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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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FeeamPC

@Witch :

Wenn das Buch so festgefahren ist, brauchst du keinen Betaleser, sondern ein Zwischendurch-Lektorat, was dir sagt, wo genau die kritischen Stellen sind. Man wird seinen eigenen Büchern gegenüber betriebsblind, insbesondere, wenn man sie schon so lange bearbeitet.

Sternsaphir

Zitat von: Witch am 01. August 2016, 12:10:28
Mir geht es gerade ähnlich. Ich bin wieder einmal kurz davor, meine Engels-Projekt einzustampfen, endgültig, für immer. Ich mag einfach nicht mehr. Habe ich doch alles von vorne noch einmal neu aufgerollt und jetzt tauchen wieder an allen Ecken und Enden Löcher auf. Ich bin auch kein bisschen weiter, ich dachte, das wird jetzt endlich mal so ein richtiger Roman, mit 300 Seiten oder so. Aber nei, ich habe wieder einmal nur 200 und bin schon im letzten Drittel angekommen, ich glaube nicht, dass da noch soo viel zu ändern ist. Gleichzeitig passt mir dieses Ende, wie es bisher war, aber auch überhaupt nicht. Jetzt weiss ich nicht, ob ich da wirklich eine Verbesserung erreiche oder alles nur verschlimmbessere und es lieber einfach lassen sollte. Das Problem ist einfach, dass bisher jeder Einstampfversuch schief gegangen ist. Das halte ich dann genau ein paar Wochen aus und dann fange ich wieder von vorne an. ::) Und ich hab das Ding so lieb, das begleitet mich jetzt seit fast 10 Jahren. Ich krieg das Heulen, wenn ich daran denke. :-\

Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst.
Ich neige auch dazu, alles zu verschlimmbessern, wenn ich zulange auf ein Problem fixiert bin.

Ich schließe mich FeeamPC an.
Wenn Du das Projekt so liebst, will es geschrieben werden. Da wäre ein kritisches Lektorat vielleicht sehr hilfreich.
Hast Du denn schon Betaleser?

HauntingWitch

Ja, das habe ich mir auch schon gedacht mit dem Lektorat. Ich möchte jetzt noch eine Sache einbauen bzw. neu schreiben, mit der ich sehr unglücklich bin. Danach müssen Unlogiken gebügelt und der Stil vereinheitlicht werden. Dafür werde ich mir wohl jemanden suchen.

@Sternsaphir: Die Sache mit dem Kurs würde ich nicht so ernst nehmen. Das ist Kundenfängerei, würde mein Vater sagen. ;) Einfach weiter an der eigenen Schreiberei arbeiten, das ist immer richtig.

Aljana

@Witch Ich würde auch vorschlagen, es in ein Lekorat zu geben oder aber einen sehr guten zuverlässigen Buchpaten zu suchen.
Man glaubt manchmal gar nicht, was man so alles noch rausholen kann und selbst mein fix und fertig durchgeplotteter und geschriebener Epos hat in einen sehr späten Abeitsschritt noch gehörig zugelegt, weil ich eine Perspektiv unter den Tisch fallen gelassen hatte, von der mir selbst nicht bewusst war, dass sie nicht ankommt. In meinen Kopf war es einfach logisch, dass man die Entwicklung dieser Figur mit den wenigen Brocken begreifen musste, die ich dem Leser hingeworfen hatte. Es flogen dann einige weniger relevanten Teile raus aber insgesamt waren die Endfassungen dann 100 Seiten länger.

Ich bin der Betaleserin heute noch dankbar, dass sie mir da sehr unfreundlich den Kopf vor die Wand gehauen hat.
Also mach es einfach. Und selbst wenn es nachher 'nur' 250 Seiten werden. Wenn die Geschichte rund ist, warum denn nicht. muss ja nicht immer alles total ausgewalzt werden. Einige Bücher, die man heute als Weltliteratur ansieht sind auch nicht länger.

Sternsaphir

Oh, Mann.
Gestern nacht aus dem Stand 6k getippt.   :gähn: Es war ausgerechnet die wichtige Schlüsselszene und obwohl ich nicht so recht im Flow war, konnte ich nicht aufhören.
Grad lese ich mir das Geschriebene durch und muss mich durch lauter Rechtschreib- und Inhaltsfehler kämpfen. Keine Ahnung, was mich gestern getrieben hat, aber da muss gestern eine Wahnsinnige an der Tastatur gesessen haben. Eine Wahnsinnige mit dem Wortschatz einer Zehnjährigen.
Spät abends kann ich eigentlich am besten schreiben, aber sooo spät nachts (3 Uhr) ist dann doch die Luft wohl raus.
Aber die Szene ist im Kasten und kann nun aufpoliert werden. Hach, endlich löst sich das Rätsel, dass sich durch den gesamten Roman zieht.  :vibes:

Aljana

 :vibes:

Oh das klingt voll gut. Solche Stellen sind einfach nur ... hach ... flashbacks ... so was ist toll. Gratuliere. Und wow. 6k ist ne Leistung.

FeeamPC

Sternsaphir, wenn du 6k "nicht im Flow" nennst, dann möchte ich nicht wissen, was bei dir "im Flow" ist.

Sternsaphir

#21037
Dankeschööön!
Die Szene habe ich seit fast einem halben Jahr im Kopf gehabt. Sie musste endlich raus, aber ich wollte sie im Kontext schreiben, also wenn ich mit der Geschichte soweit bin.
Daher rutschten die 6k so schnell raus. Es war alles schon fertig, selbst wer was sagte und wie er sich verhielt. Ich hätte eigentlich noch viel ausführlicher sein müssen, aber ich wollte erstmal, dass das Grobe steht.
Ich hatte nicht so das richtige Flow-Gefühl wie sonst. Ich bin nicht richtig eingetaucht, habe eher nur aus dem Gedächtnis den Text abgearbeitet, anstatt ihn neu zu kreieren. Und rein erzähltechnisch ist er noch sehr holprig. Wenn ich im Flow bin, schreibe ich wesentlich flüssiger und habe einen größeren Wortschatz. Ich hätte gestern vielleicht ein kleines Glas Wein dazu trinken sollen, dann bin ich wesentlich entspannter und wortgewandter.  :prost:
Ich bin aber so froh, dass die Szene endlich steht. Jetzt kann ich endlich auch ein wenig Fluff mit einbringen und meine Chars dürfen sich versöhnen.

Lothen

Das klingt super, Sternsaphir!  :pompom: 6k ist wirklich eine ordentliche Leistung! Und wenn du die Szene schon so lange im Kopf hattest, dann wird es sicher auch schön, wenn du sie dann noch ausschmücken und verschönern kannst. ;)

Oh Mann, ich fürchte, ich muss meinen kompletten Plot umstrukturieren - und ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Es sind einfach viel zu viele lose Fäden, zu viele Sideplots, kein roter Faden und bleibt viel zu oberflächlich. Jetzt hab ich die Wahl, eiskalt Sideplots zu streichen mit der Gefahr, die Leser am Ende zu enttäuschen, weil viele Aspekte auf der Strecke bleiben, oder den Plot doch auf zwei Bände aufzuteilen. Dafür muss ich aber den Spannungsbogen ganz anders aufziehen.

Arrrgh, hab ich schon mal erwähnt, dass ich plotten ganz unglaublich hasse. :D

KaPunkt

Ein  :knuddel: für @Lothen - Pause machen, in Ruhe nachdenken, erbarmungslos umstricken.
Ein  :o für @Sternsaphir Reife Leistung, auch wenn du nicht ganz glücklich bist. Dafür gibt es Überarbeitungen.

Womit ich auch schon elegant beinahe beim Thema wäre. Kurz vor der Überarbeitung kommt, genau: das Ende.
Ich stehe vor dem letzten Kapitel. Das nicht besonders lang sein wird.

Ich trau mich nicht. *mimimi* Ich will nicht. *mimimi* Das ging alles so schnell *mimimi* (man hört sarkastisches Lachen im Publikum, aber für mich ist ein Jahr Schreibdauer eine geradezu unglaubliche Beschleunigung)
Das fühlt sich alles so anders als letztes Mal. *mimimi*

*schleicht sich wieder ins Dokument*

Liebe Grüße,
KaPunkt

She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Lothen

Zitat von: KaPunkt am 09. August 2016, 22:15:48
Ein  :knuddel: für Lothen - Pause machen, in Ruhe nachdenken, erbarmungslos umstricken.
Dankeschön! :knuddel: Diese analytische Herangehensweise an den Plot gefällt mir gar nicht und macht mir auch überhaupt keinen Spaß, aber ich glaube, ich muss jetzt einfach mal eine vernünftige Liste erstellen, was ich eigentlich mit welchem Handlungsstrang überhaupt will, wo der Mehrwert liegt und wo sich der rote Faden versteckt. Argh, ich hab das Gefühl, immer, wenn ich mich an komplexen Plots versuche, renne ich komplett gegen die Wand dabei. Vielleicht sollte ich das lieber lassen ...  ::)

Was dein Schluss-Problem angeht, Kapunkt, ich kann dir eine formschöne, schwungfähige Pfanne anbieten, ein paar besonders motivierende Pompoms oder ein Tässchen "alles halb so schlimm"-Tee? Oder lieber alles zusammen? Loslassen ist immer schwer, aber der nächste Roman kommt bestimmt. Und die Überarbeitung sowieso. ;)

Sternsaphir

@ Lothen:
Ich stimme KaPunkt zu. Pause machen und nochmal mit Abstand an das Werk herangehen.  :knuddel:

@ KaPunkt:
Ich kenne diesen Trennungsschmerz. Eine Ära des Schreibens geht zu Ende. Mach daraus ein schönes Ende mit einem abgerundeten Werk.  :knuddel:
*Kekse und Pfanne zur Motivation bereithält*

Siara

#21042
@Lothen: Also ich fand deine Plots bisher nie nur einfach gestrickt, und gegen die Wand gefahren hast du sie schon gar nicht. :P Aber ich weiß, was du meinst. Gerade wenn man größtenteils Bauchschreiber ist, verheddert man sich ja gerne mal in seinen tausend Ideen, die am Wegesrand noch aufgetaucht sind. Trotzdem finde ich meistens besonders diese Romane wirklich gelungen. Die Sideplots verleihen Tiefe und Authentizität, und außerdem schafft man sich selbst ja auch viele Möglichkeiten für nette Twists und unerwartete Zusammenhänge. Bei mir bleibt es dann meistens an der Überarbeitung hängen, die im Grunde die eigentliche Arbeit bedeutet. Zitat Shannon Hale: "Writing a first draft and reminding myself that I'm simply shoveling sand into a box so that later I can build castles." Aber wenn es wirklich so ungeordnet ist, wie du sagst, ist ein bisschen umzuüberlegen sicher nicht verkehrt. Wird schon, meistens lässt es sich im Nachhinein ja doch fügen.

@Sternsaphir: Das klingt wirklich super! Ob nun "Flow" oder nicht - wenn man einfach nicht aufhören kann und man eben eine solche Menge schreibt, läuft irgendetwas verflucht richtig. Freut mich sehr für dich!

@KaPunkt: Und, bist du inzwischen mit dem Ende vorangekommen? Ich drücke die Daumen, dass der Blues nicht allzu schlimm wird. Und es gibt ja auf jeden Fall ein Wiedersehen während der Überarbeitung. ;)

Ach Mann, Leute. Ich kämpfe ja mittlerweile schon seit eineinhalb Jahren mit vollkommen verkrampftem Schreiben, zu hohen Ansprüchen, Frustration und Unlust. Die blockierenden Lebensumstände habe ich inzwischen aus dem Weg geräumt. Auch das Projekt, das schlecht geplant war und auch sonst nicht meinen Vorstellungen entsprach, ist in der Schublade vergraben. Jetzt sitze ich an etwas Neuem. Und ich finde es genial. Begeisterung für Figuren, für Plot und Twists und sogar die Erzählweise. Wichtiger noch: Ich habe wieder Lust zum Schreiben, habe Ideen. Dann setze ich mich ans Dokument, und ... es macht keinen Spaß. Kein Flow, keine aus dem Unterbewusstsein auftauchenden Formulierungen, die mich selbst überraschen, keine Leidenschaft. Zwischendurch habe ich tatsächlich seit Ewigkeiten eine Kurzgeschichte geschrieben, bei der es sich angefühlt hat wie früher und die klasse gelungen ist. Ganz kaputt ist meine Schreibfähigkeit also nicht. Aber seit Wochen herrscht wieder Flaute. Meistens schreibe ich einen Abend, bin unzufrieden und frustriert, verliere die Lust, die eine Woche später wieder auftaucht, ich traue mich wieder ran, und das Spielchen beginnt von Neuem. Kann mir mal bitte jemand sagen, wo mein Problem liegt? :wums:
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Sternsaphir

Vielleicht hast Du im Unterbewusstsein zu hohe Erwartungen an Dein Projekt oder an Dich selbst?
Einen Flow kann man leider nicht erzwingen. Vielleicht gibt es irgendetwas, was Dich noch stört.
Wenn ich eine Schreibblokade habe bzw. trotz Schreiblust durch den Text quäle, stelle ich mir manchmal vor, für wen ich die Geschichte schreibe (z.B. für meine Freunde). Ich stelle mir deren Gesichter vor, wie sie auf diese oder jene Szene reagieren würden.
Wenn ich überhaupt nicht weiterkomme, trinke ich gern auch ein Glas Wein, das lockert bei mir die innere Anspannung und ich schreibe einfach los, egal, was vorher mein innerer Zensor davon hielt. Ich möchte Dich natürlich jetzt nicht zum Alkoholkonsum anstiften, sondern nur kleine Anstöße geben, was mir in solchen Situationen geholfen hat.
Oder ich setze mich anderweitig mit dem Projekt auseinander: zeichne Szenenbilder, bastel "Merchandising-Artikel" (z.B. Schmuck, der eine wichtige Rolle im Buch spielt) etc.
Ich drück Dir die Daumen, dass Du bald wieder in den Flow findest.  :knuddel: *Schreib-Schokolade rüberreich*

HauntingWitch

@Siara: Ich glaube, das hat sehr viel mit dem eigenen Anspruch zu tun. Seit eineinhalb Jahren, sagst du? Hm, wenn ich mich recht erinnere, ist deine Veröffentlichung kurz vor meiner gekommen und meine ist jetzt eineinhalb Jahre her. Was ich sagen will: Vielleicht hast du unbewusst das Gefühl, dass alles, was jetzt kommt, mindestens genauso gut oder natürlich viel, viel besser sein muss und die Angst davor, dass es das nicht ist, hemmt. Mir geht es oft so, ich habe immer das Gefühl, jedes nächste Projekt muss unbedingt viel besser sein als das vorherige. Dabei ist das Quatsch, das kann man ja selbst gar nicht richtig beurteilen. Dieses Gefühl "wie früher" stellt sich nicht mehr so oft ein, weil dieser Hintergedanke, "aber es muss dann auch gut sein", da ist. Ich weiss nicht, wie es bei dir ist, ich hatte den Gedanken früher nicht. Jedenfalls nicht, bevor ich angefangen habe, mich bei Verlagen zu bewerben.

Was ich bei mir feststelle, ist, dass ich sehr oft während dem Schreiben - oder dem Herunterschreiben, wie ich es mittlerweile nenne - keinen Spass in dem Sinne empfinde. Flow ja, Freude manchmal auch, aber dieser Spass, dieser Enthusiasmus... Den habe ich immer während der Vorarbeit und wenn mir die Ideen kommen, aber während der Produktion sozusagen nicht. Woran das liegt, weiss ich auch nicht.