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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Robin

Ich habe meine Charas da schon besser im Griff. :snicker: Denn, wenn sie mir zu lange nix verraten wollen, gibts die berüchtigte Strafe mit Kurzgeschichten, bei denen ich sie in die erniedrigstenden Situationen schicke. Und wenn sie dann noch nicht kuschen, dann fliegen sie. ::) Zu lange will ich mich nämlich auch nicht mit den Diven herumschlagen.
~Work in Progress~

Sin

 :rofl:

DAS nenn ich mal ne Idee.
:snicker: Blair, du wirst wohl dran glauben müssen...  :hmhm?:

Amberle

#12632
ZitatUnd wenn sie dann noch nicht kuschen, dann fliegen sie. Zu lange will ich mich nämlich auch nicht mit den Diven herumschlagen.

Das ist leider etwas schwierig, wenn die ganze Geschichte auf dem entsprechenden Charakter aufbaut. :gähn:
Überhaupt glaube ich nicht, dass ich das könnte. Bei mir existieren die Figuren oft lange vor der Geschichte. Wenn ich sie da streichen würde, wäre das ja als würde man einem Haus das Fundament nehmen.

Mondfräulein

Ach, wenn das so leicht wäre... ich liebe meine Schatzis ja auch dafür, dass sie sind, wie sie sind, dass sie sich sperren und sagen, dass das eine dämliche Idee ist und sie so etwas nie machen würden. Man will ja auf der anderen Seite will man ja auch authentische Charaktere, keine leeren Hüllen oder Mary Sues. Da hilft nur verhandeln. Ich kann meine Charaktere zu absolut gar nichts zwingen, aber ich weiß zum Glück immer irgendwie, wie ich sie dazu bekomme, was ich von ihnen will.

Robin

Na gut, es funzt nicht bei jedem Charakter - also das mit dem fliegen lassen. Aber so hab ich immerhin schon einige aussortiert, die einfach komplett unkooperativ sind und auf ewig Geheimniskrämer spielen werden. ::)
~Work in Progress~

Amberle

Mit dem Interview, das ich momentan benutze bekomme ich schon so einiges aus ihnen raus. Es ist nur so schrecklich viel Arbeit. :gähn:
Das wichtigste ist ihnen genaue, konkrete Fragen zu stellen. Und zwar schriftlich. So etwas wie "Erzähl doch mal" hat überhaupt keine Chance.

Kati

ZitatUnd wenn ich dann mal schreiben kann, ich vor dem PC sitze, will mir nichts einfallen oder ich bin nicht damit zufrieden... 

Geht euch das auch manchmal so?

Seit zwei Jahren so gut wie durchgängig. Ich warte noch auf den großen Knall, dass es wieder richtig losgeht.  :-\

Was Charakterinterviews angeht, habe ich aufgegeben. Ich habe am Anfang eine ungefähre Idee, wie die Figur sein soll und damit arbeite ich dann. Wenn ich versuche, vor dem Schreiben jedes kleinste Geheimnis aus meinen Figuren rauszuholen, werden sie mir zu durchsichtig. Während ich beim Plotten wirklich jeden kleinen Twist vorplotte, lerne ich meine Figuren eigentlich erst beim Schreiben richtig kennen und bisher funktioniert das ganz gut. Außerdem werden sie beim Schreiben eh immer ganz anders, als ich es geplottet habe, also kann ich mir das auch sparen.  ;D

Erdbeere

Charakterinterviews mache ich auch, meist sogar bevor ich einen richtigen Plot habe. Aber wie ich mich und meine Figuren kenne, verändert sich während des Plottens und spätestens beim Schreiben doch vieles noch. Meine Figuren haben einen eigenen Kopf und zeigen mir meist erst angesichts tiefer Abgründe/Gefahr/Konfrontationen/you name it, wie sie richtig ticken. Ich finde das nicht mal so schlimm, macht es das Schreiben für mich immer enorm spannend. :)

Ich sitze grad hier vor dem Laptop, nasche getrocknete Cranberries und höre meinen Nano-Soundtrack. Endlich kann ich anfangen zu plotten und wenn es so weiter geht, steht heute Abend das meiste schon. :vibes:

Amberle

ZitatMeine Figuren haben einen eigenen Kopf und zeigen mir meist erst angesichts tiefer Abgründe/Gefahr/Konfrontationen/you name it, wie sie richtig ticken. Ich finde das nicht mal so schlimm, macht es das Schreiben für mich immer enorm spannend.
Das stimmt schon. In einem Interview sind sie immer etwas anders als im Roman, aber man braucht ja schließlich eine Grundlage, mit der man arbeiten kann. Verändern können sie sich dann immernoch.

@Kati: Wie lernst du deine Figuren denn kennen?

Mondfräulein

Charaktere plane ich immer ganz genau vorher, erst wenn sie wirklich mit mir sprechen, kann ich sie richtig schreiben. Ich will sie nicht erst beim Schreiben kennen lernen, da steht mir der Anspruch im Weg, sie dem Leser direkt am Anfang richtig vorzustellen und ihm ein Bild von ihnen zu geben. Und dann verliebe ich mich in meine kleinen Lieblinge und muss sie irgendwann töten. Die Welt ist so grausam. Ich sollte anfangen Kinderbücher zu schreiben.

Amberle

Ich wüsste auch gar nicht, wie ich mit kaum ausgearbeiteten Figuren arbeiten sollte. Ich könnte so nicht plotten und ich kann einfach nicht ohne Plot schreiben. Also müssen die Figuren schon eine ganze Weile bevor ich mit schreiben anfange stehen.
Ich bin nur grade am grübeln, wie weit das auch für Nebenfiguren gilt. :hmmm:

Erdbeere

@Amberle: Deswegen habe ich ja auch den Fragebogen. ;) Und ohne genau ausgearbeitete Figuren läuft bei mir sowieso nichts. Aber wie es im richtigen Leben auch ist, selbst Freunde können einem angesichts eines bestimmten Sache noch überraschen und völlig anders reagieren, als man gedacht hätte.

Kati

Zitat@Kati: Wie lernst du deine Figuren denn kennen?

Wie sie aussehen und heißen, weiß ich meist sofort und an sich habe ich immer schon eine vage Idee, wer nun ein Charakter ist. Das ist einfach gleich da. Also eine gewisse Grundpersönlichkeit ist immer da und meist weiß ich auch schon vom Plotten her, welche Geheimnisse eine Figur so hat. Aber ich denke mir einfach oft nicht vorher aus, wer genau eine Figur nun ist. Meist entscheiden sie irgendwann im ersten oder zweiten Kapitel, wer sie sein wollen. Meist, wenn sie das erste Mal auftauchen. Wenn ich zuvor von einer Figur bloß ein ungenaues Bild hatte, weiß ich nach ihrer Szene schon eine ganze Menge mehr über sie. Das renkt sich einfach so ein. Wenn ich Charaktere wirklich vorplane und alles genau festlege, ändert sich das eh wieder. "Nein, ich will aber kein Pianist sein, ich bin Fußballer! Und ich bin auch nicht schüchtern, ich bin der beliebteste Junge im Ort." Ich habe letztens erst wieder ein Mädchen als schüchterne, in sich gekehrte Figur geplant und gleich in ihrer ersten Szene hat sie mir klar gemacht, dass sie keine Probleme mit dem Reden hat und zudem ein richtiges Überzeugungstalent ist. So kommt´s.  ;)

ZitatIch will sie nicht erst beim Schreiben kennen lernen, da steht mir der Anspruch im Weg, sie dem Leser direkt am Anfang richtig vorzustellen und ihm ein Bild von ihnen zu geben.

Das mache ich zum Beispiel ganz anders. Meine Figuren fangen eigentlich immer als ziemliche "Normalsterbliche" an. Wie gesagt, gewisse Hobbys und Eigenschaften haben sie gleich, da muss ich nicht viel plotten. Ich entdecke meine Figuren also eigentlich mit dem Leser und streue immer mal wieder die Informationen ein, die sie mir hinwerfen. Wenn eine Figur auftaucht, beschreibe ich nicht gleich im Detail wer er ist, was er macht und was er denkt. Das entfaltet sich erst im Laufe der Geschichte. Das mache ich aber auch so, wenn ich die Figuren gut kenne. Ich denke einfach, dass man Menschen im echten Leben auch nicht auf einen Schlag kennenlernt, sondern Stück für Stück und so halte ich es auch in meinen Geschichten. Ob das gut ist oder schlecht, weiß ich nicht, aber mir gefällt es. Beim Schreiben, aber auch beim Lesen.

Ich bin allerdings auch Ich-Perspektiven-Verfechterin und meine Erzählerin weiß natürlich all diese Dinge nicht und muss sie erst herausfinden. Der Leser (und manchmal ich) lernt also die Figuren zusammen mit dieser Erzählerin kennen. Ich denke, da gibt es nochmal einen großen Unterschied zum auktorialen Erzähler. Meine Erzählerin hingegen kenne ich meist sehr gut, aber auch nicht durch Fragebögen oder Interviews, sondern indem ich während ich die Geschichte plotte einfach immer mehr über sie erfahre. Das kommt einfach, aber auch hier ändert sich nochmal eine ganze Menge während des eigentlichen Schreibens. Ich achte aber natürlich trotzdem darauf, dass Figuren nicht "out-of-character" sind und das passiert mir denke ich auch relativ selten. Die Figuren sind zwar nicht von Anfang an klar in meinem Kopf, aber sie folgen trotzdem immer ihrer Linie. Ich bin auch eh eher "Beziehungsschreiber" als "Persönlichkeitsschreiber". Meist entfalten meine Figuren sich, wenn sie mit anderen Figuren interagieren und das schreibe ich in letzter Zeit auch viel lieber als innere Monologe oder, wenn Figuren allein sind.

Wenn ich Fragebögen ausfülle und schon vorher alles weiß, verliert die Figur für mich irgendwie den Reiz. Weil ich mich dann gezwungen sehe, irgendwas da einzutragen, obwohl ich mir noch gar nicht so sicher bin, ob das zu der Figur passen wird. Und dann, wenn sie komplett durchleuchtet ist, möchte ich nicht mehr über die schreiben. Das liegt aber eben daran, dass ich dann ganz stumpf bei Hobby eben "Klavier spielen" eintrage, obwohl ich mir nicht sicher bin und am Ende ist das einfach nicht mehr der Spirit der Figur, die ich vage im Kopf hatte. Wenn das jetzt Sinn ergibt?

Amberle

ZitatDas liegt aber eben daran, dass ich dann ganz stumpf bei Hobby eben "Klavier spielen" eintrage, obwohl ich mir nicht sicher bin und am Ende ist das einfach nicht mehr der Spirit der Figur, die ich vage im Kopf hatte. Wenn das jetzt Sinn ergibt?
Ah ok. Ich muss dazu sagen, dass ich mit diesen Stichwort-Charkterblättern auch nicht zurechtkomme. Das selbe gilt, wenn da steht: Was ist das liebster Hobby der Figur? Ich meine, woher soll ich das denn wissen? Ich mache es doch, weil ich es eben nicht weiß.
Statdessen stelle ich meine Fragen direkt an die Figur a la: Was machst du am liebsten in deiner Freizeit? Und dann lasse ich ihne einfach freien Lauf. Das ist an sich wohl auch eine Form von während des schreibens entdecken, nur dass ich es halt im Interview machen. Und ich bin oft sehr erstaunt von dem, was meine Figuren mir dabei erzählen.

Mondfräulein

Wenn ich einen neuen Charakter entwickle, dann geht das meistens aus von einer ganz speziellen Eigenart, die er hat, darum herum kommt immer mehr hinzu und manchmal schreibe ich einfach drauf los und schreibe eine Charakterisierung, die ich im Deutschunterricht nicht verwenden würde, die mir aber unheimlich hilft. Am Ende hat jeder Charakter seinen ganz eigenen Farbton, seine Stimme und ich versuche sehr, diese von Anfang an einzubringen, ihn von Anfang an mit seiner Stimme sprechen zu lassen. Das geht für mich nicht, wenn ich ihn erst mit dem Leser kennen lerne. Ich persönlich muss meinen Charakter vor dem Leser kennen, um dem Leser da eben ein wenig voraus zu sein, damit ich ihm auch sagen kann, wie er ist, wenn ihr versteht, was ich meine.

Auktoriale Erzählweisen halte ich generell für wenig reizvoll. Ich schreibe grundsätzlich personal, allerdings mal aus der ersten und mal aus der dritten Person (abhängig vom Projekt, nicht in einem mal so, mal so). Ich schreibe wiederum ein klarer "Persönlichkeitsschreiber" bin, natürlich interagieren sie untereinander und interessante Beziehungen entstehen, aber auch für sich müssen sie sich entwickeln. Ich schreibe allerdings auch sehr charakterbezogen, meine Charaktere tragen die Handlung, sie sind mir da wichtiger, als es zum Beispiel bei anderen Autoren der Fall ist, bei denen die Handlung im Vordergrund steht. Natürlich ist alles immer sehr, sehr wichtig, aber gewisse Tendenzen gibt es manchmal schon.