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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Feuertraum

Der Gedanke, ein cineastisches Kopferlebnis 1:1 aufs Papier zu bannen, ist eigentlich ein Versuch, einen Apfel mit einer Birne zu vergleichen. Die Möglichkeit dieser Medien ist einfach zu unterschiedlich. Es ist mbMn. auch nicht die Aufgabe eines Autors, einen Roman so zu schreiben, dass er ein Film ist, sondern so zu schreiben, dass im Kopf des Lesers Kino entsteht. Und da liegt ein großer Vorteil am Schreiben: Der Leser kennt Filmszenen, und durch das Beschreiben der Szene spult sich ein Film ab. Beschreibungen sind also das Erwecken von Erinnerungen.
Von daher ist es mbMn. nicht wichtig, eine Szene so zu schreiben, wie Sie sie sehen. Sondern so, dass andere ihre eigene Vortsellung davon Revue passieren lassen.

Ansonsten schließe ich mich einigen meiner Vorredner an: Jeder erste Entwurf ist perfekt - für den Altpapiercontainer!  ;D Erfreulicherweise hat man beim Schreiben den enorm großen Vorteil, dass man das Geschriebene korrigieren kann, bis es "sitzt".


Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Dämmerungshexe

A: Ich stimme Feuertraum voll und ganz zu: Film und Buchs ind einfach zwei vollkommen unterschiedliche Medien, die sich nie 1:1 übertragen lassen. Wer das außer Acht lässt stößt früher oder später auf Probleme und an seine Grenzen.

B: ich finde es zum Teil wesentlich einfacher, etwas zu schreiben, von dem ich eben kein detailliertes Bild oder einen genauen Wortlaut im Kopf habe. Weil es so einfacher ist Umzuformulieren, neue Sichtweisen zu finden, etwas zu verändern. Ist auch beim Zeichnen nicht anders: wenn ich Bilder genaz genau vor meinem inneren Auge habe wird mich das Ergebniss auf dem Papier sicher enttäuschen.
Unser Kopf ist nunmal ein unglaublich komplexes Werkzeug und in der Fantasie ist alles möglich. Wo hingegen alle Medien, mit deren Hilfe wir versuchen, die Inhalte unserer Köpfe und Träume festzuhalten, nur Hilfsmittel sind. Über die Jahrhunderte haben wir sie immer weiter verbessert und Neue dazu erfunden. Aber das ändert nichts daran, dass es Hilfsmittel bleiben und sie nie die "Brillanz" unserer Vorstellung erreichen werden.

Ich habe auch oftmals die Problematik, dass die Dinge, die ich mir vorstelle, und die ich vermitteln will, zum Teil als Worte, zum Teil als Bilder besser funktionieren. Was soll ich jetzt tun? Schreiben, Zeichnen? Selbst Comics bekommen das nicht so hin wie ich es möchte. Da müsste man tatsächlich schon jegliche Konventionen und die Grenzen sämtlicher Medien einreißen, um zu einem Punkt zu kommen, wo das halbwegs funktioniert. Und wie vermittelt man das dann seinem Publikum?
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Guddy

#527
Zitat von: Dämmerungshexe am 27. Oktober 2014, 09:04:40
A: Ich stimme Feuertraum voll und ganz zu: Film und Buchs ind einfach zwei vollkommen unterschiedliche Medien, die sich nie 1:1 übertragen lassen.
Keine Sorge, das weiß ich.  :)

Bei mir persönlich funktionieren die Szenen am besten, die ich genau im Kopf habe, da ich schlichtweg ein visueller Mensch bin. Habe ich gar kein Bild im Kopf, kann ich weder zeichnen, noch schreiben (also normalerweise. Zur Zeit ist halt alles Müll :( ). Andersherum finde ich die Romane am besten, die cineastische Bilder in meinem Kopf entstehen lassen.
Unabhängig davon, dass es zweifellos zwei unterschiedliche Medien sind ;)

Klecks

Dämmerungshexe, ich finde, das bei B hast du wirklich ganz toll ausgedrückt.  :D

@Guddy: Es ist doch nicht alles Müll!  :knuddel:  Das ist gerade eine Phase, in der es nicht so läuft, wie du es dir erhoffst. Das wird vorbeigehen, ganz bestimmt, und dann kannst du wieder richtig durchstarten.  :D

HauntingWitch

Jetzt ist es wieder einmal soweit, ich brauche etwas Aufmunterung. Ich weiss, normalerweise bin ich die, die allen sagt, dass sie sich bitte nicht solche Gedanken machen sollen, dass gut oder schlecht Geschmackssache ist und dass man auf jeden Fall weitermachen soll usw. blablabla. Ich weiss, dass ich mir das alles selbst sagen sollte, aber irgendwie klappt es nicht. Ich fühle mich total niedergeschlagen.

Gestern fing das an, ich war ja schon vorher etwas ein bisschen down, weil es mit meinem aktuellen Projekt nur tröpfchenweise vorangeht. Dann habe ich die Dummheit begangen (die zwar meine Inspiration am Leben erhält, mich aber regelmässig fertig macht), mich mit faszinierenden Menschen zu beschäftigen, die geniale Dinge (also Bücher, Musik oder Filme) erschaffen haben. Und gestern diesen Film über J.K. Rowling geguckt. Jetzt hat es mich wieder erwischt, dieses Gefühl, niemals so gut zu sein wie diese Leute. Niemals so etwas Tolles erschaffen zu können, was die Leser einfach völlig umhaut. Manchmal wünschte ich mir ich wäre mehr wie sie (nicht speziell Rowling, sie alle) - besser, verrückter, extrovertierter, origineller, als ich es bin.

Aber mein eigenes Geschreibsel kommt mir im Moment einfach nur total unzulänglich und doof vor, um nicht zu sagen dumm... Zumal es so schwerfällig vorangeht. Da frage ich mich, liegt das vielleicht daran, dass es wirklich so schlecht ist? Dass es einfach zu flach ist? Der Zwischenzeitliche Höhenflug mit meinem Liebling ist, ja richtig, verflogen und ich bin wieder da, wo ich war und habe das Gefühl, nicht vorwärts zu kommen und nichts erreichen zu können. Dass mein Job mich unglücklich macht, verstärkt das noch. Da ist der Traum, aus alledem auszubrechen, vom Schreiben zu leben, den grossen Erfolg zu haben. Aber das ist eben eher unwahrscheinlich, deshalb ist es ja auch ein Traum und nicht die Realität. Wenn ich solche Filme sehe oder solche Erfolgsstorys von diesen genialen Leuten lese, wird mir wieder bewusst, dass mich kein anderer, normaler Job wirklich glücklich machen kann (ich habe mich da umfassend informiert). Es ist nur ein Traum und manchmal fühle ich mich, als könne er nie in Erfüllung gehen. Besonders, wenn mir meine Romane gerade so flach vorkommen wie jetzt.

Also, das war jetzt ein langes Lamentio und ich möchte eigentlich nicht im Selbstmitleid versinken. Aber manchmal überkommt mich einfach dieser gewisse Frust.  ::)

Miezekatzemaus

Zitat von: Witch am 12. Januar 2015, 16:54:31
Manchmal wünschte ich mir ich wäre mehr wie sie (nicht speziell Rowling, sie alle) - besser, verrückter, extrovertierter, origineller, als ich es bin.
Ich weiß nicht, inwiefern dir der folgende Ansatz hilft, aber vielleicht bringt es ja etwas. Sie sind alle einzelne Personen und das macht sie ... nennen wir es mal besonders. Sie sind also besonders. Weil sie verrückt und extrovertiert und originell sind. Aber jede einzelne Person ist besonders. Jeder ist interessant. Weil niemand gleich ist oder sein kann. Du bist auch besonders. Du hast Eigenschaften, die dich aus der Masse hervorheben.
Vielleicht tun sie das (noch) nicht so deutlich. Aber du bist gut. Glaub an dich.
ZitatEs ist nur ein Traum und manchmal fühle ich mich, als könne er nie in Erfüllung gehen.
Er kann in Erfüllung gehen, wenn du nur fest genug daran glaubst. Wenn du gut, verrückt, extrovertiert und originell bist, dann wird er in Erfüllung gehen. Aber wenn du nicht an ihn glaubst, wird er das nicht. Glaub an dich, glaub an deinen Traum. :knuddel:

Franziska

Das hast du total schön ausgedrückt, Mieze. :)
Ich kenne das gut, wenn man sich immer mit erfolgreichen Leuten vergleicht. Aber erstens bist du noch lange nicht so alt wie die, Rowling hat auch sehr lange nichts erreicht, bis es dann geklappt hat. Lies mal ein paar wirklich schlechte Büchern, dann wirst du merken, dass du doch was kannst. Ich weiß, das ist immer leicht gesagt. Ich denke, solche Phasen hat jeder Autor mal. Ein Autor, der sich immer für genial hält, entwickelt sich ja nicht weiter. Man muss vor allem von dem das werde ich nie erreichen wegkommen, nur weil man es jetzt noch nicht erreicht hat. Sowas dauert. Seinen Stil ausbilden dauert, richtig gut schreiben lernen dauert. Und es ist manchmal wirklich sehr frustrierend. Aber ich denke, du wirst dabei bleiben. Und wenn dir deine Bücher nicht tiefgründig genug erscheinen, heißt das doch nur, dass du ein tiefgründiger Mensch bist, und dann wirst du es auch schaffen, das in deine Bücher zu packen. Am besten suchst du dir ein paar Betaleser, die dir sagen, wie toll sie deine Sachen finden. Sowas motiviert mich immer total. ;)

canis lupus niger

#532
Meiner Meinung nach ist der beste Weg, aus seinen Selbstzweifeln herauszukommen (und davon verstehe ich was, hab selber immer wieder jede Menge), weiterzuschreiben. Die Liebe zu Deiner Geschichte und zu Deinen inzwischen lebendig gewordenen Charakteren wird Dir helfen, sie möglichst gut zu schreiben, nämlich um ihnen gerecht zu werden.  :knuddel: Sogar die verd****** Selbstzweifel helfen dabei, zwingen sie Dich doch, immer weiter zu feilen, immer wieder zu hinterfragen und zu überarbeiten. Wenn die Inspiration gerade etwas abgeflacht ist, ist das doch ganz normal. Inspiration kommt doch immer in Schüben, oder? Nutze die Flaute zum Überarbeiten. Dabei kannst Du Deine Charaktere und Ideen so richtig schön zelebrieren und liebhaben.

Und wenn Du mal objektiv die Großen und ihre Werke betrachtest, dann wirst Du feststellen, dass auch sie nicht nur Vollkommenheit geschaffen haben, sondern dass auch bei ihnen mal eine Formulierung holpert, eine Wendung etwas gewollt wirkt, ein Kapitel ein bisschen schleppender ist, als nötig. Gerade die älteren und alten Weltbestseller haben nach heutigen Maßstäben sogar ganz schöne Schwächen. "Den" richtigen Stil und "das" gute Buch gibt es nicht. Nur gute Bücher, die das Glück haben, im richtigen Moment ihrer Zielgruppe zu begegnen. Und natürlich gibt es auch schlechte Bücher, aber so eins schreibst Du ja nicht.  ;)

Außerdem haben auch die Großen nicht gleich groß angefangen. Neben dem immer wieder zitierten Beispiel von J.K. Rowling, deren Potter-Reihe anfangs kein Verlag haben wollte, gibt es auch viele andere Autoren, denen nicht gleich der Erfolg auf dem Silbertablett serviert wurde. Selbst Goethe musste seine ersten Veröffentlichungen selbst finanzieren, weil das damals so üblich war. Und der Autor L. Frank Baum (den hierzulande kaum einer kennt) musste seinen "Wonderful Wizard of OZ" im Selbstverlag herausbringen, weil die Verlage ihn für einen Ladenhüter gehalten und abgelehnt haben. :o  Gerade habe ich das in einer antiquarisch erworbenen Anthologhie (Drachenwelten) gelesen.


Tinnue

ZitatMeiner Meinung nach ist der beste Weg, aus seinen Selbstzweifeln herauszukommen (und davon verstehe ich was, hab selber immer wieder jede Menge), weiterzuschreiben. Die Liebe zu Deiner Geschichte und zu Deinen inzwischen lebendig gewordenen Charakteren wird Dir helfen, sie möglichst gut zu shreiben, nämlich um ihnen gerecht zu werden.  :knuddel:

Ich kann mich Canis nur anshcließen, deren Worte mir gerade selbst sehr gut tun. Danke dafür.

Dass Beispiele wie J.K. Rowling so weit weg sind, ist nur logisch. Wir neigen dazu uns verständlicherweise solche Vorbilder zu nehmen. Wobei das "nie so gut sein wie ..." genauso ist wie das "Perfektsein", das wir gerade wieder im Quasselthread hatten. Tolle Tipps kann ich dir keine geben, das würde falsch klingen, da ich ja gerade selbst ein wenig struggle. Und ich mag in erster Linie immer ehrlich sein. Also versuche ich es mal so herum: Es ist irgendwo auch immer alles Perspektivfrage, auch wenn das natürlich nicht einfach ist, das zu lernen oder bekannte Muster zu verändern. Wenn du Vorbilder hast, dann siehst du sie natürlich als etwas, auf dass du hinarbeiten willst. Das noch eine Stufe über dir ist (oder mehrere). Ich finde Rowling ehrlich gesagt nicht besonders, ich habe HP zu lesen angefangen und weggelegt. Hat mich nicht gepackt, erst recht nicht der Schreibstil. Da sieht man aber gut daran, dass viel auch Ansichtssache ist. Leser deiner Werke werden nochmal ganz anders draufschauen wie du, und vor allem auch ohne diesen direkten Vergleich im Hinterkopf, wie du in dann heißt ("so wie ..."). Und wie Mieze auch schon sagte: Jeder ist anders und das macht doch unsere Geschichten und Figuren aus? :) Niemand kann deine Geschichten so schreiben wie du, sie sind allein für dich bestimmt.  :knuddel: Und ich mag gar keine zweite Rowling oder so (ich weiß, das war jetzt nur ein Beispiel), ich mag eine Witch lesen.


FeeamPC

Über 90% der Autoren können nicht von ihrer Schreiberei leben (oder waren es 99%? Egal ...)
Das heißt nicht, dass ihre Bücher es nicht wert sind, geschrieben und gelesen zu werden.
Das heißt nur, dass sie weniger Glück hatten als andere.
Und: Wenn Bestseller vorhersagbar wären, wären die Verlage stinkreich.

Siara

#535
@Witch: Ach Mensch, lass dich drücken. :knuddel: Gerade vorhin habe ich ein Interview mit Brandon Sanderson gesehen. Darin erzählte er, wie er zum Schreiben kam und wie er so unfassbar gut (meine Einschätzung) geworden ist. Er sagte, dass er vor seinem ersten Bestseller nicht ein oder zwei oder drei, sondern !dreizehn! Romane geschrieben hat. (Von denen keiner veröffentlicht wurde). Dreizehn, bevor er ein Gefühl für seinen Stil, seine Erzähweise, seine Geschichten gefunden hat. Dreizehn, bis er durch langes herumfeilen endlich so weit war, dass er sich selbst auch im Nachhinein noch für die eigene Arbeit begeistern konnte. Dreizehn, bis er Elantris veröffentlichte und damit einen Bestseller landete. Natürlich zweifelt man zwischendurch an sich, denn schließlich kann man nicht stolz auf etwas sein, das noch nicht erreicht wurde. Aber er sagte, anstatt so zu denken, hat er sich auf das konzentriert, was er schon damals hatte: Beendete Romane, Figuren, die er - selbst wenn sie nicht unendlich vielschichtig waren - gerne begleitete, Geschichten, die er - selbst wenn sie nicht vollkommen waren - gerne erzählte. Der Prozess des Schreibens, des Lernens. Er erwähnte sogar Rowling, und dass man nicht ihren Weg gehen muss, um ein erfolgreicher Autor zu werden. Wenn du magst, kann ich dir den Link zu dem Interview gerne mal schicken, ich fand es nach dem Film gestern (ja, mich hat's auch ein wenig erwischt) sehr aufmunternd. ;)
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Klecks

@Witch: Erst einmal möchte ich dich knuddeln.  :knuddel:  Und jetzt versuchen, dich aufzumuntern. Ich habe den Film gestern auch gesehen - und ich möchte versuchen, dir zu zeigen, dass du viel mehr Hoffnung als Niedergeschlagenheit daraus ziehen könntest. J.K. Rowling hatte eine kaputte Ehe und lange Zeit nicht einmal einen Brotjob. Sie hatte es schwer in der Zeit, zu der Harry Potter - über viele Jahre hinweg - entstanden ist. Aber sie hat es trotzdem geschafft. Es war unwahrscheinlich, fast unmöglich, und sie wusste das, aber sie hat es trotzdem geschafft. Und das ist wunderschön, das grenzte schon an ein Wunder, und so kann es auch dir jederzeit ergehen, auch wenn du nicht weißt, mit welchem Projekt und zu welchem Zeitpunkt es passiert. Aber dass es passiert, ist tatsächlich möglich. Also lebe mit der Hoffnung darauf und sage dir immer wieder, dass du es kannst, und lass dich nicht davon traurig machen. Lass es dir im Gegenteil zeigen, dass alles möglich ist. Und ansonsten möchte ich gern Fee zustimmen.  :knuddel:

canis lupus niger

#537
Zitat von: Witch am 12. Januar 2015, 16:54:31
... dieses Gefühl, niemals so gut zu sein wie diese Leute. Niemals so etwas Tolles erschaffen zu können, was die Leser einfach völlig umhaut.
Auch "diese Leute" haben nicht nur "so etwas Tolles" erschaffen, sondern auch (an ihren Meisterleistungen gemessen) weniger Großartiges. Vielleicht waren sie damit ebenso unzufrieden wie wir Lernenden mit unseren aktuellen Werken. Vielleicht haben sie der Veröffentlichung manches Manuskriptes nur deswegen zugestimmt, weil der Verlag sie dazu gedrängt hat. Der Name eines Bestseller-Autors hilft auch, ein durchschnittliches Buch erfolgreich zu verkaufen. Beispiele dafür gibt es genug. Der Autor dagegen hätte vielleicht lieber das manuskript ein paarmal überarbeitet oder Weggeworfen. Stephen King soll "Carrie", seinen (späteren) ersten Bestseller,  in den Papierkorb entsorgt haben. Seine Frau war es, die den Stapel Papier gerettet hat.

Vor jedem und für jedes Meisterwerk, das ein Weltklasse-Autor erschafft, schreibt er leicht  noch drei, fünf oder zehn weitere Romane und etliche Kurzgeschichten, die weit weniger Beachtung finden. Wenn ein erst beginnender Autor seine ersten zehn Romane geschrieben und davon zwei veröffentlicht hat, dazu ein dutzend Kurzgeschichten, von denen EINE echte Beachtung und Anerkennung gefunden hat, dann sei ihm vergönnt, ein Resümee über seine Begabung und sein bisheriges Lebenswerk zu ziehen und sich mit seinen großen Vorbildern (an diesem Punkt der Entwicklung, nicht auf deren Höhepunkt des kreativen Schaffens!) zu vergleichen. Cornelia Funke hat auch nicht gleich mit Tintenherz angefangen, sondern mit KGs und mit den netten, aber nicht weltklassemäßigen "Gespensterjägern".


Zitat von: Witch am 12. Januar 2015, 16:54:31Manchmal wünschte ich mir ich wäre mehr wie sie (nicht speziell Rowling, sie alle) - besser, verrückter, extrovertierter, origineller, als ich es bin.
Das Bessere, Verrückte, Extrovertierte, Orginelle ist oftmals nicht die Ursache, sondern die Folge erfolgreichen, künstlerischen Schaffens. Und das Werk eines tüchtigen Agenten und Medienberaters. Wer einmaL eine der ersten Lesungen von Kerstin Gier gesehen und gehört hat, der weiß, dass auch diese super-erfolgreiche Autorin als ganz normaler Mensch angefangen hat, er sich verhaspelt, aus Liebe zu seinem Buch irrsinnig lange Abschweifungen einfügt, einfach lebt. Inzwischen ist sie ein Medienprofi.
Man mag von der "Twilight"-Reihe halten, was man will, das Beste, was die Autorin je dazu geschrieben hat, war meiner Meinung nach in einem Vorwort zu einem der Bände (fragt mich nicht, welchem) die Danksagung an ihre Agentin dafür, dass durch sie aus "Steph inzwischen Stephenie Meyer wurde".  Erst kommt der Erfolg, dann kommt das extravagante, verkaufsfördernde Image. Besonders sind wir doch jetzt schon alle. Wir haben nur noch niemanden, der der Weltöffentlichkeit das klarmacht.  ;D

HauntingWitch

Zitat von: Miezekatzemaus am 12. Januar 2015, 18:39:30
Ich weiß nicht, inwiefern dir der folgende Ansatz hilft, aber vielleicht bringt es ja etwas. Sie sind alle einzelne Personen und das macht sie ... nennen wir es mal besonders. Sie sind also besonders. Weil sie verrückt und extrovertiert und originell sind. Aber jede einzelne Person ist besonders. Jeder ist interessant. Weil niemand gleich ist oder sein kann. Du bist auch besonders. Du hast Eigenschaften, die dich aus der Masse hervorheben.
Vielleicht tun sie das (noch) nicht so deutlich. Aber du bist gut. Glaub an dich.Er kann in Erfüllung gehen, wenn du nur fest genug daran glaubst. Wenn du gut, verrückt, extrovertiert und originell bist, dann wird er in Erfüllung gehen. Aber wenn du nicht an ihn glaubst, wird er das nicht. Glaub an dich, glaub an deinen Traum. :knuddel:

Ach, du bist ein Schatz. :knuddel: Es ist nicht so, dass ich pauschal denke, es ist unmöglich. Ich weiss, dass alles möglich ist und ich hoffe und arbeite darauf hin. Aber es gibt einfach diese Phasen... Ich meine, im Moment lese ich z.B. "Wächter des Morgen" von Lukianenko. Ich liebe diese Reihe, ich finde sie genial. Und ich möchte lernen daraus. Aber gleichzeitig sehe ich diese Genialität, diese Tiefe, dieses komplexe Magiesystem. Und dann fühle ich mich schlecht, weil meine Sachen nicht halb so komplex sind. Ich weiss nicht mehr, wer zu mir gesagt hat, es muss nicht immer alles super tiefgründig und super komplex sein, um gut zu sein. Aber es ist ein Anspruch, den ich an mich selbst habe. Vielleicht ein sehr hoher, ich weiss nicht, ist es nicht normal, hohe Ansprüche an sich selbst zu haben?

@Tinnue: Einfach nur  :knuddel:.

@FeeamPC und Canis: Ihr seid gut, völlig nüchtern. Das ist zwar einerseits beruhigend, aber irgendwie auch frustrierend. Und ja stimmt, auch meine Lieblingsautoren haben ihre Fehler, nur fallen die da natürlich weniger ins Gewicht. Das mit dem "Zauberer von Oz" habe ich gar nicht gewusst, das mag ich ja fast nicht glauben.  :o

Zitat von: Siara am 12. Januar 2015, 22:00:34
@Witch: Ach Mensch, lass dich drücken. :knuddel: Gerade vorhin habe ich ein Interview mit Brandon Sanderson gesehen. Darin erzählte er, wie er zum Schreiben kam und wie er so unfassbar gut (meine Einschätzung) geworden ist. Er sagte, dass er vor seinem ersten Bestseller nicht ein oder zwei oder drei, sondern !dreizehn! Romane geschrieben hat. (Von denen keiner veröffentlicht wurde). Dreizehn, bevor er ein Gefühl für seinen Stil, seine Erzähweise, seine Geschichten gefunden hat. Dreizehn, bis er durch langes herumfeilen endlich so weit war, dass er sich selbst auch im Nachhinein noch für die eigene Arbeit begeistern konnte. Dreizehn, bis er Elantris veröffentlichte und damit einen Bestseller landete.

Diese Geschichte heitert mich ein wenig auf. Wenn ich das im Verhältnis zu mir anschaue, kann ich wohl wirklich von Glück reden... Ja, schick mir doch den Link, das würde mich auch interessieren.

@Klecks: Ja, das stimmt schon. Normalerweise baut mich so etwas auch eher auf und ich sollte mich darauf konzentrieren. Ich glaube, es hat mich einfach in einer total blöden Phase erwischt.

@all: Mich auf das konzentrieren, was ich habe, ist eine gute Idee. Nur fällt es mir gerade schwer, weil ich da innert Sekunden wieder frustriert werde. Ich schaue dann das Dokument an und denke nach ein paar Zeilen: Ach, die Prota ist viel zu flach, der Plot ist zu banal, es gibt zu wenig Action... Natürlich liebe ich diese Figuren und auch diese eine Geschichte, die so schwerfällig läuft. Aber diese Liebe zu bewahren über den Frust hinweg, puh. Ich konnte es einmal, ich habe es schon einmal getan, aber im Moment weiss ich nicht mehr, wie. Naja, ich finde es schon wieder.  :omn:

Tinnue

Zitat. Ich meine, im Moment lese ich z.B. "Wächter des Morgen" von Lukianenko. Ich liebe diese Reihe, ich finde sie genial. Und ich möchte lernen daraus. Aber gleichzeitig sehe ich diese Genialität, diese Tiefe, dieses komplexe Magiesystem. Und dann fühle ich mich schlecht, weil meine Sachen nicht halb so komplex sind. Ich weiss nicht mehr, wer zu mir gesagt hat, es muss nicht immer alles super tiefgründig und super komplex sein, um gut zu sein. Aber es ist ein Anspruch, den ich an mich selbst habe. Vielleicht ein sehr hoher, ich weiss nicht, ist es nicht normal, hohe Ansprüche an sich selbst zu haben?

Ich verstehe ganz genau, was du meinst. Ich kenne sie und habe ähnliche Kandidaten. Ich liebe Komplexes, nicht unbedingt viele Intrigen, aber gerade habe ich auch das Gefühl, dass ich selbst mit den wenigen Verwirrungen, die ich einbauen will, überfordert bin. Ich kriege kein Netz hin, ohne mich selbst darin zu verwirren.
Wir sind aber auch echt zwei.  ;D Scheinbar gibt es immer wieder Phasen, wo jemand von außen sagen muss "Nein, du denkst wieder soundso" und "Hab Geduld, du kannst". Wenn du so jemanden brauchst, du weißt, du kannst mich immer anpinnen. Ich helfe dir gern oder hör mir Story oder Szene an, und dann finden wir raus, ob du dich selbst klein machst oder nicht.  :knuddel: