Es ist schon drei Jahre her, seit ich hier das letzte Mal was geschrieben habe? Verrückt. In der Zeit habe ich aber einiges dazugelernt und kann mich jetzt glaube ich auch etwas kompetenter zu Dark Fantasy äußern, als damals. Ich schreibe selbst übrigens immer noch Dark Fantasy.

Was wichtig ist, ist glaube ich, zu wissen, dass nicht jede Geschichte, in der Vampire, Dämonen und Zombies vorkommen, gleich Dark Fantasy ist. Vieles, was auf dem Markt ist, ist eher Urban Fantasy und Sachen wie Twilight sind dazu noch Romantasy. Also ein Vampir oder Zombie ist kein Merkmal von Dark Fantasy, obwohl sie dort natürlich auch vorkommen können.
Das wichtigste ist glaube ich tatsächlich, das Verschwimmen von Gut und Böse. Während man in der Urban Fantasy ja oft die gute, reine Heldin hat, die mit ihrem Vampirliebhaber gegen eine böse Macht ankämpft, hat man in der Dark Fantasy eher eine "kaputte" Heldin. Sie kümmert sich nicht unbedingt darum, die Welt oder die anderen zu retten und denkt eher an sich, zum Beispiel. Es gibt Gut und es gibt Böse, aber in der Dark Fantasy ist es wohl sehr schwer, genau zu sagen, wer wer ist, weil es da stark darauf ankommt, aus welcher Perspektive erzählt wird und wie etwas dargestellt wird. Wie Robin schon sagte, alles ist eher Grau als Schwarz und Weiß und Bösewichte müssen nicht immer grundböse sein, haben vielleicht ein nachvollziehbares Motiv, während die "Helden" keine heldenhaften Lichtgestalten sind, sondern einfach Leute, meist mit großen Problemen, die in die Sache reingezogen werden und selbst nichts verlieren wollen. Sie sind oft eher unmoralisch und eben echte Anti-Helden, also keine Vorbilder.
An sich hat man in der Dark Fantasy aber eher einen düsteren Unterton mitschwingen und ein eher hoffnungsloses Bild, wobei man wirklich aufpassen muss, dass man sich nicht einfach einen melancholischen Helden schreibt, der alles viel schlimmer wahrnimmt, als es ist. Horrorelemente sind auch vorhanden, wobei die Abgrenzung zum Horror wohl darin besteht, dass man einen Plot hat, der eher in die Fantasy gehört: Also übernatürliche Wesen, etwas muss gerettet werden (muss ja nicht gleich die Welt sein), der Held muss über sich hinauswachsen (dabei aber nicht unbedingt einsehen, dass er ein unmoralischer Miesepeter ist

) und das Problem lösen (oder auch nicht, wenn man keine Happy Ends mag). Im Horror geht es ja oft eher um das Morden und die Opfer, es geht sehr blutig zu und sehr, sehr gruselig. Dark Fantasy muss nicht unbedingt blutig und gruselig sein, kann aber natürlich auch. Die Grenzen verschwimmen da stark, genauso wie die Grenzen zur subtil unheimlichen Gothic Fiction.
Dark Fantasy kann zudem in unserer Welt spielen oder aber auch in einer High-Fantasy-Welt. Der Unterschied zur normalen High-Fantasy ist glaube ich durch die Heldenfrage bereits geklärt.
Das Wichtigste ist glaube ich, dass der Leser immer ein wenig dieses beklemmende Gefühl hat und genau ahnt, dass da etwas nicht ganz mit rechten Dingen zu geht, dass etwas falsch läuft. In der Urban und High Fantasy hat man als Leser meist den guten, moralischen, richtig handelnden Helden als Ankerpunkt, auf den man sich verlassen kann und der ein Lichtblick ist, wenn etwas Schlimmes passiert, und der genau weiß, dass er alle retten will und, wenn er dabei sein Leben aufs Spiel setzen muss. Bei Urban und High Fantasy fühlt sich der Leser oft "sicher", weil er ja diesem Helden folgen kann. Bei der Dark Fantasy ist das oft nicht gegeben. Das heißt nicht, dass der Held nicht trotz seiner Macken sympathisch sein kann, aber ist eben niemand auf den man vertrauen möchte und dem man zutraut, dass er die Welt rettet. Durch die düstere Grundstimmung und eben diesen Anti-Helden wirkt Dark Fantasy oft unheimlich und beklemmend, auch, wenn es am Ende gut ausgeht.
So, das wären dann meine 2 Pence. Ich hoffe, ich habe da nicht totalen Unsinn erzählt und es hilft weiter.
