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Die kleinen Büchernews

Begonnen von gbwolf, 04. Juli 2008, 09:01:33

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Kaeptn

Stimmt einen wirklich traurig. Ich denke "unser" Fantasy-Segment schrumpft sich gerade etwas gesund, was die großen Verlage angeht, aber was die anderen Genres angeht, ist das echt auch mal fällig. Allein diese Thriller-Schwemme, der totale Wahnsinn... Dazu genug Krimis, dass man mit den Neuerscheinungen einer Saison sein ganzes Leben beschäftigt wärem, historische Schinken bis zum Abwinken uswusf...

Frage mich da manchmal auch, was da die Verlagsleiter reitet. Umsatzwachstum ist ja schän und gut, aber letzten Endes sollte doch immer noch der Gewinn zählen, und wenn man so viel Schrott produziert, der dann auch gleich palettenweise retourniert wird, kann da doch kaum noch ne schwarze Zahl bei rauskommen.

Lavendel

Jaja, aber immer meckern, dass sich die Titel nicht erwartungsgemäß gut verkaufen, obwohl man doch alles so schön nach Schema gemacht hat ... ::) Eigentlich möchte man einige Verlage für ihr Marketingverhalten und ihre Programmstrategie auslachen. Wir können in der Beziehung bestimmt froh über die Entwicklung des e-Book Markts sein, denn dadurch wandern vermutlich all die lästigen Klone, von denen sich die Verlage viel zu viel erhoffen, ins e-book Segment, wo sie weniger Kosten verursachen und weniger Papier verschwenden. :innocent:

gbwolf

Zitat von: Kaeptn am 25. Juni 2012, 20:29:19kann da doch kaum noch ne schwarze Zahl bei rauskommen.
Vielleicht kam deshalb heute im Börsenblatt auch die Meldung, dass Random House eine Filmagentur gegründet hat: http://www.boersenblatt.net/539633/
:snicker:

Wobei: Mehr verfilmte Romane und insgesamt mehr (hochwertige) deutsche Produktionen würde ich begrüßen. Die meisten Heimatkrimis werden derzeit ja in den Tatorten verwurstet und dort meistens ...  naja, breiten wir den Mantel des Schweigens darüber und vor allem über die meisten Schauspieler dort. Als ich den letzten Saarland-Tatort sah, war ich kurz davor, die örtliche Laientheatergruppe zu empfehlen, die weitaus lebendiger und realistischer spielen.  :wart:

treogen

Wobei man eines nicht vergessen darf:
Verlage, die kein volles Remissionsrecht von bis zu einem (!!!) Jahr einräumen, verkaufen nichts - sie rutschen einfach aus dem Barsortiment heraus.
Und das Barsortiment treibt, was es gerade Bock hat.
Ich hab beispielsweise im März eine Kiste von Libri zurückbekommen. Drin lagen 20 Bücher einer Anthologie. Bestellt wurden von der Antho im im März 2011 übrigens 21 Stück (heißt: es ging genau 1 Ex über den Buchhandel). Wunderte mich bei dem Buch eigenlich von Anfang an nicht, weil diese Antho von Anfang an für den Direktverkauf gedacht war und nicht für den Buchhandel. Gewundert hat mich die Höhe der Vorbestellung (die mich übrigens sogar dazu gezwungen hat, eine Nachauflage zu drucken, da die Erstauflage damit ausverkauft war).
Oder anderes Beispiel: Libri schickt mir im Februar 10 Exemplare eines Romanes zurück. 3 Tage, nachdem ich die Remitten erhalten habe, bestellen sie 7 Exemplare ebendieses Romanes und nochmal eine Woche später 3 Exemplare. So geht der so schon jämmerliche Gewinn für das Porto drauf - nach 3 x hin und her ist nichts mehr übrig.

Sich dagegen zu verweigern bringt überhaupt nichts, weil man sonst aus dem Barsortiment rausfliegt - und dann kann man gleich ganz dicht machen.
Es liegt also nicht immer am "miesen Programm" und der "schlechten Planung" der Verlage, dass Bücher remittiert werden.

@Lavendel:
Der xte Klon von Biss fährt in den meisten Fällen mehr Gewinn ein, als ein innovativer Roman eines Jungautors. Von daher kann ich die Strategie der Verleger mehr als verstehen, die lieber auf der Welle mitreiten, als richtig viel Kohle für einen Neuen in die Hand zu nehmen.
Der Leser ist halt ein Gewohnheitstier. Er kann zwar vollmundig behaupten, er wolle etwas völlig anderes, aber er kauft in erster Linie Bücher, die "ähnlich sind wie xxx".
Ist wie mit den Leuten, die behaupten, sie würden gerne Kurzgeschichten lesen. Trotzdem haben sie noch nie eine Anthologie gekauft (und das, obwohl es genügend Kleinverlage gibt, die Anthos herausbringen und dabei eigentlich jedes Thema x-fach abgedeckt ist).
Was der Leser behauptet, kaufen zu wollen und sein reales Kaufverhalten stimmen nur selten überein.

www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Lomax

Zitat von: Kaeptn am 25. Juni 2012, 20:29:19Frage mich da manchmal auch, was da die Verlagsleiter reitet. Umsatzwachstum ist ja schän und gut, aber letzten Endes sollte doch immer noch der Gewinn zählen, und wenn man so viel Schrott produziert, der dann auch gleich palettenweise retourniert wird, kann da doch kaum noch ne schwarze Zahl bei rauskommen.
Um das (und manch anderen Punkt, der hier angesprochen wurde) richtig einschätzen zu können, muss man sich auch ein wenig vor Augen halten, wie das Geschäft funktioniert. Da bleibt zuallererst festzuhalten, dass der Gewinn im Verlag zumeist mit einigen wenigen Titeln gemacht wird, die sich dafür exorbitant gut verkaufen. Dass die Masse der Titel so mau mitläuft, dass manches unter den Erwartungen bleibt ... geschenkt. Ist unter Umständen nicht toll für die Titel und die betroffenen Autoren, aber für den Verlag ist das Alltag und steht den schwarzen Zahlen nicht im Weg. Das einzige, was zählt, ist unterm Strich, dass man seine Quote an "Knüllern" erreicht. Und Retouren um jeden Preis zu vermeiden und damit bei den mittel- bis gar-nicht-prächtigen Büchern eine etwas bessere Quote zu erreichen, klingt auf den ersten Blick nach einer soliden Strategie für schwarze Zahlen - kann aber ganz böse nach hinten losgehen. Weil so wenige Spitzentitel einen so hohen Einfluss auf den Gewinn haben, dass alles, was man durch Einsparungen mit vorsichtigerem Angebot "gewinnen" kann, noch schneller wieder verliert, wenn man durch diese vorsichtige Taktik weniger Spitzentitel am Markt platzieren kann.

Und ein sehr wesentlicher Faktor für die Platzierung von Spitzentiteln ist nun mal die Präsenz in Buchhandel und bevorzugt auch der Aufmerksamkeit heischende Platz in der Stapelware. Fehlt ein Titel da, ist das schon mal ein Fehlstart auf dem Weg zum "Gewinnbringer", leider einer, der sich schwer wieder ausgleichen lässt. Denn dann kommt Faktor zwei zum tragen: Der Buchhandel bestellt nicht nach  :-[. Das ist eine Klage, die man bei Verlagen gerne hört. Hat ein Buchhändler zwei Bücher da liegen, kriegt er die vielleicht verkauft und der Verlag spart sich Retouren - aber wenn der Buchhändler die zwei Bücher verkauft hat, wird er voraussichtlich keine weiteren Exemplare mehr davon bestellen. Selbst dann nicht, wenn er hundert Bücher verkaufen könnte, wenn er sie nur im Laden liegen hat. Denn dass er das könnte, sieht er oft nicht (zwei verkaufte Bücher sind einfach nicht signifikant genug, um dem Buchhändler Bestsellerpotenzial zu signalisieren), und Nachbestellungen konkurrieren dann meist schon mit neuen Titeln aus dem nächsten Programm. Die Tatsache, ob bei Verkaufstart 20 Exemplare statt zwei bei möglichst vielen Buchhändlern liegen, ist oft der einzige Faktor, der darüber entscheidet, ob ein Buch sich zweimal pro Buchhändler verkauft und dann mehr oder minder vergessen wird - oder ob sich erst mal zwanzig Bücher pro Händler verkaufen, der Titel als Bestseller wahrgenommen wird, nachbestellt, externe Wahrnehmung generiert wird und der Verkauf dann erst richtig anläuft.
  Die Entscheidung für den Verlag lautet oft also ganz nüchtern: "Riskiere ich hohe Retouren und mache so viele Exemplare wie möglich für Handel und Leser sichtbar - oder gebe ich den Titel schon vor dem Verkaufsstart verloren oder rechne ihm allenfalls eine Außenseiterchance zu"?

Fianna

#170
Komisch, ich habe früher jeden Mist in der Buchhandlung bestellt und ewig auf meinen Lesestoff gewartet, weil ich mir eingebildet habe, das würde irgendwo registriert und nutzt dem Autor/Verlag.

Jedoch hieß es, das brächte gar nichts. Wo ich das aufgeschnappt habe, weiß ich nicht mehr - irgendwie flächendeckend in allen Foren, Internetseiten etc, überall halt.

Wisst ihr das sicher?


[EDIT:] Es ginge um Thalia sowie "große Buchhandlung aber kein Teil einer Kette an einem Touristenort". Vielleicht lags an Thalia? Oder das bezieht sich generell nur auf große Buchhandelsketten?

FeeamPC

Es ist tatsächlich heute so, dass das Marketing der entscheidende Faktor ist, sprich: die Menge Buch, die der Verlag in eine Buchhandlung hineindrücken kann.
Und Kleinverlage, die gar nicht erst an die Buchhandlungen herankommen, profitieren, wenn überhaupt, dann von Direktbestellungen, denn nur die werfen wirklich schwarze Zahlen ab.

Rigalad

Zitat von: Fianna am 25. Juni 2012, 23:34:11
Komisch, ich habe früher jeden Mist in der Buchhandlung bestellt und ewig auf meinen Lesestoff gewartet, weil ich mir eingebildet habe, das würde irgendwo registriert und nutzt dem Autor/Verlag.

Ich meine, dass Bestellungen beim Buchhandel zumindest besser für Autor und Verlag sind als bei Amazon, weil Letzteres einfach höhere Prozente schluckt. Aber sicher bin ich mir gerade nicht.

treogen

Zitat von: Rigalad am 26. Juni 2012, 09:50:03
Ich meine, dass Bestellungen beim Buchhandel zumindest besser für Autor und Verlag sind als bei Amazon, weil Letzteres einfach höhere Prozente schluckt. Aber sicher bin ich mir gerade nicht.

Bei Verlagen, die über das Barsortiment ausliefern, ist es Wurst. Amazon wird übers Barsortiment beliefert, der Buchhandel ebenso. In beiden Fällen zahlt der Verlag mind. 50 % + Porto + eventuell Skonto.
Bei Verlagen, die nicht im Barsortiment sind, ist Amazon besser. Da solche Verlage bei Amazon dann nämlich nur über den Marketplace verkaufen können, werden erstmal die Buchhandelsrabatte abgezogen, dann aber 3 Euro Pflichtporto draufgeknallt (welches man bekommt, selbst wenn man die gar nicht will).
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

gbwolf

#174
@treogen: Spannend. Das wusste ich auch noch nicht.

Völlig unbemerkt hat die Bonniergruppe die Berlinverlage gekauft. Jetzt soll Bloomsbury bei Ars Edition eingegliedert werden und alle fürchten, dass Bloomsbury damit quasi aufgelöst wird. Wäre sehr schade.

http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2012/07/05/gefahr-dass-bloomsbury-verschwindet.htm
http://www.buchreport.de/nachrichten/nachrichten_detail/datum/2012/07/02/muenchen-uebernimmt-die-regie.htm

Grey

In den letzten Tagen wurde hier ja viel über Amazon diskutiert. Aber alles können sie sich nun doch nicht rausnehmen, wie es scheint: Auch per Gutschein darf die Buchpreisbindung nicht unterwandert werden.

http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2012/09/06/feste-spielregeln-fuer-alle.htm

Grummel

Ich habe auch was zu berichten.

Die lyx-Verlagsgruppe übernimmt den Vertrieb der Black Library. Ich frage mich allerdings, ob damit Heyne aus dem Rennen ist und ich meine Lieblingsbücher demnächst unter anderem Verlagsnamen finde.

http://www.boersenblatt.net/546694/template/bb_tpl_verlage/
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

gbwolf

So lange die Qualität von Aufmachung und Übersetzung stimmt, dürfte es höchstens seltsam anmuten, wenn auf den letzten Seiten Werbung für Romantisches gemacht wird  ;D Mich interessiert da eher, ob Lyx in die SF einsteigt und Heyne das Programm mit anderer SF füllt oder hier eine Reihe eingebüßt hat, die möglicherweise andere SF-Titel quersubventioniert hat, die dann wegfallen ...

Grummel

@Nadine: Interessanter Gesichtspunkt. Ich tippe auf letzteres.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Zit

Zitat von: Grey am 06. September 2012, 10:39:36
In den letzten Tagen wurde hier ja viel über Amazon diskutiert. Aber alles können sie sich nun doch nicht rausnehmen, wie es scheint: Auch per Gutschein darf die Buchpreisbindung nicht unterwandert werden.

http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2012/09/06/feste-spielregeln-fuer-alle.htm

Hm, das ist alles sehr seltsam.
Im ersten Fall geht es ja um gebrauchte Bücher, die man weg gibt und dafür noch einen Gutschein bekommt. Bei der zweiten Sache wird ja der Rabatt auf das nicht-preisgebundene Produkt entrichtet. Die Bücher werden ja trotzdem mit vollem Preis bezahlt(?). Und der dritte Fall liest sich so, dass der Gutschein erst nach dem Buchkauf ausgehändigt wurde und somit nicht gleich beim Kauf des Buchs eingesetzt wurde. Oder war es anders? Ich kenne die Saturn-Aktion nicht.
Kommt mir alles sehr komisch vor. Mal gucken, ob sich dazu noch mehr Informationen finden lassen.
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Unbekannt