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Own Voices und Chancengleichheit auf dem Buchmarkt [CN Rassismus]

Begonnen von Mondfräulein, 10. Februar 2021, 14:28:36

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DunkelSylphe

#90
Hallo ihr alle. Als ich beschlossen habe, mal wieder im Forum zu lesen und zu kommentieren, konnte ich nicht wissen, dass das eine größere Diskussion für den TiZi auslösen würde. Die Verlinkung von @Mondfräulein zu "Ethnische Diversität in der Fantasy" hat mich zu einem Thread geführt, der für mich offengelegt hat, dass hier echt was im Argen liegt. Ich will ehrlich sein, weil @Krähe es auch war: Ich hatte lange nicht mehr etwas derart Rassistisch-Ignorantes gelesen.

Einen mehrheitsweißen Raum, wo völlig unwidersprochen, auch von Seiten der Moderation, Kommentare möglich waren, wie dass die Besetzung von Heimdall in den Thor-Filmen mit einem Schwarzen Schauspieler "Übelkeit bereite". Es erinnerte mich an die Diskussion im WDR, die zu Recht von den meisten Menschen zerrissen wurde. Dass so was hier möglich war, im öffentlichen Post eines Forums, das Qualitätskontrolle mit Bewerbungen betreiben will, dass weiße Menschen sich hier jahrelang gegenseitig bestärkt haben, Rassismus zu beurteilen oder als "nicht so schlimm" abgetan und nichtweiße Figuren mehr als Gimmick denn Menschen gesehen haben ... Ich hoffe, die meisten werden mir heute nicht widersprechen, dass das ein Problem ist. Nicht nur vom TiZi, ich habe das auch woanders in der Fantasy-Szene erlebt, aber es war ein Schock, das in einem angeblich kontrollierten Raum zu finden, wo viele Mitglieder sind, die ich als Kolleg*innen schätze und gernhabe.

Ich wollte mich erst nicht mehr zu der Sache äußern, weil ich es bereits öffentlich getan und auch die Moderation in Kenntnis gesetzt habe, wollte dann aber Leute wie Krähe nicht im Stich lassen. Eigentlich bin ich hier kein allzu aktives Mitglied. Es tut mir leid für Mitglieder wie sie, aber auch Bekannte wie @Evanesca Feuerblut, die hier in der Vergangenheit queerfeindlich angegangen wurden, dass ihre Stimmen anscheinend lange nicht gehört wurden, nicht genug zumindest, und meine hat plötzlich Gewicht.

Trotzdem will ich @Grey @Maja @Malinche @Maja @Alana dafür danken, dass sie sich hier gleich zu Wort gemeldet und sich nicht erst reflexartig bei mir gerechtfertigt haben. Ich finde es nur richtig und konsequent, dass der Thread von euch archiviert/gelöscht wurde, denn so was kann Schaden anrichten, auch Jahre später. Ihr müsst mir hier nicht mehr ausführlich antworten, weil wir ja schon geschrieben haben, ich habe auch gehört, dass ihr da was tun wollt. Diesen Post mache ich vor allem als Wake-Up-Call für andere Mitglieder.

Zitat von: Krähe am 15. Februar 2021, 18:23:40
Das Deaster reproduziert sich doch gerade erst wieder. Ich denke da auch sehr konkret an einen anderen dir sehr verhassten (und zurecht in der Versenkung verschwundenen) Thread. :ithurtsandstings!:

Als ich meine anderen Kommentare geschrieben habe, kannte ich den Thread noch nicht. Ich habe keinen Überblick, was hier alles bereits in der Vergangenheit vorgefallen ist, aber dein Posting spricht ja Bände. Viele Mitglieder, die damals kommentiert haben, sind zwar heute reflektierter, aber viele sind es auch nicht. Nach wie vor werden Verharmlosungen bezüglich Rassismus gepostet und Betroffene mundtot gemacht. Anscheinend wurde hier die Grenze des Sagbaren jahrelang Stück für Stück verschoben.

Zitat von: Krähe am 15. Februar 2021, 18:23:40
Es ist bezeichnend, dass es Ihnen wichtiger ist, sich hier als Opfer und missverstanden darzustellen, als sich von Ihren rassistischen Aussagen zu distanzieren.

Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Halt, doch. Ich möchte Danke sagen für die wertschätzenden Kommentare hier, die mir gezeigt haben, dass im TiZi sehr wohl viele Leute unterwegs sind, die sich entwickelt haben und weiterhin entwickeln wollen. Und ich möchte auf das Thread-Thema zurückkommen, Own Voices. Was mich vor allem an dem Thread zur "ethnischen Diversität" schockiert hat, war, dass er zeigte, wie viele der Diskutanten nicht mehr in nichtweißen Figuren sehen konnten als Rassismus.

Da hat man sich auf die Schulter geklopft dafür, nichtweiße Figuren zu haben, die Rassistisches z. B. Slurs sagen, wahrscheinlich die Illusion, subversiv zu sein oder so was, oder die Figuren waren nicht mehr als Plotpoints oder ihre Diskriminierung. Meine anregenden Fragen an euch wären:

Wieso glaubt ihr als weiße Personen, es ist eine gute Sache, dass ihr solche Geschichten erzählt?
Wieso glaubt ihr, etwas zu dem Thema sagen zu können, das die Betroffenen längst nicht gesagt haben oder zukünftig sagen werden?
Warum ist Rassismus das Einzige, was euch in den Sinn kommt, wenn Nichtweißsein thematisiert wird, wieso könnt ihr es nicht in Menschen sehen, die Magier sind oder Könige oder die ein Gasthaus betreiben, als normale Bewohner*innen eurer Fantasy-Welt?

Diese Fragen sind eventuell unangenehm, wenn sie Vorurteile in euch berühren. Aber sie sind essentiell, wenn es darum geht, solche Figuren zu schreiben, und können helfen, die schwierige Frage zu beantworten, welche Geschichten besser Own Voices "gehören" und welche nicht.
Man braucht die Dunkelheit, um stärker leuchten zu können.

Yamuri



Ich habe mich bisher nicht geäußert. Das tut mir leid. Ich lerne noch. Das tue ich derzeit, indem ich ganz bewusst nicht aus emotionalen Wellen heraus reagiere, weil ich damit oft alles noch schlimmer mache, obwohl ich helfen möchte. Es tut mir leid, dass ihr euch dadurch allein gelassen gefühlt habt, weil andere geschwiegen haben.

Mich schockieren eure Erlebnisse. Ihr habt euch geöffnet, in dem Vertrauen, dass da Menschen sind, denen ihr euch anvertrauen könnt, ohne Angst haben zu müssen, dass man euch nicht glaubt oder euren Schmerz klein redet. Doch dann wurdet ihr damit konfrontiert, dass genau das passiert ist und niemand eingeschritten ist. Wenn jemand sich öffnet und seinen Schmerz teilt, dann ist es einfach unangebracht diesen Schmerz mit dem von anderen zu vergleichen. Wir wissen alle, dass Ungerechtigkeit in der Welt viele Gesichter hat, aber dieser Thread hat die Ungerechtigkeit zum Thema, mit der PoC auf dem Buchmarkt konfrontiert werden. Darum geht es hier, und das Thema ist komplex genug, da ist kein Platz für andre Themen, denen in eigenen Threads Raum gegeben werden kann, wenn Bedarf besteht.

Generell wäre ein Tipp von mir an alle, denen gegenüber sich jemand öffnet: Wenn jemand seinen Schmerz teilt, einfach mal Inne halten und diesen Schmerz des anderen annehmen, zuhören und keine Vergleiche ziehen. Schmerz darf auch für sich im Raum stehen bleiben und es ist unangemessen den Schmerz eines Menschen zu beurteilen. Der Schmerz ist da, er wird ausgedrückt. Dieser Mensch, der ihn ausdrückt, ist in diesem Moment sehr verletzlich und er zeigt großen Mut, indem er über seinen Schmerz spricht. Menschen, die ihren Schmerz teilen, verdienen es, dass man ihnen zuhört und dass man ihnen in diesem Moment einfach mal eine Schulter zum anlehnen gibt. Nichts weiter, einfach nur den Raum sie selbst sein zu dürfen, ihren Schmerz ausdrücken zu dürfen, ohne Angst, dass man ihnen nicht glaubt oder ihren Schmerz klein redet.

Das ist hier leider passiert. Das ist tragisch und es sollte nicht mehr passieren. Gerade im Internet stoße ich aber immer wieder darauf, dass derartiges passiert, oft weil jemand vorschnell ein Kommentar ablässt, ohne erstmal zu überlegen, ob das was man sagen will a) etwas mit dem Thema zu tun hat und b) an dieser Stelle, in der Weise, in der man es sagen will, angebracht ist, zu Missverständnissen führt oder schlimmstenfalls sehr verletzend ist. Auch mir ist schon passiert, dass ich mich sehr unglücklich ausgedrückt habe, für Verwirrung gesorgt oder andere damit verletzt habe, weil ich mir zu wenig überlegt hatte, wie ich das, was ich eigentlich ausdrücken möchte, so in Worte fasse, dass es auch so verstanden wird, wie ich es meine. Das ist auch einer der Punkte an denen ich arbeite. Denn ich habe hohe Ansprüche an mich, so hohe, dass ich sie leider oft nicht erfüllenkann, aber ich arbeite daran.

Für mich sind PoC kein Gimmick - für mich sind sie tatsächlich Figuren mit denen ich mich besser identifizieren kann und ich freue mich, wenn sie viel Raum bekommen in einer Geschichte. Ich weiß, wie es sich anfühlt ein Außenseiter zu sein, nie dazu zu gehören, einfach keinen Anschluss zu finden. Daher sozialisiere ich mich selbst mit Figuren, die nicht der Norm in einer Geschichte entsprechen.

Deine Fragen @DunkelSylphe finde ich sehr gut. Man sollte sich generell die Frage stellen, welche Wirkung kann mein Text haben und wie kann ich die Wirkung erzielen, die ich gern erzielen möchte.
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman

phoe

Auch ich möchte mich als stille Mitleserin outen, die lieber andere schreiben lässt, als selber etwas zu sagen. Sorry... Das hat Gründe, die ich hier nicht breittreten möchte. Trotzdem sollte mich das nicht davon abhalten, meine Meinung zu sagen, wenn ich etwas unpassend oder ungerecht finde. Ich sollte dann eben nur dreimal drüberlesen und meine Emotionen runterfahren, bevor ich etwas abschicke.

Ich danke euch @Krähe und @DunkelSylphe
Ihr habt viele Dinge gesagt, die mich nachdenklich gestimmt haben. Die mir wieder einmal zeigen, wenn man miteinander spricht und nicht nur übereinader, dann ist ein Füreinander viel leichter.




Asterya

Danke, @Krähe und @DunkelSylphe , für eure Arbeit, für die Zeit und die Mühen, die ihr hier in die Aufklärung investiert. Und es tut mir leid, dass ihr verletzenden Aussagen ausgesetzt gewesen seid.
Es war falsch von mir, dazu zu schweigen und nur still mitzulesen. Andere haben schon viel besser ausgedrückt, was ich zu dem Thema denke, als ich das kann, aber manchmal macht es auch einfach die Menge an Leuten. Deswegen schließe ich mich meinen Vorgänger*innen an. Ich stehe gegen die rassistischen Aussagen aus einigen Threads hier. Ich wünsche mir, genau wie @Pety ein Miteinander und Füreinander in der Fantasy und zwar sowohl bei Buchfiguren als auch in der schreibenden Community.
You wake up every morning to fight the same demons that left you so tired the night before. And that, my love, is bravery.

Fianna

Da er hier bereits von @DunkelSylphe erwähnt wurde und gerade sehr viele Sachbücher empfohlen werden: das Buch Ich bin Linus ist nur heute bei einem Ebook-Deal auf Amazon.
Vielleicht ist das für den einen oder anderen ein Anreiz, sich mit dem Buch zu beschäftigen 

Kraehe

#95
@DunkelSylphe : :knuddel:

Das hier wird meine hoffentlich letzte Wortmeldung in diesem Thread.

Hier ist einiges aufgewühlt worden. Zu recht. Zu spät. Aber immerhin. Und wenn ich sehe, dass der Zirkel jetzt einen - zumindest für den Moment - konstruktiven Umgang damit zu finden scheint, dann war es richtig und wichtig so.

Zitat von: Sunflower am 15. Februar 2021, 19:11:17
Ich habe bis hierher still mitgelesen, weil ich dachte, als weiße Person sollte man manchmal auch einfach den Mund halten und lernen, aber vielleicht war das doch nicht der beste Reflex.
Zu lernen, den Mund zu halten, ist der eine Teil, und in manchen Situationen richtig. Zu lernen, den Mund aufzumachen und Position zu beziehen, ist der zweite und genauso wichtige Part. Nehmt das hier aus der Diskussion mit. Auch nach "da draußen".
Vielleicht können wir dann beim nächsten mal tatsächilich konstruktiv, lösungsorientiert und nicht diskriminierend diskutieren. Wäre schön.

Für mich hat der Thread und die Diskussion jetzt einen Punkt erreicht, an dem ich es erst mal ruhigen Gewissens gut sein lassen kann, nicht weiter aus Frust nachtreten möchte, und auch mal an mich denken kann. Und das tue ich jetzt auch.
Ich kann das, was hier in den letzten Tagen (und auch schon früher) passiert ist, gerade leider nicht einfach so mit einem Schulterzucken abtun. Deswegen werde ich jetzt offline gehen und auch offline bleiben, bis ich wieder genügend Abstand dazu habe. Setzt das, was ihr euch hier vorgenommen habt, bitte in der Zwischenzeit verantwortungsvoll um.

Mondfräulein

Mir war tatsächlich gar nicht mehr bewusst, dass das der Thread mit dieser unsäglichen Diskussion war. Ich erinnere mich noch gut daran, habe sie aber wie viele andere Diskussionen auch irgendwie verdrängt. Ich habe mehrere lange, lange Beiträge zum Thema geschrieben und wieder gelöscht. Auf der einen Seite will ich die Diskussion nicht an mich reißen, denn hier gerade geht es um Rassismus und da bin ich einfach nicht betroffen und da spielt meine Meinung keine Rolle. Auf der anderen Seite kennen die meisten hier ja meine Vorgeschichte mit diesem Thema. Der Thread ist jetzt im Archiv, aber das war nicht die einzige kräftezehrende Diskussion hier im Forum.

Ich bin froh darüber, dass wir jetzt darüber reden. Ich sehe, dass sich das Forum in eine positive Richtung entwickelt. Ich hoffe, wir können über die Diskussionskultur im Forum sprechen und etwas verändern. Wir sollten darüber sprechen, wie wir besser zuhören können, vielleicht sollten wir aber auch darüber sprechen, wie wir auf die reagieren, die in solchen Fällen den Mund aufmachen und etwas sagen.

Ary

Auch ich oute mich als mütende, stille Mitleserin. Danke @Krähe und danke @DunkelSylphe.
Ich möchte lernen, ich will meine eigenen Fehler erkennen und aktiv daran arbeiten, es in Zukunft besser zu machen. Ich weiß, dass ich als weiße Person mit rassistischen Denkmustern aufgewachsen bin und sicher auch oft unbewusst in diese Denkmuster verfalle. Da will ich raus. Und die Verantwortung dafür liegt bei mir, da muss ich an mir arbeiten. Trotzdem bin ich immer dankbar, wenn ihr mich auf meine Fehler aufmerksam macht.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Maja

@Mondfräulein
Zitat von: Mondfräulein am 17. Februar 2021, 00:28:01
Mir war tatsächlich gar nicht mehr bewusst, dass das der Thread mit dieser unsäglichen Diskussion war. Ich erinnere mich noch gut daran, habe sie aber wie viele andere Diskussionen auch irgendwie verdrängt.
In dem Thread hat sich, selbst wenn man die ganz ekligen Rassistensprüche gesondert betrachtet, keiner der Beteiligten mit Ruhm bekleckert. Du warst damals sehr aktiv in dem Thread und hast einige sehr gute und wichtige Sachen dazu beigetragen und andere, die würdest du heute auch sicher nicht mehr so ausdrücken, und ich denke, heute würdest du den rassistischen Kommentaren auch deutlich Widerworte geben.

Wir lernen. Das ist ein Prozess, der gehört dazu, und er tut weh - aber er sollte zur Abwechslung mal uns weg tun und nicht den Leuten, auf deren Rücken dieser Lernprozess überhaupt erst angestoßen wurde. Aber wir müssen uns eben alle kritisch auseinandersetzen mit dem, was wir selbst von uns gegeben haben, auch wenn es schon damals in der Überzeugung passiert ist, dass wir ja die Guten sind und recht haben und unfehlbar sind in unserer moralischen Überlegenheit.

Spaß macht diese Auseinandersetzung damit, was für ein Arsch man war oder immer noch ist nicht, aber darum geht es ja nicht. Nur, dass man nicht lems dazulernen kann, wenn man nicht mit den eigenen Fehlern anfängt. Aus denen der anderen entwickelt man nur einrn falschen Superiority Complex. Wie alle haben eigene Nasen zum dran packen.

Der Thread, den wir dazu in den Interna gepostet haben, ist nicht nur eine Stellungnahme, sondern auch eine Einladung zum Dialog. Wir müssen alle zusammen mitanfassen, um dieses Forum wieder oder besser endlich zu einem Ort zu machen, der sich für alle wie ein warmes Zuhause anfühlt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Mondfräulein

Zitat von: Maja am 17. Februar 2021, 13:54:47
Zitat von: Mondfräulein am 17. Februar 2021, 00:28:01
Mir war tatsächlich gar nicht mehr bewusst, dass das der Thread mit dieser unsäglichen Diskussion war. Ich erinnere mich noch gut daran, habe sie aber wie viele andere Diskussionen auch irgendwie verdrängt.
In dem Thread hat sich, selbst wenn man die ganz ekligen Rassistensprüche gesondert betrachtet, keiner der Beteiligten mit Ruhm bekleckert. Du warst damals sehr aktiv in dem Thread und hast einige sehr gute und wichtige Sachen dazu beigetragen und andere, die würdest du heute auch sicher nicht mehr so ausdrücken, und ich denke, heute würdest du den rassistischen Kommentaren auch deutlich Widerworte geben.

Ehrlich gesagt bin ich mir da nicht so sicher. Ich erinnere mich noch an den Thread und daran, dass die Diskussion unglaublich kräftezehrend war. Selbst für mich und ich bin weiß und erlebe keinen Rassismus. Kati wurde damals ganz am Anfang für einen Beitrag hart angegriffen, den ich eigentlich recht konstruktiv fand. Die Gruppendynamik hat insgesamt sehr dazu beigetragen, dass ich viele Dinge sehr, sehr vorsichtig formuliert habe, nicht weil ich andere nicht angreifen wollte, sondern um mich nicht angreifbar zu machen. Mein Kommentar auf einen sehr rassistischen Kommentar war damals ein Minimalkompromiss, die Alternative war einfach aufzugeben, wie es andere getan haben, weil Gegenstimmen in der Diskussion sofort als toxisch und nicht konstruktiv und respektvoll genug abgetan wurden. Vielleicht drösele ich meine Gedanken dazu irgendwann nochmal ausführlicher auf. Ich freue mich, dass wir diesen Dialog jetzt führen können.

Naudiz

Es ist lange her, weshalb ich mich nicht genau erinnern kann, aber ich denke, ich habe in dem Ethnische Diversität-Thread auch einige sehr fragwürdige Aussagen getätigt, für die ich mich heute furchtbar schämen würde. Und auch anderswo im Forum sind sicherlich meine internalisierten Vorurteile durchgeschimmert. Das tut mir sehr leid. Falls irgendjemand sich an so etwas erinnert: Ich weiß, es ist keine gute Entschuldigung, aber ich wusste es schlichtweg nicht besser. Ich habe erst in den letzten fünf Jahren oder so aktiv angefangen, diesen ganzen Müll kritisch zu betrachten und zu entlernen. Und dieser Prozess wird niemals enden, das müssen wir als nicht Betroffene uns bewusst machen. Rassismus wurde uns quasi in die Wiege gelegt, es gibt keinen weißen Menschen, der 100% von sich behaupten kann, in der Hinsicht 'geheilt' zu sein.

Ich möchte mich, wie so viele andere auch, vor allem dafür entschuldigen, nichts gesagt zu haben, wenn mir solche Aussagen aufgefallen sind. Die Gründe sind vielfältig, aber ultimativ läuft es darauf hinaus, dass ich als Ally versagt habe, nur, weil ich nicht das Feuer auf mich ziehen wollte. Ich nehme das für mich als Kritik an und werde daran arbeiten, öfter den Mund aufzumachen und solche Dinge offen zu kritisieren, wenn ich ihnen begegne. (Hier im Forum, ich will ganz ehrlich sein, habe ich oft geschwiegen, weil ich Sorge hatte, dass meine Kritik als Streit anzetteln gewertet wird und ich Ärger mit den Mods bekomme. Doof, ich weiß. Mein Status im Forum sollte nicht wichtiger sein als das Wohlergehen von BIPOC-Mitgliedern.)

Danke, Krähe und DunkelSylphe, dass ihr so offen über all das gesprochen habt. Ich weiß sehr zu schätzen, dass ihr uns belehrt; ich weiß, diese Art Diskussion kann sehr kräftezehrend sein. :knuddel:

Maja

Da der betreffende Thread über sechs Jahre alt ist und nicht mehr einsehbar: Wenn jemand von euch sich aktiv mit dem auseinandersetzen möchte, was er oder sie damals selbst zu dieser Diskussion beigetragen hat (ich selbst wusste zum Beispiel überhaupt nicht mehr, ob ich selbst etwas in dem Thread gepostet hatte): Falls euch das gerade umtreibt, schickt mir oder einem anderen Mod eine PN, und ihr bekommt eine Kopie eurer eigenen Beiträge aus dem Thread. Das sagt nichts mehr darüber, was andere geschrieben haben oder auf welche Post ihr da, wenn nicht wörtlich zitiert, eingegangen seid.

Aber ehe jetzt jemand hier sitzt und in der Grübelspirale ("Was könnte ich damals geschrieben habe, das mir heute leidtut?") landet -wir können nicht ändern, was wir vor sechs Jahren von uns gegeben haben, oder auch nur vor einem, aber wir können unsere Lektionen draus lernen, es heute besser zu machen. Es ist nur ein Thread, er ist exemplarisch und muss nicht der Schlimmste sein, den dieses Forum jemals hatte - ich fürchte, wir werden da noch über einiges stolpern - aber wer sich aktiv mit ihrem/seinem Anteil daran, wie aus einer eigentlich sinnvollen, vernünftigen Ausgangsfrage eine solche rassistische Entgleisung werden konnte, auseinandersetzen möchte: Einfach melden, ich suche die Beiträge raus, falls ihr an diesem Thread beteiligt wart.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Nikki

Auch auf die Gefahr hin, meine Kompetenzen als einfaches Mitglied zu überschreiten:

Findet ihr es angebracht, in einem Thread, der eigentlich von Own Voices und Chancengleichheit am Buchmarkt handeln sollte, über einen anderen Thread zu sprechen, in dem überwiegend weiße Personen über nichtweiße Personen/Figuren gesprochen haben und das auf eine völlig untragbare Weise? Ich finde es gut, dass jetzt die Versäumnisse des Forums aufgedeckt wurden, aber ich bezweifle, dass das hier der richtige Ort dafür ist. Ich sage das auch vor dem Hintergrund, dass hier sonst immer penibelst darauf geachtet wird, dass alles am richtigen Ort im Forum ist. Irgendwie ist es bezeichnend, dass eine Diskussion über Own Voices damit endet bzw. einen langen Zwischenstopp dort erreicht, wie sich weiße Personen fühlen.

Würden sich nicht vielmehr Threads anbieten wie "Wie können wir gute Allys sein?" oder/und "Fragwürdige Threads/Stellungnahmen im Forum und wie wir damit umgehen"?

Maja

@Nikki
Wir haben extra das Thema im internen Bereich aufgemacht, damit wir da über das strukturelle Problem sprechen können. Aber dies hier ist der Thread, in dem die Problematik mit dem alten "Ethnien"-Thread aufkam und angesprochen wurde, und da der Thread selbst nicht mehr da ist, ich dann auch hier auf diese Problematik eingegangen bin.

Ein Thread "Wie können wir gute Allys sein" ist eine tolle Idee, aber besser, als mir hier in die Moderation zu grätschen und zu beklagen, dass es diesen Thread noch nicht gibt, mach ihn doch einfach auf.

Zum Rassismusproblem selbst: Bitte nutzt den internen Thread, um auf das Kernproblem einzugehen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Yamuri

Um zum Thema Own Voice und Chancengerechtigkeit auf dem Buchmark zurück zu kommen - was ich in diesem Kontext wichtig finde, ist die Frage: Was kann jeder Einzelne tun, um für Chancengerechtigkeit zu sorgen?

Die beste Möglichkeit, wie ich schon in einem anderen Thread erwähnt habe, ist, so denke ich Bücher von Own Voices zu kaufen, sofern bekannt ist, ob sie Own Voices sind. Denn nicht jeder macht es publik und nicht jede Form des Own Voice ist sichtbar oder wird offen gezeigt. Aber ich denke, indem man Bücher kauft, insbesondere auch von Selfpublisher_innen, die Own Voice sind, kann man auch den Buchmarkt beeinflussen. Wenn die Nachfrage da ist, dann ist der Buchmarkt gezwungen darauf einzugehen und dann kaufen Verlage vielleicht auch mehr Own Voice Romane ein. (Ich spreche hier aber nicht von Sachbüchern, sondern von Own Voice Romanen, also fiktiven Geschichten wie z.B. Children of Blood and Bone von Tomi Adeyemi).

Somit wären wir dann auch wieder beim Thema.  :)
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman