Und das alles dann für einen finalen Twist, der eher so mäh war. [/offtopic]
Ich mochte den Twist am Ende ja auch nicht

- aber darum geht es mir gar nicht. Dark ist eine Serie von einer Komplexität und Nischigkeit, die man früher einfach nicht gemacht hätte. Niemand hätte so viel Geld in eine deutsche (!) Serienproduktion mit so einem Thema gesteckt. Das wäre einfach nicht passiert. Das ist der Punkt, den ich meine - es gibt heute viel mehr und internationalere Serien als früher, nicht nur das 08/15 Gedöns aus den USA (und wenn man Glück hat, noch UK). Und nischigere und komplexere. Ich verstehe, wenn es dir nicht gefallen hat und das ist ja auch völlig "okay" - ich meine nur, es ist nicht alles flacher und standardisierter geworden. Das finde ich zumindest. Sondern eher viel tiefer, komplexer, mutiger, nischiger, diverser, weniger USA-lastig.
That said, ich kann in gewisser Weise nachvollziehen, was du vorher schreibst.
Ich habe Atypical gesehen und auch Sex Education, und fand beide großartig - während ich sie gesehen habe. Danach nicht mehr. Danach waren sie mir ziemlich egal. Bei beiden wurde in meinen Augen gezielt auf die Emotionsknöpfe der Zuschauer gedrückt, was durchaus davon zeugt, dass die Macher wissen, was sie tun. Sie haben beide liebenswerte Charaktere und schöne Aussagen. Aber irgendetwas stört mich, und vielleicht ist es wirklich dieses Hetzen zwischen spannungs- oder emotionsintensiven Szenen ohne Verschnaufpausen zwischendrin. Da viele das anders sehen, ist es aber vielleicht auch nur eine persönliche Präferenz. Und wenn mir dieser Trend nicht gefällt, habe ich eben einfach Pech gehabt. 
Mir geht es auch so, dass einige wenige Figuren aus meiner Kindheit / Jugend noch viel stärker nachwirken als heutige Figuren. Das sind bei mir vor allem Buchfiguren, Meggie aus Tintenherz, Sonea von Trudi Canavan zum Beispiel. Mit denen verbinde ich viel mehr Gefühle als mit den allermeisten anderen Held*innen, die ich heute lese. (Es gibt definitiv Ausnahmen, Elena aus Meine geniale Freundin - das Buch habe ich 2019 zum ersten Mal gelesen, aber sie ist so wahnsinnig komplex und lebendig und ich denke sehr oft an sie.) Ich für mich beziehe das nur eher darauf, dass ich als Kind und Jugendliche Bücher und Medien ganz anders rezipiert habe. Das liegt für mich nicht an den Geschichten selbst, sondern an mir. Ich habe mich verändert. Ich nehme Geschichten anders war. Ich kenne schon viel mehr Geschichten, natürlich sind die frühen Erlebnisse ganz anders als die, die ich heute habe. Wie gesagt, es gibt Ausnahmen. Es gibt immer noch Geschichten, die mich überraschen, umhauen können. Aber es passiert nicht mehr so oft und das finde ich natürlich auch schade.
Ich will übrigens damit nicht sagen, dass es bei dir auch so ist! Das ist nur, wie ich das für mich empfinde. Für dich kann es einfach so sein, dass die modernere Erzählweise nicht so funktioniert und das ist sehr schade, weil das "alte" wohl nicht mehr zurückkommt, höchstens etwas, das wieder neu und anderes ist. Geschichten sind einfach sehr persönlich und was für den einen funktioniert, klappt für den anderen überhaupt nicht.
Was du aber noch schreibst, dass du heutige Geschichten gehetzter und ohne Verschnaufpause empfindest, das geht mir tatsächlich gar nicht so. Ich habe das Gefühl, viele Sachen lassen sich teilweise sogar mehr Zeit, irgendwelche Sachen auszuerzählen. Und auch konkreter und mit mehr Geduld darauf hinzuarbeiten, eben weil man nicht mehr an die eine Folge pro Woche gebunden ist, sondern die Zuschauer*innen die ganze Serie so schnell hintereinander schauen können, wie sie wollen. Ich rewatche gerade die Netflix-Serie Baby, das ist eine italienische Teenie-Serie (aber sehr düster), die ich dank Netflix a) überhaupt in Deutschland schauen kann und b) sogar auf Italienisch. Und ich bin gerade ziemlich überrascht, wie langsam das erzählt wird. Das erste Mal habe ich sie ziemlich durchgesuchtet, aber nach drei Folgen ist praktisch immer noch nicht wirklich viel passiert. Die Figuren werden ganz langsam entwickelt und aufgebaut, die Szene wird so langsam sichtbar und nach drei Folgen wird zum ersten Mal angedeutet, wo das ganze hingeht (Hintergrund ist ein realer Prostitutionsskandal von Minderjährigen). Nach drei Folgen sind aber schon knapp drei Stunden rum. So viel Zeit hätte man sich in einer TV-Serie früher nie genommen, glaube ich. Oder in einem Film schon gar nicht.
Aaaber was wiederum zu deinem Empfinden passt, ist (wohl)
diese Folge von dem neuen Funk-Format So Many Tabs. Da geht es auch darum, wie Netflix Geschichten entwickelt - meinte mein Freund, ich hab es noch nicht gesehen

Letztendlich ist es wohl so wie mit allem, bei einigen funktioniert die Netflix-Weise halt ganz gut (bei mir, aber das heißt jetzt auch nicht, dass ich automatisch alles liebe, was die machen

) und bei anderen nicht. Aber ein allgemeines Abseichten, Abflachen, und Mainstreamen der Kulturindustrie sehe ich zumindest bei Serien nicht.
Und was Zit schrieb, gilt für mich auch: Ich will wirklich überhaupt gar nicht die Medien von früher zurück. So überhaupt nicht. Ich ertrage das nur noch extrem schlecht, wenn z.B. Frauen nicht mehr als die hübsche Dekoration für die Männer sein dürfen, da schalte ich mittlerweile auch einfach ab oder klappe das Buch zu, weil ich da total allergisch drauf geworden bin.