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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Christopher

Was denn genau für eine Plotmethode Coppi? Das klingt nicht schlecht. Mehr Kontext bitte! ;D

Ich hab bisher eigentlich nur im NaNo geplottet. Nicht, weil ich den roten Faden unbedingt bräuchte, sondern eher, damit ich sicher weiß was ich noch alles schreiben will/muss. Dann ist die Gefahr die 50k nicht zu knacken wesentlich geringer.
Wie genau plottest du denn? Ich nehm z.b. nur die wichtigen Dreh- und Angelpunkte der Geschichte, Also die, die Probleme bereiten könnten, und bereite mich da etwas vor. Der Rest ist Bauchschreiberei.


Dazwischen bin ich mal wieder (immer noch?) am Überarbeiten und stelle fest: Entweder bin ich unkreativ oder ich erinner mich zu gut. Ich korrigiere gerade ein paar uralte Szenen und füge dabei hier und da noch etwas ein oder streiche etwas, was sie (hoffentlich) verbessern. Dabei ist mir jetzt schon öfter passiert, dass ich denke: Diese oder jene Geste/Bewegung würde das Ganze noch unterstreichen und besser machen. Also füge ich sie mühsam in den Text ein, ohne ihn komplett umschreiben zu müssen.
Und ein paar Zeilen weiter sehe ich, dass ich genau diese Geste/Bewegung schon eingebaut hatte. Nur eben 1-2 Sätze später. Und da passt sie auch so viel besser  ::)
Be brave, dont tryhard.

HauntingWitch

Zitat von: Coppelia am 11. Juli 2015, 06:44:00
Der Spaß ist bei mir sehr launisch. Inzwischen sind die Selbstzweifel schon wieder so groß, dass ich mich kaum traue zu plotten aus Angst, die Story zu versauen, während ich noch denke, die Idee an sich ist gut - nur dass sie niemanden interessiert.

Ich glaube, das ist ein gefährlicher Gedanke. Ob es jemanden interessiert. Das kann man ja nie wissen, wenn man es nicht ausprobiert hat. Ich weiss, wie schwer es ist, den beiseite zu schieben, aber das ist es, was wir eigentlich tun sollten. Das schreiben, was uns selbst interessiert, das, was wir schreiben wollen, ohne uns zu fragen, ob es jemanden interessiert. Das Aufmerksamkeitstierchen einsperren und uns auf die eigenen Glücksgefühle dabei konzentrieren. Schreib dagegen an, Coppi, du bist gut (und das sage ich jetzt nicht einfach nur so) und etwas anderes kannst du sowieso nicht tun, wenn du dich nicht verkriechen und das Schreiben an den Nagel hängen willst.  :knuddel: Ich hoffe, dein Plotproblem löst sich bald.

Ich plotte nicht mehr. Eine Zeit lang dachte ich, dass das wichtig ist, damit es nicht so ein Chaos gibt wie bei meinem Erstling, aber ich habe festgestellt, dass zu viel plotten mir den Spass an einem Skript verdirbt. Ich blockiere mich dann selbst, weil ich denke, dass es genauso sein muss und nicht anders und dadurch fahre ich alles an die Wand. Deshalb mache ich mittlerweile nur noch grobe Konzepte: Wer, was passiert ihm/ihr, wohin führt das Ganze in etwa? Alles andere finde ich dann beim Schreiben heraus.

Ich befinde mich immer noch im Flow. Seit Tagen schon, immer abends und immer gleich so lange Szenen. Ich komme nicht mehr nach, meine Gedanken sind tausendmal schneller, als ich schreiben kann.

Drachenfeder

Zitat von: Witch am 12. Juli 2015, 12:49:44
Ich glaube, das ist ein gefährlicher Gedanke. Ob es jemanden interessiert. Das kann man ja nie wissen, wenn man es nicht ausprobiert hat. Ich weiss, wie schwer es ist, den beiseite zu schieben, aber das ist es, was wir eigentlich tun sollten. Das schreiben, was uns selbst interessiert, das, was wir schreiben wollen, ohne uns zu fragen, ob es jemanden interessiert.

So sehe ich das auch und doch sind es genau diese Gedanken, die auch mich ab und an anspringen und mich zweifeln lassen. Doch im Endeffekt habe ich es bisher immer so gehandhabt. Ich habe das geschrieben, was mich selbst interessiert bzw. woran ich beim Schreiben am meisten Spaß habe und zum Schluss kam immer das gleiche heraus: Es hat die Leute interessiert! Nicht jeden, aber viele und das ist einfach normal. Man kann es nicht jedem Recht machen. Daher bitte auf dein Herz hören Coppelia.


@Witch oh ja, zu viel Plotten ist auch für mich nichts. Doch ganz ohne versinke ich im Chaos  :-\





FeeamPC

Irgendwann werde ich mal anregen, hier im Tintenzirkel eine Bibliothek der nicht verlegten (oder auch nur  der  nicht fertig geschriebenen) Bücher einzurichten. Davon scheint es hier eine Menge zu geben, und durchaus von guter Qualität.
Wenn ihr guten Schreiberlinge bloß nicht alle soviel Selbstzweifel hättet ...
Nach allem, was ich im NaNo gelesen habe, sind die meisten Tintenzirkler längst auf veröffentlichungsreifem Niveau.

HauntingWitch

Zitat von: Drachenfeder am 12. Juli 2015, 13:20:06
So sehe ich das auch und doch sind es genau diese Gedanken, die auch mich ab und an anspringen und mich zweifeln lassen.

Ja, mich auch, aber deshalb sage ich das ja. Ich glaube, man kann sich nur immer wieder daran erinnern. Den Rest hast du total schön gesagt, das heitert mich auch gerade total auf.  :vibes:

Zitat von: FeeamPC am 12. Juli 2015, 14:35:58
Wenn ihr guten Schreiberlinge bloß nicht alle soviel Selbstzweifel hättet ...

Na, ich glaube, dann wären viele nicht so gut (allgemein gesprochen, jetzt). ;D

Alana

Zitat von: Witch am 12. Juli 2015, 12:49:44
Ich befinde mich immer noch im Flow. Seit Tagen schon, immer abends und immer gleich so lange Szenen. Ich komme nicht mehr nach, meine Gedanken sind tausendmal schneller, als ich schreiben kann.

Oh, das ist aber schön, das freut mich riesig für dich.  :vibes:

Ich komme allerdings auch nur in den Flow, wenn ich exzessiv geplottet habe. Ich plotte mittlerweile immer nach der Methode von Cathy Yardley, sie hat da eigentlich nur altbekanntes Wissen zusammengefasst, aber sie hat daraus eine Schritt für Schritt Anleitung mit vielen genialen Tipps verfasst, die ich mittlerweile bei jedem neuen Projekt verwende und womit ich mir letztes Jahr drei an die Wand gefahrene Bücher gerettet habe. Ich werde da allerdings auch manchmal zu dogmatisch, dann muss ich mich daran erinnern, dass das alles nur Tipps sind, die mir helfen sollen, die ich aber nicht sklavisch befolgen muss.

Cathys Buch: "Rock your plot". Leider nur auf englisch. Sehr lesenswert ist auch ihr "Write every day".
Alhambrana

Kayla

So ein Buch bräuchte ich auch. Leider ist mein englisch nicht sehr gut.  :( Und auf deutsch habe ich noch kein gutes gefunden.

Zurzeit schreibe ich frei Schnauze und bin überrascht, was dabei raus kommt. Plotten tue ich nur nebenbei. Das Meiste habe ich im Kopf.

@Alana: Das Buch ist gestern angekommen.  :vibes:

Coppelia

#20047
Sorry, dass ich mich nur immer morgens zurückmelde ... irgendwie ist bei mir zurzeit ständig so viel los.

Danke für eure netten Worte! :D

Was die Plotmethode betrifft: Nennt sich Schneeflocken-Methode, aber sie ist wohl etwas anders als die, die hier im Forum vorgestellt wurde. Da meine Infos von Pandorah stammen und ich nicht weiß, wie es mit dem Copyright aussieht, fragt ihr sie am besten sie selbst. Insgesamt ist die Methode nützlich für mein Problem, dass ich zwar gut innere Handlung plotten kann, d. h. grundsätzliche Konflikte und das Verhältnis zwischen Figuren, aber daraus oft keine äußere Handlung machen kann, also die konkrete Action/Handlung, die sich aus dem Problem und der Konstellation ergibt. Die Methode hilft mir dabei, den grundsätzlichen Konflikt in Handlung umzusetzen. Ich mache das für alle wichtigen Figuren, damit ich weiß, was wer zu welchem Zeitpunkt der Geschichte macht. Trotzdem geht es bestimmt besser. Ich seh mir mal deinen Buchtipp an, Alana - das klingt gut.
Ich habe kein Problem mit sorgfältigem Plotten, weil für mich das Formulieren der eigentliche Spaß ist. Ich finde Handlung auch dann noch spannend, wenn ich weiß, wie sie ausgeht.

Danke auch für eure netten Worte wegen der Selbstzweifel. Auch wenn ich manchmal zweifle, ob ich gut genug schreibe, um überhaupt zu veröffentlichen, weiß ich, dass ich soweit eigentlich schon bin. Bzw. stilistisch. Aber das finde ich jetzt auch nicht das Schwierige - für mich ist das Problem, mit meinen Themen Leute zu erreichen. Während ich den Eindruck habe, das sich viele Autoren von sich aus auch für die Dinge interessieren, die viele andere Menschen ebenfalls interessieren, sind es bei mir eher spezielle Dinge und Figuren. Ich habe auch schon Zeiten hinter mir, in denen ich nur für mich geschrieben habe, und vielleicht mache ich es auch wieder - ich weiß dann aber, dass ich für die Schublade schreibe. Und dazu habe ich im Augenblick irgendwie keine Lust. Darüber nachgedacht, das Schreiben aufzugeben, habe ich auch schon, und während ich es mir früher nie vorstellen konnte, bin ich jetzt nicht mehr so sicher, dass es nicht irgendwann doch soweit kommt. Aber ich denke, wenn, dann noch nicht.
Daher soll jetzt geplottet werden, und wegen des Plotproblems bräuchte ich mal Hilfe.

@ Witch
Das ist echt toll! :D

Christopher

Zitat von: Coppelia am 13. Juli 2015, 06:23:02
Aber das finde ich jetzt auch nicht das Schwierige - für mich ist das Problem, mit meinen Themen Leute zu erreichen. Während ich den Eindruck habe, das sich viele Autoren von sich aus auch für die Dinge interessieren, die viele andere Menschen ebenfalls interessieren, sind es bei mir eher spezielle Dinge und Figuren.

Mir schoss gerade so durch den Kopf, dass es eigentlich jedem Fantasyautoren so geht. Mal mehr mal weniger starke Ausprägung, aber im Grunde sitzen wir alle im selben Boot. ;)
Be brave, dont tryhard.

Coppelia

Da ist schon irgendwie was dran, Christopher. :) Wobei ich allerdings schon den Eindruck habe, dass Leute mit Mittelalter-Settings die Nase vorn haben. Aber das ist nun mal nicht mein Traum-Setting.

Blackhat

Wobei Bernd Perplies doch jetzt gerade mit seinem "Imperium der Drachen" auch eine Reihe vorlegt, die eher in der Antike verortet ist. Da scheint doch was zu gehen.

Coppelia

Ich habe das im Auge, ja, und hoffe es ... wobei das natürlich auch nach hinten losgehen kann. Aber ich kann es ja doch nicht beeinflussen. Ich weiß, all das sagt nichts über die Qualität meiner Schreiberei aus (wobei das Wissen nicht unbedingt gegen den Frust hilft). Und ich möchte den Thread dazu nicht weiter zweckentfremden. :)

Morgen wird dann wieder geplottet.

Lothen

Mittelalter ist doch fad. Das macht doch jeder. ;) Ich hab schon oft gehört, dass das manchen Lesern schon zum Hals raushängt und sie sich nach was Neuem sehnen.

Ich finde, dass gerade andere Settings (egal ob zeitlich oder regional oder beides) ihren besonderen Reiz haben - vor allem, wenn die Autoren sich gut damit auskennen. Und die Antike fasziniert garantiert viele Leser, davon bin ich überzeugt. Es hat schließlich seinen Grund, dass Serien wie "Spartacus" oder "Rome" so erfolgreich waren.

Außerdem hab ich den Eindruck, dass man vorher nie absehen kann, was den Leuten gefällt. Dass ein SM-Roman so einschlägt wie "Shades of Grey" hätte mit Sicherheit vorher auch niemand prophezeit.

Norrive

@Lothen : Das liegt daran, dass das kein SM-Roman ist, sondern mehr oder weniger normale Romance mit dem klassischen Typ, der nichts von Beziehungen hält, und der naiven Schönheit, die ihn bekehrt. Gewürzt mit dem, was sich jemand wie EL James (und offenbar einige andere) so als SM vorstellt :wums: Nichts gegen die Leute, denen das Buch gefällt, aber man sollte sich bewusst sein, was man da liest.
Nur weil Christian Grey Handschellen im Keller hat ist das ganze kein SM  :wart:

Zum Thema Epochen: Ich MAG das Mittelalter als Setting. Und warum? Die Atmosphäre. Ich mag Burgen und Schlösser, ich mag handgenähte Kleider und Umhänge, das Pferd wäre das Transportmittel meiner Wahl, wenn das heute irgendwie Sinn machen würde ;D
Vom Schreiben her bietet sich europäisch-mitteralterlich einfach an, weil man einen Grundkatalog hat, den die Leser schon kennen (Setting, Religion, Moral....). Darüber hinaus kann man Simple Konflikte ohne großes Aus-dem-Fenster-lehnen aufbauen, da die heutigen schnellen Kommunikationswege nicht gegeben sind. Niemand kennt das Gesicht des Thronfolgers von Facebook oder RTL exklusiv oder kann mal eben Googeln, ob der Kölner Dom wirklich gerade abbrennt oder sowas.
Ich mag daran, dass man die Geschichte einer Reise erzählen kann, weil man sich eben nicht mal fix in den ICE nach Hamburg setzen kann, sondern eine Reise einen ganz andern Aufwand und Fallhöhe hat. Und im Mittelalter scheint Fantasy einfach viel epischer und mysteriöser. Der verhüllte Fremde in der Taverne hat irgendwie viel mehr Reiz als bspw. eine der Mächtigen Drei bei Starbucks  :rofl:

HauntingWitch

Zitat von: Coppelia am 13. Juli 2015, 06:23:02
@ Witch
Das ist echt toll! :D

Langsam ist es nicht mehr so toll, ich schlafe zu wenig und esse jetzt neuerdings auch zu wenig. Ich dachte das zwar gestern Nachmittag schon und dann ist es doch noch einmal gekommen, aber jetzt stehe ich definitiv im Plot an, das erzeugt vermutlich so etwas wie eine automatische Pause. Wäre schon gut, mal wieder den Kopf auszulüften.

Zitat von: Lothen am 13. Juli 2015, 17:50:10
Außerdem hab ich den Eindruck, dass man vorher nie absehen kann, was den Leuten gefällt. Dass ein SM-Roman so einschlägt wie "Shades of Grey" hätte mit Sicherheit vorher auch niemand prophezeit.

Das finde ich nicht so ein gutes Beispiel, weil mir mal aufgefallen ist, dass das überwiegend Frauen gut finden, die in ihrer Beziehung gefangen und frustriert sind und so eine Art "Ausbruch" suchen, der ihnen dieser Roman wohl bietet. Aber ich würde grundsätzlich sagen, dass vieles auch mit der Vermarktung zu tun hat. Wenn in Grossverlag Coppelias Buch veröffentlicht, Plakate für den Aushang in den Buchhandlungen macht und drauf schreibt: "Die Revolution der historischen Fantasy" oder so etwas und das überall als das noch nie dagewesene, neue Ding, das Ding für die, die Mittelalter-Settings leid sind, anpreist, schlägt es eher ein, als wenn ein Kleinverlag das in seine Reihe von sowieso schon speziellen Büchern aufnimmt. Leider sind es die Verlage, die bestimmen, was verkaufbar ist und was nicht und wenn sie etwas für nicht verkaufbar halten, geben sie ihm diese Chance auch nicht. Ist ein bisschen wie mit Berufserfahrung, die man haben sollte, aber keiner gibt einem die Möglichkeit, sie zu sammeln.