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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Sternsaphir

@ Aljana:

Ich stimme Dir zu.
Ich habe inzwischen soviele Bücher in der Hand gehabt, wo ich mich bis heute frage, wie die Geschichten es überhaupt bis zur Veröffentlichung geschafft haben.
Die Idee mochte gut sein, aber der Plot war wenig interessant, meist sehr stereotyp und vorhersehbar gestrickt.
Ich hatte vor einiger Zeit einen Fortsetzungsroman geschenkt bekommen, dessen Exemplare in Deutschland mehr oder weniger ausverkauft waren.
Während der erste Teil sowohl handlungs- als auch erzähltechnisch noch überzeugte (darum wollte ich ja die Fortsetzun lesen), war der zweite Teil mehr als mühsam konstruiert und langweilig und ich habe mich geärgert und gleichzeitig gefragt, warum soviele Leute dieses Buch gekauft haben.
Ich dachte immer, dass ich zu anspruchsvoll bin. Oder ist die große Leserschaft zu anspruchslos geworden?
Damals an der Schule lasen alle Stephen King. Aber ich fand ihn grottenlangweilig. Der Gruselfaktor kam bei mir nie auf (von den Filmen ganz zu schweigen!).
Aber ich will als Autor nicht in dieselbe Kerbe schlagen.
Ich schreibe doch nicht für das Publikum (ok, zum Teil schon), sondern weil ich eine Geschichte zu erzählen habe. Und die kann ich doch nicht in so ein 0815-Format pressen, nur damit Ottonormalverbraucher in seinen Klischees bedient wird.

HauntingWitch

Mann, jetzt weiss ich wieder, was @RockSheep mal meinte mit dem vielen Aufwand beim Selfpublishing. Ich formatiere gerade mein Manuskript für den Buchblock, und mein Gott, wie ich diese Kleinarbeit hasse! Seitenzahlen, Abstände und vor allem Anführungszeichen! Ich weiss nicht, wie andere das machen, aber mein Wort kapiert das mit dem Ersetzen irgendwie nicht so, wie ich gerne hätte. :d'oh:

Aljana

Ach du Schreck. Erst hatte ja keiner was geschrieben, jetzt komme ich mit lesen nicht hinterher. :D

Was ich meinte, waren wirklich nicht die Bücher, die einfach nur nicht meinem Geschmack entsprechen. Ich bilde mir ein, durchaus filtern zu können, ob etwas einfach nicht gut gemacht ist, oder ob es einfach nur nicht meins ist.
Das Leid von Eis und Feuer zum Beispiel. Es ist fantastisch. Aber es ist nicht meine Geschichte. Gar nicht. Es macht mich nicht mal neugierig.

Aber dieses Buch, das ich in den Fingern hatte war einfach schlecht. Die Story dünn, die Charaktere ohne Tiefe, die Welt nicht lebendig, der Plot nicht schlüssig, die Konflikte kaum bis gar nicht vorhanden und Winzigkeiten wurden aufgebauscht.
all das habe ich der betreffenden Person auch geschrieben. Als SPlerin sagte sie ja, sei sie lernfähig und aufgeschlossen (aber es wäre nett, wenn ich das nicht so auf Amazon stelle, weil ihr das den Schnitt versaut). Ihre zweite Antwort-Email hat mich ja bald rückwärts vom Hocker gehauen. Sie war lieb, höflich, einsichtig, aber da stand allen ernstes 'Du hast das Buch ja echt sehr genau gelesen, dass dir all das aufgefallen ist.'

Ja wie liest man denn bitte sonst ein Buch? Gibts da nen Code? Nur jede zweite Seite oder jedes 50ste Wort? Im Übrigen habe ich das Buch, weil es mich so angeödet hat wirklich überflogen, dass mir vermutlich die ganz harten Knaller entgangen sind. Also nix von gründlich lesen.

Dennoch. Solche Bücher sehe ich in letzter Zeit ständig. Und ja, es frustriert dass dieser Mist in den Amazon-Charts dominiert und nicht wirklich gute und schöne Geschichten, die es gibt, was ich weiß, weil ich ja auch sehe und lese, was hier aus den Federn der TiZis entsteht. Das ist auch nicht alles meins. Aber das hat für sich Hand und Fuß und ist nicht einfach nur ein hingehudelte platte Geschichte verpackt in ein kitschig schönes Cover mit einem Klappentext, der so generisch ist, dass sich dahinter alles verbergen kann.

Zit

Zitat von: Witch am 24. Juli 2016, 13:58:36
Mann, jetzt weiss ich wieder, was @RockSheep mal meinte mit dem vielen Aufwand beim Selfpublishing. Ich formatiere gerade mein Manuskript für den Buchblock, und mein Gott, wie ich diese Kleinarbeit hasse! Seitenzahlen, Abstände und vor allem Anführungszeichen! Ich weiss nicht, wie andere das machen, aber mein Wort kapiert das mit dem Ersetzen irgendwie nicht so, wie ich gerne hätte. :d'oh:

Matthias Matting sagte in einem Kurs, dass er Buchsatz mit jutoh macht. Vielleicht ist das eine Alternative für dich? Mit Word rackert man sich ja ziemlich ab.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

HauntingWitch

Zitat von: Aljana am 24. Juli 2016, 14:15:48
Sie war lieb, höflich, einsichtig, aber da stand allen ernstes 'Du hast das Buch ja echt sehr genau gelesen, dass dir all das aufgefallen ist.'

Sorry, aber da musste ich jetzt lachen. :rofl: Die einen Leute, wirklich... Heisst denn das, die Person geht davon aus, dass ihre Bücher normalerweise eh nicht so genau gelesen werden?

@Zitkalasa: Ich dachte, jutoh sei nur für E-Books?

Ich bin an der Printversion (wegem E-Book schaue ich dann, wenn ich dort alles fertig habe). Das Problem mit den Anführungszeichen ist: Mein Word hat diese schöne Funktion "gerade Anführungszeichen durch typographische ersetzen". Gut, wenn ich das einhake, kommen statt der typographischen Anführungszeichen (auf unten, zu oben) Guillemets in der verkehrten Richtung, also offene und nicht geschlossene. In Büchern hat man ja geschlossene. Nehme ich das raus, habe ich überall gerade Anführungszeichen, die ich dann von Hand ersetzen kann, mit Copypaste oder ">>"+Autokorrektur (wenigstens das schluckt es). Sage ich dem Word, es soll die typographischen Anführungszeichen unten durch ein Guillemet mit Pfeilrichtung nach rechts ersetzen und das Anführungszeichen für "zu" nach links, schluckt es da nicht und macht mir wieder die geraden.  :brüll: Tja, ich werde wohl vorerst bei meiner ">>"+Autokorrektur bleiben.

Zit

Oh, okey, ich dachte, du machst gerade E-Book-Satz. Sorry.

Bei den Guillemets bin ich etwas verwirrt. In Deutschland sind diese verkehrtherum (>>Text<<), in der Schweiz macht ihr das aber doch wie Frankreich und setzt diese richtig rum (<<Text>>). Ich stehe gerade auf dem Schlauch und weiß nicht wie rum du nun setzen willst. :versteck:
Allerdings geht es, glaub ich, auch gar nicht anders als über Suchen und Ersetzen zuerst mit größer/ kleiner und dann Autokorrektor von größer/ kleiner in Guillemets. :(
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Aljana

@Witch Ich habe leider keine Ahnung, was zu der Aussage geführt hat. Insgesamt schien mir alles, wirklich alles einfach nur so oberflächlich, halb durchdacht. So: eine tolle Idee ist alles, da muss man nicht an der Umsetzung feilen. Alles, einfach alles, wofür ich den Zirkel so liebe, weil hier jeder echt Mühe und eben das viel zittierte 'Herzblut' in seine Geschichten steckt, all das lassen diese Werke vermissen, über die ich mich so aufregen könnte. aber am meisten regt mich einfach auf, dass die Leute das für gut halten.

Ich meine, ich tue mich schwer mit so Gedanken im allgemeinen, weil ich mir immer sage, jeder ist anders und geht Dinge anders an. Aber irgendwo ist einfach mal Schluss. Da mag ich nicht mehr vorgeben müssen, dass etwas halbgares einfach nur 'einen anderen Geschmack' anspricht. Es macht mich einfach traurig, dass Selfieverliebte 'Buchmädchen' (und nein, das soll jetzt auch keine Watsche an alle Blogger sein, aber es gibt sie einfach) zu Trendsettern und Sprachrohren minderwertiger Geschichten werden.

Ich meine, dank guten Büchern habe sogar ich gelernt, dass es Liebesromane gibt, die ich witzig und süß und ansprechend finden kann. Einfach, wenn es gut gemacht ist. Nur ist das der Durchschnitt der Bücher nicht mehr. Und klar lässt mich das auch an mir immer wieder zweifeln, ob ich selbst mir so ein Urteil überhaupt erlauben kann. Aber dann denke ich mir: Die selbsterkorenen Literatur-Götter, was zeichnet die denn heutzutage aus?


Zum Thema Buchsatz: Ich stecke auch mal wieder mittendrin und ja, es ist soooooooooo anstrengend, zeitraubend, nervenaufreibend und dröge. ... Nicht das, was ich am liebsten mache. Allerdings ist dieser Schritt dann doch wieder motivierend, weil es von da bis zum fertigen Buch echt nicht mehr weit ist. :D

wortglauberin

@Zitkalasa, dieses ermüdende Gefühl kenne ich auch, und ich glaube, es liegt zum Großteil an dem Problem, das Witch angesprochen hat- als Vielleser, aber vor allem als Schreiberling durchsteigt man eben viele generische Plots oder generell Geschichten oder vorhersehbare Charakterentwicklungen schneller als der "normale" Leser, weswegen es um einiges schwieriger ist, Bücher zu finden, die einen packen.

Auf der anderen Seite finde ich sehr spannend, dass du erwähnst, dass dir das auch in anderen Bereichen deines Lebens so geht, Witch- habe ich mir nämlich auch schon Gedanken darüber gemacht und bin zu keinem Ergebnis gekommen. Sprich: Zwingt uns das Schreiben zu diesem Mit- Der- Welt- Auseinandersetzen oder andersherum? Lustig daran ist halt nur, dass es, glaube ich, viele schreibende Menschen gibt, die sich eher weniger mit ihrer Umwelt auseinandersetzen.  ???

HauntingWitch

@Zitkalasa: Ich möchte die deutschen, schreibe ja nicht nur für den Schweizer Markt. ;) Aber habe es jetzt mit Ersetzen von Hand hinbekommen. Trotzdem danke.

@Aljana : Mir geht es immer noch genau gleich.  :knuddel:

Alles Weitere morgen, bin gerade unterwegs und gleich offline.

Jiela

Zitat von: Witch am 24. Juli 2016, 20:03:09
@Zitkalasa: Ich möchte die deutschen, schreibe ja nicht nur für den Schweizer Markt. ;)
Aus reiner Neugierde: Arbeitest du mit einer schweizer Tastatur? Verwendest du ß?

Ilva

Zitat von: Jiela am 24. Juli 2016, 20:35:27
Zitat von: Witch am 24. Juli 2016, 20:03:09
@Zitkalasa: Ich möchte die deutschen, schreibe ja nicht nur für den Schweizer Markt. ;)
Aus reiner Neugierde: Arbeitest du mit einer schweizer Tastatur? Verwendest du ß?
Ich bin zwar nicht Witch, aber auch aus der Schweiz. :) Ich mach das so: Während ich schreibe, steht die Sprache auf "Deutsch (Schweiz)", weil ich das Eszett nicht auf der Tastatur habe. Sonst würde mich die Rechtschreibhilfe nur nerven. Bin ich dann fertig, stelle ich um auf "Deutsch (Deutschland)" und lasse mir diesen seltsamen Buchstaben im Nachhinein dazufügen. Da ich die Regel nicht kann, hoffe ich dann einfach, Word weiss es besser.  ;D

Mein Word kennt auch "Deutsch (Österreich)" und ich hab bisher noch nicht rausgekriegt, wo die Unterschiede liegen.

Sprotte

Die ß-Regel hat meine Nachbarstochter mir soooo schön erklärt:
Maße (langes A) und Masse (kurzes A). Ich hab damit immer gekämpft, weil ich ja noch mit der guten alten Rechtschreibung aufgewachsen bin und deutlich nach Schulende auf die Neue umsatteln mußte. (musste, aber hier darf ich noch nach ADR schreiben :vibes:)

Jiela

Als ich mit 10 Jahren nach Deutschland kam, wurde ich damit ein wenig gequält. Heute kann ich die Regel mehr oder weniger und verwende auch Eszett, wenn ich in Deutschland an deutscher Tastatur schreibe. Du Umstellung braucht dann immer einen oder zwei Tage.

@Ilva: Nervt es dich nicht, immer alles zu korrigieren?

HauntingWitch

So, wo sind wir gestern stehen geblieben? ;)

@Aljana: Ich würde zwar gerne sagen "ärgere dich nicht", aber das wäre natürlich Quatsch, denn ich ärgere mich auch immer wieder über genau diese Punkte, die du angesprochen hast. Mir hilft es aber, mir ins Bewusstsein zu rufen, dass Qualität eben nicht alles ist, was Erfolg ausmacht, und dass diese Leute früher oder später lang hinfallen werden. Und diese Oberflächlichkeit, oh ja...  ::)
In der Literatur lässt es sich nicht so gut beobachten wie z.B. bei der Musik, und es ist etwas unterschiedlich, weil es anders konsumiert wird, aber oberflächliche Werke neigen in der Regel dazu, sehr schnell sehr erfolgreich zu werden (eben weil es viele Leute mit geringen Ansprüchen gibt), verschwinden aber auch genauso schnell wieder. Die Sachen, die wirklich bestand haben, sind meistens nicht oberflächlich. Ausnahmen bestätigen die Regel. ;) Ich glaube, man kann dagegen nichts machen, ausser sich auf die Dinge zu konzentrieren, die einem Freude machen und einen nicht aufregen. Ich lese deswegen in letzter Zeit fast nur noch Sachen von meinen All-Time-Favorites.


Zitat von: wortglauberin am 24. Juli 2016, 19:48:08
Auf der anderen Seite finde ich sehr spannend, dass du erwähnst, dass dir das auch in anderen Bereichen deines Lebens so geht, Witch- habe ich mir nämlich auch schon Gedanken darüber gemacht und bin zu keinem Ergebnis gekommen. Sprich: Zwingt uns das Schreiben zu diesem Mit- Der- Welt- Auseinandersetzen oder andersherum? Lustig daran ist halt nur, dass es, glaube ich, viele schreibende Menschen gibt, die sich eher weniger mit ihrer Umwelt auseinandersetzen.  ???

Ich glaube, das ist eine Wechselwirkung. Wir schreiben, weil wir uns stark mit der Welt auseinandersetzen und gleichzeitig verstärkt das Schreiben die Notwendigkeit, sich mit der Welt auseinanderzusetzen. Immer, wenn man etwas schreibt, worüber man nichts oder nur wenig weiss, recherchiert man und setzt sich dadurch mit dem Thema auseinander. Gleichzeitig interessiert einen das Thema so sehr, weil es einen beschäftigt.
Bei deinem letzten Satz kommt mir eine Aussage von Elizabeth George in den Sinn. Sie sagte sinngemäss: "Es gibt 'Schriftsteller' und 'Autoren'. Autoren sind Leute, die sich nach dem schnellen Erfolg sehnen, schnell viel Geld verdienen möchten, berühmt sein möchten und sich von den Podesten lächeln sehen. Deshalb schreiben sie. Schriftsteller dagegen, sind Leute, die sowieso schreiben würden, weil sie nicht ohne können." (Das ist aus ihrem Buch übers Schreiben).
Ob man die Worte genau so betrachten will, sei dahingestellt, denn schliesslich sind ja viele Schriftsteller auch ein bisschen Autoren. ;) Aber dass es diese zwei Autoren-/Schriftsteller-Typen gibt, das glaube ich sehr wohl. Und ich glaube, hier im Tintenzirkel sind die meisten eher der "Schriftsteller"-Typ und diese Leute, die Aljana z.B. beschreibt, sind eben mehr der "Autor"-Typ.

@Jiela: Ich mache das wie Ilva, wobei ich jetzt am Wochenende "Deutsch (Deutschland)" als Standard-Wörterbuch eingestellt habe.

Dämmerungshexe

Zum Thema Buchsatz: finde ich eine wundervolle Arbeit, sehr entspannend, meditativ. Ich benutze InDesign. Hab im Büro schon ein großes wissenschaftliches Werk gesetzt, mit Tabellen, Randspaltentexten, Bildunterschriften, Zitate, Hervorhebungen, Einheiten, Daten, Fußnoten. Herrliche Arbeit. Am schönsten eigentlich der ausgeglichene Flattersatz, da war sogar mein Chef beeindruckt und der nimmts immer sehr genau bei sowas.

Hatte mir schon mal überlegt mich irgendwann selbstständig zu machen und dann sowas für SPler anzubieten.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques