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Plotten mit der "Schneeflocken-Methode"

Begonnen von Hr. Kürbis, 09. Juni 2008, 07:56:58

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Coppelia

Hm, Lavendel, findest du? So hab ich das bisher noch nicht gesehen. Ok, ich versuche wirklich meist, solche Szenen eher loszuwerden, weil ich von denen viel zu viele habe.
Ich hab es eher so aufgefasst, dass die Struktur der bereits vorhandenen Handlung herausgearbeitet wird. Dass man dafür "Schnickschnack" streichen muss, glaube ich aber nicht. Bei meinem Epos hat sich die Handlung nicht verändert, mir ist nur der Ablauf der Ereignisse jetzt klarer. Die einzelnen Teile haben sich quasi besser zusammengefügt. Aber ich habe dafür die Einzelheiten nicht getilgt. Und ich habe z. B. eine Person, die wirklich viel schläft und eine, die viel liest - die brauchen auch weiterhin mal ihre Ruhe.
Die Figur, die vielleicht/wahrscheinlich ihre Perspektive verliert, ist wohl sowieso besser, wenn andere über sie sprechen. Das ist mir dabei auch klar geworden.

Lavendel

Naja, ich weiß nicht. Ich habe vielleicht auch einfach was gegen Mechanisierungen und übergründliches Arbeiten. Mir kommt das Ganze zwar sehr sinnig und vernünftig vor, aber ich habe eine Abneigung gegen diese super präzise Planung. Vielleicht auch einfach, weil ich ein eher ungeduldiger Mensch bin. Vielleicht auch, weil ich die Szenen, die ich schreiben werde schon zu detailliert kennen würde. Das frustiert mich dann, weil ich keinen Anreiz mehr habe, sie auch wirklich zu schreiben.

Klar kann man solche Szenen auch mit Schneebflocke schreiben. Aber sie sind in dieser Methode nicht vorgesehen. Es ist gar nicht so, als ob sowas bei mir ständig vorkommen würde (ich glaube, so gut wie nie), aber ich lese grade ein Buch, in dem jemand drei Seiten lang kocht, ohne, dass die Szene in dieses Schema passen würde oder die Handlung irgendwie voranbringt. Und trotzdem ist es eine tolle Szene.

Man muss sich also immer seine Freiheiten bewahren. Solche Methoden sind ja nicht dogmatisch zu sehen, aber das sollte man auch im Hinterkopf behalten.

Coppelia

#17
ZitatMan muss sich also immer seine Freiheiten bewahren. Solche Methoden sind ja nicht dogmatisch zu sehen, aber das sollte man auch im Hinterkopf behalten.

Hm, vielleicht habe ich die Methode ja falsch verstanden. Eine Methode, die einem jede Freiheit nimmt und sich zur einzig wahren hochstilisiert, würde ich nie akzeptieren. Aber gerade die letzten Absätze erzählen mir eigentlich was anderes. Oder will ich es nur so verstehen?  ;D
Ich sehe es eher so: Wenn ich in der Geschichte jetzt eine Szene schreiben möchte, in der jemand kocht, schläft, Ball spielt oder den Kindern etwas vorliest, mache ich das natürlich, wenn ich finde, dass es gut so ist. Auch wenn solche Szenen nicht viel Handlung haben, dienen sie doch meistens dazu, Figuren zu charakterisieren und sind daher weder langweilig noch überflüssig. Auch wenn ich die Szene mit dem Kochen aus deinem Buch nicht kenne, erzählt sie bestimmt etwas, was für die Geschichte gut zu wissen ist, sonst wäre sie nicht interesaant, so würde ich es jedenfalls vermuten.
Es ist für mich aber gut zu wissen, wie die Handlung weitergeht, sobald ich mir genug Zeit für alle meine Figuren genommen habe.
Vielleicht geht es mir auch so, weil ich generell mit dem Plotten Probleme habe und am liebsten nur Figurenszenen schreiben würde. Daher bleibt bei mir die Handlung häufig auf der Strecke bzw. dieser Fall droht. ;) Deswegen würde so etwas für mich nur als Orientierung dienen. Aber ich bin noch gar nicht auf die Idee gekommen, dass die Methode der Tod meiner Figurenszenen wäre. *g* Ansonsten wäre ich schon längst mit allen Anzeichen der Empörung über diese Methode hergefallen. ;) Schließlich suche ich mehr einen Trick, wie ich den Wust an coolen Figuren in eine passende Handlung bekomme. Nicht andersrum. Viele Schreiberlinge plotten viel besser als ich und brauchen wohl keine Hilfsmittel.

Lavendel

Wissen, was wann passiert, so wie es eben am Ende steht, das tue ich auch ohne diese aufwendige Planung. Kann sein, dass ich die Methode flasch interpretiere, aber es ist nicht so mein Ding, denke ich, ganz irrational. (Mein Zwang erst Mal grundsätzlich gegen alles zu sein, kommt wieder durch ::)).

Judith

Bei mir wäre es wirklich sinnvoll, mit dieser Methode zu arbeiten, aber ich bin meistens zu faul und ungeduldig. Mittlerweile ist aber meine Erfahrung, dass ich umso schneller und leichter beim Schreiben vorankomme, umso besser ich vorher die Handlung geplant habe. Leider weiß ich nie, wie und wo ich mit den Planungen überhaupt beginnen soll - in dieser Hinsicht kommt mir die Schneeflocken-Methode entgegen.

Inwiefern diese Methode keinen Platz für "poetischen Ballast" bietet, ist mir allerdings nicht klar. Zumal ja auch überhaupt nichts dagegen spricht, spontan solche Szenen dann beim Schreiben einzubringen.

Aber es gibt ja Leute, die grundsätzlich eher ohne Planung schreiben - da wär diese Methode natürlich Unsinn. Ich beneide alle, die das können (denn ich würd das auch gern machen). Aber wenn ich nicht plane, verzettel ich mich völlig, stehe ständig vor Plotlöchern und bekomm keinen ordentlichen Spannungsbogen hin.  :seufz:

Hr. Kürbis

Wenn ich einfach so drauflos schreiben könnte und nachher immer noch das Gefühl hätte, es macht Sinn für mich, so zu arbeiten, würde ich auch keinen Pfifferling auf so eine Methode geben.
Aber die Erfahrung hat mir eben gezeigt, dass ich es NICHT kann. Ganz krass hab ich das beim NaNo gemerkt! Andauernd drängelten sich zusätzliche Figuren in die Handlunge, forderten ihren Platz ein, ohne das ich wusste, warum und ob es überhaupt der Logik entsprach, sie zu verwenden.Dabei habe ich vorher in gewisser Weise geplant und war mir über den Handlungsverlauf ziemlich sicher.
Es hat sich total gerächt, nicht detaillierter zu planen, denn nun sitze ich auf einem über 170 Seiten umfassenden Rohentwurf, der wirklich nicht mehr ist und bei dem garantiert 80% entweder für die Katz sind oder so umgearbeitet/angepasst werden müssen, dass ich auch gleich neu schreiben könnte.
Wäre ich mir über die Figuren, deren Bedeutung für die Handlung und deren "Notwendigkeit" bereits im Klaren gewesen, sähe es wohl anders aus. Dann wüsste ich vielleicht, wann, wo und warum jemand eine Szene hat, was die Konsequenz daraus ist und wie es eigentlich alles zusammenpasst...
Ich vermute mal nicht, dass die Methode mich in meiner Kreativität beschneidet, egal, ob ich nun eine spannende, handlungsrelavante Szene schreibe, oder eine, in der Mal Luft geholt wird, der Protagonist auf der Wiese liegt und in die Wolken starrt. Bei mir wäre wohl eher das Gegenteil der Fall, ich könnte mich ebenso entspannt zurücklehnen, müsste mir nicht Gedanken machen, ob ich den Anschluss finde, keine wichtiges Detail vergesse oder ähnliches. Das "Was" steht ja schon fest, ich kann mich auf das "Wie" konzentrieren. Wie bei einem Fahrplan, wo ist zwischen den Abfahrtszeiten die Luft habe, den Raum zu füllen ...

Die Methode ist sicherlich nicht für jeden geeignet, wird von Mr. Ingermanson aber auch nicht als "die ultimative Lösung" angepriesen, sondern als Möglichkeit, mit der er gut arbeiten kann. Mehr nicht ...
Probieren geht bekanntlich über studieren und ich werde mir ein endgültiges Urteil erlauben, wenn ich endlich, endlich, endlich mal ENDE unter ein Projekt geschrieben habe. :omn:

FeeamPC

Die Methode spricht mich an, und ich danke hiermit für den (aus meiner Sicht) überaus hilfreichen Tipp!
Ich gehöre eher zu den "planlosen" Autoren, habe aber die Erfahrung gemacht, daß ich nur dann ein Buch fertig kriege, wenn ich irgendeinen Rahmenplan vorher erstellt habe. Deshalb werde ich diese Methode gerne einmal ausprobieren.

Yo

Ich arbeite gerade mit dieser Methode meinen Plot aus. Aufmerksam gemacht wurde ich durch eine wohlwollende Helferin, bevor ich es hier entdeckte. Ich bin seit einer Woche bei Punkt 3 und ein Ende ist nicht in Sicht.  :-\

Bevor ich mit dieser Methode begann, hatte ich bereits knapp 100 Manuskriptseiten geschrieben. Auch aus heutiger Sicht immer noch gut und gut durchdacht mit gutem Plot. Aber eben nur gut.  :-[ Ich merke jetzt, dass es einige Schwachpunkte gab, bei denen meine Handlung später garantiert ins Stocken geraten wäre. Ich hätte dann wieder umschreiben müssen (habe ich schon einmal), um die Unklarheiten auszumerzen. Bei dieser Methode merke ich im Vorfeld, wo es Schwachstellen gibt und wie ich immer mehr über meine Figuren und die Handlung lerne. Ich denke, dass es mir nachher wesentlich leichter fallen wird das Manustkript zu schreiben. Und ich denke auch, dass die schriftstellerische Kreativität gewahrt bleibt, denn es ist kein Korsett, sondern eher ein Gerüst. Es bleibt Platz für kleine Zusatzszenen oder Änderungen. Die Folgen sind nur einfach ersichtlicher.  :)

Ich werde mich jedenfalls weiter durchkämpfen. Außerdem denke ich, ist es wie bei jedem *Lösungsvorschlag*: Später geht es einem in Fleisch und Blut über und man kreiert seine eigene Form des Schneeflockeprinzips. So ist es ja auch vom Autor gewollt.

Wilpito

Ich finde die Grundidee, die hinter der Methode steckt absolut Spitze.
Bisher habe ich mir nur ganz grob eine Rahmenhandlung überlegt und munter drauflos geschrieben.

Ergebnis 9 Bücher, über 5000 Seiten. Und davon ist nichts wirklich gut. Die Rahmenhandlung nähert sich bekannten Werken an, der Spannungsfaden geht mir verloren, oder ich erschlage den Leser mit endlos vielen Unwichtigkeiten und Nebenhandlungen, die durchaus lesenswert sein mögen, aber die Spannung und den Handlungsverlauf rapide stören.

Ich plane mit dieser Methode und mit dem Tool Heritage Storilines oder mit Celtix einen Plot zu gestalten. Wer hat denn schon mit dieser Methode erfolgreich gearbeitet und wäre in der Lage mich zumindest in der Anfangsarbeit zu unterstützen.

Kompletter Aufruf dazu in Betaleservermittlung in diesem Forum.

Cherubim

Ich bin gerade über die Schneeflocken-Methode "gestolpert. Ich finde es hört sich sehr gut an. Gerade da ich jemand bin, der sich gern verzettelt ;), könnte ich mir vorstellen, dass mir dieses logische, klar strukturierte Vorgehen sehr helfen könnte.
Ich werde es auf jeden Fall gleich mal ausprobieren.

Nur aus Schritt 8, dass mit den Tabellen erstellen, werde ich nicht so ganz schlau. :-[
Vielleicht könnte sich jemand erbarmen und mir Unwissenden diesen Schritt noch einmal für Dumme erklären. DANKE


Churke

ZitatSchritt 8:
Lege jeweils eine Spalte für den Charakter an, aus dessen Perspektive du erzählst und eine für die Handlung. Du kannst noch mehr erstellen, zum Beispiel für den Ort der Handlung, die Zeit, das Ziel der Szene, die Motivation ... . Leg so viele Spalten an wie du brauchst! Jetzt sollte die Handlung überschaubar vor dir legen und Änderungen lassen sich durch verschieben der Szenen einfach bewerkstelligen. Änderungen kannst du nach wie vor einarbeiten.

Es geht darum, pro Kapitel einen Grobüberblick anzulegen, in dem die wichtigsten Dinge festgehalten sind. Durch die tabellarische Form wird es übersichtlicher.

Beispiel

Szene   Perspektive            Ort            Zeit                                   Ziel der Szene                           
X           A                            A-Stadt      Montag Morgen                A fordert B zum Duell heraus

Y           B                            A-Stadt      Montag Mittag                  Auf dem Weg zum Duell wird B
                                                                                                     von einer Droschke überfahren                               



Cherubim

so in ungefähr habe ich mir das auch vorgestellt.
Danke für deine Hilfe. Ich werde die Methode einfach mal ausprobieren. Ich finde sowieso, dass man etwas nur dann richtig beurteilen kann, wenn man es selber ausprobiert hat.

hima

Ich wende diese Methode (oder eine nicht ganz so exakte Version davon) seit einiger Zeit an, da ich damals den englischen Originaltext entdeckt habe. Für mich funktioniert es eigentlich ganz gut, da ich immer haufenweise lose Ideen und Plotsplitter im Kopf habe, die selten Sinn geben zusammen. Mit der Schneeflocke bringe ich Ordnung in das Chaos. Aber das wärs dann auch schon, dann gehts nach meiner Methode weiter.

Tintenfalke

Korvin und ich arbeiten gerade an der Plotstruktur, ebenfalls mit der Schneeflockenmethode.

Bislang haben wir durch diese Methode einige versteckte Logikfehler und "weiße Stellen" auf der Plotlandkarte aufgedeckt, die uns wahrscheinlich später Kopfzerbrechen bereitet hätten. Wir sind im Augenblick bei Schritt vier. Ich werde berichten, wenn wir fertig sind und zu schreiben beginnen.

Dreamcatcher

Vielen Dank fürs Posten/ Übersetzen!  :jau:

Ich schließe mich dann mal denjenigen hier an, die die "Schneeflockenmethode" gleich ausprobieren wollen. Bin selbst gerade am Plotten und weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Ich habe tatsächlich vier Dokumente nebeneinander geöffnet und schreibe ziemlich orientierungslos an Charakterprofielen, Hintergrundinfos, Exposé und Blitzidee-Stichpunkten gleichzeitig.

Nach mehreren Romanen, von denen ich den Großteil noch vor der Hälfte abgebrochen habe, da sie einfach von Plotlöchern, Ungereimtheiten und Sackgassen nur so strotzten, muss ich es wirklich mal mit einer anderen Vorgehensweise versuchen.
Meine nächste Idee, die ich wirklich liebgewonnen habe und die ich auf GAR KEINEN Fall versieben möchte (zumal es sich auch noch um einen Mehrteiler handelt, der im Idealfall ein in sich geschlossenes Großes Ganzes bilden soll^^), habe ich mich wie wild in die Plotterei gestürzt. Eine Heidenarbeit, wenn ich bedenke, dass ich schon den ganzen Tag dran sitze und immer noch keine wirkliche Struktur reinbringen konnte.

Auf alle Fälle werd ich's jetzt mal mit dem Schneeflockenprinzip versuchen. Das düfte ja nich allzu schwer werden, da ich schon die grundlegenden Dinge beisammen habe. Wenn auch vollkommen durcheinander. ;)

Mal sehen, wie's klappt,
den anderen, dies auch versuchen, wünsch ich ebenfalls viel Erfolg.  ;)

LG
Dreami