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Dialoge - echt und lebensnah

Begonnen von Maja, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Immortal

Genau das ist mir auch aufgefallen! Ich habe damals (war ich vielleicht 11, als ich es zum ersten Mal gelesen habe), geglaubt, dass sowas wirklich künstlerisch ist. Gott seid Dank habe ich es mir nicht angewöhnt

Ich selbst neige auch sehr zu Dialogen in meiner Chronik, zu viel Dialogen, was mir beim überarbeiten des ersten Kapitels sehr negativ auffällt. Was bei mir auch sehr negativ auffällt ist, dass ich einfach zu wenig und zu knapp beschreibe.
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.

Astrid

Ich liebe Dialoge. Man kann so herrlich auf mehreren Ebenen arbeiten, Dinge verschweigen, andeuten, verfälschen - einfach durch das, was der entsprechende Charakter NICHT sagt oder welche Körperhaltung er beim Reden einnimmt. Hach, schön.  ;D

Rumpelstilzchen

Dialoge mag ich auch sehr gerne, wobei bei mir die Figuren mehr denken als zu reden...
Schliße mich aber der Allgemeinheit an, dass sagt, fragte, meinte etc. ziemlich nerven können und versuche sie auch weit es geht zu vermeiden.
Reine Dialoge wirken auf mich eher langweilig.
Reden, denken, handlen, so läuft das bei meinen Figuren meist ab. Dann besteht bei mir ein Kapitel aus einer Unterhaltung, aber nur zu 35% Dialog.

Manja_Bindig

Uff!
Ich bin tot!

Sollte für Literatur etwas schreiben, das an der Grenze zwischen szenisch und "normal" war.
Bah!
Eigentlich für einen Dialogmenschen wie mich kein Problem, aber in dem Dialog eine Handlung zu erzählen... (nicht in dem nicht-dialogischen Text, der eh nur zwei Sätze betrug, nein IM Dialog! Argh!)

War ne gute Übung.

Coppelia

Dialoge sind ja mein liebstes Kind - ich schätze, dass über die Hälfte meiner Schreibe Dialoge sind. Gelegentlich schreibe ich auch Bühnenstücke mit Nur-Dialog.

Dabei schreibe ich nur, wie etwas gesagt wird, wenn der Leser es nicht selbst anhand des Kontextes erschließen kann. Anhand eines Satzes wie "Gott sei gelobt! Du lebst, ich hielt dich für tot!", würde man erwarten, dass der Sprecher mit lauter, freudiger Stimme spricht und dazu ein glückliches Gesicht macht. Wenn er aber so mit den Nerven fertig ist, dass er nur noch monoton murmeln kann, muss es selbstverständlich dazu geschrieben werden. Das gilt auch für alle Feinheiten des Dialogs. So kann eine sachliche Äußerung z. B. einen hämischen Unterton haben usw.

Aber lebensnahe Dialoge haben in meinen Geschichten nichts verloren!
Warum?
Weil lebensnahe Dialoge keinen Menschen interessieren. Eben habe ich mit meinem Vater telefoniert. Es gab nichts Neues, wir haben gefragt, wie es uns geht, was wir machen, was es zu essen gibt. Das ist sehr realistisch. Aber es ist einfach nur öde in einer Geschichte.
Außerdem unterscheidet sich die gesprochene Sprache so von der geschriebenen, dass sie nicht in ein Buch gehört. Wir würden selten einen komplexen Satz ohne Fehler oder Füllsel herausbekommen, aber unsere Figuren können es. Das ist auch gut so.
Meine Dialoge sollen eine Kunstsprache sein, aber der Leser soll das nicht merken. Ich denke auch, dass das klappt.

Ich hab mal gelesen, dass jeder gute Dialog einen Konflikt enthält, und ich glaube, da ist was dran. Selbst wenn die Dialogpartner sich eigentlich mögen, ist es nie verkehrt, wenn sie zumindest teilweise unterschiedlicher Meinung sind, das peppt die Sache ordentlich auf. Ich hab eh einen Faible für Zoff. ;)

Manja_Bindig

Hm... beim "lebensnah" interessiert mich aber weniger das "was", als das "wie"

Das "was" ist beim sprachlichen Gestalten nur insofern wichtig, dass ich gucke, dass die Sprechart zum Thema passt. Dann schau ich, wie ein normaler Mensch in so einer Situation reagiert, etc.

Ob ich jetzt ein Alltagsgespräch beschreibe oder einen großen Streit oder ein Wiederfinden - das ist mir da egal. Das Thema an sich ist schnurz - die Umsetzung des selbigen nicht. :)

Judith

Ich find Dialoge total schwierig und meine kommen mir auch immer so künstlich und gestelzt vor.  :seufz:
Zum Thema "sagen": Klar sollte man es nicht übertreiben und ständig nur "sagte sie", "sagte er", etc. schreiben, aber wenn einfach nur klar sein soll, wer gerade spricht, dann ist meiner Meinung nach "sagen" das beste, um den Leser nicht aus dem Dialog zu reißen.
Wenn in Geschichten die Leute ständig hauchen, flüstern, seufzen, rufen, kreischen, schimpfen, zetern, maulen,...., dann nervt mich das unglaublich. Das beste ist wohl, eine Mischung zu finden, aber auf Teufel komm raus "sagen" zu vermeiden führt meiner Erfahrung nach nicht unbedingt zum besten Ergebnis.

Ary

:) ich versuche nicht, das "sagen" dauernd zu vermeiden, das würde ich eh gar nicht schaffen. ich versuche nur, da, wo es geht und paßt, Alternativen zu finden.  Und auch nur dann, wenn nicht ganz klar ist, wer spricht. Ich habe nämlich auch oft Unterhaltungen mit mehr Sprechern als zwei (gute Frage - nennt man das dann noch Dialog oder eher Gespräch?). Und da muß man hin und wieder schon mal klarstellen, wer gerade quatscht, wenn man es nicht am gesagten oder an anderen Dingen festmachen kann.

(OT - ich bin ja schon wieder im Forum - dabei sollte ich schreiben! *und weg*)
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Papiervogel

Lebensnah kann sich ja auf zweierlei beziehen:
1. auf's Sprachliche, also darauf, dass die Personen so reden, wie unsereins auch im täglichen Leben redet. Dass man also nicht sagt "Ich hielt dich für tot!", weil kein Mensch das sagen würde.
2. auf's Inhaltliche. Dazu gehört natürlich, dass eine Unterhaltung "Und, was gibt's Neues?" usw., in der keine interessante Information vorkommt, im allgemeinen eher vermieden werden sollte.
Da gibt es aber auch Ausnahmen. Oft sind es gerade die Banalitäten mit dem hohen Wiedererkennungswert ("Genau so ist es immer, wenn meine Mutter anruft!"), die zum Reiz eines Buches beitragen. Vielleicht seltener in der Fantasy als bei Büchern wie "Herr Lehmann" oder "Die Soapfabrik". Aber auch Pratchett lebt zwischendurch von sowas, gerade durch den Kontrast zur hochgestochenen Prinzen-und-Drachen-Fantasy.

Darkstar

Hey, ein Thema für mich.
Ich bin ja auch der absolute Dialog-Fan, schreibe ich wirklich fast am liebsten.
Vor allem, weil man im Dialog den Charakter auch so schön ausarbeiten kann und ich es auch mag, wenn es menschelt. :-)
(Ist Streitgespräche zu Schreiben nicht einfach göttlich *fg*)

Was Papiervogel gesagt hat unterschreib ich sofort, da wollt ich eigentlich auch was sagen:
Zitat von: Papiervogel am 26. Februar 2007, 17:00:03
Lebensnah kann sich ja auf zweierlei beziehen:
1. auf's Sprachliche, also darauf, dass die Personen so reden, wie unsereins auch im täglichen Leben redet. Dass man also nicht sagt "Ich hielt dich für tot!", weil kein Mensch das sagen würde.
2. auf's Inhaltliche. Dazu gehört natürlich, dass eine Unterhaltung "Und, was gibt's Neues?" usw., in der keine interessante Information vorkommt, im allgemeinen eher vermieden werden sollte.
Da gibt es aber auch Ausnahmen. Oft sind es gerade die Banalitäten mit dem hohen Wiedererkennungswert ("Genau so ist es immer, wenn meine Mutter anruft!"), die zum Reiz eines Buches beitragen. Vielleicht seltener in der Fantasy als bei Büchern wie "Herr Lehmann" oder "Die Soapfabrik". Aber auch Pratchett lebt zwischendurch von sowas, gerade durch den Kontrast zur hochgestochenen Prinzen-und-Drachen-Fantasy.

Gerade Punkt 1 finde ich total wichtig - in Filmen / Fernsehen / auf der Bühne wie auch beim Lesen. Da hänge ich nämlich echt oft. Gerade was die wörtliche Rede angeht, wenn sie sich auf's Vergangene bezieht, zum Beispiel:

Figur A fragt Figur B nach ihrem gestrigen Erlebnis. Figur B war im Dorf und hat die Großmutter besucht.

In Film und Fernsehen, erst recht im Theater, und auch in manchen Büchern sagt dann Figur B tatsächlich "Ich ging ins Dorf, um meine Großmutter zu besuchen."

Ich würde ja am liebsten schreiben: "Ich bin ins Dorf gegangen, um meine Großmutter zu besuchen."

[Natürlich könnt sie auch sagen "Ich war bei meiner Großmutter" - aber dann funktioniert dieses Beispiel nicht! Ich denke, ihr wisst, was ich meine).

Naja, jedenfalls bin ich mir manchmal nicht sicher, was besser ist.
Denn Option 2 klingt für mich lebensnaher, Option 1 zu gestelzt.
Andererseits kann Option 2 aber auch mit der Zeit echt nervig klingen.

Vielleicht ist das Laut Vorlesen echt ein guter Tipp!
Dann rutscht man ggf. auch nicht zu sehr ins Dramatische ab...

Wie löst ihr das mit der Vergangenheit?

Volker

#40
Je nachdem, wo Oma wohnt und der Ansprechpartner das weiß,, würde Ottonormalsprecher das wahrscheinlich auslassen.   Also: "Ich habe Oma besucht" - oder vielleicht noch "Ich war im Dorf, Oma besuchen."

Das Gehen ist eine redundante bzw. überflüssige Information und dürfte IRL (ebenfalls) weggelassen werden.. Wenn es doch wichtig ist, dann verschiebt sich der Fokus: "Ich habe einen Spaziergang (zur Oma) gemacht."

Ooops - das isse wieder, meine Vergangenheit: fast hätte ich geschrieben "zu Omma" oder "nach Omma hin". Westfälischer Lokativ...  :rofl:

Kolibri

Also, bei mir ist das genauso wie bei Maja.

Zuerst setze ich mich hin, und schreibe den Dialog wie in einem Script auf. Dann lass ich meine lieben Freunde einen Blick darauf werfen und mir von ihnen sagen, was gramatikalisch oder auch Dialogtechnisch nicht so recht passt.
Nachdem das geschrieben ist (Ich verwende immer eine Doppelseite DinA4 Papier) schreibe ich gegenüber dem Sprachbeitrag der Person was sie während dessen tut, also "Xy senkt den Blick und geht nervös auf und ab" oder ähnliches.
Anschließend tippe ich das ganze auf dem Pc ab und verbinde die Sprache mit der Handlung.

Liebe Grüße,
das Vogelvieh

Angelus Noctis

Zitat von: Volker am 01. März 2007, 14:15:10"nach Omma hin". Westfälischer Lokativ...  :rofl:
*grusel* :gähn: Das kenne ich von meinem Mann, der gebürtig aus Münster stammt. Ich habe mich sogar schonmal dabei erwischt, dass es mir auch rausrutschte! Entsetzlich! ;)

Mir gehen Dialoge sehr leicht von der Hand. Für "sagen" bzw. "antworten" gibt es so viele tolle Synonyme, dass ich den Dialog eine Seite lang werden lassen kann, ohne mich zu wiederholen. Auch was die Sprechenden nebenher tun (sowas wie sich durchs Haar streichen, einen Schluck trinken etc.), weiß ich immer sofort, denn diese Szenen laufen dann wie ein Film in meinem Kopf ab.
Ich wähle für Dialoge im Speziellen, allerdings auch sonst eine eher gepflegte Sprache. So Sachen wie "äh" oder "hm" mag ich selber nicht in einem Buch lesen, deswegen verwende ich sie auch nicht.

Um auf Darkstars Frage zu antworten: Ich habe auch oft überlegt, ob ich jemanden wirklich im Präteritum sprechen lasse. Deshalb habe ich mir selber eine Zeitlang beim Sprechen genau zugehört ;) und festgestellt, dass ich erstaunlicherweise sehr oft das Präteritum benutze - fast so häufig wie das Perfekt.
So kam ich zu dem Schluss, dass auch meine Charaktere sagen dürfen: "Gestern ging ich ins Dorf um Oma zu besuchen", weil ich selber auch tue.

Viele Grüße!

Churke

Zitat von: Angelus Noctis am 11. September 2009, 12:42:20
So kam ich zu dem Schluss, dass auch meine Charaktere sagen dürfen: "Gestern ging ich ins Dorf um Oma zu besuchen", weil ich selber auch tue.

Hochgedeutscht heißt das bei uns.  ;D

Nee, es ist glaube ich so, dass das Präterium in der wörtlichen Rede im Norden verbreiteter ist als im Süden.

Immortal

Also Präteritum kennen wir in Baden-Württemberg beim sprechen gar nicht. Wir würden wenn dann sagen "Gestern bin ich zur Oma gegangen."
Beim Schreiben kann ich mein ganzes schwäbisch wunderbar unterdrücken, weswegen ich gar nicht einsehe mir einen Dialekt abzugewöhnen, denn ich finde Dialekte sind etwas schönes.
Haben aber im Buch nichts zu suchen.
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.