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Plotten mit der "Schneeflocken-Methode"

Begonnen von Hr. Kürbis, 09. Juni 2008, 07:56:58

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Coppelia

Ich habe meine Schnulze mit der Schneeflocke geplottet, und jetzt habe ich einen logischen Plot, der sich bisher ziemlich stinknormal abzuspielen scheint. Er ist relativ vorhersehbar. Na ja, so sind Schnulzen. Ich glaube jedenfalls, damit lässt sich arbeiten.
Diesen Blödsinn mit den Spalten mache ich aber nicht ... ;D

Hr. Kürbis

Die "Spalterei" mache ich wohl auch nicht, ich trage das gleich bei yWriter ein, da hat man im Prinzip ja alle diese Möglichkeiten, seine (benötigten) Informationen einzutragen.

korvin

Also ich habe diese Methode jetzt einmal für ein weiteres Projekt angewendet bei dem ich Ideenmäsig in einem Loch steckte und muss gestehen ich bin begeistert.

Es tun sich völlig neue Perspektiven auf.


caity

Hallo,

ich wollte mal eine Meinung von Euch hören: Bringt diese Methode etwas bei einem Kurzroman (höchstens 200 Normseiten), der *nur* aus einer Sicht geschrieben wird?
Wenn ich mir die Schritte da so anschaue, ist es doch eher für ein längeres Werk gedacht und ich bin gerade sehr am Schwanken, ob mich das nicht zu viel Zeit kostet, im Hinblick darauf, dass die Geschichte nicht sooo lang wird ...

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Julia

Zitat von: caity am 28. August 2008, 15:09:50
Bringt diese Methode etwas bei einem Kurzroman (höchstens 200 Normseiten), der *nur* aus einer Sicht geschrieben wird?

Ich habe damit auch noch nicht gearbeit, würde aber vermuten, dass es eher von der Komplexität als von der Länge des Romans abhängt. Bei den klassischen Heftchenromanen (mir fällt gerade kein besseres Beispiel ein) gibt es ja einen relativ engen Rahmen, in dem man sich bewegen kann (die Leserschaft möchte halt gewisse Klischees erfüllt sehen); von daher ist es sicher egal, ob man den Roman "plottet", oder ob man nach dem bewährten Muster losstrickt.

Bei einer komplexeren Handlung könnte das Plotten nach der Schneeflockenmethode aber durchaus neue, interessante Aspekte mit in die Handlung bringen - somit lohnt es sich bestimmt, es einfach mal zu versuchen (so man denn kein reiner Bauchschreiber ist, so wie ich). Schaden kann es sicher nicht.

Liebe Grüße,

Julia

Coppelia

Ich hab einen relativ kurzen Roman mit der Schneeflockenmethode geplottet - geschrieben hab ich ihn allerdings noch nicht.

Luisa

#36
Ich habe jetzt einmal angefangen eine Romanidee zu plotten und muss sagen, dass man auf jeden Fall neue Ideen bekommt ohne, dass die Sache gleich aus dem Ruder läuft und man nur noch Plotsalat übrig hat.  :gähn:

Allerdings steckt darin auch eine Menge Arbeit. Ob die sich lohnt, muss wohl jeder für sich entscheiden, aber ich persönlich werde versuchen (fast-die Spalten mag ich auch nicht) alle Schritte durchzuziehen. Für mich heißt das nämlich viel, viel, viel komplexer zu plotten als zuvor.

caity

Ich denke, ich versuche es einfach mal. Vielen Dank für die Antworten. Wenn ich unterwegs merke, es wird nichts, kann ich immer noch abbrechen. Schaden wird es (hoffentlich) schon nicht ;)
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

maggi

Also ich hab mit der Methode eigentlich gute Erfahrungen gemacht, obwohl ich sie nie genau nach Anleitung anwende. Anders als beim "linearen" Plotten besteht nicht die Gefahr, das die Story abdriftet und die Motivation der Figuren (und des Lesers!) den Bach runter geht, weil man ja die verschiedenen Stationen schon kennt und quasi nur noch die Punkte (möglich interessant) miteinander verbinden muss. Die Story in 5 Abschnitte zu unterteilen hat außerdem geholfen, die Geschichte interessant and Wendungsreich zu gestalten.

Tom

Hört sich interessant an, werd's mal ausprobiern.

LG wonghamma

Sorella

*holt mal den verstaubten Thread hervor*

Ich habe mir die vorangegangenen Posts duchgelesen und hätte noch einen schönen Link dazu. Hier ist die Methode mMn sehr "lebendig" dargestellt:

http://www.schriftsteller-werden.de/kreatives-schreiben/wie-du-einen-roman-schreibst-die-schneeflocken-methode-1/

So steif und dogmatisch wie man meint, ist die Methode gar nicht.

Meine Erfahrung dazu:

Als ich vor einem Jahr mit dem Schreiben begonnen habe, bin ich als Techniker zunächst einmal vor einem ungewohnt kreativen Prozess gestanden. Ziellos habe ich herumgestochert immer auf der Suche nach einem Plan. Aber es war kein Plan da, nur zusammenhanglose Fetzen. Ich bin herumgerudert und suchte nach einer Struktur.

Die Schneeflockenmethode hat mir schließlich geholfen meiner Idee genau diese Struktur zu geben. Von Anfang an hatte ich dadurch eine Prämisse, einen Kurzinhalt und ein Exposé. Das hat mir viel Sicherheit gegeben, wenn ich mal wieder geglaubt hatte, dem Ganzen nicht gewachsen zu sein.

So starr wie sich die Methode auf den ersten Blick anhört ist sie gar nicht. Die Prämisse, Charakterbeschreibungen usw. habe ich während der  Arbeit immer wieder dynamisch angepasst. (Na gut, einen Charakter hatte ich aus Faulheit nur grob angerissen – Ergebnis: in der Story wirkt er jetzt blass. Das und Einiges mehr, muss ich nacharbeiten. Ich bin halt trotzdem noch ein Autorenlehrling ...)

Dabei habe ich bei Gott nicht alles so penibel umgesetzt, was für die Methode vorgeschlagen ist. Die Szenentabelle z. B. hatte ich angefangen, dann aber fallengelassen, die hätte mir zuviel Zeit in Anspruch genommen.
Es heißt ausdrücklich: Nimm, was du von der Methode brauchen kannst und vergiss den Rest.

Für mich ist die Schneeflockenmethode wie auf den Leib geschneidert, aber so vielfältig wie Menschen sind, sind auch Autoren vielfältig. Es gibt ganz sicher kein Patentrezept.

Luna

#41
Als ich vor über einem Jahr angefangen habe, hat mir die Schneeflockenmethode auch geholfen, zumindest teilweise. Die Beschreibung auf Schriftsteller-werden.de fand ich ebenfalls sehr gut und verständlich.
Ich hatte für mich selbst nur den Anspruch gehabt, mich ganz akribisch Schritt für Schritt dran zu halten und alles ganz genau, wie dort geschildert, umzusetzen und bin an dem Schritt, wo es darum ging, drei Akte und eine Katastrophe, oder wie das heißt, zu finden, fast gescheitert.
Das Ende vom Lied war, ich musste nach dem NaNo umplotten, weil mir nichts mehr gefallen hat. Da habe ich mich dann nicht mehr so akkurat an die Vorgaben der Schneeflocke gehalten, mir mehr Freiheiten, Variablen rausgenommen, wie es dort auch irgendwo steht und wie es Sorella mit den Worten: Nimm, was du von der Methode brauchen kannst und vergiss den Rest, sagte.
Ich persönlich fand die Idee mit der Szenentabelle eigentlich ganz gut. Das half mir am meisten, Ordnung ins Chaos zu bringen.
Ich denke, als Denkanstoß und für ein grobes Konzept ist sie ganz hilfreich mMn. Die Drei Akte Theorie fand ich zu beschränkend. Ideen hatte ich eher, als ich nicht mehr unter dem Zwang stand. Und fürs Manuskript finde ich die Szenenaufstellund zum Schluss dann sehr hilfreich.

Judith

Interessant, wenn ich hier meinen Beitrag von 2008 lese, als ich meinte, dass die Methode mir sehr hilft, weil ich einen Roman ohne Planung gern gegen die Wand fahre.

Nun ja, inzwischen hab ich da ganz andere Erfahrungen gemacht: Mein NaNo-Roman von 2008, also mein einziges Projekt, das ich tatsächlich detailliert mit der Schneeflocken-Methode geplant habe, hab ich komplett in den Sand gesetzt.
Die genaue Planung des Spannungsbogens hat dazu geführt, dass ich ohne nach links und rechts zu schauen durch die Handlung geeilt bin und der Roman jetzt irgendwie kein Fleisch auf den Knochen hat.
Und die Planung der Figuren hat dazu geführt, dass ich ihnen beim Schreiben keine "freie Hand" mehr zugestanden habe - wodurch sie blass, starr und widersprüchlich geworden sind.
Ich weiß bei dem Roman jetzt im Nachhinein nicht mal, wie ich den überarbeiten soll. Im Grunde müsste ich ihn noch einmal komplett neu schreiben.

