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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Erdbeere

@yvilis: Das hab ich ständig. Es ist wie bei einem guten Buch, das man gerade liest: Man möchte einfach nicht, dass es zu Ende geht. Ich nenne es "End of Book Blues" und ja, es ist ein mieses Gefühl. Ich überwinde diese Blockade meist damit, dass ich ein sehr episches und vor allem verdammt cooles Finale schreibe. Das flutscht dann nur so und oh, plötzlich ist das Buch fertig. :snicker:

Wenn du Plot hast und kurz vor dem Ende stehst - und dir eigentlich nichts im Wege liegt, das Buch auch zu beenden - dann schreib es auch zu Ende. Auch wenn es nur ein Satz am Tag ist. Jeder Satz bringt dich dem Ende näher, jeder Satz drängt den End of Book Blues ein wenig zurück. Und wenn du dann am Ende wirklich Ende schreiben kannst, ist die Euphorie darüber sowieso viel besser. :wolke:

Waldkatze

Zitat von: Erdbeere am 30. August 2014, 21:28:27
Und wenn du dann am Ende wirklich Ende schreiben kannst, ist die Euphorie darüber sowieso viel besser. :wolke:

Stimmt!  ;D
Das wiegt alles auf! Du wirst schon sehen - auch du wirst mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht das kleine Wörtchen "Ende" verliebt anstrahlen   ::)

Sanjani

Zitat von: Waldkatze am 31. August 2014, 16:51:39
Du wirst schon sehen - auch du wirst mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht das kleine Wörtchen "Ende" verliebt anstrahlen   ::)

Nun muss ich mich aber doch etwas wundern. Mir geht es nie so. Klar, ich finde es nett, wenn was fertig ist, aber das läutet bei mir eher eine leichte depressive Verstimmung ein. Ich hasse Abschied nehmen. Interessanterweise führte das bisher aber auch glücklicherweise nie dazu, dass ich etwas nicht fertig schreiben konnte. :) Und vielleicht bin ich deshalb dazu übergegangen, Mehrbänder zu schreiben. So muss ich mich nicht von meinen Lieblingscharas trennen :) Euphorie gibt's bei mir immer nur während des Schreibprozesses selbst. Aber kaum ist das Ende da - gähnende Leere. Geht es außer mir niemandem so?
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

yvilis

#513
Ja, vielleicht muss ich mich einfach noch mehr dazu zwingen. Alles andere bringt ja auch nichts.

Ich danke euch für die aufmunternden Worte  :D

Zitat von: Miezekatzemaus am 30. August 2014, 19:18:41
... könnte es daran liegen, dass ihr euch nicht von dem Roman trennen wollt.
In diesem Fall würde ich ihn liegen lassen, damit ihr etwas Abstand gewinnt. Auch, wenn er dann später beendet wird - er wird dann zumindest beendet werden. :)
Daran hatte ich auch schon gedacht, aber die Abenteuer gehen ja weiter. Das ist es ja eben. Es wird vorerst keinen Abschied von meinen "Figuren" geben. Die ersten Seiten vom zweiten Teil und das Ende vom letzten Buch sind schon geschrieben und ich bastele auch weiter daran herum. Ich überarbeite auch alles immer wieder ... nur das Finale vom ersten Teil schiebe ich vor mir her. Eigentlich total bekloppt, oder? :brüll:


Zitat von: Erdbeere am 30. August 2014, 21:28:27
@yvilis: Das hab ich ständig. Es ist wie bei einem guten Buch, das man gerade liest: Man möchte einfach nicht, dass es zu Ende geht. Ich nenne es "End of Book Blues" und ja, es ist ein mieses Gefühl. Ich überwinde diese Blockade meist damit, dass ich ein sehr episches und vor allem verdammt cooles Finale schreibe. Das flutscht dann nur so und oh, plötzlich ist das Buch fertig. :snicker:

Wenn du Plot hast und kurz vor dem Ende stehst - und dir eigentlich nichts im Wege liegt, das Buch auch zu beenden - dann schreib es auch zu Ende. Auch wenn es nur ein Satz am Tag ist. Jeder Satz bringt dich dem Ende näher, jeder Satz drängt den End of Book Blues ein wenig zurück. Und wenn du dann am Ende wirklich Ende schreiben kannst, ist die Euphorie darüber sowieso viel besser. :wolke:
Gott sei Dank bin ich nicht die Einzige mit so einem Problem. "End of Book Blues" ist gut  ;)
Das mit dem "von einem Satz zum nächsten" probier ich mal aus. Vielleicht geht es mir damit besser  :)


Zitat von: Waldkatze am 31. August 2014, 16:51:39
Stimmt!  ;D
Das wiegt alles auf! Du wirst schon sehen - auch du wirst mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht das kleine Wörtchen "Ende" verliebt anstrahlen   ::)
Ich nehme dich beim Wort und schieße ein Selfie von meinem dämlichen Grinsen, während ich das Wörtchen ENDE in die Tasten "schlage". Irgendwann einmal  ;D


Waldkatze

Zitat von: yvilis am 02. September 2014, 14:59:59
Ich nehme dich beim Wort und schieße ein Selfie von meinem dämlichen Grinsen, während ich das Wörtchen ENDE in die Tasten "schlage".

Mach das! Und vergiss bitte nicht, es hier zu posten  ;D

Guddy

#515
Ist gerade Hochstimmung oder was? Der Thread ist ja vollkommen verstaubt! ;D (was ich gut finde, btw.!)

Jedenfalls.. kann ja sein, dass ich einfach down bin, weil ich dumm und mit einer Erkältung zu Hause rumsitze... aber es nervt mich so sehr, dass ich einfach nicht gut genug bin. Es nervt mich, dass meine Stories nicht interessant sind, dass ich zwar cineastische Szenen im Kopf habe und die wirklich, wirklich atmosphärisch aussehen.. aber sobald ich sie aufs Papier bringe, wird es zu einem wurmzerfressenen Haufen §$%&&§.
Und selbst wenn es atmosphärisch wäre, wer würde es lesen, wen interessieren schon charakterbezogene Geschichten, wenn man den Charakter gar nicht kennt? Wenn die "Werbetexte" zu den Projekten schon so langweilig klingen, dass ich mich ernsthaft frage, ob ich irgendwo in die Werbelehre gehen soll.
Es nervt, nervt, nervt mich! Ich bin frustriert, so verdammt frustriert!

So. Sorry. Ausgekotzt. Jetzt kann ich mich an die Verbesserungen machen!

Valkyrie Tina

Och Guddy  :knuddel:
Für mich hört sich das so an, als hättest du ein fieses Herbsttief. Ehrlich, was du erzählst, habe ich die letzten Tage am laufenden Band gehört. Zumindest in Stockholm scheint es keinen zu geben, der sich nicht derzeit völlig inkompetent, unzufrieden mit dem Leben, den Hobbys, den Schreibprojekten etc. fühlt. Und wenn dann noch die Erkältung dazu kommt....  :40°C:

Aber du weißt doch, dass das alles gar nicht stimmt.

Zitat von: Guddy am 24. Oktober 2014, 23:45:31
aber es nervt mich so sehr, dass ich einfach nicht gut genug bin. Es nervt mich, dass meine Stories nicht interessant sind, dass ich zwar cineastische Szenen im Kopf habe und die wirklich, wirklich atmosphärisch aussehen.. aber sobald ich sie aufs Papier bringe, wird es zu einem wurmzerfressenen Haufen §$%&&§.

1. der erste Entwurf von allem ist Mist.
2. so geht es uns allen. Ich hab heut noch einer Freundin gesagt: ich wünschte, die Betas würden das sehen, was ich schreiben wollte, und nicht was da geschrieben steht. Und ich wette, du hast auch Szenen und Texte, die so gut sind, dass du kaum glauben kannst, dass du die geschrieben hast.

Zitat von: Guddy am 24. Oktober 2014, 23:45:31
Und selbst wenn es atmosphärisch wäre, wer würde es lesen, wen interessieren schon charakterbezogene Geschichten, wenn man den Charakter gar nicht kennt? Wenn die "Werbetexte" zu den Projekten schon so langweilig klingen, dass ich mich ernsthaft frage, ob ich irgendwo in die Werbelehre gehen soll.

Von welchem Projekt redest du? Dein Nano-projekt hört sich jedenfalls total spannend an. Und charakterbezogene Geschichten sind die Besten. Besser auf jeden Fall als der hundertste Aufguss von "die Welt retten"

Also noch mal zusammengefasst: du bist nicht unfähig, oder dumm, oder was auch immer. Du bist erkältet, und hast die Schnauze voll und langen dunklen Fünfuhrtee der Seele (Kein Wunder...Herbst in Berlin...*schauder*). Sei lieb zu dir! Wir sind es auf jeden Fall  :knuddel: (wo ist das verd. Gruppenknuddelzeichen) und dein Projekt wird super!  :jau:

Linda

Zitat von: Guddy am 24. Oktober 2014, 23:45:31
Es nervt mich, dass meine Stories nicht interessant sind, dass ich zwar cineastische Szenen im Kopf habe und die wirklich, wirklich atmosphärisch aussehen.. aber sobald ich sie aufs Papier bringe, wird es zu einem wurmzerfressenen Haufen

ich habe mich davon verabschiedet, dass alles 100% so wird, wie es in meinem Kopf ist. Ich arbeite aber auch eher umgegekehrt, häufe also Stein auf Stein und baue alles beim Schreiben, anstatt aus dem Vollen einer Vision zu schöpfen. Innere Bilder oder gar Filme habe ich fast nie, sondern hauptsächlich Ideen und verknüpfte Emotionen, die mich leiten.
   Und weißt du was, irgendwie ist es auch schön, dass man diese Variante ganz für sich privat hat.  :wolke:
Wichtig ist aber, dass mir meine 'perfekte' innere Vorstellung dabei hilft, etwas aufs Papier zu bringen, das (hoffentlich) auch anderen gefällt.  Jeder Leser aber sieht den Text ohnehin durch seine eigene Brille und wird ihn etwas anders und persönlich interpretieren.  Daran kann man sowieso nichts ändern.


Pestillenzia

Zitat von: Guddy am 24. Oktober 2014, 23:45:31
wen interessieren schon charakterbezogene Geschichten, wenn man den Charakter gar nicht kennt?

Es sind genau die charakterbezogenen Geschichten, die interessieren. Das sage nicht nur ich als Leserin (und mein Mann sagt das auch), sondern auch Literaturagenten und Lektoren. Ich hatte erst gestern so ein Gespräch, indem es genau um dieses Thema ging. Beispiel Kriminalroman: der Fall, den der/die Kommissar/in (oder wer auch immer) zu lösen hat, ist meistens nur schmückendes Beiwerk (sofern die Tat keinen persönlichen Bezug zu der Figur hat). Was wirklich interessiert und den Leser bei der Stange hält, ist die Figur und die Probleme, mit denen sie zu kämpfen hat.

Der Leser kennt die Figur nicht? Macht nichts, du hast ein ganzes Buch Zeit, sie vorzustellen und den Leser mit ihr leiden zu lassen ...  ;)

Ich bin beim Schreiben auch Perfektionist. Ich bastle manchmal unendlich lang an manchen Sätzen herum, weil sie einfach nicht das aussagen, was ich im Kopf vor mir sehe. Dann vergehen schon mal zwei Stunden, in denen ich nicht mal eine Seite zustande bringe. Und was ist am nächsten Tag? Da schmeiße ich genau die Szenen weg, an denen ich ewig gebastelt habe. Weil sie total gekünstelt wirken.
Ich schaffe es zwar nicht immer, aber doch in und wieder, den Perfektionisten auszuschalten und einfach zu schreiben. Ich verabschiede mich dann (okay, zumindest teilweise) von dem Zwang, alles genau so niederschreiben zu müssen, wie ich es mir vorstelle, weil ich dann immer viel zu viel in die Szenen hineinpacke und alles fürchterlich überladen und künstlich wirkt.

Ich glaube, diese Angst oder dieses Gefühl, nicht gut genug zu sein, kennt so ziemlich jeder, der schreibt. Ich denke mir das auch ständig. "So gut wie XY werde ich nie." Kann ich auch gar nicht. Weil ich anders bin. Weil ich anders schreibe, aber deshalb nicht unbedingt schlechter. Vielleicht anders gut?

Der innere Lektor, der immer auf der Schulter sitzt und meckert, noch bevor ein Satz zu Ende geschrieben ist, ist ein ziemliches ***** (hier beliebiges Schimpfwort einsetzen). Los wird man ihn vermutlich nie ganz, aber man kann ihn zumindest zeitweise mundtot machen, indem man sich - wie Linda schon geschrieben hat - davon verabschiedet, dass alles 100% so wird wie im Kopf. Und eigentlich ist das auch gut so, denn so hat die Fantasie des Lesers genug Raum.

Guddy

Danke  :knuddel:
Eure worte haben mich wirklich beruhigt :)

Pandorah

Zitat von: Guddy am 24. Oktober 2014, 23:45:31
Es nervt mich, dass meine Stories nicht interessant sind, dass ich zwar cineastische Szenen im Kopf habe und die wirklich, wirklich atmosphärisch aussehen.. aber sobald ich sie aufs Papier bringe, wird es zu einem wurmzerfressenen Haufen §$%&&§.
Weißt du, was mir unheimlich über diesen Haufen wurmzerfressener §$%&&§ hinweg geholfen hat? Der Begriff "shitty first draft" und das Wissen, dass es ganz, ganz vielen anderen Autoren auch nicht anders geht. Mein erstes Runterschreiben liest sich meist nämlich exakt so. Aber das ist okay! Das ist vollkommen in Ordnung, denn dann hat man zumindest einen  Haufen §$%&&§, mit dem man arbeiten kann. Manchmal braucht es nur ein kleines Wort, um aus dem §$%&&§ einen ordentlich leserlichen Satz zu machen, manchmal nur eine winzige Umstellung. Ja, manchmal muss man auch eine Szene rauswerfen und neu schreiben. Aber andererseits gibt es dann auch wieder die Szenen, die man fast gar nicht ändern muss, weil sie so toll sind.

Zitat von: Guddy am 24. Oktober 2014, 23:45:31
Und selbst wenn es atmosphärisch wäre, wer würde es lesen, wen interessieren schon charakterbezogene Geschichten, wenn man den Charakter gar nicht kennt?
*meld* Mich! Ich lese tausendmal lieber charakterbezogene Geschichten, in denen wenig passiert, in denen aber die Figuren toll sind, als handlungsbezogene Geschichten mit einer genialen Grundidee, wo man aber Pappfiguren verfolgt. Und irgendwer *suchsuch* ah, Pestilenzia sagte, dass du ein ganzes Buch hast, sie vorzustellen. Jepp! Ist wie im richtigen Leben. Am Anfang hast du nur den ersten Eindruck, und erst mit der Zeit lernt man die Figur/die Person wirklich kennen.

Klecks

Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht, Guddy. Und bei den charakterbezogenen Geschichten geht es mir wie Pandorah, mir sind die Charaktere tausendmal wichtiger als der Plot. Wenn die Charaktere faszinierend sind, "schaue" ich ihnen auch gern dabei zu, wie sie einen leckeren, cremigen Milchkaffe schlürfen.  ;D

Guddy

Zitat von: Pandorah am 25. Oktober 2014, 12:54:40Ja, manchmal muss man auch eine Szene rauswerfen und neu schreiben. Aber andererseits gibt es dann auch wieder die Szenen, die man fast gar nicht ändern muss, weil sie so toll sind.

Ich glaube, ich bin da auch noch zu sehr Newbie. Ich hatte auch überlegt, mir Schreibratgeber zu kaufen oder zumindest zu lesen, doch geht das völlig an meinem Sinn für Spaß vorbei. Vermutlich gibt's bei mir einfach nur eine erhebliche Diskrepanz zwischen "Es ist nur ein Hobby!" und meinem Anspruch an mich selbst. Heroine und den Leuten, die mir ihre Projekte schicken, sage ich immer, dass ich wirklich streng bin und das bin ich bei mir selber auch. Naja ok, bei meinen eigenen Texten bin ich noch strenger ;) Es gab auch bisher nur einen Absatz, de ich richtig toll fand.

Jedenfalls beruhigen eure Erfahrungen wirklich sehr und ich denke, dass ich nun erstmal Anspruch und Erwartungen ans Hoby einander annähren werde, sonst wird das ja nichts mehr hier! ;D

Pandorah

Zitat von: Guddy am 25. Oktober 2014, 22:19:11
Ich hatte auch überlegt, mir Schreibratgeber zu kaufen oder zumindest zu lesen, doch geht das völlig an meinem Sinn für Spaß vorbei.
Ganz ehrlich? Teilweise macht mir das Spaß, die zu lesen. :vibes: Mir sind da schon das eine oder andere Mal kleine und große Lichtlein aufgegangen. Von "Oh! Deswegen hat das nie funktioniert, wie ich das wollte!" über "Ah, das mache ich ja eh schon, wie schön." bis hin zu "Nö, da bin ich anderer Meinung." Versuch's doch einfach mal. Bibi, ausleihen, schauen. Kann auch unglaublich motivierend sein, über das Schreiben zu lesen.

Guddy

Hm ja, du hast wahrscheinlich Recht. Ich muss jedoch für die Uni schon unglaublich vel lesen und habe deswegen seit etwa einem Jahr nur einen einzigen Roman gelesen. Komme einfach nicht zu mehr. Aber ich suche hier im Forum mal nach empfehlenswerten Schreibratgebern und gucke mir zumindest einen mal an :) Schaden kann es ja nicht.