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Der Prota/Antagonisten-Laberfasel-Thread

Begonnen von Ary, 08. August 2008, 23:30:14

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Scrivatore

#1695
Als Joyce sie nach dem Frühstück fragt, blickt Emuya zum Brett vor der jungen Frau. Sie hat kaum etwas anderes gehabt. "Ich weiß, was du meinst. Und keine Sorge, du hättest zu viel gesagt. Die Welt ist voll von Menschen und Wesen, die etwas verbergen. Eine Vergangenheit oder einen Teil ihrer Persönlichkeit. Für meinen Teil ist das die Vergangenheit. Nur dass ich sie nicht kenne."
Mit einem schnellen Blick sieht sie zu Jeróme am Tisch. Sie hat genug gesagt. Seine Absicht ist ihr unklar, doch sie hat nicht vor, sich zu verraten. Weder indem sie alles erzählt, noch dass sie ihm zeigt, dass die Musik zwar Wirkung auf sie hat, sich aber zusammenreissen kann. Also öffnet sie sich ein bisschen, erzählt nur einen Teil.

foxgirl

Dankbar lächelt Joyce sie an. "Ich wünschte mir manchmal, ich könnte beides besser verbergen." erwidert sie kurz. Jerómé, so hatte Emuya ihn genannt, lässt seine gepfiffene Melodie langsam ausklingen. Joyce ist nicht entgangen, dass er sie Beide beobachtet. Es gefällt ihr gar nicht. Verfolgte er ein Ziel damit? Wenn schon, dann hatte sie ihn lieber direkt vor der Nase, außerdem kam es ihr doch ein wenig seltsam vor, wie sie drei da an zwei verschiedenen Tischen saßen.
Sie überlegte kurz, sie spürte, dass auch Emuya dem Mann gegenüber eher skeptisch schien, dennoch erschien ihr diese Idee die Beste. Als er mit der Melodie geendet hatte, lächelte sie ihm auffordernd zu. "Mister" fragte sie und bemerkte, wie ihr breiter londoner Akzent herauskam. "Möchten sie sich nicht zu uns gesellen, nun da sie Ihr Frühstück beendet haben? Eine außergewöhnliche Melodie kennen sie da, wo lernt man solche Lieder?" Sie hatte die Stimme kaum erhoben, doch das war in dem stillen Wirtshaus auch nicht nötig. Einladend wies sie auf den freien Platz neben ihr hin. Das versprach interessant zu werden.

Acrosen

#1697
Jéromé hat dem Gespräch der beiden aufmerksam gelauscht, als sich Joyce ihm plötzlich direkt zuwendet. Ihr Tonfall ist herausfordernd, in ihren Augen brennt ein unterdrücktes Feuer. Emuya hat ihn ebenfalls bereits mehr als einmal misstrauisch beäugt. Vermutlich bemerken sie einen Teil der Wirkung, den das Lied auf sie hat. Oder sie denken zumindest, dass sie etwas bemerkten. Er hat gerade erst mit dem Lied geendet, als er so rüde in seinem Frühstück unterbrochen wird. Er legt den Kopf schief, und ein flüchtiges Lächeln huscht über sein Gesicht, bevor er es unterdrücken kann. "Ein durchaus reizvolles Angebot." sagt er bedächtig "Und einer solch bezaubernden Dame wie euch kann ich es eigentlich schon aus Gründen der Höflichkeit nicht abschlagen." Seine Worte sind warm, doch seine Stimme lässt die Luft zu Eis erstarren. Der Wirt bemerkt die Änderung der Stimmung und legt unwillkürlich die Stirn in ängstliche Sorgenfalten.

Jéromé steht langsam auf, nachdem er seinen Becher in einem Zug geleert hat. Er wirft klirrend eine schimmernde Münze hinein, und schlendert dann langsam zu den beiden Frauen herüber. Dabei lässt er das Langschwert, welches er bereits am vorherigen Abend einmal zum Einsatz gebracht hatte, mehrmals unter seinem Umhang hervorblitzen. Er ragt groß auf, und das Feuer im Kamin flackert unruhig.

Als er am Tisch der beiden Frauen angekommen ist, lässt er sich geschmeidig nieder, und die düstere Atmosphäre verflüchtigt sich etwas. "Also" setzt er an. Seine Stimme ist schmeichelnd, und in sie flechtet sich eine Melodie ein, die kraftvoller und zwingender als das eben gesummte Lied ist "solche Lieder lernt man an keinem Ort, man lernt sie in einer Zeit, die ihren Abend schon lang verlebt hat." Dann wendet er sich Emuya zu. Sein Lächeln ist wie eingefroren, auch wenn seine Stimme weiterhin melodisch schmeichelnd und süß die Worte verkleidet. "Warum verratet ihr mir nicht, warum ihr versucht, in fremden Gedanken zu graben...?"

Scrivatore

#1698
Emuya zuckt kaum merklich zusammen, als Joyce den Mann zu sich rief. Dass sie überhaupt zuckt, zeigt, dass die Musik doch eine gewisse, tiefere Wirkung auf sie hatte und sie noch immer anhält. Aus irgendeinem Grund passt es ihr nicht, dass er sich zu ihnen setzen soll.
Der Mann antwortet und die Miene des Wirtes verändert sich. Ist ihr etwas entgangen? Vielleicht eine unschöne Außeinandersetzung am Tag zuvor, nach dem Jeróme diesen Ton angeschlagen hatte?
Hinter ihr klimpert eine Münze, dann nimmt sie Schritte wahr, bis er sich zwischen sie setzt. Ist Joyce für ihn zur Seite gerückt?

Als Jeróme sie auf den Versuch in seinen Geist einzudringen anspricht, bleibt sie gelassen und reagiert nicht. In seinen Geist eindringen? Das war nicht ihre Absicht gewesen und sie ist dazu auch nicht in der Lage, es sei denn sie hat Hautkontakt. Entweder er hatte er wahrgenommen, wie seine Aura beobachtet wurde. Oder er weiß was vorging, als sie den Wirt am Arm hielt. Wenn er auch nur eine der beiden Möglichkeit anspricht, dann muss er weit fähiger sein, als sie es ist.
Sie wendet sich ihm zu und erwidert sein Lächeln ebenso kalt: "Ich weiß nicht, was ihr meint."

Acrosen

#1699
Jeróme verzieht keine Miene und schaut Emuya weiterhin durchdringend an. Sein kaltes Lächeln wird etwas breiter, es ist bösartig und die Zähne blitzen wie weißer Knochen zwischen blutroten Lippen hervor. Die Frau bleibt zwar äußerlich ruhig, doch ihre Unsicherheit ist fast schon mit Händen zu greifen. Joyce beachtet er in diesem Moment nicht, da sie noch nicht auf seine Antwort reagiert hat.

Er beschließt, Emuya einen Warnschuss zu verpassen, ohne dabei Schaden anzurichten. Er formt in Gedanken einen glühenden Speer mit sängender Spitze und feuert ihn geradewegs in Emuyas Richtung. Er reicht nicht aus, um die Mauern eines gewöhnlichen Geistes zu durchbrechen, doch schmerzt er stark und sollte der Frau klar aufzeigen, dass sie sich aus anderer Leute Köpfe heraushalten soll, solange sie in seiner Nähe ist.

Er lächelt währenddessen wieder, um nach außen den Schein zu wahren, und erwidert genüsslich langsam: "Oh, ich glaube, ihr wisst sehr wohl, wovon ich spreche."

foxgirl

Joyce blickt unruhig von dem einen zum anderen. Die Stimmung ist angespannt, nein, eisig trifft es deutlich besser. Mittlerweile hegt sie Zweifel daran, ob es eine solch gute Idee war, Jéromé zu sich zu bitten, andererseits jedoch hatte sie die Art wie er Emuya und sie beobachtet hatte weit mehr beunruhigt, als der unterschwellige Schlagaustausch. Sie beschließt einen Versuch zu wagen, von dem heiklen Thema abzulenken. Warm lächelnd hakt sie nach. "Eine längst vergangene Zeit, Jéromé, wenn ich euch so nennen darf? Wollt ihr damit sagen, dass ihr Zeuge dieser Zeit wart? Wenn ich meinen Sinnen vertrauen darf, spüre ich eine gewisse Magie in ihnen, diesen fremden Melodien, aber ich kann mich irren, denn was ist heutzutage schon, wie es auf den ersten Blick scheint? Aber bitte, wenn ihr erlaubt, gebe ich gerne eine Runde aus. Bitte bestellt beide, was ihr möchtet."
Sie ruft den Wirt hinzu. Seine Angst ist auf Meter zu riechen. Sie spürt wie ungerne er sich ihnen nähert, doch welche Wahl hat er? Sie kann es ihm bis zu einem gewissen Punkt nachfühlen. Auch sie kann nicht leugnen, dass die Situation jeden Augenblick zu kippen droht. Sie macht sich keine Sorgen um sich selbst, denn dass sie sich zu verteidigen weiß, hat sie mehrfach bewiesen. Das Wirtshaus jedoch würde dabei vermutlich weniger glimpflich davon kommen. Jedoch, noch ist das Gespräch zivilisiert, warum sollte es nicht so bleiben?

Scrivatore

Emuya ist Dankbar für Joyces Einmischung. Normal hätte sie so etwas geärgert und sie würde dem Störfaktur etwas sagen, doch in diesem Fall hat es sie aus einer Situation befreit, aus der sie glaubte, so leicht nicht zu entkommen. Zumindest nicht auf weiße, die sie bevorzugt.
Dankbar sieht sie zu Joyce hinüber. Ihr ist klar, dass der jungen Frau bewusst ist, dass die Dankbarkeit nicht ihrer Einladung gilt.
"Vielen Dank. Wie wäre es mit einem Krug Met?"
Ihre Nervosität war verschwunden und sie hatte sich wieder im Griff. Bloß nicht auffallen, sagt sie immer. Beobachten ist erlaubt, Handeln will überlegt sein. Sie hat sich geirrt. Ihre Neugier ist aufgefallen.

Acrosen

Jeróme blickt ruhig zwischen den beiden Frauen hin und her. Emuya hat auf seinen kleinen Angriff keine erkennbare Reaktion gezeigt, sie muss sich gut im Griff haben. Nicht, dass es an dem vorherrschenden Kräfteverhältnis etwas ändern würde, aber er kann nicht anders, als einen gewissen Respekt zu verspüren.

Joyce versucht offenbar, das Gespräch am Laufen zu halten, indem sie es in sanfteres Fahrwasser lenkt und gleichzeitig den Wirt herbeizitiert. Der Mann wirkt alles andere als erfreut. Jeróme kann es ihm nicht vergessen, schließlich ist es keine fünf Minuten her, dass jemand in seinem geist herumgeschnüffelt hat. Er schnippt dem Wirt eine weitere Münze zu und schnurrt dabei: "Das selbe wie gestern Abend, als ich mit dem jungen Herren am Kamin saß." Der Wirt nickt eilig und verschwindet.

Jeróme wendet sich wieder Joyce zu. Sie glaubt, gute Fragen zu stellen. Doch bei ihm beißt sie auf Granit. Niemals würde er jemandem seine geheimnisse Preis geben, der sie nicht schon selber kannte. "Was ich sagen will" beginnt er schneidend "ist, dass alle Zeugen dieser Zeit noch Äonen vor eurer Geburt zu Staub zerfallen sind." Er runzelt kurz die Stirn, und halb bereut er, was er nun sagt, doch die Wahrheit aussprechen zu müssen war schon immer seine größte Stärke und Schwäche zugleich. "Ihr redet so viel von Magie, Mädchen" schnalzt er "da wo ich herkomme, würdet ihr nicht mal zum niederen Gehilfen taugen. Seine Augen speien schwarzes Feuer. "Nun lasst mich euch eines sagen: Ich hege keinen groll gegen euch, oder gegen diese Absteige von einer Gaststätte. Doch hört ihr nicht auf in meiner Vergangenheit zu schnüffeln, dann muss ich euch mit anderen Mitteln daran hindern."

Die dunkle Aura, welche sich kurz um Jeróme aufgebaut hatte, verschwindet schnell wieder. Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. "Nun, wo das geklärt ist, können wir einfach alle wieder unser Frühstück genießen, ohne" er wirft Emuya einen Seitenblick zu "etwaige unliebsame Unterbrechungen?"

foxgirl

Joyce unterdrückt ein Knurren. Jéromé macht es ihr nicht leicht. Das Alter mag er ihr voraus haben, aber ansonsten scheint er sich sehr viel sicherer zu sein, als ihm gut tun kann. Sie kann es ihm schwer verdenken. Ihre Art von Magie ist eine andere, eine die er wohl nicht kennen kann, auch wenn es sie wundert, dass er sie nicht erkennt. Eine alte Macht, uralt wie die Welt selbst. Seine Worte provozieren sie, ob bewusst oder unbewusst, vermag sie nicht zu sagen. Sie entfachen in ihr die wohlbekannte Wut, das Feuer, welches sie nun erneut ruft, sie umschmeichelt. Es wäre so leicht, so befreiend. Sie blickt zu Emuya, lächelt sie sanft an. Ihr Anblick gibt ihr die Ruhe, die sie braucht um sich an die Gesetze zu halten, die sie und andere ihr zum Schutz auferlegt haben.
Sie wendet sich, nun wieder entspannt, an Jéromé. "Ich hatte nicht vor in eurer Vergangenheit herum zu stöbern. Entschuldigt meine Neugier, sie ist nur allzu menschlich." Sie verkneift sich ein Grinsen ob des gelungenen Scherzes. "Was meine Magie anbelangt, so glaube ich euch gerne, dass sie in eurer Welt fremd erscheinen mag und dass sie schwer zu erkennen ist, lasst euch davon jedoch nicht täuschen. Was die Gehilfin angeht, möchte ich doch gerne sehen, wie mich jemand dazu degradiert. Aber lassen wir das. Ihr habt Recht mit dem, was ihr sagt, lasst uns das Frühstück genießen. Wir wollen ja nicht, dass sich jemand unwohl fühlt."
Sie blickt freundlich zu dem Wirt, der aussieht, als würde er jeden Augenblick einen Herzinfarkt bekommen. Mit solchen Gästen wie ihnen drei ist es gewiss kein leichtverdientes Brot.
Wieder in sich ruhend, wendet sich Joyce an Emuya. "Mit einem guten Met kann man wohl nichts falsch machen. Für mich dasselbe." Auch die Frau scheint angespannt zu sein. Es war nicht ihre Intention einen Streit zu verursachen, aber sie hat das ungute Gefühl, dass das bei Jéromé nur allzu leicht passiert.

Scrivatore

Die Dunkelheit der Aura ihres Sitznachbarn war so deutlich zu sehen, dass Emuya nicht einmal ihre Sinne danach ausrichten musste, um sie wahrzunehmen. Kaum hatte sie sie bemerkt, war sie auch schon verschwunden. Was war mit diesem Mann los? Was machte ihn so nervös, dass er so unberechenbar war? Oder ist er von Natur einfach Impulsiv?
Der Wirt unterbrach ihre Gedanken, als er ihnen drei Becher aus Ton und einen Krug, ebenfalls aus Ton, mit einer dampfenden Flüssigkeit vor ihnen abstellte. "Einschenken könnt ihr euch selbst", blaffte er sie an und verschwand in einer Hinterstube. Überrascht ob seines aggresiven Tons blickte sie ihm hinterher. Sie schloss die Augen und suchte nach ihm, doch der unschuldige Wirt war verschwunden, stattdessen stand hinten ein Mann, umgeben von einem blutroten Nebel. Das konnte nichts gutes bedeuten.
"Vorsicht!", warnte sie die anderen und griff nach dem Krug, um sich den Becher zu füllen, ehe sie ihn weiterreichte.

Acrosen

Jéromé registriert, wie Joyce langsam aber sicher zu kochen beginnt, und es hätte ihn amüsiert, wäre nicht der seltsame Mann an ihren Tisch getreten, der sich als Wirt ausgibt. Der Interesse für den kleinen Streit ist in den Hintergrund geschoben, auch, wenn es ihm immer Spaß macht, sich mit denen zu beißen, die glauben, ihm überlegen zu sein. Zu Schade, dass sie so schnell zerbrechen und vergehen.

Er nimmt wahr, wie erneut jemand das Gleichgewicht der Auren leicht stört. Er braucht Emuya nicht anzusehen, um zu wissen, dass sie es war, aber ihm ist bewusst, dass dieser Blick nicht ihm galt, sondern dem seltsamen Mann. Dieser Verdacht bestätigt sich, als Emuya ihn mit dem für seine  Geschmack etwas zu lauten "Vorsicht!" warnt. Er schenkt sich aus dem trug ein, rührt das Getränk aber nicht an. Er senkt seine Stimme etwas, und legt einen Schleier darüber, der sie nur für Emuya und Joyce hörbar macht. "Auch wenn ich unseren Disput nur ungern unterbreche" er wirft Joyce einen herausfordernden Blick zu "schlage ich vor, dass wir unsere Aufmerksamkeit kurz dem Mann widmen, der unseren liebenswerten Wirt um die Ecke gebracht hat." Er nickt in Richtung Hinterzimmer. "Ich werde darüber hinwegsehen, dass ihr schon wieder schnüffelt" sagt er in Richtung Emuya "sagt mir, was ihr seht. Ich für meinen begriff kann nur Blut entdecken, aber das muss nichts Schlechtes heißen."

Scrivatore

"Blut?", fragte Emuya sichtlich überrascht, vergas dabei jedoch nicht, ihre Stimme zu senken. "Ich sehe lediglich, wie sich das Wesen des Mannes dort hinten", sie nickte zur Tür, in dessen Rahmen der Wirt mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen erschienen ist. "schlagartig zu einer aggresiven und Angriffslustigen Form übergegangen ist. Seine Aura ist tiefrot, fast schwarz."
Sie kümmerte es nun nicht mehr, dass sie ihre Gabe offen zugab. Jéromé wusste ohnehin bereits bescheid und der angebliche Wirtsmann machte ihr mehr Sorgen. Sie nahm an, er besaß zwei Perönlichkeiten und die Streitigkeiten vom Vorabend und die Spannung in der Luft des heutigen Morgens ließen das Fass überlaufen und zum Vorschein kam der Mann, der eine gewisse Bedrohung ausdrückte. "Es gibt etwas, das er ausführen möchte. Vielleicht sollten wir ihn daran hindern." Sie lächelte die beiden an, als wäre es lediglich ein schlechter Scherz, den sie verhindern wollten.

foxgirl

Der plötzliche Stimmungsumschwung des Wirtes hat Joyce einen kurzen Augenblick aus der Fassung gebracht, dann übernehmen ihre Instinkte. Emuyas Warnung ist wie ein Weckruf für sie. Die Auseinandersetzung mit Jéromé ist vergessen, auf seinen Kommentar hin nickt sie nur kurz. Die Bedrohung ist eine ganz andere. Mit Auren kennt sie sich nicht aus, sie hat davon gehört, natürlich, aber lesen vermag sie sie nicht. Dennoch ist die Gefahr völlig greifbar. Sie kann es riechen. Der Wirt hat nichts menschliches mehr an sich, oder zumindest nicht mehr viel. Vorher war sie zu abgelenkt von ihrem Sitznachbarn, hat sich zu sehr von ihrer Wut leiten lassen. Ein Anfängerfehler. Gott sei Dank hat Emuya schnell genug reagiert. Sie überlegt sich, ob es bereits an der Zeit ist sich erkennen zu geben. Das Wirtshaus ist ihr nun ziemlich egal und die beiden Anderen schienen fähig genug sich vor ihr weder zu fürchten, noch die falschen Schlüsse zu ziehen. Doch dennoch, noch ist sie sich nicht völlig sicher, wen oder was sie da vor sich hat. Sie braucht mehr Informationen, um am Effektivsten anzufragen. Nun, im Angesicht der Bedrohung, scheint ihre kleine Gruppe sehr nützlich zu sein. "Könnt ihr erkennen um welche Art von Wesen es sich handelt? Viel menschliches hat es jedenfalls nicht an sich, das kann ich riechen." Sie schaut von einem zum anderen und rechnet dabei stumm aus, wieviel Zeit ihr im Falle eines Angriffs für die Verwandlung bleibt. Sie ist zuversichtlich, außerdem sollte das Wesen, dass den Wirt ersetzt hatte, auch ihre Mitstreiter nicht unterschätzen, denn mächtig waren sie auf ihre Art definitiv beide. Mächtig und intelligent. Der "Wirt" wird sein blaues Wunder erleben.

Acrosen

#1708
Jéromé legt den Kopf schief. Schade, dass Joyce auf seinen kleinen Seitenhieb nicht reagiert hat. Sie scheint sehr angespannt zu sein. Ein weiteres Zeichen dafür, wie unerfahren sie noch ist. Er wirft einen weiteren Blick in Richtung Hinterzimmer, und wendet sich dann wieder an Joyce. "Ich sehe genug Blut, um zwei menschliche Körper zu füllen, und eine leere fleischliche Hülle in dessen Mitte." Er rümpft die Nase. "Was für eine Sauerei. Das muss doch irgendwer wieder aufwischen."
Jéromé greift nach seinem Becher, und schüttet dessen Inhalt schwungvoll neben dem Tisch auf den Boden. Es platscht leise, aber unüberhörbar. "Mal schauen, wie ihm das gefällt." grinst Jéromé. Vergnügt stürzt er die Arme auf und bettet den Kopf in seine Handflächen, wie ein Kind, welches einer spannenden Geschichten lauscht. Beiläufig erwähnt er, an Joyce gewandt: "Solltet ihr eure Gestalt wechseln wollen, so tut es bald. Oder findet euch ab, als Mensch zu kämpfen. Unser Freund in der Küche wird uns nicht mehr ewig Zeit geben." Seine Mund umspielt wieder das kalte Lächeln, dass er schon zur Schau getragen hatte, als er an ihren Tisch getreten war "Und wenn ihr ihn berühren wollt, bevor ich ihn niedergemacht habe, solltet ihr sowohl schnell als auch tödlich sein."

Seine Selbstsicherheit ist zum größten Teil echt, doch sein Verstand bearbeitet mühsam das Restrisiko, welches in dieser wundersamen Schenke immer bleibt. Man weiß nie, was einen hier erwartet. Es kann nicht schaden, vorbereitet zu sein. In seiner rechten Hand beginnt, nachdem er seinen Kopf leicht von ihr gehoben, und den Tonkrug damit umfasst hat, eine dunkelrote Flamme aufzulodern. Der Tonkrug zerplatzt donnernd in tausende winzig kleine Scherben. "Das Gesöff war fürchterlich!" ruft er in Richtung Hinterzimmer. "Habt Ihr nichts besseres?"

Kare

Fennex kommt in eben jenem Moment gähnend die Treppe herab, als der Tonkrug zerspringt. Überrascht bleibt er stehen und reibt sich die Augen und lauscht der Beschwerde des Klavierspielers von gestern Abend.

Dass der Mann mit den sanften Klängen plötzlich so aggressiv ist, wundert ihn, aber manche Menschen sind morgens nach langen Nächten mit Vorsicht zu genießen.

Dann fällt ihm der Wirt auf, der mit merkwürdig verzerrtem Gesichtsausdruck an den Tresen steht. Kurz runzelt Fennex die Stirn, dann setzt er seinen Weg fort.

"Guten Morgen, guter Mann", ruft er, strahlt den Mann an und hebt die Hand zum Gruß. Es dauert ein paar Herzschläge, aber dann glätten sich plötzlich die Züge des Wirts. Er brummelt etwas von Scherben und ständigem Ärger mit den Gästen und zieht los, einen Lappen zu holen.

"Bitte, bringt mir ein Frühstück mit! Etwas...nicht so Teures! Ein Kanten Brot oder so!", ruft er ihm hinterher und wendet sich dann den anderen Gästen zu. Erfreut erkennt er Emuya und Joyce. "Guten Morgen. Habt ihr alle auch so gut geschlafen? Ist bei euch noch ein Plätzchen frei?"
"Die Vergangenheit interessiert mich nur soweit, wie sie mir hilft, die Zukunft zu planen."  ~ Dravos Kanael Salanos - "Drakan"


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