Wenn ich das nun mit meinem Drauflosschreib-Projekt vom Jahr darauf vergleiche - da hab ich eine etwas chaotische Handlung, aber sehr lebendige Figuren und vor allem: viele brauchbare Einzelszenen. Ich muss da zwar noch sehr viel überarbeiten, um einen ordentlichen Spannungsbogen zu bekommen, aber ich stehe der Rohfassung nicht so ratlos gegenüber.

Ich kann also mittlerweile sagen, dass die Schneeflocken-Methode mir nicht guttut. Eine gewisse Planung brauche ich, aber so ein exaktes Durchplanen führt bei mir irgendwie zu "seelenlosen" Figuren.

Farean

Was ich mich bei solchen Methodiken immer frage: wie erfolgreich wenden ihre Erfinder sie selbst an?

Andreas Eschbach hat es mal gut auf den Punkt gebracht: wenn solche Schemata das A und O wären, müßten die Verfasser von Schreibratgebern zugleich die großartigsten Schriftsteller der Welt sein, deren Werke den Leser total umhauen. Aber Leute wie z.B. James N. Frey sind hauptsächlich für ihre Sekundärliteratur übers Schreiben bekannt; als Romanautoren haben sie eher mäßigen Erfolg. Und wenn sogar der "Handwerker" Eschbach solche Herangehensweisen als zu formalisiert betrachtet, sagt das in meinen Augen eine Menge aus.

Zit

#44
Nja, diese Bücher heißen ja auch Ratgeber, nicht Anleitungen oder gar Grahle. *g*

Ich denke, ob der Entwickler einer Methode selbst damit erfolgreich ist -- oder wie erolgreich er überhaupt ist -- sagt nichts darüber aus, ob ein einzelner anderer Mensch denn der Autor damit arbeiten kann.
Erfolgreich ist auch eine Methode, wenn sie das erfüllt, wofür sie geschaffen wurde. Wenn jemand also mit der Schneeflocke einen Roman zusammen bekommt, dann ist die Methode auch erfolgreich. Wie gut der Roman allerdings ist, hängt vom Autor ab -- und wie gut er sich dann verkauft, liegt wieder an den Lesern (und am Marketing).

Ob die Schneeflocke für mich erfolgreich war? Nein. Im Gegensatz zu Luna scheiterte ich an der Aktefrage. Woher soll ich wissen, was der Höhepunkt meiner Geschichte ist, wenn ich die Figuren nicht kenne und nicht weiß wie die Welt aussieht? Von einer Prämisse allein kann ich keine Geschichte stemmen. Vorallem halt wenn ich keine Welt habe. Die ist bei mir Grundvoraussetzungen. Dann kommen die Charaktere mit ihren Zielen und Wünschen -- und dann lass ich beides aufeinander los.
Nicht zuletzt finde ich den Begriff Prämisse unglücklich gewählt. Als wenn es so etwas besonderes ist. Dabei steckt in vielen Fällen nur die Aussage des Autors dahinter bzw. der Sinn und Zweck der Geschichte. (Zumindest denke ich, dass es wichtiger ist, meinen Geschichten eine Aussage zu geben anstatt die Charaktere zur Wurzel der Geschichte zu machen. Das erscheint mir irgendwie zu willkürlich.)

Dass Eschbach die Schneeflocke als zu formalisiert betrachtet, liegt vll. einfach daran, dass es nicht seine Arbeitsweise ist. Das macht Methoden im Allg. aber nicht überflüssig. Ich mein, solche Schreibratgeber werden idR. dann gelesen, wenn jemand Hilfe sucht* und dieser jemand ist auch idR. nicht so erfahren bzw. hat selbst keine eigene Methode. Da interessiert es diese Hilfesuchenden einfach: "Wie machen das die anderen? Vll. funktioniert es ja auch bei mir." Also greifen sie nach diesen Büchern, diskutieren die Methoden mit anderen tot, wiel sie sie nicht verstehen, nehmen alles furchtbar ernst -- und erkennen dann irgendwann, dass es nicht ihr Ding ist und sie es lieber so und so machen würden. War bei mir nicht anders und jetzt habe ich halt meine ganz eigene Herangehensweise, die ich immer mal wieder abänder oder erweitere. :)

(* Ich selber lese auch den ein oder anderen Ratgeber, einfach weil es mich interessiert wie es die anderen machen. Ganz genauso, wenn hier immer einer fragt, wie macht ihr das und das, Notizen sortieren, den Arbeitsplatz ordentlich halten, etc. pp. :) )
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt