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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Malinche

Zitat von: Pintana am 25. Januar 2014, 08:35:05
Habt ihr selbst schon mal mit einem Lektor diskutiert? Wenn ja, wie habt ihr das gemacht und wie hat es funktioniert?

Hier gibt es noch einen interessanten Thread dazu (meintest du den, Tanrien?).

Ansonsten: Ja, ich habe schon oft mit meinen Lektoren diskutiert. Mir ist dabei immer wichtig, dass ich das Lektorat als ein Miteinander und nicht als ein Gegeneinander sehe - und ja, gerade, wenn man mit manchen Anmerkungen unglücklich ist, verliert man diesen Gedanken schnell mal aus den Augen, das weiß ich selbst. Kommunikation ist wichtig, deswegen finde ich auch Tanriens Anmerkung sehr gut, entsprechend mal nachzufragen.

Und ansonsten mache ich in solchen Fällen meistens einen Kommentar und erkläre, warum ich es im Text so gelöst habe und aus welchen Gründen mir meine Variante besser gefällt als der Lektoratsvorschlag. (Manchmal ergibt sich beim Nachdenken über diese Begründung die Erkenntnis, dass der Lektoratsvorschlag tatsächlich besser ist als die eigene Version.) Manchmal kann ich dann auch sehr gut das Problem des Lektors mit meiner Version nachvollziehen, bin aber trotzdem nicht glücklich mit dem Vorschlag und erkläre dann auch das - und suche nach einem Mittelweg als Kompromiss.

Es kann auch oft noch mal helfen, den lektorierten Text ein wenig ruhen zu lassen. Ich habe einmal eine lektorierte Kurzgeschichte direkt an dem Tag geöffnet, an dem sie zurück kam, und war kreuzunglücklich. Ich dachte, der Lektor hasst meinen Text und hat ein Gemetzel darin angerichtet. Dann habe ich drüber geschlafen und alles mit etwas Abstand noch mal betrachtet. Es gab schon Anmerkungen, mit denen ich nach wie vor nicht übereinstimmte, aber ich konnte das mittlerweile gelassener und objektiver sehen und vor allem auch andere Anmerkungen anerkennen und annehmen.

Unterm Strich: Es ist erlaubt, fundiert und sachlich mit dem Lektor zu diskutieren, denn letztlich geht es nicht um dich oder ihn, sondern um deinen Text und eure gemeinsame Arbeit daran. Mach deutlich, dass du das auch so empfindest, und versuche möglichst viel Klarheit zu schaffen - hinsichtlich deiner Vorschläge ebensosehr wie der des Lektorats. Nachfragen, begründet argumentieren, sacken lassen. Mit der Mischung bin ich bislang ganz gut gefahren. :knuddel:
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Cailyn

Pintana,

Ich habe zwar keine Erfahrung mit Lektoren. Aber im kommunikationspsychologischen (huch...was für ein langes Wort!) Sinne würde ich dir raten, allen Ärger, falls du welchen verspürst, erst abzubauen und dann aber ganz ehrlich sagen, was das Feedback in die ausgelöst hat. Sprich, ich würde nicht sagen: "Das da hier finde ich jetzt doof und diese Änderung gefällt mir gar nicht. Sie haben mir da was Unschönes vorgeschlagen", sondern eher "Danke für die Alternativvorschläge (neutrale Sprache), aber auf mich wirkt das nun zu [...wie auch immer]. Gäbe es noch eine andere Variante, die wir zusammen erarbeiten können? Ich habe auch noch ein paar Vorschläge." Man nennt das auch Giraffensprache. Bei Kritik und Unverständnis nicht den anderen kritisieren, sondern lieber aufzeigen, warum man selbst damit Mühe hat bzw. wie es auf einen wirkt. Das kommt ehrlich rüber und führt auch nicht zu einem Streitgespräch, wo man das Gefühl hat, dass zwei Froten aufeinander treffen.

Tanrien

#15017
Zitat von: Malinche am 25. Januar 2014, 13:54:26
Hier gibt es noch einen interessanten Thread dazu (meintest du den, Tanrien?)

Meinte das Unterforum allgemein. Gerade auch wo die Verlage konkret diskutiert werden, gibt es ja viele Erfahrungsberichte, wie man das handhaben kann, mit guten Beispielen für alle Arten von Lektor*in-Autorin-Kommunikation. Ich finde, man bekommt sehr viel mit, wenn man ein bisschen im Unterforum mit- und herumliest. (Wobei hier ein ganz eigener Thread natürlich besser ist.) :)

Malinche

Zitat von: Tanrien am 25. Januar 2014, 16:46:19
Meinte das Unterforum allgemein. Gerade auch wo die Verlage konkret diskutiert werden, gibt es ja viele Erfahrungsberichte, wie man das handhaben kann, mit guten Beispielen für alle Arten von Lektor*in-Autorin-Kommunikation. Ich finde, man bekommt sehr viel mit, wenn man ein bisschen im Unterforum mit- und herumliest.

Ja, das stimmt natürlich auch! :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Klecks

Cailyns Vorschlag mit der der ganz bestimmten Sprache finde ich toll. So bin ich auch immer vorgegangen. Kommunikationspsychologie war der interessanteste Bereich, den ich je im Psychologie-Unterricht hatte.  ;D

Pintana

So in etwa habe ich es auch gelöst, Cailyn, von gestern (Kombination aus Wut und Frust) zu heute (Text noch mal gelesen, mit meinem Beta drüber gesprochen) habe ich mich erst mal ein bisschen abgeregt und ihr eine Mail geschrieben, so wie du vorschlägst, mit einem netten Einstieg und der Einsicht ein paar der Korrekturen anzunehmen, dann habe ich ihr meine Bedenken mitgeteilt, was die Änderungen in Stil und Figur betrifft und sie mal gefragt, ob ich die Figur nicht besser beschreiben soll und noch ein paar weitere Textfragen gestellt, also eine Kombination, aus dem was Cailyn vorgeschlagen hat und dem was mir Tanrien geraten hat.

Danke euch für die Tipps  :knuddel:

Klecks

Hast du schon eine Reaktion darauf? Die würde mich bei einer Lektorin, die ohne Absprache so sehr einen Text verfälscht, nämlich sehr interessieren.  :hmmm:

Pintana

Zitat von: Klecks am 25. Januar 2014, 18:51:26
Hast du schon eine Reaktion darauf? Die würde mich bei einer Lektorin, die ohne Absprache so sehr einen Text verfälscht, nämlich sehr interessieren.  :hmmm:

Antwort habe ich noch keine, aber ich denke nicht, dass sie das wirklich bewusst gemacht hat, kenne meine Lektorin eigentlich sehr gut und bin im Prinzip sogar mit ihr befreundet, deshalb schockte es mich eben gestern noch mehr, dass sie meinen Text so gepflückt hat.

Tanrien

#15023
Was kurzfristiges, aber vermutlich cooles für alle, die mal probieren wollen, einen Pitch auf English zu verfassen:

http://thewritingcafe.tumblr.com/post/74506430964/hook-me-the-game-part-ii

Regeln stehen da, und halt echt kurzfristig, denn man kann es nur einreichen, solange noch insgesamt keine 100 Einreichungen vorhanden sind. Laut tumblr läuft es gerade langsam, also hat man "noch einige Stunden", was auch immer das genau heißt.

Edit: Um zu sehen, wie es steht, geht auf den tumblr, also http://thewritingcafe.tumblr.com

Coppelia

Hm, verblüffenderweise meldet sich jedes Jahr einmal meine alte Idee von einer Jugendbuchreihe, die in einer Kampfmagierschule spielt. Heute habe ich mal wieder richtig Lust drauf. Vielleicht schreibe ich ja irgendwann mal einen Proberoman. So lang können die einzelnen Teile ja nicht sein. :hmmm: Ich liebe das Setting und die Probleme, die man damit anschneiden kann, so sehr! Und natürlich die Figuren.

Klecks

Hach ja, alte Ideen. In den letzten Tagen hatte ich so viele neue Ideen, dass ich gar nicht wusste, über welcher ich zuerst brüten sollte, und dann kam eine alte Idee dazu und ich wusste plötzlich: All diese Ideen spielen in derselben Welt, gehören zu verschiedenen Perspektivträgern und haben das Potenzial, sich zu einem echten Wälzer zu entwickeln, da ich für jede einzelne Idee eigentlich mehrere hundert Seiten eingeplant hatte und ich sie nun zusammenlege. Ich war mir relativ sicher, dass ich 1000 Seiten nie mit einem Buch erreichen werde - bisher habe ich immer sehr genau einschätzen können, wie viele Seiten es werden -, aber wenn ich mir diese neue Großidee so anschaue ... schluck.  :gähn:

Coppelia

#15026
Klingt toll, Klecks! :D Ich liebe es, wenn man in Romanen häufiger mal in dieselbe Welt zurückkehren kann und auf alte Bekannte trifft, auch wenn die Geschichte eine andere ist. Aber ich weiche auch gern in andere Welten aus.

Nach zwei Kessel-Romanen werde ich wohl bei meinem nächsten Roman mal ein anderes Setting bemühen und Magie eine größere Rolle einräumen. In meiner düsteren High-Fantasy-Welt Ruga sind inzwischen schon drei Romane angesiedelt, aber keiner umgesetzt. Und "Regenland" mit einem antiken Kaiserzeits-Setting liegt mir auch auf der Seele. Das würde ich irgendwann wirklich gern schreiben. Ich habe sogar schon geträumt, dass ich das hier im Romanboard vorstelle. Aber bevor ich damit anfangen kann, muss ich erstmal die immensen Plotprobleme lösen. :-\ Mal wieder ... ich kann Figuren immer gut in Probleme bringen, habe dann aber manchmal keine Idee, wie sich diese Probleme beseitigen lassen. Selbst wenn sie sich nicht beseitigen lassen, müssen die Figuren ja zumindest eine Idee haben, was sie versuchen wollen.

Jedenfalls ist es bei mir meistens so, dass meine Ideen erstmal reifen müssen. Meistens mehrere Jahre. Erst dann fühle ich mich reif, sie umzusetzen.

Klecks

Zitat von: Coppelia am 26. Januar 2014, 11:13:38Klingt toll, Klecks! :D Ich liebe es, wenn man in Romanen häufiger mal in dieselbe Welt zurückkehren kann und auf alte Bekannte trifft, auch wenn die Geschichte eine andere ist. Aber ich weiche auch gern in andere Welten aus.

Da lieben wir dasselbe! Ich freue mich schon riesig darauf, innerhalb des Romans die Perspektiven zu wechseln. Das wird das erste Buch, das ich schreibe, indem es überhaupt mehrere Perspektiven gibt. In meinen bisherigen Projekten gibt es nie mehr als eine Szene - und einmal ein kurzes Kapitel - aus einer anderen Sicht.  ;D

Dass eine Idee reifen muss, kenne ich auch, vor allem bei den Großprojekten. Das Fantasy-Projekt, an dem ich gerade sitze, hatte ich schon viele, viele Monate im Kopf, bevor ich mich endlich bereit gefühlt habe, es so schreiben zu können, wie es geschrieben werden will.

Coppelia

Ich will auch schon lange mal eine Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählen. Und wo ich das hier schreibe, fällt mir auf, dass ich das ja längst schon getan habe. Keine Ahnung, wieso mir das noch nie aufgefallen ist! :d'oh:

Mir ist auch durch den Post oben eine Idee zu einem Plotproblem aus "Regenland" gekommen. Hm. Vielleicht sollte ich den Roman wirklich mal vorstellen. Dann könnten mir noch mehr Ideen kommen. Ich glaub, ich mach das mal. :hmmm:

Lucien

Zitat von: Klecks am 26. Januar 2014, 11:19:19
Das wird das erste Buch, das ich schreibe, indem es überhaupt mehrere Perspektiven gibt.
:o Und ich fange inzwischen an, Perspektiven zu streichen, weil mein Lieblingsprojekt sich zu einem Perspektiven-Monster entwickelt hat! Es schaffe es nie,bei nur einen zu bleiben.  ::)