespräch darf nicht ins Leere laufen. An geeigneter Stelle kann der Autor zusammen fassen. So muss zum Beispiel nicht detailliert das Austüfteln des finalen Plans im Dialog gezeigt werden. Man kann die Debatte anreißen, dann zusammen fassen und schließloich das Ergebnis präsentieren. Auch ist es gut Dialoge durch Beschreibungen aufzulockern.
Ich selbst spiele Dialoge im Kopf durch, versuche den einzelnen Figuren eine mehr oder weniger einzigartige Sprache zu verleihen und mich in die Charaktere hinein zu versetzen. Da kommt mir zu gute, dass ich gerne Rollenspiel mache. Da habe ich das verinerlicht. Rollenspiel ist eine gute Übung für flotte Dialoge. Nimm deinen Charakter und unterhalte dich durch ihn mit einer anderen Figur (wir haben hier doch auch einen passenden Beitrag dazu im Forum). Dann kriegt man ein gutes Gefühl für die Figur und seine Sprache.
Wie bei Maubel gehören Dialoge auch zu meinen Stärken. Ich schreibe sie gerne und muss eher darauf achten, nicht zu viele rein zu bringen. Dafür kann man mich mit Beschreibungen jagen.

Angela

Was meine Meinung echt was bringt und was ich umzusetzen versuche: Dialoge nicht nur den einzelnen Sprechern auf den Leib zu schneidern, sondern auch immer wieder gegeneinander reden zu lassen. Also eine gestellte Frage wird nicht beantwortet, es gibt stattdessen eine Information, die auch wichtig ist, aber den Konflikt eher verstärkt.

Tigermöhre

Zu der Käse-Royal-Szene muss ich dir widersprechen. Die transportiert einiges.
Walls irgendwer den Film noch nicht gesehen hat, setze ich meine Ausführung lieber in einen Spoiler.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.



Ich selber finde Dialoge auch recht schwierig. Ich neige zu viel zu vielen Inquit-Formeln und zu sprechenden Köpfen. Was beides wohl recht typische Dialogprobleme sind.